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The story we have been a part of...

ArMor/KatLey
von

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Chapter 2

So, meine Lieben! Next chapter. :)

Ich hoffe, das erste hat euch gefallen? Es basierte auf den tatsächlichen Ereignissen, die meine Freundin und ich an jenem 12. September in Pierrefonds mit den Süßen erleben durften. Zumindest dieses Vorbeigehen an uns Fans, das fand genauso statt. Alles andere ist, wie es sich hier auch gehört, Fanfiction ;).
 

Dieses Kapitel jetzt ist komplett Fiktion. Es ist schmerzvoll, so wie ich eben meist schreibe, wenn es um ArMor geht. Aber gut. Dieses Mal... im folgenden, letzten Chapter, wird es dann auf ein sonnigeres Ende hinauslaufen als sonst so bei mir. ;) Nun aber erstmal zu Morganas/Katies letztem Drehtag zu "Merlin".
 

Ich bin gespannt auf eure Meinung und freu mich immer sehr über aufrichtige Kommentare.
 

LG,

eure Morgaine
 

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Forest of Dean, Wales, GB, September 2012
 

“Lebe wohl, Morgana.“

Colins Miene war regungslos und vollkommen ohne Gefühl, während er diese Worte sprach. Wie machte er das nur? Wie schaffte er es, in diesen letzten Momenten so stark zu sein, sich so kontrollieren zu können? Dies war wahrhaftig Professionalität. Und das in so jungen Jahren…

Ich lag am Boden, direkt zu Colins Füßen. Die Gerüche des Forest of Dean, der Erde und der Farne, drangen mir überdeutlich in die Nase, ebenso wie ich das Flüstern und Raunen des Windes in den Zweigen der Bäume trotz all der gesprochenen Worte um mich herum hören konnte. Es würde das letzte Mal sein, dass ich es tat.

Blätter fielen permanent um uns herab. Es war Herbst. Keine Frage. Die Natur bereitete sich auf den Winter vor. Auf das Ende der Wärme. Auf die Kälte. Und ebenso tat es auch ich. Zumindest der Teil in mir, der nicht bereits fror, denn mir wurde langsam wirklich kalt. Ich lag bereits eine ganze Weile hier. Was meine eigene Schuld war. Und auch jetzt…

„Cut!“, rief der Regisseur, mittlerweile etwas ungehalten.

„Ms. McGrath, bitte. Versuchen Sie sich zu konzentrieren! Sie sollen ihn nicht ansehen, verstanden? Nicht ansehen!

Nein. Stattdessen sollte ich während ich, mein Charakter, starb stupide in die Wolken hinaufschauen, zu den Zweigen der uralten englischen Laubbäume, die uns überragten. Grundsätzlich ja kein schlechter Gedanke. Aber wie konnten sie… Wie konnten Capps und Murphy Bradley und mir diese letzte, allerletzte Szene verwehren? Ich verstand es nicht.´
 

Beim ersten Mal war es einfach nur ein Reflex gewesen. Nachdem Colin mich als Merlin mit Excalibur tödlich verwundet hatte, ich zu Boden gesunken war und meine letzten Atemzüge tat, war mein Blick wie selbstverständlich zu ihm hinübergeglitten. Zu Bradley. Meinem Arthur…
 

Und was ich in seinen Augen gesehen hatte…

Großer Gott…
 

Bradley James hatte leider das Pech, nicht ganz so begnadet zu sein wie es ein Colin Morgan war in Bezug auf seine schauspielerischen Fähigkeiten. Ebenso wie eigentlich beinahe jedes andere Mitglied des Casts, wohl bemerkt. Doch was ich damit sagen möchte ist, dass er, anders als beispielsweise Colin, vor wichtigen, emotionalen Szenen einige Zeit braucht, um sich darauf einzustimmen. Er hatte sich also vor diesem Take wirklich hingesetzt und sich ganz bewusst in eine solch melancholische, schmerzhafte und abgrundtief traurige Stimmung versetzt, Schritt für Schritt tiefer hinein sinken lassen in die Trauer, die Arthur Pendragon in jenen letzten Momenten seines Lebens umgaben. Ich hatte es gesehen - und ich bewunderte ihn beinahe dafür, denn am Set herrschte der reinste Trubel. Aber vielleicht ging es ihm ja so wie mir, die ich alles plötzlich mit solcher Deutlichkeit und Intensität wahrnahm, dass es beinahe schmerzte, der es nicht schwerfiel, sich in einen gewissen Zustand der Trauer und des Schmerzes zu versetzen, einfach weil ein Teil von uns wirklich so fühlen mochte angesichts des bevorstehenden Serienendes.

Jetzt lag Bradley als Arthur schwer verwundet neben mir, der Oberkörper leicht aufrecht an einen Stein gelehnt, und blickte mich an. Und seine Augen waren so voll von Trauer… einer so allumfassenden, alles verschlingenden Enttäuschung und Traurigkeit, dass es mir den Atem verschlug. Ich schaute ihn an und erwiderte diesen Blick aus seinen überschatteten, blauen Augen vollkommen fassungslos, traurig und verzweifelt. Es zog mir den Boden unter den Füßen weg. Warum tat er das? Wieso konnte er mit Blicken so viel mehr sagen als mit Worten? Und wieso taten diese unausgesprochenen Worte in jenem zeitlosen, kostbaren Moment nur so unglaublich weh?

Bradley atmete schwer, stoßweise. Es hatte Arthur sichtlich erschüttert, was soeben geschehen war – und Bradley war sehr glaubhaft in seiner Darstellung diesbezüglich.

Er brachte es fertig, dass ich in diesem Augenblick weniger Bradley in ihm sah, wie sonst meistens – es sei denn, er sprach vor seinen Rittern an der Tafelrunde, dann lebte er plötzlich wirklich, dieser sagenhafte König der Legenden, trotz dieses Eindrucks von Jugend, der bei Bradley immer offensichtlich war –, sondern den König der war und der sein würde. Jenen verlorenen Herrscher, der für alle doch nur das Beste wollte, der sich nichts so sehr gewünscht hatte wie Frieden. Und der all das zerstört vor sich sah durch den Menschen, der ihm einer der wichtigsten in seinem Leben gewesen war: Durch mich. Morgana.

Ich konnte jene tiefe Wunde, die Morgana Arthur zugefügt hatte wahrhaftig sehen in diesen endlosen Sekunden, in denen unsere Blicke sich trafen, sich festhielten, sich weigerten, einander loszulassen, in denen die Zeit stillzustehen schien für unsere Charaktere – und für uns selbst.

Und ich legte all meinen Schmerz, all meine Reue, die ich als Morgana empfinden mochte, in diesen einen Augenblick, versuchte dem Arthur, den ich niemals aufgehört hatte zu lieben, zu vermitteln, dass mein Hass sich auflöste angesichts der grausamen Erkenntnis, dass eigentlich nur mein Stolz zwischen uns gestanden hatte. Dass ich mir im Grunde nur etwas vorgemacht hatte all die Jahre hindurch. Denn hier waren sie nun, Arthur und Morgana: Einfach nur zwei Menschen, weder König, noch Hohepriesterin des alten Glaubens, sondern einfach nur zwei schwer verwundete Menschen, deren Wege sich irgendwann vor langer Zeit einmal mutwillig trennten und die ihren eigenen Untergang im Grunde selbst herbeigeführt hatten, aus Blindheit, aus Angst, aus Starrsinnigkeit, wegen einer Verkettung unglücklicher Umstände und Missverständnisse. Einfach nur zwei Menschen, die sich hätten nah sein können, es aber niemals erreicht hatten die Grenzen der Etikette und des überhaupt Vorstellbaren zu überschreiten. Welch ein bitterer, welch ein unendlich trauriger Gedanke.

Ich erschrak beinahe selbst vor der Intensität meiner Gefühle in jenem Moment. Doch ich fand ein Echo meiner Emotionen in den dunkelblauen Tiefen seines Blickes wieder. Vielleicht mochte er ahnen, was in mir vorging. Vielleicht… berührte ihn jedoch auch tatsächlich, was hier gerade im Begriff war zu enden. Möglicherweise erkannte er hier, in diesem Augenblick, schlussendlich doch die ganze Tragweite dessen, was Arthur und Morgana hätte ausmachen können. Und trauerte darum. Ja, vielleicht trauerte er genauso wie ich…
 

Das „Cut!“ des Regisseurs holte uns jedes Mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, signalisierte mir, dass wir nicht allein waren, dass das, was wir hier taten, keinesfalls Realität war, sondern lediglich ein Job. Auch das, was wir vorgaben zu fühlen, war nicht wirklich. Doch hier war der Knackpunkt: Für mich war es Realität. Natürlich nicht solche Dinge wie Magie oder Drachen. Doch ich fühlte all das, was Morgana durchlitt, wirklich und am eigenen Leib, war so sehr eins mit ihr, diesem missverstandenen, einsamen, verbitterten, völlig in ihren Irrglauben verrannten Geschöpf, mit dieser wunderschönen gefallenen Prinzessin, dass ich zumindest in jenen Momenten wenn die Klappe fiel kaum noch einen Unterschied zwischen ihr und mir feststellen konnte.

Ich hasste und liebte. Ich wusste, dass beides zugleich sehr wohl möglich war. Vielleicht nicht in der Intensität, wie es eine Morgana Pendragon fühlen mochte, doch ich erahnte es. Jeden verdammten Tag wenn er mir so nah und doch so fern gewesen war in den letzten Jahren. Jedes Mal wenn er mich anlächelte – und den Arm um eine andere Frau legte. Jedes Mal wenn er mit Colin, mit einfach jedem anderen, lachte… und nicht mit mir. Wie engstirnig. Wie kleingeistig. Wie jämmerlich. Und doch so wahr. Gut, dass niemand in mich hinein sehen konnte. Gut, dass niemand wusste, wie viel von der Verbitterung einer Morgana in mir selbst verankert war.
 

Doch all das… würde heute enden.

Ich würde Morgana loslassen. Vielleicht… war das auch nicht das Schlechteste. Wahrhaftig nicht. Und doch würde ich ihr immer dankbar sein. Denn sie hatte mich ihm näher gebracht. So nah, wie wir uns eben sein durften innerhalb der Produktion. So nah, wie wir es selbst zuließen. Denn bei aller Verbitterung gegenüber Bradley, war doch mein Selbsthass beinahe noch größer. Denn wie Morgana war auch ich an meiner eigenen Misere schuld. Wenn ich doch nur den Mund aufgemacht hätte, als es noch nicht zu spät war. Als er noch frei gewesen war.

Jetzt… würde alles enden. Morgana. Arthur. Merlin, die Serie. Alles endete. Und vielleicht auch das, was wir hatten, dieses Wenige, das mir dennoch lieb und teuer geworden war über die Zeit.
 

Nach jenem ersten Blick fiel es mir schwer, nicht jedes Mal wieder an derselben Stelle zu Bradley hinüberzusehen. Ich wusste sehr wohl, dass er seinerseits mich ansah, niemand anderen sah im Moment von Morganas Tod. So sollte es ja auch sein, laut Drehbuch. Doch es war mir beinahe unerträglich, diesen Blick nicht mehr erwidern zu dürfen, bloß weil es Johnny Capps und Julian Murphy so wollten. Es war unlogisch. Einfach nur ungerecht. Wenn man bedachte, wie die Rollen aufgebaut worden waren vor fünf Jahren, dann wäre ein kleiner Blick, ein Austausch von tiefen, ehrlichen Emotionen, einfach nur fair gewesen am Schluss. Aber nein… Morgana starb mit leerem Blick und eiskalter Miene zu Füßen des Mannes, den sie einst ihren einzigen, wahren Freund genannt hatte, und an der Seite des Menschen, der einmal alles für sie gewesen war, bedachte man ihre Sorge um Arthur in der ersten Season, ihre Blicke, ihre Worte… All das, was sie uns genommen hatten.
 

Immer wieder drehten wir dieselbe Szene. Emotional waren wir bereits vollkommen am Ende. Ich sah es sowohl in Colins Augen, als auch in Bradleys Blick. Mittlerweile hatte sich die Stimmung der Szene auf unser aller Gemüt ausgewirkt. Wir waren so traurig, so niedergeschlagen, wie es auch unsere Alter Egos waren in jenen Momenten. Das Ende nahte. Unwiderruflich. Und es tat weh. Oh Gott, tat das weh…
 

Colin stand falsch zur Kamera. Noch einmal das Ganze. Ich verdrehte innerlich die Augen, sehnte mich nach Hugo, meiner Wärmflasche, die drüben auf meinem Regiestuhl lag. Wahrscheinlich war aber auch sie mittlerweile kalt geworden. Wie lange drehten wir hier schon? Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Ich vermeinte sogar schon die ersten Anzeichen der frühen Dämmerung heraufziehen zu sehen. Der Abend war nicht mehr fern. Und mit ihm der Untergang meiner persönlichen Sonne, dieses Lichts, das ich genauso gehen lassen, genauso loslassen musste, wie ich alles hier loslassen musste. Dieser Gedanke lähmte mich beinahe, machte mir das Atmen schwer. Und während um mich her geschäftig die Kameraleute, die Stylisten und die Helfer hin und herliefen lag ich nur da, am Boden, den Unterarm über die Augen gelegt in der Hoffnung, dass niemand mitbekam, wie sehr mich das alles bewegte, wie unendlich traurig mich das alles machte.
 

„Katie…“

Ich reagierte nicht. Wenn er mich jetzt ansprach, konnte ich für gar nichts garantieren.

„Katie… Wir schaffen das. Nicht mehr lange.“

Seine Stimme war leise, klang ein wenig besorgt.

Ein erstickter Laut kam über meine bleich geschminkten Lippen. Eine Art ironisches Lachen. Doch es misslang kläglich.

Und dann war auch schon der Regisseur wieder da, gab Anweisungen, machte sich bereit für die Szene. Ebenso wie wir es mussten.

Und wieder… Wieder konnte ich es einmal mehr nicht verhindern, dass…

CUT!

Ich ließ die Tirade des Regisseurs über mich ergehen, hörte gar nicht hin, während mein Blick mit dem seinen verschmolz. Erneut. Und so viel intensiver noch als vormals. Shit… Eine einzelne Träne rann schräg meine Wange hinunter, verfing sich in den dunklen Wirren meines Haares. Und Bradleys Lippen bebten. Ob vor Kälte oder wegen all der überbordenden Emotionen… Ich konnte es nicht sagen. Alles was ich wusste war, dass er irgendetwas in Bezug auf mich fühlte. Und zwar derartig intensiv und allumfassend, dass es mir die Kehle zuschnürte. Wie war das nur möglich? War das gespielt? Nein… Ich hatte ihn noch nie zuvor so gesehen…
 

Und dann, während um uns her das Licht anders arrangiert, die Nase von Colin gepudert und die Kamera neu eingestellt wurde, tat ich etwas vollkommen Verrücktes. Etwas, das ich im Nachhinein einfach nur auf meine brach liegende, emotional grenzwertige Verfassung schieben konnte. Doch ich musste es tun. Ganz gleich, wer zuschaute. Ganz gleich, was die anderen denken mochten. Ich hatte das Gefühl, ganz konkret und in diesem Augenblick, Morganas letztem, in einem Strudel aus Gefühlen, in einem schwarzen, saugenden Abgrund der Traurigkeit und Verlustangst zu verschwinden, hilflos unterzugehen, mich einfach aufzulösen, als hätte es mich nie gegeben, wenn ich das nicht tat. Wenn ich nicht einen Anker in der Realität fand, der mich hielt. Und das war er. Es konnte nur er sein. Zumindest für mich. Und genau jetzt.

Ich streckte den Arm aus.

Und seine Hand fand augenblicklich die meine. Als habe er nur darauf gewartet…
 

Es gab überhaupt gar keinen Zweifel, dass das hier und jetzt genau das war, was mich rettete. Vielleicht… war es auch ein Stück weit umgekehrt so. Denn sein Blick flackerte leicht. Ich sah das Mitgefühl, die Trauer in seinem Blick, zwar forciert durch seine Anstrengungen, sich für die Szene vorzubereiten, jedoch auch ein ganzes Stück weit spontan und aus seinem inneren Selbst kommend. Ich sah es. Ich fühlte es.

Und seine Hand lag eiskalt in der meinen, als er sie sanft drückte, als seine Lippen sich lautlos bewegten, während die Zeit sich zu verlangsamen schien und um uns herum dennoch alles seinen gewohnten, geschäftigen Gang lief, als er mir versuchte Mut zu machen, wo es einfach keinen mehr zu geben schien. Und er versuchte sogar sein schräges Lächeln zu zeigen, das ich so sehr liebte. Doch er scheiterte kläglich.
 

Bradley James, meine Sonne, mein Strahlen und meine Zuversicht so gebrochen, so müde und so traurig greifbar vor mir zu sehen, immer noch darum bemüht, seine Fassade aus kaum vorhandener und auch nicht wirklich notwendiger Professionalität aufrecht zu erhalten, immer noch darum ringend, dass seine Emotionen nicht allzu offensichtlich zu Tage traten vor aller Augen, und daran hilflos scheiternd… war zu viel für mich. Es brach mir das Herz.

Und wenn das jetzt schon so war… wie sollte es dann erst bei seinen letzten Szenen mit Colin werden? Wie würde ich es ertragen das zu sehen?

Ich verdrängte diesen Gedanken.
 

Ich fiel. Und doch wieder nicht.

Ich zerbrach. Und doch auch nicht.

Denn er hielt meine Hand. Und auch wenn ich ihn in diesem Moment sah, wirklich und vielleicht zum ersten Mal richtig sah, seine Schwächen erkannte, seine Gefühle spürte, als wären sie meine eigenen, so konnte ich aus dieser kleinen Geste doch und gerade die nötige Kraft schöpfen, um die Szene nun endgültig hinter mich zu bringen.

Er war mein Licht. Er war meine Sonne. Ihn fallen zu sehen… machte ihn nur menschlicher. Brachte ihn mir nur noch näher. Denn ich fühlte wie er. Und ich liebte ihn, liebte ihn so unfassbar, dass es weh tat.

War ich es nun, die ihn mit dieser Geste tröstete? Oder umgekehrt? Es war auch gleich. Wenn mir dieser Augenblick nur niemals wieder verloren gehen möge. Ich nahm ihn in mich auf, wenn er auch nur Sekunden währte und wir hinterher auch nie mehr darüber sprachen, ich nahm ihn tief in mich auf und schloss ihn ein in meinem Herzen. Denn er war so wichtig, so unendlich kostbar für mich.
 

Ganz gleich, wie diese Geste, all die Emotionen in seinem Blick nun wirklich zu deuten sein mochten, ob sie sich nur auf diesen Moment, meinen Charakter, oder mich persönlich, Katie McGrath, bezogen – dieser Augenblick gehörte nur uns. Diesen Moment konnte uns niemand mehr nehmen.

Ich wünschte, Morgana hätte ebenfalls einen solchen Moment ihr eigen nennen dürfen.
 

Auch wenn es für mich länger erschien, so dauerte es in Wirklichkeit doch weniger als eine Minute. Seine Hand drückte erneut die meine, dann ließ er mich los und unsere Finger verloren einander, denn der Regisseur bat erneut um Konzentration. Niemand schien es gesehen zu haben. Niemanden schien es zu kümmern. Und ich fühlte mich seltsamerweise ein ganzes Stück einsamer als zuvor, regelrecht leer – aber auch still, ruhig und beinahe abwartend.

Die Szene begann. Und dieses Mal machten wir alles richtig. Dieses Mal… konnte ich das Ende nicht noch länger hinauszögern.

Es war vorbei.

Und wenn ich geglaubt hatte, dass mich emotional nichts mehr erschüttern konnte im Zusammenhang mit dieser Produktion, so sollte ich mich im Folgenden bitter getäuscht sehen…
 

~~~
 

Das war’s.

Dies war meine letzte Szene gewesen und definitiv auch die letzte, die ich mit ihm gemeinsam hatte. Alles in mir zog sich schmerzhaft zusammen und für einen Moment vergaß ich sogar zu atmen, so weh tat das plötzlich. Vorbei war die innere Ruhe und Stille von zuvor. Mein Herz schrie auf – und niemand hörte zu. Wir hatten so lange Zeit gehabt uns auf diesen Moment vorzubereiten. Und doch gab es nichts, was mich auf meine Gefühle hätte vorbereiten können in jenem Augenblick, als für mich, Katie McGrath als Morgana, die letzte Klappe fiel.

Es tat weh. Unendlich weh. Mehr als es das sollte. Aber das war bei mir immer schon so gewesen. Wie hatte Colin es einmal so treffend ausgedrückt? „Ich denke, sie fühlt so viel mehr als wir alle zusammen.“ Wieso kannte mich dieser junge Mann nur so verdammt gut?

Ich blickte hinüber zu Bradley, wie er dort lag in seiner Rüstung, die er nun fünf lange Staffeln am Leib getragen hatte und die ihm verständlicherweise zuwider geworden war, und für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich erneut unsere Blicke über das Chaos hinweg, das hier am Set herrschte, und alles in mir kam zum Stillstand, alles hielt inne und schaute einmal mehr ungläubig, staunte. Nein, ich hatte die Intensität seiner Blicke während der Szene ja vielleicht wirklich noch seiner gesamten emotionalen Verfassung aufgrund des Drehs zuschreiben können, aufgrund der Handlung, die es ihm vorgab so zu fühlen, so zu agieren. Doch nicht diesen Blick jetzt, als alles bereits abgedreht war, als wir uns erhoben und die Kameras ausgeschaltet wurden. Er war nicht weniger intensiv und vor allem nicht weniger mitfühlend, traurig und tief als jener, den er mit mir getauscht hatte, als wir nebeneinander am Boden lagen. Und das ganz ohne Regieanweisung… Dieser Blick galt mir. Katie McGrath. Und ich spürte, wie mein Atem aus dem Takt kam. Das war doch einfach nur unmöglich. Das konnte nicht sein. Ich bildete mir all das bestimmt nur ein. Ganz sicher. Ich musste so denken. Denn Hoffnung würde mich nur verletzlich machen. Und es gab Wunden, die konnte ich nicht überleben, wenn sie mir zugefügt werden sollten…

Nein.

NEIN!

Ich durfte nicht hoffen!

Aber jeder meiner plötzlich überlauten Herzschläge sagte mir etwas anderes. Jede Sekunde, die ich seinem Blick länger standhielt, ließ meine Fassade wanken, meine Selbstbeherrschung schwinden. Und das machte mir Angst. Große Angst.

Nichtsdestotrotz reagierte auch mein Körper auf diesen Blick: Wie immer wenn ich direkt in seine dunkelblauen Augen, in Bradleys, nicht in Arthurs Augen, sah, schien mich eine innere Spannung zu erfassen, ein beinahe elektrisierendes Kribbeln, das meine Wirbelsäule hinauf und hinunterlief und sich dann gierig in meine Eingeweide fraß. Mein Körper, dieser Verräter...

Das war nicht immer so gewesen. Ich hatte nicht von Anfang an so auf ihn reagiert, nein. Doch ich konnte rückblickend auch schon längst nicht mehr ausmachen, seit wann es so war.

Letzten Endes war das auch gleich. Alles war gleich.

Denn es war vorbei.

Endgültig.

Für mich war es das jetzt schon. Für ihn in wenigen Stunden.

Und dann…

Ich versuchte seinen Blick zu erwidern, ihm weiterhin standzuhalten. Mit diesem starken, lässigen Blick einer Katie McGrath, die ich nun einmal für alle auch war. Doch ich schaffte es nicht. Nicht dieses Mal. Ihn noch länger anzusehen, jetzt und hier, würde mich hoffend, sehnsüchtig und vollkommen hilflos und weinend zurücklassen. Und das wollte ich nicht, auf gar keinen Fall. Ich schaute abrupt zu Boden, unterbrach beinahe brutal unseren Augenkontakt, tat so, als würde ich meine Korsage unter dem schwarzen Kleid richten. Dann griff ich nach Hugo und presste ihn an mich in der Hoffnung, dadurch ein wenig Trost zu finden, doch das war nur Illusion.

Den Blick nach wie vor auf mich gerichtet versuchte er nun schwerfällig sich zu erheben, wie ich aus dem Augenwinkel beobachtete. Ich wusste, dass er eine ganze Weile dazu brauchen würde, da die schwere Rüstung ihn behinderte.

Ich musste hier weg. Ich hatte ursprünglich vorgehabt, bei seinen und Colins letzten Szenen dabei zu sein. Doch ich fühlte sehr gut, dass ich nicht dazu in der Lage sein würde ohne diese jahrelang sorgsam aufgebaute Fassade von mir bröckeln zu sehen. Dasselbe galt für irgendwelche kameradschaftlichen, gut und tröstlich gemeinten Worte, die Mr. James möglicherweise an mich zu richten gedachte, als er mich nun hier so vollkommen aufgelöst und aufgewühlt stehen sah.

Also verließ ich beinahe fluchtartig das Set, den Ort, an dem meine Rolle soeben den Tod gefunden hatte. Und während ich durch den dunkelnden Forest of Dean lief begannen die Tränen zu fließen. Heiß strömten sie meine Wangen hinunter. Es war mir gleich, denn jetzt war nicht mehr wichtig, ob mein Make-up saß oder wer mich weinen sah, nicht mehr wichtig, ob er mich so sah, jetzt nicht mehr, denn er hatte mich bereits während meines seelischen Tiefpunktes gesehen... Ein Grund mehr zu fliehen. Wie schwach ich doch auf ihn gewirkt haben musste. Wie unendlich schwach…

Ich lief davon. Ich lief fort vor dem, was mein Herz am meisten begehrte. Denn ich wusste, würde ich zurückschauen wurde es nur noch tiefer verletzt werden, als es das jetzt schon war. Ich lief davon und glaubte seinen Blick noch lange in meinem Rücken spüren zu können.
 


 

I thought I saw a man brought to life

He was warm, he came around

like he was dignified

He showed me what it was to cry

He don't seem to know, seem to care

what a heart is for

That's what's going on

Nothing's fine I'm torn

So I guess the fortune teller's right

I should have seen just what was there

and not some holy light

To crawl beneath my veins and now

I'm all out of faith

This is how I feel

I'm cold and I am shamed lying naked on the floor

Illusion never changed

into something real

I'm wide awake and I can see the perfect sky is torn

You're a little late

I'm already torn

I'm already torn

torn…

~~oOo~~
 


 

Songtext by Natalie Imbruglia "Torn"



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  wigge
2013-04-04T20:35:31+00:00 04.04.2013 22:35
Das ist ein tolles 2 Kapitel. Ich kann sie richtig verstehen das sie fertig ist. Ich bin ja mal gespannte wie es weiter geht zwischen den beiden. Ich hoffe er merkt das sie ihn liebt. LG Sarah
Antwort von:  MorgainePendragon
14.04.2013 20:42
Vielen Dank für's Lesen und für deinen lieben Kommentar! Freut mich wirklich sehr! :D


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