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Opfer für Camelot

von

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Kapitel 1

Arthur las ein drittes Mal über den Brief, der ihm von Sir Leon übergeben worden war. Heute Morgen war dieser hektisch in seinen Gemächern aufgetaucht und hatte ihn in den Ratssaal gerufen – aufgrund einer dringenden Situation. 

Nun saß der König mit seinen Rittern an der Tafelrunde und Arthur konnte den Worten seiner Feindin immer noch keinen Sinn entnehmen, ganz gleich, wie oft er auch auf den Brief starrte. Zum Einen war es mehr als seltsam, dass sich seine Schwester auf diese Art meldete und zum Anderen waren ihre Forderungen total unvorstellbar. Morgana glaubte doch nicht ernsthaft, dass Arthur darauf eingehen würde?

Innerlich vor Wut schäumend, reichte er das Pergament an Sir Leon weiter. Sie hatten schon länger nichts von der Hexe gehört und dann kam so etwas. Für Arthur kam es nicht in den Sinn, auf Morganas Worte zu hören, ganz gleich, was sie androhen mochte. Camelot hatte es schon zweimal geschafft, sie aus dem Schloss zu vertreiben, es würde ihnen auch ein drittes Mal gelingen. Früher oder später hatte Arthur sowieso damit gerechnet, dass Morgana wieder angreifen würde, so kam es nicht ganz so überraschend. Die Forderung allerdings war beunruhigend.

Anscheinend sah dies auch sein ältester Ritter so. „Sire?“, fragte er vorsichtig nach. Wie es schien wollte er wissen, was sie nun tun würden.

Arthur war dankbar, dass er nichts von dem Inhalt direkt ansprach. Schwer seufzte der König und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er versuchte äußerlich so ruhig wie möglich zu bleiben, um den Anwesenden nicht unnötig Sorgen zu bereiten, aber wenn Arthur ehrlich war, nahm ihn der Brief mehr mit, als er je zugeben würde. Erstens gefiel ihm nicht der Gedanke, was diese Nachricht für Konsequenzen haben könnte. Nicht nur der Angriff von Morgana war eine mögliche Zukunft, sondern etwas, was Arthur wohl noch mehr zerstören konnte.

„Merlin?“, wandte er sich an seinen Diener. Dieser stand direkt hinter ihm und trat nun einen Schritt näher. „Ich möchte, dass du mir einige Karten aus der Bücherei bringst.“ Schnell zählte der König auf, was er brauchen würde. 

Es waren einige, fast schon zu viele, sodass sich Merlin etwas wunderte, aber vielleicht wollte Arthur auch nur mehrere Möglichkeiten durchgehen. Einen Blick auf den Brief hatte er nicht erhaschen können und so war er noch unwissend über den Inhalt. Zur Abwechslung blieb Merlin einmal ernst und deutete eine kleine Verbeugung an. Er spürte, dass Arthur der Brief durcheinander gebracht hatte und wollte es nicht noch schlimmer machen. Natürlich würde er sich beeilen, damit er so viel wie möglich über die Entscheidungen in diesem Raum mitbekommen konnte.

Kaum war Merlin aus dem Raum verschwunden, wandte sich Arthur an seine Ritter und die Ratsmitglieder, die alle am Tisch saßen. Nacheinander warf er jedem einzelnen einen Blick zu. 

„Diese Nachricht ist in der Tat von Morgana“, bestätigte er die Vermutung von einigen an diesem Tisch. Arthur war es nämlich nicht gegangen, dass einige miteinander geflüstert hatten, als er vorhin den großen Saal betreten hatte. 

Er konnte es ihnen nicht verübeln. Alleine schon die Vorstellung, dass Morgana hinter dieser neuen Ankündigung stecken konnte, war mehr als beunruhigend. Und nun war es tatsächlich. Sofort merkte er, wie alle noch aufmerksamer waren. Jedes Auge im Raum war auf den König gerichtet, in stummer Erwartung auf seine nächsten Worte. „Und die nächsten Entscheidungen werden niemanden außerhalb dieses Raumes weitergegeben, vor allen Dingen nicht Merlin.“ Sein Ton war streng und duldete keine Widerworte.

Alle Anwesenden nickten wie selbstverständlich, obwohl sich die engsten Ritter direkt fragten, wieso sie Merlin nichts erzählen sollten. Percival und Gwaine warfen sich einen verwirrten Blick zu. 

Eigentlich wusste Merlin alles, was Arthur betraf und so war es mehr als merkwürdig. In den letzten Jahren war Merlin selten von Arthurs Seite gewichen, ganz gleich, wie geheim die Mission auch sein mochte. Der junge Mann war wohl einer der wenigen in Camelot, die wirklich alles wussten.

Leon jedoch schaute besorgt auf das Papier, was er in den Händen hielt und konnte seinem König nur zustimmen. Wenn Merlin davon erfahren würde, würde er sicherlich etwas Dummes anstellen, da war sich der Ritter sicher.

Nach dem Einverständnis erzählte Arthur, was Morgana ihnen in dem Brief mitgeteilt hatte, berichtete ihnen von ihrer Forderung und den Konsequenzen, sollten sie dem nicht nachkommen. „Sie bietet uns einen Waffenstillstand an“, fing er an zu erzählen. Diese Worte klangen so hoffnungsvoll und bei Arthur hatte sich ein wohliges Gefühl breit gemacht, als er den Einleitungssatz gelesen hatte. Aber direkt darauf war ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Wenn er nicht auf seinem Stuhl gesessen hätte, wäre er sicherlich nicht in der Lage gewesen, aufrecht stehen zu bleiben. „Allerdings fordert sie eine Kleinigkeit.“ Nun kam der bittere Teil, den Arthur sich nicht einmal auszusprechen traute. 

War es wirklich klug, allen Anwesenden davon zu berichten? Wäre es nicht klüger, es vielleicht nur mit seinen vertrautesten Rittern zu besprechen? Innerlich schüttelte Arthur den Kopf. Diese Sache würde ganz Camelot betreffen und da blieb Arthur keine andere Wahl. 

„Sie verlangt, dass wir ihr innerhalb von fünf Tagen Merlin ausliefern, ansonsten wird sie Camelot mit ihrer Armee angreifen.“ 

Die Reaktion im Saal war kaum zu übersehen. Gemurmel fing direkt an, zwar leise, aber störend, wie der König empfand. Einige wunderten sich wohl, was diese unsinnige Forderung in erster Linie sollte, genau wie es Arthur ging, aber vielleicht überlegten auch einige, was Arthur nun tun würde und dieser Gedanke beunruhigte Arthur ein wenig. Er wusste ganz genau, was er tun würde, aber er war sich nicht sicher, ob jeder in diesem Raum mit seiner Entscheidung zufrieden sein würde. Uther hätte sich vermutlich im Grab herum gedreht. 

Für seinen Vater war Camelot immer an erster Stelle gekommen und Arthur wusste, dass es ihm eigentlich auch so gehen sollte, aber in diesem Fall konnte er sich dazu einfach nicht durchringen.

Gwaine war der Erste, der das Wort ergriff: „Was gedenkt Ihr zu tun, Mylord?“ Der Ritter war sichtlich angespannt, was für ihn ungewöhnlich war. Es gab selten Situationen, wo er wirklich ernst blieb. Außerdem überraschte es Arthur, dass er trotzdem so ruhig blieb. Ihm war bewusst, wie gute Freunde Merlin und er waren. Eigentlich hatte er eine etwas heftigere Reaktion erwartet, aber vielleicht hatte Gwaine diese Nachricht genauso sehr geschockt wie Arthur selber.

„Es kommt nicht in Frage, dass wir ihrer Forderung nachkommen. Ich bin überzeugt, selbst wenn wir es tun würden, dass sie trotzdem angreifen würde.“ Es klang einfach nicht nach Morgana, dass sie den Thron aufgab, wenn sie diese Kleinigkeit bekam. Und was wollte sie mit Merlin eigentlich? Für Arthur machte es immer noch keinen Sinn. Es würde keinen Unterschied machen, zumindest keinen Großen. Nicht für Camelot.

Gwaine nickte. Falls Arthur etwas Anderes gesagt hätte, dann hätte er wohl seine höflichen Manieren kurz vergessen.

„Das heißt, wir müssen uns auf Krieg einstellen“, sagte der König ernst und sah seine Vertrauten traurig an. Arthur würde gerne einen anderen Weg wählen, aber ihm fiel beim besten Willen keiner ein. Mir Morgana konnte man weder reden, noch eine andere Lösung finden. Sie war von ihrer Rache getrieben und würde erst stoppen, wenn er tot war und sie auf dem Thron von Camelot saß.

In dem Moment kam Merlin wieder herein, mehrere Schriftrollen in der Hand, die er vor Arthur auf den Tisch legte. Im ersten Augenblick merkte der Diener gar nicht, dass ihn fast jeder in diesem Raum ansah. Als er es realisierte, fühlte er sich direkt unwohl und fragte sich, was das eigenartige Verhalten zu bedeuten hatte, hakte es aber schnell ab. Wie üblich nahm er wieder den Platz hinter seinem König ein, als dieser das Wort ergriff: „Die Ställe müssen noch gesäubert werden, Merlin.“

„Jetzt?“, konnte sich der Angesprochene die Frage nicht verkneifen. Er war erstaunt, dass Arthur ihm diese Aufgabe genau jetzt geben wollte. Normalerweise war Merlin bei allen Besprechungen dabei und es störte Arthur nicht im Geringsten, was er für Geheimnisse von Camelot erfuhr, da er ganz genau wusste, dass man Merlin trauen konnte.

„Ja, jetzt!“

Der strenge Ton in der Stimme von Arthur ließ den Diener kaum merklich zusammen zucken. „Denkt Ihr nicht, dass ich vielleicht behilflich sein könnte?“ Merlin hatte öfters gute Einfälle, das hatte sogar schon Arthur zugegeben. Er war nicht so dumm, wie er manchmal vielleicht rüber kommen sollte.

Aber Arthur schüttelte entschieden den Kopf. „Dies sind strategische Besprechungen, Merlin. Du bist nur ein Diener. Also solltest du auch das tun, was Diener normalerweise tun. Einmal zumindest.“ Eigentlich hatte Arthur nicht so ausfallend werden wollen, aber er machte sich einfach Sorgen. Ihm gingen immer wieder die gleichen Fragen durch den Kopf.

Erstens, was wollte Morgana mit Merlin überhaupt? Und zweitens, die vielleicht noch schlimmere Frage: Was würde Merlin tun, wenn er von dem Inhalt des Briefes erfahren würde. 

Er kannte seinen Diener mittlerweile sehr gut und er hatte in mehreren Situationen bewiesen, dass er durchaus dazu bereit war, sich für Arthur zu opfern. Der König zweifelte keine Sekunde daran, dass Merlin nicht einmal einen zweiten Gedanken daran verschwenden würde, wenn nun das Schicksal von ganz Camelot auf dem Spiel stand.

Die Worte waren vielleicht hart gewesen, aber so konnte sich Arthur wenigstens sicher sein, dass Merlin wirklich den Raum verließ und nie etwas von Morganas Forderung erfahren würde. Somit wäre Merlin sicher.

„Wie Ihr wünscht, Sire!“ Es war kaum zu übersehen, dass Merlin verletzt und wütend war, als er den Raum erneut verließ. Er machte keine Anstalten, dies zu verbergen.

Arthur sah ihn schuldbewusst hinterher. So wenig ihm der Gedanke gefiel, Camelot vielleicht in Gefahr zu bringen, konnte er es noch weniger riskieren, dass Merlin etwas zustieß. Sein Herz wusste, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, aber sein Verstand versuchte ihm Schuldgefühle einzuhämmern. 

War es wirklich weise, was er tat? Würden Andere in diesem Raum vielleicht eine andere Entscheidung treffen und trauten sich nur nicht zu widersprechen, da er der König war?

Bevor er zu tief in seine Gedanken versinken konnte, holte ihn ein sanfter Händedruck daraus hervor. Lächelnd sah er zu seiner Frau, die direkt neben ihm saß. Sie wusste immer, wann er Unterstützung brauchte und was ausreichte, um ihn zu beruhigen. Auch ihr Blick drückte Besorgnis aus, aber gleichzeitig gab sie Arthur wieder die Stärke, die er brauchte. Solange Guinevere auf seiner Seite stand, konnte es ihm gleich sein, wenn jemand Anderer vielleicht anders dachte. Nun konnte er einen klaren Gedanken fassen. „Ich schlage vor, dass wir die Informationen aus dem Brief zu unserem Vorteil nutzen. Wir werden Morgana eine Falle stellen.“

Da sie einen Ort genannt hatte, wo sie Merlin hinschicken sollten, wussten sie, wo sie sich in nächster Zeit aufhalten würde oder zumindest ein Verbündeter von ihr. Nun müssten sie sich nur einen guten Plan zurecht legen, sodass das Problem Morgana für immer und ewig der Vergangenheit angehören würde.

Arthur würde nicht zulassen, dass Morgana Camelot noch länger mit ihrer Rache drohte und erst Recht nicht würde er zulassen, dass sie seinem Diener zu nahe kam. 

Kapitel 2

Die Pferde um Merlin herum tänzelten auf der Stelle hin und her, unruhig wegen dem Verhalten von Merlin. Dieser jedoch nahm es gar nicht wahr, dass seine schlechte Laune sich auf die Tiere übertrug, so tief wie er in seinen Gedanken versunken war.

Er verstand Arthur einfach nicht. Noch nie – nie! – hatte er ihn während einer Sitzung aus dem Saal entlassen, zumindest nicht in den letzten Jahren. Es war so offensichtlich, dass Arthur ihn nicht dabei haben wollte, weswegen sich Merlin schon fragte, wieso der König es nicht einfach direkt gesagt hatte, anstatt ihn zu schicken, die Ställe auszumisten.

Nein, stattdessen hatte er Merlin dumm dastehen lassen. Der kleine Diener, der versuchte zu helfen, obwohl es seine Grenzen überschritt. Arthur hatte gerade deutlich gezeigt, wo er Merlins Platz sah. Nur ein Diener! Mehr war Merlin nicht für seinen König.

Als Merlin dieses Gefühl erneut durchflutete, die Erkenntnis darüber, was Arthur dachte, stach er wütend auf das Stroh ein. Der Rechen blieb in dem großen Haufen stecken und der junge Mann taumelte ein paar Schritte zurück.

Normalerweise hätte Merlin diese paar Sätze nicht so mitgenommen. Natürlich hätten sie geschmerzt, das tat es jedes Mal, wenn Arthur ihn als einen einfachen Diener titulierte. Immerhin war der König so viel mehr für Merlin. Er war ein Freund. Der junge Zauberer würde sogar so weit gehen, ihn als seinen besten Freund zu bezeichnen.

Nach all den gemeinsamen Abenteuern hatte er Arthur in sein Herz geschlossen und es war nicht nur sein Schicksal, dass ihn immer wieder erneut dazu aufforderte, Arthurs Leben zu retten. Merlin würde für ihn sterben, wenn es nötig war, so verletzte ihn das Verhalten seines Freundes nur noch mehr. Merlin würde alles für ihn tun und Arthur war noch nicht einmal bereit, seine Sorgen mit ihm zu teilen.

Es war etwas in diesem Raum vorgegangen, das hatte man deutlich spüren können. Die vielen Augen, die sich direkt auf ihn gerichtet hatten, als er den Saal wieder betreten hatten. Zuerst hatte Merlin es einfach nur merkwürdig gefunden, hatte aber nicht länger darüber nachgedacht. Nun, da er genügend Zeit dazu hatte, die Szene immer und immer wieder vor seinen Augen abzuspielen, wurde diese Reaktion immer eigenartiger, je öfter er überlegte, was sie zu bedeuten hatte.

Merlin konnte nur raten, was in dem Brief stand, von wem er kam und was sie in seiner Abwesenheit besprochen hatten. Was für Merlin aber mittlerweile klar war, war die Tatsache, dass Merlins Anwesenheit dort nicht gewünscht war, vielleicht sogar nicht in erster Linie von Arthur, sondern womöglich auch von den anderen Mitgliedern des Rates. Wie sie ihn angesehen hatte, keiner, der sich gewagt hatte, das Wort an ihn zu richten. Nicht einmal Gwen war dazwischen gegangen, als Arthur ihn so behandelt hatte. In ähnlichen Situationen hatte sie meist etwas gesagt.

Merlin war bei der Besprechung also wirklich nicht erwünscht gewesen. Das ließ aber nur zwei Möglichkeiten zu, weshalb Arthur so gehandelt hatte. Entweder vertraute er Merlin nicht genug, um ihn in diese geheime Angelegenheit einzuweihen oder er hatte sich überzeugen lassen, dass Merlin als einfacher Diener nicht das Recht hatte, daran teilzunehmen. Beide Varianten ließen sich Merlin nicht unbedingt besser fühlen. Ob man es nun in die eine oder andere Richtung drehte, Arthur vertraute ihm entweder nicht genug oder wagte es nicht, sich für Merlin vor seinen Ratsmitgliedern einzusetzen.

Mehr als enttäuscht über diese Erkenntnis ließ Merlin den Kopf hängen, griff aber kurz danach wieder nach dem Rechen. Wenn Arthur schon davon überzeugt war, dass Merlin nur ein einfacher Diener war, sollte er ihm wenigstens zeigen, dass er dazu im Stande war.

Das Stroh und der Dreck, die er aufgehoben hatte, landeten mit einer Bewegung in der Schubkarre. Merlin war bereits viel länger in den Ställen, als es sonst der Fall war. Zum Einen, da ihn seine Sorgen und Gedanken keine Ruhe ließen und zum Anderen, da er sich davon ablenken ließ. Der meiste Dreck landete nicht in der Schubkarre, sondern auf dem Boden daneben und Merlin konnte die ganze Arbeit fast doppelt machen. Dennoch war er mittlerweile beinahe fertig, wie er bemerkte, als er sich umschaute. Dabei stellte er auch fest, wie unruhig die Pferde waren.

Schuldbewusst wandte er sich an das Ross, das Merlin immer bei Ausflügen ritt und streichelte ihm sanft über die Nüstern. „Tut mir wirklich leid“, entschuldigte er sich bei dem braunen Tier und schaffte es sogar ein kleines Lächeln zustande zu bringen.

Schnell brachte Merlin seine Arbeit zu Ende. Es war bereits Mittag und die Besprechungen waren bestimmt schon am Ende angelangt. Und wenn dies der Fall sein sollte, wusste Merlin, dass Arthur ungeduldig auf sein Essen wartete. So gerne er Arthur warten ließ, tat er es ungerne nach so einem Vorfall. Jedes Mal wenn Merlin von seinem Herrn daran erinnert wurde, dass er nur ein einfacher Diener war, tat Merlin genau das, was man von ihm erwartete und was er ansonsten immer gekonnt ignorierte. So entsorgte Merlin den Dreck und räumte alle Utensilien, die er gebraucht hatte, wieder zurück an ihren rechtmäßigen Platz.

Danach machte er sich auf den Weg in die Küche. Dabei achtete er darauf, bloß niemanden in die Augen zu sehen, damit keiner das Bedürfnis hatte, mit ihm zu sprechen. Ansonsten redete Merlin gerne mal das ein oder andere Wort mit einigen der anderen Diener, aber heute war Merlin dazu nicht aufgelegt. Vielmehr wollte er nur stumm seinen Pflichten nachgehen. So ließ er jeden Kommentar über die Köchin bleiben, lachte nicht einmal bei einem Kommentar über ihr Essen von einen der Küchenangestellten und war so schnell, wie es ihm möglich war, wieder aus dem Raum verschwunden.

In einer gemächlichen Geschwindigkeit machte sich Merlin nun auf in die königlichen Gemächer, da er dort Arthur erwartete. Merlin konnte sich nicht vorstellen, dass er nach einer so wichtigen Besprechung zum Trainingsfeld gehen würde. Außerdem kam er zur Mittagszeit immer zurück. Schweigend stellte Merlin den Teller mit den Speisen auf den Tisch ab und schaute sich dann erst im Raum um.

Von Arthur war keine Spur zu sehen, stattdessen stand Gwen am Fenster und blickte auf den Schlosshof. Allein schon von der Haltung der Königin konnte Merlin erkennen, dass es seiner Freundin nicht gut ging. Die Wut und Enttäuschung auf Arthur vergessend, trat er einen Schritt näher an sie heran. „Gwen? Ist alles in Ordnung?“ Es war selten, dass Merlin die höfliche Anrede für seine alte Freundin benutzte, da er sich daran einfach nicht gewöhnen konnte. Sie schien es jedoch nicht zu stören, hatte sie sich noch nie bei Merlin beschwert.

Fast schon in Zeitlupe drehte sich die ehemalige Dienerin um und sah Merlin einfach nur an. Für diesen Moment sah sie so viel älter aus, als sie eigentlich war. Die Sorge vergrößerte sich nur und Merlin trat noch einen Schritt näher, ungeduldig auf eine Antwort wartend. Schließlich lächelte sie leicht. „Es ist alles gut, Merlin.“

Innerlich schüttelte Merlin den Kopf. Das war gelogen. Merlin kannte Gwen lange genug, um zu wissen, wann sie die Wahrheit sprach. „Ist irgendetwas passiert?“, hakte er deshalb noch einmal näher nach. Ihm gefiel es nicht, dass sie so mitgenommen aussah.

Erneut schüttelte sie den Kopf, senkte den Blick anschließend zu Boden, was für den jungen Zauberer schon ein eindeutiges Zeichen war, dass etwas nicht in Ordnung war. „Nein, ist es nicht, Merlin. Mach dir keine Sorgen.“ Eins musste man Gwen lassen. Ihre Stimme war so ruhig, dass sie wohl jeden Anderen getäuscht hätte. So ließ sich auch Merlin täuschen, denn anscheinend wollte sie ja nicht darüber reden.

Er nickte also nur zur Antwort, zeigte ihr aber deutlich mit seinem Blick, dass er noch misstrauisch war. Außerdem schenkte er ihr noch ein freundliches Lächeln. Immerhin wollte er ihr auch zeigen, dass er für sie da war, wenn sie ihn brauchte. Seine Freunde waren Merlin wichtig. Ganz gleich, in was für einer Situation er sich befand, seine Freunde standen immer an erster Stelle.

„Wo ist Arthur?“, wollte Merlin schließlich wissen, als er sich erinnerte, weshalb er hierher gekommen war.

Gwen, die sich mittlerweile an den Schreibtisch gesetzt hatte und schon ein paar Papiere in den Händen hielt, hob den Kopf. „Er ist noch in der Besprechung“, antwortete sie schlicht.

Immer noch? Wie viele Stunden saßen sie denn bereits in diesem Raum? Es musste wohl wirklich wichtig sein. Ob Gwen vielleicht deswegen so besorgt war? Sie wusste zumindest, worum es ging. Kurz wog Merlin ab, ob er sie danach fragen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Wenn sie schon bei den anderen Fragen auswich, würde sie darauf wohl keine ehrliche Antwort geben. „Dann werde ich seine Mahlzeit in den Ratssaal bringen.“ Leicht verbeugte er sich und ging rückwärts auf die Türe zu. Beim Tisch hielt er an, um sich den Teller mit dem Essen zu nehmen.

„Das ist nicht nötig.“ Merlin fror mitten in der Bewegung ein und schaute verwirrt zu Gwen. „Soweit ich weiß hat dies schon ein anderer Diener übernommen“, gab die Königin nähere Erläuterungen und wandte sich wieder ihren Papieren zu.

Es war offensichtlich, dass sie Merlin nicht in die Augen sehen wollte, vielleicht weil sie wusste, dass es ihn verletzen würde? An jedem anderen Tag wäre es Merlin entgegen gekommen, aber heute tat es weh nach all den anderen Dingen, die Arthur bereits gesagt und getan hatte. Nun war er also nicht nur ein einfacher Diener, sondern auch einer, der ersetzbar war.

„Was ist los, Gwen?“ Merlin konnte diese Frage nun nicht länger zurück halten. Er musste es einfach wissen. Jeder verhielt sich seltsam. Erst Arthur, dann der ganze Rat und nun auch Gwen. „Was ist passiert?“ Und warum darf ich es nicht wissen, schoss es ihm zusätzlich durch den Kopf, sprach es aber nicht aus.

„Merlin.“ Gwens Stimme war bedauernd, was dem jungen Mann nicht besonders gefiel. Er wollte keine Ausflüchte mehr hören und ahnte, dass es darauf hinaus laufen würde. „Ich kann es dir nicht sagen“, meinte sie dann ehrlich. Es fiel ihr schwer, Merlin anzulügen, ihm vorzuspielen, dass alles in Ordnung war, denn das war es garantiert nicht, aber sie konnte ihm genauso wenig erzählen, was in diesem Raum vor sich ging, ohne ihn in Gefahr zu bringen, das wusste sie. Sie hätte ihm gerne alles berichtet, ihre Sorgen mit ihm geteilt, wie es Freunde taten, aber sie konnte es einfach nicht.

„Warum nicht?“ Merlins Stimme war so voller Schmerz, dass es Guinevere im Herzen weh tat. Sie wollte ihn nicht verletzten und doch blieb ihr keine andere Wahl, wenn sie ihn beschützen wollte.

Merlin sah die Schwarzhaarige vor sich lange an, versuchte in ihrem Gesicht eine Erklärung für das alles zu finden. Von Arthur hätte er so etwas erwartet, aber nicht von Gwen. Sie war für ihn nicht die Königin, sondern an erster Stelle immer noch seine Freundin. Sie kannten sich, bevor Guinevere den Thron bestiegen hatte und selbst jetzt gab es eine gewisse Vertrautheit zwischen ihnen, die es sonst bei Adeligen und Bürgerlichen nicht gab. Zaghaft legte er eine Hand auf die Ihre. „Gwen? Wieso nicht?“ Merlin war nicht sauer, nicht mehr. Er wollte es einfach nur verstehen. Was musste es sein, dass ihn sogar seine beste Freundin anlog oder es ihm zumindest nicht sagen konnte?

„Es ist gefährlich“, flüsterte Gwen leise und ergriff Merlins Hand. Auch wenn sie es ihm nicht sagen konnte, konnte sie trotzdem seine Nähe gebrauchen. Sie hatte nicht alles von der Besprechung mitbekommen, da Arthur seine anderen Aufgaben nicht vernachlässigen wollte und deshalb seine Ehefrau geschickt hatte, um die wichtigsten Dinge zu erledigen, aber sie hatte genug gehört, um zu wissen, dass Arthur ein großes Risiko einging. Gwen konnte sich schwer vorstellen, dass Morgana nicht mit einer Falle rechnete. Wenn sie so offen ihre Position preis gab, wäre sie nicht so dumm, dort auf die Ritter von Camelot zu warten. Morgana kannte Arthur und sie wusste, wie er dachte. Sie musste sich im Klaren darüber sein, dass Arthur nie im Leben einen Bürger von Camelot an Morgana übergeben würde, ganz besonders nicht Merlin. Die Königin befürchtete, dass sie selber in eine Falle laufen würden.

Sanft streichelte Merlin die Hand seiner Freundin. Er konnte ihren Kummer deutlich spüren und wusste ganz genau, an wen sie dabei dachte. „Für Arthur?“ Diese Frage war unnötig, denn es war deutlich zu sehen. Gwen würde sich sonst nicht solche Sorgen machen. „Bitte, Gwen, ich kann helfen.“ Er hatte schon so oft eingegriffen, wenn es fast schon zu spät war und Arthur war immer heil aus jeder Situation heraus gekommen. Aber Merlin konnte schwer etwas tun, wenn er nicht wusste, was die Bedrohung war. „Sag mir einfach, was los ist, und ich kann Arthur helfen.“ Die Wut auf seinen Herrn war längst vergessen. Das Pflichtgefühl und vor allen die Freundschaft zu dem König waren ihm wichtiger und stellten sich schon fast automatisch ein.

„Merlin.“ In Gwens Augen bildeten sich Tränen. Merlin war so treu und loyal. Er dachte keine Sekunde daran, dass es für ihn vielleicht auch gefährlich werden könnte. Wenn Merlin nur wüsste, dass Arthur sich nur dieser Gefahr aussetzte, um seinen trotteligen Diener zu schützen, dann hätte er sicherlich schon längst das Pferd gesattelt. Denn spätestens jetzt war sich Gwen auch sicher, dass Merlin keine Sekunde lang zögern und sich eigenhändig Morgana ausliefern würde.

Sie schüttelte den Kopf. „Ich will nicht, dass auch du in Gefahr gerätst.“

Ein leises Seufzen entwich Merlins Kehle. Manchmal konnten Frauen wirklich kompliziert sein. „Gwen, es geht um Arthur!“ Es sollte keine Rolle spielen, dass es für ihn gefährlich werden könnte. Er war doch nur ein einfacher Diener, nichts im Vergleich zu einem König. Außerdem konnte Merlin gut auf sich alleine aufpassen, wovon jeder andere in Camelot nur leider nichts wissen durfte, da er sonst einen Kopf kürzer wäre.

„Ich weiß“, sagte sie mit brüchiger Stimme. Nun rollten die ersten Tränen ihre Wange hinunter.

„Warum sagst du es mir nicht einfach?“ Es war kein Bedrängen, sondern eher ein sanftes Flehen. Merlin wollte nicht, dass Arthur etwas geschah und er konnte es nicht ertragen, seine Freundin so leiden zu sehen. „Ich werde ihn beschützen, Gwen, versprochen!“

Gwen wusste, dass Merlin die Wahrheit sprach und genau das war der Grund, weshalb sie es nicht sagen konnte. Arthur hätte ihr sonst nie verzeihen können. „Es geht nicht, Merlin“, meinte sie traurig. „Ich wünschte, ich könnte es sagen, aber es geht nicht.“

„Arthur?“ Merlin war nicht dumm. Schließlich hatte er ihn vorher aus dem Saal geschmissen und Gwen hätte schon längst etwas gesagt, so wie sie gerade hier saß, glaubte er ihr, dass sie es gerne mit ihm teilen würde, aber sie konnte aus einem bestimmten Grund nicht. Und bei Gwen gab es nur einen Grund, der möglich war, sodass sie sich ihm nicht anvertraute.

Arthur wollte es nicht, aus welchem Grund auch immer. Eigentlich war es nicht typisch für den König, schließlich war Merlin in allen Situationen an seiner Seite gewesen. Zum Teil hatte sich Arthur wohl auch Sorgen gemacht, aber über diese Sorge hinweg, schien sein Herr immer glücklich zu sein, dass Merlin bei ihm war. Wieso also wollte er ihn jetzt wegschicken? Diese Reise alleine bestreiten? Merlin wusste es nicht, aber er wusste, was zu tun war.

Zum Abschied drückte er noch einmal die Hand von Guinevere. „Ich werde ihn beschützen, verspochen!“, wiederholte er seinen Eid. Es war sein Lebensinhalt und er würde nicht einfach damit aufhören, nur weil Arthur dachte, er wäre besser ohne ihn dran. Merlin würde sich davon sicherlich nicht abhalten lassen, immerhin war Arthur nur ein arroganter Blödmann, der keine Ahnung hatte, was gut für ihn war. Und seit wann musste man wissen, was die Gefahr war, um auf jemanden aufzupassen.

Als Gwen aufsah, schenkte Merlin ihr ein breites Lächeln. „Mach dir keine Sorgen“, versicherte er ihr noch einmal und wandte sich dann zum Gehen, als ihm der Teller des Königs wieder auffiel. „Du kannst auch Arthurs Essen haben, falls du hungrig bist.“ Merlin hätte sich ungern umsonst die Mühe gemacht.

Merlin stand bereits an der Tür, als ein „Warte“ ihn noch kurz inne halten ließ. Sein Kopf drehte sich wieder zur Königin, auf Befehle oder sonstiges wartend. „Wo gehst du hin, Merlin?“ Sie schien interessiert zu sein, aber gleichzeitig glaubte Merlin auch einen Funken von Angst in ihrer Stimme zu hören. Innerlich schüttelte er den Kopf. Das hatte er sich bestimmt nur eingebildet. Wieso sollte sie sich davor fürchten, wenn er den Raum verließ?

Schnell verwarf er den Gedanken wieder und lächelte schief. „Arthur will mich vielleicht loswerden, aber ich werde ihm zeigen, dass ich nicht so leicht abzuschütteln bin. Er wird sich nicht ohne mich in Gefahr begeben.“ Die Aussicht auf einen guten Kampf ließ ihn noch breiter grinsen. Eigentlich war er nicht unbedingt ein Krieger, das war doch dann schon eher Arthurs oder auch Gwaines Metier, aber Merlin freute sich einfach, weil er sich zum Ziel gesetzt hatte, Arthur nicht alleine gehen zu lassen, ganz gleich, wohin ihn sein Weg führte.

Das Lächeln schien auch Guinevere anzustecken, denn ihre Mundwinkel hoben sich leicht an. Es war warm und zärtlich, als sie Merlin zunickte. „Vielen Dank. Du bist wirklich ein guter Freund.“ Gwen war so dankbar, dass Arthur jemanden wie Merlin hatte, aber gleichzeitig betete sie, dass Merlin nicht allzu nahe an ihren Mann herankam und dann etwas Dummes tun würde.

Merlin verabschiedete sich mit einer leichten Verbeugung und rannte dann hinunter zum Ratssaal. Er war nicht so dumm, einfach hinein zu stürmen, denn ihm war bewusst, dass Arthur ihn wieder rauswerfen würde, vermutlich dieses Mal noch brutaler als an diesem Morgen. Nein, Merlin versicherte sich nur, dass der König wirklich noch in diesem Raum war und setzte sich auf den Boden davor. Er hatte schon einmal dort gesessen, eine ganze Nacht. Damals hatte er Arthur zeigen wollen, dass er nicht alleine war und dieses Mal war es ähnlich, nur dass er ihm noch zusätzlich beweisen wollte, dass er ihn nicht einfach wegstoßen konnte.

Merlin würde ihn beschützen, ganz gleich, was es kosten sollte.

Kapitel 3

Merlin hatte keine Ahnung, wie lange er auf dem kalten Boden vor dem Ratssaal saß. Gemütlich hatte er sich gegen das Treppengeländer gelehnt, seinen Blick gelangweilt zur Decke gerichtet. Es hatten ihn bestimmt schon zehn Diener mit einem verwirrten Blick betrachtet, da sie sich anscheinend fragten, was er dort trieb. Merlin konnte es egal sein. Er würde sich sicherlich nicht vor irgendwem rechtfertigen und wenn man genau war, hatte Arthur ihm nur befohlen, die Ställe auszumisten. Da er diese Aufgabe schon vor Stunden beendet hatte, konnte er also nun seine freie Zeit genießen und das tat er, indem er darauf wartete, dass sein König aus der Besprechung kam.

Als ob die Personen hinter der Tür seine Gedanken gelesen hatten, öffnete sich diese in eben jenen Moment. Die Ersten schauten den Diener irritiert an, zuckten aber nur mit den Schultern, als sie weiter gingen, vermutlich zu ihren Gemächern, um sich von der langen Besprechung zu erholen. Mehr und mehr Leute kamen aus dem Saal und mit bei den letzten Personen war Arthur. Er schien irgendetwas mit Gwaine zu besprechen, verstummte aber abrupt, als er seinen Diener erblickte. Merlin hatte sich mittlerweile aufgerichtet, seine Hände hinter seinen Rücken gefaltet und wippte ein wenig auf der Stelle herum, um seine Beine und Füße wieder mit genügend Blut zu versorgen.

„Merlin?“, kam es überrascht von Arthur. Kurz warf er Sir Gwaine noch einen Blick zu, bevor er sich vollends seinen Diener zuwandte. „Was tust du hier?“

„Ich habe auf Euch gewartet, Sire.“

Arthur gefiel es nicht, seinen Diener hier zu sehen. Er fand den Gedanken zwar unwahrscheinlich, dass Merlin vielleicht etwas gehört haben könnte, aber dennoch zeigte er mit seiner Anwesenheit durchaus Interesse und wenn der König ehrlich war, fiel ihm keine gute Ausrede ein, um Merlin nicht daran teilnehmen zu lassen. Mit einer Handbewegung schickte er zuerst seine Ritter fort. Die Letzten, Sirs Leon, Gwaine und Percival, waren noch stehen geblieben, wohl darum bemüht, stumm ihre Unterstützung anzubieten. Arthur würde jedoch lieber alleine mit Merlin sprechen, da er auch befürchtete, dass einer seiner Ritter ausversehen zu viel erzählen könnte.

„Du bist ja noch ein größerer Idiot, als ich bisher gedacht habe“, meinte Arthur und stieg langsam die Treppe hoch. Er wollte eigentlich nur noch in seine Gemächer und ein wenig Ruhe haben. Der Tag war anstrengend gewesen und die Nächsten würden wohl nicht unbedingt besser werden. „Du hattest die Chance auf einen freien Tag und sitzt die ganze Zeit vor diesem Raum.“

Merlin war seinem Herrn direkt gefolgt. Durch seine müden Beine waren die ersten Schritte etwas unbeholfen, aber er hatte sich bereits an der Treppe wieder gefangen. Auf die Worte von Arthur ging er jedoch nicht ein. „Ich habe mit Gwen gesprochen“, meinte er stattdessen.

Sofort blieb Arthur abrupt stehen. Langsam drehte er sich zu seinem Diener um und sah ihn mit einem furchtvollen Blick an. Er glaubte nicht, dass Gwen etwas verraten würde, schließlich war ihr Merlin genauso wichtig wie ihm. Sie würde nichts verraten, zumindest nicht absichtlich. Dennoch bestand die Möglichkeit, dass Merlin es bereits wusste. Aber wäre er dann noch hier? Würde er noch einmal die Konfrontation mit Arthur suchen?

Ja, schoss es Arthur durch den Kopf. Um sich zu verabschieden, würde er es sicherlich tun.

„Sie macht sich Sorgen, Arthur“, fuhr er fort und sah seinen König argwöhnisch an. So hatte er Arthur noch nie erlebt. Er wirkte regelrecht erschrocken nach seinen Worten. Was ging in diesem Raum nur vor sich? Liebend gerne hätte er gefragt, aber ihm war klar, dass er aus Arthur nichts raus bekommen würde. Wenn schon Gwen nichts erzählte, würde Arthur dicht halten. Es war auch nicht mehr so wichtig. „Und ich tue es auch.“

Arthur war noch nie so glücklich darüber gewesen, zu hören, dass seine Frau sich Sorgen machte. Natürlich war es alles andere als erfreulich, aber dass Merlin noch unwissend war, zählte im Moment mehr. „Ich habe alles unter Kontrolle.“ Merlin sollte sich nun wirklich keine Sorgen machen, das übernahm schon Arthur für Beide. Bei seinen Worten glitt seine Hand wie selbstverständlich zu seinem Schwert, wie zu überprüfen, ob es noch an Ort und Stelle war, bereit, sofort zuzuschlagen, sollte es nötig sein.

Merlin blieb diese Geste nicht verborgen und beunruhigte ihn nur noch mehr. Wenn Arthur innerhalb der Mauern von Camelot schon so vorsichtig war, musste die Lage ernst sein. Er musste die Augen offen halten. Vielleicht war der Feind näher, als es Merlin lieb war. „Das bezweifle ich nicht, Sire.“ Er hatte großes Vertrauen in Arthur. Wenn jemand die Situation unter Kontrolle hatte, dann er. Allerdings war ihm auch bewusst, dass Arthur jede Hilfe gut gebrauchen konnte. Das war schon immer so gewesen und nur gemeinsam hatten sie bereits so viel erreicht. „Trotzdem würde ich gerne meine Hilfe anbieten, Mylord.“ Ganz bewusst benutzte Merlin die förmliche Anrede, wollte er Arthur damit vermitteln, dass ihm durchaus bewusst war, wer hier welche Stellung hatte. Ihm war es nicht wichtig, ob Arthur nur einen Diener in ihm sah oder vielleicht mehr. Er wollte einfach nur an Arthurs Seite sein, um ihn beschützen zu können, wie war dabei zweitrangig.

„Das wird nicht nötig sein“, meinte Arthur nüchtern und blieb vor der Tür seiner eigenen Kammer stehen. „Ich brauche deine Hilfe nicht.“

Merlin tat sein Bestes, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn diese Worte verletzten. Eigentlich hatte er nichts Anderes von Arthur erwarten sollen. Er hatte noch nie zugegeben, dass er Hilfe brauchte und sicherlich würde er niemals die Hilfe seines Dieners annehmen. „Trotzdem werdet Ihr mich nicht los“, grinste er daher frech. Merlin würde Tag und Nacht vor Arthurs Tür Wache schieben und vielleicht würde der König ihn dann irgendwann einweihen. Um dies zu unterstreichen ließ er sich auf den Boden nieder und lehnte sich gegen die Wand. „Ich wünsche Euch eine gute Nacht, Sire.“

Arthur seufzte nur frustriert. Natürlich hätte er Merlin jetzt anschreien können, ihn fortschicken, aber was würde das schon großartig ändern? Eher erhoffte der junge König sich davon, dass Merlin am nächsten Tag so müde sein würde, dass er nicht die Kraft hatte, herumzuschnüffeln, denn das konnte der Diener ziemlich gut, wie Arthur klar war. „Vielleicht bist du dann ja endlich mal pünktlich, wenn du auf den Flur schläfst.“ Mit diesen Worten öffnete er die Tür und verschwand in seinen Gemächern. Kaum, dass er den Raum betreten hatte, fiel seine Maske ab, er lehnte sich erschöpft gegen die geschlossene Tür und fuhr sich müde mit einer Hand über das Gesicht. Seine Augen schloss er für einen Moment und öffnete sie erst wieder, als er eine Hand auf seinen Oberarm spürte.

„Arthur“, begrüßte ihn die sanfte Stimme seiner Frau. So voller Sorge schmerzte Arthur es jedoch nur noch mehr. „Alles in Ordnung?“

Arthur nickte, legte eine Hand auf die von Gwen und nickte erneut. Das war wohl einmal zu viel nach dem misstrauischen Blick seiner Frau zu urteilen. „Merlin ist vor der Tür“, gab er nur zur Erklärung. „Er hat sich wohl in den Kopf gesetzt, dass er mich nicht aus den Augen lassen darf.“

Gwen biss sich auf die Unterlippe und schaute schuldbewusst drein. „Das habe ich wohl zu verantworten. Er hat mich gefragt, was los ist und ich konnte ihn einfach nicht anlügen.“ Als sie das bestürzte Gesicht von Arthur sah, fügte sie schnell noch hinzu: „Keine Sorge, ich habe nichts verraten, aber ich konnte ihm auch nicht verheimlichen, dass ich beunruhigt bin. Ich mache mir Sorgen um dich, Arthur. Es ist löblich, dass du Merlin beschützen willst, aber ich habe Angst, dass du damit direkt in eine Falle läufst.“

Arthur stieß sich von der Tür ab und ging hinüber zu dem Tisch. Mit Bedacht legte er sein Schwert darauf. „Mir ist klar, dass es riskant ist, Gwen, aber ich muss diese Chance nutzen.“ Er drehte sich um und sah seiner Frau in die Augen. „Entweder so oder Morgana wird Camelot angreifen. Und Letzteres kann ich nicht zulassen.“

Gwen nickte verstehend. Sie wusste, dass Camelot und deren Einwohner Arthur sehr am Herzen lagen. Nie würde er riskieren, dass ihnen etwas geschah, wenn er es verhindern konnte. „Wie groß wird der Einsatz sein?“ Gwen hatte nicht mehr alles mitbekommen und die wichtigsten Entscheidungen hatte sie wohl verpasst.

„Das diskutieren wir noch, aber es sollte nicht zu groß sein, sonst würde es auffallen.“ Unter seinen Rittern waren die Meinungen geteilt, so waren sie noch zu keinem richtigen Ergebnis gekommen. Bei manchen Kommentaren glaubte Arthur sogar unterschwellig die Frage gehört zu haben, warum sie Merlin nicht einfach auslieferten. Sie würden es zwar nie direkt ansprechen, aber Arthur war überzeugt, dass Viele in diesem Raum es gedacht hatten.

Während Gwen ihren Mann dabei half, die Kleidung auszuziehen, sah sie immer wieder zu ihm hoch. „Wirst du Merlin mitnehmen?“, fragte sie schließlich.

„Nein!“, kam sofort die Antwort. „Ganz gleich, was Morgana mit ihm vorhat, ich werde nicht zulassen, dass sie ihn in die Finger bekommt.“

Gwen seufzte schwer. „Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass sie Merlin gar nicht will? Vielleicht will sie dich nur verwirren mit dieser Forderung. Sie kennt dich, Arthur, und sie kennt deine Schwachpunkte. Merlin ist einer davon und im Gegensatz zu mir hat er keine hohe Position am Hofe. Für die anderen Mitglieder des Rates ist er entbehrlich und das ist dir bewusst. Sie will nicht nur, dass du dich fragst, was sie mit Merlin will, nein, sie will auch Zweifel in dir streuen, ob du richtig handelst. Ob du es dir als König leisten kannst, diese Forderung auszuschlagen. Ob es angemessen ist.“

Arthur sah sie geschockt an bei den Worten. Auch wenn er Morgana viel zutraute, wusste, dass sie gut darin war, Intrigen zu schmieden, hatte er keine Sekunde daran gedacht, dass das vielleicht genau ihre Absicht war. Denn genau das ging ihm schon den ganzen Tag durch den Kopf und er konnte es nicht abstellen. War dies von Anfang an Morganas Ziel gewesen?

Völlig überfordert wusste Arthur nicht mehr, was er tun sollte. Vorsichtig legte er seine Stirn gegen die von Gwen. Er brauchte diese Nähe jetzt einfach. „Ist es angemessen?“, fragte er leise. Auch wenn er Merlin einfach nicht ausliefern konnte, fragte er sich, ob ihm das als König überhaupt zustand. Durfte ein Diener einen so großen Stellenwert bei ihm haben?

Gwen legte ihre Hand an die Wange ihres Mannes, schob ihn einige Millimeter von sich weg, um ihn in die Augen sehen zu könne. Ihr Blick war voller Mitgefühl. „Es ist angemessen, Arthur. Du hast bisher immer mit deinem Herzen regiert und das solltest du auch beibehalten. Lass dich von Morgana nicht verwirren.“ Sanft gab sie ihm einen Kuss auf die Lippen. „Ich liebe dich und ich stehe bei deiner Entscheidung hinter dir.“

Erleichtert über die Worte von Gwen erwiderte er ihren Kuss und drückte sie schließlich ganz nah an sich. „Danke, Gwen.“ Manchmal wüsste er wirklich nicht, was er ohne sie tun würde.

Nach einiger Zeit lösten sie sich wieder voneinander. Gwen hatte sich nun auch ihr Nachtgewand genommen und war hinter der Umkleidewand verschwunden. Auch wenn sie nun mit Arthur verheiratet war, hatte sie sich das angewöhnt, da Merlin häufiger ohne Vorwarnung ins Zimmer stürzte. So war sie auf der sicheren Seite. „Wirst du Merlin denn nun mitnehmen?“, fragte sie erneut.

„Das Risiko ist mir zu groß, dass Morgana ihn doch für irgendeinen Plan haben will.“ Er konnte diese Gefahr einfach nicht eingehen. Außerdem würde er sich nie verzeihen können, wenn er Morgana direkt in die Hände gespielt hätte und Merlin dabei etwas geschah. „Er ist sicherer in Camelot.“

Gwen verstand ihren Mann, aber aus irgendeinem Grund würde sie es mehr beruhigen, wenn Merlin mit ihm reiten würde. „Du weißt, dass er sich nicht so leicht abschütteln lassen wird.“ Sie grinste und schaute zur geschlossenen Tür, nachdem sie hinter der Wand wieder hervorgekommen war. „Er schläft sogar vor unserem Gemach.“

„Für ihn bin ich nur auf einem Jagdausflug.“

Gwen hob eine Augenbraue und sah Arthur ungläubig an. „Du weißt schon, dass Merlin nicht so dumm ist, wie du manchmal denkst? Wenn du dich tagelang in der Ratskammer einschließt und dann zufällig auf einen Jagdausflug gehst, wird er Verdacht schöpfen und ich befürchte, dass er dir dann folgen wird. Er ist sehr bedacht darauf, dich zu beschützen, auch wenn er nicht weiß, wovor genau.“

Arthur seufzte. Diese Seite an Merlin hatte ihm noch nie gefallen. Auch wenn es ihm schmeichelte, wollte der König nicht, dass sein Diener sich nur seinetwegen in Gefahr brachte und das konnte Merlin sehr gut. Wie oft wäre er schon beinahe gestorben?

„Mir wird schon was einfallen, sodass er die Mauern von Camelot nicht verlassen wird.“ Im Moment fiel Arthur nur eine Sache ein, die er tun könnte, um Merlin daran zu hindern, ihm zu folgen. Er hoffte inständig, dass ihm noch eine andere Idee kam, denn zu diesen Mitteln wollte er eigentlich nicht greifen. „Lass uns jetzt einfach schlafen gehen.“ Seine Stimme klang müde. Er war ausgelaugt und wollte im Moment nicht mehr weiter darüber nachdenken. Das Problem wäre auch am nächsten Morgen noch da. Vermutlich konnte er dann bessere Entscheidungen treffen.

 
 

* * *
 

 

Verschlafen, von den ersten Sonnenstrahlen halbwegs geweckt, drehte sich Arthur noch einmal um. Am Liebsten würde er den ganzen Tag im Bett verbringen, die dunklen Gedanken, die ihn direkt wieder eingenommen hatten, vergessen und einfach nur den Tag genießen. Aber das war ihm nicht vergönnt. Als ihm das bewusst wurde, schälte er sich aus dem Bett und zog die Vorhänge auf. Die Sonne war bereits aufgegangen und Arthur konnte nicht anders, als die Augen zu verdrehen. Ohne sich etwas anzuziehen, verließ er sein Zimmer und fand sofort das, was er gesucht hatte. Merlin lag auf den Boden, ruhig schlafend und wirkte richtig friedlich. Hoffentlich nicht mehr lange. Laut räuspernd trat er an seinen Diener heran, ignorierte dabei die Wachen, die am Ende des Flurs standen und vermutlich Merlin die ganze Nacht beobachtet hatten. Wieso sein Freund unbedingt hatte hier bleiben müssen, verstand er zwar noch immer nicht, da die Wachen von Camelot ziemlich zuverlässig waren, aber Arthur würde auch nicht nachfragen. Dennoch erwartete er von Merlin, dass er seiner Arbeit nachging, besonders wenn er nicht mal einen Schritt davon entfernt war.

Nachdem Merlin keine Anstalten machte, sich zu bewegen, verschränkte Arthur seine Arme vor seiner nackten Brust und lächelte debil, als er näher an seinen Diener herantrat. „Aufstehen, Sonnenschein“, begrüßte er ihn mit einer lieblichen Art, wie es sonst Merlin bei ihm selber tat. Um auch der Grausamkeit seines Dieners gleichzukommen, wenn er die Vorhänge ohne Vorwarnung aufzog, trat er ihm einmal in die Seite. Da er noch keine Schuhe anhatte, hatte es sicherlich nicht so weh getan. Es erzielte zumindest den gewünschten Effekt. Mit einem Schmerzensschrei wachte Merlin auf, schaute sich verwirrt um und sein Blick blieb schließlich bei Arthur hängen.

„Sire?“

Arthur beugte seinen Oberkörper nach vorne, sodass er genau auf Merlin hinabschauen konnte.

Bei dem Anblick von seinem Herrn, der mehr als offensichtlich sauer war, schluckte Merlin einmal schwer. „Frühstück?“, riet er und Arthur nickte nur stumm, aber bedrohlich. „Ich werde mich sofort darum kümmern, Sire.“ Er bemühte sich, sich zu erheben, darauf bedacht, Arthur nicht zu berühren, der sich immer noch zu ihm runter beugte. Sein Rücken war steif, da der kalte Steinboden nicht gerade die optimalste Schlafstätte gewesen war. „Ich glaube, dass ich mir morgen Nacht vielleicht ein Kissen mitnehmen sollte“, sprach er vor sich hin und drückte seinen Rücken einmal nach vorne, um die Schmerzen loszuwerden. „Vielleicht könntet Ihr mir ja eins ausleihen?“, grinste er frech und wandte sich der immer noch eisernen Miene seines Herren zu.

„Merlin?“

Jede andere Person, die noch halbwegs bei Verstand war, wäre bei dem Tonfall so schnell wie möglich abgehauen. Nicht jedoch Merlin. Dieser grinste nur breiter. „Ja, Sire?“

„Halt die Klappe“, kam es von dem König.

Merlin nickte untergeben. „Natürlich werde ich das tun und ich werde Euer Frühstück besorgen und ich werde Euch helfen, Euch anzuziehen. So könnt Ihr nicht durch das ganze Schloss rennen. Sonst fällt es ja schon auf, dass Ihr nicht die perfekteste Figur habt, aber so ist es gar nicht zu übersehen.“

„Merlin?“ Die Stimme von Arthur war schon wesentlich lauter als noch einige Augenblicke zuvor, was die Wachen sich neugierig umdrehen ließ.

„Bin schon weg.“ Mit einer eleganten Bewegung stieß er sich von der Wand ab und rannte den Gang hinunter in Richtung Küche.

 
 

* * *
 

 
 

„Merlin? Was glaubst du, was du tust?“

Nachdem Gwen und er gefrühstückt hatten und der König soweit angezogen war, dass er präsentabel aussah, hatte er sich sofort auf den Weg zum Ratssaal begeben. Die nächste Sitzung würde in wenigen Minuten beginnen. Zu seinem Missmut jedoch folgte ihm Merlin auf Schritt und Tritt.

„Ich geleite euch zum Ratssaal“, kam es vollkommen unschuldig von Merlin. Die vertraute Art, wie sie heute Morgen miteinander umgegangen waren, hatte seine Laune steigen lassen.

„Du weißt, dass du an der Sitzung nicht teilnehmen wirst?“, fragte Arthur und hatte sich nun zu seinem Diener umgedreht. Sie standen an der Spitze der Treppe.

Merlin nickte. „Darüber bin ich mir bewusst.“ Das hatte Arthur am gestrigen Tag ziemlich deutlich gesagt, auch wenn er es nicht direkt angesprochen hatte. Seine Absichten waren für jedermann klar gewesen und ganz besonders für Merlin. Trotzdem hatte sich der junge Zauberer in den Kopf gesetzt, seinen König zu beschützen und dabei durfte er ihn nicht aus den Augen lassen. Wenn es nötig sein sollte, würde er Tag und Nacht vor diesen Hallen sitzen.

„Und warum folgst du mir dann?“ Merlin konnte doch nicht wirklich so dumm sein? Konnte er es nicht einfach hinnehmen und verschwinden? Das würde es um einiges leichter machen. Aber nein, er musste wie eine Klette an ihm hängen. Arthur befürchtete, dass Merlin weitaus mehr plante, als er zugab. Normalerweise würde er sich keine Sorgen machen. Merlin war dumm und trottelig, zumindest schien es auf den ersten Blick so, aber in den letzten Jahren hatte sein Diener mehrmals bewiesen, dass er vieles sah, was Anderen nicht auffiel. Vieles hatte er sogar bemerkt, bevor Arthur es überhaupt hatte wahrhaben wollen. So glaubte der König, dass es Merlin durchaus gelingen könnte, heraus zu finden, was in diesem Raum vor sich ging. Zuzutrauen wäre es ihm und das war etwas, was einfach nicht passieren durfte. Er musste ihn also irgendwie loswerden.

Merlin faltete seine Hände hinter den Rücken und grinste frech. „Ihr werdet mich nicht los.“ Dieselben Worte, die er am Abend zuvor schon benutzt hatte und sie trieben Arthur fast in den Wahnsinn. Was sollte er noch tun, um seinen Diener loszuwerden? „Ich möchte nicht, dass du den ganzen Tag vor dieser Tür sitzt“, stellte er klar. „Nimm dir von mir aus den Tag frei, aber ich möchte dich nicht dort unten sehen.“ Klare Befehle konnte Merlin nicht entgehen und besonders nicht, wenn für ihn auch noch ein freier Tag raussprang. So häufig fragte er danach, da könnte er jetzt doch nicht nein sagen, oder?

„Ich tue selten das, was Ihr mir sagt“, erinnerte der Diener ihn an seine größte Schwäche, was Arthur nur seufzen ließ. Merlin schaffte es noch, dass Arthur wirklich darüber nachdachte, Merlin an Morgana auszuliefern, damit er nicht so viel Ärger mit ihm hatte. Es würde auf jeden Fall schneller gehen. Aber dies wollte er ja eigentlich verhindern. Es musste doch noch irgendetwas geben, was den Diener umstimmen konnte. Wenn Befehle nicht die gewünschte Wirkung erzielten, vielleicht dann ein wenig Logik. Wenn Merlin erkannte, wie wenig es ihm brachte, den ganzen Tag vor dieser Tür zu sitzen, würde er sich möglicherweise eine andere Beschäftigung suchen.

„Du wirst nichts durch diese Türen hören können, das ist dir klar?“

Merlin nickte. Die Türen waren groß und dick. Man musste schon im Raum sein, um zu hören, was gesprochen wurde und da Merlin diese Aussicht vergessen konnte, musste er sich entweder etwas Anderes einfallen lassen oder mit der Tatsache leben, dass er es nicht erfahren würde.

„Du wirst nicht erfahren, was wir besprechen!“

Ein weiteres Nicken.

„Und dennoch willst du hierbleiben?“

Merlin sah Arthur tief in die Augen, bevor sein Kopf erneut die Bewegung machte. „Ja, denn mein Platz ist an Eurer Seite, ob Ihr das nun vergessen habt oder nicht.“

Dieser Sturkopf, schoss es Arthur durch den Kopf und verfluchte Merlins Loyalität. Er ließ ihm keine andere Wahl. Arthur hätte sich so sehr gewünscht, dass es einen anderen Weg gäbe, aber wenn Merlin stur sein wollte, blieb Arthur nichts Anderes übrig, als es ihm gleich zu tun.„Vielleicht sollte man das dann ändern.“ Seine Stimme war nüchtern, wollte er sich nicht anmerken lassen, wie schwer ihm diese Worte schon gefallen waren.

„Was?“ Merlin war sichtlich verwirrt, was noch deutlicher zeigte, wie falsch es eigentlich war, was Arthur im Begriff war zu tun. Es war so abwegig, dass Merlin nicht einmal im Leben damit rechnete, dass der König solche Maßnahmen ergreifen würde.

„Du bist entlassen, Merlin“, sagte Arthur mit einer Autorität in der Stimme, über die er sich selber wunderte. Eigentlich fühlte er sich nicht stark, sondern hätte sich am Liebsten selber geschlagen für diese Worte. „Ich will dich nicht mehr in meiner Nähe sehen“, befahl er weiter. Nach diesen Worten drehte er sich um und ging die Treppe herunter.

Zurück ließ er einen vollkommen überrumpelten Merlin, der seinen König einfach nur ungläubig hinterher schauen konnte. Mehrere Gefühle gleichzeitig prasselten auf ihn ein. Erst ein unglaublicher Schmerz, größer als er es je für möglich gehalten hätte, das Worte ihn verursachen konnten. Dann Schuld, weil er glaubte, vielleicht doch zu weit gegangen zu sein und somit sein Schicksal in Gefahr gebracht zu haben und schließlich Wut. Gewaltige Wut, die er gegen Arthur richtete. Er lehnte sich über das Treppengeländer und schaute zu seinem König hinunter. „Und was soll das ändern, Arthur? Jetzt muss ich erst recht nicht auf Euch hören.“

Arthur blieb kurz stehen, hörte die Worte seines ehemaligen Dieners, drehte sich aber nicht um. Trotzdem bekam er mit, wie dieser wütend davon stürmte. Genau das sollte es ändern. Merlin sollte ihn hassen, damit er ihn nicht mehr um jeden Preis beschützen wollte.

Kurz ließ er es zu, dass sein Gesicht den Schmerz widerspiegelte, den er in diesem Moment empfand, bevor er mit einer ernsten Miene den Ratssaal betrat.

Da nun für die Sicherheit von Merlin gesorgt war, konnten sie besprechen, wie sie Camelot beschützen konnten.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  ultraFlowerbeard
2015-12-26T05:44:03+00:00 26.12.2015 06:44
Hey. Eine wirklich tolle Geschichte. Sehr spannend und mitreißend. Ob Morgana weiß das Merlin Emrys ist? Bestimmt sonst hätte sie ja den Brief ned geschickt... Oder?
Aber was auch sehr überraschend war, das Arthur Merlin einfach feuern würde. Das kam sehr unerwartet. Ich frag mich echt wie ed weiter geht und hoffe doch sehr du hast diese Geschichte boch nicht aufgegeben. Ich hab da noch Hoffnung XD
lg Flower
Von:  Zebran20121
2015-02-21T13:25:54+00:00 21.02.2015 14:25
Hey
sorry das ich noch keinen Kommi vorher geschrieben hab ich bin leider nicht ein mann der Worte aber ich versuch es jetzt mal also bisher hat mir die ff sehr gefallen ich finde nur selten etwas von Merlin hier dabei bin ich ein Fan von der Serie also Merlin wird hundert pro raus finden was in dem Brief steht wir kennen ihn doch Wenns um Geheimnisse geht ist er besser als jeder Spürhund ich hab zwar einige Theorien darüber was Morgana vorhat aber die behalte ich für mich

ich hätte da mal ne frage wird diese Geschichte noch zu ende geschrieben? ich meine fast 2 Jahre ist jetzt nichts mehr dazugekommen und ich wüsste zu gern wie es weitergeht hm jetzt fällt mir nix mehr ein (ich sag ja kein mann der Worte:)

LG Zebran
Von:  Peacer
2013-08-04T08:03:51+00:00 04.08.2013 10:03
Hallo :)
Hier endlich mit sehr viel Verspätung mein Re-Kommentar, sorry dafür.
Zuerst einmal mag ich natürlich das Fandom, mMn könnte es ruhig mehr deutschprachige Merlin FFs geben, und ich finde die Idee gut. Sehr passend, könnte man glatt integrieren. Deinen Schreibstil mag ich auch, schön, auf den Punkt, mit genug Details, und die Charaktere sind IC. Alles in allem also ein sehr ordentliches erstes Kapitel, an dem ich eigentlich nur winzige Details zu bemängeln habe. Ich hoffe, dass dir die trotzdem vielleicht weiter helfen werden (und du mich nicht für eine blöde Perfektionistin hälst xD). Also, der Reihe nach:

> übergeben worden war <- passiv, recht schwerfällig. Sollte man so gut es geht vermeiden. (Ist aber glaube ich auch das einzige Mal, dass du die Form benutzt^^)
> Schwer seufzte der König und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er versuchte äußerlich so ruhig wie möglich zu bleiben <- das wäre dann wohl ein ziemlich kläglicher Versuch, mit dem Seufzen und übers Gesicht fahren. Das drückt sehr toll seine Besorgnis aus (perfektes show, don't tell), aber Ruhe strahlt er nicht gerade aus. :)
> Erstens gefiel ihm nicht der Gedanke -> gefiel ihm der Gedanke nicht
> dass Arthur der Brief durcheinander gebracht hatte -> dass der Brief Arhur durcheinander...
> Arthur war es nämlich nicht gegangen -> entgangen
> Alleine schon die Vorstellung, dass Morgana hinter dieser neuen Ankündigung stecken konnte, war mehr als beunruhigend. Und nun war es tatsächlich. -> Und nun war das tatsächlich der Fall/Dass sich diese Vermutung nun bestätigte, war umso schlimmer? Irgendwie plump.
> „Und die nächsten Entscheidungen werden niemanden außerhalb dieses Raumes weitergegeben, vor allen Dingen nicht Merlin.“ -> an niemanden. Oder verlassen diesen Raum nicht.
> Die Reaktion im Saal war kaum zu übersehen. <- logisch, außer jemand sieht gerade gedankenverloren zum Fenster hinaus. Vielleicht eher: Die Reaktion war augenblicklich?
> Ich bin überzeugt, selbst wenn wir es tun würden, dass sie trotzdem angreifen würde.“ <- schwerfällig. ...dass sie selbst angreifen würde, sollten wir ihrer Forderung nachkommen?
> Und was wollte sie mit Merlin eigentlich? ->Was wollte sie überhaupt von Merlin? Und dann vielleicht noch ein Gedanke, was für ein Nichtsnutz dieser ist? xD
> Merlin hakte es aber schnell ab. -> untypisch, finde ich. schließlich ist er weitaus aufmerksamer als die meisten denken. Vielleicht würde er sich nachdenklich hinter Arthur aufstellen und dann umso überraschter von deren Aufforderung sein?
> Du bist nur ein Diener. <- daaas finde ich für den Staffel 5 Arthur auch sehr untypisch, auch wenn ich deine Erklärung natürlich verstehe. Allerdings glaube ich, dass sie dafür nun schon viel zu lange und offen Freunde sind, als dass das noch klappen würde. :)
> Erstens, was wollte Morgana mit Merlin überhaupt? ... Was würde Merlin tun, wenn er von dem Inhalt des Briefes erfahren würde. -> schwerfällig. Vielleicht: zwei Fragen wollten ihm einfach nicht aus dem Kopf: was zum Teufel Morgana eigentlich von Merlin wollte und was dieser Nichtsnutz machen würde, sollte er Wind von dem Inhalt des Briedes bekommen?... okay, meine Version ist nicht weniger schwerfällig. Aber vielleicht hast du ja noch eine bessere Idee. :D
> Arthur sah ihn schuldbewusst hinterher. -> ihm
> Guinevere -> ich mochte ihren Auftritt und fand ihn auch perfekt, aber er kam etwas überraschend, weil du sie anfangs gar nicht erwähnst. Ich hatte mich kurz gewundert, weshalb Leon Arthur einen sanften Händedruck verpasst. xD Also vielleicht schon früher einen Blickaustausch oder so einbauen?
> Da sie einen Ort genannt hatte, wo sie Merlin hinschicken sollten, wussten sie, wo sie sich in nächster Zeit aufhalten würde oder zumindest ein Verbündeter von ihr. Nun müssten sie sich nur einen guten Plan zurecht legen, sodass das Problem Morgana für immer und ewig der Vergangenheit angehören würde. -> etwas schwerfällig den Plot erklärt. Ich hätte das in den Dialog davor noch mit eingebaut. A la: Arthur lächelte grimmig. "Da Morgana uns ja netterweise eine Ort zur Übergabe genannt hat, schlage ich vor, dass wir dieses Wissen zu unserem Vorteil nutzen und ihr eine Falle stellen." Dass sie daraufhin planen ist offensichtlich. :)

Okay, noch einmal, ich fand das Kapitel wirklich gut. Wenn dem nicht so wäre, hätte ich nicht so weit suchen müssen, um noch irgendwie ein bisschen Kritik einbauen zu können. Ich bin auch schon gespannt, wie es weiter geht. Irgendwie glaube ich, dass Morgana noch einmal den Spieß umdrehen wird. Oder dass Merlin Wind von der Sache bekommt. So einfach hält man von dem schließlich nichts geheim. xD

LG,
Peacer
Von:  Nochnoi
2013-04-18T07:31:39+00:00 18.04.2013 09:31
Hierzu hab ich ja noch gar nichts geschrieben *schäm*

Ich find's auf jeden Fall toll, dass du dich auch an einer längeren FF versuchst! Und gerade das Thema finde ich sehr ansprechend :) Als Morgana rausgefunden hat, wer Merlin wirklich ist, hat das so viele Möglichkeiten eröffnet, die man als Autor nicht einfach so verstreichen lassen kann, was? ;) Ich bin auf jeden Fall echt gespannt, in welche Richtung du gehen willst!
Der Brief ist auf jeden Fall schon mal ein interessanter Anfang, obwohl ich mich jetzt natürlich frage, was ihre wahren Absichten sind. Dass Arthur Merlin niemals ausliefern würde, dürfte ihr im Grunde mehr als klar sein. Aber unter Umständen will sie Zweifel in Arthur streuen (was sie ja dann bereits geschafft hätte), ihn verwirren, ihn möglicherweise vorsichtig daran herantasten und ihm vielleicht sogar Merlins "Verrat" offenlegen. Denn mal ehrlich, sowas dann ausgerechnet durch Morgana zu erfahren, würde ihn wahrscheinlich mehr verletzen als so manch anderes. Und Morgana ist ja immer dafür zu haben, Arthur zu quälen.

Aber ich will mich hier jetzt nicht in irgendwelchen Spekulationen verlieren, sondern warte gespannt darauf, wie sich deine Geschichte weiter entwickelt ^^
Antwort von:  DoctorMcCoy
18.04.2013 11:52
Ist doch nicht schlimm, dass du jetzt erst schreibst^^ Ich freue mich trotzdem über deinen Kommi :D

Tja, was die liebe Morgana vor hat, fragt sich wohl jeder *haha*
Aber das wird wohl auch noch ein paar Kapitel dauern, bis das wirklich aufgedeckt wird, also Geduld mein junger Padawan xD
Deine Spekulationen gefallen mir aber gut. Sowas ist doch immer lustig, ne? Hallo? Asrims Sohn o.O
Von:  LenaVanTionas
2013-04-16T18:20:26+00:00 16.04.2013 20:20

Hey! ^^

Endlich auch mal eine weitere vernünftige Merlin-FF! ^^
Den Anfang finde ich schon einmal sehr gut!
Es gefällt mir, wie du die Gefühle von Arthur für seinen (insgeheim) besten Freund Merlin mit einbringst, was für Sorgen er sich macht und das er ihn niemals ausliefern würde. Ich frage mich, was Merlin nun denkt und ob er nicht doch irgendwie von Morganas Forderung Wind bekommt!
Will mehr! XD
Gefällt mir sehr und freue mich schon darauf, wenn du weiterschreibst!
LG Lena


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