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Intrigo e amore

And it's with you that I want to stay forevermore
von
Koautor:  Coventina

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Ostern in Cambridge - Konsequenzen

Amadeo lugte aus einem Zimmer weiter hinten am Gang hervor und Alessio winkte ihn heran, einen Entschluss fassend, den er vielleicht bereuen würde - doch er hatte sich bereits sinnlos zu weit aus dem Fenster gelehnt. Alessios Zorn funkelte deutlich in seinen Augen und auch so etwas wie - Enttäuschung? Doch gerade galt es nur schnell zu handeln. Er hatte einen Entschluss gefasst und bevor er darin wankte, musste er ihn ausgeführt haben. Amadeos Gesicht zeigte Zweifel, er konnte bereits in Alessandros Augen lesen, was dieser plante. "Er ist doch nur ein dummer Junge. Wenn wir ihn laufen lassen, wird er sich woanders niederlassen. Ich denke nicht, dass er-" Doch Alessios Handbewegung unterbrach ihn. "Ich habe mich auf ihn eingelassen, denkst du nicht, er wird es ihnen sagen? Und er wird für Geld nicht schweigen. Er ist nicht dumm, er würde mich finden und vielleicht erpressen, wer weiß? Ich kann es nicht darauf ankommen lassen. Kannst du es tun? Wenn nicht, werde ich es selbst tun." Amadeo zog die Augenbrauen nach oben. "Ich bekomme ihn ja nicht einmal auf ein Pferd, um ihn von diesem Grundstück zu bekommen.." "Von diesem Grundstück wird er mit dem Leichenwagen gerollt." Amadeos Gesicht hellte sich etwas auf. "Der Tee am Morgen?" Alessio nickte knapp. "Ich muss zurück in die Stadt, ich muss dringend mit dem König sprechen. In dieser Angelegenheit muss noch in dieser Nacht entschieden werden, bevor sich dieses Pack in alle Winde zerstreut." Amadeo schien mit sich zu hadern, doch dann traf auch er eine Entscheidung. Der 'Diener' kannte die Brüder schon von klein auf, sie waren alle gemeinsam aufgewachsen. Und auch wenn sich irgendwann daraus in der Öffentlichkeit ein Herr/Diener Bild ergeben hatte, so war Amadeo niemals gezwungen worden zu tun, was einer der beiden Brüder forderte. Wenn sie nicht in der Öffentlichkeit standen, so waren sie sich ziemlich ebenbürtig und so war es auch hier. Es war Amadeos eigene Entscheidung, ob er Alessio helfen wollte oder es sein ließ. Aber welchen Unterschied machte es? Amadeo hatte einfach andere Qualitäten als Nico, der strotzend vor Selbstbewusstsein Männer anführen konnte, und er war bei Weitem nicht so "gläubig" wie Alessio, oder gut genug darin, es zu heucheln. Amadeo hatte seine ganz eigenen verborgenen Talente, die besser im Verborgenen blieben. Vielleicht stand dahinter sogar eine perfide Leidenschaft, er wusste es manchmal selbst nicht. Doch mit Nico und Alessio konnte er dieses Leben leben und er war verdammt glücklich darüber, so sehr freie Hand zu haben und das Leben genießen zu können, wie es anderen kaum vergönnt war. "Wenn du zurückkommst, wird er nicht mehr am Leben sein." In den Augen des Kardinals sah Amadeo, wie sich zumindest zu einem Teil Erleichterung breit machte. "Gut.. dann kümmere ich mich besser darum, dass uns auch von anderer Seite keiner gegen den Karren fahren wird."
 

Damit trennten sie sich und Amadeo traf Vorbereitungen für den nächsten Morgen.

Alessio hingegen hetzte hinunter in den Stall. Es war ruhig geworden und ihre Pferde standen inzwischen zufrieden und dösend in ihren Boxen. Auch die Stallburschen waren mehr im Halbschlaf als wach und Alessio brauchte sie nicht, um sich ein Pferd zu Satteln. Als endlich einer der Jungen aufschreckt,e war Alessio bereits dabei aufzusteigen. "Mylord", keuchte der Junge, der bemerkte, dass er verschlafen hatte, doch Alessio winkte ab. "Sieh noch einmal nach den Pferden, die wir vorhin genommen haben, dann kannst du weiterschlafen." Immerhin geschah gerade nichts Schlimmes und Alessandro Sforza hatte andere Sorgen, als einen schlafenden Stallburschen.

Selbst der Palast lag in tiefer Ruhe, als Alessio einige Zeit später auf den Hof ritt. Das Klappern der Hufe auf dem Pflaster war unnatürlich laut, doch es weckte wenigstens den Stallknecht und brachte die Nachtbelegschaft auf den Plan. "Weckt sofort seine Majestät, sagt ihm es ist wichtig und es geht um Leben und Tod."

Alessio wusste, dass er etwas übertrieb, doch Übertreiben war an dieser Stelle die beste Lösung. Als Henry wenig später wütend - weil er geweckt worden war - oder man ihn aus dem Bett einer Dame geholt hatte - im Audienzsaal auftauchte in dem Alessio wartete, musste Alessio sehr genau wissen, was er ihm sagte.

Und Alessio wusste, was er zu sagen hatte. Er versuchte erst gar nicht Henry klar zu machen, dass es hier ein paar Rebellen gab, die ihm Streiche spielen wollten, nein. Er ging direkt auf Anne ein. Anne war Henrys wunder Punkt und Anne würde es sein, die Henry dazu veranlassen würde, mit der Härte durchzugreifen, die Alessio brauchte, um sich selbst sauber aus dieser Sache heraus zu bekommen. Und während Henry erst noch misstrauisch gewesen war - als es um seine geliebte Anne ging, war er sofort Feuer und Flamme diesem Treiben ein Ende zu bereiten.

Aus Alessios wenigen Informationen ließ sich eine ganze Menge mehr herausholen. Henry ließ die gesamte Belegschaft des Hauses antreten, jeden noch so kleinen Bediensteten. Er hielt eine erstaunlich flammende Rede, wie er sie oft halten konnte, wenn er von einer Sache nur allzu überzeugt war - und nach nicht einmal zehn Minuten trat ein weinendes junges Mädchen aus den Reihen vor. Ihr Körper wurde von heftigen Krämpfen geschüttelt, die Alessio als Verzweiflung nur zu gut erkannte. Sie berichtete zwischen hektischen Schluchzern davon, dass ein Mann öfter bei ihr gewesen war, der ihr versprochen hatte, ihren Bruder, der wegen Raubes im Gefängnis saß, heraus zu holen, wenn sie nur immer wieder hier und da ein paar Informationen an ihn weiterleitete.

Sie hatte nie viel in Erfahrung bringen können, doch nachdem der König in Cambridge erwartet wurde, hatte sie aufgeschnappt, dass Anne in einem Sommersitz Ostern verbringen würde - und dass der König nicht bei ihr sein würde und auch keine Wache. Sie sei zu einem Haus gegangen, konnte auch die Adresse nennen - und habe es dort gesagt.
 

Das bereits reichte. Auf Henrys knappen Wink hin entfernten sich einige Soldaten aus dem Raum und ein weiterer Wink entließ auch die Dienerschaft, bis auf das arme Ding, das noch immer zitternd und weinend auf dem Boden kniete. Henrys Zorn richtete sich auf sie, und Alessio bemerkte es. Eingreifen? Es war ganz schön dreist, doch das arme Ding konnte nichts dafür... und Henrys Grausamkeit in diesen Dingen war beinahe berühmt-berüchtigt. Und so machte Alessio einen Schritt auf das Mädchen zu, das am Boden lag, noch bevor Henry etwas sagen konnte. "Ich bin sicher, ihr wolltet den König oder die Dame Anne nicht in Gefahr bringen, habe ich recht?" Beinahe der ganze Körper des zitternden Bündels nickte als sie Alessio zustimmte. "Ich habe ganz oft falsche Dinge gesagt, unwichtige Dinge. Ich hätte niemals meinen Herrn verraten." Alessio musterte sie, ehe er sich wieder dem König zuwandte. Der hatte andere Gedanken, als sich gerade darüber zu muckieren, dass Alessio ihm im Gespräch mit der jungen Dame zuvor gekommen war. "Eure Majestät, ich bin sicher ihr hegt einen tiefen Groll gegen diese junge Frau, doch noch kam es nicht zu einem Anschlag und sie hatte jetzt den Mut es zu beichten. Wenn ihr erlaubt Majestät, so lasse ich sie in ein Kloster überstellen, das ein Hospital betreibt. Dort kann sie an all den Verwundeten, die sie versorgen wird und danach im Gebet wieder gut machen, was sie hier verfehlte. Es war die Leichtsinnigkeit der Jugend, die sie glauben ließ, dass man ihr helfen würde." Henry war nicht überzeugt, Alessandro sah es in seinen Augen. Doch er sah auch, dass Henry gewillt war zuzustimmen, weil seine Sorge um Anne größer war. Und schließlich nickte er knapp. "Schaff sie mir aus den Augen und triff mich dann im Hof." Mit diesen Worten wandte sich der König ab und verschwand wieder in seinen Gemächern, die angrenzten, während Alessio die junge Dame am Arm packte und hinauf zog. "Seid froh, dass ich gerade meinen gütigen Tag habe...", murrte er leise, während er sie mit sich zog und schließlich einer anderen aufgelösten Frau übergab. "Sie wird mit dem König nach London reisen und danach in einem Spital vorstellig werden. Ich selbst werde mich darum kümmern, dass es genau so passiert, habt ihr das verstanden?" Alessandros Stimme ließ keinen Widerspruch zu. "Danke für eure Gnade, euer Eminenz", schluchzte die Frau die eben noch vor Henry kniend mit ihrem Tod gerechnet hatte. Der ganze Palast war in Aufruhr, die Dienerschaft flüsterte hinter den Vorhängen und in den Kammern, Alessio konnte sie hören, während er hinunter zum Hof eilte.

Es dauerte wirklich nicht lang, bis man die ersten Gefangenen brachte. Offensichtlich hatte man sie aus dem Schlaf geschreckt. Es waren mehr Männer als Frauen, ausschließlich junge Erwachsene und beinahe alle von der gleichen Art wie Ralph es gewesen war. Landstreicher, Bettler, Tunichtgute - genau das Material von Menschen, die leicht zu lenken und zu beeinflussen waren. Der Hauptmann der mitgeritten war, übergab Henry gerade eine Handvoll Dokumente. Kaum war Alessandro an seiner Seite, drückte Henry ihm einen Teil davon in die Hand. Sie überflogen Briefe, Notizen, Nachrichten. Vieles ergab keinen Sinn, war nicht in Englisch geschrieben oder generell in keiner Schrift, die Alessandro kannte.. doch einige Briefe waren auf Französisch verfasst und stammten ganz offenbar aus Frankreich. Ein Brief zeigte ein kirchliches Siegel, allerding keines vom Vatikan.

Was Henry und Alessio zu lesen bekamen, reichte mit Leichtigkeit aus, alle Personen hier an den Galgen zu bringen, die jetzt aufgereiht dort standen, manche weinend, manche laut zeternd. Und dann fiel Henry der Brief in die Hände, der auf Anne hindeutete - und das gab den Ausschlag. Der König zerknüllte das Papier mit den Händen. "Ich will jeden einzelnen von ihnen hängen sehen. SOFORT! Und dann werdet ihr reiten, als sei der Teufel persönlich hinter euch her, um Lady Boleyns Sicherheit zu prüfen und sie nach London zurückzubringen!"

Henry war wie von Sinnen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, so dass Alessio fast glaubte er würde das Schwert greifen, um selbst unter den Gefangenen ein Blutbad anzurichten, doch er tat es nicht. Stattdessen wandte er sich um und stürmte in den Palast hinein während Alessandro draußen zurückblieb. Der Hauptmann sah ihn beinahe hilfesuchend an und der Kardinal trat mit ihm zu den Gefangenen. Er trug keine Robe, weswegen man ihn wohl kaum als den Mann erkannte, der vor einer gefühlten Ewigkeit Ralph, ihren Anführer, erstochen hatte. Die Nacht färbte sich langsam grau, als Alessio die Reihe hinabschritt und vorerst die Männer aussortierte, die am lautesten lamentierten. Waren sie zu überzeugt, konnte man sie ohnehin nicht zum reden bringen - und so erlebte Cambridge an diesem Morgen eine ganze Reihe von Hinrichtungen - allerdings nicht auf dem Marktplatz, sondern auf dem Innenhof des Palastes. Zu sehen was ihren Männern und Freunden geschah, reichte aus, um bei zweien der Gefangenen die Zungen zu lockern. Angst vor dem Tod war wirklich ein schreckliches Druckmittel. Und auch wenn Alessio mit ihnen fühlte, ihre Ideale vielleicht nachvollziehen konnte - aus reinem Selbstschutz und dem Wunsch, die eigene Familie in Sicherheit zu wissen, ließ er jeden einzelnen Mann und jede Frau an diesem Morgen hängen, während Amadeo in den frühen Morgenstunden Finley einen Sud brachte, der dafür sorgte, dass der schwer verletzte junge Mann einschlief und nie wieder erwachte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  chaos-kao
2017-01-08T18:00:18+00:00 08.01.2017 19:00
Alessio ist ein Arschloch. Armer Finley. Und armer Kieran ... der wird sich sicherlich nicht freuen seinen Patienten tot aufzufinden.
Antwort von:  -Amber-
08.01.2017 19:51
Ich verstehe deine Kritik >.<
Es war anders geplant, aber konnte dann nicht anders gelöst werden v.v


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