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Flo & Co

von

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Die Cluedo Tour

Es war genau 8 Minuten vor Mitternacht als jemand die Tür zum Salon öffnete. Dieser jemand wusste dies so genau, da er genau nach Zeitplan vorging. Wenn er von diesem abweichen sollte, konnte das schon eine Katastrophe bedeuten. Der Salon war vollkommen grün. Grüner Teppich, grüne Bänke und grüne Vorhänge. In der Villa, in der sich der Eindringling befand gab es noch weitere Räume die so aussahen. Der Besitzer musste wohl eine Leidenschaft für Grün haben. Eine Leidenschaft, die der Eindringling nicht unbedingt teilte. Doch im Moment war wichtigeres angesagt. Ein kleine Leselampe, spendete Licht und so konnte er sein Ziel ausmachen. Jemand saß in einem der grünen Garnituren und schien zu schlafen. Ein Schatten verriet, dass es sich um einen Mann handeln musste. In seiner Hand hielt er ein Buch, mit dem Titel ‚Moby Dick‘. Das Buch war zusammengeklappt, was verriet, dass er mittendrin eingeschlafen war. Das machte die Sache für den Eindringling natürlich einfacher. In seiner Hand hielt er einen dumpfen Gegenstand, den er sich aus einem anderen Zimmer besorgt hatte. Langsam und fast lautlos pirschte er sich an den Mann heran. Der schien noch immer im Land der Träume zu sein. Es war soweit. Mit einem Riesentempo ließ der Eindringling den Gegenstand hinabsausen. Ohne Geräusch kippte der Mann um und flog auf den Garniturtisch. Der Eindringling atmete tief durch. Bis jetzt war alles problemlos gelaufen. Allerdings hatte er gerade auf eine Puppe eingeschlagen. Er hatte sie vor Jahren auf dem Jahrmarkt gewonnen. Sein Vorhaben würde er allerdings bei einem richtigen Menschen praktizieren, was ihm Angst einjagte. Trotzdem war es unvermeidlich. Nun ging er auf die gegenüberliegende Ecke des Salons zu. Wie er es sich dachte, war der Teppich dort ausgefranst und faltig. Er ließ sich ohne Mühe angreifen und wegziehen. Darunter kam ein hölzernes Brett zum Vorschein. Es war der Zugang zu einem geheimen Gang. Er öffnete ihn und schob die Puppe hinunter. Er sah auf seine Uhr und fluchte. Er war nicht in der Zeit. Er würde es noch viele male versuchen müssen, bis es ganz funktionierte.
 

„Hochzeitsritz?“ „Nein, Hochosterwitz, du Nullchecker.“ Flo funkelte ihn böse an. „Dann eben Oster...dings...halt... . was ist das überhaupt.“ „Gebildet bis zum Gehtnichtmehr.“, lästerte Jan weiter. „Das ist eine Burg und eine der Sehenswürdigkeiten von Kärnten.“, erklärte er seinem Kumpel. Dieser nickte nur. „Toll, eine Burg. Sowas habe ich noch nie gesehen.“, meinte Flo interessenlos. „Du bist doch nur so schlecht drauf, weil deine Marina nicht hier ist.“ Doch auch das half nichts. Flo lehnte seinen Kopf an die Scheibe des Wagens und starrte hinaus. Sie waren schon eine Weile in der Landschaft herumgekurft und Flo war lustlos. Er hatte sich so auf die Ferien bei seinem Onkel Jakob gefreut. Doch dieser musste geschäftlich in die Schweiz und hat seinen Assistenten beauftragt sich um seinen Neffen zu kümmern. Flos Onkel wohnte in Klagenfurt und Flo besuchte ihn immer in den Ferien. Diesmal fiel der Besuch wohl aus. Aber eigentlich sollte Flo ganz glücklich sein. Onkel Jakobs Assistent hieß Jürgen und war sehr freundlich. Er wollte Flo alle Sehenswürdigkeiten von Kärnten zeigen. Als er jedoch sah, dass Flo über die Abwesenheit seines Chefs traurig war, erklärte er sich einverstanden auch dessen Freunde einzuladen. Jan war sofort begeistert. Seine anderen Freunde waren alle in Italien, Jugoslawien oder sonst wo. Als Flo auf Marina zu sprechen kam, fiel Jan plötzlich ein, dass er gar keine Lust mehr hatte. Flo wollte ihn deswegen schon beschimpfen, doch es kam anders. Marina machte selbst Urlaub und war nicht zu Hause. Weder Flo noch Jan wussten wo sie zu finden war und mussten deswegen ohne sie fahren. „Jetzt schmoll nicht!“, raunte ihm Jan zu. „Hochosterwitz wird sicher super.“ Flo drehte seinen Kopf zu ihm. „Hast du schon vom Großglockner, Wörthersee und Minimundus gesagt. OK, der Minimundus war cool, aber das ist alles nicht mein Fall.“ Jan ließ sich von Flos Missmut nicht anstecken. „Herr Krause? Können Sie Flo nicht sagen, dass er ein bisschen fröhlicher sein soll? Wenigstens ein bisschen....“ Ihr Fahrer drehte sich zu den Jungen um und sah sie verständnislos an. „He, Kidis! Ich zeige euch hier die coolsten Sehenswürdigkeiten von Kärnten und ihr könnt nichts besseres als herum zu raunzen. Wir sind gleich auf der Burg Hochosterwitz, da wird sich eure Laune aufbessern. Die Burg wurde vor zirka 2000 Jahren erbaut, stellt euch das mal vor.“ „Ich finde das überaus interessant, Flo ist nur so schlecht drauf, weil seine Freundin nicht da ist.“, räumte Jan ein. Flo bekam einen roten Kopf und trat seinem Freund gegen das Bein. „Zankt euch draußen, aber nicht im Auto.“, rief ihnen Jürgen zu. Es dauerte nicht mal mehr 5 Minuten als die drei vor der beliebten Touristenatraktion standen. „Beginnen wir den Aufstieg!“, sagte Jan voller Tatendrang. Jürgen sah Flos Gesicht. „Alles in Ordnung?“ Flo blickte zu ihm auf nickte schnell. „Es ist nur..... Ich habe das alles schon mal gesehen. Als ich noch ganz klein war. Es haut mich nicht mehr so von den Socken, wenn Sie verstehen.“

Jürgen nickte. „Ich verstehe. Ich habe da vielleicht eine Idee. Wir werden etwas unternehmen, was ihr bestimmt noch nie hattet!“ Flo und Jan blickten ihn fragend an. Jürgen hatte auf einmal einen merkwürdig, verschwörerischen Blick. „Zuerst lasst uns Hochosterwitz besteigen. Es wäre doch Unsinn etwas anderes zu machen wenn wir schon mal hier sind.“ Sie gaben Jürgen Recht und begannen mit dem Aufstieg. Die Burg lag auf einem Berg und nur ein Weg führte hinauf. Immer wieder kamen die drei unter verschiedenen Toren vorbei. „Es gibt 14 von ihnen. Sie wurden gebaut, um Feinde abzuhalten. Die Burg war damals also gut gesichert.“, gab Jürgen ihnen eine Einschulung zum Thema Mittelalter. Als sie endlich oben angelangt waren, traute Flo seinen Augen nicht. „Jan!“, verständigte er seinen Kumpel. Dieser kam gerade noch einem Hot-Dog-Stand zurück. „Ist das.... ist das nicht?“, machte Flo Jan auf jemanden aufmerksam. Flo meinte ein Mädchen, welches auf einem der großen Tische saß. „Sieht die nicht aus wie Marina?“, fragte Flo verwirrt. Jan konnte nur mit den Augen rollen. „Ohman. Dich hat´s wirklich total erwischt.“ Flo achtete gar nicht auf Jans Kommentar sondern marschierte zielstrebig auf das Mädchen zu. „Ma....Marina?“, fragte er langsam. Das Mädchen drehte

sich um und blickte Flo überrascht an. Dabei vergass sie das Stück Semmel, welches sie gerade aß hinunter zu schlucken. Nun kam auch Jan dazu. „Marina? Wie kommst du den hierher?“, fragte er mehr als verblüfft. „Das könnte ich euch fragen! Schleicht ihr mir nach?“ Flo und Jan schüttelten die Köpfe. „Nein, wir sind hier zur Besichtigung. Und du?“, wollte Jan erfahren. „Das selbe würde ich sagen. Aber ist das wirklich ein Zufall?“, wunderte sich das Mädchen. „Wenn, dann ist es ein gigantischer Zufall. Wir alle in der selben Stadt und auch noch auf dieser Burg....“, rätselte Flo. „Ich habs!“, verkündete Jan. Flo und Marina sahen ihn überrascht an.

„Die Liebe kennt keine Grenzen. Das Schicksal hat euch zusammengeführt!“ Bei seiner Rede hatte Jan die Augen geschlossen. Als er sie wieder öffnete waren seine Freunde verschwunden. Sie standen abseits und unterhielten sich. „Das hast du schön gesagt.“, erklang hinter Jan eine Stimme. Sie gehörte Jürgen. Jan wurde rot. Es war ihm peinlich, dass Herr Krause zugehört hatte.“ Er schlenderte wieder zu Flo und Marina und setze sich auf eine der langen Holzbänke. „Steht etwa wieder ein Fall an?“, wollte Marina wissen. „Bei unserem ersten Fall, haben wir uns auch so getroffen. Zufall?“ „Das Schicksal kennt kein....“ Weiter kam Jan nicht. Flo schnitt ihm einfach das Wort ab. „Gehen wir mal von einem Zufall aus. Marina, wie kommt es, dass du hier bist?“ Diese überlegte kurz. „Meine Eltern und ich machen hier natürlich Ferien. Wir haben ein Hotel in der Nähe des Wörthersees. Und was treibt ihr so?“ Flo erzählte von seinem verhinderten Onkel und dass Jürgen sie herumkutschierte. „Ich glaube wir kennen uns noch nicht junges Fräulein.“, trat Jürgen nun an die Gruppe heran. „Mein Name ist Jürgen Krause, sehr erfreut.“ Jürgen wollte schon spasseshalber zu einem Handkuss ansetzten, wie es im Mittelalter so üblich war, doch Flo drängte sich dazwischen. Jan konnte darüber nur lachen. „Ich habe gerade ein Telefonat geführt. Unsere Sache geht in Ordnung.“, verkündete Jürgen. Flo und Jan blickten ihn fragend an und Marina hatte überhaupt keine Ahnung wovon der Mann sprach. „Ich erkläre es euch. Ich habe einen alten Freund, der hier in der Nähe regelmäßig eine Tour veranstaltet.“ „Und was für eine Tour? Wandern oder was?“, hakte Jan nach. Jürgen schüttelte amüsiert den Kopf. „Nein, ihr kennt doch sicher das Spiel Cluedo, oder?“ Die Kinder dachten kurz nach und nickten dann. „Das ist doch dieses Detektivspiel,

wo man herausfinden muss wer der Mörder ist. Ich glaube ich habe es zu Hause in einem Schrank.“, erinnerte sich Marina. „Jetzt weiß ich auch wieder. Das habe ich früher oft gespielt.“, ergänzte Flo. „Und was ist damit?“, wollte Jan weiter wissen. „Dieses Spiel hatte weltweiten Erfolg. Deswegen hat mein Bekannter eine „Cluedo-Tour“ veranstaltet.“ Flo und die anderen verstanden nur Bahnhof, doch es klang interessant. „Ist das eine Art Detektivspiel?“ Jürgen bejahte. „Ihr müsst euch unter die Leute mischen und den Mörder enttarnen. Das wird bestimmt lustig! Ihr könnt ermitteln wie richtige Detektive!“ Die Kinder warfen sich wissende Blicke zu. „Wenn der wüsste.“, flüsterte Marina ihren Freunden zu. „Klingt super, wann fängt es an?“, fragte Jan sofort nach. Jürgen setzte wieder an. „Wir fahren heute Abend zu dem Landhaus, wo die Tour stattfindet. Eigentlich wurde sie nicht für Kinder gemacht, ihr habt Glück, dass ich den Veranstalter kenne.“ „Sagen Sie mal..... wäre es möglich, dass ich auch teilnehmen kann?“, fragte Marina zögernd. Jürgen dachte kurz nach. „Wo sind den deine Eltern?“ „Die machen gerade eine Führung, aber sie haben bestimmt nichts dagegen!“, räumte Marina ein. Jürgen erklärte sich schließlich einverstanden. Sie warteten gemeinsam auf Marinas Eltern und zum Glück des Mädchens hatten sie wirklich nichts dagegen. So kam es das sie wenig später bei Jürgen zu Hause waren und packten. „Wie lange werden wir den dort sein?“, erkundigte sich Flo. „Drei Tage haben wir Zeit um den Mörder zu finden. Allerdings könntet ihr es auch selbst sein, oder ich! Das kommt auf den Zufall an.“, erzählte Jürgen. Dann war ihm anscheinend etwas eingefallen und er schlenderte ins Wohnzimmer. Als er zurück kam, hielt er etwas in der Hand. „Hier, zum Üben.“, meinte er und überreichte es den Kindern. „Cluedo“ stand darauf. „Das ist das Brettspiel, so könnt ihr euch schonmal darauf einstimmen.“, erklärte Jürgen.

„Cool, dann können wir gleich mit den Ermittlungen anfangen.“, freute sich Jan. Jan hatte das Spiel noch nie gespielt, doch Flo und Marina erklärten ihm schnell die Regeln. „Also!“, begann Flo und las zuerst demonstrativ die Beschreibung. „Am Samstag um 20.45 wurde Graf Eutin tot aufgefunden. Der leblose Körper lag am Fuß der Kellertreppe, auf dem mit X markierten Punkt. Fräulein Gloria fand den Grafen. Wie es scheint, wurden ihre Schreie sogar im naheliegenden Dorf gehört. Oder waren ihre Schreie gar zu laut?“ „Alles klar! Sie war es!“, rief Jan, als hätte er den Fall schon gelöst. Seine Freunde rollten mit den Augen.

„So einfach geht das nicht. Man muss Hinweise sammeln und den Mörder, die Tatwaffe und das Zimmer herausfinden, indem er getötet wurde.“, setzte Marina fort. Jetzt hatte Jan kapiert. „Und welche Verdächtigen gibt es alles?“, wollte er als nächstes erfahren. Flo holte die Figuren aus der Schachtel und stellte sie auf. „Der erste ist Oberst von Gatow und steht für gelb. Dann Reverend Grün für... naja... grün eben.

Dann Professor Bloom für violett und Frau Weiss für weiss. Und dann noch Fräulein Gloria für rot und Baronin von Porz für blau.“, erklärte Flo bis ins Detail. Dann übernahm Marina und wechselte zu den Tatwerkzeugen. „Da gibt es die Pistole, den Dolch, das Seil, die Rohrzange, das Heizungsrohr und den Leuchter. Jeder dieser Gegenstände könnte die Mordwaffe sein.“ Als letztes erklärte Flo noch die Zimmer. „Es gibt 9 verschiedene Zimmer, in denen der Fall spielt. Das Musikzimmer, die Bibliothek, der Wintergarten, der Salon, die Küche, die Halle, das Arbeitszimmer, das Speisezimmer und das Billiardzimmer. In manchen Zimmer gibt es auch Geheimgänge, durch die man in andere Räume gelangt. Außerdem hat jeder der Verdächtigen ein Motiv.“ „Kein Wunder, dass alle diesen Grafen umbringen wollen. Wer hat schon ein eigenes Billiardzimmer?“, scherzte Jan. Marina übernahm den Rest. „Man muss seine Mitspieler fragen, ob dieser eine bestimmte

Karte hat. Wenn nicht, dann kann es schon der Mörder, die Tatwaffe oder das Zimmer sein, indem der Mord passiert ist.“ Nun hatte Jan verstanden und das Spiel konnte beginnen. Jan entschied sich dafür Oberst von Gatow zu nehmen, während sich Marina Fräulein Gloria aussuchte. Nur Flo brauchte wieder irrelang um sich eine Figur auszusuchen. Schließlich nahm er einfach Professor Bloom. Jeder der drei erhielt Karten, die er sehr gut versteckte. Keiner wollte dem anderen einen Vorteil geben. Jan fing an und würfelte. Er schob seine Figur in die Küche und begann seine Mitspieler zu fragen. Er fragte nach Reverend Grün, dem Leuchter und natürlich der Küche. Während Marina die Charakter Karte und die Waffenkarte besaß, konnte Flo mit dem Zimmer mithalten. Jan strich alles auf seinem Notizzettel aus. So ging das Spiel noch eine ganze Weile, bis der Sieger fest stand. „Also gut, ich sage es war Professor Bloom mit der Rohrzange im Musikzimmer.“, sprach Marina ihre Verdächtigung aus. Flo und Jan sahen nach und mussten Marina den Sieg leider überlassen. „Aber warum bin ich der Mörder?“, fragte Flo verwirrt. „Das kann auch sein, kommt alles auf den Zufall an.“, erklärte Marina und freute sich weiter über ihren Sieg. „Noch ein Spiel!“, forderte Jan seine Freunde auf.

Diese hatten nichts dagegen. Ihnen gefiel das Spiel mittlerweile sehr gut.

Graf Eutin
 

So kam es das die drei bis zum Abend noch spielten. Dann ging es endlich los. Flo, Jan und Marina packten ihre Koffer in den Kofferraum und stiegen in den Wagen. Flo durfte vorne sitzen. Es dauerte beinahe eine Stunde bis sie in Drasendorf ankamen. Dabei hatte Jürgen ihnen immer wieder versichert es würde nicht mehr lange dauern. „Wir machen hier erstmal Rast. Heinz wartet hier auf uns. Also der Veranstalter.“ Jürgen und seine Begleiter kehrten in einen Gasthof ein um etwas zu trinken. „Jürgen!“, rief jemand von der Bar aus. Er hatte langes graues Haar und einen ernsten Blick. „Kennen Sie den?“, fragte Flo vorsichtig. Jürgen nickte. „Heinz, lange nicht gesehen. Wie gehts?“ Der Mann kam nun zu ihnen. „Bestens, Jürgen, bestens. Und das müssen also deine Schützlinge sein.“, plauderte Heinz. „Das sind Flo, Jan und Marina.“, erklärte er. Heinz stutzte als er Marina sah. „Sagtest du nicht zwei Jungen?“ Jürgen nickte verschämt. „Tut mir Leid. Das Mädchen wollte auch unbedingt mit, ist das ein Problem?“ Heinz machte eine abfällige Handbewegung. „Schon in Ordnung. Ich werde mal losfahren. Bestellt ihr ruhig noch etwas. Das geht auf meine Rechnung. Ich verabschiede mich.“ Mit diesen Worten ging Heinz auch wieder und Flo und die anderen hörten ein Auto starten.

„Ich schlage vor wir trinken noch etwas und fahren dann weiter.“ Die Kinder stimmten Jürgen zu. Sie bestellten eine Cola, während Jürgen sich ein Bier genehmigte. Plötzlich fing Flo an zu husten. Immer stärker und lauter. „Flo was ist?“, machte sich Marina Sorgen. „Nur...verschluckt...hust“ Flo entschied sich ein wenig frische Luft zu schnappen. Als er draußen war atmete er tief ein. Schon ging es ihm besser. Dann erschrak Flo.

Auf der anderen Straßenseite stand Heinz und unterhielt sich mit einem anderen Mann. Dieser war sehr groß und stämmig. Flo dachte sich sofort, dass dieser regelmäßig ins Fitnesscenter gehen musste. Er trug einen langen, dunklen Mantel und einen gar riesigen Hut. „Ich dachte dieser Heinz hätte es so eilig.“, wunderte sich der Junge. Als Heinz sich jedoch von dem Mann verabschiedete und in seinen Wagen stieg beschloss Flo

nicht länger nachzudenken und kehrte zu den anderen zurück. Er erzählte den anderen vorerst nichts davon. Das sollte sich jedoch als Fehler herausstellen....

Das letzte Stück ging steil nach oben. Das Haus des Veranstalters schien auf einem Berg zu stehen. „Wow! Das ist ja eine richtige Villa.“, staunte Marina. „Ihr Freund scheint mit dieser Tour richtig Geld zu verdienen.“, warf Flo Jürgen zu. Dieser lachte nur. „Nein, nein. Die Villa ist nur ein altes Erbstück. Solche Touren sind zwar sehr beliebt, aber Millionär ist noch keiner geworden.“ Zu der Überraschung der Kinder gab es zu dem großen Haus kaum Parkplätze. Das lag wahrscheinlich daran, dass die Teilnehmerzahl begrenzt war. Die Vier nahmen ihre Koffer und schlenderten zur Tür. Dort wurden sie bereits von einem Mann in schwarzem Smoking erwartet. „Guten Tag, mein Name ist James und ich bin der Butler des Grafen. Sie müssen Oberst von Gatow sein.

Und das sind ihre Sprösslinge.“ Flo und die anderen Blickten ihn an als hätte er gerade wilde Grimassen geschnitten. Jürgen lächelte verlegen. „Das habe ich euch noch gar nicht gesagt. Der Oberst ist meine Rolle bei der Tour.“ Jetzt verstanden die drei. „Und wer sind wir?“, fragte Flo.

„Ihr seit ihr. Ihr habt keinen anderen Namen, weil Kinder normalerweise nicht teilnehmen.“, klärte Jürgen auf. „Ich bin Officer Jan, der verschlagene und bestechliche Polizist!“, dachte sich Jan selbst eine Rolle aus. „Du bist ein Hohlkopf und jetzt komm!“, scherzte Flo. „Bitte, hier entlang. Graf Eutin erwartet Sie bereits.“ James machte eine tiefe Verbeugung und schwenkte seine Hand zur Tür. Jürgen und seine Begleiter öffneten sie und standen kurz darauf in einer prachtvollen Halle. „He, Leute!“, wollte Jan die anderen auf etwas aufmerksam machen.

„Die Halle sieht genauso aus wie die auf dem Spielbrett. Oder zumindest fast.“ Flo und Marina mussten ihm zustimmen. „Kein Wunder. Heinz wollte alles so real wie möglich.“, erklärte ihnen Jürgen.

„Bitte folgen Sei mir.“, bat sie James und öffnete die Tür zum nächsten Raum. Eigentlich war es ein Gang. Ein Gang der in verschiedene Richtungen zu führen schien. „Der Graf erwartet Sie im Speisezimmer.“

Auf dem Weg dorthin kamen Flo und seine Kumpels an der Kellertreppe vorbei. „Soll dort nicht der tote Graf liegen?“, fragte Marina nochmal nach. Ihre Freunde nickten. Später, wenn der Mord begangen wurde, war es geplant, dass der Herr Graf dort lag. Als sie ins Speisezimmer eintraten, wurden sie bereits erwartet. „Ah! Der verehrte Oberst von Gatow und seine Kinder. Willkommen.“, begrüßte sie Graf Eutin herzlich.

„Florian, Jan und Marina.“ „Officer Jan!“, verbesserte Jan den Grafen. Dann hörte er ein Räuspern von Jürgen. „Setzt euch doch bitte zu den anderen Gästen.“ Erst jetzt erkannten Flo, Jan und Marina die anderen Teilnehmer. An dem langen und breiten Tisch saßen zwei Männer und drei Frauen. Die Männer hatten einen grünen und einen violetten Anzug. Zwei der Frauen steckten in einem teuren Kleid, während die dritte bediensteten Gewänder trug. Graf Eutin bot seinen Gästen Stühle an. „Also meine lieben Gäste bzw. Tourteilnehmer. Ich bitte Sie erst mit Ihren Rollen und dann mit ihrer tatsächlichen Person vorzustellen.“, bat sie der Graf und begann gleich selbst. „Mein Name ist Graf Emanuel Eutin. Ich bin Geschäftsmann und Eigentümer dieser Villa. Mein wirklicher Name ist Heinz Kowalsky. Ich leite diese Tour seit 5 Jahren und freue mich, dass Sie alle erschienen sind. Ich würde nun Professor Bloom bitten sich vorzustellen.“ Der Mann stand sofort auf und richtete seinen Anzug. „Mein Name ist Professor Carlos Bloom und ich bin Archäologe. Die meiste Zeit verbringe ich in Ägypten bei Ausgrabungen. Der sehr geehrte Graf Eutin unterstützt mich finanziell, wobei ich ihm nochmals danken möchte. Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch etwas zeigen.“ Er hatte ein großes Paket dabei, das er eilig auspackte. Ein dickes Seil war darum gewickelt. Der Professor legte es danach zur Seite. Das gehörte wohl auch dazu. Er fischte ein Amulett heraus. „Sieht wertvoll aus!“, flüsterte Flo. „Das ist ein Mitbringsel meiner letzten Reise. Sie dürfen es sich gerne alles ansehen. Mein tatsächlicher Name ist Horst Reihmann und ich bin Polizei-Oberkommisar.“, schloss er seinen Bericht. „Mist!“, flüsterte Jan zu seinen Freunden. „Der Kerl ist Polizist, er hat also einen Vorteil.“ Flo beruhigte ihn. „Egal, wir kriegen das schon hin!“ Der Mann neben Herrn Reihmann stand nun auf. „Guten Tag, ich bin Reverend Grün und bin der Pfarrer der örtlichen Kirche. Ich bin auf Wunsch meiner alten Freundin Frau Weiss hier. Mein richtiger Name ist Walter Kirchner und ich bin Förster von Beruf. Ich gebe dann weiter zum Nächsten.“ Die Frau mit der weißen Schürze neben ihm stand auf. „Ich bin Frau Weiss, die Haushälterin des Grafen. Ich stehe seit vielen Jahren im Dienst des Grafen und möchte ihm danken, dass ich heute mit am Tisch sitzen darf. In Wirklichkeit heiße ich Mariane Schuster und bin Verkäuferin. Ich gebe an die junge Dame, mir gegenüber weiter. Die Frau mit roten Abendkleid bemühte sich. „Mein Name ist Fräulein Gloria und ich bin Schauspielerin. Danke für die Einladung, Herr Graf. Mein richtiger Name ist Hilde Wolf und bin Köchin, danke.“ Nun war auch die Frau mit dem blauen Kleid an der Reihe. „Ich bin Baronin von Porz und nehme an jeder Party des Herrn Grafen teil. Mein ‚bürgerlicher‘ Name ist Paula Janneg und bin Ärztin.“ Als letztes musste sich nun Jürgen vorstellen. Er hatte bereits einmal an dieser Tour teilgenommen, allerdings als Professor Bloom. „Mein Name ist Oberst von Gatow. Ich war früher beim Militär, bis ich austritt. Seither lebe ich von meiner Pension. Ich habe ein Geschenk für Sie mitgebracht.“, verkündete er und überreichte dem Grafen ein Paket. Bevor er es auspackte stellte sich Jürgen nochmal richtig vor.

„Ich bin Jürgen Krause und Assistent bei einer Fluglinie. Mein Chef, Herr Winter hat mich gebeten mit seinem Neffen und dessen Freunde etwas zu unternehmen und da ist mir diese Tour eingefallen. Ich bin ein alter Freund von Herrn Kowalsky und war bereits einmal dabei.“ Graf Eutin hatte das Paket ausgepackt und hielt einen Dolch in der Hand. Jürgen kramte schnell einen Zettel aus seiner Hosentasche und las. „Da ich weiß, dass Sie Waffen lieben habe ich Ihnen diesen seltenen Dolch mitgebracht.“ Der Graf bedankte sich und legte ihn beiseite. Nun stellten sich Flo, Jan und Marina vor. Sie waren froh, dass sie keine Rolle hatten, da es so einfacher war. Unerwartet stand Baronin von Porz auf und verließ den Raum. „Ich habe keinen Appetit mehr, Sie finden mich im Salon.“, rief sie noch nach hinten. „Flo, Jürgen hat dem Grafen einen Dolch geschenkt, das könnte schon ein Hinweis sein.“, flüsterte Jan seinem besten Freund zu. „In den ganzen Vorstellungen sind Hinweise versteckt, hast du das nicht bemerkt? Jeder hat etwas zu verbergen.“ Dann wollten die fleißigen Detektive einen Schluck zu sich nehmen. Flo war der erste, der sein Glas wieder hinstellte. „Das ist ja Alkohol!“, beschwerte er sich. „Egal, benimm dich!“, schärfte ihm Jürgen ein. „Nein, schon gut. Es ist das erste Mal, dass wir Kinder bei uns haben, was wollt ihr stattdessen?“, fragte der Graf. „Haben Sie nicht Milch oder sowas?“, fragte Marina schnell. Graf Eutin musste leider verneinen. „Milch haben wir leider nicht, aber Orangensaft. James wird euch etwas bringen.“ Er winkte seinem Butler, der sofort drei Gläser brachte. Nach dem Essen trat James in den Raum und zeigte den Gästen ihr Zimmer. Flo und Jan bewohnten eines, während Marina ihr eigenes hatte. Jürgen war auch nicht weit entfernt. Kurz nachdem sie ausgepackt hatten schlich Marina sich in das Zimmer der Jungen um sich mit ihnen zu beraten. „Irgendwie hat jeder etwas zu verheimlichen.“,

war Marina aufgefallen. „Das ist sicher bei allen Touren so, aber wer der wirkliche Mörder ist, oder sein wird müssen wir richtig ermitteln.“, warf Jan ein. „Was ist wenn es Jürgen ist?“, fragte Flo. „Dann überführen wir ihn natürlich!“, meinte Marina streng. „Ich glaube es war der Professor! Der Graf wollte seine Ausgrabungen nicht mehr finanzieren und da ist er ausgerastet.“, erzählte Jan seinen Verdacht. Seine Freunde schüttelten den Kopf. „Hast du es immer noch nicht kapiert? Jedes mal ist jemand anders der Mörder. Wir können erst mehr sagen wenn der Mord geschehen ist.“, redete Marina auf ihn ein. Jan rollte mit den Augen. „Ja, aber ich habe eine Überraschung für euch.“ Er hatte einen Sack dabei, indem sich etwas schweres befinden musste. Flo und Marina blickten überrascht als Jan das Cluedospiel von Jürgen auspackte. „Ich dachte, es könnte uns sicher helfen.“, erklärte dieser. Seine Freunde lobten ihn für diese Idee. Schnell sahen sich die Detektive die Karten genauer an. Es gab Karten für Personen, Waffen und Räume. „Nehmen wir zuerst Jürgen unter die Lupe!“, schlug Flo vor. Bald hatten sie Oberst von Gatows Karte und die des Dolches vor sich. „Unehrenhaft entlassen....“ , las Flo vor. „Muss nichts bedeuten.“, meinte Marina. Aber dann sahen sie den Dolch. Sie lasen ein paar Zeilen und sahen sich dann an. Schnell liefen sie aus dem Zimmer, hatten sich jedoch bald verlaufen.

Flo passte nicht auf und rempelte plötzlich James an. „Ach hier seit ihr. Ihr sollt in den Salon kommen.“, bat er sie. „Dort wollen wir auch hin! Aber wir haben uns irgendwie verirrt.“, gab Marina kleinlaut zu. „Kann ich verstehen. Diese Villa ist ein Labyrinth. Geht den Gang entlang und biegt links ab. Die dritte Tür ist es. Ihr könnt sie nicht übersehen.“, erklärte James ihnen den Weg. Die Detektive bedankten sich und rannten los. Kaum waren sie hinter der Ecke verschwunden nahm James seine Beine in die Hand. Sein Ziel war das Zimmer der Jungen und das des Mädchens. Als er eingetreten war bemerkte er das Cluedospiel auf dem Boden. Er grinste, doch eigentlich war ihm egal das sie schummelten. Er musste etwas erledigen.

In dem Zimmer der Jungen befand sich ein alter Schreibtisch mit mehreren Schubladen. In einer davon war ein Schloss eingebaut. James kramte einen Schlüssel aus der Hosentasche und sperrte umständlich auf. Im Inneren befand sich ein Gerät. Auf den ersten Blick konnte man nicht genau sagen um was es sich handelte. Er hantierte ein bisschen herum und sperrte wieder ab. Dann begab er sich in das Zimmer der Mädchens. Dort befand sich das Gerät in der Mauer. Eine kleine Klappe verschaffte Zutritt. Er führte die selbe Prozedur durch und wischte sich über die Stirn. Jetzt hatte er nur mehr das Zimmer von Herrn Reihmann vor sich.

„Aber, aber Herr Krause!“, kamen hinter Jürgen die belehrenden Stimmen seiner Schützlinge. Schnell drehte er sich um und sah die Detektive fassungslos an. „Es ist nicht so wie es aussieht!“, wehrte er sich.

Er und Baronin von Porz hatten die Köpfe zusammengesteckt und tuschelten. „Wers glaubt.“, spottete Jan. „Das gehört zu meiner Rolle, es steht auf dem Zettel.“, versuchte Jürgen die Sache aufzuklären. Die Kinder wussten das, ließen Jürgen jedoch noch ein bisschen leiden. Nun trat auch Professor Bloom in den Salon. Jürgen, oder besser Oberst von Gatow und die Baronin steckten die Köpfe abermals zusammen und taten verschwörerisch. Frau Weiss und Reverend Grün befanden sich bereits im Salon. Als letztes kamen Graf Eutin und Gloria ins Zimmer. Sie schienen sich leise zu unterhalten. „Meine lieben Gäste.“, stellte sich der Graf wieder in den Mittelpunkt. „Gleich vorweg. Sie dürfen sich untereinander nicht beraten. Falls Sie das doch tun, zeichnet eine versteckte Kamera in Ihren Zimmern alles auf. Diese Kameras sind auch dazu da, dass Sie nach der Fallösung ein Souvenir haben!“ Einige Gäste steckten die Köpfe zusammen. „Wir sind hier doch nicht bei Big Brother!“, beschwerte sich Frau Weiss. Der Professor pflichtete ihr bei. „Haben Sie eine Genehmigung dafür?“, wollte er vom Veranstalter wissen. Dieser nickte und zeigte sie ihm sogar. Dann trat James in den Raum. Er brachte Graf Eutin einen Brief, welchen er seinem Butler sofort aus der Hand riss. Er hatte den Dolch des Oberst eingesteckt, welchen er als Brieföffner benutzte. Danach legte er ihn auf einen Schrank. „Das gehört bestimmt dazu!“, flüsterte Marina den anderen zu. Graf Eutin las den Brief schnell durch und schob ihn dann ein. „Meine lieben Gäste, Sie dürfen sich frei im Haus bewegen. Bitte halten Sie die Bettruhe ein. Sie beginnt um 11 Uhr.“

Professor Bloom und Reverend Grün baten den Grafen um Eintritt in die Bibliothek. Der Reverend wollte Material für seine nächste Predigt besorgen und danach ins Arbeitszimmer. Graf Eutin nickte zustimmend.

Dann sah er ungeduldig zu Jürgen. Dieser erschrak. Schnell richtete er sich auf und suchte nach Worten. „Verehrter Graf, erlauben Sie mir Sie zu einer Runde Billard herauszufordern?“, fragte er nun. „Sehr gern, jedoch später.“, sagte dieser und verabschiedete sich.

„Das.... das war ein Schuss! Ich bin mir ganz sicher.“, stammelte Flo. Marina wehrte ab. „Es ist noch nicht die Zeit, also kann auch niemand schießen.“ Jan stürzte sich auf die Karten und suchte herum. „Aha!“, sagte er wissend. Er zeigte den anderen eine Karte mit einer Pistole darauf. „Als leidenschaftlicher Jäger, besaß Graf Eutin mehrere Revolver. Im Verlauf des Abends holte der Graf eine Pistole, da er glaubte, dass sich ein Eindringling auf dem Grundstück befände. Zu dieser Zeit waren aber alle Gäste auf ihren Zimmern, die Pistole wurde später im Speisezimmer gefunden.“, las Jan laut vor. „Wieso schreiben die so einen Müll?“, meckerte Marina. „Sicher zur Verwirrung. Oder es kann auch sein das dieses Mal die Pistole das Tatwerkzeug ist.“, kombinierte Jan. „He! Wollte der Reverend nicht ins Arbeitszimmer?“, fragte Flo nachdenklich. Jan und Marina stimmten ihm zu. „Am besten wir gehen mal dorthin!“, schlug Jan vor.

Auf dem Weg nach draußen schob Jan noch schnell die Karten der anderen Räume ein.

Sie ahnten jedoch nicht, dass sich beobachtet wurden. Die Kamera in Flo und Jans Zimmer funktionierte hervorragend. Der Mann, der die Bildschirme kontrollierte, saß in einem Raum direkt unter dem Wintergarten.

Im Moment funktionierten lediglich drei der Kameras. In den drei Zimmern, in denen er sie zum Laufen gebracht hatte, befanden sich Personen, die sein Vorhaben durchkreuzen konnten. Ein schneller Blick auf die Uhr ergab 20 Uhr. 45 Minuten noch. Dann war es soweit. Es musste alles perfekt ablaufen. Ein Fehler und es war aus. Er blickte zum Bildschirm von Professor Bloom, alias Herr Reihmann. Er war die größte Gefahr. War es Zufall, dass er an der Tour teilnahm? Der Mann schüttelte den Kopf. Er musste einfach alles so tun, wie er es geplant hatte. Im Schauspielern war er grandios. Er hatte es bereits oft getan und nun würde es vielleicht das letzte Mal sein.

Nicht nur der Mann machte sich auf das Kommende sorgen. Die Haustür zur Villa wurde geöffnet und James trat heraus. Er blickte sich suchend um und überzeugte sich, dass ihn niemand beobachtete. Dann lief er ein Stück von der Villa weg. Genauer gesagt, zu den Autos der Tourteilnehmer. Es befand sich ein Auto unter ihnen das jemand anderem gehörte. Am Steuer saß ein Mann der gemütlich rauchte. Es war unmöglich sein Gesicht zu sehen. Er trug lange, dunkle Klamotten und einen großen Hut. James rutschte auf den Beifahrersitz des Wagens. „Wie laufen es?“, fragte der Mann, der eindeutig Ausländer war. „Es läuft sehr gut. Es ist jetzt...ähhh.... kurz nach 20 Uhr. In zirka 45 Minuten ist es soweit.“, erwiderte James. „Migele nicht zufrieden!“, beschwerte er sich. James nickte schnell. „Ich verstehe, aber unser Lieferant hat sich eben dafür entschlossen und es geht ja auch

weiter. Also halb so schlimm!“, versuchte James den Mann zu beruhigen. „Ich werde die Sache noch ein bisschen weiter beobachten und in einer Woche kündigen. Hat Migele schon eine andere Arbeit für mich in Sicht?“, hakte er nach. Der Mann mit dem Hut gab einen Laut von sich der Ja und Nein heißen konnte. Nach dem Gespräch lief James zurück ins Haus. Der Mann mit dem Hut telefonierte nochmal kurz mit dem Handy. Es war zu erkennen, dass er Italienisch sprach. Plötzlich verzog er das Gesicht. Was sein Gesprächspartner sagte, ließ ihn nachdenken. Sein Auftrag hatte sich geändert. Er musste sich also etwas neues einfallen lassen.

„Ach ihr seit das! Was kann ich für euch tun?“, fragte Reverend Grün überrascht. Jan beschloss bei der Wahrheit zu bleiben. Es war nur ein Spiel, also bestand keine Gefahr. „Wir... ermitteln eben.“, antwortete er.

Reverend Grün blieb ruhig und grinste. „Und ihr haltet mich für den Mörder?“, fragte er amüsiert. Die Detektive redeten drum herum. „Also gut.“, begann Herr Grün. „Ich war zusammen mit Professor Bloom in der Bibliothek und bin gerade eben gekommen. Ich habe mir Bücher über Theologie geholt. Unter uns, Religion interessiert mich wenig, aber das ist eben meine Rolle. Noch Fragen?“ Reverend Grün erschien den

Kindern sehr auskunftsfreudig. „Nein, danke wir müssen auch schon weiter.“, verabschiedete sich Jan, auch für seine Freunde. „Wohin jetzt?“, fragte Marina schon etwas müde. „Fräulein Gloria müsste jetzt in der Halle sein.“, antwortete Jan, der eine Karte aus seiner Hosentasche gefischt hatte. Viele Türen bauten sich vor den Detektiven auf. Manche gehörten zur Tour und wieder andere waren privat. Als die drei jedoch bei der Halle

ankamen sahen sie niemanden. „Um diese Zeit müsste sie doch hier sein!“, wunderte sich Jan. „Die wird ihre Rolle wohl nicht so ernst nehmen.“, erwiderte Flo. Als sie wieder auf dem Gang waren, stießen sie mit jemanden zusammen. „Kinder, passt doch auf!“, ermahnte sie die Baronin.

Die Detektive entschuldigten sich. „Verzeihung, wo müssten Sie den jetzt sein?“, fragte Flo schnell. „Ich bin auf dem Weg in den Salon, wie es auf meinem Zettel steht.“, erklärte sie. „Verstehe, dann sind Sie pflichtbewusster als Fräulein Gloria.“, meinte Marina. Die Baronin sah sie fragend an.

„Na, die sollte doch in der Halle sein!“, erinnerte sie die Baronin. Im Nachhinein bereute sie es schon. Es hatte indirekt verraten, dass sie und ihre Freunde die Karten des Spiels besaßen. Die Baronin grinste. „Ich habe mir auch Karten zur Erinnerung eingesteckt, eigentlich ist das verboten, aber trotzdem nützlich! Übrigens habe ich vorhin Schritte in der Halle gehört. Vielleicht war Gloria nur zu früh dran.“ Die Detektive waren erleichtert, als die Baronin ihnen versprach nichts zu verraten. Sie legte ihren Finger auf die Lippen und setzte ihren Weg zum Salon fort. „Nächste Station Küche!“, befahl Jan den anderen. Ohne zu fragen folgten ihm Flo und Marina.

Sie erlebten eine Überraschung, als sie Gloria dort antrafen. Als sie die Kinder sah erschrak sie so, dass sie sich ans Herz fassen musste. „Ähhmm, Sorry, wir wollten Sie nicht erschrecken.“, entschuldigte sich Flo so schnell wie möglich. Jan musterte sie misstrauisch. „Eigentlich müsste Frau Weiss hier sein, was tun Sie hier?“, wollte er erfahren. Gloria beruhigte sich langsam und setzte zu einer Antwort an. „Ich weiß nicht wo Frau Weiss ist, ich hatte solchen Hunger, deswegen bin ich in die Küche.“ Gloria hatte mehrere Zutaten aus dem Kühlschrank geräumt. „Sie haben sich wohl etwas gekocht.“, bemerkte Marina. Gloria nickte schnell. „Ich war dabei mir Palatschinken zu machen, also wenn ihr mich jetzt alleine lasst, danke.“ „Wir gehen ja schon. Wiedersehen.“, verkrümelten sich die drei wieder. Ihr nächstes Ziel war die Bibliothek. Sie hatten erwartet Professor Bloom dort anzutreffen, doch Fehlanzeige. „Irgendwie ist niemand dort, wo er sein sollte. So macht das keinen Spass.“, schimpfte Flo. „Ja, aber es wird noch komplizierter.“, jubelte Jan. Flo konnte seinen Freund nicht verstehen.

Flo gefiel die Tour bis jetzt natürlich und sie war auch äußerst spannend. Aber immer wenn ein Fall anstand – oder hier so etwas ähnliches – drehte Jan total durch. Er dachte an nichts anderes mehr. Zum Glück konnte hier nicht viel passieren. Das hoffte er zumindest. „Sehen wir uns trotzdem ein bisschen um!“, schlug Jan vor. „Ihr könnt ja, ich gehe zurück ins Zimmer. Noch 15 Minuten bis zum Mord.“, meinte Marina und ging. „Langweilige Freundin hast du da!“, raunte Jan Flo zu. „Jetzt hör aber auf.“, antwortete Flo ihm scharf. „Jaja, reg dich nicht auf, du kriegst sie schon noch.“ Das war zuviel. Flo war sauer und stieß Jan von sich weg.

Dieser prallte direkt gegen ein Regal. Dieses gab nach und fing an heftig zu wackeln. „Ahh!“, Flo und Jan hörten einen tiefen Schrei. Schnell umrundeten sie das Regal und sahen Frau Weiss auf dem Boden liegen. Sie war von mehreren Büchern bedeckt. Schnell schafften die Jungen die Bücher beiseite und halfen der armen Frau auf. „Sollte das ein Anschlag werden? Ich bin doch nicht Graf Eutin!“, schimpfte Frau Weiss. „Das.... tut uns Leid. Es war keine Absicht.“, bedauerte Flo. „Schon gut, ich bin nicht nachtragend. Aber passt ab jetzt besser auf!“, belehrte sie die Frau. „Das werden wir!“, versprachen die Jungen. „Sagen Sie... was tun sie eigentlich in der Bibliothek? Sollten sie nicht in der Küche sein?“, fragte Jan trotz des Unfalls. Frau Weiss nickte. „Ja, sagt es bitte nicht weiter. Ich ermittle schon vor dem Mord. Ich wollte nach Professor Bloom sehen, doch dieser war nicht anwesend. Deswegen.... verdächtige ich ihn. Aber bitte erzählt es niemanden weiter. Es ist nur ein Verdacht.“, erzählte Frau Weiss. Dann tauchte plötzlich James hinter ihr und den Jungen auf.

„Ich weiß, ich sollte in der Küche sein, aber....“, stotterte Frau Weiss. James achtete gar nicht darauf. Ich möchte Sie bitten in die Küche zu gehen. Und ihr geht bitte auf euer Zimmer.“, gab der Butler Anweisungen. Er schien es nicht leiden zu können, dass jemand aus der Reihe tanzte. Frau Weiss und die jungen Detektive folgten und trafen sich wenig später in Marinas Zimmer. „Ich glaube ihr.“, meinte Flo. „Wenn sie die Mörderin wäre, was suchst sie dann in der Bibliothek?“ Die anderen gaben ihm Recht. „Hört ihr das?“, fragte Marina verwundert. „Was den?“ Jan hörte nichts. „Musik! Ich höre Musik.“, erwiderte das Mädchen. Jetzt hörten es auch die Buben. Leise Musik war zu hören. Sie klang klassisch und weit entfernt. „Könnte aus dem Musikzimmer kommen. Vielleicht hat es sogar mit dem Fall zu tun.“, sprach Jan seinen Verdacht aus. Die Musik hörte auf. Dafür war aber ein schriller, ohrenbetäubender Schrei zu hören. Er gehörte Fräulein Gloria.
 

Eine echte Leiche
 

„Es ist soweit.“, meinte Jan ernst. „Dann los!“, kommandierte Marina. Auf dem Gang stieß Jan mit jemanden zusammen. „Zum zweiten Mal heute.“, beschwerte sich James. „Sorry, wir müssen weiter.“, drängelte Jan und rannte an James vorbei. Seine Freunde taten es ihm nach. „Wohin?“, fragte

Flo auf einmal. „Natürlich zur Kellertreppe!“, erinnerte ihn Marina. Leider waren die drei Detektive die Letzten, die dort ankamen. Die anderen Teilnehmer standen um den Toten. „Ent...entsetzlich!“, schrie Gloria. Sie war auf die Knie gesunken. Nicht nur in ihrer Rolle schien sie gut zu schauspielern. Der Graf lag leblos da und es war eine Lache Blut unter seinem Kopf entstanden. „Total echt.“, raunte Marina Flo zu. „Da...da stimmt etwas nicht.“, schrie die Baronin plötzlich. Sie stürzte zu ihm und untersuchte ihm. „Achja, sie ist in Wirklichkeit ja Ärztin.“, erinnerte sich Flo. „Er.... er ist tot!“, schrie die Frau entsetzt auf. Die anderen standen einfach nur da. Sie realisierten nicht, was gerade geschah. Sie dachten noch immer, alles würde zur Veranstaltung gehören. Professor Bloom riss die Baronin zur Seite und versuchte den Grafen wachzurütteln. Vergebens. Flo wurde weiss im Gesicht. Marina stieß sogar einen leisen Schrei aus. „Ist er... wirklich... ?“, stammelte Jan erschrocken. Die Baronin nickte. „Ja, er zeigt keine Regung mehr.“ „Aber....das ist doch ein Spiel!“, warf Gloria ein.

Da waren sich die anderen Teilnehmer nicht mehr sicher. „Meine Damen und Herren, bitte bewahren sie Ruhe.“, bat sie der Professor. „Der Veranstalter, Herr Kowalsky ist tot. Ob es ein Unfall beim Spielen war, oder ein gezielter Anschlag ist noch unklar. Bitte bleiben Sie alle zusammen und folgen Sie mir. Wir werden die Polizei des Ortes verständigen. Es ist möglich, dass der Mörder unter Ihnen ist.“ Die Baronin sträubte sich. „Wie kommen Sie dazu uns Befehle zu erteilen? Außerdem könnten Sie es ebenfalls gewesen sein!“ Herr Reihmann nickte. „Das ist richtig. Ich bin zwar Polizist, aber nicht vor Verdächtigungen gefeit. Jetzt müssen wir jedoch telefonieren!“ „Das.....hätte ich nie gedacht.“, meinte Flo kreidebleich. „Da hat es jemand mit dem Mord wohl ernst gemeint.“, schluckte Jan. „He, Leute. Da...da sonst niemand im Haus ist, muss es doch einer der Teilnehmer gewesen sein!“, befürchtete Marina. Die Jungen mussten ihr leider zustimmen. „Ich war zur Tatzeit im Musikzimmer und Sie?“, sah der Polizist fragend die anderen an. „Also ich befand mich im Arbeitszimmer!“,

erhielt er die Erklärung von Herrn Kirchner. „Wie meine Rolle es befahl war ich in der Halle.“, antwortete Frau Wolf. Schnell mischten sie die drei Detektive ein. „Moment! Wir haben Sie doch in der Küche angetroffen.“, platzte Marina heraus. Herr Reihmann sah Frau Wolf skeptisch an. „Ja, das stimmt. Ich hatte noch Hunger. Aber ich war danach dort.“, setzte sie fort. Herr Reihmann schien mit der Antwort zufrieden. Die Baronin erklärte, dass sie im Salon gewesen war und Jürgen erzählte das er im Billiardzimmer wartete. „Und ich in der Bibliothek!“, berichtete Frau Weiss als letztes. „Aber Sie sollten in der Küche sein!“, entgegnete Jan.

„Woher weißt du das?“, fragte Herr Reihmann. Die drei gaben nun zu, dass sie die Karten des Spiels mitgenommen hatten und schon vorher ermittelten. „Das war auch mein Vorhaben.“, gab Frau Weiss bzw. Frau Schuster zu. „Frau Weiss kann die Tat also nicht mehr begangen haben. Reverend Grün wäre Zeitmäßig auch nicht in der Lage gewesen. Diese beiden haben somit ein Alibi.“, ermittelte Herr Reihmann weiter. Dann bat er die Teilnehmer ihm ins Arbeitszimmer zu folgen. Die Detektive und die Teilnehmer schlossen sich zu einer Gruppe zusammen und gingen geordnet in das Arbeitszimmer. Reverend Grün hatte dort ein Telefon gesehen. Gemeinsam traten sie in das Zimmer ein. „Ahh, Hilfe.“, schrie Frau Weiss plötzlich. Sie war ausgerutscht und hingefallen. Der Reverend half ihr hoch. „Heute ist wirklich nicht mein Glückstag. Erst dieser Mord und jetzt das. Wieso liegt den der Teppich so zerwühlt da?“, schimpfte sie vor sich hin. „Keine Ahnung, vorhin wars nicht so!“, lächelte der Reverend verlegen. „Dort steht es!“, rief Jan dem Polizisten zu. „Ah, sehr gut.“

Herr Reihmann packte den Hörer und hielt ihn ans Ohr. Auf einmal verzog er eine ängstliche Miene und schmiß den Hörer wieder auf die Gabel. „Das Telefon ist tot!“, brüllte er verzweifelt. Ein paar der Gäste sahen ihn

verwirrt an. Jan sprang für Herrn Reihmann ein. „Der Anschluss muss kaputt oder zerstört sein, sodass wir keine Verbindung bekommen.“ „Was...was machen wir jetzt?“, fragten die ängstlichen Teilnehmer Herrn Reihmann. Dieser schien bereits eine weitere Idee zu haben. „Mit dem Auto sind wir in 15 Minuten im Dorf. Dort verständigen wir sofort meine Kollegen.“, erklärte er festentschlossen.

Als sie Gruppe jedoch draußen ankam, stand ihnen der Schweiß ins Gesicht. „Das... das gibt es doch nicht!“, stammelte Flo entsetzt. „Doch! Gibt es!“, brüllte Herr Reihmann. „Jemand hat alle unsere Reifen zerstochen.“, erklärte er und strich sich gestresst über den Nacken. „Müssen wir jetzt zu Fuß gehen?“, fragte Marina missmutig. Herr Reihmann schüttelte den Kopf. „Unmöglich. Es ist zu weit und bei Nacht ist es auf Bergen zu gefährlich. Wir....wir warten bis morgen früh. Ich schlage vor, wir bilden zwei Teams. Eine versucht neue Reifen zu finden und die andere versucht die Telefonverbindung zu reparieren. Ist jemand von Ihnen technisch begabt?“ Zu seiner Überraschung hob nur Jan die Hand. „Ich kenne mich

bei solchen Dingen gut aus. Ich habe zwar noch nie Telefonkabeln repariert, aber dafür Kameras, meinen Videorecorder und andere Sachen.“, erzählte er stolz. Herr Reihmann fand den Vorschlag gut. Dennoch wollte er die Kinder nicht allein gehen lassen. Jürgen wollte sie anbieten, doch Frau Weiss kam ihm zuvor. „Ich kann auf die Kinder aufpassen, das ist gar kein Problem.“ „Gut, dann wären alle Aufgabe verteilt. Vorher müssen wir allerdings nochmal zurück und die Leiche untersuchen, Frau....“, erklärte er und sah die Baronin an. „Janneg.“, meinte diese trocken. „Richtig, Frau Janneg. Ich benötige Ihre ärztliche Meinung.“ Als die Gruppe jedoch zur Kellertreppe zurückkehrte erlebten sie eine böse Überraschung.

„Spinn ich?“, rieb sich Jürgen die Augen. „Nein, tun Sie nicht. Die Leiche ist tatsächlich verschwunden.“, seufzte Herr Reihmann. „Aber wir waren doch alle zusammen!“, erinnerte Frau Schuster. „Aber eine Leiche kann doch nicht einfach verschwinden!“, meinte Reverend Grün, der schon am Ende seiner Kraft war. Wie ein Blitz durchfuhr es Jan. „Ja...James! Er ist der Mörder!“, schrie er plötzlich. Als hätten sie gerade ein Monster gesehen, blickten ihn die Teilnehmer an. Flo und Marina wussten was Jan meinte. „Jan hat Recht!“, beharrte Marina. „Nur er hatte die Möglichkeit. Und er war allein im Haus, als wir bei den Wagen waren.“ Herr Reihmann schluckte. Der Verdacht der Kinder war schlüssig. Der Verdacht ruhte auf dem Butler des Hauses. Er bat nun die beiden Gruppen sich um ihre Aufgaben zu kümmern. Er selbst wollte auf eigene Faust nach James

suchen. Die Teilnehmer der Tour vertrauten ihm mittlerweile. Aber war das richtig?

Mörder gefunden?
 

„Wo sollen wir überhaupt suchen?“, fragte Flo ahnungslos. „Die meisten Sicherungen sind bei mir im Keller!“, warf Frau Schuster ein. Auf die Antwort hätte Flo verzichten können. Gerade war ein Mord geschehen und sie mussten in den Keller. Es war nämlich sehr gut möglich, dass James sich dort unten verstecken konnte. Plötzlich sah sich Frau Schuster um. „Stimmt etwas nicht?“, fragte Marina. Frau Schuster lächelte verlegen. „Ja....ich habe meine Handtasche in der Bibliothek vergessen. Es dauert nur 5 Minuten, geht doch schon vor.“, erklärte sie und verschwand dann um die nächste Ecke. „Merkwürdig.“, dachte Jan laut. „Als uns der Unfall mit den Büchern passiert ist, habe ich gar keine Handtasche gesehen.“ „Aber wieso will sie unbedingt wieder in die Bibliothek?“, fragte Flo. „Ich werde es euch sagen.“, meinte Marina zuversichtlich. Die Jungen fragten sie was sie vorhabe. Marina wollte Frau Schuster etwas beschatten. Flo riet davon ab, da es ihm zu gefährlich erschien. Doch Marina argumentierte so, dass Frau Schuster doch nur eine alte Dame sei. Gleich darauf war sie auch schon verschwunden. „Und wir?“, fragte Flo weiter. „In den Keller!“, kommandierte Jan. Flo seufzte. Von Jan hatte

er auch nichts anderes erwartet.

„Bist du jetzt völlig durchgedreht Giovanni?“, schrie ihn James an. Dabei blickte er in den Lauf einer Pistole. „Nein, bin nicht. Migele haben befohlen alle Beweise zu zerstören.“ James war als der Mord entdeckt wurde, sofort aus dem Haus gerannt. Um die Ecke hatte er ein Fahrrad versteckt, mit dem er zurück ins Dorf radeln wollte. Einen Kilometer weiter kam ihm dann ein Auto entgegen. Der Mann mit dem Hut war ausgestiegen und richtete eine Pistole auf ihn. „Migele will alle Beweise beiseite schaffen? Heißt das, dass er Kowalsky.....“ „Und du...dich!“, redete Giovanni weiter. James stand starr da. Was sollte er unternehmen? Fliehen war unmöglich. Giovanni würde bald feuern und er... . „Du... du kannst mich doch nicht einfach töten. Wir kennen uns doch schon lange!“, versuchte James sein Glück. Der Mann mit dem Hut nickte. Sein Auftrag schien ihm ebenfalls nicht zu gefallen. „Zuhören!“, befahl er. „Du verschwinden aus Stadt, besser noch aus Land. Wenn Migele erfahren ich dich laufen gelassen, er tötet mich.“, schärfte er ihm ein. James atmete erleichtert. Er schwang sich

wieder auf sein Rad und befolgte Giovannis Vorschlag. Wenn Migele erfahren würde, dass er noch lebt war er ohnehin in Gefahr. Er hatte noch einen Cousin in Holland. Dort würde er für einige Zeit untertauchen.

„Was sucht sie hier nur?“, fragte sich Marina als sie die Bibliothek betrat. Sie war Frau Schuster mit sicherem Abstand gefolgt. Sie schien alle Regale abzusuchen. „Juhu!“, schrie sie plötzlich. Marina wagte sich näher heran und versteckte sich hinter einem der Regale. Vorsichtig guckte sie um die Ecke. Frau Schuster hielt ein Buch in der Hand, indem sie blätterte. Bald war sie durch und fluchte was das Zeug hielt. Dann zog sie etwas aus der Tasche. „Ein Handy!“, wunderte sich das Mädchen. „Aber wenn sie eines dabei hat, wieso hat sie es nicht Herrn Reihmann gegeben?“ Frau Schuster begann nun eine Nummer zu wählen. Den Tastaturklängen nach, musste sie sehr lang sein. „Jerry, bist dus?“ Der Gesprächspartner schien ein ‚Ja‘ von sich gegeben zu haben. „Es....es ist etwas passiert. Kowalsky ist tot. Aber wirklich, kein Spiel mehr.“ Am anderen Ende

schien eine lange Antwort zu folgen. Empört schrie Frau Weiss in den Hörer „Natürlich habe ich ihn nicht.... . Er wurde tot aufgefunden. Ein Mensch, wie er hat sicher mehr Feinde!“ Frau Weiss Gesprächspartner

schien zu überlegen. „Nein. Ich habe das Buch ‚Schneeweiss‘ gefunden. Aber von dem Geld keine Spur. Nichtmal ein Cent. Wir sollten die Sache abblasen. Kowalsky ist tot und unser Druckmittel ebenso!“ Ihr Gesprächspartner schien ihr zuzustimmen, wenn auch nur missmutig. Frau Schuster legte auf und wollte den Raum verlassen. Marina erschrak. Wenn sie jetzt ging, würde sie das Mädchen entdecken. Die Frau verheimlichte etwas und es konnte etwas verbotenes sein. Wenn sie Marina fand, dann... . Die Schritte der Frau kamen immer näher. Marina suchte nach einem Versteck, fand aber keines. Ein Globus! Nicht weit entfernt stand ein großer Globus. Dahinter konnte sich das Mädchen verstecken. Allerdings war es riskant. Sah Frau Weiss alias Frau Schuster genauer hin, konnte sie Marina bemerken. Doch das Mädchen musste es versuchen.

Sie hielt die Luft an und machte sich so dünn wie möglich. Frau Schuster blieb stehen. War Marina entdeckt worden? Nein. Frau Schuster verließ das Zimmer wieder. Marina atmete auf. Jetzt musste sie schnell zu Flo und Jan, um ihnen alles zu erzählen.

„Es werde Licht!“, sprach Jan feierlich und betätigte den Lichtschalter. Schnell wurde es im Keller hell. „Also wenn er hier ist, dann können wir lange suchen.“, jammerte Flo. Der Keller war riesig. Es gab mehrere Kellerräume, die aber fast alle leer standen. „Wir teilen uns einfach auf, dann finden wir ihn schon.“, schlug Jan vor. Flo sträubte sich. „Und was wenn James hier ist? Dieser Kerl ist gefährlich.“, gab er zu bedenken. Jan winkte ab. „Selbst wenn, stellen wir ihn einfach. Dann haben wir den Mörder!“ Flo tippte sich auf die Stirn. „Und wenn er eine Waffe bei sich hat? Du scheinst die Situation zu unterschätzen. Diesmal haben wir es mit einem Mord zu tun.“, redete Flo auf seinen Freund ein. Dieser blickte beleidigt zu Boden. „Schon gut, ich habe kapiert. Du kannst meine detektivische Leidenschaft nicht ausstehen. Ab jetzt werden wir eben vorsichtig sein!“ Die Jungen stiegen die Treppe hinab und fanden sich im ersten Raum wieder. „Kein James!“, beruhigte Jan seinen Kumpel. „Was ist den das?“, fragte Flo auf einmal und zeigte auf ein großes Loch in der Mauer. Jan zuckte mit den Schultern. „Sieht aus wie ein Gang in der Mauer. Und eine weitere Spur!“, verkündete er freudig. Flo seufzte über seinen unbelehrbaren Freund. „Ausrüstungsgegenstand Nummer 1.“, verkündete er und zog eine Mini-Taschenlampe aus der Hosentasche. Flo hielt ihn zurück. „Wir sollten Herrn Reihmann verständigen. Der Gang sieht nicht sicher und stabil aus. Außerdem ist er ein gutes Versteck für Mörder!“, wies Flo darauf hin, dass James sich dort befinden konnte.Doch anstatt zu antworten marschierte Jan zielstrebig auf den Gang zu. Das Licht der Mini-Taschenlampe war zum Glück ausreichend. Jan und Flo mussten sich geduckt halten um vorwärts zu kommen. „Bis jetzt noch kein Mörder in Sicht.“, meinte Jan. Bald waren sie an einer Biegung angekommen. „Das sind vier Gänge.“, zählte Flo. „Dann erkunden wir sie mal aus.“, meinte Jan. „Aber zusammen!“, verlange Flo. Jan nickte zustimmend und die Jungen wählten den ersten Gang aus. Es dauerte etwas bis sie am Ende angelangt waren. „Eine Sackgasse.“, meinte Flo.

Jan schüttelte den Kopf und zeigte auf eine Leiter. Sie führte nach oben. Jan stieg nach oben, wo sich ein Brett befand. Es musste eine Art Falltür sein. Er schlug sie auf und erkannte sofort den Raum, indem er sich befand.

„Das ist die Küche!“, rief er Flo zu. Bei diesem blitzte es. „Komm wieder runter, ich habe einen Verdacht.“ Jan kletterte wieder abwärts und hörte Flo zu. „Diese Gänge wurde angelegt, um zwischen den Räumen zu wechseln. Sie sind wie im Spiel. Küche, Wintergarten, Salon und Arbeitszimmer sind miteinander verbunden.“ Für Jan klang das logisch. Sie erkundeten einen weiteren Gang aus und fanden sich unter dem Wintergarten wieder.

„Den nächsten!“, befahl Jan. Als sie jedoch im nächsten Gang eintrafen fiel Jan etwas auf. Er leuchtete gerade den Boden ab, als er eine kleine Lache Blut entdeckte. „Von wem die stammt?“, fragte er sich.

„Sieht noch frisch aus.“, war Flos Meinung. Der Raum, in dem der Gang endete war das Arbeitszimmer. „Sehen wir mal nach!“, entschied Jan. Er stieg wieder auf die Leiter und öffnete die Geheimtür. Diesmal war sie schwerer. Das lag daran, dass ein Teppich darüber lag. Als sie endlich im Zimmer waren schreckte Flo zurück. „Eine Pistole!“, rief er aufgeregt. Jan hatte sie auch bemerkt. Sie lag weniger Zentimeter neben der Falltür. Er griff sie an und untersuchte sie. „Flo...ich .... ich glaube die ist echt.“, stutzte er. „Ist es keine Requisite?“, fragte Flo. Jan nahm nochmals die Pistolenkarte aus der Tasche. Laut Karte stimmt es. Die Pistole ist hier richtig.

Aber wieso ist sie echt? Außerdem muss es die sein, die Graf Eutin verwendet hat.“, stellte der Junge fest. „Er hat sich an seine Rolle gehalten und? Wieso ist das so.....“ Flo stockte. Jan nickte ihm zu.

„Das Blut im Gang kann nur vom Grafen stammen. Ich habe einen Verdacht, komm mit.“ Jan schob sich wieder in den schmalen Gang und setzte seinen Weg fort. Flo hinterher. Er konnte sich denken, was Jan herausfinden

wollte. Dieser wollte gerade in den letzten Gang einbiegen, als ihn zwei dicke Arme packten. „Ihr verdammten, kleinen Rotznasen!“, brüllte Reverend Grün. Flo wich zurück. Herr Kirchner hielt Jan festumschlungen und gab ihm keine Möglichkeit zur Flucht. „Lass....lassen Sie Jan los!“, verlangte Flo mutig. Reverend Grüns Gesicht spiegelte mehr Angst als Wut. Jan ließ sich nicht beeindrucken. „Sie haben den Grafen umgebracht. Nachdem dieser den Schuss hinter dem Haus abgefeuert hat, ist er in den Salon gegangen. Sie haben den geheimen Gang im Arbeitszimmer entdeckt und sind so in den Salon gelangt. Dort haben Sie den Grafen dann erschlagen.“ Herr Kirchner verzog gestresst das Gesicht. „Sie sind samt Leiche zurück ins Arbeitszimmer. Im Gang sind noch Blutspuren von ihr. Der Weg vom Arbeitszimmer zum Salon dauert in diesem großen Haus zirka 10 Minuten. Durch den Gang ist man schneller dort und zurück. Im Arbeitszimmer hat Herr Kowalsky aber seine Pistole verloren, die er wahrscheinlich eingesteckt hatte. Die Kellertreppe ist nicht weit vom Arbeitszimmer entfernt. Sie haben den Grafen hinausgeschleift und sind zurück ins Zimmer. Sie haben die Falltür versteckt und gewartet

bis Frau Wolf die Leiche fand. Einen Fehler haben Sie gemacht. Nachdem Sie die Leiche fortgebracht, haben Sie den Teppich nicht wieder gerichtet. Bei unserem gemeinsamen Eintreffen im Arbeitszimmer war dieser zerwühlt. Die Telefone im Haus funktionieren übrigens bestens. Nur das, welches Sie vorgeschlagen haben war nicht angeschlossen. Ein perfider Plan!“, schloss Jan seinen Bericht. Flo war verblüfft, was Jan herausgefunden hatte. Herr Kirchner ließ nun von ihm ab. Jan rannte zu seinem Freund. Der Reverend sank nun auf den Boden und begann zu heulen. „Es ist aus. Es ist alles aus. Ich wollte das doch nicht.“ Wie Herr Kirchner so am Boden lag, verschwand plötzlich die Angst aus den Jungen. „Was heißt Sie wollten ihn nicht töten? Es war ein geplanter Mord, das habe ich Ihnen gerade erklärt.“, beharrte Jan auf seinem Standpunkt. Herr Kirchner versuchte sich wieder fassen und rang nach Worten.„Ich....ich sollte ihn doch töten! Ich war der Mörder des Spiels!“, versuchte er eine Erklärung zu liefern. Das überraschte die Jungen. „Aber Sie mussten ihn doch nicht gleich richtig umbringen!“, warf ihm Flo vor. Herr Kirchner nickte schwach. „Ich habe doch nur ganz leicht zugestochen.... mit dem Dolch.... im Salon. So stand es in meinen Anweisungen. Ich habe ihn doch kaum damit berührt. Aber er ist zusammengesackt und hat geblutet. Zuerst habe ich mich gewundert und dann habe ich alles gemacht wie aufgetragen. Erst als er im Gang war, habe ich bemerkt das er vielleicht wirklich tot war.“, jammerte der Mann. In Flo und Jan kamen nun Zweifel auf. „Bitte...bitte kommen Sie kurz mit.“, bat ihn Jan. Der Mann war völlig am Ende und die Jungen mussten ihm aufhelfen. Bald waren sie bei der Leiter angekommen, die in den Salon führte. Widerwillig zog es den Reverend wieder an den Tatort. Sofort wich er zurück. „Da... das Messer!“, sagte er verschreckt. Die Jungen begutachteten es sofort. „Aber... aber das ist doch nur.“, begann Flo. Jan nickte ihm zu. „Das ist ein Requisit. Damit kann man niemanden töten.“, meinte dieser schließlich. Herrn Kirchners Miene ändertete sich. Es bestand die Möglichkeit, dass er doch niemanden getötet hatte. „Ich habe einen Verdacht.“, meinte Jan schnell. „Der Mörder ist lange vorher in den

Salon gekommen und hat Herrn Kowalsky getötet. Dann brauchte er nur mehr Sie! Sie sollten als Sündenbock herhalten und einen falschen Mörder darstellen. So konnte der richtige Mörder hoffen davon zu kommen.“, kombinierte Jan.

Viele Lügen
 

„Ich glaube euch!“, verkündete Herr Reihmann. Trotzdem wollte er mit Herrn Kirchner nochmals alleine sprechen. Alle Teilnehmer waren nun überzeugt, dass nur James als Mörder in Frage kam. Jeder konnte sich wieder frei bewegen. Herr Reihmann machte sich daran sie Polizei anzurufen.

Er wählte eine kurze Nummer und wartete. „Polizeistation, Schreiner mein Name. Was kann ich für Sie tun. „Guten Tag, mein Name ist Horst Reihmann. Ich bin Teilnehmer an der Cluedo-Tour.“

Der Polizist kannte diese. „Es.... es ist ein Mord geschehen. Ein echter!

Der Veranstalter, Herr Kowalsky ist ums Leben gekommen.“, erzählte der Professor seinem Kollegen. „Ich verstehe. Allerdings können wir nicht bis morgen früh kommen. In Ihrer Nähe ist ein Steinschlag passiert

und die Straße ist gesperrt worden.“ Dieser Antwort gefiel Herrn Reihmann wenig. „Aber hören Sie! Der Mörder könnte immer noch im Haus sein.“ Seine Beschwerden halfen nichts. Der Polizist versprach sein Möglichstes zu tun. Dann legte er auf. Oder besser gesagt er unterbrach die Verbindung.

Der Mann schnaufte. Auf dem Boden lag ein Wörterbuch, aus dem er sich vorhin etwas herausgesucht hatte. „Deutsche Sprache schwer.“, seufzte er und ließ sich auf den Boden fallen. Er hatte einen Unterbrecher in die Telefonleitung eingebaut um alle ausgehenden Gespräche abzufangen. Nun musste er seinen Auftrag nur noch beenden. Und der lautete, alle Beweise zu vernichten, die Leiche zu beseitigen und den Mörder von Kowalsky, der in alles eingeweiht war zu entfernen.

Stolz kehrten die Jungen und Marina zu ihren Zimmern zurück. Marina wollte gerade in ihres eintreten, als sie ein „He!“ hörte. Schnell ging sie zurück zu ihren Freunden um zu sehen, was los war.

Diese starrten fassungslos auf ihre Zimmertür. „Was ist passiert?“, wollte Marina von ihren Kumpels wissen. Jan zeigte stumm auf ihre Tür. Auch Marina war überrascht und etwas verschreckt. Mit einem Messer war ein Stück Papier auf der Holztür befestigt worden. Das Messer steckte tief im Holz. „Ist.... ist das Blut auf dem Papier?“, fragte Flo zögernd. Jan, der immer noch erschrocken war, nickte heftig. „Ja, ist es. Aber seht es euch genauer an.“ Flo und Marina wussten erst nicht, was ihr Freund meinte, doch dann sahen auch sie es. Auf den ersten Blick sah es aus, als wären es ganz normale Blutspritzer, doch bei genauerem Hinsehen, bemerkte man, dass es sich um Buchstaben handelte. „Da... da hat jemand etwas geschrieben. Mit Blut!“, stellte Flo fest. Jan war der erste, der wieder Mut fand und den Zettel abriss. „Könnt ihr das entziffern?“, fragte Marina ihre Detektivkollegen. Jan studierte den Zettel, bis er alle Buchstaben erkannt hatte. Dann begann er zu lesen. „Warnung. Ihr habt gerade etwas sehr dummes getan. Es ist nun nicht mehr zu ändern, aber noch so eine Aktion und die nächsten Toden werdet ihr sein!“ Den jungen Detektiven wurde mulmig zumute. Es handelte sich eindeutig um einen Drohbrief. Jemand wollte nicht, dass sie schnüffeln. Die drei zogen sich in das Zimmer der Jungen zurück um zu beraten. „Die wichtigste Frage zuerst. Von wem stammt das Ding?“, interessierte Jan brennend. „Möglicherweise von James.“, gab Flo als Antwort an. Diese Idee gefiel aber weder Jan noch Marina. Das hieße nämlich, dass James sich frei im Haus bewegte und alles tun konnte, was er wollte. „James kennt bestimmt viele Gänge und Zimmer, die wir nicht kennen. Es wäre für ihn kein Problem, diese Nachricht zu schreiben.“, meinte Marina. „Ob das Blut von Herrn Kowalsky stammt?“, wollte Flo in Erfahrung bringen. Seine Freunde konnten ihm darauf keine Antwort geben. Unerwartet wurde die Tür zum Zimmer aufgestoßen. Reflexartig versteckte Jan die Botschaft hinter seinen Rücken. Jürgen war ins Zimmer getreten und hatte eine ernste Miene aufgesetzt. Im Zimmer der Jungen mussten sich Flo, Jan und Marina nun eine Standpauke anhören. Jürgen erklärte ihnen zichmal, dass Flos Onkel ihm vertraute und er auf sie aufpassen musste. Und, dass es hier um einen Mord ging. Das schärfte er besonders Jan ein. Er hatte seine lockere Art schon bemerkt. Die Kinder entschuldigten sich für ihren Alleingang und versprachen es nie wieder zu tun. Dabei hielten sie natürlich die Finger gekreuzt. Doch eines stand fest. Der Fall war noch lange nicht geklärt. Im Moment sah es danach aus, als wäre James der Mörder. Er hatte Herrn Kirchner als Sündenbock benutzt. Aber es gab noch offene Fragen. Wo war James jetzt? Hatte er die Leiche verschwinden lassen? Wenn ja wozu? Was verheimlichte Frau Schuster? Marina hatte den Jungen ihre Erlebnisse berichtet. Herrn Reihmann hatten sie vorsichtshalber nichts erzählt. „Aber das war noch nicht alles.“, begann das Mädchen wieder. Die Jungen hörten gespannt zu. „Als Frau Schuster weg war, habe ich durst bekommen!“ Jan verzog das Gesicht. „Das hättest du auch für dich behalten können.“ Marina schüttelte den Kopf. „Nein, das meine ich nicht. Ihr wisst doch, dass mein Lieblingsgetränk Milch ist.“ Jan nickte und flüsterte Flo etwas ins Ohr. „Merk dirs, vielleicht kannst du sie so mal überraschen!“ Flo hörte gar nicht zu. Ihn interessierten Marinas Erzählungen mehr. „Erinnert ihr euch? Ich habe beim Abendessen um Milch gebeten, weil mir...ähhh.. uns der Alkohol nicht geschmeckt hat. Der Graf sagte, er habe keine Milch.“ Die Jungen stimmten ihr zu. „Als wir Frau Wolf in der Küche getroffen haben, hat sie gesagt sie macht sich Palatschinken. Aber wie will sie das ohne Milch machen? Sie kann es auch nicht vergessen haben.

Sie ist Köchin, ihr passiert das nicht.“ Jan und Flo verstanden. Fräulein Gloria hatte sie belogen. Sie wollte etwas anderes in der Küche. Da fiel Flo etwas schreckliches ein. Als die Leiche verschwand waren sie zwar alle zusammen, aber für den Mord hatten nur Herr Kirchner und Frau Weiss ein Alibi. „Jürgen können wir auch ausschließen.“, meinte Flo. „Mir ist noch etwas aufgefallen.“, begann Jan. „Ich kann mich auch irren, aber...“ „Unmöglich!“, warf Flo ein. „Deine Kombinationen bei Herrn Kirchner waren auch alle richtig.“ Jan fühlte sich geschmeichelt und setzte fort. „Die Baronin ist doch Ärztin. Als sie Herrn Kowalsky den Puls gefühlt hat, hat sie nicht versucht ihn wiederzubeleben.“ Flo und Marina stimmten ihm zu.

Er konnte sich irren. Aber er konnte auch Recht haben. Flo sprach einen weiteren Verdacht aus. „Also... ich habe zwar keine Beweise oder Indizien, aber.... dieser Polizist kommt mir etwas faul vor.“ Jan und Marina teilten seine Meinung nicht. Für sie war Herr Reihmann außer Jürgen der einzig nicht Verdächtige in diesem Fall. Trotzdem beschlossen sie Flos ‚Gefühl‘ miteinzubeziehen. „Das Telefon funktioniert doch wieder!“, fiel Flo ein. „Ich werde versuchen Niko anzurufen. Er kann mir sagen, ob Herr Reihmann ein Polizist ist.“ Jan und Marina fanden das eine tolle Idee. Jan entschied sich dafür die Gänge nochmals anzusehen, während

Marina Frau Wolf abtasten wollte.

Der Mann in der Kommandozentrale tobte. Es lief überhaupt nichts nach Plan. Dieser Kinder! Diese verdammten Kinder machten ihm die meisten Sorgen. Nicht nur das sie die geheimen Gänge entdeckt hatten. Sie hatten Kirchner geholfen und seinen Plan teilweise aufgedeckt. Es wurde einfach zu gefährlich. Er musste verschwinden. Sofort! Er würde noch alles zu Ende bringen und dann abhauen.

Es dauerte etwas, bis sich Niko meldete. „He, kleiner Bruder, wie geht es dir? Ich habe gehört Onkelchen ist verreist?“ „Hallo Niko. Ja, sein Assistent begleitet uns. Aber... ich habe eine Frage.“ Niko hörte gespannt zu. Flo kam nun auf Herrn Reihmann zu sprechen. Er hörte das Knurren seines Bruder. Warum willst du das den wissen?“, fragte er äußerst misstrauisch.

Flo wollte seinen Bruder nicht belügen, also schwieg er. „Das letzte Mal als ihr sowas von mir wissen wolltet wurde ich entführt und in einen Keller gesperrt.“, erinnerte Niko seinen kleinen Bruder. Dieser bedäuerte, dass es ihm Leid täte, er aber unbedingt eine Antwort brauche. Widerwillig rang sich Niko dazu durch. Flo musste fünf Minuten am Hörer bleiben.

Solange dauerte es bis der Computer Horst Reihmann finden konnte. „Also.“, meinte Niko. „Es gibt 6 Reihmanns in der Polizei. Zwei in Bregenz, einer in Tirol, zwei in Wien und einer in Kärnten.“ Flo strahlte.

Er lag also falsch. „Aber es gibt keinen Horst Reihmann bei der Polizei.“, schloss Niko den Bericht. Flo schluckte. Er hatte also doch Recht. Auch Reihmann hatte sie belogen. Fast alle Tourteilnehmer hatten falsche Personalien angegeben. Flo bedankte sich und legte dann auf.

Das Skelett im Keller
 

„Sie sind die Mörderin!“, warf Marina Fräulein Gloria vor. Diese zeigte keine Regung. Marina bewunderte sich für ihren Mut. Doch höchstwahrscheinlich war es ein Fehler die Frau direkt auf ihre Vermutung anzusprechen. Allerdings war Herr Reihmann bei ihr, was sie beruhigte. „Was sagen Sie zu den Vorwürfen?“, fragte der Polizist die junge Frau. Diese seufzte. „Es wäre ja sowieso ans Tageslicht gekommen.“ Marina und Professor Bloom erschraken. „Dann waren Sie es also!“, sprach er. Gloria schüttelte den Kopf. „Nein. In Wirklichkeit.... gehöre ich zu Detektive-Tours.“ Marina verstand kein Wort. „Ich habe an der Tour teilgenommen, um die Konkurrenz auszuspionieren. Deswegen war ich auch in Räumen, in denen ich nicht sein sollte.“ Herr Reihmann wurde nun einiges klar. „Gut, Sie dürfen wieder gehen. Sie haben nichts unrechtes getan.“ Gloria nickte und ging zurück in ihr Zimmer. Marina erzählte auch von Frau Schuster und Herr Reihmann versprach ihr sich auch darum zu kümmern.

Inzwischen war Jan wieder in den feuchten Keller zurückgekehrt. „Wenn mich Jürgen jetzt sehen könnte!“, führte Jan ein Selbstgespräch. Wieder bog er in den Gang ein, der ihm letztes Mal die Lösung auf ein Rätsel eingebracht hatte. Sein Ziel war die Stelle mit dem Blut. Er wusste nicht was er hoffte zu finden, doch er versuchte einfach sein Glück. Letztens lag er damit goldrichtig. Er leuchtete mit seiner Taschenlampe den Fleck ab. Plötzlich hob er die Augenbrauen. Irgendwas stimmte nicht. Das Blut war rot. Normalerweise wäre das ja normal, doch wenn Blut länger liegt, verfärbt es sich braun. Das hatte Jan aus dem Biologieunterricht behalten. „Sehr merkwürdig!“, murmelte er vor sich hin. Auf einmal hörte er ein Knirschen. Jan hörte genau hin und war sich sicher das Geräusch kam aus dem Gang, der zum Wintergarten führte. Geduckt schlich er in den Gang und fand auch bald sein Ziel. „Den habe ich ja überhaupt noch nie gesehen!“, staunte der Junge als er plötzlich vor einem weiteren Gang stand. Er erstreckte sich kurz vor dem Ausgang zum Wintergarten. Dann bemerkte Jan wieso. In der Wand befand sich ein versteckter Schalter. Ein kleines, gelbes Lämpchen blinkte auf. „Ok, Jan! Das könnte die entscheidende Spur sein! Jetzt keine Angst zeigen.“, redete er sich immer wieder ein. Der Gang unterschied sich wenig von den anderen. Gut, er war breiter, aber sonst... . Der Gang endete in einem geräumigen Zimmer. Es war höhlenartig und Staub rieselte von der Decke. Jan leuchtete den Raum genau ab. Er sah eine dicke Eisentür, vor die ein Riegel geschoben war. Links im Raum erkannte Jan mehrere Kisten. Er versuchte sie aufzubekommen, aber vergebens. Er sah sich weiter um, bis er es entdeckte. Jan ließ die Taschenlampe fallen und schrie so laut wie es ging. Die Angst hatte ihn gepackt. Keine Spur mehr von Mut oder Abenteuerlust. Er musste hier hinaus. Sein Fund war zu schrecklich. Neben den Kisten, in einer Ecke befand sich ein Skelett. Jan hatte die Taschenlampe fallen lassen, doch sie leuchtete immer noch auf es. Ein ekeliger, fauliger Gestank durchzog den Raum. Noch immer hingen Hautfetzen von dem fast völlig verwesten Skelett. Jan begann zu schwitzen und es gelang ihm nur schwer zu atmen. „Hast du also mein kleines Geheimnis gelüftet.“, säuselte eine Stimme hinter ihm. Ohne das Jan es bemerkt hatte, war die Eisentür aufgegangen und ein war Mann herausgetreten. Jan konnte sein Gesicht nicht erkennen, da er die Taschenlampe nicht mehr hielt. Mit einem Ruck beförderte der Mann Jan nach oben. Mit einem starken Griff brachte er den Jungen in den Raum, hinter der Tür. Er stieß ihn hinein und sperrte von außen ab. Jan hörte ihn lachend fortgehen. Er rüttelte an der Tür, doch kein Erfolg. Es dauerte etwas, bis er sich wieder beruhigte. Er sah sich in seinem Gefängnis um und bemerkte sofort die großen Fernseher. Der Detektiv stutzte. Auf den Monitoren waren die Zimmer der Teilnehmer zu sehen. Videokameras mussten alles aufzeichnen. Jan erinnerte sich wieder. Graf Eutin hatte ihnen gesagt das ihre Erfolge gefilmt wurden. Jans Peiniger, musste das zu seinem Vorteil genutzt haben und alle Schritte der Detektive beobachtet haben.

„Das hätte ich echt nicht gedacht!“, meinte Marina. „Doch, Niko hat es bestätigt. Dieser Reihmann ist kein Polizist.“ „Können wir überhaupt noch jemanden vertrauen?“, fragte Marina seufzend. Flo nickte.

„Herrn Kirchner, dessen Unschuld wir bewiesen haben und natürlich Jürgen.“ Das beruhigte Marina jedoch wenig. „Flo, wo bleibt eigentlich Jan? Ich dachte ihr seit immer zusammen?“, wollte das weibliche Mitglied der Clique wissen. Flo hob die Schultern. „Nicht immer. Manchmal ist er einfach nur nervig.“, antwortete der Junge. „Und was, wenn er in Gefahr ist?“, befürchtete Marina. Flo grinste nur. „Der doch nicht. Er ist der mutigste den ich kenne. Naja... aber leider sieht er auch nie die Gefahr. Trotzdem. Ihm geht’s sicher gut. Bestimmt ist er gerade wieder auf etwas gestoßen und kommt bald zu uns.“ Marina gab sich mit der Antwort zufrieden. Sie warf sich auf ihr Bett und ruhte sich kurz aus. Dann schoss sie wieder hoch. „Ins Arbeitszimmer!“, kommandierte sie. Flo sah sie fragend an. Als das Mädchen jedoch losstürmte, folgte ihr der Junge einfach. Dort angekommen schien Marina nach etwas zu suchen. „Suchst du was Bestimmtes?“, fragte Flo ungeduldig. Marina war gerade unter den Schreibtisch gekrochen, als sie sagte: „Ja, die falsche Pistole.“ Flo verstand nicht ganz. „Die Pistole, die du und Jan gefunden habt war echt. Die hier ist falsch. Also warum hat Herr Kowalsky eine echte Pistole dabei?“ Flo hatte darauf keine Antwort. Hinter dem Haus hatte es sich der Mann mit dem Hut zwischen einigen Tannen gemütlich gemacht. Er wusste, dass sein Opfer bald aus dem Haus kommen müsste. Das Warten fiel ihm schwer. Er hatte letzte Nacht schon nicht geschlafen. Falls es zu einem Kampf kommen sollte,

würde er den kürzeren ziehen. Plötzlich erschütterte ein lautes Gedöse die Ruhe der Nacht. Der Mann zuckte zusammen. Was war das? Geduckt rannte er ein Stückchen weiter. Ein Lastwagen! Weniger Meter vor dem Haus war tatsächlich ein Lastwagen vorgefahren. Er parkte in einigem Abstand zum Haus, sodass er nicht entdeckt werden konnte. Der Mann mit dem Hut dachte angestrengt nach. Was wollte der LKW hier? Natürlich! Jetzt wusste Giovanni, was sein Opfer vorhatte. Er wollte die Ware wegschaffen, aber das musste er verhindern. Im Moment befand er sich auf dem Hügel, oberhalb der Villa. Im Schutz der Bäume, pirschte er

sich immer näher an den LKW heran. Bald befand er sich auf gleicher Höhe und konnte den Fahrer ausmachen. Es war ein rundlicher Mann mit blonden Haaren. In der rechten Hand hielt er ein kleines Fläschchen, aus dem er immer wieder trank. Wahrscheinlich befand sich Alkohol darin.

Giovanni fasste einen tollkühnen Plan. Im Schutz der Dunkelheit schlich er zielstrebig auf den LKW zu. „Hallo!“, begrüßte er den Fahrer. Dieser reagierte sofort und stieg aus. „Ähhmmm...hallo. Sind Sie der Auftraggeber?“, fragte er mit aufrechter Haltung. „Sie sollen Kisten transportieren, stimmts?“, hakte Giovanni nach. Der Fahrer sah am Akzent, dass er Italiener war. Er sah auf einen Zettel und nickte dann.

„Gut, Kisten in Haus.“, erklärte er. Wieder nickte der Mann. Doch kaum hatte er Giovanni den Rücken zugekehrt, zog dieser eine Pistole und schlug sie über seinen Kopf. Der Fahrer sackte bewusstlos zusammen. Dann begann Giovanni ihm die Kleider auszuziehen.

„Warum willst du die den mitnehmen?“, wollte Flo von Marina wissen. Diese hatte nämlich gerade die Pistolen-Requisite eingesteckt. „Nur so. Vielleicht brauchen wir sie noch. Aber jetzt sehen wir uns mal im Musikzimmer um.“ Flo sah sie fragend an. „Was wollen wir den dort?“ Marina verrollte die Augen. „Na was schon. Herr Reihmann war zuletzt dort. Er hat uns belogen, also sehen wir uns dort mal genauer um.“, beschloss das Mädchen. So ergab es sich, dass die zwei Detektive sich wenig später im Musikzimmer umsahen. Es hatte vier verschiedene Eingänge, was besonders Flo übertrieben fand. Es befanden sich mehrere Stühle und Bänke an den Wänden. In allen Ecken gab es Schränke, in denen Flöten, Trommeln und andere Instrumente eingeordnet waren. In der Mitte des Zimmer stand ein großes Klavier. Es sah teuer und noch recht neu aus. „Ahhhh, mist!“ „Was ist den?“, fragte Marina besorgt. „Ich... ich bin ausgerutscht.“ Flo richtete sich wieder auf und betrachtete den Boden. Er war über ein Seil gestolpert. „Das kennen wir doch.“, überlegte Marina laut. Flo gab ihr Recht. Es war das Seil das Professor Bloom, welches er beim Abendessen dabei hatte. Er hatte es um ein Paket gewickelt gehabt. „Was tut das blöde Ding hier?“, verlangte Flo zu wissen. „Ich habe zwar nicht Jans Karten, wette aber, dass es zur Tour gehört.“, war Marinas Meinung. „Herr Reihmann hat es mitgeschleift.“ Jetzt fiel Flo etwas ein. „Kurz vor dem Mord haben wir doch Musik gehört! Das war bestimmt Reihmann.“ Marina begab sich zum Klavier und klappte den Flügel nach oben. „Hab ichs mir doch gedacht.“, meinte sie triumphierend und zog einen Kassettenrecorder heraus. „Die Tour verlangt, dass Professor Bloom am Klavier spielt. Herr Reihmann kann wahrscheinlich nicht spielen, deswegen der Rekorder.“ Für Flo klang das schlüssig. „Wenn er aber den Rekorder hat laufen lassen, hatte er genug Zeit für etwas anderes.

Marina schluckte. „Dann... ist es sehr gut möglich, dass Herr Reihmann der Killer ist!“, stellte das Mädchen fest. Flo gab ihr Recht. Es war möglich das Reihmann der Mörder des Grafen war, aber Beweise hatten sie keine.

„Mist. Wo ist nur Jan wenn man ihn mal braucht!“, schimpfte Flo vor sich hin. „Vielleicht... ist Jan tatsächlich in Gefahr. Vielleicht hat er mehr herausgefunden und Herr Reihmann....“, stotterte Flo. Marina wollte die Sache nicht ab tun. Es war möglich. Jan suchte manchmal die Gefahr. „Wir... wir suchen jetzt Reihmann!“, beschloss Flo. Marina glaubte sich verhört zu haben. „Spinnst du? Reihmann ist sicher gefährlich.“

Flo beharrte auf seiner Idee. „Möglich. Aber Jan ist mein bester Freund und wenn er in Gefahr ist, müssen wir ihn retten!“ Marina stimmte ihrem Detektivkollegen zögernd zu. Im Gang begegneten sie dann Frau Janneg. „Hallo Kinder, so spät noch auf? Es ist fast Mitternacht.“ „Ja, wissen wir. Haben Sie Herrn Reihmann gesehen?“, musste Flo unbedingt erfahren. „Ist er nicht in seinem Zimmer?“, fragte die Baronin. Auf diese Idee waren Flo und Marina noch gar nicht gekommen. Sie wünschten der Frau noch eine gute Nacht und liefen wieder los. Bald waren sie im Flur angekommen, in dem das Zimmer des Professors lag. Auf einmal zog Marina ihren

Freund zurück. Herr Reihmann war nämlich gerade aus seinem Zimmer getreten. „Achtung Flo! Er sieht uns sonst!“, warnte Marina. Doch zum Glück der Detektive schlug Herr Reihmann die andere Richtung ein. „Wir müssen ihm nachschleichen!“, brachte Flo seiner Freundin bei.

Diese nickte nur. Die beiden Detektive folgten dem falschen Polizisten mit sicherem Abstand. Bald stand eines fest. Er wollte das Haus verlassen. „Glaubst du er will abhauen?“, fragte Marina Flo flüsternd.

„Mit was den? Außerdem hat er seinen Koffer nicht dabei.“ Die beiden konnten gerade noch erkennen wie der Mann in die Halle trat und durch die Haustür die Villa verließ. „Ihm nach!“, forderte Flo wieder. Doch kaum waren sie aus der Villa getreten, hatten sie Reihmann auch schon verloren. Sie sahen sich genau um, konnten ihn aber nicht wiederfinden. „Er ist weg, mist!“, fluchte Flo. „Flo, sieh mal dort!“, machte Marina Flo auf den LKW aufmerksam. „Ein Lastwagen! Ob Reihmann mit ihm flüchten will?“ Marina fand das unlogisch. „Du glaubst doch nicht, dass er einen LKW als Fluchtfahrzeug benutzt, oder?“ Als Flo darüber nachdachte,

kam ihm die Idee wirklich unsinnig vor. „Wir müssen näher ran. Vielleicht befindet sich Jan im Inneren.“, flüsterte Flo. Marina gefiel dieser Vorschlag wenig, doch sie machte mit. Sie schlichen die Felsenwand entlang um nicht entdeckt zu werden. Als sie nahe genug dran waren, suchten sie hinter einem Busch Deckung. Vor dem LKW stand ein Mann. Er hatte eine Arbeitsuniform und eine Baseballmütze auf. Auf der Uniform stand ‚Streuner-Transport‘. „Er will damit sicher etwas weg- oder herbringen lassen.“, überlegte Marina. Auf einmal hörten die zwei ein lautes Pfeifen. Der Mann mit der Uniform reagierte schnell und rannte zu einer Stelle auf der Straße. Mehrere Steine waren auf die Stelle gelegt worden, um sie zu markieren. Das Zeichen sollte X bedeuten. Flo und Marina staunten, als das Stück Straße plötzlich einbrach. Der Grund dafür, war ein Geheimgang. Obwohl es Nacht war, konnten die beiden Detektive von ihrem Platz aus gut sehen. „Ein geheimer Abgang!“, flüsterte Flo. Unerwartet stieg ein Mann aus dem Abgang, der sehr gut getarnt war. „Was hat der Typ da auf?“,

fragte Flo verwirrt. „Das ist eine Schimütze!“, half ihm Marina auf die Sprünge. „Der Kerl will nicht, dass man sein Gesicht sieht!“ Das klang für Flo logisch. Was dann passierte konnte keiner der beiden im Nachhinein noch genau berichten. Der Mann mit der Uniform riss sich die Mütze vom Kopf und zog eine Pistole aus der Tasche. Der maskierte Mann konnte zuerst gar nicht reagieren. Erst als der andere im Begriff war abzufeuern, warf er sich auf den Boden. Instinktiv packte er die Beine des Angreifers und zog sie zu sich. Der Angreifer verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden. Sofort versuchte der Maskierte nach der Waffe zu greifen. Der Mann mit der Uniform wehrte sich natürlich und so entbrannte ein Kampf. Am Ende war nur noch ein Schuss zu hören. Keuchend stand der Maskierte auf. In der rechten Hand die Pistole. Der Mann mit der Uniform lag am Boden und hielt sich schmerzend die Schulter. Ein Schuss hatte sich gelöst und seine Schulter getroffen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht biss er die Zähne zusammen. Am liebsten hätte laut losgebrüllt und geheult. Der Maskierte hielt ihm nun die Waffe vors Gesicht. „Nicht Schuss! Nein!“, jammerte dieser. Dem Maskierten

machte es Spass den Mann leiden zu sehen. „Aufstehen!“, befahl er seinem Angreifer. Als dieser nicht spurtete half er selbst nach. Er trieb ihn bis zur Ladefläche des LKWs, in den er ihn schließlich einsperrte. Die Aktion schien den Mann mitgenommen zu haben. Erschöpft riss er sich die Maske vom Gesicht und atmete frische Luft ein. Flo und Marina stockte der Atem, als sie sahen wer sich hinter der Maske verbarg.
 

Eine Leiche geht spazieren
 

„Aber... das ist gar nicht möglich!“, stotterte Flo fast lautlos.

Auch Marina konnte nicht glauben in welches Gesicht sie gerade starrte. „Ein Zombie!“, war der erste Gedanke der ihr kam. Oder vielleicht ein Geist? Graf Eutin ließ die Maske auf den Boden fallen und kehrte schnaufend in den Geheimgang zurück. Marina tippte Flo auf die Schulter. „Wir... wir müssen ihm nach!“, erklärte sie. Doch Flo reagierte nicht. „Ich...habe Angst!“, brachte er noch heraus. „Ich auch!“, erwiderte seine Freundin.

„Aber... wir müssen das hier zu Ende bringen. Wir gehen Herrn Kowalsky nach und schauen was er macht. Wenn er wirklich etwas mit Jans Verschwinden zu tun hat, helfen wir unserem Freund und fliehen dann. Danach können wir sofort die Polizei rufen!“, schlug Marina vor. Flo zierte sich. „Aber er hat eine Waffe und er wird auch von ihr Gebrauch machen.“, versuchte er seiner Freundin klar zu machen. Das wusste Marina, doch dann war auch Jan in Gefahr. Es kostete sie einige Überredungskünste um Flo endlich zum Mitgehen zu bewirken.

Jan wusste nicht wie lange er schon in diesem Raum, mit den vielen Monitoren eingesperrt war. Er konnte sich nur die Zeit vertreiben, indem er auf die Bildschirme starrte. Momentan waren lediglich drei Kameras online. Auf der ersten erkannte er seines und Flos Zimmer. Auf den anderen erkannte er Marinas Zimmer und noch eines. Er konnte erst in Erfahrung bringen wem das Zimmer gehörte, als der Besitzer eintrat. Es gehörte Herrn Reihmann. Jan hatte keine Ahnung, warum jemand den Polizisten überwachen wollte. Hatte er vielleicht etwas herausgefunden? Vor wenigen Minuten jedenfalls war er ins Zimmer gestürmt. Er kroch unter sein Bett und holte eine Mappe hervor. Er klappte sie auf und viele Unterlagen flogen auf den Boden. Gestresst sammelte er sie wieder ein und durchsuchte sie. Er schien etwas gefunden zu haben, da er plötzlich grinste, als hätte er Lachgas eingeatmet. Sofort verließ er sein Zimmer. Jan konnte nicht sehen was sein nächstes Ziel war. Dafür bekam er eine andere Überraschung zu sehen. Kurze Zeit später betrat eine Frau das Zimmer der Jungen. Erst bei genauerem Hinsehen, bemerkte Jan, dass es sich um Frau Weiss alias Frau Schuster handelte. Was nun folgte, ließ Jan vor Wut kochen. Empört sah er zu wie Frau Schuster begann das Zimmer von ihm und Flo zu durchsuchen. Sie ließ nichts aus. Sie kroch unters Bett, öffnete jeden Schrank und jeden Koffer der Jungen. Jan hasste es nichts tun zu können. Jetzt durchsuchte die Frau Jans Rucksack und leerte den gesamten Inhalt.

„Diese miese...“, schnaubte Jan. Dann fand sie schließlich die blutige Nachricht. Sie begutachtete sie genau, konnte aber nichts damit anfangen, worauf sie sie wieder zurücksteckte. Dann suchte sie weiter.

Doch was suchte sie? Sie suchte sogar an manchen Stellen zweimal, bis sie das Zimmer wieder verließ. Dafür trat sie keine Minute später in Marinas Zimmer ein. Ungläubig musste der Junge mitansehen, wie Frau Schuster auch jeden Fleck im Zimmer des Mädchens durchsuchte. Was hoffte sie zu finden? Es dauerte zehn Minuten bis sie fertig war. Fluchend stapfte sie wieder aus dem Zimmer. Auch sie verschwand aus Jans Blickfeld.

Aber warum suchte sie etwas in den Räumen der Detektive? Hatten sie etwas, was die Frau wollte? Jan überlegte, kam jedoch zu keinem Ergebnis. Er erinnerte sich an den Vorfall in der Bibliothek zurück und an Marinas Beobachtungen. Die Frau hatte etwas gesucht und zwar in dem Buch ‚Schneeweiss‘. Sie schien es jedoch nicht gefunden zu haben. Glaubte die Frau etwa, die drei Detektive hätten den Inhalt des Buches mitgenommen? Vielleicht dachte, sie Flo, Jan und Marinas wären ebenfalls dahinter her. Möglicherweise hatte sie sogar Marinas bemerkt, als diese die Frau beschattete. Jan konnte sich aber beim Besten Willen nicht vorstellen, hinter was Frau Schuster her war. Plötzlich hörte er Geräusche. Sie kamen von außen. Aus dem Raum mit den Kisten. Zwei Stimmen waren zu hören. Eine männliche und eine weibliche. Die männliche erkannte Jan sofort. Sie gehörte dem Mann, der ihn eingesperrt hatte. Bei der weiblichen musste er einige Zeit überlegen. Dann war er sich sicher. Sie war es!„Komm, ich helfe dir!“, bot Flo seiner Freundin an. Die beiden hatten es gewagt in den geheimen Gang einzudringen. Ihre Ohren hatten sie gespitzt. Sollte der Graf wieder zurückkommen, mussten sie so schnell fliehen, wie nur möglich. „Es ist zu dunkel.“, berichtete Flo.

„Keine Ausreden!“, sagte Marina streng. Doch als sie nichts als schwarz sah, bekam sie doch ein bisschen Angst. Doch ein wenig ängstlich griff sie nach Flos Hand. Dessen Herz fing sofort an wild zu pochen. „Am besten wir bleiben zusammen.“, war Marinas Vorschlag. „Ähh.... ja wi.. wir..“ Als Flo bemerkte, dass er keinen anständigen Satz herausbekam, nickte er einfach. „Wenn wir wenigstens eine Taschenlampe hätten!“, beschwerte sich Flo. „Einfach weiter gehen! Bis wir irgendwo ankommen.“, riet Marina. Der Gang kam Flo bekannt vor. Er war gleich angelegt, wie die Gänge, die zur Tour gehörten. Vielleicht war dieser Gang sogar eine Verbindung zu den anderen. „Eine Sackgasse.“, meinte Marina bedrückt. Tatsächlich waren die zwei Detektive am Ende des Ganges angekommen. „Wie? Das verstehe ich nicht. Herr Kowalsky ist doch auch hier entlang gegangen.“, versicherte Flo. „Das könnte eine Art Tür sein.“, meinte das Mädchen und tastete die Wand ab, die vor ihnen lag. Erst jetzt bemerkten die zwei, dass ihnen eine Holzwand den Weg versperrte. „Wenn das eine Tür ist, dann hat sie keine Klinke.“, entgegnete Flo. „Schieben!“, befahl Marina. Flo wusste noch was das helfen sollte, doch er hob mit an. Zu seiner Überraschung ließ sich die Holztür bewegen. Die beiden schafften es sie einige Zentimeter nach innen zu drücken. „Ein Raum!“, rief Flo aufgeregt. Flo zwängte sich sofort durch den dünnen Spalt. Dann versuchte Marina ihr Glück, die es jedoch schwer hatte. „Mist, ich sollte wohl mal lieber abnehmen.“, schimpfte sie. „Achwas. Das brauchst du wirklich nicht.“, meinte Flo verlegen. Plötzlich bemerkte er etwas neben seinem Fuß. „Cool, eine Taschenlampe.“, freute er sich und hob sie auf. Er erschrak, als er erkannte, dass sie Jan gehörte. „Jan... muss hier gewesen sein.“ „Leuchte mal alles ab!“, schlug Marina vor. Das tat Flo auch. Im Nachhinein, hasste er sich dafür, das er es getan hatte. Mit einem schrillen Schrei brach Flo in Panik aus. Marina wollte ihm helfen und fragen was mit ihm los sei, als sie es ebenfalls bemerkte.

„Geht es dir besser?“, fragte Marina ihren Freund nun. Dieser richtete sich wieder auf. „Ja... es... es geht schon wieder. Es war nur der Schock.“ „Kannst du laut sagen, man sieht ja nicht täglich ein Skelett.“, erwiderte Marina. „Meine Kehle fühlt sich an wie die Sahara-Wüste.“, meinte Flo schwach. „Sollen wir wieder verschwinden?“, fragte Marina vorsichtig. Flo schüttelte den Kopf. „Nein, Jan ist hier in der Nähe, wir müssen

ihn finden.“, behaarte er. Marina nickte. „Also gut! Suchen wir deinen besten Freund.“ Obwohl es den beiden grauste, gingen sie näher an das Skelett heran. „Ob das Graf Eutin ist?“, fragte Flo nachdenklich. Er erhielt nur einen scharfen Blick. „Das Skelett ist mindestens schon ein Jahr alt. Wahrscheinlich noch älter. Außerdem haben wir Herrn Kowalsky gerade gesehen. Glaubst du er ist als Geist wieder gekommen?“

Flo vergass seinen Verdacht sofort wieder. Er nahm die Taschenlampe und leuchtete weiter. Nun war ihm klar, was den beiden den Weg versperrt hatte. Große, schwere Holzkisten. Es waren mindestens zwei Dutzend, wie sich vor dem geheimen Ausgang befanden. „Was da wohl drin ist?“, fragte er sich. Marina versuchte eine der Kisten aufzumachen, doch vergebens. Dann offenbarte der Lichtstrahl der Taschenlampe die Eisentür, mit dem Riegel davor. Leise Geräusche waren von drinnen zu hören.

Jan konnte sich irren, aber er hoffte dass dies nicht der Fall war. Leise, sehr leise vernahm er die Stimmen seiner Freunde. Hatten sie ihn endlich gefunden? Dann waren sie auch auf das Skelett gestoßen. Mit beiden Fäusten trommelte er fest gegen die dicke Eisentür. Er war sich nicht sicher, ob man ihn draußen hören konnte. Er betete, dass es so war. Dann hörte er ein extrem leises Knirschen. Der Riegel! Jan konnte sich nicht täuschen. Jemand war dabei den Riegel wegzuschieben. Unter lautem Gedöse fuhr die Eisentür nach außen. Jan wankte sofort nach hinaus und blickte in die lächelnden Gesichter von Flo und Marina.

„Und ihr sagt, Herr Kowalsky lebt?“, fragte Jan ungläubig. Flo und Marina bestätigten es. „Aber.... er war doch tot! Baronin von Porz und Professor Bloom haben es doch bestätigt. Sie ist Ärztin und er Polizist! Sie können nur Recht haben.“ In Sachen Polizist konnte Flo auch einiges berichten. „Wir sollten jetzt von hier verschwinden!“, riet Marina den Jungen. Jan wehrte sich. „Noch nicht. Dieser LKW will etwas von

hier fortbringen und ich wette es sind die Kisten.“ Flo und Marina stimmten ihm zu. „Die kriegen wir aber nicht auf.“, erklärte Marina. Für Jan schien das kein Problem zu sein. Er torkelte zurück in den Kontrollraum und kam mit einem Brecheisen zurück. „Solche Dinger gibt’s jede Menge, dort drin.“, erzählte er. „Dann mal ans Werk!“, meinte Jan voller Tatendrang. Er wusste das sich das Geheimnis lüftete, wenn er die Kisten öffnete. Allerdings war es wie mit der Büchse der Pandora. Jan wusste das sich auch etwas gefährliches darin befinden konnte. Trotzdem war seine Neugier zu groß und gemeinsam mit Flo stemmte er die erste Kiste auf. Staub stieg en beiden in die Nasen. „Und? Was ist drinnen?“, fragte Flo sofort. Jan konnte es ihm nicht sagen. „Gib mir die Taschenlampe.“, bat er ihn. Flo überreichte sie ihm und Jan kundschaftete den Inhalt. Er stieß einen langen

Pfiff aus. „Leute, das müsst ihr euch reinziehen.“, rief er seinen Freunden verblüfft zu. Diese kamen näher und Jan präsentierte mit beiden Armen schwenkend den Inhalt. Flo und Marina waren so nah, dass sie in die Kiste sehen konnten. Beide hoben sofort die Augenbrauen. „Ist das, dass was ich denke?“, fragte Marina Jan. Dieser nickte nur. „Pistolen! Das müssen mindestens 100 sein!“, sprach völlig überrascht. „20 um genau zu sein.“, verbesserte Jan. Diese Zahl stand nämlich auf der Seite der Kiste. „Also das sind bestimmt keine Requisiten.“, war sich Marina sicher. „In den anderen Kisten müssen dann wohl auch Pistolen sein.“, kombinierte Flo. „Sehen wir einfach mal nach!“, schlug Jan vor. Schon hatte Jan wieder das Brecheisen gepackt und machte sich über die nächste Kiste her. Darauf war die Zahl 5 zu lesen. „Auch Pistolen?“, wollten seine Freunde sofort wissen. „Fast.“, war Jans knappe Antwort. „Hier sind Gewehre enthalten.“, erzählte er. Die Freunde öffneten noch eine weitere Kiste, in der sie besonders spitze Messer vorfanden. Dann geschah etwas, mit dem keiner der jungen Detektive gerechnet hatte. Ein Schuss dröhnte durch den Raum, der sich tief unter der Villa befand. „War das einer von euch?“, fragte Jan seine Kumpels vorwurfsvoll. Er hatte gedacht, einer seine Freunde hätte mit den Pistolen herumgespielt. Das war nicht der Fall. Starr blickten Flo und Marina in den Gang, aus dem schon Jan in den Raum gefunden hatte. Jetzt verschlug es auch Jan die Sprache. Flo und Marina hatten ihm zwar bereits davon berichtet, doch nun sah er ihn mit eigenen Augen. Vor den dreien war Herr Kowalsky aufgetaucht. Er funkelte die Detektive böse an und hielt mit festem Griff seine Pistole. „Sie... Sie sind doch tot!“,

brachte Jan gerade noch heraus. Der tote Graf gab dem Jungen keine Antwort. „Ihr nehmt das Detektivpielen ein wenig zu ernst, befürchte ich.“, knurrte er nun. „In diesem Fall muss ich euch wohl oder übel beseitigen.“ Nun bekamen es die Detektive wirklich mit der Angst zu tun.

Besonders Jan, der immer auf Cool tat, ängstigte sich. Er überlegte fieberhaft wie er und seine Freunde aus dieser Situation wieder herauskommen konnten, doch ihm fiel nicht ein. Bis jetzt war nur Flo aufgefallen, dass sich noch eine weitere Person im Raum befand. Diese versteckte sich im Gang, hinter Herrn Kowalsky. Sie schien das Geschehen zu beobachten. Nun trat sie jedoch aus dem Schatten und begab sich in das Blickfeld

aller. „Sie?“, fragte Marina verwundert. Mit ihr hatte das Mädchen nicht gerechnet. Neben dem Grafen war Baronin von Porz, oder besser Frau Janneg aufgetaucht. „Ich habe dir schon immer gesagt, das Versteck ist nicht sicher. Zum Zweiten mal hat es jemand gefunden.“, versuchte Frau Janneg den Grafen zu belehren. „Schnauze!“, fuhr sie dieser nur an. Er schien sehr nervös zu ein, was die Sache nur noch erschwerte. „Wir... wir werden die Kinder erledigen und ihre Leichen hier verstauen. Genau wie den Typen vor ihnen.“, begann er. Die drei Detektive schluckten. Alle drei wussten, dass damit nur das Skelett gemeint sein konnte. Es war also schon jemand Herrn Kowalsky auf die Spur gekommen. Dieser jemand hatte mit dem Leben bezahlen müssen. Und jetzt waren sie an der Reihe. „Nein,warten Sie! Wir verraten bestimmt nichts!“, flehte Flo sie an. Herr Kowalsky und Frau Janneg wollten davon nichts hören. „Wenn wir die Gören beseitigt haben, müssen wir die Kisten rausschafen, verstanden?“, fuhr er seine Freundin an. Missmutig nickte diese. Nun richtete der Mann,

der eigentlich tot sein sollte die Waffe genau auf Flo. Dieser schloss die Augen und erwartete schon das Schlimmste. Er wartete darauf einen Schuss zu hören und ungeheure Schmerzen zu verspüren. Er erwartete eine Kugel in seinem Inneren zu spüren und zu bluten. Und er erwartete zu sterben.

Doch nichts geschah. Dafür hörte er nur ein lautes, wütendes „Mist“. „Es sind keine Patronen mehr drin. Giovanni, dieser Idiot hätte ruhig mal nachladen können!“, fluchte Graf Eutin. Für die Kinder waren diese Worte ein Segen. Sie hatten nämlich eine Möglichkeit zur Flucht. „Weg! Schnell weg!“, brüllte Jan aus Leibeskräften. Flo war zu geschockt um sich zu rühren. Und Marina grinste nur. Jan sah das Mädchen ungläubig an. War sie verrückt geworden? Etwa durch den Schock? Oder warum zeigte sie solchen Mut? Dann geschah etwas, was Jan nicht von Marina erwartet hätte. Wie aus dem Nichts zog diese eine Pistole hervor und richtete sie auf die Ganoven. „Wenn Sie sich bewegen, schieße ich!“, drohte das Mädchen. Damit hatten die Gangster nicht gerechnet. „Wo... wo hast du die her?“, fragte Frau Janneg verschreckt. „Aus der Kiste genommen, bewegen Sie sich nicht.“ „Du schieß nicht , Kleine!“, gaffte der Graf sie an. Marina richtete die Waffe genau auf ihn. „Sie wollten uns doch auch töten, also dürfen wir uns doch wehren!“ argumentierte sie. Während Jan noch immer überlegte, ob Marina die Wahrheit sagte, wusste Flo bereits woher die Waffe stammte. Was seine Freundin da machte war gefährlich. Marina hatte noch immer die Requisite eingesteckt, die sie aus dem Arbeitszimmer mitgenommen hatte. Wenn die Gauner allerdings bemerkten, dass das Teil nicht echt war, war es aus mit ihnen. Herr Kowalsky machte einige Schritte auf Marina zu und es trat das ein, was Flo so befürchtet

hatte. Graf Eutin begann schallend zu lachen. „Wenn die Pistole aus der Kiste sein soll, wieso hat sie dann nicht mein Symbol?“ Marinas Herz setzte kurz aus. Der Schreck saß ihr in den Gliedern. Herr Kowalsky hatte seine Waffen markiert und erkannt, dass es sich um das Requisit handelte. Es war aus. Auch Jan hatte nun bemerkt, dass Marina nur blöffte. Er wollte zu seinem ursprünglichen Plan zurückkehren, doch der

Graf war schneller. Er preschte auf die Kiste mit den Pistolen zu. Er war festentschlossen sich Ersatz zu besorgen. Flo sah schon die nächste Katastrophe, doch es kam ganz anders. Ein erneuter Schuss halte durch den Raum. Graf Eutin ging sofort in Deckung. Auch Frau Janneg sah sich suchend um. Jan bemerkte als erstes den Arm, der sich durch den Spalt schob, welcher nach draußen führte. Der Arm hielt eine Pistole in der Hand und eine Gestalt schob sich mit zusammengebissenen Zähnen hindurch. Die Detektive dachten schon, es wäre ihr Rettung, doch dann sahen sie Herrn Reihmann ins Gesicht. Dieser blickte sich schnell im Raum um und entdeckte zuerst die Kinder und dann Frau Janneg. Gerade noch rechtzeitig erblickte er auch Herrn Kowalsky, der schon in die Kiste greifen wollte. „Sie und Sie! Stellen Sie sich zusammen. Ich will Sie beide sehen.“, befahl er mit entschlossener Stimme. Graf Eutin und Frau Janneg blieb nichts anderes übrig als zu folgen. Widerwillig stellten sie sich zusammen. Herr Reihmann befahl ihnen die Tür zu den Gängen zu verschließen und sich dann zu setzen. Nachdem diese Arbeit erletigt war, widmete sich der Professor den jungen Detektiven. Skeptisch blickten ihm diese in die Augen. „Es wird alles wieder gut. Die Polizei ist informiert und wird bald eintreffen. Ihr seit in Sicherheit.“ Die Kinder glaubten ihm kein Wort. „Sie... Sie sind kein Polizist! Sie haben uns belogen!“, stieß Flo heraus. Herr Reihmann fühlte sich ertappt. „Ich habe euch angeschwindelt, stimmt. Ich bin kein Polizist und mein Name ist auch nicht Reihmann. In Wirklichkeit heiße ich Thomas Gustaphs und bin Privatermittler. Ich habe mich als Polizist ausgegeben um Herrn Kowalskys Reaktion zu erproben.“, lieferte er eine Erklärung. Die Detektive wussten immer noch nicht, ob sie diese Version glauben konnten. Erst als sie die

Polizeisirenen hörten, vertrauten sie Herrn Gustaphs.

Mafiamethoden
 

Eine Woche später saßen alle gemeinsam in der Detektei von Herrn Gustaphs. Dieser hatte sie nämlich eingeladen, da er dachte die drei Detektive würden sich über die neuesten Erkenntnisse im Fall „Cluedo“ freuen. Die Polizei hatte Herrn Kowalsky und Frau Janneg verhaftet und die drei Detektive und die anderen Teilnehmer wurden ins

Dorf zurückgebracht. Jürgen hielt ihnen wieder eine seitenlange Strafpredigt, die sich die drei aber gerne anhörten. Im Vergleich zu dem anderen Ärger, den sie gehabt hatten, war das ein Witz. Aber Jürgen gab nicht nur eine Strafpredigt, er bekam auch eine. Flos Onkel Jakob war wieder von seiner Reise zurück und machte seinem Assistenten schwere Vorwürfe. Er hätte die Kinder niemals auf diese gefährliche Tour mitnehmen dürfen. Jürgen argumentierte so, dass er Herrn Kowalsky schon länger gekannt habe und ihm vertraute. Umso überraschter und bedrückter war er, als er von Herrn Gustaphs erfahren hat, dass sein Freund ein Waffenlieferand war. Es war Freitag als Herr Gustaph angerufen hatte. Jakob und Jürgen wollten zuerst nichts davon hören, aber Flo, Jan und Marina flehten sie solange an, bis sie sich einverstanden erklärten. Herrn Gustaphs Detektei lag in Klagenfurt. Auch Marinas Eltern hatten ihre Tochter stürmisch umarmt, als sie von ihrem Abenteuer erfahren haben. Onkel Jakob und Jürgen mussten sich etwas von ihnen anhören. Die drei Detektive, Jakob und Jürgen waren gerade in die Detektei eingetreten, da begrüßte sie Herr Gustaphs schon. „Hallo, Kinder! Herr Winter, Herr Krause guten Tag. Wir können sofort in mein Büro gehen.“, bot er an und zeigte auf ein Zimmer mit Glastür. Das ließen sich Flo und seine Freunde nicht zweimal sagen. Sie waren gespannt, was ihnen Herr Gustaphs zu sagen hatte. Dieser winkte seiner Sekretärin, welche sofort etwas zu trinken brachte. Für Marina stand ein Glas Milch auf dem Tablett. „Sie haben ein gutes Erinnerungsvermögen.“, lobte das Mädchen. Herr Gustaphs lächelte. „Das muss ein Detektiv ja haben.“ Jakob und Jürgen fanden das weniger komisch. Sie machten auch dem Detektiv Vorwürfe. Dieser meinte nur, dass er die Kinder jedenfalls gerettet habe. „Glaubt mir. Nicht nur für euch war das ein aufregender Fall. Aber eigentlich könnt ihr euch richtig was darauf einbilden. Immerhin habt ihr mitgeholfen einen Waffenlieferanden für die Mafia zu stellen.“ Jan spitzte seine Ohren. Das mit der Mafia war neu. „Ich glaube Herr Gustaphs meint den

Mann mit dem großen Hut, den ich im Dorf gesehen habe.“, half Flo weiter. Der Privatdetektiv nickte. „Sein Name ist Giovanni Magoni und er arbeitet für die Mafia, korrekt. Herr Kowalsky hat seine Cluedo-Tour als Tarnung benutzt. Niemand würde auf die Idee kommen, dass er Waffen an die Mafia verkaufe.“„Eines verstehe ich nicht.“, begann Marina. „Wenn er für die Mafia arbeitet, wieso wollte dieser Giovanni ihn dann aus dem Weg räumen?“ Auch das konnte Herr Gustaphs beantworten. „Weil er aufhören wollte. Und das hat man bei der Mafia nicht gern gesehen. Giovanni hat das von James erfahren. James war sozusagen ein Doppelagent.

Er hat zuerst nur für Kowalsky gearbeitet und dann für Giovanni. Er lieferte ihm immer wieder Informationen über seinen Chef. Als Kowalsky jedoch aufhören wollte, bekam Giovanni den Befehl ihn aus dem Weg zu räumen und alle Beweise ebenfalls. Giovanni hat angegeben James laufen gelassen zu haben. Wir fahnden momentan nach ihm.“ Die drei Detektive hörten weiter zu. Sie konnten es immer noch nicht glauben, was sie getan hatten. Herr Gustaphs trank aus seinem Glas und erzählte weiter. „Kowalsky hatte eine Zentrale im Labyrinth der Gänge.“ „Dort hat er mich eingesperrt!“, unterbrach Jan. Herr Gustaphs nickte. „Ja, im ganzen Haus befinden sich Kameras, die alles aufzeichnen. Die anderen Gäste waren nicht interessant, aber euch und mich hat Kowalsky im Auge behalten. Nach seinem arrangierten Tod wollte Kowalsky mit den Kisten abhauen. Doch Giovanni hat sich als LKW-Fahrer verkleidet und ihn angegriffen. Kowalsky konnte ihn jedoch überwältigen. Als die Polizei ihn im Lastwagen fand, wurde er sofort ins Haftkrankenhaus gebracht.“ „Wir hätten nie gedacht, dass Herr Kowalsky gar nicht wirklich tot ist.“, meinte Flo. Marina gab ihm Recht. „Ja, ohne seine Freundin, Frau Janneg wäre es sicher schiefgegangen. Sie hat sich als Ärztin ausgegeben und ihn für Tod erklärt.“ „Eure Ausführungen stimmen. Abschließend zu der Cluedo-Tour kann man also sagen: Es war Baronin von Porz mit dem Ketchup im Salon.“ Die Kinder glaubten sich verhört zu haben. „Herr Kowalsky hat sich selbst betäubt und Frau Janegg hat mit Ketchup eine künstliche Wunde präpariert. Ich habe mir gedacht, dass er gar nicht to sein könnte, spielte aber mit. Der fingierte Mord der beiden passte genau zu der Aufgabe der Baronin. Auch Kowalsky hat den Umstand, dass er mit einer Pistole feuern soll ausgenutzt. Er hat eine echte benutzt und Giovanni ein Zeichen gegeben, dass der fingierte Mord losging. Sonst erzeugte er den Schuss immer mit einem Rekorder. Dann haben die beiden Herrn Kirchner als Mörder darstellen wollen. Das habt ihr zum Glück verhindert. Die echte Pistole hat Kowalsky dann im Arbeitszimmer verloren. Frau Janneg war es übrigens auch, die euch die schaurige Nachricht überbracht hat.“ Wie sind Sie eigentlich an den Fall mit den Waffen gekommen?“, wollte Jan wissen. Herr Gustaphs begann zu lachen. „Eigentlich habe ich einen ganz anderen Fall untersucht.“ Die drei Detektive blickten ihn gespannt an. „Ich habe für die Familie Berger gearbeitet. Dessen Sohn ist vor mehr als einem Jahr verschwunden. Als letztes nahm er an der Cluedo-Tour teil. Herr und Frau Berger haben mich beauftragt mehr herauszufinden, da die Polizei ihnen nicht helfen konnte.“ „Ich wette das Skelett ihm Keller ist der Sohn der Bergers!“, schoss Flo heraus. Herr Gustaphs nickte. „Diese Wette gewinnst du. Daniel Berger war damals als Oberst von Gatow unterwegs. Außerdem war er der Mörder der Tour. Durch Zufall stand die Tür zum Gang zu den Waffen offen. Berger fand das Geheimnis von Kowalsky heraus und musste dafür bezahlen.“ „Fast.... wäre es uns auch so ergangen.“, schluckte Marina.

„Ich habe mich zur Tour angemeldet und gesagt ich sei Polizist. Damit wollte ich Kowalskys Reaktion testen. Vor einem Monat ging bei ihm nämlich ein Erpresserschreiben ein. Jemand schrieb offen, dass er von der Leiche wusste und 200.000 Euro wollte, damit er es nicht verrät.“ „Die Erpresserin war Frau Weiss bzw. Frau Schuster!“, warf Jan ein. Herr Gustaphs stimmte ihm zu. Das habe ich auch gedacht, als du, Marina, mir von eurem Erlebnis erzählt habt. Im Erpresserschreiben stand eine Email-adresse, an die Kowalsky schreiben sollte. Er sollte die 200.000 Euro im Buch ‚Schneeweiss‘ verstauen. Vor einem Monat war ein gewisser Jerry Brock bei der Tour dabei. Auch er fand den Weg zu den Kisten. Er kam jedoch nicht auf die Idee sie zu öffnen. Er hatte zuviel Angst wegen dem Skelett. Aber er wusste nun, dass Kowalsky ein Geheimnis hatte. Da er nicht nochmal teilnehmen konnte, ohne entlarvt zu werden, beauftragte er Frau Schuster das Geld zu holen. Diese suchte in der Bibliothek nach dem Buch, fand es aber nicht. Sie glaubte sogar ihr hättet das Geld vielleicht geholt. Dafür hat sie euer Zimmer durchsucht. Doch alles was sie fand war die Warnung der Baronin. Sie wollte unbedingt an das Geld. Doch Kowalsky arrangierte seinen Tod und selbst wenn Brock und Schuster etwas verraten hätten, es wäre nun egal gewesen. Für alle war Graf Eutin tot.“, schloss der Privatdetektiv seinen Bericht. Die Gläser der

jungen Detektive waren fast noch voll, so aufmerksam waren sie dem Bericht gefolgt. Onkel Jakob seufzte. „Das ihr mir aber nie wieder in so etwas hineinschlittert!“, verlangte er von seinen Schützlingen.

Diese versprachen es, natürlich wie so oft mit gekreuzten Fingern. „Aber ich habe bereits eine Idee, wie ihr wieder auf andere Gedanken kommt! “, verkündete Flos Onkel. „Kennt ihr den Nationalpark?“, fragte er die Kinder. Die drei schüttelten die Köpfe. „Dort gibt es Hirsche, Rehe, Wildschweine usw. Aber vorallem werdet ihr dort nicht wieder in ein solch gefährliches Abenteuer gezogen!“, erzählte Onkel Jakob.

Da waren sich Flo, Jan und Marina jedoch nicht sicher. Bis jetzt hatten die Abenteuer sie gesucht.



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