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Kurayami - [Finsternis]

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Das bist jetzt längste Kapitel! Ich hoffe ich habe Haibara so getroffen, wie sie auch im Manga immer handelt. Falls nicht, geh ich schon mal Koffer packen und lege mir 'nen neuen Namen zu.
Sore made und liebste Grüße,
eure Puella~
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Bonjour mes amis~ Mit leichter Verspätung und einer Zentner schweren Entschuldigung de mon côté; da ich für zwei Klausuren und drei höllische Tests lernen musste en plus einem zwanzig Seiten Referat über die menschliche Psyche, folgt hier dem Entsetzen, die Erkenntnis und Conan-chan schafft es raus aus seinem 24-Stunden-tief^^
Viel Vergnügen beim lesen,
eure Puella~
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Gomen'nasai, dass dieses Kapitel hier so spät kommt. Es war schon lange fertig gestellt, aber ich kam trotz aller Bemühungen nicht dazu es hochzuladen; Ich sage nur - Schule, Klausuren, Referate.
Eure Puella~
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Diesmal wird Ran ins Fadenkreuz genommen und ich habe gemerkt, wie gern ich ihren Charakter eigentlich habe~
Liebste Grüße, Puella
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Ladies and Gentleman(?), hiermit präsentiere ich - ziemlich im Verzug - das Kapitel, in dem sich alles um Smartphones dreht~
Gooott~ Ich bin so schrecklich; erst brauche ich eine halbe Dekade für dieses kleine Stück und dann ist es noch nicht einmal ganz fertig.. Aber weil ich euch nicht noch länger warten lassen wollte; hier der erste Part von Yotei, das nächste folgt dann [hoffentlich] planmäßig in frühstens zehn Tagen. Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Bühüü~ Ich bin so spät dran - Gomen ne! *sich versteck* Ich stecke mitten in einer Schreibkrise und mein blöder Aushilfs-/Ferienjob ist auch nicht gerade motivierend; ich bin echt dauer müde im Moment.. Bitte entschuldigt, dass das Kapitel, was angeblich früher kommen sollte, nun umso später erscheint - ich kam einfach nicht dazu, alles abzutippen und zu korrigieren und ich hoffe wirklich, dass es jetzt fehlerfrei ist. Eins kann ich euch aber versprechen Leute: Das nächste Kapitel wird; und das schwöre ich, rechtzeitig kommen! *Yay~*
Viel Spaß beim lesen,
eure Puella~

PS: Spoiler Gefahr, für Kapitel 850+; für alle die im Gegensatz zu mir geduldig auf die Veröffentlichung der Kapitel auf deutsch warten..
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Shin'en - [Abgründe]


 

Kurayami - [Finsternis]
 

Prolog - Shin'en - [Abgründe]
 

Das Erste was er fühlte war die Kälte. Dann erst spürte er die Schmerzen in seinen Gelenken. Ein Stöhnen entfloh seinen Lippen. Eisiger Wind umwehte ihn und ließ seinen Körper unkontrolliert erzittern. Was war mit ihm? Weswegen war es so finster? Erst jetzt registrierte er den dunklen Stoff, der sich wie ein Schleier über seine Augen gelegt hatte. Der Versuch sich aufzusetzen scheiterte und ein beunruhigendes Klirren ertönte - Handschellen! Angst keimte ungehindert in ihm auf! Um seine Ruhe bewahrt atmete er tief ein und aus, nur um im nächsten Moment überrascht aufzukeuchen.
 

Er spürte wie der Knoten an seinem Hinterkopf gelöst wurde, dann die kalten Finger auf seinem vor Erregung erhitzten Gesicht, bevor er wieder sehen konnte. ‚Nein..ʼ Das skrupellose Lächeln ließ ihn augenblicklich zu Eis gefrieren. Er fühlte sich wie gelähmt. Hatte das Gefühl, sein pochendes Herz könnte ihm die Brust zerreißen. Hektisch schnappte er nach Luft und schaute in die emotionslosen, grünen Augen seines Gegenübers. Der Mann beugte sich ihm entgegen, so dass sein blond-silbernes Haar ihm über die Schulter fiel. Sein, im Gegensatz zur kühlen Nachtluft, heißer Atem streifte seine Wangen. Sie waren so dicht beieinander, dass er den herben Duft wahrnehmen konnte, der von ihm ausging.

„Es ist lange her, Kudō Shin'ichi. Oder sollte ich Edogawa Conan sagen?“
 

Verstört versuchte der Junge zurück zu weichen, spürte jedoch einen rauen Baumstamm durch sein Hemd hindurch gegen seinen Rücken drücken. ‚Woher? Woher weiß er es?!ʼ

Gins herablassendes Lächeln und seine vor Mordlust aufblitzenden Augen raubten ihm schier den Verstand. In Bruchteilen von Sekunden, ließ er den gesamten Tag noch einmal vor seinem inneren Auge revous passieren. Zum einen, um sich zu beruhigen, zum anderen, um eine mögliche Situation zu finden, in der er sich verraten haben könnte.
 

Frühstück mit Ran-neechan und Kogorō-ojisan. Dann ein weiterer, nerviger Grundschultag zusammen mit den Shōnen Tantei. Schließlich, gegen Abend, waren sie zum Beika Museum aufgebrochen. Der Grund: Ein ganz spezieller Dieb, der sich wie üblich mit großen Taa-dam und arrogantem Grinsen angekündigt hatte. Er hatte Kaitou Kid auf dem Dach aufgelauert, ihn zur Rede gestellt, eine erneute - aber Beutelose - Flucht, dennoch nicht verhindern könnend. ‚Ich wollte wieder in das Gebäude zurück, damit Ran nicht anfängt, sich Sorgen zu machen. Und dann..ʼ Die letzte klare Erinnerung, war ein dunkles Tuch, dass sich ihm vor Nase und Mund schob. Getränkt in stechend riechendes Chloroform.
 

Jetzt lag er außer Gefecht gesetzt, an einen Baum - von den leisen Verkehrsgeräuschen abzuleitend, vermutlich im Beika Park - gefesselt am Boden. Vor ihm das skrupelloseste Mitglied der schwarzen Organisation. Seine Chancen diese zweite Begegnung mit ihm zu überleben, standen vermutlich nicht besonders hoch. Haibara würde ihn zuerst um die Ecke bringen, wüsste sie davon. ‚Haibara! Sie werden sie.. Und die anderen.. Nein!ʼ Er durfte; er konnte das nicht zu lassen!
 

Er setzte den Kuller-Augen-Blick auf, mit dem er Ran schon so oft rumgekriegt hatte. Vorzugsweise dann, wenn sie wieder mit ihrer Conan-du-bist-Shin'ichi-gibt-es-zu Theorie daher kam. ‚Guter Zeitpunkt für Sarkasmus, Kudō. Wirklich passend.ʼ Dann drückte er auch noch auf die Tränendrüse. Das - an ihn vererbte - Schauspiel Talent seiner Mutter sei gepriesen.

„A-aber, Ojisan..“ Weiter kam er nicht. Gin verpasste ihm eine schallende Ohrfeige und hätte vermutlich als nächstes eine Bleikugel zwischen seinen Augen versenkt, als ein leises Klingeln einsetzte. ‚Ein Handy?ʼ Tatsächlich holte das Organisationsmitglied ein schmales, schwarz glänzendes Smartphone aus der Tasche seines Mantels und ging mit einem Schnauben dran.

„Was willst du, Vermouth?“, blaffte er in den Hörer. Dann herrschte Stille. Conan traute sich kaum zu atmen. Versuchte angestrengt dem Telefonat zu lauschen, bekam aber keinen einzigen Ton zu hören.

„Befehl vom Boss?“ Gin spuckte - sichtlich genervt - aus und knurrte unverhohlen.

„Verstanden. Ich lasse ihn leben, den kleinen Edogawa.“
 

Die Erleichterung über die Bedeutung dieses Satzes hatte gar keine Möglichkeit, sich in ihm breit zu machen, als Gin ihm wieder seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Bevor er begreifen konnte, was passierte, war er unter dem großen Körper begraben. Keine Haaresbreite von seinem wohl größten Feind entfernt! Ein unangenehmes Ziehen machte sich in seinen Schultern breit, als er nach unten gedrückt wurde und es in seinen Gelenken knackte.
 

„Der Tod wäre auch zu schön gewesen. Dein Leid, Edogawa Conan.“ Seine Augen weiteten sich in Entsetzen. Gänsehaut überzog seinen gesamten Körper und das Zittern setzte erneut ein, als ihm bewusst wurde, was nun folgen musste. Kurz darauf waren die heiseren, gepeinigten Schreie eines Kindes zu hören, die die Nacht auf grausame Art und Weise erfüllten.

Hakuei - [weißer Schatten]

Kapitel I - Hakuei - [weißer Schatten]
 

Enttäuscht. Melancholisch. Zufrieden.

Er wusste wie ambivalent seine momentane Gefühlslage war. Aber was konnte er schon dagegen unternehmen? Gefühle.. Emotionen. Sie waren wie die Sterne - unüberschaubar. Manchmal wunderschön. Manchmal erdrückend in ihrer Tragweite. Er seufzte leise und schüttelte über sich selbst den Kopf. Der Millennium Star wog schwer in seiner Hosentasche. Sein Heist war wie immer geglückt. Erfolgreich hatte er Nakamōri und Konsorte über's Bockshorn gejagt und ebenso dem kleinen Detektiven entkommen können; wenn auch mit Ach und Krach. Ächzend rieb er sich über den Hinterkopf und verzog das Gesicht, bei dem Gedanken an den auf sich zu rasenden Fußball.
 

Umso niederschmetternder war jedoch die Erkenntnis, zum nächsten Vollmond wieder über Tōkiō fliegen zu müssen.

Als Kaitou Kid.

Als Phantom.

Ein Schatten in Weiß.

Unnahbar und ein unlösbar scheinendes Mysterium.
 

Der Blick seiner blauen Augen glitt zum runden Anlitz des Vollmondes und blieb verträumt an diesem hängen. ‚Ah.. Irgendwann wirst du mir Pandora offenbaren.ʼ Mit Geschick wurde der Gleitdrachen nach links gelenkt. Unter ihm erstreckte sich der Beika Park in seiner vollen Größe. Ein kleines Fleckchen Natur, in den Betonbergen der Millionenstadt. Vereinzelt standen gelblich flackernde Straßenlaternen am Wegrand und fluteten die Kieswege mit ihrem diffusen Licht.
 

Kaitō genoss es jedes mal auf's Neue, die Welt aus dieser Perspektive betrachten zu können. Ihm schienen jegliche Sorgen so fern. Er fühlte sich, als wäre er nichts und niemandem verpflichtet. Er fühlte sich frei; gelöst. Von allem. ‚Oyaji.. Werde ich Pandora denn jemals finden?ʼ Abermals entwich die Luft seinen Lippen und augenblicklich wurde der Seufzer vom Wind fort geweht. Als wolle er nicht, dass seine Sorgen ihn auch hier umgaben.
 

Wieder schweifte sein Blick über den leeren Park. Und plötzlich fühlte er, wie sein Körper von einem Schauder überzogen wurde. ‚..Was?ʼ Er hatte dieses Gefühl nur einmal spüren dürfen. Und er hatte gehofft, es nie wieder zu müssen. Angst. Angst - um sein Leben. Es war, als er den Mördern seines Vaters zum aller ersten Mal gegenüber stand. Als Jackal seinen Revolver auf ihn richtete und die dunklen Augen gehässig und morddürstig aufblitzten. Der Moment, in dem der Schuss fiel und ihn vom Dach fegte. Er atmete bedrückt aus. Warum jetzt? Hier oben war er sicher. Aber seine Intuition hatte ihn noch nie getäuscht. Kurz rang er noch mit sich. Flog noch einige Zeit über dem Park umher, bevor er sich entschied zu landen.
 

Langsam, aber beständig verlor er an Höhe und landete beinahe lautlos auf dem Kiesweg. Mit einem kurzen Knopfdruck ließ er seinen Gleiter einklappen und schaute sich um. ‚Wohin nun?ʼ Halb drehte er sich um die eigene Achse, wobei die kleinen Steinchen unter seinen Schuhsohlen knirschten. Wären Mitglieder der Organisation hier gewesen, hätten sie wahrscheinlich schon längst das Feuer auf ihn eröffnet und seinen Körper zu Schweizer Käse verarbeitet. Also war es etwas anderes gewesen, dass seine inneren Alarmglocken hatte klingeln lassen. Unentschlossen lief er los und folgte dem Pfad, bis er an einem Springbrunnen ankam. Das Wasser war zu dieser späten Stunde abgestellt worden, so dass es nicht wie üblich in Fontänen aus der Marmorfigur in der Mitte hervor schoss, sondern seichte vom Wind hin und her getragen wurden.
 

Gerade wollte der Mondscheindieb sich wieder in Bewegung setzten, als er leise Geräusche hörte. Ein Wispern. Dann ein kurzes, emotionsloses Lachen. Rau und hart. Das ungute Gefühl in seiner Magengegend wurde nur noch verstärkt und unweigerlich schluckte er, um seine Kehle zu befeuchten. Sie schien wie ausgedörrt. Sein Blick schoss fast schon gehetzt von einer Ecke zur Nächsten. Hinter jedem Busch erwartete er einen Schatten zu sehen. ‚Verdammt!ʼ, Das Geräusch war zu leise gewesen. Und nicht lang genug präsent, um es; auch noch völlig unerwartet, lokalisieren zu können. Verzweifelt lief er in die Richtung in der er es vermutete und versucht dabei so wenig Geräusche wie nur möglich zu erzeugen. Sein Umhang wehte lautlos hinter ihm her und der Kies knirschte - in seinen Ohren - unglaublich laut unter seinen Füßen. Schien jeden vor ihm zu warnen. Natürlich war das schwachsinnig. Kopfschüttelnd hielt er an und lauschte abermals.
 

Zuerst vernahm er nur das leise Pfeifen des Windes. Dann hörte er wieder diese eine Stimme. Kehlig und.. skrupellos. Gerade wollte er weiter gehen, als die Stille der Nacht von einem lang gezogenen Schrei durchbrochen wurde. Der Schrei eines Kindes; gepeinigt und in Todesangst! Ohne zu zögern rannte Kaitō nun los; vergaß jegliche Vorsicht und auch den Gedanken an die Organisation verdrängte er in die hintersten Winkel seines Denkens. Er hetzte durch die Büsche, schlug sich die Äste aus dem Weg und versuchte vergebens, die immer wieder ertönenden Schreie auszublenden - umsonst. Je näher er kam, desto vorsichtiger wurde er wieder. Schlich, trotz seiner blütenreinen Kleidung, wie ein Schatten durch die Gegend und versuchte seine aufkommende Panik, sowie den Zorn über die soeben vorangehende Untat zu unterdrücken. Seine rechte Hand umklammerte die Kartenpistole in seiner Jackettasche.
 

„Schrei ruhig, Kleiner. Keiner wird dich hören.“ Kid erschauderte. Er war keine zehn Meter mehr entfernt vom Geschehen. Nur noch einige Büsche versperrten ihm die ungewollte Sicht. Mit aller Vorsicht schlich er um das Gewächs herum. War bereit für alles, was sich ihm gleich offenbaren könnte. So dachte er jedenfalls. Stummes Entsetzen machte sich in ihm breit und schnell biss er sich auf die Lippe, um keinen Laut hervor kommen zu lassen. Seine Hände begannen zu zittern. Nicht etwa aus Furcht vor dem blonden Mann, vielmehr aus Hass, aufgrund dessen was er tat. An einen Baum gekettet lag Tantei-kun wehrlos unter diesem Kerl und..
 

Er musste einschreiten! Entschlossen hob er seine Pistole und zielte auf den breiten Rücken des Mannes. Ein perfekt gezielter Schuss und die Pik-Ass Karte steckte zwischen seinen Schulterblättern. Ein kurzer Schmerzensschrei war zu hören, dann griff Gin sich reflexartig an die getroffene Stelle. Der Junge unter ihm hielt die Augen weiterhin geschlossen. Seine Brille war ihm scheinbar von der Nase gerutscht und lag irgendwo neben ihm im Schatten. Seine weißes Hemd, sowie das blaue Jacket hingen ihm halb an den Schultern herab. Die rote Fliege und die Hosenträger lagen etwas unweit im Gebüsch. Sein Körper zitterte apathisch und er schien nichts mehr von dem wahrzunehmen, was um ihn herum oder gar mit ihm geschah.
 

Der Blonde ließ endlich von dem kleinen Kinderkörper ab und noch bevor er sich gänzlich in Kaitōs Richtung drehen konnte, stand dieser mit erhobenen Schultern vor ihm und sprühte ihm lächerlichen; in dieser Situation zudem völlig unpassenden, pinken Rauch ins Gesicht. Bevor er das Bewusstsein verlor, blitzten seine stahl-grünen Augen dem Dieb entgegen. Dann kippte er nach hinten und blieb regungslos liegen.

„Du Drecksack.“ Der Junge musste entgegen seiner sonst eher friedvollen Art an sich halten, um nicht auf den Mann loszugehen und auf seinen bewusstlosen Körper einzudreschen. Stattdessen drehte er sich um und kniete sich vor den Grundschüler.
 

„Tantei-kun?“ Vorsichtig streckte er seine behandschuhten Finger nach ihm aus und strich ihm über die Wange. Augenblicklich zuckte Conan zusammen. Sein Gesicht war kalkweiß. Seine Augen verschleiert vor Furcht.

„Lass mich!“ Kaitou Kid wich zurück, als der Kleine plötzlich schrie. „Verschwinde! Ich will nicht..“ Verbittert schaute der Magier auf den Jungen, bevor er sich nach vorne überbeugte und sich an den Handschellen zu schaffen machte.

„Oi, Tantei-kun. Du hast es doch so schon schwer genug..“ Nach wenigen Sekunden waren die Fesseln gelöst und beinahe leblos sackte der kleine Körper in sich zusammen, als wäre das Metall sein einziger Halt gewesen. ‚Wäre ich nur etwas schneller gewesen.ʼ
 

Mit wenigen Griffen hatte er sich seines Umhangs entledigt und den miniatur Detektiven in den weißen Stoff gehüllt. Zitternd und scheinbar bewusstlos, lag der geschrumpfte Oberschüler in seinen Armen. Beinahe wimmernd klammerte er sich in die weiße Seide, weinen tat er jedoch nicht - sein eiserner, scheinbar unbrechbarer Wille ließ es nicht zu. Diese letzte Barriere war wie stets ungebrochen geblieben; wenn auch nicht gänzlich verschont.
 

„Gin, ich werde..“ Perplex blickte Kaitō ihn an und war sich zuerst nicht sicher, ob der Bedeutung der Wörter. Dann wand er seinen Blick zurück und sah angewidert zu dem Organisationsmitglied.
 

‚Gin, also. Das war nicht unser letztes Zusammentreffen. Das schwöre ich!ʼ

Shōtotsu - [Auseinandersetzungen]

Kapitel II - Shōtotsu - [Auseinandersetzungen]
 

Zähneknirschend, die langen Beine übereinander geschlagen, saß Kaitou Kid in dem weichen Ohrensessel und zermalmte sich den Kopf darüber, wie es nun weiter gehen sollte. Sein geliebter Rivale war allem Anschein nach, trotz aller Bemühungen aufgeflogen und dem sicheren Tod nur knapp entkommen. Beim bloßen Gedanken an das Geschehene wurde ihm sofort wieder schlecht und ein flaues Gefühl beschlich seinen Magen. Mit unterdrückter Wut schlug seine behandschuhten Faust auf die rote Sessellehne ein, um zumindest ein wenig Druck los zu werden. ‚Dieser blonde Bastard!ʼ Er biss die Zähne zusammen, da er andernfalls und mit großer Sicherheit schnaubend aufgesprungen und durch den Raum gestampft wäre. ‚Wenn ich schneller gewesen wäre.. Wenn er nicht wäre, wie er momentan ist.. Wenn er..ʼ Kaitō wurde urplötzlich aus seinen Gedanken gerissen und all sein aufgestauter Zorn, jedoch nicht seine Selbstvorwürfe, lösten sich in Nichts auf, als von dem Bett, welches er seit geraumer Zeit hütete, ein Keuchen zu vernehmen war. Conan hatte offensichtlich Albträume - was ihn nicht im geringsten wunderte.
 

Seufzend, da er ihm in dieser Misere nicht helfen konnte, schloss er die Augen und wollte sich die Schläfe massieren, als ein lauter, beinahe panischer Schrei das Zimmer durchtönte. Conan saß, zitternd und kreidebleich, auf dem Doppelbett. Schien nicht realisiert zu haben wo er sich befand und neben sich zu stehen. Einige hätten wohl gemeint, er würde verloren wirken zwischen den großen Kissen und der Decke. Aber Kaitō wusste es besser. Er stand vermutlich unter Schock. Vorsichtig trat er vom Ohrensessel näher an das Bett ran und kniete sich auf den dunklen Parkettboden, um mit dem Detektiven eine Augenhöhe teilen zu können. Leise sprach er ihn an; bemüht um einen beruhigenden Tonfall.
 

„Tantei-kun, wie fühlst du dich?“ Einem Zeitraffer gleich drehte der Junge seinen Kopf in Kids Richtung und seine blauen Augen legten sich mit einem unangenehm vernebelten Blick, auf dessen Gesicht. Es schien dem Mondscheindieb wie eine Ewigkeit, bis sein kleiner Widersacher endlich etwas hervor brachte. Seine Stimme dabei kaum mehr als ein Hauch: „Kaitou.. Kid?“ Er nickte nur und streckte langsam seine Hand aus, um ihm den kalten Schweiß von der Stirn zu wischen. Doch noch bevor er seinen Arm gänzlich gestreckt, geschweige denn gehoben hatte, wich Conan mit geweiteten Augen vor ihm zurück und zog sich die Decke bis unter sein Kinn.

„Fass mich nicht an!“ In seiner Stimme lag kaum Kraft und Kaitō konnte ein leichtes, unterdrücktes Zittern in dieser vernehmen. Seine Hand zuckte zurück und er wurde abermals von Zorn und Hass überrollt. Nur wegen dem Blonden; Gin, war der Knirps nun in einem solch kritischen Zustand. Psychisch, wie auch Physisch.
 

Mit einem misstrauischen Blick wurde er gemustert und unweigerlich musste er schlucken. Doch immerhin schien der Jungdetektiv recht gefasst zu sein, wofür er ihm höchsten Respekt anrechnete. Wobei sich dies - sollte er oder jemand anders ihm zu nahe kommen - vermutlich schlagartig ändern würde.

„Was tust du hier, Kid? Und was ist mit Subaru-san?“ Verwegen zog dieser eine Augenbraue hoch und erhob sich aus der knienden Position, um sich zurück zum Sessel zu begeben.

„So zuvorkommend, wie eh und je, was Herr Detektiv?“, fragte er zuerst gewöhnt arrogant, bevor er mit weicher Stimme fortfuhr.

„Allerdings wollte ich dich, nach dem was geschehen ist, nicht alleine lassen, Tantei-kun.“ Kurz schien er sich seine nächsten Worte zurecht zu legen, wobei sich ein schmales, amüsiertes Lächeln auf seinen Lippen zeigte; allerdings nicht seine Augen erreichte.

„Okiya Subaru-san schläft vollkommen friedlich in deinem Wohnzimmer. Ich würde sagen, du hast gute elf Stunden, bis er wieder zu sich kommt. Nicht wissend, was in den zwanzig Minuten vor unserer, zugegeben, unangemeldeten Ankunft alles geschehen ist. Das heißt, er wird höchstens ahnen können, was alles passiert sein könnte. Du solltest also in zumindest dieser Hinsicht sicher sein, wenn du keine Beweismittel hinterlässt.“ Er trotze Conans argwöhnischem Blick. So lange, bis dieser sich abwandte und zum Balkonfenster in die Dunkelheit der Nacht hinaus blickte.
 

„Ich schätze, Dank wäre angebracht.“, seufzte er nach einigen, stillen Herzschlägen und schaute zurück auf seine zitternden Hände, die sich ohne sein Zutun krampfhaft in die weiche Decke gekrallt hatten. Konzentriert zwang er seine Finger dazu sich zu öffnen und verschränkte sie schließlich miteinander.

„Dennoch will ich, dass du die Villa jetzt verlässt, Kid.“ Dieser zog sichtlich verwundert eine Augenbraue in die Höhe. Unverhohlene Skepsis stand in seinem Blick geschrieben

„Das kann nicht dein Ernst sein.“ Er war aufgebracht, versteckte es aber hinter seinem Pokerface, welches wie in sein Gesicht gemeißelt schien. Conan schaute nicht auf, aber der Dieb konnte dennoch sehen, wie sich dessen Schultern sichtlich anspannten und er tief einatmete, als würde er versuchen, nicht die Beherrschung zu verlieren.

„Es ist mein Ernst. Verlasse mein Haus und ebenso das Grundstück, bevor ich die Polizei wegen Hausfriedensbruch und Belästigung hierher bestelle.“ Erschöpft atmete Shin'ichi aus. ‚Bitte geh jetzt, Kid.ʼ Doch diesem schossen andere, gänzlich unpassende Gedanken durch den Kopf.

‚Das ist kein Haus, sondern ein Palast..ʼ

‚Du kannst keinen Hausfriedensbruch melden, du bist Edogawa Conan..ʼ Und zu guterletzt.

‚Als ob ein paar Polizisten mich bis jetzt von etwas abhalten konnten.ʼ Allerdings sprach er keinen einzigen dieser Gedanken laut aus. Er wollte den anderen nicht noch unnötig aufregen.
 

Stattdessen sagte er: „Hör zu, Tantei-kun: Wir beide wissen, dass du offensichtlich und ohne jede Zweifel aufgeflogen bist.“ Er kam nicht umhin, den verbitterten Ausdruck in Conans Augen zu bemerken. Dennoch sprach er weiter. „Du kannst nicht wie bisher weiter durch Tōkiō laufen, Grundschüler spielen und hoffen, dass man dich in Zukunft in Ruhe lässt. Das steht für dich nicht mehr zur Debatte.“ Er seufzte und zog seinen Zylinder zurecht. Die ganze Situation kam ihm so unwirklich und abstrakt vor. Er, der Verbrecher schlechthin, hielt der wohl größten Moralapostel Japans einen Vortrag über Richtig und Falsch. Beinahe hätte er aufgelacht, wenn der Grund für diesen Umstand kein allzu ernster wäre.
 

„Du wirst wohl oder übel untertauchen müssen. Deine Freunde vom Federal Bureau of Investigation werden dich sicher ins Zeugenschutzprogramm aufnehmen, wenn du ihnen alles schilderst.“ Conan knirschte hörbar mit den Zähnen und warf Kaitou Kid einen vernichtenden Blick zu. Dass dieser über seine Verbindungen zum FBI Bescheid wusste, wunderte ihn nicht im geringsten. Vermutlich hatte er nach dem Vorfall im Bell Tree Express die Augen und Ohren offen gehalten. Doch er überging dies. Im Augenblick hatte er weitaus größere Probleme, als einen zwanghaft philomatischen Dieb.

„Denkst du, Kid, ich wüsste das nicht?“, schrie er fast, war aber noch immer gefasster, als man vielleicht hätte erwarten können.
 

„Diese Kerle haben irgendwie - und auch wenn ich noch nicht weiß wie - meine Identität aufgedeckt. Und ich hätte längst tot sein sollen! Bereits zum Zweiten mal.“, er lachte humorlos auf.

„Aber es geht nicht. Ich kann nicht ein zweites Mal verschwinden.“ Er stockte. Wusste nicht, ob ausgerechnet der Dieb vor ihm, die richtige Vertrauensperson war. Aber im Moment wussten nur eben jener, Gin und er selbst über die jüngsten Ereignisse Bescheid. Und überhaupt war sich Shin'ichi bewusst, dass Kid - auch wenn er ein Gesetzesbrecher war - eine Person war, der man, wenn es hart auf hart kam, vertrauen konnte. Dessen hat er sich oft genug selbst bestätigen können.
 

„Ran.. Sie würde es nicht ertragen, wenn nach Shin'ichi, auch noch Conan einfach verschwindet. Und unter dem Zeugenschutzprogramm, könnte ich sie noch nicht einmal mehr anrufen, geschweige denn sehen. Weder als der Eine, noch als der Andere. Das kann ich ihr einfach nicht antun.“ ‚Und auch mir selbst nicht. Ich.. brauche sie doch..ʼ Er schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter und ließ den Kopf hängen.

„Davon ab; Jetzt wo ich aufgeflogen bin, werden sie Jagt auf alle machen, die in jeglicher Weise Kontakt mit mir hatten. Es wäre verantwortungslos und feige einfach zu verschwinden und sie ihrem Schicksal zu überlassen.“ Mit einem kurzen, verzweifelten Aufschrei schlug er mit seinen kleinen Fäusten auf die Matratze ein und sah mit bebenden Lippen zu seinem Widersacher auf, dessen Gesichtszüge halb im Schatten seines Zylinders lagen.

„Bitte geh jetzt, Kid.“, sprach er dieses Mal laut aus; aber dennoch kamen die Worte ihm nur wie ein Windhauch über die Lippen. Der Anblick des geschrumpften Detektiven versetzte Kaitō einen schmerzhaften Stich ins Herz. Schließlich stand er dennoch auf, zog seine Kleidung zurecht und schritt zum Rundbogenfenster, um es zu öffnen. Einen Fuß bereits auf das Geländer gesetzt, um runter zu springen, drehte er sich noch ein letztes Mal halb um.
 

„Auf die Gefahr hin, dass es sich platt anhört: Ich weiß, wie du dich fühlst, Meitantei. Sehr gut sogar.“ Seine Augen suchten den wolkenverhangenen Himmel nach dem Mond ab, blieben aber erfolglos.

„Es ist nicht immer leicht, die auferlegte Maske aufrecht zu erhalten.“ Mit einem stummen Seufzer schwang er sich über das Geländer und landete drei Meter tiefer beinahe lautlos und athletisch im knöchelhohen Gras. Ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen, rannte er los und überließ den Detektiv sich selbst. Dieser saß immer noch dort, wo er die ganze Zeit gesessen hatte und betrachtete die weiße Karte, die plötzlich vor ihm lag. Horizontal und in ordentlichen Kanji stand dort:
 

Als Gentleman-Dieb sehe ich es als meine Pflicht an, zu helfen.

Solltest du mich brauchen, Tantei-kun, werde ich dir zu Diensten sein.

Ich kann nur ahnen wer sie sind, aber du musst diesen Kampf nicht alleine bestreiten.

KAITOU KID
 

‚Vollidiot.ʼ

„Kannst du mir das nicht ins Gesicht sagen?“ Erschöpft legte er sich in die Kissen und schloss die Augen. Morgen.. würde hoffentlich ein besserer Tag sein.

Horā - [Entsetzen]

Kapitel III - Horā - [Entsetzen]
 

Stöhnend und von Kopfschmerzen geplagt, schlug er die Satin bezogene Decke zurück und erhob sich schwerfällig aus den weichen Kissen. Müden Blickes blinzelte er der aufgehenden Sonne entgegen und suchte, die Hand über seine Augen haltend, den Wecker. 07:32 Uhr. Gähnend schwang Shin'ichi die Beine über die Bettkante, sprang hastig auf um duschen zu gehen und keuchte im nächsten Moment erstickt auf, als heißer Schmerz ihn durchfuhr. Unruhig zitternd glitten seine Finger zum Ende seiner Wirbelsäule, wo sie lediglich auf den Stoff seines Hemdes trafen. ‚Gestern Nacht. Gin. Kaitou Kid!ʼ Taumelnd, seine Sicht verschwimmend, hielt er sich am Bettrand fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren; dennoch fiel er auf die Knie, als ihn alle Kraft zu verlassen schien.
 

Den beißenden Schmerz, der ihm beim Aufprall auf den Parkettboden durch Mark und Bein fuhr bemerkte er nur nebensächlich. Er fühlte sich plötzlich so unglaublich leer. Leer und einsam. ‚Das war kein Traum! - Alles! Ich bin noch immer Conan..ʼ Entsetzt huschte sein Blick erst auf das Bett, suchte dann den Boden ab und glitt als letztes zum Nachttisch. Suchten einen Beweis, außer den Schmerzen, um all dies; all seine irrationalen Erinnerungen und Gedanken, erklären zu können. Und fanden ihn. Dort lag die weiße Karte, die Kaitou Kid ihm hinterlassen hatte. ‚Als Angebot.. seiner Hilfe?ʼ Verwirrt schüttelte er den Kopf, sodass die braunen Ponyfransen die ihm in die Stirn hingen hin und her flogen und erhob sich schließlich mit langsamen Bewegungen. Immer darauf bedacht, den aufkommenden Schmerzen keine Chance zu lassen. Dafür hatte er jetzt keine Zeit. Er musste so schnell wie nur irgends möglich fertig werden mit allem, um dann Agasa und Haibara vor der nun stets konstanten Gefahr zu warnen, die sie alle; die involviert waren, wie Nebel zu umhüllen schien. ‚Falls es dafür nicht bereits zu spät ist.ʼ
 

Er stellte sich auf die Zehenspitzen, um an den Türknauf zu kommen, drehte ihn nach links und stieß die schwere Tür mit aller, ihm zur Verfügung stehender Kraft auf. Mit klammen Bewegungen begann er, sein Hemd aufzuknöpfen; stellte mit Unbehagen fest, dass einige der weißen Knöpfe fehlten. Auf seinem gesamten Körper breitete sich augenblicklich Gänsehaut aus. Schließlich streifte er sich den weißen Stoff von den Schultern und entledigte sich auch seiner Hose und den Socken. Mit einem dicken Kloß im Hals, der ihm schier den notwendigen Sauerstoff abzudrücken schien, stellte er fest, dass seine Shorts fehlten. Kurz sackte er ein und schnappte erstickt nach Luft, als ihn die Erinnerung an die vergangene Nacht wiederholt überrollte. Fröstelnd stieg er schließlich in die Duschkabine und dankte seinen Eltern innerlich dafür, beinahe das gesamte Anwesen; samt Badezimmer, im westlichen Stil eingerichtet zu haben.
 

Ohne mit der Wimper zu zucken drehte er das kalte Wasser auf und hielt sein Gesicht unter den harten Strahl. Die Wassertropfen fühlten sich auf seiner Haut an wie tausend, kleine Nadelstiche, doch er registrierte den süßen Schmerz nicht. Seine Gedanken waren bei allen, die er unweigerlich in Gefahr gebracht hatte. Bei denen, die auf seine Kosten, nun um ihre Teils noch so jungen Leben bangen mussten. Seine Eltern, Hattori, Kogorō, Haibara, der Shōnen Tantei-dan, Agasa. Vor all denen aber bei Ran. Seiner Ran.
 

Er musste sie beschützen! Wenn es sein musste mit seinem eigenen Leben! Mit der blanken Faust drosch er auf die weißen Fliesen ein. Seine Knochen knackten hörbar, die Haut an den Knöcheln platzte auf und Blut lief ihm über den schmalen Arm. Verlief mit dem Wasser zu einer blassen Spur und wurde schließlich vom dunklen Schlund des Abflusses verschluckt.

„Ihr werdet sie nicht kriegen! Niemals..“ Sein Hals kratzte. Seine Stimme brach. Es tat ihm in der Kehle weh zu schreien. Aber nicht so sehr, wie es sein Herz tun würde, sollte ihr etwas zu stoßen; das war ihm vollends bewusst.
 

Schnell wusch er sich fertig und stieg aus der Glaskabine, schnappte sich eines der stets bereit liegend scheinenden Baumwoll-Handtücher. Wickelte sich eines um die schmale Hüfte und rubbelte sich mit einem weiteren die braunen Haare trocken. Stirnrunzelnd sah er auf die zerknitterte und leicht dreckige Kleidung herab. Ersatz hatte er hier nicht, also blieb ihm keine andere Wahl, als sich die Wäsche vom Vortag wieder anzuziehen; zumindest vorläufig. Seufzend ergab er sich seinem Schicksal. Für solche Zimperlitzchen hatte er ebenso wenig Zeit, wie für seine Verletzungen oder den sich ihm aufdrängenden Pessimismus. Nach einiger Zeit war er fertig; die benutzten Handtücher hatte er in den Wäschekorb verfrachtet und durch Neue ersetzt. Dass Bett seiner Eltern hatte er notdürftig gemacht; darauf aufbauend, das Okiya das Zimmer aus Anständigkeit nicht betreten würde und die Duschkabine abgetrocknet. Noch während er sich hastig die rote Fliege umlegte, rannte er stürmisch, aber dennoch leise die Holztreppe hinunter. Rasch schlüpfte er aus den grünen Hauspantoffeln in seine Straßenschuhe und verließ die Villa, um zum Haus des Professors hinüber zu laufen. Das eine der Vorhänge sich unscheinbar, beinahe wie vom Wind bewegt rührte, bekam er nicht mit.
 

Kaum angekommen begann er, ungeduldig gegen die Haustür zu klopfen. Die Zeit lief gegen ihn. War sein Feind.

„Hakase, machen sie auf!“ Mürrisch drückte er auch noch auf den Klingelknopf, so dass das Läuten noch draußen zu vernehmen war. Nach einigen Augenblicken, die dem Jungen wie eine Dekade vorkamen, öffnete sich die Tür einen spaltbreit und von oben blinzelte ihm ein verschlafener Agasa entgegen. Wie eigentlich immer, hatte er einen mit Teddybären bedruckten Schlafanzug an, der sich gefährlich um seine breite Körpermitte spannte. Gerade setzte er sich seine Brille auf und gähnte kurz hinter vorgehaltener Hand, bevor er sich nun endlich dazu aufraffte, etwas zu sagen.
 

„Was soll denn der Krach so früh am Morgen?“, murrte er. Entschuldigend schaute Shin'ichi seinen langjährigen Nachbar und Freund an.

„Es tut mir leid, sie so früh am Morgen aus dem Bett geholt zu haben, Hakase. Allerdings habe ich gestern meine Brille..“, er stolperte kurz über seine eigenen Worte. „..verloren und wollte nach einem Ersatz fragen.“ Fragend blickte der Mann ihn an und nickte dann nachdenklich. Es war noch zu früh am Morgen, als das er richtig realisierte, dass Conan mit verschmutzter; ebenso unordentlicher Kleidung und gehetztem Blick vor ihm stand, wo er doch sonst immer auf ein ordentliches Auftreten achtete und die Ruhe in Person zu sein schien.

„Verloren? Nun, das kann ja mal vorkommen. Ich weiß nur nicht, ob ich noch Eine hier habe. Komm doch kurz rein, Shin'ichi-kun.“ Er zog die Tür noch ein wenig weiter auf und trat einen Schritt zurück. Doch Conan schüttelte den Kopf.

„Ich habe leider nicht so viel Zeit.. Ich muss zur Detektei zurück. Ran wird sich schon Sorgen machen.“ ‚Falls sie noch lebt.ʼ Er ignorierte die penetrante Stimme in seinem Kopf. ‚Sie lebt - sie muss einfach!ʼ
 

Hiroshi legte den Kopf schief und fuhr sich kurz durch den bereits ergrauenden Bart. Lange schien sein innerer Disput nicht anzudauern.

„Es ist deine Entscheidung. Also dann, warte kurz.“ Der Grundschüler nickte und augenblicklich verschwand der Professor im Haus. Nur wenige Sekunden später erschien Ai an seiner Stelle; bereits angezogen und sichtlich wacher, als der Hausherr.

„Guten Morgen, Kudō-kun.“, grüßte sie ihn; wie stets leicht distanziert und ihre Augen genauso wissend drein blickend, wie sie es jeder Zeit zu tun schienen. Natürlich bemerkte sie augenblicklich, was Agasa in seiner frühmorgendlichen Müdigkeit, drastischerweise entfallen war.
 

„Guten Morgen, Haibara.“, gab er kurz gebunden zurück; der Blick aus ihren grau-blauen Augen machte ihn nervöser, als er eigentlich sollte, gut für ihn war. Sie warf ihm einen undurchdringlichen Blick zu, dem Shin'ichi sich augenblicklich, jedoch unterbewusst zu entziehen versuchte.

„Irgendetwas stimmt heute nicht mit dir.“, stellte sie schließlich fest. Er schluckte und versenkte seine Hände in den Hosentaschen, damit sie sowohl das wieder einkehrende Zittern, als auch die aufgeplatzte Haut nicht bemerkte, welche er aufgrund von Zeitnöten nicht mehr verbinden konnte.

„Wie kommst du darauf?“, fragte er unschuldig und blickte sie nun geradewegs an. Ai beugte sich ein wenig vor. Arme hinter dem Rücken verschränkt. Die Lider leicht zusammen gekniffen. Er dachte, er müsste unter ihrem Blick zergehen. ‚Sag doch was, verdammt!ʼ
 

„Deine Augen, sie..“ Conan schluckte wiederholt, beugte sich unwillentlich ein wenig nach hinten, hielt den Atem an. „..der Glanz ist aus ihnen verschwunden.“, endete sie dann. Viel zu ernst, als das es von einer sieben-Jährigen kommen könnte. Doch nun, das war sie schließlich auch nicht. ‚Ich muss es ihr sagen..ʼ Er holte tief Luft und trat einen Schritt vor, um das Haus zu betreten.

„Wir müssen reden, Haibara.“, sagte er tonlos. Er gab es auf, ihr etwas vorspielen zu wollen. Mit ihrem analystischen Verstand, würde sie auf kurz oder lang jede seiner Scharaden durchblicken. Ai trat, ähnlich wie der Professor, ein wenig beiseite und gewahr ihm somit den Eintritt. Er streifte sich die Schuhe von den Füßen und wechselte sie gegen ein Paar Hausschuhe aus.
 

Im Wohnbereich angekommen, setzten sie sich jeweils dem Anderen gegenüber an den silbernen Tisch. Während Shin'ichi die Metallplatte anstierte, als wären all die Antworten auf seine zweifelhaften Fragen darauf eingraviert, betrachtete Shiho eingehend dessen ungewöhnlich, durchschaubares Minenspiel. Von verzweifelt bis niedergeschlagen, über wütend und hoffnungslos, spiegelte sich in seinen ozean-blauen Augen alles wieder. Doch mit Bedauern stellte sie fest, dass nichts gut heißendes dabei war.

„Haibara..“ Sie schaute dezent überrascht, als sich sein Blick hob und dem ihren begegnete. Er wirkte so.. bekümmert. Gebrochen, beinahe. ‚Das ist nicht richtig so, Kudō-kun.ʼ

„Haibara..“, begann er wiederholt. Zwang sich, sie weiterhin anzusehen; den Blick nicht zur Seite, oder nach unten hin abzuwenden.
 

„Gestern Abend, nachdem ich Kaitou Kid auf das Dach gefolgt bin und versucht habe ihn aufzuhalten..“, er hielt kurz inne und befeuchtete sich die Lippen, ignorierte die Gänsehaut auf seinen Armen. „..wurde ich, als ich zurück wollte, damit Ran sich keine Sorgen macht, von hinten überrumpelt und mit Chloroform betäubt. Ich..“, ein letztes Mal holte er tief Luft, wappnete sich innerlich gegen alles, was sie ihm im nächsten Moment an den Kopf werfen könnte. Schwer kamen ihm die vernichtenden Worte über die Lippen.
 

„Ich fürchte meine Identität ist aufgeflogen.“ Er sah sie weiterhin an. Zwang sich ruhig zu bleiben, als Ai mit geweiteten Pupillen aufsprang und ihn über den Tisch hinweg am Kragen zu sich rüber zog. Man könnte meinen, die Angst würde sie wie eine wabernde Aura umgeben; ausgelöst durch sechs läppische, zusammen gelegt jedoch katastrophale Worte.
 

„Das kann nicht sein!“, schrie sie ihn an. Innerhalb eines Wimpernschlags war ihre fast schon stoisch, gelassene Art verflogen und bodenlose Furcht machte sich in ihren Adern breit. Durchfloss sie. Umklammerte ihr Herz mit eiserner Faust. Von innen heraus schien eine eisige Kälte sie zu verschlingen. Gins emotionslos lächelndes Anlitz, seine gefühlslosen Augen, blitzten vor ihrem inneren Auge auf und ließen ihre Schultern erbeben. Sie hatte gedacht; wirklich und wahrhaftig geglaubt, ihre Ängste gegenüber ihrer Vergangenheit, der Organisation und besonders ihm überwunden zu haben. Doch nun, wo die Bedrohnis so greifbar nah schien, merkte sie, dass das nicht stimmte. Noch immer fürchtete sie sich vor ihren schwarzen Klauen. Den Leuten, die ihre Eltern, ihre Schwester Akemi auf dem Gewissen hatten. Und es wäre nur noch von Nöten Eins und Eins zusammen zu zählen, um nach Shin'ichis, auch ihr Geheimnis aufzudecken!
 

„Shin'ichi! Was geht hier vor?“ Agasa kam, nun ebenfalls angezogen und mit einer neuen Radarbrille in der Linken, aus dem hinteren Teil des Hauses und schaute mit einer Mischung aus Verwunderung, Ärgernis und Sorge, ob des Geschreis das Ai veranstaltete, zu den geschrumpften Jugendlichen. Conan sah ihn mit Unbehagen an und wiederholte tonlos seine vorherigen Worte.

„Ich bin aufgeflogen, Hakase. Gin hat mich gestern, nachdem Kids Coup gelaufen war, auf dem Dach des Gebäudes überrumpelt und anschließend betäubt.“ Er merkte wie die feinen Härchen in seinem Nacken sich aufstellten, als er Gin zum ersten Mal namentlich erwähnte. Dennoch fuhr er, scheinbar unberührt, fort.

„Als ich wieder zu Bewusstsein kam, fand ich mich ihm gegenüber im Beika Park.“ Ai die längst von ihm abgelassen hatte, versteckte sich; auch wenn es schien, als hätte sie sich wieder weitgehend unter Kontrolle, regelrecht hinter dem Professor, welcher; nachdem er die Brille auf dem Tisch abgestellt hatte, um sie nicht zu beschädigen, wiederum den Jungen an den Schultern packte, um ihn einmal durch zu rütteln.
 

„Wie kann das sein? Und warum lebst du noch?!“ Schweiß stand dem alten Mann auf der Stirn, während Shin'ichi über dessen Worte hart auflachte. ‚Weil ich stattdessen etwas weitaus grausameres als den Tod bekommen habe.ʼ Er bemerkte den besorgten Blick den Hiroshi seiner kleinen Enkelin zu warf.

‚Sie ist für ihn zur Familie geworden. Und vielleicht wird das so bald nie wieder sein. Alles nur wegen mir! Mir und meiner unglaublichen Dummheit!ʼ

„Du hättest tot sein können, Shin'ichi! Was hätte ich denn deinen Eltern sagen sollen? Yukiko wäre am Boden zerstört. Und dein Vater..“ Betreten schauten alle auf den Boden unter ihren Füßen, bis Shin'ichi wieder das Wort erhob; nebenbei nun endlich die Brille aufsetzte und somit Edogawa Conan wieder das Leben einhauchte.

„Ich glaube das ich noch lebe, ist einzig und allein Vermouths verschulden.“ Nun schaute auch die Wissenschaftlerin langsam auf.

„Ver.. mouth?“, wiederholte sie stockend. Conan nickte nur.
 

„Gin wollte gerade den alles beendenden Schuss abgeben, als sein Telefon klingelte. Leider konnte ich von dem Anrufer, von dem wir sicher sagen können, dass es tatsächlich Vermouth war, nichts hören. Allerdings war aus seinen Worten zu schließen, dass sie ihm wohl mitgeteilt hat, dass Anokata den Befehl gab, mich am Leben zu lassen.“ Agasa und Ai schauten ihn sprachlos an, wie er das alles erzählte ohne einmal mit der Wimper zu zucken. Ai ballte die Fäuste. ‚Denkst du, du wärst unsterblich?!ʼ Doch dieser sprach, ohne ihr Entsetzen zu registrieren, weiter. „Vermutlich hat sie versucht ihm weis zu machen, ich sei wirklich nicht der, für den e-“

„Du lügst!“ Perplex blickte er Haibara an, die außer sich zu sein schien. „Gin würde nie jemanden einfach so entkommen lassen! Erst recht nicht, wenn dieser jemand zu viel erfahren haben könnte. Er ist kein Mensch, er ist ein Monster! Ein Killer!“
 

Sich den Kopf haltend setzte sie sich auf die helle Couch und massierte sich die Schläfe. Versuchte, noch ein Rest Kontrolle beizubehalten.

„Er würde nie, nie so etwas tun. Und erst recht nicht wegen eines Anrufes, der auch noch von ihr kommt. Bitte.. sag, was er wirklich getan hat, nachdem der Anruf beendet war.“

Ai sah ihn flehendlich an. Fast schon durchdringend. Als würde sie versuchen, die Antwort in seinen Augen zu finden. Und Conan begann nervös unsichtbare Fussel von seinem zerknitterten Hemd zu pflücken, während Agasa unbeholfen neben den beiden stand und sich nicht recht weiter zu helfen wusste.
 

„Haibara.. Er hat nichts-“ Ein energisches Kopfschütteln ihrerseits, unterbrach ihn in seinen Ausflüchten.

„Doch er hat. Und ich..“, sie stockte. „..kann mir denken was.“ Abrupt schaute sie auf und ihre Augen blitzten gefährlich auf.

„Ich bin mir sogar sehr sicher. Die Augen, sind der Spiegel zur Seele. Und sie verraten dich, mein Lieber.“

Ohne ein weiteres Wort von sich zu geben, erhob Conan sich und unterbrach den Blickkontakt. Seine Brillengläser reflektierten das herein fallende Sonnenlicht und hinderten eine direkte Sicht, in seine verräterischen Iriden.
 

Schnell. fluchtartig fast, ging er zur Haustür und verließ das Gebäude, ohne sich zu verabschieden oder ein weiteres Mal umzudrehen.

Seine Augen waren geweitet.

Sein Herz raste.

Wie blind lief er los und ließ alles hinter sich.

Dennoch; die Erkenntnis holte ihn ein und überflog seine Gefühlswelt wie ein Orkan.

Ließ nichts außer Verwüstung zurück.
 

‚Sie weiß es!ʼ

Chishiki - [Erkenntnis]

Kapitel IV - Chishiki - [Erkenntnis]
 

Keuchend rannte er die kurze Strecke von Agasa, bis zur Detektei durch. Störte sich nicht an den Blicken der vielen Passanten, die trotz der frühen Morgenstunden zur Arbeit mussten. Seine Gedanken überschlugen sich. Ließen ihn auch mental nicht zur Ruhe kommen. Drehten sich immer wieder im Kreis, um am Ende immer dasselbe Ergebnis zu erreichen. Er war verwirrt. Fühlte sich verloren und gehetzt. Gin wusste ohne jede Zweifel wer er war; Haibara schien auf's genauste zu wissen, was ihm im Beika Park widerfahren war - und eine leise Stimme in den hintersten Winkel seines vernebelten Verstandes sagte ihm, dass das nur bedeuten konnte, dass sie dasselbe Schicksal teilten -; Kaitou Kid hatte ihn zu aller Demütigung in einem Zustand tiefster Verzweiflung und Hilflosigkeit gesehen; wenn auch aus jener gerettet. Seine kleine Hilfsbotschaft lag noch immer in dem halb geordneten Ehezimmer seiner Eltern und wartete nur darauf von Okiya oder anderen ungewollten Personen entdeckt zu werden. Seine Eltern in Amerika hatten nicht die leiseste Ahnung was bei ihrem Sohn auf der anderen Seite der Erdkugel vor sich ging und würden vermutlich bei einem Anruf seinerseits aus allen Wolken fallen.

Und dann war da noch Ran.
 

Stolpernd und nach Atem ringend kam er schließlich vor dem blassgelben Gebäude zum stehen. Besah sich die Fassade, die unter dem Zahn der Zeit gelitten und eine leicht gräuliche Farbe angenommen hatte. Die weißen Schriftzeichen schienen ihn regelrecht anzuspringen. Detektei Mōri Kogorō. Mit geröteten Augen sah er zu der im Schatten liegenden Treppe. Da oben, nur ein paar Schritte entfernt, hinter einer grauen Tür, lag die Wahrheit. Und es gab für ihn nur zwei Möglichkeiten.
 

Möglichkeit Eins: In just dem Augenblick, in dem er zur Tür hereintrat, würde er von Kogorō angepöbelt werden, da dieser seinen Fernseher - und somit den Mist den er schaute - nicht mehr hörte. Gleichzeitig würde Ran ihn voller Sorge fragen wo er denn gewesen war. Ihre wunderschönen Augen wären vermutlich getrübt von ihrer steten Traurigkeit. Er würde sie mit seinem Hundeblick anschauen und den kleinen Conan-kun mimen, um ihr wieder ein Lächeln auf die bezaubernden Lippen zu zaubern.

Möglichkeit Zwei und an die wollte er lieber gar nicht denken: Sie waren beide bereits tot und nichts als Stille würde ihn empfangen.
 

Er zögerte. War unschlüssig, ob er bereit war, da hoch zu laufen und der besagten zweiten Möglichkeit ins Auge zu sehen. Er wusste, selbst nach unendlich vielen Fällen und den daraus resultierenden Leichen, würde er darauf nie gefasst sein. Vermutlich würde er noch auf der Türschwelle zusammen brechen und nur still darauf warten, dass sie auch ihn holten. Sein Herz raste noch immer, als er schließlich einen Fuß vor den anderen setzte und die Stufen hoch stieg. Jede einzelne kam ihm vor wie eine Bergsteigung. Die Last des Ungewissen schien seinen kleinen Körper schier zu Boden drücken zu wollen.
 

Irgendwann, wie es schien, stand er vor der Eingangstür zum Büro des schlafenden Kogorō. Unweigerlich schnitt er eine Grimasse. Der Alte würde ihm vermutlich den Hals umdrehen, sollte er die Wahrheit irgendwann heraus finden. Sein Blick verfinsterte sich wieder, als ihm etwas auffiel. Von drinnen drangen keine Geräusche nach draußen. Kein Ojisan der lautstark seine Yōko-chan im Fernsehen anfeuerte und gleichzeitig seine leeren Bierdosen im Raum verteilte. Keine Ran-neechan die ihm dafür in ebenso hoher Lautstärke und Hausfrauen Art die Leviten las. Rein gar nichts. Nur Stille hinter der verschlossenen Tür. Shin'ichi merkte, dass seine Hände wieder zu zittern begonnen hatten, als er eine nach dem Türgriff ausstreckte und diesen langsam nach unten drückte. Es quietschte leicht in den Angel, als er Millimeter um Millimeter eintrat. Gefasst auf beinahe alles, was sich ihm nun bei all den Eventualitäten bieten könnte.
 

Und was er sah - erleichterte ihn ebenso, wie es ihn beunruhigte. Es war tatsächlich niemand hier. Weder lebend, noch tot. Er atmete gepresst aus. Merkte erst da, dass er die Luft unweigerlich angehalten zu haben schien. Ohne seine Schuhe ordnungsgemäß auszuziehen, schritt er gänzlich ein und sah sich um. Der Fernseher war aus. Der Anrufbeantworter blinkte. In regelmäßigen Abschnitten ertönte ein Tropfen aus der angrenzenden Küche. Die Uhr über der Tür tickte im üblichen Sekundentakt. Bis auf das Fehlen der beiden anderen Bewohner, schien alles so wie immer. ‚Doch der Schein kann ja bekanntlich trügen..ʼ
 

Zähneknirschend ging er zurück nach draußen und zog die Tür hinter sich zu. Wieder ertönte das Quietschen. ‚Wo sind sie bloß so früh hin? Und dann an einem Samstag..ʼ Er entschied sich, auch oben nachzusehen, ohne voreilige Schlüsse zu ziehen. Diesmal schneller, angetrieben von dem Gedanken heraus zu finden, wo Ran und ihr Vater waren, lief er weiter nach oben. Auch hier wurde er vorerst von einer geschlossenen, grau-silbernen Tür begrüßt. Ohne weitere Umschweife stieß er sie auf und trat ein, nachdem er sich diesmal seinen Schuhen entledigt hatte.
 

Er sah sich um. Auch hier war das Ticken einer Uhr zu hören. Die Große, die im Flur hing und die kleineren, leiseren übertönte. Die, die ihm die ersten paar Tage in der Detektei den Schlaf geraubt hatte. Er sah sie an. 08:36 Uhr. Der Sekundenzeiger tickte unaufhörlich weiter. Shin'ichi spielte mit dem Gedanken aus Versehen mit dem Fußball dagegen zu kommen. Ran-neechan würde ihm mit Sicherheit verzeihen. Er schüttelte den Kopf. Für solche Albernheiten war nicht der richtige Moment.
 

Leise schlich er zur Küche. Alles ruhig. Hier tropfte kein Wasserhahn. Nicht einmal der Kühlschrank summte, wie er es sonst tat. Er ging weiter zu Kogorō's und seinem vorläufigen Zimmer. Links neben der Tür war dessen - wahrscheinlich von Ran gemachtes - Bett. Daneben sein ebenfalls ordentlich zusammen gerollter Futon. Rechts der haselnussbraune Schrank. Er öffnete ihn vorsichtig und linste hinein. Nichts. Alles wie immer. Shin'ichi war kurz davor zu verzweifeln. Wäre Ran irgendwo hin gegangen, hätte sie ihm einen Zettel hinterlegt. Und überhaupt: Machte sie sich keine Sorgen um ihn? Schließlich war er in aller Augen bloß ein sieben-Jähriger Grundschüler. Einer der nun seit gut zehn Stunden wie vom Erdboden verschluckt war.
 

Grübelnd, mit einer Hand am Kinn, blieb er vor Ran's Zimmertür stehen. Er war noch nie dort drin gewesen*. Er wollte nie ihre Privatsphäre verletzen. Nicht mehr, als er es schon tat, wenn er sich ihre Geheimnisse anhörte. Geheimnisse, die zwar Conan, aber nicht - und auf gar keinen Fall - Shin'ichi hören durfte. ‚Du bist ein Häuchler.ʼ, meldete sich wieder seine innere Stimme. ‚Sprichst immer davon, dass es nur eine Wahrheit gäbe, aber belügst das Mädchen das du liebst, jeden Tag auf's Neue.ʼ Er schüttelte den Kopf. Das war doch alles nur zu ihrem Wohl! Und verdammt, er würde höchstpersönlich zur Polizei gehen und sie auffordern nach Ran und natürlich auch Kogorō zu suchen, sollte er nicht in den nächsten drei Minuten wissen, wo sie sich momentan befanden. ‚Der Anrufbeantworter, du Genie.ʼ Er schaute auf. Ein Hoffnungsschimmer erglomm in seinen tiefblauen Augen. ‚Natürlich! Warum habe ich nicht eher daran gedacht?ʼ
 

Schnell zog er sich die Schuhe über und stolperte die Treppe mehr runter, als dass er lief. In kürzester Zeit war er wieder im Büro, wo er ohne irgendwelche Umwege zum Schreibtisch lief und auf diesen drauf sprang, um das Gerät, trotz seiner Körpergröße ohne Probleme erreichen zu können. Er drückte auf den Knopf. Es knackte. Dann hörte er Ran's samtweiche Stimme. Die Digitalanzeige zeigte, dass der Anruf vor knapp einer Stunde eingegangen war.
 

„O'haiō, Conan-kun.“ Er seufzte. ‚Sie lebt.ʼ „Es tut mir unglaublich leid, dass im Moment keiner da ist, um dir Gesellschaft zu leisten. Ich hoffe du hast dir keine Sorgen gemacht.“ Erleichtert ließ er sich von der Tischplatte in Kogorō's Stuhl fallen. ‚Und ob ich mir Sorgen gemacht habe, Dummerchen.ʼ

„Leider musste ich heute morgen schon sehr früh raus. Sonokō braucht etwas Hilfe, bei den Vorbereitungen für die anstehenden Prüfungen. Paps ist mit seinen Kollegen Mahjong spielen.“ Er hörte ihren Missmut darüber und konnte sich den passenden Gesichtsausdruck bildlich vorstellen.
 

„Agasa-hakase hatte gestern Abend nach Kaitou Kid's Coup noch angerufen und gesagt, dass du bei ihm übernachten würdest. Ich schätze du hattest schon ein Frühstück. Solltest du dennoch Hunger bekommen: Ich habe dir etwas bereit gestellt. Du brauchst es nur noch warm zu machen. Ein großer Junge wie du, schafft das doch sicherlich.“ Ihr Lächeln war selbst durch diese zweitklassige Aufnahme herauszuhören. ‚Ja.. Ein großer Junge, in einem kleinen Körper.ʼ

„Pass bitte auf dich auf, bis ich wieder da bin Conan-kun. Hast du verstanden? Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Dafür bist du mir viel zu wichtig, mein Schatz.“ Es klickte zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit. Die Aufnahme war vorbei.
 

Mein Schatz. Conan lief unweigerlich rot an. So hätte sie ihn als Shin'ichi auf Teufel komm raus nicht genannt. Dann stutzte er. ‚Agasa-hakase hatte gestern Abend nach Kaitou Kid's Coup noch angerufen und gesagt, dass du bei ihm übernachten würdestʼ. ‚Moment mal.. Hakase wusste bis vor einer dreiviertel Stunde selber nichts. Aber, wer?ʼ Nachdenklich blickte der Junge aus dem Fenster nach draußen. Der Groschen fiel einen Augenblick, nachdem eine graue, ganz gewöhnliche Stadttaube an ihm vorbeigeflogen war. ‚Vermutlich hat er einfach mit verstellter Stimme angerufen.ʼ Entschlossen wand er sich von Fenster ab. ‚Du hast hoch gepokert, Kid. Ein Anruf von Ran und dein rettender Plan wäre nach hinten losgegangen.ʼ, Shin'ichi lachte kurz auf. ‚Aber wozu hast du sonst dein Pokerface?ʼ
 


 

Einige Minuten später befand er sich zum zweiten Mal an diesem Tag unterm Wasser. Dampf stieg diesmal aus der gefüllten Wanne. Kondenstropfen liefen die hellen Fliesen der Wand hinab. Einige fielen von seinen Haarspitzen zurück und Kreise zogen sich auf der schaumigen Oberfläche. Er hob eine seiner Hände aus dem Wasser, streifte sich den weißen, fruchtig riechenden Schaum ab und besah sie sich. Helle Haut. Kleine, zarte Finger. Ein schmales Gelenk, angrenzend an einen ebenso schmalen Arm. Er sah an sich runter. Alles klein, beinahe makellos. So hell wie Porzellan. Stirnrunzelnd strich er über die blass rosa Narbe an seinem Bauch. Und lächelte. Immerhin etwas, dass ein normales Kind nicht hatte. Er machte sich nicht die Mühe, nach weiteren Unebenheiten zu suchen. Da waren einige, vorzugsweise Streifschüsse: Hell, glatt und kaum auffallend, wenn man nicht wusste, dass es sie gab. Frustriert seufzte er auf und atmete den süßlichen Duft ein. Nach außen war er ganz Kind.
 

Die Augen schließend tauchte er unter Wasser und blieb so lange dort, bis seine Lungen schmerzten, nach Luft schrien und zu bersten drohten. Keuchend kam er wieder nach oben. Sah an die helle Decke. Und schloss seine Augen wieder. Wer war er überhaupt? Gab es Kudō Shin'ichi noch? Hatte es Edogawa Conan jemals gegeben? Wer von beiden war er? Oder war er niemand? Ein Mensch, der kein Ich hatte. War das überhaupt möglich? Er seufzte schwer. Er war es leid.
 

Die Lügen, dieses Theater. Das Versteck spielen. Er war müde. Er konnte nicht mehr.

Es - ging - einfach - nicht - mehr. Immer, jedes verdammte Mal wenn er dachte, eine heiße Spur gefunden zu haben; dachte, seinem Ziel näher gekommen zu sein, wurde er wieder enttäuscht und schmerzhaft in die Realität zurück befördert. Wenn es so weiter ginge, würde er nie wieder Shin'ichi sein können. Nie mehr mit Ran zur Schule gehen. Sie heimlich im Unterricht beobachten. Sie ärgern. Mit ihr Lachen. Mit ihr zusammen sein, ohne von unten herauf zu schauen. Sie lieben, ohne es verstecken zu müssen. Er wollte sie anrufen, ihr sagen, dass sie ihm wichtig war, dass er nie wieder weg müsste. Ohne den Stimmentransposer.
 

Stattdessen würde er alles von Anfang erleben müssen. Er würde wachsen. Von einem kleinen, schmächtigen Jungen, zu einem kräftigen, jungen Mann, der sich wehren konnte. Dem die Leute zu hörten, wenn er etwas zu sagen hatte. Der nicht am Rockzipfel seiner Neechan ziehen musste, um etwas zu bekommen. Er würde ein zweites Mal siebzehn werden. Eine zweite Pubertät. Aussehen, wie er es eigentlich tun sollen. Und innerlich zehn Jahre älter. Er würde sich als Erwachsener, mit Halbwüchsigen umgeben müssen. Eine zweite erste große Liebe..
 

Verzweifelt schrie er auf. „Nein! So weit wird es nicht kommen! Ich bin nicht Conan-kun ich bin Shin'ichi, Kudō Shin'ichi verdammt noch mal!“ Wütend warf er die Seife gegen die Wand und schlug mit der flachen Hand auf das Wasser ein. Seine Augen funkelten vor Zorn und neu gewonnener Entschlossenheit. Er hatte sein Ziel wieder anvisiert. Bereit es zu treffen und einer silbernen Kugel gleich, zu zerschmettern. Egal, ob er dabei selbst zerbersten würde.
 

„Ich werde euch für alles bezahlen lassen. Ich werde die Wahrheit ans Licht bringen. Selbst wenn ich dafür von der Dunkelheit verschlungen werde.“
 

* Ich hatte tatsächlich vergessen, dass Chibi-Shin'ichi im vierten Film bereits in Ran's Zimmer war und da ich unverschämterweise die Filme in den Canon mit einbeziehe, hat mich das dementsprechend auch ziemlich gewurmt; dennoch habe ich die Stelle so gelassen wie es war, einfach weil sie mir auf gewisse Art und Weise wichtig ist.

Sakkaku - [Illusion]

Kapitel V - Sakkaku - [Illusion]
 

Missmutig grummelnd schlug er die weiße Decke beiseite und erhob sich aus dem weichen Bett. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bevor er realisierte, was genau ihn da aus dem erholenden, jedoch recht kurzen Schlaf gerissen hatte. Wieder ertönte das melodische Klingeln. Zog sich unfairerweise durch das ganze Haus und raubte ihm bereits um diese frühe Stunde den letzten Nerv. Wie konnte seine Mutter nur eine Hausklingel aussuchen, die so penetrant läuten konnte? Zähneknirschend schwang er schließlich die Beine über die Bettkante und zog sich die bereit liegenden, himmelblauen Hausschuhe an.
 

So schnell wie möglich rannte er die Treppe runter, um seinem morgendlichen Gast die Tür zu öffnen. Auch wenn er ihm oder ihr stattdessen liebend gerne die Meinung gegeigt hätte. Wieder klingelte es und genervt rief er: „Ich bin ja schon da!“ Kurz blickte er noch in den runden Spiegel der im Eingangsbereich hing. Das Erste was er sah, waren die tiefen Augenringe unter seinen blauen Augen. ‚Junge, du hättest mehr Schlaf dringend nötig.ʼ Er gähnte. Ja, das hatte er wohl. Allerdings hatte er in der vergangenen Nacht feststellen müssen, dass nur mäßig an Schlaf zu denken war, wenn man eine - es widerte ihn an, auch nur daran zu denken - Misshandlung in seiner pursten Form gesehen hatte. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte kurz den Kopf. Die Stunden während die er sich gestern, nachdem er die Villa der Kudōs verlassen - und völlig neben sich; fast schon in einem geschockten Zustand - am Ort des Verbrechens verbracht hatte, sollten vorerst genug sein. Er wollte nicht weiter darüber nachdenken. Nicht das untypisch panische Gesicht seines kleinen Freundes vor Augen haben, der sonst immer alles im Griff zu haben schien. Es zerrte zu sehr an seinen Nerven und ließ ihn nur noch mehr am Guten zweifeln.
 

‚Ich muss mir etwas überlegen.ʼ Er grinste zynisch. So wie er den geschrumpften Oberschüler einschätzte, würde er niemals jemanden freiwillig um Hilfe bitten. ‚Also muss ihn jemand wohl zu seinem Glück zwingen.ʼ Erst dann, als die Melodie zum dritten Mal anspielte, wurde er aus seinen morgendlichen Planungen gerissen. Noch bevor das Echo verhallt war, riss er die Tür auf.

„Kaitō, du Vollidiot!“ Er blinzelte einmal. Zweimal. Dann wuschelte er sich durch die dunkelbraunen, ohnehin zerstrubbelten Haare und gähnte demonstrativ.

„Guten Morgen, Aoko. Mir ist es auch eine Freude dich zu sehen.“ Er öffnete die Tür noch ein wenig und ließ seine Freundin eintreten. Vermutlich war sie wieder sauer, weil ein - ihrer Meinung nach - dämlicher Dieb in Weiß ihren Vater letzte Nacht wieder gehörig über den Tisch gehauen und zum Narren gehalten hatte.

„Dieser Mistkerl!“ Sie funkelte ihn wütend an. ‚War klar. Und ich darf das jetzt wieder ausbaden.ʼ Er unterdrückte die aufkommende Grimasse. ‚Eigentlich zu Recht.ʼ Langsam schloss er die Tür wieder und folgte der wütenden Schülerin in die Küche, wo sie sich auf einen der Stühle gesetzt hatte und ihre zu Fäusten geballten Händen, auf die Tischplatte sausen ließ.
 

„Willst du einen Tee? Der hilft dir sicher beim beruhigen.“ Diesmal grinste er ungeniert, während sie ihn finster anstarrte.

„Spar dir die blöden Sprüche - Bakaitō.“ Er zog eine Augenbraue hoch. Sie musste wirklich verstimmt sein, wenn sie schon solche Geschütze ausfuhr. Dann streckte er ihr die Zunge raus.

„Ahōko. Kein Grund mich gleich zu beleidigen, nur weil dein alter Herr es nicht schafft, Kaitou Kid zu fangen.“ Er drehte Aoko den Rücken zu, nicht wissend was für eine Flut an Gefühlen er mit seinen Worten auslösen sollte und füllte Wasser in die Teekanne, bevor er diesen zum kochen aufsetzte. Dann erst, setzte er sich ihr gegenüber an den hellen Esstisch.
 

Ruhig sah er sie an. Und wieder bemerkte er - wie nach eigentlich all seinen Coups - diesen unglaublichen Hass in ihren schönen, runden, untrügerischen, blauen Augen. Es zerriss ihm die Seele, wie sehr sie sein alter Ego verabscheute. Wie sehr sie darunter litt, andauernd alleine sein zu müssen, weil ihr Vater sich lieber mit einem Dieb befasste, anstatt mit ihr. Wie hilflos er war, weil er daran nichts ändern konnte. Mit bebenden Lippen schaute sie zu ihm auf. Noch konnte sie ihre Tränen zurück halten.

„Otou-san war gestern wieder bis spät in die Nacht im Museum. Um Kid zu fangen. Dabei hatte er mir schon vor zwei Wochen versprochen, an diesem Abend etwas mit mir zu unternehmen.“ Sie schluchzte erstickt; um ihre Fassung bemüht und Kaitō biss die Zähne zusammen. Er hatte es gewusst.
 

„Kaitou Kid zerstört nicht nur sein Leben, sondern auch unsere Familie!“, schrie sie plötzlich auf. Ungehindert flossen nun die Tränen wie runde Perlen ihr Gesicht hinab und tropften auf das helle Holz des Tisches. Glitzerten im einstrahlenden Sonnenlicht in Dutzend schillernden Farben; beinahe wie tausend Diamanten.

„Schon als ich ein kleines Baby war, hat er mich und Okaa-san immer alleine gelassen! Und er tut es noch immer! Wegen einem Verbrecher!“ Er beugte sich ein wenig vor. Noch nie hatte er sie über ihre Mutter reden hören. Und jetzt - wegen Kaitou Kid - begann sie damit. Er wusste eigentlich nichts über sie. Und das wurde ihm jetzt schmerzend klar. Wie sehr musste sie unter dem frühen Verlust ihrer Mutter leiden? Und wie viel mehr setzte ihr das oftmalige Fehlen ihres Vaters zu, dass sie tatsächlich mal auf sie zu sprechen kam? Der Junge schluckte hart; natürlich kannte er die Antworten auf seine nur allzu platonischen Fragen, befand er sich doch in einer verdammt ähnlichen Situation. ‚Ich sollte mich hassen.ʼ

„Aoko..“ Sie schaute auf und wischte sich mit dem Ärmel ihrer Bluse über die benetzten Wangen.
 

„Kid dieser Gauner. Er stiehlt nicht nur Juwelen. Sondern mir auch meinen Vater.“ Verbittert wandte sie wieder den Blick ab. „Manchmal wünschte ich, er würde mit seinem verdammten Gleiter einfach vom Himmel fallen und.. sterben.“ Beinahe wäre der Jugendliche aufgezuckt, behielt aber doch die Kontrolle und dankte seinem Vater dafür, ihm sein Pokerface gelehrt zu haben.

„Kaitou Kid ist doch auch nur ein Mensch.“, begann er vorsichtig. „Wer weiß, warum er das macht. Schließlich gibt er seine Beute doch immer zurück und nie verletzt er jemanden. Ich bin mir sicher, es ist nicht seine Absicht, dir deinen Vater zu nehmen..“ Er kam ins Stocken, als sich Aokos blaue Iriden wieder auf ihn legten und sie ihn mit zusammen gepressten Lippen anstarrte.

„Ich dachte du bist mein Freund, Kaitō. Aber stattdessen stellst du dich wieder auf seine Seite.“ Sie rückte ihren Stuhl zurück und stand auf. „Ich dachte ich wäre dir wichtig! Zumindest als deine beste Freundin, aber du hast dich ja noch nicht einmal daran erinnert, dass wir heute im Tropical Land verabredet waren!“, warf sie ihm vor. „Du bist ein verdammter Heuchler, Kurōbā Kaitō!“ Blind vor Wut lief sie zur Tür und wollte schon türmen, als eine Hand an ihrem Arm sie zurück hielt.
 

„Du bist verdammt dumm, weißt du das?“ Der Zauberer schüttelte den Kopf und drehte sie gänzlich zu sich um.

„So lieb und.. gutgläubig.“ Er sah ihr in die Augen und zog sie intuitiv in eine Umarmung. „Ja, ich habe unsere Verabredung heute vertrödelt. Und vermutlich hätte ich erst von dir mit Pauken und Trompeten aus den Federn geholt werden müssen, um mich daran zu erinnern, aber das hat alles nichts damit zu tun, dass du mir nicht wichtig genug bist.“ Er spürte wie sie unter weiteren Schluchzern erzitterte und versuchte sich von ihm weg zu drücken.

„Kaitō..“ Aufmerksam sah er sie an und bemerkte somit auch, wie sie innerlich mit sich zu kämpfen schien. „..bist du.. Kaitou Kid? So wie Hakuba-kun es immer behauptet?“ Seine Augen verengten sich um ein Minimum. ‚Verdammt Aoko, warum?ʼ Er streckte die Arme durch und vergrößerte somit ein wenig den Abstand zwischen ihren Körpern.
 

„Ich bin nicht Kaitou Kid, Aoko.“ Er schloss seine Augen für die Dauer eines Herzschlages und grinste sie dann breit an.. „Ich bin viel besser als er!“ ..nur um ihr im nächsten Augenblick eine weiße Rose hin zu halten.

„Weiß und rein. So wie deine Unterwäsche, liebste Aoko-chan.“ Kreischend hielt sie ihren Rock runter, als er plötzlich hoch gewirbelt wurde und mehr entblößte, als ihr lieb war.

„Du bist so ein Kindskopf!“ Sie haute ihrem Sandkastenfreund eins vor die Rübe, bevor sie beschämt zur Seite schaute. „Und pervers dazu! Dich sollte man nicht frei rumlaufen lassen. Das wäre besser für alle.“ Spielerisch zog er einen Schmollmund und machte große Augen.

„Jetzt hast du mich wirklich verletzt.“ Sie schnaubte und ging wieder in die Küche.

„Das hast du verdient. Idiot.“ Er schmunzelte. ‚Immerhin bist du nicht mehr so traurig.ʼ
 

Während Kaitō sich wieder hin setzte und sie vor sich hinlächelnd beobachtete, holte Aoko mit geübten Griffen zwei Tassen aus dem Schrank und bereitete den Tee vor. Als es kurz darauf angenehm zart nach Kamille roch, ließ es den Bauch des Jungen deutlich grummeln. Kaitō kicherte und hielt sich den Hinterkopf, während seine Freundin ihn mit tadelnden Blicken strafte und schließlich selber lächelte.

„Geh hoch, dich fertig machen. Nachdem du gefrühstückt hast, fahren wir ins Tropical Land. Los, husch husch.“ Er nickte, salutierte kurz vor ihr und lief dann lachend hoch. Als er jedoch außer ihrer Hör- und Sichtweite war, hörte er abrupt damit auf. Frustriert strich er sich mit der Hand über's Gesicht und seufzte leise. Beinahe wäre er ihrem traurigen, zugleich wütenden Blick erlegen. Um ein Haar, hätte er sich ihr verraten und somit alles zerstört. Alles was bis jetzt zwischen ihnen war. Und alles.. was vielleicht noch werden konnte. Doch er musste die Illusion aufrecht erhalten. Als Magier, als Kaitou Kid und vor allem als Kurōbā Kaitō. ‚Sie würde mich hassen. Mehr, als ich die Männer, die Oyaji auf dem Gewissen haben.ʼ
 

Der Gedanke hinterließ einen bitteren Nachgeschmack.

‚Wenn sie es wüsste, würde sie ebenso zur Zielscheibe werden, wie Kaitou Kid.ʼ Völlig in seinen Gedanken versunken ging er ins Badezimmer und entledigte sich seiner Kleidung, bevor er sich in Höchstgeschwindigkeit duschte.
 

‚Sie darf nichts heraus bekommen. Auf keinen Fall!ʼ Einige Zeit später kam er angekleidet in schlichten, schwarzen Jeans und minz-grünem Kapuzenpulli die Treppe runter. Da saß sie. Mit dem Rücken zu ihm und schaute aus dem breiten Küchenfenster.
 

‚Ich werde dich immer beschützen. Auch, wenn ich dafür bloß deinen Hass bekomme.ʼ Leise schlich er sich an und hauchte ein „Buh!“ in ihr Ohr, was das Mädchen deutlich zusammen zucken ließ. Und augenblicklich fing er sich die zweite Kopfnuss an diesem Morgen ein.

„Aua!“ Sie schaute ihn gespielt verärgert an. „Selbst schuld, Blödmann.“ Ihn ignorierend schmierte sie sich ein Toast, um es dann lächelnd und wider erwarten ihm zu reichen.

„Danke, Aoko.“ Auch er lächelte nun. „Gerne.“

‚Ohne dich könnte ich nicht leben. In vielerlei Hinsicht.ʼ Er aß und beobachtete, wie sie nebenbei begann alles unwichtige wieder weg zu räumen.

‚Du bist mir viel zu wichtig..- Ahōko.ʼ
 

~~~
 

Mit zusammen gekniffenen Augen sah er auf das Smartphone in seiner Rechten, während er mit der Linken das Lenkrad hielt. Nur zehn kleine, aber umso bedeutungsschwerere Worte leuchteten ihm entgegen. Schienen ihn zu verhöhnen und regelrecht auszulachen.
 

Hiermit Gin, ist dir jegliche Befehlsgewalt im Fall Apoptoxin 4869 entzogen.
 

Es brauchte keine Signatur oder ein etwaiges, anderes Erkennungszeichen. Er würde auch so mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit wissen, von wem die Kurzmitteilung kam; selbst wenn nicht bloß eine Handvoll Leute die nötige Nummer dazu hätten. Knurrend löschte er die Nachricht und ging vom Gas runter. Er musste nachdenken. Er brauchte Zeit. Denn das er nicht mehr im Fall Apoptoxin 4869 ermitteln durfte, bedeutete, dass er in Punkto Ernährungskette, wieder sehr viel weiter unten stand. Und das machte ihm mehr aus, als es sollte - Und durfte.
 

Mit einem kurzen Blick aus dem Heckfenster, wandte er sich wieder seinem Handy zu. Ihm war mehr als nur bewusst, warum Anokata ihn zurück bestellt hatte. ‚Befehlsmissachtung.ʼ Genervt zündete er sich mit flinken Bewegungen eine Zigarette an und umfasste dann wieder das Steuer. ‚Dabei kann dieser Detektiv froh sein, überhaupt noch zu atmen.ʼ Er drückte die Kurzwahltaste. ‚Der Bengel wird noch sehen, was er davon hat.ʼ Nach einmaligem Ertönen des Freizeichens, ging jemand am anderen Ende ran.
 

„Aniki, was gibt's?“

„Besorg mir die Akten Kudō Shin'ichi und Kaitou Kid aus dem Hauptquartier.“ Er fuhr mit einer Geschwindigkeit weit über dem erlaubten Tempolimit an einer gelben Ampel vorbei und ignorierte die wüsten Beschimpfungen, die ihm von einigen mutigen Verkehrsteilnehmern zugerufen wurden.

„Kudō Shin'ichi?“, wiederholte sein Gesprächspartner verblüfft. Im Hintergrund waren lautes Kreischen und Jahrmarktmusik zu vernehmen. „Hattest du den nicht kalt gemacht? Damals, im Tropical Land?“

„Keine Fragen.“, blaffte er in den Hörer und schnippte den halb veraschten Sargnagel aus dem geöffneten Autofenster. „Besorg mir einfach die Akten, Wodka!“

„Ist gut, Aniki.“ Gin bog in eine unbefestigte Nebenstraße ein, die ihn dorthin bringen sollte, wo er für unabsehbare Zeit minder wichtige Arbeit würde erledigen müssen.

„In zwei Stunden. Am Stützpunkt 47-A.G.“ Er legte auf, bevor sein Partner noch etwas sagen oder einwerfen konnte.

‚Wir werden noch sehen, wer dieses Spiel gewinnt. Weiß oder Schwarz...ʼ

Ai, migi ka? - [Liebe kann so schön sein?]

Kapitel VI - Ai, migi ka? - [Liebe kann so schön sein?]
 

Unaufhörlich trommelten ihre Finger auf die Tischplatte, tippte die Stiftmine auf das Papier ein, anstatt, wie es gegeben sein sollte, darüber zu streichen, die Zeilen zu füllen. Ein sehnsüchtiger Seufzer erklang in der Stille des stilvoll eingerichteten Zimmers. Als ein leichter Luftzug, von draußen durch den Raum fegte und die Zettel auf dem Tisch, dem Boden verwehte, den Mädchen ihre Haare ins Gesicht trieb, hob Ran schlussendlich den Blick von ihren Matheaufgaben und bedachte ihr Gegenüber nachdenklich, mit einem Hauch Besorgnis. Den Füllhalter aus der Hand legend, lehnte sie sich ein Stück weit über den Mokka farbenen Tisch, um Sonokōs Aufmerksamkeit zu erregen, die über alles erdenkliche nach zu denken schien, außer dem, was momentan eigentlich am wichtigsten schien - ihre Schulaufgaben.
 

„Sonokō?“ Erst jetzt, da sie direkt von ihrer Freundin angesprochen wurde, schreckte die Oberschülerin aus ihrer vernebelten Gedankenwelt auf und schaute etwas verklärt drein.

„Ja, Ran?“ Ihr Blick schärfte sich und sie hörte auf, mit den Fingerkuppen die Tischplatte zu malträtieren, merkte, dass sie dutzende kleine, blaue Punkt in ihr Schulheft gemacht hatte. Wieder seufzte sie und strich sich die hellen Haare zurück hinter die Ohren.

„Ich mache mir Sorgen. Was ist denn mit dir los? Wir wollten doch lernen, aber statt dessen bist du die ganze Zeit über in Gedanken versunken.“ Lächelnd winkte Sonokō ab, wollte sich schon wieder ihren vernachlässigten Aufgaben und dem verunstalteten Heft zuwenden, als Ran's Hand an ihrer sie zurück hielt. Ergeben legte auch sie ihren Stift beiseite und senkte den Blick. Wie hätte sie nur denken können, dazu fähig zu sein, ihre beste Freundin zu täuschen?
 

„Es ist wegen Makoto-kun. Seit zwei Wochen meldet er sich nicht mehr. Er geht nicht ans Telefon wenn ich ihn anrufe, schreibt mir nicht zurück, wenn ich ihm eine Nachricht schicke und sage, dass ich mir Sorgen mache.“ Frustriert sah sie auf die Mengen von Notizen und Merkzettel vor sich. Bald stand wieder eine Prüfung vor der Tür.

„Ich weiß nicht, was ich machen soll, Ran. Was ist, wenn er eine andere Freundin hat? Wenn er sich hinter meinem Rücken über mich lustig macht?“

Verzweifelt sah sie Ran an, welche ihr beruhigend zu lächelte und ihre Hand kurz drückte. Der weiche Ausdruck in ihren veilchen-blauen Augen beruhigte Sonokō unweigerlich, doch die Ungewissheit über ihren Freund nagte noch immer an ihrem Herzen.

„Sonokō, wie kommst du bloß auf solche Ideen? Kyogoku-kun ist nicht der Typ, der so etwas falsches machen würde. Das müsstest du doch am besten wissen. Ich bin mir sicher, er ist einfach nur wegen seinem Training und den Turnieren beschäftigt und vollkommen in Anspruch genommen.“ Sonokō schien nicht überzeugt zu sein, von ihren Worten.
 

„Aber ich vermisse ihn!“ Ihre Wangen bekamen einen pudrigen Hauch und leicht beschämt senkte die sonst so toughe Oberschülerin ihren Blick. Sie dachte schon, Ran würde wieder einen Vortrag darüber halten, wie viel schöner es war, sich wieder zu sehen, wenn man so lange nicht zusammen war, als allerdings auch nach einigen Augenblicken nichts mehr von ihrer Freundin kam und diese nun auch endlich ihre Hand los ließ, sah sie auf und fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Das braunhaarige Mädchen hatte den Blick gesenkt und schaute mit vor Trauer glänzenden Augen auf ihre Hände, die sie im Schoss zusammen gefaltet hatte. ‚Ich doofe Nuss!ʼ Bedauern stand in ihren grünen Augen geschrieben, als sie versuchte, Rans Blick einzufangen.

„Ran.. Es tut mir so leid. Ich-“ Sie hörte mit ihrer gestammelten Entschuldigung auf, als ihre Freundin den Kopf schüttelte und sie anlächelte.

„Ist schon gut. Du musst dich nicht entschuldigen. Lass uns lieber weiter für die Prüfungen lernen.“ Sonokō schnaubte ungehalten, als Ran nach ihrem Stift greifen wollte und riss ihr diesen aus den Fingern.
 

„Nichts da! Du kannst doch nicht immer für alle Kummerkasten spielen und selbst alles in dich rein fressen.“, brauste sie in üblicher Manier auf und das Feuer kehrte in ihre Augen zurück, bevor sie mit sanfterer Stimme fortfuhr. „Ran, dass wird dich auf kurz oder lang zerstören. Rede doch mit mir. Bitte.“ Ran schaute sie mit zusammen gekniffenen Lippen an und erste Tränen traten ihr in die Augen, welche sie jedoch forsch weg wischte, bevor sie hinunter laufen konnten.
 

„Ich kann nicht, Sonokō.“ ‚Wenn ich es tue, wird es real..ʼ Ihr Herz zog sich bei diesen Gedanken schmerzhaft zusammen. Ja, es stimmte. Sie wollte nicht über ihn reden. Über Shin'ichi. Sie wollte nicht erzählen, wie sehr er ihr fehlte, wie gerne sie ihn wieder sehen würde. Dass die kurzen Augenblicke, wenn er denn tatsächlich mal wieder da war, nicht reichten, um sie glücklich werden zu lassen. Sie wollte nicht sagen, dass er zu lange weg war und vielleicht nie wieder zu ihr zurück kehren würde. Denn dann müsste sie es sich selbst eingestehen. Die harte Wahrheit, dass Shin'ichi früher oder später, gar nicht mehr auftauchen könnte, seine Anrufe sich reduzieren würden. Dass er am Ende vielleicht gar kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Sie schluchzte verklemmt und ballte die Hände zu Fäusten, bis ihre Knöcheln weiß hervor traten. Wieso musste alles so unfair sein? Wieso musste es Shin'ichi sein, der in diesen verdammten Fall gezogen wurde? Wieso nicht irgendein anderer Gott verdammter Detektiv?
 

Bestürzt sah die Suzuki Tochter, wie Ran plötzlich vor ihren Augen halb auf dem Tisch zusammenbrach und irgendwelche unverständlichen Worte murmelte. Langsam krabbelte sie um das Möbelstück herum und zog ihre Freundin in eine enge Umarmung. Sie fühlte wie sie zitterte und die heißen Tränen, die ihre Wangen hinab und in den Kragen ihrer Bluse liefen. Sagen tat sie allerdings nichts. Sie hielt bloß ihre beste Freundin in den Armen und strich ihr beruhigend über den Rücken. ‚Wenn du mir unter die Augen kommst, du möchtegern Detektiv, dann kannst du dich auf was gefasst machen!ʼ Irgendwann ebbten Rans Schluchzer ab und auch die Tränen schienen zu versiegen. Behutsam drückte Sonokō sie ein Stück weit von sich weg, ohne sie jedoch los zu lassen.
 

„Alles in Ordnung?“ Ran sah sie mit geröteten Augen und nassen Wimpern an, wischte sich ein letztes Mal über die benetzten Wangen und nickte schwach.

„Ja. Danke, Sonokō.“ Sie nuschelte noch etwas das sich wie eine Entschuldigung anhörte und straffte dann wieder die Schultern.

„Lass und weiter lernen, ja?“ Zweifelnd wurde Ran von ihrer Freundin gemustert, bevor diese schließlich wiederwillig nickte und an ihren Platz zurück ging. Jedoch konnte sie auch während der nächsten Stunden nicht davon ab lassen, immer wieder einen Blick zu Ran zu werfen, die sich sichtlich bemühte, so zu tun, als wäre ihr quasi Zusammenbruch nie geschehen. Was Sonokō nicht wissen konnte war, dass in ihrem Inneren ein Sturm der Gefühle tobte.
 

Verschiedene Fragen quälten sie unablässig und irgendwann kam sie an einem Punkt ihrer Gedanken an, wo nicht ganz unbekannte Zweifel sie beschlichen. Zögernd sah sie zu ihrer Freundin auf, die gerade vollkommen verzweifelt auf die Rechnungen auf ihrem Blatt starrte, während sich eine Hand in ihren Haaren verkrallt hatte.

„Sonokō?“ Sofort sah sie auf, weil Ran seit einer Weile gar nichts mehr von sich gegeben hatte und nahm die Hand aus ihrer nun zerstrubbelten Haarpracht. Sie schien beinahe glücklich, sich nicht mehr länger mit den ganzen Matheformeln auseinander setzen zu müssen. Ran die merkte, dass sie weiter reden sollte, tat dies auch.

„Was.. denkst du eigentlich über Conan-kun?“

„Häh?“, kam es sehr unintelligent und nun wirklich nicht lady like von ihrer Freudin zurück, die mit so einer Frage wohl überhaupt nicht gerechnet hatte.

„Naja..“, fuhr Ran stockend fort. Es war ihr sichtlich unangenehm, darüber zu reden, aber immerhin sprach sie endlich mal aus, was ihr Herz belastete. „Findest du nicht, dass er sich manchmal ziemlich untypisch für sein Alter benimmt? Ich meine.. Er ist erst ein sieben Jähriger, der sich bereits in Fälle der Polizei einmischt und sich überhaupt nicht am Anblick mancher Tatorte zu stören scheint. Findest du nicht, dass..“, sie verstummte und ließ die Frage unausgesprochen in der Luft hängen. Sonokō atmete einmal tief ein, bevor sie zu sprechen ansetzte.

„Finde ich nicht, was? Du machst es schon wieder. Jetzt sag doch endlich, was dich belastet.“ Eine gewisse Schärfe war aus ihrer Stimme heraus zu hören, doch auch Besorgnis und Ungewissheit schwangen mit.
 

„Findest du nicht, dass er sich wie Shin'ichi verhält?“, platzte es schließlich aus Ran raus, die Sonokō nun direkt in die grünen Augen sah. Unsicherheit und die Bitte nach Verneinung blitzten in ihrem Blick auf und so überlegte sie zweimal, bevor sie antwortete. Immerhin hatte sie nicht allzu oft mit Conan zu tun, wie Ran, die diesem schließlich ein Dach über dem Kopf gegeben hatte und seitdem wie einen kleinen Bruder behandelte. Sie wäre wohl nie auf die Idee gekommen, Kudō und Edogawa zu vergleichen. Jedenfalls nicht in dieser Hinsicht. Sie legte den Kopf schief und kratzte sich an der Wange. Ran hatte irgendwie recht. Beide Jungs steckten ihre Nasen mit Vorliebe in irgendwelche Sachen, die sie nichts angingen, trieben sich statt unter ihresgleichen auf Tatorten rum und schienen Mord und Totschlag nur so anzuziehen. Sie schauderte. Ran hatte Recht. Vor ihrem inneren Auge erschienen die Bilder der beiden. Shin'ichis genervter Blick, wenn er keine Lust auf etwas hatte und Conans Dackelblick, wenn er etwas von Ran wollte. Auf den ersten Blick, schienen sie so unterschiedlich wie Tag und Nacht, auf den Zweiten aber.. Sie dachte sich Conans Brille weg und stutzte. Verdammt, und wie Recht Ran hatte! Kein Wunder, dass sie so einen Narren an dem kleinen Rotzlöffel gefressen hatte. Er glich klein-Shin'ichi auf's Haar.
 

„Scheiße..“ Sonokō sah Ran an und diese blickte verwirrt zurück, als ihre Freundin statt einer vernünftigen Antwort, die sie nach den paar Minuten erwartet hatte, anfing zu fluchen.

„Jetzt wo du es sagst!“ Sonokō bohrte ihren Zeigefinger in die Tischplatte. „Sie sind sich wirklich ähnlich. Aber..“, sie stockte. „Warum fragst du mich das jetzt? Ich meine, warum nicht schon früher? Es ist dir doch bestimmt schon viel eher aufgefallen. Immerhin kennst du Beide um einiges besser als ich.“ Ran nickte und wurde dann rot um die Nase, während sie den Blick wieder senkte.

„Versprich mir, dass du nicht lachst oder mich für verrückt hältst, ja?“ Ohne zu zögern nickte die Schülerin. „Versprochen.“

„Gut.“
 

Ran atmete einmal tief ein und wieder aus, dann beugte sie sich vor und sprach mit gesenkter Stimme aus, was sie schon seit einiger Zeit immer wieder beschäftigte.

„Glaubst du, Conan-kun und Shin'ichi.. könnten ein und dieselbe Person sein?“ Die beiden Mädchen sahen sich einige Herzschläge lang an ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Dann lehnte Suzuki sich zurück.

„Wie soll das gehen, Ran?“, fragte sie schließlich, machte sich nebenbei aber auch ernsthaft Gedanken darüber. Wäre es möglich, dass aus einem fast erwachsenen jungen Mann, ein Knirps im Grundschulalter wurde? Nein, war es nicht. Aber Shin'ichi war schon länger weg und Conan war erst seit einiger Zeit unter ihnen. Sie stutzte über den Gedanken. ‚Hört sich an, als wäre er von den Toten auferstanden oder.. gerade erst geboren worden.ʼ Unweigerlich schnitt sie eine Grimasse, was Ran natürlich nicht entging.
 

„Du hast versprochen nicht zu lachen, Sonokō.“ Sie stemmte die Fäuste in ihre Hüfte und machte einen leicht säuerlichen Eindruck.

„Ich lache doch gar nicht.“, kam es gleich auch wieder leicht patzig zurück. „Ich hatte gerade nur einen lustigen Gedanken, was den Dreikäsehoch angeht.“ Sie kicherte kurz, dann wurde sie wieder ernst.

„Aber sag mal, Ran. Wie kommst du auf diese absurde Idee? Wie soll so etwas gehen? Shin'ichi wird ja wohl kaum einfach um ein paar Zentimeter geschrumpft sein.“ Vermutlich hätte sie hysterisch aufgelacht und den Kopf geschüttelt, hätte sie gewusst wie nah sie der Wahrheit damit war. Unsicher sah Ran auf ihren Platz. Dann nickte sie schwach und mühte sich ein schmales Lächeln ab; Sonokō musste sie für verrückt halten, überhaupt auf solche Gedanken zu kommen.
 

„Du hast Recht. Ich vermisse Shin'ichi vermutlich einfach nur zu sehr..“, betrübt senkte sich ihr Blick. Sonokō nickte hingegen scheinbar vollkommen überzeugt, wenn auch doch ein wenig verunsichert ob Rans Reaktion, haute mit der flachen Hand auf den Tisch.

„Sag ich doch.“

Yotei - [Pläne] - Part I

Kapitel VII - Yotei - [Pläne] - Part I
 

Hattori Heiji war aufgewühlt. Und dass er das war und eben aus jenem herrschenden Gemütszustand auch wie ein aufgescheuchtes Huhn von einer Ecke seines Zimmers, in die andere hetzte, hatte einen mehr als nur bestimmten und Besorgnis erregenden Grund. Denn vor nicht einmal fünf Minuten hatte sein Handy begonnen unschuldig vor sich hin zu klingeln und mit dem dazugehörigen Vibrationsalarm, seinen Schreibtisch regelrecht zum beben gebracht, so dass tatsächlich eines der obenauf liegenden Kriminalromane den Weg nach unten fand. Hätte er gewusst, welche Gänsehaut erregende Hiobsbotschaft ihm vom anderen Ende entgegen gebracht werden würde, wäre er sicherlich nicht ohne jegliches Bedenken und einem unbeschwerten „Moshi, moshi.“ ran gegangen. Nun stürmte er wie wild geworden und vollkommen verzweifelt durch sein Eigen und suchte in aller Hektik seine sieben Sachen zusammen, um es doch noch rechtzeitig zu schaffen; bevor es zu spät war.
 

„Verdammt, die Verabredung mit Kazuha hab' ich völlig vergess'n!“ Sich die dunklen Haare raufend rannte er durch die Gänge und dankte allen höheren Mächten dafür, dass seine Mutter nicht den Kopf durch eine der vielen Schiebetüren steckte und ihm die Leviten darüber las, dass es gefährlich sein konnte, Hals über Kopf durch die Gegend zu pretschen. Hastig zog er sich die Schuhe über, setzte sich noch im laufen den grau-silbernen Motorradhelm auf und war keinen Augenblick später auf dem Weg zu dem Spielplatz, an dem er und seine Freundin als kleine Kinder öfters mal gespielt hatten und diesen nun gerne mal als Treffpunkt ausnutzten. Einfach den alten, friedvollen und vor allem geliebten Zeiten wegen.
 

„Sie wird mich umbringen.“, nuschelte er in seinen Helm und düste an einem kleinen Kombi vorbei, der scheinbar in Schrittgeschwindigkeit die Schnellstraße hinunter tuckerte.

„Sie wird mich umbringen und mich währenddessen noch mit ihren Vorträgen über's zu spät komm'n foltern.“ Leise stöhnte er auf und hoffte, dass Kazuha einen ihrer gnädigen Tage hatte, wobei all seine Hoffnungen jäh im Keim erstickt wurden, als er an ihren wütenden aufbrausenden Tonfall am Telefon dachte. Heiji hätte sich geschüttelt, würde er nicht auf seiner heiß geliebten Maschine sitzen. Manchmal konnte die Braunhaarige angsteinflößender sein, als so mancher Verbrecher und dann hieß es Vorsicht wahren! Denn wenn die Schülerin einmal auf Hundertachzig war, konnte man und allen voran Hattori selbst, sie nicht allzu schnell wieder milde stimmen.
 

Nach zehn nervenaufreibenden Minuten, in denen ihm alle möglichen Szenarien durch den Kopf gingen, wie Kazuha ihm seine Unpünktlichkeit heimzahlen und er sich wiederum geschickt hinaus reden könnte, erreichte er den Kinderspielplatz und sah Toyama einsam auf einer der wenigen Schaukeln sitzen. Langsam vor und zurück schwingend, den Blick nach unten gesenkt und eine kleine, himmelblaue Tasche auf ihrem Schoß. Augenblicklich schlug sein Herz schneller, als er sie so alleine da sitzen und auf ihn, den wohl größten Töpel der Weltgeschichte, warten sah. Er war ein schlechter Freund, stellte er bedrückt fest. Wie oft hatte er ihre Verabredungen schon vergessen, wie oft hatte er sie versetzt und ihre Gefühle verletzt? Er wollte sich gar nicht ausmalen, welche Ausmaße das nehmen könnte, sollte sie ihm irgendwann nicht mehr verzeihen können, oder wollen. Schluckend stieg er von seinem Gefährt und setzte den Helm ab, bevor er schnellen Schrittes ebenfalls zu den Schaukeln lief und sich ohne etwas zu sagen, neben Kazuha setzte.
 

Einige Zeit saßen sie da, nebeneinander, schwiegen sich an und schwangen vor und zurück. Heiji betrachtete sie aus den Augenwinkeln. Irgendetwas schien sie zu bedrücken. Er war nicht blind, so dass es ihm nicht aufgefallen wäre - was für einen lachhaften Detektiv hätte er denn dann bitte abgegeben? Aber er traute sich nicht, sie darauf anzusprechen. Der Oberschüler war sich einfach nicht sicher, ob er die richtige Person wäre, um sich Kazuha von ihren Problemen erzählen zu lassen. Doch die Entscheidung wurde ihm abgenommen, als sie plötzlich aufstand und sich vor ihn stellte. Schnell stemmte er die Fersen in den Boden, um nicht gegen sie zu knallen und sah sie von unten hinauf an, bereits einen frechen Spruch auf den Lippen, um sie zu ärgern; so, wie es immer gewesen war und vermutlich auch sein würde.
 

„Heiji?“ Er nickte kurz, sagte dann doch nichts; schluckte die Worte, die ihm auf der Zunge lagen, einfach hinunter. „Sag mal..“ Scheu blickte sie kurz zur Seite, bevor sie die Hände in die Seiten stemmte und aufbrausend fort fuhr, wobei ihre rosigen Wangen verrieten, dass sie doch etwas ganz anderes gedacht hatte, als sie nun zur Sprache brachte.

„Wie kannst du Depp mich hier wie bestellt und nich' abgeholt wart'n lass'n?!“ Ihre hohe Stimme schien über den gesamten Platz hinweg zu rollen und Heiji kam nicht umhin, die prickelnde Gänsehaut auf seinen Armen zu bemerken. Er war sprachlos. Sprachlos über eine so simpel gestellte Frage, dass es ihn selbst überraschte und er einige Sekunden brauchte, bevor er sich seufzend aus der Schaukel erheben konnte. Wie sollte er sagen, dass es ihm leid tat? Wie, dass es nicht zu gefühlsduselig, aber auch nicht zu harsch rüber kam, sie nicht völlig auf die Palme brachte, ihr aber zeigte, dass es ihm ernst war. Mit allem und am wichtigsten - mit ihr.
 

„Kazuha..“, er schluckte. Ja, ihr Name war wahrscheinlich der beste Anfang. Er hätte am liebsten die Augen über sich selbst verdreht, unterließ es jedoch, bevor seine Freundin es falsch auffasste und ihn einfach hier stehen ließ. „Du weißt doch, wie ich bin.“ ‚Ja, vollkomm'n durchgeknallt!ʼ Schrie es in seinem Kopf. Gott, was hatte er sich dabei gedacht? Wieso? Wieso musste er von allen dummen, zur Auswahl stehenden Antworten, ausgerechnet diese bringen? Niedergeschlagen senkte er den Blick ein wenig und wartete nur darauf, dass ihre Schritte sich in rasantem Tempo von ihm entfernten; in schier unerreichbare Nähe fort gingen. Doch nichts geschah, er hörte nur, wie Kazuha die Luft aus ihren Lungen stieß und einen undefinierbaren Laut von sich gab, bevor sie ihn an seinem Oberteil mit sich zog.
 

„Stimmt, ich weiß wie du bist. Ein durchgeknallter Kindskopf, der gerne mal Detektiv spielt und nie pünktlich komm'n kann.“ Überrumpelt sah er sie von hinten an und lächelte dann erleichtert. Sie schien es ihm tatsächlich nicht übel zu nehmen. Wie immer. Doch dann fühlte er sich, als hätte jemand die Seifenblase um ihn herum platzen lassen.

„Trotzdem bist und bleibst du ein Ahō!“ Vor seinem Motorrad kamen sie zum stehen und während er gekränkt ihren wundervollen Namen nuschelte und sich fragte, wie er dazu kam zu denken, er könnte ernsthaft ihre Gefühle verletzen, kramte er seine Schlüssel wieder hervor, um endlich von hier weg und zum neuen Okonomiyaki Restaurant zu kommen, in dem sie zusammen essen wollten.
 

Schnell reichte er Kazuha den Zweithelm, bevor er sich seinem eigenen zu wandte, allerdings schon einige Augenblicke später wieder von seiner Freundin angesprochen wurde.

„Hey, Heiji.“

„M-hm.. Ja?“ Der Oberschüler setzte sich den Helm ganz auf und sah mit seinen grünen Augen durch das nach oben geklappte Visier zu Kazuha, die wiederum auf seine Jackentasche deutete und ihren eigenen Kopfschutz noch unterm Arm geklemmt hielt.
 

„Da leuchtet was.“ Aus Reflex griff er hinein. Er hatte vollkommen vergessen, dass er sein Smartphone am Morgen nach Kazuhas Anruf auf Stumm geschaltet hatte, um so weiteren unangenehmen Telefonaten aus dem Weg zu gehen; vorzugsweise gar nicht zu bemerken. Schien funktioniert zu haben. Ohne lange zu fackeln wollte Hattori gerade auflegen, als er ganz nach seiner neugierigen Art doch noch kurz auf das Display linste und der Name Kudō ihm samt dem passenden Bild verschwörerisch entgegen blinkte. Noch während er überlegte was sein (selbsternannter) bester Freund wohl von ihm wollen könnte, nahm er den Helm schnell wieder ab und ging dran, noch bevor dieser auflegen konnte.
 

„Moshi, moshi!“ Kazuhas genervten Blick aufgrund der Störung gekonnt ignorierend, drehte er sich halb von ihr weg und lehnte sich an seine Maschine. Vom anderen Ende hörte er Shin'ichis kindliche Stimme, die entgegen seiner sonstigen Art, müde und auch etwas gehetzt klang.

„Hattori?!“ Der Oberschüler korrigierte sich: Sein Freund klang mehr als nur gehetzt, fast schon panisch, als wüsste er nicht, ob er es glauben sollte, dass tatsächlich jemand ans Telefon gegangen war. ‚Eine schlechte Nachricht reicht für dies'n Tag, Junge..ʼ

„Kudō, was is'n los?“ Kazuha tippte im auf die Schulter, so dass er sich um drehte und an ihrem Ausdruck auch gleich merkte, dass sie wissen wollte was los war. Er zuckte mit den Schultern. Keine Ahnung. Durch die Leitung hörte er Edogawa tief Luft holen und konnte sich nur ausmalen, warum dieser so verspannt schien.
 

„Ich.. habe mir nur Sorgen gemacht.“ Er räusperte sich fast schon verlegen und der Ōsakaner fragte sich ernsthaft, ob sich der andere nicht einen Scherz mit ihm erlauben wollte. Vielleicht als eine Art kleiner Racheakt, weil er ihn aufgrund seine geringen Größe gerne mal aufzog?

„Warum denn das, wenn ich frag'n darf?“, wollte er leicht schnippisch wissen. Der Gedanke an einen harmlosen, von ihm jedoch glaubhaft ausgeführten Scherz, hatte sich in seinem Kopf fest gepflanzt. Die Antwort kam beinahe genauso schnippisch, fast schon harsch, bevor er weiter darüber fantasieren konnte, warum sein Freund und Detektivkollege ihm ausgerechnet jetzt ein Schnippchen schlagen wollte.

„Unwichtig. Hör zu Hattori. Egal wo du gerade bist oder ob sich jemand bei dir befindet. Du musst sofort irgendwo hin, wo viele Menschen sind und dir nichts passieren kann, hast du verstanden?!“
 

Ungläubig starrte Heiji auf sein Telefon und sah wieder zu Kazuha, die ungeduldig mit dem Fuß einen gleichmäßigen, aber schnellen Takt auf den Boden tippte.

„Ja, schon, aber hör mal. Ich bin verabredet und ich kann jetzt nich' einfach weg. Sag mir erstmal, was eigentlich los is'!“ Er deutete seiner Freundin, ihren Helm aufzusetzen und wollte ihr zudem noch den Schlüssel reichen, damit sie das Motorrad schon einmal statt seiner startete. Doch im nächsten Augen fiel ihm eben jener aus der Hand und landete klirrend im Sand, als die zweite schlechte Nachricht ihn trotz aller Hoffnung doch noch erreichte.
 

„Ich bin aufgeflogen. Ihr seid alle in Gefahr. Auch Kazuha.“ Mit vor Schock geweiteten Augen sah er zu ihr hoch und hob mit klammen Fingern den Schlüssel wieder auf. Versuchte, sich nichts anmerken zu lassen; wusste aber, dass er sie vermutlich im Augenblick mit großen Augen und einem verdammt besorgten Blick in jenen anblickte.

„Kudō, ich..“ Er wollte fragen wie es ihm ging, ob in Tōkyō alles in Ordnung war, doch der ostener Detektiv unterbrach ihn einfach.

„Nein, nicht jetzt. Später, Hattori.“ Heiji wusste, wann es Zeit war einzulenken und so schluckte er seinen Stolz, mitsamt der ihm scheinbar angeborenen Neugierde einfach hinunter und setzte sich vor Kazuha auf seine Maschine, um sie nicht mehr so ansehen und ihr den angsterfüllten Blick ersparen zu können.

„Später dann. Und mach keine Dummheiten.“ Er hörte ein kurzes Auflachen.

„Sicher nicht.“ Dann tutete es in der Leitung. Shin'ichi hatte aufgelegt.
 

Ein „Eine schlechte Nachricht hätt' wirklich gereicht..“, nuschelnd, steckte er das Handy wieder ein, dachte jedoch daran, es vorher wieder umzustellen, um keinen weiteren Anruf zu verpassen. Heiji beugte sich etwas nach hinten, damit Kazuha ihn durch die Helme hindurch verstehen konnte.

„Es gibt 'ne kleine Planänderung.“ Kazuha sah ihn fragend an, schien aber zu merken, dass es was ernstes war und umarmte ihn ohne was zu sagen von hinten, damit ihr Freund verstand und los fuhr. ‚Mit euch Detektiven gibt es immer 'ne kleine Planänderung.ʼ, dachte sie sich bloß, während Hattori mit Vollgas los düste, jedoch nicht umhin kam, einen besorgten Blick auf die vor seinem Bauch verschränkten Hände von Kazuha zu schauen, bevor sein Blick kurzzeitig auch auf seine eigene, mit der kleinen, blassrosanen Narbe gezierten schwang, die ihn für immer nicht nur an den Fall mit dem Pfeil der Sirenen erinnern sollte, sondern ebenso auch an das beklemmende Gefühl in seinem Herzen, als er dachte sie unwiderruflich an den Fluch der Meerjungfrauen verloren zu haben.
 

‚Kazuha.. Wenn ihr was passiert, dann gnade euch Gott.ʼ Unter seinem Helm schnitt Heiji eine Grimasse, scheuchte die negativen Gedanken weg und versuchte sich auf das Kommende vorzubereiten. ‚Das Okonomiyaki muss dann wohl wart'n. - Mal wieder..ʼ - auf seine eigene, spezifische Art und Weise.
 

Das Ganze war nun beinahe vierundzwanzig Stunden her. Vierundzwanzig Stunden, in denen er und Kazuha von ihrem zu seinem Haus gedüst waren, um das Nötigste zusammen zu schmeißen und sich dann auf dem direkten Weg nach Tōkyō zu machen; wo Hattori seine Freundin nach einer Kurznachricht Conan-kuns, beim Suzuki Anwesen absetzte und alleine zur Detektei weiterfuhr.
 

Vierundzwanzig Stunden, in denen er zum ersten Mal, seit er Shin'ichi kannte, miterleben durfte, wie sein ansonsten so willensstarker Freund regelrecht zusammengesackt auf dem Sofa neben ihm saß und wohl dachte, er würde nichts von seinem Zustand bemerken. Heiji tat ihm den Gefallen, klopfte ihm nach fertig erzählten Geschehnissen freundschaftlich auf die schmale Schulter und merkte an, dass in seinem geliebten Ōsaka etwas derartiges nie geschehen wäre und dann, mit ernstem Blick, dass der Geschrumpfte schnellstmöglich das FBI zu informieren hätte, um sie der neuen Umstände wegen aufzuklären.
 

Conan hatte genickt, gelächelt und dann sein Smartphone aus der Hosentasche gezogen, um einen womöglich alles verändernden Anruf zu tätigen.

Yotei - [Pläne] - Part II

Kapitel VIII - Yotei - [Pläne] - Part II
 

Gähnend nahm er seine Stäbchen zwischen die Finger und versuchte gezwungen seine Lider vom zufallen abzuhalten. Ein Blick zu seinem Freund zeigte, dass auch dieser seine Schwierigkeiten hatte, nicht mit dem Gesicht in sein Frühstück zu fallen, was Ran zusammen mit Kazuha; die beide vollkommen ausgeschlafen schienen, für die Männer im Haus zubereitet hatte, um dort den verpassten Schlaf nach zu holen. Beide Jungen blickten unison zu Kogorō, der; abgesehen von einem offensichtlichen Kater, recht ausgeschlafen und munter aussah; sofern man das bei ihm so nennen konnte.
 

„Conan-kun? Hattori-kun?“ Die zwei Genannten sahen zu Ran, die einen besorgten Blick aufgelegt hatte. „Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte sie lächelnd nach. Heiji hob abwehrend die Hände und unterdrückte ein weiteres Gähnen, während Conan den Kopf schüttelte.

„Iie, alles in Ordnung..“ -Gähn- „..Ran-neechan!“ Grinsend wandte der Junge sich schnell wieder von der Oberschülerin ab, die wiederum Kazuha einen Blick zuwarf der sagte Glaubst du das? Nach einem Seitenblick zu Hattori welcher neben ihr saß und inzwischen sein Essen nur so in sich rein schaufelte, nickte sie und seufzte leise, bevor sie ihrem Freund den Ellbogen in die Seite hieb.
 

„Ahō, was soll'n das? Siehste nich' das ich frühstücke?!“ Genervt blickte er sie an und knallte seine Schüssel auf die Tischplatte.

„Selber, Ahō! Benimm' dich Heiji. Ran-chan und ich hab'n; im Gegensatz zu dir, nich' den halb'n Morg'n verschlaf'n, sondern das..“, sie deutete auf das Essen vor ihm. „..vorbereitet. Also bedank dich.“ Nachdem Heiji Kazuha der komplettheit halber die Zunge rausgestreckt hatte, wandte er sich an Ran und versuchte nicht ganz zu mürrisch drein zu blicken.

„Arigatō, Neechan.“ Zurückhaltend schüttelte sie den Kopf und lächelte ihm zu, bevor sie selber zu essen begann. Auch Kazuha nahm ihre Schüssel zur Hand, nachdem zu zufrieden genickte hatte.
 

Dass ihr kleiner Schützling ungewohnt still war und selbst die wenigen Sticheleien Heijis mit einem müden Blick abtat, anstatt ihm mit einem entrüsteten „Heiji-niichan!“, zu begegnen, war Ran schon nach einigen Minuten aufgefallen. Und auch dass der Junge scheinbar keinen Schlaf gefunden hatte, obwohl ihn das Schnarchen ihres Vaters inzwischen auch kaum mehr davon abhielt, machte ihr Kopfzerbrechen. Mit einem flauen Gefühl im Magen beobachtete sie ihn über den Tisch hinweg, wie er nur langsam seine Schüssel leerte und immer wieder aufseufzte. Scheu blickte sie zu Heiji, der einen ähnlichen Eindruck machte, aber noch immer fröhlicher wirkte und dann zu ihrem Vater, der, nachdem er bemerkte, dass er dabei erwischt worden war, wie er Conan nachdenklich betrachtete, schnell wieder den Kopf abwandte. Also bildete sie es sich tatsächlich nicht ein, dass etwas faul war. Schon am voran gegangenen Tag hatte sie stets ein nagendes Gefühl beherbergt, was mit Kazuhas Eintreffen und ihrer Erklärung, dass Heiji nach einem Anruf von Kudō-kun unbedingt nach Tōkyō wollte, nur noch verstärkt wurde.
 

‚Und wenn Hattori-kun tatsächlich wegen Shin'ichi hergekommen ist, wo ist er dann? Warum kommt er nicht, wenn er offensichtlich wieder in Tōkyō ist, hier her? Er weiß doch, dass ich.. ihn vermisse.ʼ Ohne länger nach zu denken, sah sie von ihrem Essen auf.

„Sag mal, Hattori-kun. Wann wolltest du Shin'ichi denn treffen?“ Mit panischem Blick sah Heiji sie an, bevor er kurz zu Conan blickte und dann den Kopf schüttelte. Kogorōs gewohntes Schnauben bei der Erwähnung des Kokosei-tantei, ignorierten die vier Jugendlichen geflissentlich.

„Kazuha hat dir von dem Anruf erzählt?“ Sie nickte knapp und Heiji seufzte leise. „Kudō hat mir nich's genaues gesagt; er meinte es sei dennoch wichtig, dass wir so schnell wie möglich her komm'n. Ob er selber mal auftaucht weiß ich nich', gomen ne, Ran-san.“ Entschuldigend zuckte Hattori die Schultern und warf seiner Kindheitsfreundin einen scharfen Blick zu, den diese gekonnt zurück gab. Mit einem traurigen Lächeln begann Ran den Tisch abzuräumen, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass alle fertig waren.
 

„Lass mich dir helf'n, Ran-chan.“, kaum zu ende gesprochen erhob sich auch Kazuha und nahm ihrer Freundin die Hälfte ab. „Zu Zweit sind wir schneller fertig und dann könn'n wir endlich in die Stadt. Und wir müss'n noch Sonokō-chan und..“, sie überlegte kurz, überging das doppelte Stöhnen beim Wort Stadt - und dem damit, von Jungen verhassten, verbundenem Shoppen - und fuhr dann fort. „Sera-san abhol'n!“ Kurz darauf hörte man das Wasserrauschen aus der Küche und wie die Mädchen während des abspühlens bereits den gesamten Tag verplanten. Inzwischen saßen nur noch Shin'ichi und Heiji am Tisch, während Mōri sich verzogen hatte, mit der Entschuldigung, einen Live Auftritt seiner Yokō-chan im Fernsehen sehen zu müssen.
 

„Was glaubste, Kudō? Hat sie mir geglaubt?“, fragte der Ōsakaner leise, um ein kurzes Schulterzucken als Antwort zu erhalten.

„Ich weiß es nicht.“ Langsam erhob sich Conan und strich sich die Kleidung glatt. „Aber Ran scheint etwas zu ahnen; sie hat mich die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen und ich bezweifle, dass sie das heute noch tun wird, wenn wir hier bleiben. Selbst Occhan schien Lunte gerochen zu haben.“, er lachte humorlos auf. Dann sagte er etwas lauter, so dass die Mädchen in der Küche ihn hören mussten. „Los, Heiji-niichan! Lass uns in den Park gehen!“ Noch bevor Ran die beiden Jungen abhalten konnte, waren diese verschwunden.
 

Unten vor der Detektei hielt Heiji den kleineren am Ärmel fest, als dieser ungehalten weiter rennen wollte.

„Oi, was wird'n das, wenn's fertig is'?“ Unschuldig sah Conan mit großen Augen nach oben und sagte dann mit weinerlicher Stimme.

„Aber Heiji-niichan~ Du hast mir versprochen mit mir Mi..misosuppe* essen zu gehen.“ Verwirrt blickte Hattori ihn an, dann klärte sich sein Blick und er nickte, während er den scheinbar aufgewühlten Grundschüler auf die Arme nahm; sich ein Grinsen verkneifend, da er wusste wie sehr Kudō es hasste getragen zu werden.

„Also gut, Conan-kun, dann gehen wir mal!“
 

~~~
 

Skeptisch sah Hattori sich in dem Park um, bevor er sich auf einer weitgehends abgeschotteten, von freier Wiese umgebenen Bank niederließ, den Kleineren jedoch auf dem Schoss behielt und an sich drückte. Ihm war schnell aufgefallen, dass Shin'ichi sich weniger wehrte als gewöhnlich und ihm nicht mit fliegenden Fußbällen drohte, sollte er ihn nicht alleine laufen lassen, oder dass er sich zwischendurch ungewöhnlich fest in seiner Jacke festhielt, als würde er befürchten, dass er sonst verschwinden könnte. Nachdem sie sich tatsächlich eine Misosuppe geholt hatten, hatten sie diese; noch immer lauwarm, nach zwei Blocks an einen Obdachlosen abgeben, der sich herzlichst bedankt und schnell verschwunden war, um seine Mahlzeit zu genießen. Natürlich hatte Heiji sofort gewusst was der andere Detektiv ihm damit sagen wollte. Sie wurden offensichtlich belauscht und das von Leuten, denen die Inhalte ihrer Gespräche eher unbekannt bleiben sollten.
 

„Hattori?“ Conan rutschte unruhig auf seinem Schoss hin und her, sah sich nochmals um und nahm dann seine Brille ab, um sich das Nasenbein zu massieren. „Glaubst du Jodie-sensei und das restliche FBI halten ihr Wort?“ Heiji musste nicht lange nachdenken, um antworten zu können.

„Natürlich! Sie sind gute Menschen, Kudō. Du musst bloß lernen, wieder vertrauen zu können. Denkst du, du schaffst das?“ Beide Jungen verfielen nach Heijis Frage in Schweigen. Shin'ichi war der leichte Vorwurf in Hattoris Stimme nicht entgangen.
 

Denn selbstverständlich hatte er seinem Freund nicht alles aus der nun zwei Tage zurück liegenden Nacht erzählt. Er hatte Kid ausgelassen, die Tatsache was genau Gin mit ihm getan hatte, dass er ohne die Unterstützung eines international gesuchten Verbrechers!, vermutlich nun tot oder vollkommen zerbrochen wäre und wer genau hinter Okiya steckte, den er so unbeschwert in seinem alten Heim residieren ließ. Und selbstverständlich hatte der Ostener Detektiv das gemerkt. Aber er konnte nicht vertrauen. Zumindest nicht vollkommen; selbst nicht seinem besten Freund. Denn niemand würde verstehen wie es ihm ging. Nicht einmal Haibara verstand und ihrer beider Schicksale konnten sich wohl ähnlicher nicht sein. Shin'ichi schüttelte den Gedanken ab und wiederholte in seinem Kopf zum hundertsten Mal das Gespräch mit der blonden FBI Agentin.
 

„Starling, here.“, meldete sich die Frauenstimme vom anderen Ende in starkem Amerikanisch.

„Hello, Jodie-sensei. It's me, Edogawa Conan.“ Grüßte er zurück und beeilte sich, Heiji einen der Kopfhörer zu geben, damit dieser ungestört zu hören oder mit reden konnte.

„Oh, Cool Kid, hello there. Wie geht es dir?“, fragte sie unbeschwert und schien jemandem neben sich zu zu Sch'n, damit diese leise war. Shin'ichi überlegte kurz, ob er sich auf den Smalltalk einlassen sollte, entschied sich dann aber, gleich zum Thema zu kommen, bevor Ran mit Kazuha wieder nach Hause kam und er aufpassen musste, was und wie viel er sagte.

„Den Umständen entsprechend. Ich rufe wegen ihnen an.“ Am anderen Ende der Leitung war es totenstill, dann hörte man kurz etwas rauschen und Shin'ichi wusste, dass nun auch Jodies Nebenmann mit Kopfhörern lauschte.
 

„Was haben sie gemacht?“, fragte die Agentin nun weniger fröhlich, mit geschäftlicher Stimme nach. Wieder raschelte etwas und ein kurzes Tuten war in der Leitung zu hören. Die beiden Detektive teilten einen kurzen Blick. Die blonde Frau hatte auf eine Gruppenkonferenz geschaltet. Sie konnten nur ahnen, wie viele Zuhörer sie nun hatten. Kurz räusperte er sich, dann erklärte er kurz die Lage, wie er es zuvor auch schon so ähnlich bei Hattori getan hatte.

„Sie haben doch sicher von dem Coup gehört, den Kaitou Kid letzte Nacht durchgeführt hat, nicht wahr?“

„Yes, das habe ich. Steckt Kid etwa mit ihnen unter einer Decke?“ Shin'ichi schüttelte ungeachtet der Tatsache, dass er ihr nicht sichtbar war den Kopf.

„Nein, ganz und gar nicht. Auch wenn er scheinbar schon mehrfach mit ihnen zu tun gehabt hat.. Aber das ist eine andere Geschichte.“ Er hörte mehrere Protestgeräusche und Heiji hob sechs Finger in die Luft. Machte mindestens acht Zuhörer, unter denen sich sicher auch Black und Camel befanden. Starling ausgeschlossen, machte das fünf ihnen unbekannte.
 

„Ich bin Kid wie immer auf's Dach gefolgt, auch wenn Ran..-neechan es mir verboten hatte.“, er lachte gekünstelt, so wie es ein kleines Kind tun würde, dass wusste dass es eine Regel gebrochen und somit was verbotenes getan hatte. „Danach ist Kaitou Kid leider entkommen, auch wenn mein Ball ihn noch getroffen hat!“, gab er nun lautstark zur Schau und ignorierte Heiji, der die Augen über das veranstaltete Schauspiel verdrehte.

„Auf jeden Fall..“, seine Kinderstimme schien um mehrere Töne zu sinken und vollkommen ernst, so ernst wie es seine Stimmbänder erlaubten, fuhr er fort. „..kam plötzlich einer von ihnen von hinten und hat mich betäubt.“ Er hörte mehrfaches, entsetztes Aufkeuchen, dann Jodies Stimme, die alle anderen Geräusche dominant in den Hintergrund drängte.
 

„Where are you now, Conan-kun!? Wie geht es dir? What happend?“, schrie sie vor Aufregung halb auf japanisch, halb auf englisch in den Hörer.

„Beruhigen sie sich doch, Jodie-sensei.“, sagte er beschwichtigend, dann seufzte er und ballte die Hände zu Fäusten. „Mir geht es soweit.. so gut. Ich hab nur ein paar Kratzer. Es war Gin; sie wissen schon, der große, mit den langen Haaren.“ Er hörte sie unwirsch in den Hörer knurren und interpretierte es als Ja.

„Er wollte von mir wissen, was ich mit dem FBI zu tun habe und ob ich..“, er zögerte kurz, fuhr dann fort und hoffte dass es keinem aufgefallen war. „..ob ich weiß, was mit Kudō Shin'ichi-niichan passiert ist.“ Er hielt kurz inne, verpasste seiner Stimme einen weinerlichen Ton; was ihm erstauntlich leicht fiel und sprach weiter.

„Er wollte wissen, ob Shin'ichi-niichan noch lebt und hat mir gedroht.. mit einer Waffe.“, er ließ seine Stimme einbrechen und hüstelte kurz. „Dann hat sein Telefon geklingelt und ich glaube sie hat ihn angerufen; Vermouth. Danach hat er mich ausgeknockt und als wieder zu mir kam, befand ich mich alleine im Beika Park.“
 

An beiden Enden der Leitungen war es still, dann drang James Blacks Stimme zu ihm und Heiji durch.

„Conan-kun?“, fragte er vorsichtig; als würde er versuchen einem Kind, was er in seinen Augen nun leider war, zu erklären, dass etwas unsagbar schlechtes passiert war.

„Ja, James-san?“

„Lebt denn Kudō Shin'ichi noch?“ Hattori schüttelte den Kopf, bedeutete ihm alleine mit seinen Blicken, die Frage nicht zu beantworten und wollte etwas einwerfen, als es schon zu spät war und Conan antwortete.

„Ja, aber zur Zeit ist er ..nicht wirklich da. Und er wird vermutlich auch erst sehr spät wieder zurück kehren können. Warum denn?“ Er beobachtete Hattori, wie dieser, nachdem er den Kopfhörer aus seinem Ohr gerissen hatte, beleidigt den Kopf verdrehte und anfing zu schmollen. Genervt hielt er ihm den Stöpsel vor die Nase, während er auf eine Antwort wartete. Und Neugierig wie Heiji war, steckte er sich den Hörer rechtzeitig wieder ein, um Blacks Antwort hören zu können.
 

„Conan-kun, wir; also das FBI wissen schon länger, das Kudō-kun Japan nicht wirklich verlassen hat. Verstehst du, was ich meine, kleine Silver Bullet?“ Überrumpelt riss Shin'ichi die Augen hinter den Brillengläsern weit auf und spürte Hattoris Hand auf seiner Schulter kaum, als er antwortete. Oh ja, und wie er verstand. Verdammt gut sogar!

„Sie wissen Bescheid, oder? Über Shin'ichi-niichan?“ Er hörte Jodies resigniertes Aufseufzten, von dem er meinte, es eher aus seinem eigenen Mund hören zu müssen.

„Ja, wir wissen Bescheid, über Shin'ichi-niichan, wie du ihn nennst. Wir sind immerhin das FBI. Und wenn ein kleiner Junge wie du, unsere besten Agenten in den Schatten stellt, werden wir ernst. It was really interesting to cover up, that there's no Edogawa Conan registred in the japanese citizen register.“ Shin'ichi lachte leise auf.

„You did a great job, Jodie-sensei. But some secrets are Need not to know.“ Er hörte einige Agenten aufgrund des polizeilichen Jargon auflachen, bevor Jodie ihm wohl für die Allgemeinheit antwortete.
 

„We will handle it discret, just trust us, Kudō-kun. And we will keep an eye on you. So never wrangle to ask for help. Well, I got to go. Business is calling.“

„Yeah, I will. Good night, Jodie-sensei.“ Kurz bevor sie auflegen konnte, warf er noch etwas ein. „Sensei.. Can you do me a little favor?“ Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen und der Junge schmunzelte leicht, über die Hilfsbereitschaft Jodies.

„But, yes! And what would be that favor of yours?“ Shin'ichi räusperte sich unwohl. Hattori neben sich hatte er beinahe vergessen gehabt, doch nun wurde ihm dessen Präsens wieder bewusst und er musste sich zusammen reißen, um seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu behalten.
 

„Es geht um Kaitou Kid. Er wurde bereits zweimal mit der Organisation konfrontiert; zumindest nach meinem Stand und es war in beiden Fällen meine Schuld. Ich.. Ich wäre ihnen dankbar, wenn sie bei seinem nächsten Coup ein paar ihrer Männer zu seinem Schutz schicken könnten. Ich befürchte, er ist nun ebenfalls im Fadenkreuz der Raben.“ Er Jodie regelrecht schmunzeln und konnte sich das schelmische Funkeln in den hellen Augen der Frau bildlich vorstellen.

„Natürlich, Boss.“, nun lachte sie leise. „We will protect your Magician under the Moonlight, with all our strenght.“ Noch bevor er protestieren konnte, hatte die Agentin aufgelegt. Genervt rammte er Hattori seinen Ellbogen noch im selben Augenblick in die Seite, da er dessen Grinsen selbst aus dem Augenwinkeln wahrnehmen konnte und quittierte zufrieden sein gequältes Aufmurren.

„Tzz, er ist nicht mein. Also wirklich, Jodie-sensei..“
 

*Misosuppe - Mimi = Ohr

Kasai - [Feuer]

Kapitel IX - Kasai - [Feuer]
 

Die Flure des Gebäudes schienen um die herrschende Uhrzeit wie leer gefegt. Keine lebende Seele kam ihr entgegen, als sie mit lautlosen, ausladenden Schritten über den blanken Marmorboden lief und sich nicht am geringsten an der mitternächtlichen Atmosphäre störte. Ihr war bewusst; stets wurde sie von neugierigen Blicken verfolgt. Und auch wenn ihr das leise Summen der Kameras entging, wenn die Geräte in sekundlichen Abständen hin und her schwanken, wusste sie um ihr Dasein bescheid. Er würde niemals eine ausreichende, vollkommen zufrieden stellende und hundertprozentige Sicherheitsmaßnahme vernachlässigen. Dafür war er zu hinterlistig, raffiniert und planend. Vor allem aber paranoid.
 

Abrupt kehrte wieder Stille ein, als die hochgewachsene Frau vor einer dunklen Tür zum stehen kam. Immer darum bemüht keine Gefühle auf ihr Gesicht treten zu lassen. Keine Regung, kein Zucken um die Mund- oder Augenwinkel, welche von ihrer Nervosität zeugten. Stattdessen legte sich ein schmales, berechnendes Lächeln auf die blutroten Lippen. Dann klopfte sie mit zwei Fingern an das lackierte Eichenholz. Ein dreifaches Stakkato; dann war es abermals still. Einige Herzschläge später surrte es kaum hörbar, trotz dass es sonst keine Geräuschquellen gab und die letzte Barriere zu ihm eröffnete sich vor ihr.
 

„Ich habe dich erwartet, Vermouth.“ Mit sechs langen Schritten hatte sie den in Finsternis gehüllten Raum durchschritten und kam vor einem großen Schreibtisch zum stehen, der ganz nach dem Vorbild der Tür, aus massiven Eichenholz angefertigt worden war. Ihr prüfender, nichts übersehender Adlerblick glitt von dem schwarzen Notebook, über etwaige in- sowie ausländische Zeitschriften, bis zu dem Smartphone und blieb schließlich an den schwarz-weiß Bildern hängen, die nicht zu wenig auf der glänzenden Fläche lagen. Er hatte schon immer einen Hang zum Altmodischen, war jedoch auch nicht in der Zeit hängen geblieben, wie die Eigentümlichkeiten bewiesen. ‚Cool Guy..ʼ Vermouths blauen Augen sahen schließlich zu dem dunkelbraunen Ledersessel. Ihr den Rücken zugewandt, sah er aus der breiten Fensterfront nach draußen, in die von bunten Werbereklamen erleuchtete Nacht Tōkyōs. Anokata.
 

„Und deswegen gleich einen ganzen Flur in Tōkyōs wohl sündhaft teuerstem Hotel zu buchen und mit eigens hergestellten Kameras auszustatten, findest du nicht ein wenig überzogen?“ Es widerstrebte ihr zwar, ihm gegenüber so etwas zu sagen, wo sie doch unwahrscheinlich genau wusste, wie sauer, wie gespannt und zu Recht auch überstrapaziert er im Moment sein musste. Dennoch tat sie es und ignorierte das eisige Gefühl in ihrem Nacken und die sich aufstellenden Härchen an ihren Armen. Einfach aus dem lapidaren Grund, weil es stets so gewesen war. Seit ihrer ersten Begegnung an. Nur war es damals ein bedenkenswert anderes Verhältnis zwischen ihnen beiden.
 

Als der Mann sich in seinem maßgeschneiderten, grauen Anzug langsam und zugleich doch elegant zu ihr umwandte, merkte Vermouth erst, dass sich ihre roten Nägel schmerzhaft in ihre Handfläche gegraben und dort ihre Spuren hinterlassen hatten.

„Ein Augenschmaus wie gewohnt, meine liebe Sharon.“ Ein scheinbar amüsiertes, jedoch auch herzliches Lächeln legte sich auf seine schmalen Lippen. Sie nickte leicht und spielte die übliche Farce mit, indem sie ihm ein ebenso liebreizendes Lächeln schenkte. Dass er sie partout mit ihrer alten Identität ansprach, überging sie geflissentlich.
 

„So charmant wie immer, Boss.“ Eine seiner in Weiß gekleideten Hände zeigte auf die beiden schwarzen Ledersessel vor dem massigen Tisch und bedeutete ihr somit wortlos doch Platz nehmen zu mögen, wessen sie sogleich auch nach kam. Das merkwürdige Gefühl in ihrem Magen verstärkte sich nur noch mehr, als sie sich niederließ und das kalte Leder durch den dünnen Stoff ihrer dunklen Hose hindurch zu spüren bekam; doch sie wusste, dass nichts an diesem Gespräch vorbei führen würde. Ihr blieb bloß zu hoffen, dass es nicht allzu sehr in die falschen Bahnen verlief und sie mit heiler Haut davon kam.
 

Anokata blieb auf der anderen Seite stehen. Warf ihr von oben herab einen abschätzenden Blick zu, bevor sich der Ausdruck in seinen Augen wieder normalisierte; in soweit man das so nennen konnte, und er die übliche Maske des zuvorkommenden Gentleman auflegte.

„Wie wäre es einem Cognac? Wir sind hier schließlich unter Freunden, nicht wahr?“ Sharon nickte gezwungen und lächelte. Langsam folgte sie mit ihrem Blick jedem seiner vier Schritte bis zu dem kleinen Servierwagen, auf dessen gläsernen Fläche eine kleine Auswahl an alkoholischen Getränken, sowie zwei Gläser bereit standen; welche nun beide umgedreht und mit der gold-gelben Flüssigkeit gefüllt wurden, nachdem er klirrend jeweils einen Eiswürfel hinein getan hatte. In einer geschmeidigen Bewegung drehte er sich um, stellte die beiden Gläser auf dem Tisch ab und setzte sich. Zufrieden sah er, dass der Cognac kaum in dem Glas hin und her schwappte. Dann richtete sich sein Augenmerk wieder auf Vermouth, der er ihre Angespanntheit sichtlich ansehen konnte; auch wenn sie bemüht darum schien, eben dies zu vermeiden. Mit einem kurzen Seufzer legte er seine Fingerspitzen aneinander.
 

„Nun gut, kommen wir zum Eigentlichen. Hat Gin beendet was er angefangen hatte, oder lebt er noch?“ Die Antwort kam ohne Verzögerung. Präzise und ohne viel drum herum Gerede. So, wie er es ihr und all den anderen Mitgliedern seines Syndikats im Laufe der Zeit eingetrichtert hatte.

„Er lebt noch. Allerdings habe ich ein ungutes Gefühl, was Gin betrifft, Boss.“ Er zog eine seiner schmalen Brauen nach oben und lehnte sich um ein kleines Stück zurück, fast wie um einen besseren Blick auf sie haben zu können.

„Und weswegen? Du weißt, ich mag es nicht, anderen alles aus der Nase ziehen zu müssen. Also rede.“ Der Mann ließ sie spüren, dass seine Geduld weit genug gereizt war; achtete jedoch darauf, nicht zu viele Gefühle hervor kommen zu lassen. Selbst sein Liebling hatte kein Recht dazu, hinter sein Pokerface zu blicken.

„Er scheint zu rebellieren. Edogawa Conan-kun mag zwar noch leben, aber Gin hat sich vermutlich aus Trotz an ihm vergriffen. Sein Verhalten könnte unschöne Folgen haben. Für die Organisation, vor allem aber für dich.“ Nervös fuhr sich Vermouth mit der Zunge über die Hinterseite ihrer Schneidezähne; zwang sich, nicht zu schlucken oder nach dem mit Cognac gefüllten Glas zu greifen.
 

„Die Sache mit Gin war schon immer ein Spiel mit dem Feuer.“ Anokata lächelte schmal, dann hielt er wie aus dem Nichts ein silbernes Feuerzeug in der Rechten und blickte auf die kleine Flamme, die seine markanten Gesichtszüge von unten herauf gespenstisch beleuchtete, bevor er es wieder zuschnappen ließ und die Schatten aus seinem Bildnis verschwanden.

„Dessen war ich mir schon bei unserer ersten Begegnung bewusst. Das war schließlich Ausschlag gebend dafür, dass ich ihn auf unsere Seite gezogen habe.“ Für wenige Augenblicke verlor sich sein Blick im Nirgendwo und Vermouth war sich sicher, diesen Ausdruck zum allerersten Mal seit Jahren, auf seinem Gesicht zu sehen. Für die Dauer einiger Wimpernschläge, schien ihr Boss nicht mehr auf dieser Welt zu sein und die Schauspielerin war sich im Unklaren darüber, was sie davon halten sollte. Ob es gefiel, oder nicht. Ob es ein Zeichen von Menschlichkeit, oder aber ein Hinweis auf einen endgültigen Realitätsverlust war.
 

Anokata räusperte sich leise; schien wieder im hier und jetzt zu sein. „Ich habe ihn zurück beordert. Dorthin, wo er weniger Schaden wird anrichten können, als er vielleicht schon getan hat. Was den Burschen angeht, werde ich ihn unter vorläufige Beobachtung stellen. Schließlich kann man nie wissen zu was ein derart psychisch belasteter Mensch alles fähig ist. Am Ende verliert er noch die Besinnung und läuft mit seiner Geschichte zur Polizei.“ Das Nächste konnte Vermouth sich einfach nicht nehmen lassen; doch sie bereute es noch im nächsten Augenblick, als Anokatas Blick in ungesehenem Zorn unter zu gehen schien.

„Er würde etwas derartiges nie machen!“
 

„Und was macht dich da so sicher?“ Seine Stimme erhob sich kaum, wurde im Gegensatz einen Hauch leiser; bedrohlicher und seine blauen Augen blickten sie weiterhin mit der Ausgeglichenheit eines eisernen Pokerface an, aber dennoch erschien Anokata ihr auf einen Schlag um ein vielfaches Gefährlicher, als noch vor einigen Augenblicken und unruhig blinzelte sie ihn an, während er weiter sprach.

„Der Junge mag es vielleicht recht gut aufgenommen haben, von einem Tag auf dem anderen in einem schmächtigen Kinderkörper zu stecken, aber woher nimmst du die lächerliche Annahme, er könnte eine Misshandlung ebenso unbeschadet hinnehmen? Er mag vielleicht der Heisei Holmes gewesen sein, aber zur Zeit ist er bloß ein Kind! Kein Mensch kann derart viele Schicksalsschläge verkraften, ohne daran früher oder später zu zerbrechen.“ Unter seinen Worten schien Vermouth in ihrem Sessel immer kleiner zu werden. Dann erst kam bei ihr an, was er gesagt hatte. Kein Mensch kann derart viele Schicksalsschläge verkraften, ohne daran früher oder später zu zerbrechen. Sie wollte etwas erwidern, ihre Scheu überwinden. Er würde ihr so schnell nichts tun. Sie war einer der Besten und zuverlässigsten Mitglieder. Nicht so schnell zu ersetzen wie unwichtigere Wissenschaftler oder Programmierer.
 

„Bilde dir nicht zu viel auf deine sagenumwobene Silver Bullet ein, Vermouth. Eine hat uns bereits verfehlt.“, zischte er mit einem schmalen Lächeln und distanziertem Blick. „Diese Organisation wird für die Ewigkeit bestehen bleiben. Ebenso wie die bis zum heutigen Tag beständigen Krankheiten und Untugenden aus Pandoras Büchse.“ Er legte eine kurze Pause ein, in der er sich an ihrem Unwohlsein regelrecht zu ergötzen schien.

„Doch im Gegensatz zur göttlichen Frau Epimetheus', werde ich der Hoffnung keinen Eintritt verschaffen. Dafür sorge ich, Liebes.“ Ohne dass sie die Chance hatte zu begreifen was vor sich ging, war er in einer fließenden Bewegung um den Tisch herum gegangen und hatte ihr einen Handkuss gegeben.

„Du machst das Leder kaputt.“ Plötzlich war er wieder weg und die Schauspielerin atmete gepresst aus, bevor sie ihren Griff um die Armlehne lockerte. Die nächste Frage könnte ein Armageddon auslösen, sollte sie den falschen Ton anschlagen und etwas in diesem Ausmaß wäre für sie trotz ihres hohen Ansehens und Statuses keinesfalls günstig.
 

„Warum lässt du ihn dann nicht aus dem Weg räumen. Kaum einer würde Verdacht schöpfen, wenn ein kleiner, unachtsamer Grundschüler unglücklicherweise einen tragischen Unfall hätte. Nur wenige würden eine Spur zu Kudō Shin'ichi zurück führen können und diesen würde niemand Beachtung schenken. Ein Junge der geschrumpft und dann ermordet sein soll. Niemand würde solch eine Story glauben. Es wären bloß Hirngespinste von trauernden Verwandten und Freunden.“ Nervös leckte sie sich über die Lippen. Ihr war klar, dass ein solcher Plan in seinen Augen viel zu wackelig und unsicher wäre, um ihn wirklich ausführen zu können. Dennoch juckte es sie in den Fingerspitzen endlich aufzudecken, warum Anokata zögerte den Oberschüler und somit eine konstante Gefahrenquelle einfach auszuschalten.
 

„Weil ich ein Abkommen habe. Und ein solches zu brechen, wäre nun wirklich unehrenhaft für einen Gentleman wie mich. Findest du nicht?“ Süffisant lächelte er sie an; konnte vermutlich die Frage in ihren Augen sehen.

„Mit wem genau kann ich dir leider nicht verraten.“ In einer theatralischen Geste schwenkte er sein wieder aufgenommenes Glas, bevor er fortfuhr. Sie hasste ihn dafür.

„Aber ich kann dir verraten, dass wenn Edogawa Conan und somit auch der von jedem geliebte und gekannte Kudō Shin'ichi stirbt, ich ein Problem in unbekannten Ausmaßen bekommen würde. Dir ist doch sicher bewusst, was ich damit sagen will?“ Sie nickte.

„Diese Person kennt dein Gesicht, deine Identität und deine Machenschaften als Anokata.“ Er nickte ihr zu und zwinkerte. Jedoch sein Blick in diesem Augenblick hätte töten können.
 

„Würde ich ihn töten, würde ich auffliegen. Werde ich aber trotz, dass ich das nicht tue verraten, wird der Junge doch schon recht bald unter der Erde liegen.“

„Ein Todeskreis und Versicherung zugleich.“, kam es beinahe zerknirscht von Vermouth.

„In dem nur ich gewinnen kann. Schließlich wird er uns nie erwischen. Und somit wird er auch nie umgebracht werden müssen.“ Anokata lachte leise und drehte sich von ihr ab.

„Natürlich.“ Für Vermouth war hiermit dieses Gespräch beendet. In einer anmutigen Bewegung, die Anokatas in nichts nachstand, stand sie auf und strich ihre schwarze Kleidung glatt.

„Gibt es noch irgendetwas, was ich tun soll, Boss?“
 

„Richte Bourbon aus, er soll den Burschen im Auge behalten, jedoch nichts ohne weitere Anweisungen unternehmen.“ Kurz bevor sie das Zimmer und somit die unbehagliche, unheimliche Nähe Anokatas verlassen konnte, sprach dieser sie noch einmal an. „Und behalte Kir im Auge. Ich habe ein ungutes Gefühl, was unsere liebe Mizunashi Rena angeht.“ Sie nickte, trotz dass er sie nicht sehen konnte und verließ den Raum. Bei den Aufzügen angekommen, manifestierte sich nun endlich ein Gedanke in ihrem Kopf, der ihr schon Jahren keine Ruhe ließ.
 

‚Wie konnte ich damals nur so dumm sein und ihn um so einen Gefallen bitten?ʼ Sie hätte sich ohrfeigen können, für diese Dummheit, die nun schon so lange Zeit zurück lag und atemlos stieg sie in die Maschine ein, um das Gebäude endlich hinter sich bringen zu können.
 

~~~
 

Wie eine Silhouette hob sich die Gestalt des Mannes gegen die Lichter der Stadt ab, als Snake den Raum betrat. Zwei Schritte nach überschreiten der Türschwelle verharrte er an Ort und Stelle, während sein Blick über den breiten Rücken glitt, der ihm zugewandt war. Anokata stand wie ein Fels in der Brandung vor dem Panoramafenster; schien sein Eintreten sowie seine Präsens nicht mitzubekommen. Räuspernd erhob der Juwelendieb schließlich seine Stimme.
 

„Kaitou Kid ist uns entwischt, Boss.“

„Wieder einmal, meintest du.“, kam die scharfe Stimme zurück. Nach einigen Sekunden, in denen der Mann sich kaum rührte und sich zurück hielt, erhob Anokata wiederholt seine Stimme, die wie ein Peitschenhieb durch den Raum schallte.

„Kaitou Kid liegt außer eurem Zuständigkeitsbereich!“ Snake zuckte zusammen, sagte aber nichts. „Solltet ihr euch mir noch ein weiteres Mal widersetzten, war es der letzte Fehler, den ihr begangen habt. Und jetzt verschwinde, Jackal.“ Der Genannte nickte, drehte sich auf dem Absatz um und verließ die Räumlichkeiten so schnell wieder, wie er sie betreten hatte.
 

Zuständigkeitsbereich, dass ich nicht lache! Kaitou Kid wird sterben!ʼ Knurrend zündete er sich eine Zigarette an und ignorierte die Rauchen verboten Schilder, die in regelmäßigen Abständen an den Hotelwänden angebracht worden waren. ‚Und wenn's das Letzte ist was ich tue.ʼ

Nori - [Ära]

Kapitel X - Nori - [Ära]
 

Noch immer hatte sie das Bild vom Vortag im Kopf. Noch immer machte sie sich Gedanken darüber, ob es richtig gewesen war wie sie reagiert hatte. Und noch immer hallte in ihren Gedanken sein stummes Entsetzen wieder, als sie es ihm gesagt hatte. Kalt; fast schon emotionslos, um ihre eigene Angst zu verdecken. Die Augen sind der Spiegel zur Seele. Dass sie es wusste. Dass er tatsächlich aufgeflogen war; auch ihr gegenüber. Und sie verraten dich, mein Lieber. War es falsch gewesen? Hätte sie die Unwissende mimen sollen, um ihn zu schützen? Sie wusste es nicht. Doch die noch so schmerzlich frische Erinnerung an sein kalkweißes Gesicht, seine dunklen Augen, die sich vor Schreck geweitet hatten und seine überstürzte Flucht aus Agasas Haus, ließen ihr keine Ruhe.
 

Von oben konnte sie das ablenkende Rauschen des Wasserhahns hören, während der Professor sich für die Nacht fertig machte und war beinahe dankbar dafür, zumindest für einen kurzen Augenblick zur Ruhe zur kommen. Mit schweren Lidern sah sie zur digitalen Uhranzeige, am unteren rechten Rand des Bildschirms und musste erstaunt feststellen, dass es weit nach Mitternacht war. Hatte sie tatsächlich den gesamten Tag und den gesamten Abend vor dem Computer verbracht? Die Augen stets auf ihre Fortschritte zum Apoptoxin 4869 gerichtet und in Gedanken bei demjenigen, für den sie all diese Arbeit auf sich nahm?
 

‚Ja, nur wegen dir die ganzen schlaflosen Nächte. Die Albträume, die Kopfzerbrecherei, diese Gefühle. Alles nur zu deinem Glück. Und doch nein..ʼ
 

Unwillig sah sie zur ihrer Linken, wo eines der vielen Mikroskope aufgestellt war. Belegt mit dem Präparat, dessen Spuren sie nach millimistischer Suche dort auf der Couch gefunden hatte, wo er gesessen hatte.

Kopfschüttelnd begann sie Dokument um Dokument neu abzuspeichern, bevor sie stockend auf das letzte noch geöffnete Fenster starrte.
 

Match Found.
 

Die Lettern leuchteten ihr grell entgegen. Darunter die Daten, denen nicht sie, aber ein Anderer umso mehr nachgestrebt hatte. Mit fassungsloser Mine umfasste sie die Tastatur in einem beinahe unmenschlichen Griff und versuchte ihre Atmung ruhig zu halten. Das Herz flatterte ihr wie wild in ihrer Brust, verbreitete das Adrenalin in ihren Adern.
 

Name: Hōri Yukitoshi*

Alter: 30

Nationalität: Japaner
 

‚Das kann nicht.. Das ist nicht.. möglich!ʼ Panisch sicherte sie die Daten auf einem separaten Memorystick, ohne sich die Ergebnisse gänzlich durchzulesen und zog den Stecker des Gerätes. Das Kellerzimmer wurde jäh in gespenstische Stille versetzt und schwer atmend starrte sie in die Dunkelheit. Hart schluckend legte sie den Kopf in den Nacken und schlang sich ihren Laborkittel enger um den fröstelnden Körper.
 

Es wurde Zeit, dass sie tatsächlich mal etwas für ihn tat, statt ihn ständig neuen Qualen zu untersetzen. Zeit, dass sie handelte, statt nur zu forschen und ihm Versprechungen zu machen, die sie vielleicht nie würde halten können. Es war Zeit für die Einleitung einer neuen Ära. Sie schmunzelte in die nun herrschende Dunkelheit. ‚Hätte dir sicher gefallen, diese Formulierung. Doch auch jede neue Ära ist geprägt von den Personen der davorigen. Also bitte sei mir nicht böse, Kudō-kun.ʼ
 

Und nun hatte sie was nötig war, um diese neue Zeit anzubrechen.
 

~~~
 

Es war noch früh am Morgen gewesen, als das Telefon seinen Henkerston klingelte. Selbst die Sonne war mit ihrem lebendigen Licht noch nicht vollständig über den Horizont gestiegen, um ihre Kinder zu wecken. Und doch war sie kurz darauf hellwach und auf den Beinen gewesen. Die Finger fest um das schnurlose Telefon der Hotel Suit geklammert, während sie in hellster Aufregung ihren Mann suchte, wegen dessen Arbeitsmoral sie die letzten Nächte in einem Hotel wohnen mussten.
 

Sie hatte ihn minutenlang gerufen, nur um von der nervenzereißenden Stille begrüßt zu werden, in der ihre eigene Stimme unangenehm widerhallte. Entschuldigend hatte sie aufgelegt, versichert der Bitte nachzukommen und sich an die Kochinsel gesetzt. Es war ihr egal gewesen, dass sie in wenigen Stunden ein Meeting hatte und dennoch im Morgenmantel rumsaß, statt sich aufzuhübschen und vorzubereiten. Sie hatte wichtigeres, um dass sie sich kümmern musste. Doch vorerst hatte sie stumm an ihrem Platz gesessen. Die Sonne beim Aufgehen beobachtet und der Stadt beim Aufstehen zugesehen. Irgendwann gegen Mittag war ihr Mann endlich zurück gekehrt. Leicht beschwipst, aber dennoch zurechnungsfähig. Einen kurzen Blick auf das tränenüberströmte Anlitz seiner Frau später, schien er jedoch wieder vollkommen nüchtern und alles andere war verdrängt.
 

Er hatte es sofort geahnt. Etwas stimmte nicht in Japan. In Tōkiō bei ihrem Sohn. Bei Shin'ichi.
 

Neue Tränen nicht zurück halten könnend hatte Yukiko ihrem Mann alles geschildert; verzweifelt mit dem unbewegbaren Kloß in ihrem Hals kämpfend, um den sich die Worte wie schwere Steine zu drücken schienen. Yusaku war sich nicht einmal mehr sicher, was alles seine Frau ihm genau weiter gegeben hatte. Bloß ein Satz hatte sich in seinem Kopf festgeankert. „Sie sagte, dass die Raben ihn vollständig eingenommen haben, Yusaku! Mein Shin-chan..“ Seine zusammengebrochene Frau in den Armen haltend, während er selber mit seinen Nerven kämpfte; versuchte rational zu denken, hatte er bei der nächstgelegenen Fluggesellschaft nach dem nächsten Flug Richtung Japan gefragt und umgehend zwei Karten in der ersten Klasse reserviert.
 

Und jetzt, nur wenige Stunden später, saßen sie hier. Tausende von Meter über dem Atlantik, all ihre Verpflichtungen; die Verleger, Agenten mit neuen Rollenangeboten, in den Staaten vergessen und zurück gelassen, weil die wichtigste von allen Zuhause auf sie wartete. Zähneknirschend warf Yusaku seiner Frau einen besorgten Blick zu die an seine Schulter gelehnt schlief, schon seit sie abgehoben waren. ‚Ich werde ihn retten, Yukiko. Ich verspreche es. Ich rette unseren Sohn, und sei der Preis noch so hoch.ʼ Mit einem Fingerwink rief er die Stewardess zu sich und bat um eine Decke. Sie würden noch genug Aufregung haben, da würden ein paar Stunden Ruhe nicht schaden. Zumal selbst er hier oben nicht viel würde ausrichten können.
 

‚Außer vielleicht zwei kurzen Telefonanrufen..ʼ
 

~~~
 

Nach einem letzten festdrehen der Schraube ließ er das Handwerkzeug verschwinden und drückte auf einen der drei Knöpfe an seiner Digitaluhr. Vier Minuten und 8,3 Sekunden. Gott, er hörte sich bald noch an wie dieser Schnösel von Ainoko. Nichtsdestotrotz grinsend erhob sich Kaitō aus seiner hockenden Position und sah sich ein weiteres Mal um, nur der Sicherheit wegen. ‚Wir wollen ja keine Beweise hinterlassen.ʼ Innerhalb der Dauer eines Herzschlages hatte der Junge sich verkleidet und noch immer schmunzelnd öffnete er die Tür der Detektei mit behandschuhten Fingern und schloss sie anschließend lautlos hinter sich.
 

Schritt Eins seines Master Plans war vollbracht; die Wanzen in der Detektei, sowie in der obrigen Wohnung versteckt. Nun hieß es nur noch abwarten und geduldig sein. So wie er den Detektiven kannte und einschätzte sollte es nicht lange dauern, bis er die Geschütze auffahren und einen eigenen, individuellen Plan aus dem Hemdärmel schütteln würde. Zudem machte er sich noch immer Gedanken um das Wohlergehen seines Rivalen. Er konnte nicht glauben, dass die Erlebnisse aus jener Nacht spurlos an dem Geschrumpften vorbei gegangen sein sollten; und versuchte er noch so sehr, sich dies einzureden. Zu sehr hatte er an der Erinnerung an die vor Panik und Furcht geweiteten Augen zu knabbern.
 

Den Kopf schüttelnd wollte er gerade den kurzen Treppenabschnitt verlassen und auf offene Straße treten, als ein ihm wage bekannter Blondschopf vorbei lief. Das schwarze Smartphone ans Ohr gedrückt und eine Mischung aus Anstrengung und Lässigkeit auf dem leicht gebräunten Gesicht. Automatisch schoss ihm nur unmittelbar darauf der passende Name durch den Kopf. ‚Bourbon!ʼ Und es machte Klick in Kurōbās Kopf. Wie hatte er bis dato nur so blind sein können?! Die alkoholischen Codenamen, diese merkwürdige Aura der Gefahr; als ob ein Raubtier sein Opfer langsam in die Enge treiben würde, in vollem Bewusstsein darüber, dass es überlegen war. Er konnte ein Schaudern nur schwer unterrücken, als er sich an die kühlen, blauen Augen erinnerte, die ihm im Bell Tree Express emotionslos entgegen gefunkelt hatten.
 

Der junge Magier hatte einen Entschluss gefasst und seinen gesamten Plan umgekrempelt, noch bevor er mit dem Fuß auf dem Gehweg auftrat. Schnell aber unauffällig heftete er sich an die Fersen des Mannes, der nach einer kurzen Begrüßung an die junge Bedienung des Poirot Café, welche vor der Tür Luft zu schnappen schien, weiter lief und leise in sein Telefon sprach, sodass Kaitō von seinen Worten nur Bruchstücke mitbekam. Noch einen Schritt zulegend schloss er zu dem Blonden auf und hielt sich wenige Schritte hinter diesem, um lauschen zu können. Währenddessen tat er simultan dazu so, als würde er auf seinem eigenen Mobiltelefon spielen.
 

Er hat das gesagt?“ Es entstand eine kurze Pause, in der Bourbon einmal frustriert aufseufzte.

„Ja, ich verstehe schon, Vermouth. Aber warum ausgerechn-“ Abrupt brach er ab und der Dieb konnte das leichte, jedoch unverkennbare weiten seiner Augen erkennen, während das Organisationsmitglied aufmerksam lauschte. Dann nickte er sich selbst wie in Gedanken zu.

„Gut, ich habe verstanden und werde Stillschweigen bewahren. Wenn man es genau bedenkt, deckt es sich sogar recht gut mit meinem Vorhaben.“, er lachte leise und humorlos auf. „Nemuri no Kogorō-san wird Augen machen, wenn sich mein Verdacht bestätigt und sich sein kleiner Glücksbringer als weitaus mehr herausstellt. Auch wenn der Junge einem leid tun kann; Gin war mal wieder unzimperlich, wie?“
 

Hart schluckend entschied Kaitō, dass er genug gehört hatte und holte unauffällig einen kleinen Peilsender, mit integrierter Wanze aus seiner Rocktasche. Dann; mit hektischem Gesichtsausdruck und dem Handy am Ohr, rempelte sie den Mann vor sich an und stolperte auf den Boden. Erschrocken sah sie hoch und erblüte in einem frühlingshaften rosa-rot, als ihr die Hand dargeboten wurde.

„Ah.. Su-sumimasen!“ Sie verbeugte sich leicht und klopfte sich ungelenkt den Staub vom Rock. Der Angerempelte lächelte dem Mädchen nett zu und winkte ab.

„Nicht doch, Ojou-san. Ich bin auch nicht ganz unschuldig; ich war unaufmerksam.“ Schüchtern erwiederte die Brünette die Geste und verdeckte ihre braunen Augen hinter langen Ponyfransen. ‚Wenn du wüsstest - Amuro Tōru-san.ʼ Ohne weitere Verzögerung rannte sie weiter und drehte sich nicht wieder um. Es wurde Zeit, dass der Jäger zum Gejagten wurde.
 

~~~
 

Skeptisch sah Vermouth auf ihr Telefon, als Amuro urplötzlich abbrach und sie laute Störgeräusche vom anderen Ende vernahm. Dann eine hohe, leicht verschreckte Mädchenstimme, die sich entschuldigte und ihren Kollegen, der mal wieder ganz den Gentleman spielte. Augen verdrehend ließ sie sich noch ein wenig tiefer ins warme Wasser gleiten und pustete sich den Schaum aus dem Gesicht.
 

„Entschuldige, Vermouth. Es gab einen kleinen Unfall.“, er lachte heiter auf und räusperte sich dann. „Nun, war das alles, oder gibt es noch weiteres zu erledigen?“ Ihre Antwort kam ohne zu überlegen. Sie wollte endlich ihr Bad genießen und ihre Gedanken abschweifen lassen. Es würde noch genug Grausames auf sie zukommen. Ein wenig Entspannung konnte da nicht schaden. ‚Nie unvorbereitet in die Schlacht ziehen.ʼ
 

„Nein, das war alles. Vorerst.“ Desinteressiert betrachtete sie ihre blutroten Nägel. Eine ordentliche Maniküre wäre schon lange wieder vonnöten. In letzter Zeit hatte sie selber zu oft Hand anlegen müssen und allmählich begann ihr Äußeres sich dafür zu rächen. Aber besser so, als wenn sie sich Anokatas Zorn aufladen würde, richtig?
 

„In Ordnung. Ich werde berichten, wenn es Neuigkeiten gibt.“ Kurz bevor sie auflegen konnte, drang seine Stimme jedoch ein weiteres Mal durch den Hörer.

„Vermouth, denkst du auch, dass bald ein gravierendes Ereignis stattfinden könnte?“, fragte der Jüngere beinahe schon zurückhaltend. Sharon runzelte die Stirn. Denn genau das war es, was ihr seit dem letzten Treffen mit Anokata ebenfalls durch den Kopf ging. Die Atmosphäre um sie alle herum schien sich gefährlich aufgeladen zu haben. Bereit jeden Augenblick auf einen von ihnen niederzuschlagen; sie zu zerschmettern. Als wäre es eine Warnung für eine Weile kürzer zu treten; das Schicksal und Fortuna nicht herauszufordern. Sie schloss ihre stahlblauen Augen davor.
 

„Nein, denke ich nicht, Bourbon. Farewell.“
 

‚Everyone's fate is determined anyway. There's no way out for us. No way to avoid this unbreakable silver bullet.ʼ

Lachend griff sie nach ihrem Weinglas.

‚Guess I have to thank you, Gin. For giving him more firmness and determination in this dark times.ʼ

Feierlich hob sie ihr Glas in die Luft.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hier an dieser Stelle bedanke ich mich noch einmal für die lieben Kommentare. Ich freue mich immer, eure Anforderungen an eine gelungene Fanfiction erfüllen zu können und hoffe, dass auch das erste Kapitel euch gefallen hat. Das Nächste wird in voraussichtlich zehn Tagen hochgeladen werden.

Sore made und liebste Grüße,
eure Puella~

Postscript: Der oben erwähnte
Millennium Star ist keineswegs von mir erfunden worden; nein, das gute Stück gibt es tatsächlich. Wer näheres wissen will, kann den Suchbegriff einfachheitshalber bei Google durchjagen ;-) Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Oh Gott~ Kaitō kommt mir so verdammt out of character vor, wie er Aoko so in den Arm nimmt - und ich hoffe das mit seiner Unterwäsche Aktion wieder wett gemacht zu haben -, aber das konnte ich mir einfach nicht verkneifen; dafür finde ich die beiden zusammen einfach zu süß und witzig :> Ist noch jemandem der kleine Freund im zweiten Abschnitt aufgefallen? Da habe ich erst beim überfliegen die Doppeldeutigkeit bemerkt^^ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
So~ damit hier das vorläufige Ende. Ich weiß, dass der Schluss ein wenig abgehackt wirken mag, aber das war auch so gedacht; also nicht wundern :D Part II könnte eventuell etwas kürzer ausfallen und dann auch eher von mir hochgeladen werden.
Sore made, Puella~ Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Meine lieben Leser, es tut mir leid euch das sagen zu müssen, aber ich werde an diesem Punkt mit Kurayami schluss machen. .. - Das habt ihr doch nicht wirklich geglaubt, oder? Nein, nein, packt die Fackeln und Mistgabeln weg; natürlich werde ich weiter machen, es steht für mich außer Frage, dass diese Geschichte irgendwann ein Ende finden wird; allerdings habe ich dennoch eine klitzekleine schlechte Nachricht: Wie es euch vielleicht aufgefallen ist, schaffe ich es nicht jedes Mal, ein Kapitel in der von mir vorgegebenen Upload Zeit fertig zu stellen, und weil ich mich diesem Druck nicht weiter aussetzen möchte, sage ich diese Frist hiermit ab. Ich werde dennoch versuchen nicht für jedes neue Kapitel einen Monat verstreichen zu lassen, sondern sie noch in annehmbaren Abständen hochzuladen. Soviel dazu.

Was den Anokata; beziehungsweise die Anokatas in diesem Kapitel angeht, habe ich versucht mir vorzustellen, wie die Person hinter dem Boss, entgegen seiner eigentlichen Art, als dieser Handeln würde. Ob er genauso wäre wie ihn alle kennen, ob er das komplette Gegenteil sein würde oder ob er einfach nur den Verstand verliert. Nya.. Dabei rum gekommen ist ein leicht psychotischer Anokata, der anscheinend einen Hang zum bloßstellen seiner Untergebenen hegt. Mal schauen wie sich der Gute noch weiter entwickelt und ob ihr jetzt schon Ideen habt, wer er sein könnte ;D
Bis dann, eure Puella~
Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Es war kurz. Es war anstrengend. Und es war zum verzweifeln.
Ich kann mit Worten gar nicht ausdrücken wie sehr es mir leid tut, dass es Monate gedauert, bis ich wieder etwas zu dieser Geschichte veröffentlichen konnte.
Ich kann nur hoffen, dass mir die Hälfte meiner Leser nicht schon längst abgesprungen ist und ihr mich weiter duldet..
Zu dem Kapitel kann ich nur sagen, dass es sehr anstrengend war, weil ich einige Stränge zusammenbringen musste, ohne zu viel zu verraten und ich mir zudem nicht ganz sicher war, ob bestimmte Informationen bereits jetzt vorkommen sollten oder ob manche Handlungen nicht doch ungünstig für den Verlauf der weiteren Geschichte sind.
Wann das nächste Kapitel fertig ist weiß ich zwar nicht, werde mich aber in den kommenden Ferien definitiv da dran setzen und versuchen es diesmal schneller fertig zu bekommen.

Hoffentlich bis dann und ein letztes von Herzen kommendes Entschuldigung für die unmenschliche Wartezeit,
eure Puella.

Postscript: Ich habe einige Änderungen im Prolog vorgenommen, da es mir nicht flüssig genug erschien. Zudem noch weitere kleine Veränderungen im zweiten Kapitel, die aber kaum einem außer mir auffallen werden..

* Das Zeichen 紀 im Namen Yukitoshi [之紀] steht (genau wie im Titel des Kapitels) für Ära. Lustigerweise wusste ich diesen Fakt vorher nicht und war selber überrascht. Wer sich wirklich mit Detektiv Conan auskennt, oder eine vage Idee hat, sollte schnell heraus bekommen woher dieser Name stammt.
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Kommentare zu dieser Fanfic (20)
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Von:  Vendala
2018-07-15T20:28:27+00:00 15.07.2018 22:28
Mega spannend ! Ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu lesen und ich bin richtig gespannt wie es weiter geht :)
Von:  Nuadize
2013-12-09T11:53:08+00:00 09.12.2013 12:53
Wow, es geht hier ja doch noch weiter ;) hatte schon Angst ....
Leider hab ich einiges aus den letzten Kapiteln schon längst wieder vergessen, aber sobald ich mal wieder Zeit haben sollte, lese ich die einfach alle nochmal :D
Antwort von:  Puella
09.12.2013 14:19
Ja~ es hat gedauert, aber ich lasse die Story nicht fallen ;>
Also keine Bange :D
Von:  fahnm
2013-12-09T00:02:20+00:00 09.12.2013 01:02
Hammer Kapi^^
Antwort von:  Puella
09.12.2013 01:41
Dankeschön~ :D
Von:  kokuchou
2013-12-07T21:44:14+00:00 07.12.2013 22:44
Ein neues Kapitel!
Du kannst dir nicht vorstellen wie erfreut ich war! :D

Dafür, dass es so kurz ist, ist es entsprechen super ;)
Mir gefällts, wird sich im Verlauf der FF zeigen ob es passt oder nicht.
Bei dem Namen bin ich noch am überlegen, ob ich Recht haben könnte, aber nunja ;)

Bin mal gespannt wann es weiter geht und wie ;)
Einen schönen 2.Advent.
VlG ruha
Antwort von:  Puella
08.12.2013 14:26
Wenn du erfreut bist, bin ich es umso mehr und vielen Dank für das Kommentar :D

Ich hoffe wirklich, dass ich mir da nicht selber ein Bein gestellt habe..
Schreib doch einfach mal eine ENS; dann sag ich dir ob du recht hast oder nicht ;>

Einen ruhigen zweiten Advent auch dir :)

Liebste Grüße,
Puella
Von:  Carnivoria
2013-08-28T20:10:46+00:00 28.08.2013 22:10
Wirklich interessant das Kapitel, ich kann nicht mehr aufhören darüber nachzudenken wer denn der Boss sein könnte.. Argh~ so frustrierend!
aber wie immer eigentlich immer unglaublich fesselnd geschrieben, hättest Du jetzt aufgehört, hätte ich mich ChaperonRouge unter mir angeschlossen :D
Ich warte wie auf heißen Kohlen und warte auf das nächste Kapitel
LG, Carnivoria!

PS: Ich hab ganz nach Conan Manier nach den Hinweisen gesucht und ich weiß zwar nicht ob ich recht habe mit meiner Vermutung, weswegen ich jetzt auch nix dazu sage, aber wenn ja, dann hast du den Boss gut getroffen ;D
Antwort von:  Puella
29.08.2013 14:01
Dankeschön auch dir :-)

Ich werde hier ja regelrecht von allen Seiten bedroht.. ^^
Wenn du unbedingt wissen willst ob du recht hast, schick mir doch einfach eine ENS ;D

Liebste Grüße, Puella~
Von:  kokuchou
2013-08-27T17:32:02+00:00 27.08.2013 19:32
hättest du jezz aufgehört, hätte ich mit fackeln und mistgabeln nach dir geworfen, sei dir sicher XDDD

super kapitel
durchgeknallte Chefs sind immer die besten xD
ich hab leider noch keine idee, wer es sein könnte, aber ich bin gespannt :D
ich freu mich auf das nächste kapitel

bis dahin
vlg ruha
Antwort von:  Puella
27.08.2013 22:15
Ein großes Dankeschön für deine regelmäßigen Kommentare; ich komme leider nie dazu vernünftig zu antworten..

Ich glaube ich habe auch noch nie erlebt, dass Anokata in Fanfiktions wirklich normal ist ^^'' Ich werde mal versuchen dem entgegen zu kommen :D
Als kleiner Tipp kann ich dir sagen, dass das gesamte Kapitel gespickt ist mit kleinen Hinweisen ;D

Liebste Grüße, Puella~
Antwort von:  kokuchou
27.08.2013 22:17
Bitte bitte ^^
Es macht ja nichts.

Stimmt allerdings, du musst das auch nicht ändern. :D
Ja, die Hinweise... jetzt nur noch kombinieren ;)
Von:  fahnm
2013-08-27T01:03:54+00:00 27.08.2013 03:03
Hammer Kapi^^
Der Boss hat also einen leichten Dachschaden.
Eine schlechte kombi
Antwort von:  Puella
27.08.2013 22:08
Dankeschön~
Wenn man weiß wer hinter Anokata steckt ist diese Kombination noch witziger :D
Von:  BadMajin
2013-08-18T16:02:37+00:00 18.08.2013 18:02
Tjaja Kaito ist schon ein gerissenes Füchslein ^^

Am besten gefällt mir die Stelle mit der zweiten Pubertät. XD
Der Arme kann einem schon Leid tun. Ich wollte das auch nicht noch ein zweites mal durchmachen müssen. Auf der anderen Seite sollte das ja schon einfacher sein, immerhin weiß er ja jetzt was passiert ^^
Stellt sich nur die Frage ob Ran auch wirklich in Sicherheit ist.
Von:  BadMajin
2013-08-18T15:44:45+00:00 18.08.2013 17:44
Hach der arme Conan. Du hast seine Gefühlswet echt gut beschrieben. Mir gefällt vorallem das der sonst so kontrollierte Shinichi sein Pokerface in einer solchen Lage nicht aufrechterhalten kann. Er wirk menschlicher und das ist dir echt gut gelungen.
Von:  BadMajin
2013-08-18T15:27:38+00:00 18.08.2013 17:27
Herrje ich hab hier ja noch gar kein kommentar hinterlassen...
Schlag mich ruhig.

Dein Schreibstil ist wie immer einfach nur klasse.
Wie sich Kaito um Conan kümmert und sich sorgt. Tja ich bin schon richtig gespannt was jetzt passiert da Conans Identität aufgeflogen ist.
Endlich hab ich Zeit da les ich gleich mal weiter ;-)


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