Zukunftspläne
Im Laufe der folgenden Tage entwickelte Kari ein unglaublich schlechtes Gewissen, weil sie Tai so angefahren hatte. Zunächst war sie einfach nur wütend und fühlte sich verurteilt, doch dieses Gefühl wich nach und nach der Reue und Schuld. Tais Leben war zur Zeit nicht einfach und er hatte viel um die Ohren, während sie einfach nur mit sich selbst nicht zurechtkam. Dafür konnte er ja nichts.
Mit T.K. und ihr ging es dafür stetig bergauf. Zwar beschränkte sich ihre gemeinsame Zeit auf den Schulalltag, den sie nebeneinandersitzend verbrachten, doch diese Zeit nutzten sie aus, um über alles Mögliche zu plaudern. Meist handelte es sich dabei um ganz alltägliche Dinge wie Schule, Familie und Freunde. Da sie immer gleichzeitig Training hatten, gingen sie danach nun immer gemeinsam nach Hause, so weit es eben ging. Kari wusste, dass Nana sie beobachtete, obwohl sie nichts zu ihr und T.K. sagte. Sie und Ken näherten sich ebenfalls immer mehr an, allerdings wusste Kari, dass es sich dabei nicht um eine freundschaftliche Ebene handelte, sondern eher um eine romantische. Nana war mittlerweile ziemlich in Ken verknallt und suchte ständig seine Nähe, weshalb sie die Pausen nun immer mit ihm, Kari und Davis verbrachte.
Was mit Davis los war, hatte Kari hingegen noch nicht herausgefunden. Er hatte sich in den letzten Tagen recht viel zurückgezogen und mehr Zeit mit den Jungs vom Fußball verbracht als mit ihr und Ken. Er wirkte nicht mehr so fröhlich und unbeschwert wie sonst. Irgendetwas schien ihn zu belasten. Kari hatte zunächst vermutet, dass er in Nana verliebt war und es ihm gar nicht passte, dass diese offensichtlich ein Auge auf Ken geworfen hatte, doch sicher war sie sich mit ihrer Theorie nicht. Aber es war nicht zu übersehen, dass mit Davis irgendetwas nicht stimmte. Jedes Mal, wenn Kari oder Ken ihn darauf ansprachen, blockte er jedoch ab und behauptete, es wäre alles in Ordnung.
Shinji tauchte für den Rest der Woche nicht mehr im Unterricht auf. Er musste dafür jeden Morgen in die Schule kommen und sich die Aufgaben für den Tag abholen, die er zu Hause erledigen sollte. Am Ende des Schultages musste er die erledigten Aufgaben dann wieder in der Schule abgeben. Von Nana, die stets allen Klatsch und Tratsch der Schule mitbekam, hatte Kari erfahren, dass er von seinen Eltern ziemlichen Ärger wegen der Suspendierung bekommen hatte. In der Woche danach durfte er zwar wieder den Unterricht besuchen, doch nicht das Basketballtraining. Von dort wurde er einen Monat ausgeschlossen, Shun und Nintaro zwei Wochen. Sollte sich Shinji für den Rest seiner Schulzeit noch einen Fehltritt erlauben, würde man ihn der Schule verweisen.
Von Aya fühlte Kari sich mehr gehasst denn je. Sie ignorierte sie völlig und Kari bekam oft mit, wie diese hinterhältige Schlange hinter ihrem Rücken mit anderen über sie tuschelte. Anscheinend stand sie total auf T.K. und es schien ihr nicht zu passen, dass Kari sich nun langsam mit ihm anfreundete. Und Aya war nicht die Einzige, die es auf den auffällig blonden Neuen abgesehen hatte. So einige Mädchen der Schule versuchten, irgendwie mit ihm in Kontakt zu kommen. Er war ziemlich beliebt, was Kari inzwischen auch verstehen konnte. Er sah gut aus; dank seiner europäischen Wurzeln war er größer als die meisten anderen Jungs der Schule, hatte blonde Haare, blaue Augen, womit er ebenfalls auffiel, und wenn er lächelte, bildeten sich Grübchen in seinen Wangen. Außerdem hatte er eine recht sportliche Figur, was ebenfalls gut ankam. Er war immer freundlich und charmant und schaffte es damit sicher, so manches Mädchen um den Finger zu wickeln. Gleichzeitig wirkte er jedoch manchmal etwas kühl und reserviert, was ihn geheimnisvoll machte, worauf viele seltsamerweise auch standen.
Es war irgendwann Anfang Juni, als Kari mit T.K. auf einer Wiese im Park lag und sie ihren Aufsatz zu Ende schrieben. Sie hatten sich beide nur sehr schwer motivieren können, diesen Aufsatz zu schreiben und hatten schließlich beschlossen, ihn gemeinsam zu beenden in der Hoffnung, dass sie es dann endlich schafften. In einer Woche mussten sie ihn abgegeben haben. Sie hatten in den letzten zwei Stunden kaum geredet, sondern nur hier gelegen und geschrieben.
„Also ich glaube, ich bin jetzt fertig“, verkündete Kari schließlich und legte den Stift weg. „Wie sieht's bei dir aus?“
T.K. kaute auf dem Ende seines Stifts herum und starrte auf sein Blatt, doch dann nickte auch er. „Fertig.“
Wortlos tauschten sie ihre Aufsätze aus und lasen den Aufsatz des jeweils anderen. Je mehr Kari jedoch von T.K.s Schreibwerk las, desto mehr verspürte sie das Bedürfnis, ihres noch einmal zu schreiben. Sie hatte nicht das Gefühl, den Aufsatz eines siebzehnjährigen Schülers zu lesen, sondern den eines erfahrenen Autors. T.K. verstand es, mit Sprache zu spielen, Metaphern einzusetzen, Verknüpfungen herzustellen und Inhalt und Form perfekt aufeinander abzustimmen. Mit offenem Mund ließ Kari die Blätter sinken und starrte T.K. an.
„Was ist?“, fragte dieser stirnrunzelnd. „Findest du es so schlecht?“
„Wieso kannst du so gut schreiben?“, fragte Kari perplex.
T.K. zuckte mit den Schultern. „Ich finde es gar nicht so gut. Viele Stellen sind holprig und gefallen mir nicht, aber ich habe jetzt keine Lust, das noch mal alles auszubessern.“
„Wieso kannst du so gut schreiben?“, wiederholte Kari ihre Frage nur.
„Ich hab' in Paris ein Jahr lang bei einer Zeitung gearbeitet und ein paar Artikel geschrieben und mit vierzehn habe ich ein Praktikum in einem Verlag gemacht“, antwortete er schließlich abwinkend.
„Krass“, brachte Kari nur hervor. „Dagegen klingt meins wie von einem Kindergartenkind.“
„Ach was“, erwiderte T.K. „Ist doch gut geworden.“
„Erzähl' nicht“, sagte Kari spöttisch und gab T.K. seinen Aufsatz zurück. „Aber für Herrn Hirai wird’s schon reichen.“
„Eben“, meinte T.K. „Die wollen doch nur sehen, dass wir überhaupt was gemacht haben.“ Er drehte sich auf den Rücken, streckte die Arme aus und schloss die Augen.
Kari musterte ihn nachdenklich. Der vierte Brief kam ihr wieder in den Sinn. Dort hatte er ja geschrieben, dass er den literarischen Zweig des Gymnasiums belegt hatte. Offenbar nahm das Schreiben in seinem Leben einen großen Teil ein und sie hatte es gar nicht gewusst. Was sie wohl noch alles nicht von ihm wusste? Eine Sache fiel ihr sofort ein.
„Kann ich dich was fragen?“, fragte sie.
„Mhm“, machte er, ohne die Augen zu öffnen. Er sah aus, als wäre er bereits eingeschlafen. Die Arme hatte er nun unter dem Kopf verschränkt.
„In deinem vierten Brief hast du ein paar Sachen aufgezählt, die man mit sechzehn macht. Rauchen, kiffen, küssen, das erste Mal, klauen, von zu Hause abhauen und den ersten Alkoholabsturz. Und du hast geschrieben, dass du drei Sachen davon gemacht hast. Welche waren das?“
Ein Lächeln huschte über seine Lippen, doch die Augen öffnete er noch immer nicht. „Was denkst du denn?“
„Hm“, machte Kari, zog die Augenbrauen zusammen und dachte nach. „Sind es immer noch nur drei Sachen, die du davon gemacht hast?“
„Ja“, antwortete T.K.
„Also geklaut hast du nicht“, sagte Kari nach einer Weile.
„Richtig.“
„Und von zu Hause abgehauen bist du auch nicht.“
„Richtig.“
„Aber geraucht hast du.“
„Ja.“ Er lächelte belustigt. „Eine Schachtel habe ich mir mal gekauft und die geraucht, aber das war's dann.“
„Sehr löblich“, fand Kari. „Und die anderen beiden Sachen sind küssen und das erste Mal.“
Er lachte leicht. „Das eine ja, das andere nein.“
„Das erste Mal, und deinen ersten Kuss hattest du schon eher“, sagte Kari.
„Nein, falsch“, erwiderte T.K. grinsend.
„Mit sechzehn hattest du deinen ersten Kuss?“, fragte Kari ungläubig.
„Jap“, antwortete er. „Warum überrascht dich das? Wann hattest du deinen denn?“
„Das ist unwichtig“, sagte Kari ausweichend. Sie fragte sich, ob sie Shinji wohl geküsst hatte. Falls nicht, hatte sie noch keinen richtigen Kuss erlebt. Dass T.K. anscheinend noch Jungfrau war, wunderte sie sehr. Irgendwie hätte sie ihn für eine Art Womanizer gehalten.
„Dann ist das Dritte der Alkoholabsturz“, schloss sie.
„Nein“, sagte T.K.
Erschrocken sah Kari ihn an, doch noch immer waren seine Augen geschlossen. „Du hast gekifft?“
Er lächelte schief. „In Frankreich wird man irgendwie leichter dazu verführt als hier.“
„Okay, das... das hätte ich jetzt nicht gedacht“, sagte sie verwirrt. „Wie hat es sich denn angefühlt?“
„Ein bisschen wie betrunken sein“, antwortete T.K. nach ein paar Sekunden. „Alles war witziger und manche Sachen hat man viel klarer wahrgenommen als vorher und andere dafür gar nicht bemerkt.“
„Klingt, als bräuchte ich das nicht probieren“, meinte Kari.
T.K. zuckte nur mit den Schultern, öffnete die Augen und setzte sich auf. Er sah Kari durchdringend an. „Darf ich dir jetzt mal eine Frage stellen?“
Unwillkürlich wich sie ein wenig zurück. „Okay?“
„Heiraten Tai und Mimi wirklich?“
Verblüfft starrte sie ihn an, dann musste sie lachen. Vor ein paar Tagen waren die Einladungen alle angekommen. „Ja, warum zweifelst du an der Einladung?“
„Keine Ahnung, es kam so unerwartet“, antwortete er.
„Die anderen sind auch alle eingeladen“, erklärte Kari.
„Welche anderen?“
„Na Matt und Joe und Sora und so. Alle halt.“
„Okay. Ich habe mich schon über die Einladung gewundert“, meinte T.K.
„Die anderen wundern sich bestimmt auch“, meinte Kari. „Wirst du kommen?“
„Weiß ich noch nicht“, sagte T.K. nachdenklich. „Aber wahrscheinlich schon.“
„Cool“, fand Kari und lächelte. „Es wird bestimmt eine schöne Party. Und ich kann es gar nicht erwarten, alle wiederzusehen.“
„Wird sicher spannend“, sagte T.K. mit einem seltsamen Blick, doch Kari musste ihm zustimmen. Sie war schon gespannt, was auf dieser Feier alles passieren würde.
„Kann ich dich noch was fragen?“, fragte T.K. und musterte sie interessiert.
„Ja?“, sagte Kari unsicher und fragte sich, was jetzt wohl wieder kommen würde.
„Was willst du eigentlich nach der Schule machen?“
Wie kam er denn jetzt plötzlich wider auf dieses Thema, nachdem sie gerade noch von der Hochzeit gesprochen hatten?
„Ähm... also...“, stammelte Kari. „Ich möchte ins Ausland gehen auf eine Tanzschule und Tänzerin werden.“
Überrascht zog T.K. die Augenbrauen hoch. „Also nicht mehr Kindergärtnerin?“
„Nein“, antwortete Kari. „Ich will lieber was von der Welt sehen und durch die Gegend reisen. Außerdem hat Nobuko mir vorgeschlagen, das mal in Betracht zu ziehen. Also wer weiß? Vielleicht habe ich ja eine Chance.“
T.K. beobachtete sie eine Weile und schien nachzudenken.
„Okay“, sagte er schließlich. „Das ist ein ziemlich großer Traum.“
„Ich weiß“, murmelte Kari. „Vielleicht wird es ja auch nichts und ich bin viel zu schlecht, aber versuchen kann ich es ja mal.“
„Ich habe auch mal daran gedacht, etwas mit Sport zu machen. Aber ich glaube, das Schreiben liegt mir mehr“, erzählte T.K.
Kari nickte. „Meine Eltern sind allerdings nicht so begeistert davon. Das heißt, meine Mutter weiß es noch nicht, aber mein Vater findet das nicht gut.“
„Ich glaube, das ist typisch für Eltern“, meinte T.K. „Meine Mutter war anfangs auch nicht begeistert davon, dass Matt Musiker ist, aber jetzt ist er so erfolgreich, dass sie sich darüber freut.“
„Es ist wirklich unglaublich, wie bekannt er mit seiner Band geworden ist“, stimmte Kari zu.
„Ja, aber er hat auch einiges dafür aufgegeben“, gab T.K. zu bedenken. „Er hat kein festes Zuhause, keine festen Freunde bis auf seine Band, keine Zeit für eine Freundin...“
„Ach was, das brauche ich alles nicht“, unterbrach Kari ihn und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich will sowieso nur weg von hier. Die Freunde, die mir wichtig sind, werde ich auch behalten. Und auf einen Freund habe ich keine Lust. Also, nichts zu verlieren.“
T.K. runzelte die Stirn, dann grinste er. „Wie du meinst. Ich muss jetzt los. Wir sehen uns morgen.“ Und mit diesen Worten stand er auf und ging. Unterdessen wurde Kari bewusst, dass T.K. nun einer der wenigen Menschen war, die wussten, dass sie nach der Schule ins Ausland gehen wollte.
Als Kari wieder zu Hause ankam, war sie mehr als nur überrascht, Nana in ihrem Zimmer auf dem Bett hockend vorzufinden.
„Was machst du denn hier?“, fragte sie verdattert. „Und wie bist du reingekommen?“
„Deine Mutter hat mich reingelassen und gemeint, ich solle einfach in deinem Zimmer auf dich warten“, erklärte sie in einer Geschwindigkeit, die Kari nach irgendetwas Ausschau halten ließ, das Nana jagte. „Ich muss dir was erzählen, Kari! Das kann ich nicht am Telefon!“
„Okay?“, sagte Kari noch immer verwirrt. Langsam nahm sie neben Nana Platz, deren Augen aufgeregt blitzten.
„Ken hat mich gefragt, ob ich am Wochenende schon was vorhabe!“, platzte sie heraus und strahlte über das ganze Gesicht.
„Oh!“, rief Kari und machte große Augen. „Wie cool!“
„Ja, oder?“, schwärmte Nana. „Er hat mich zu einem DVD-Abend bei sich eingeladen.“
„Uuuuhhh“, machte Kari und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, woraufhin Nana ihr den Ellbogen in die Seite stieß.
„Du bist doof“, tadelte sie Kari. „Mann, ich bin so aufgeregt. Was soll ich anziehen?“
„Ich dachte, es ist nur ein DVD-Abend“, erwiderte Kari grinsend und brachte sich vor Nanas Ellbogen in Sicherheit.
„Trotzdem will ich da nicht aufkreuzen wie Karl Arsch“, meinte Nana.
„Ach, du wirst Ken so oder so gefallen“, sagte Kari abwinkend.
„Wieso? Wie kommst du darauf? Hat er über mich geredet?“, fragte Nana aufgeregt und starrte Kari an.
„Nein, du weißt doch. Er redet nicht viel über sowas“, antwortete Kari. „Das ist nur mein Gefühl.“
Nana stieß einen tiefen Seufzer aus und ließ sich nach hinten fallen. „Ich bin so schlimm verknallt. So ging es mir noch nie. Woher kommt das nur auf einmal?“
„Pubertät?“, schlug Kari vor.
„Quatsch. Aber ich kenne ihn doch schon seit zwei Jahren. Warum ist das erst jetzt gekommen?“, fragte Nana an die Decke starrend.
„Keine Ahnung“, antwortete Kari schulterzuckend.
„Und von diesen ganzen Mädels, die auf ihn stehen, mag er ausgerechnet mich. Wie toll ist das denn?“ Schwungvoll richtete sie sich wieder auf und strahlte Kari an. „Kannst du dir das vorstellen?“
„Wieso denn auch nicht?“, erwiderte Kari. „Du bist hübsch, nett, witzig, klug, ...“
„Trotzdem“, unterbrach Nana sie. „Das ist so unglaublich. Oh, ich glaube, ich gehe lieber wieder nach Hause.“ Sie sprang vom Bett auf und schaute auf das Display ihres Handys. „Immerhin habe ich schon eine Stunde hier auf dich gewartet und ich muss noch diesen blöden Vortrag beenden.“ Sie stürmte aus dem Zimmer und Kari blickte ihr irritiert nach. Sie hatte gar keine Zeit, Nana noch zur Tür zu bringen, denn diese hatte die Wohnung schon verlassen, als Kari im Flur angekommen war.
„Kari?“ Verdattert drehte Kari sich zu ihrer Mutter um, die hinter ihr erschienen war. Mittlerweile zog sie nicht mehr den Kopf ein, wenn ihre Mutter sie ansprach. Sie schien ihr allmählich verziehen zu haben. „Hast du mal kurz Zeit?“
„Ja, was gibt’s denn?“
Ihre Mutter nahm am Tisch in der Küche Platz und bedeutete Kari mit einer Geste, sich zu ihr zu setzen, sodass Kari sich verwirrt zu ihr gesellte.
„Dein Vater hat mir gestern Abend was erzählt“, begann sie und stützte den Kopf auf den Händen ab. „Er meinte, du willst nach der Schule ins Ausland auf eine Tanzschule gehen. Das stimmt nicht, oder?“
Kari runzelte die Stirn. „Doch, das stimmt. Wieso?“
Yuuko hob die Augenbrauen. „Aber das geht doch nicht.“ Heftig schüttelte sie den Kopf. „Kari, auf solchen Schulen haben nur die Besten der Besten richtigen Erfolg. Und die haben dann kein anderes Leben mehr als das Tanzen.“
Kari seufzte. So langsam hatte sie keine Lust mehr auf diese Predigt, da jeder das Gleiche erzählte. Hatte denn niemand auf dieser Welt Vertrauen in sie? Obwohl, T.K. hatte ihr nicht diesen Vortrag gehalten.
„Mama, ich hab' das alles schon gehört. Papa hat das auch schon gesagt und Nana auch. Aber ich will es trotzdem machen. Ich möchte nicht mehr hier bleiben“, erwiderte sie ein wenig genervt.
„Etwa wegen dieser Shinji-Sache, oder wie auch immer der Typ hieß?“, fragte ihre Mutter skeptisch. Es war mal wieder typisch, dass sie sie durchschaute. Und dass Kari nicht antwortete, wusste sie auch zu deuten. „Wenn du das unbedingt machen willst, dann tu' es. Aber nicht, weil du dich daneben benommen hast und deswegen das Land verlassen willst, sondern weil du es für das Richtige hältst.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Kari streng, sodass diese dem Drang widerstehen musste, doch noch den Kopf einzuziehen.
„Ich halte es für das Richtige“, antwortete Kari bestimmt.
Ihre Mutter musterte sie einen Augenblick lang und nickte schließlich. „Da du meine Tochter bist, vertraue ich darauf, dass du weißt, was du machst.“
Wenigstens eine.