Let's talk about sex!
„Sag mal... was, glaubst du, kann ein Mädchen beim ersten Mal alles falsch machen?“
„Hä? Warum genau knutschen die jetzt? Bis gerade eben haben sie sich doch noch gehasst. Bescheuert. Was?“ Mit fragendem Blick drehte Davis sich zu Kari. „Sorry, was hast du gesagt“?
„Mann, Davis. Ich habe ein ernstzunehmendes Problem. Also hör' mir gefälligst zu.“
„Vielleicht sollten wir, wenn du ernstzunehmende Probleme diskutieren willst, nicht nebenbei einen Film wie 27 Dresses gucken“, entgegnete Davis stirnrunzelnd.
„Das ist einer meiner Lieblingsfilme, also halt' die Klappe und hör' mir zu“, gab Kari zurück.
„Wenn ich die Klappe halte, kann ich dir aber keine guten Ratschläge geben“, erwiderte Davis altklug und verschränkte die Arme vor der Brust.
Kari seufzte und nippte an ihrem Wein. Wieder einmal verbrachten sie einen Abend bei Kari zu Hause, sahen sich einen Film an und tranken Wein. Dabei diskutierten sie über alles Mögliche. Zum perfekten Abend fehlte nur noch Ken, doch das hatte sich wohl erst einmal erledigt.
„Was kann ein Mädchen beim ersten Mal alles falsch machen?“, wiederholte Kari ihre Frage.
„Woher soll ich das wissen?“ Skeptisch musterte er sie. „Und warum fragst du überhaupt?“
„Naja, du bist ein Kerl. Du hast das Ding da zwischen deinen Beinen“, erklärte Kari und deutete auf Davis' Intimbereich. „Wie würdest du dir dein erstes Mal vorstellen, wenn es mit einem Mädchen wäre?“
„Ich... will nichts mit einem Mädchen haben“, antwortete er.
„Davis, bitte. Versuch' nur mal, es dir vorzustellen“, bat Kari ihn eindringlich.
Davis dachte eine Weile angestrengt nach. „Naja, ich würde es oral wollen. Und auch nicht nur einmal, sondern mehrmals. Und sie sollte nicht rumjammern, sondern auf meine Wünsche eingehen. Und ich würde wollen, dass sie laut stöhnt. So richtig laut. Am besten meinen Namen schreien. Ach ja, auf ein Vorspiel hätte ich nicht so Bock. Also nur kurz.“
Entgeistert und peinlich berührt starrte Kari ihn an, sodass er lachte.
„Mann, das war nur ein Witz“, sagte er, tätschelte ihren Arm und wandte sich wieder dem Film zu. „Jetzt schlafen die auch noch miteinander. Lass mich raten, am nächsten Tag sind sie ineinander verknallt.“
„Könntest du mir jetzt bitte mal eine ernst gemeinte Antwort geben?“, zischte Kari und lenkte damit seine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
„Sag' mir doch mal, warum du das wissen willst. Willst du es morgen mit T.K. machen, oder was?“
Kari antwortete nicht, sondern machte nur ein betroffenes Gesicht.
„Oh, da habe ich ja voll ins Schwarze getroffen“, stellte er grinsend fest.
Sie lief rot an und versuchte, dem Film zu folgen, war mit den Gedanken jedoch ganz woanders.
„Mensch, Kari, so viel kann man da doch gar nicht falsch machen. Rein das Ding und fertig“, meinte Davis lässig.
„Was?! Oh Gott, warum habe ich dich überhaupt gefragt“, stöhnte Kari und ließ den Kopf auf die Knie sinken.
„Das frage ich mich auch.“
„Rein das Ding und fertig“, wiederholte sie murmelnd seine Worte und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Wenn ich morgen die ganze Zeit daran denken muss und es deswegen total schrecklich wird, mache ich dich dafür verantwortlich.“
„Von mir aus“, meinte Davis schulterzuckend und nippte an seinem Wein. „Aber es wird sicher nicht total schrecklich. Vielleicht auch nicht total schön, aber du wirst es überleben.“
„Wow. Klingt, als müsste das unbedingt jeder mal ausprobieren“, antwortete Kari sarkastisch.
„Also mal ehrlich. Nur mal angenommen, ich würde auf Mädchen stehen und hätte morgen mit einem mein erstes Mal. Ich würde einfach erwarten, dass sie sie selbst ist und sich nicht verstellt. Und dass sie mir Bescheid sagt, wenn ich ihr wehtue oder so.“
Kari hob den Kopf und sah ihn nachdenklich an. „Und das wäre alles?“
„Hm... ja, glaub' schon. Ich weiß natürlich nicht, was T.K. so denkt, aber... wovor hast du denn eigentlich Angst?“, fragte Davis nun.
„Ich weiß auch nicht so genau. Dass es weh tun könnte. Dass er es langweilig findet. Dass es schlecht ist“, zählte sie auf.
„Wann genau ist es denn schlecht?“, hakte Davis nach.
„Keine Ahnung. Wenn keiner von uns beiden... auf seine Kosten kommt?“, überlegte Kari.
„Ach“, machte Davis abwinkend, „darum würde ich mir nicht so viele Gedanken machen. Ich glaube, bei uns Jungs geht das recht schnell. Wie das bei euch Mädchen ist, weiß ich nicht.“
„Ich auch nicht“, gab sie zu.
Davis sah sie grinsend an und hob vielsagend die Augenbrauen.
„Was?“
„Nichts.“ Noch immer grinsend wandte er sich wieder dem Film zu. „War ja klar, dass jetzt sein gemeiner Artikel über sie in allen Zeitungen auftaucht.“
Kari seufzte und lehnte den Kopf gegen die Wand. Sie war nicht wirklich klüger als vorher, fühlte sich aber ein klein wenig ruhiger. Das jedoch konnte sich morgen natürlich wieder komplett ändern. Sie sollte sich ablenken. „Wie geht es eigentlich mit Ken voran?“
„Da geht gar nichts voran“, grummelte Davis.
Kari seufzte erneut. Etwas anderes hatte sie auch kaum erwartet.
„Ich vermisse ihn“, gab er dann zu. „Und unsere Freundschaft.“
„Es liegt an dir, Davis. Ken ist jederzeit dazu bereit, mit dir zu reden“, erwiderte sie.
„Aber ich bin es noch nicht“, wandte er ein.
„Noch nicht?“
„Irgendwann sicher. Ich will ihn ja als Freund zurückhaben. Aber jetzt gerade könnte ich nicht einfach nur mit ihm befreundet sein. Das muss er verstehen. Irgendwann bin ich bereit. Nicht heute und auch nicht morgen. Aber irgendwann.“
„Hoffentlich, bevor wir die Schule beenden, damit wir wenigstens noch ein paar Mädelsabende zu dritt verbringen können“, sagte Kari scherzhaft und Davis lachte leicht.
„Ja, das wäre cool.“
Einen Augenblick lang schwiegen sie. Dann fasste Kari sich ein Herz. Mit ein wenig Wein im Kopf fühlte es sich wie der richtige Moment an.
„Kann ich dir was erzählen?“
„Klar.“
„Bitte versprich, dass du nicht ausrastest.“
Verwirrt sah er sie an. „Okay.“
„Und dass du mich nicht hasst.“
Nun wurde sein Blick skeptisch. „Was hast du gemacht?“
Bestimmt griff Kari nach seiner Hand und drückte sie, als wollte sie ihn so daran hindern, nach ihrem Geständnis aus dem Zimmer zu stürmen. „Ich habe Nana erzählt, dass du in Ken verliebt bist.“
„Was?“
„Ich weiß. Ich hätte es nicht tun dürfen. Es war an dem Abend nach meinem Auftritt für die Juilliard. Du weißt schon. Im Restaurant, als wir zu zweit aufs Klo gegangen sind.“
Davis zog seine Hand weg, sagte aber nichts.
„Es tut mir Leid. Ich habe gehofft, uns würde zusammen etwas einfallen, das wieder geradezubiegen und eure Freundschaft zu retten. Aber es war falsch.“
Noch immer sagte er keinen Ton, sondern starrte mit ausdrucksloser Miene auf den Bildschirm, wahrscheinlich ohne der Handlung des Filmes tatsächlich zu folgen.
„Aber weißt du was? Nana meinte sogar, sie würde Ken eventuell verlassen, damit eure Freundschaft nicht kaputt geht. Sie ist kein schlechter Mensch, weißt du?“
Davis schüttelte den Kopf und stand auf. „Sorry, aber... nee. Das geht echt nicht. Wenn du denkst, das wäre das Problem...“
„Ich weiß, was das Problem ist“, unterbrach Kari ihn. „Ich habe mein Versprechen nicht gehalten und dein Geheimnis ausgeplaudert.“
„Danke, dass du das noch mal zusammenfasst“, erwiderte Davis und ging auf die Zimmertür zu.
„Bitte warte. Es tut mir Leid, ich hätte das niemals machen dürfen“, rief Kari flehentlich und stand ebenfalls auf, um ihm zu folgen.
Er drehte sich um und sein Blick allein brachte sie dazu, stehen zu bleiben. „Entschuldige, aber... nein. Ich bin gerade echt enttäuscht von dir und will einfach nur gehen.“
Kari stiegen Tränen in die Augen und es fühlte sich an, als müsste sie sich übergeben. „Nein. Bitte. Lass uns darüber reden.“
„Keine Lust“, erwiderte er kopfschüttelnd und öffnete die Tür.
„Davis.“
Er war schon einige Schritte durch den Flur gegangen, doch jetzt drehte er sich noch einmal um und musterte Kari, die verloren im Türrahmen stand und mit den Tränen kämpfte. Sein Blick war fast schon ein wenig mitleidig und Kari fragte sich, wie armselig sie eigentlich aussah.
Er schüttelte wieder den Kopf und ging.