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Kurayami - [Finsternis]

von

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Shōtotsu - [Auseinandersetzungen]

Kapitel II - Shōtotsu - [Auseinandersetzungen]
 

Zähneknirschend, die langen Beine übereinander geschlagen, saß Kaitou Kid in dem weichen Ohrensessel und zermalmte sich den Kopf darüber, wie es nun weiter gehen sollte. Sein geliebter Rivale war allem Anschein nach, trotz aller Bemühungen aufgeflogen und dem sicheren Tod nur knapp entkommen. Beim bloßen Gedanken an das Geschehene wurde ihm sofort wieder schlecht und ein flaues Gefühl beschlich seinen Magen. Mit unterdrückter Wut schlug seine behandschuhten Faust auf die rote Sessellehne ein, um zumindest ein wenig Druck los zu werden. ‚Dieser blonde Bastard!ʼ Er biss die Zähne zusammen, da er andernfalls und mit großer Sicherheit schnaubend aufgesprungen und durch den Raum gestampft wäre. ‚Wenn ich schneller gewesen wäre.. Wenn er nicht wäre, wie er momentan ist.. Wenn er..ʼ Kaitō wurde urplötzlich aus seinen Gedanken gerissen und all sein aufgestauter Zorn, jedoch nicht seine Selbstvorwürfe, lösten sich in Nichts auf, als von dem Bett, welches er seit geraumer Zeit hütete, ein Keuchen zu vernehmen war. Conan hatte offensichtlich Albträume - was ihn nicht im geringsten wunderte.
 

Seufzend, da er ihm in dieser Misere nicht helfen konnte, schloss er die Augen und wollte sich die Schläfe massieren, als ein lauter, beinahe panischer Schrei das Zimmer durchtönte. Conan saß, zitternd und kreidebleich, auf dem Doppelbett. Schien nicht realisiert zu haben wo er sich befand und neben sich zu stehen. Einige hätten wohl gemeint, er würde verloren wirken zwischen den großen Kissen und der Decke. Aber Kaitō wusste es besser. Er stand vermutlich unter Schock. Vorsichtig trat er vom Ohrensessel näher an das Bett ran und kniete sich auf den dunklen Parkettboden, um mit dem Detektiven eine Augenhöhe teilen zu können. Leise sprach er ihn an; bemüht um einen beruhigenden Tonfall.
 

„Tantei-kun, wie fühlst du dich?“ Einem Zeitraffer gleich drehte der Junge seinen Kopf in Kids Richtung und seine blauen Augen legten sich mit einem unangenehm vernebelten Blick, auf dessen Gesicht. Es schien dem Mondscheindieb wie eine Ewigkeit, bis sein kleiner Widersacher endlich etwas hervor brachte. Seine Stimme dabei kaum mehr als ein Hauch: „Kaitou.. Kid?“ Er nickte nur und streckte langsam seine Hand aus, um ihm den kalten Schweiß von der Stirn zu wischen. Doch noch bevor er seinen Arm gänzlich gestreckt, geschweige denn gehoben hatte, wich Conan mit geweiteten Augen vor ihm zurück und zog sich die Decke bis unter sein Kinn.

„Fass mich nicht an!“ In seiner Stimme lag kaum Kraft und Kaitō konnte ein leichtes, unterdrücktes Zittern in dieser vernehmen. Seine Hand zuckte zurück und er wurde abermals von Zorn und Hass überrollt. Nur wegen dem Blonden; Gin, war der Knirps nun in einem solch kritischen Zustand. Psychisch, wie auch Physisch.
 

Mit einem misstrauischen Blick wurde er gemustert und unweigerlich musste er schlucken. Doch immerhin schien der Jungdetektiv recht gefasst zu sein, wofür er ihm höchsten Respekt anrechnete. Wobei sich dies - sollte er oder jemand anders ihm zu nahe kommen - vermutlich schlagartig ändern würde.

„Was tust du hier, Kid? Und was ist mit Subaru-san?“ Verwegen zog dieser eine Augenbraue hoch und erhob sich aus der knienden Position, um sich zurück zum Sessel zu begeben.

„So zuvorkommend, wie eh und je, was Herr Detektiv?“, fragte er zuerst gewöhnt arrogant, bevor er mit weicher Stimme fortfuhr.

„Allerdings wollte ich dich, nach dem was geschehen ist, nicht alleine lassen, Tantei-kun.“ Kurz schien er sich seine nächsten Worte zurecht zu legen, wobei sich ein schmales, amüsiertes Lächeln auf seinen Lippen zeigte; allerdings nicht seine Augen erreichte.

„Okiya Subaru-san schläft vollkommen friedlich in deinem Wohnzimmer. Ich würde sagen, du hast gute elf Stunden, bis er wieder zu sich kommt. Nicht wissend, was in den zwanzig Minuten vor unserer, zugegeben, unangemeldeten Ankunft alles geschehen ist. Das heißt, er wird höchstens ahnen können, was alles passiert sein könnte. Du solltest also in zumindest dieser Hinsicht sicher sein, wenn du keine Beweismittel hinterlässt.“ Er trotze Conans argwöhnischem Blick. So lange, bis dieser sich abwandte und zum Balkonfenster in die Dunkelheit der Nacht hinaus blickte.
 

„Ich schätze, Dank wäre angebracht.“, seufzte er nach einigen, stillen Herzschlägen und schaute zurück auf seine zitternden Hände, die sich ohne sein Zutun krampfhaft in die weiche Decke gekrallt hatten. Konzentriert zwang er seine Finger dazu sich zu öffnen und verschränkte sie schließlich miteinander.

„Dennoch will ich, dass du die Villa jetzt verlässt, Kid.“ Dieser zog sichtlich verwundert eine Augenbraue in die Höhe. Unverhohlene Skepsis stand in seinem Blick geschrieben

„Das kann nicht dein Ernst sein.“ Er war aufgebracht, versteckte es aber hinter seinem Pokerface, welches wie in sein Gesicht gemeißelt schien. Conan schaute nicht auf, aber der Dieb konnte dennoch sehen, wie sich dessen Schultern sichtlich anspannten und er tief einatmete, als würde er versuchen, nicht die Beherrschung zu verlieren.

„Es ist mein Ernst. Verlasse mein Haus und ebenso das Grundstück, bevor ich die Polizei wegen Hausfriedensbruch und Belästigung hierher bestelle.“ Erschöpft atmete Shin'ichi aus. ‚Bitte geh jetzt, Kid.ʼ Doch diesem schossen andere, gänzlich unpassende Gedanken durch den Kopf.

‚Das ist kein Haus, sondern ein Palast..ʼ

‚Du kannst keinen Hausfriedensbruch melden, du bist Edogawa Conan..ʼ Und zu guterletzt.

‚Als ob ein paar Polizisten mich bis jetzt von etwas abhalten konnten.ʼ Allerdings sprach er keinen einzigen dieser Gedanken laut aus. Er wollte den anderen nicht noch unnötig aufregen.
 

Stattdessen sagte er: „Hör zu, Tantei-kun: Wir beide wissen, dass du offensichtlich und ohne jede Zweifel aufgeflogen bist.“ Er kam nicht umhin, den verbitterten Ausdruck in Conans Augen zu bemerken. Dennoch sprach er weiter. „Du kannst nicht wie bisher weiter durch Tōkiō laufen, Grundschüler spielen und hoffen, dass man dich in Zukunft in Ruhe lässt. Das steht für dich nicht mehr zur Debatte.“ Er seufzte und zog seinen Zylinder zurecht. Die ganze Situation kam ihm so unwirklich und abstrakt vor. Er, der Verbrecher schlechthin, hielt der wohl größten Moralapostel Japans einen Vortrag über Richtig und Falsch. Beinahe hätte er aufgelacht, wenn der Grund für diesen Umstand kein allzu ernster wäre.
 

„Du wirst wohl oder übel untertauchen müssen. Deine Freunde vom Federal Bureau of Investigation werden dich sicher ins Zeugenschutzprogramm aufnehmen, wenn du ihnen alles schilderst.“ Conan knirschte hörbar mit den Zähnen und warf Kaitou Kid einen vernichtenden Blick zu. Dass dieser über seine Verbindungen zum FBI Bescheid wusste, wunderte ihn nicht im geringsten. Vermutlich hatte er nach dem Vorfall im Bell Tree Express die Augen und Ohren offen gehalten. Doch er überging dies. Im Augenblick hatte er weitaus größere Probleme, als einen zwanghaft philomatischen Dieb.

„Denkst du, Kid, ich wüsste das nicht?“, schrie er fast, war aber noch immer gefasster, als man vielleicht hätte erwarten können.
 

„Diese Kerle haben irgendwie - und auch wenn ich noch nicht weiß wie - meine Identität aufgedeckt. Und ich hätte längst tot sein sollen! Bereits zum Zweiten mal.“, er lachte humorlos auf.

„Aber es geht nicht. Ich kann nicht ein zweites Mal verschwinden.“ Er stockte. Wusste nicht, ob ausgerechnet der Dieb vor ihm, die richtige Vertrauensperson war. Aber im Moment wussten nur eben jener, Gin und er selbst über die jüngsten Ereignisse Bescheid. Und überhaupt war sich Shin'ichi bewusst, dass Kid - auch wenn er ein Gesetzesbrecher war - eine Person war, der man, wenn es hart auf hart kam, vertrauen konnte. Dessen hat er sich oft genug selbst bestätigen können.
 

„Ran.. Sie würde es nicht ertragen, wenn nach Shin'ichi, auch noch Conan einfach verschwindet. Und unter dem Zeugenschutzprogramm, könnte ich sie noch nicht einmal mehr anrufen, geschweige denn sehen. Weder als der Eine, noch als der Andere. Das kann ich ihr einfach nicht antun.“ ‚Und auch mir selbst nicht. Ich.. brauche sie doch..ʼ Er schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und ließ den Kopf hängen.

„Davon ab; Jetzt wo ich aufgeflogen bin, werden sie Jagt auf alle machen, die in jeglicher Weise Kontakt mit mir hatten. Es wäre verantwortungslos und feige einfach zu verschwinden und sie ihrem Schicksal zu überlassen.“ Mit einem kurzen, verzweifelten Aufschrei schlug er mit seinen kleinen Fäusten auf die Matratze ein und sah mit bebenden Lippen zu seinem Widersacher auf, dessen Gesichtszüge halb im Schatten seines Zylinders lagen.

„Bitte geh jetzt, Kid.“, sprach er dieses Mal laut aus; aber dennoch kamen die Worte ihm nur wie ein Windhauch über die Lippen. Der Anblick des geschrumpften Detektiven versetzte Kaitō einen schmerzhaften Stich ins Herz. Schließlich stand er dennoch auf, zog seine Kleidung zurecht und schritt zum Rundbogenfenster, um es zu öffnen. Einen Fuß bereits auf das Geländer gesetzt, um runter zu springen, drehte er sich noch ein letztes Mal halb um.
 

„Auf die Gefahr hin, dass es sich platt anhört: Ich weiß, wie du dich fühlst, Meitantei. Sehr gut sogar.“ Seine Augen suchten den wolkenverhangenen Himmel nach dem Mond ab, blieben aber erfolglos.

„Es ist nicht immer leicht, die auferlegte Maske aufrecht zu erhalten.“ Mit einem stummen Seufzer schwang er sich über das Geländer und landete drei Meter tiefer beinahe lautlos und athletisch im knöchelhohen Gras. Ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen, rannte er los und überließ den Detektiv sich selbst. Dieser saß immer noch dort, wo er die ganze Zeit gesessen hatte und betrachtete die weiße Karte, die plötzlich vor ihm lag. Horizontal und in ordentlichen Kanji stand dort:
 

Als Gentleman-Dieb sehe ich es als meine Pflicht an, zu helfen.

Solltest du mich brauchen, Tantei-kun, werde ich dir zu Diensten sein.

Ich kann nur ahnen wer sie sind, aber du musst diesen Kampf nicht alleine bestreiten.

KAITOU KID
 

‚Vollidiot.ʼ

„Kannst du mir das nicht ins Gesicht sagen?“ Erschöpft legte er sich in die Kissen und schloss die Augen. Morgen.. würde hoffentlich ein besserer Tag sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BadMajin
2013-08-18T15:27:38+00:00 18.08.2013 17:27
Herrje ich hab hier ja noch gar kein kommentar hinterlassen...
Schlag mich ruhig.

Dein Schreibstil ist wie immer einfach nur klasse.
Wie sich Kaito um Conan kümmert und sich sorgt. Tja ich bin schon richtig gespannt was jetzt passiert da Conans Identität aufgeflogen ist.
Endlich hab ich Zeit da les ich gleich mal weiter ;-)


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