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Intrigo e amore

And it's with you that I want to stay forevermore
von
Koautor:  Coventina

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London 2 - Gemischte Gefühle

Rodrego

Es war wahrscheinlich besser für ihn, dass Alessandro in den nächsten Tagen nicht am Anwesen gewesen zu sein schien, obwohl Giulia angekommen war.

Wobei er es ebenfalls vermieden hatte, an den Essen teilzunehmen. Denn auch wenn Rod wusste, was er zu tun hatte, so fühlte er sich in den ersten beiden Tagen dennoch wie erschlagen. Sowohl Alessandro als auch Nico und Giulia kannten ihn zu gut, als dass sie nicht bemerken würden, dass es ihm nicht gut ging.

Mechanisch ging er seiner Arbeit nach, während er mit dem Kopf weit weg war. Er versuchte sich zu erinnern, was genau an jenen Tagen alles geschehen war, als seine Familie ausradiert wurde. Und er veruschte sich zuerinnern, wie Alessio ihn behandelt hatte, nachdem er vom Tod siner Eltern erfahren hatte. Er bildete sich ein, dass Alessio erst einmal nicht dagewesen war. Als er zurückgekehrt war, hatte er ihn trösten wollen, aber Rod war nicht richtig darauf eingegangen. Irgendwie war Nico ihm da wichtiger gewesen. Hatte er damals schon geahnt, dass Alessio etwas damit zu tun haben könnte? Aber warum war er dem Gefühl nicht gefolgt?

Rod wusste es nicht. Er wusste nur, dass auch Alessio spüren sollte, wenn man jemanden wichtigen verlor. Das würde jenen am härtesten treffen, wenn er das Wissen darum ausnutzte, dass Alessio sich nach Zuneigung sehnte, ehrliche Zuneigung. Es würde hart sein, ihm das vorzuspielen. Aber er musste es probieren.

Und so nutzte er die Tage, an denen er Alessio nicht sehen konnte, um sich selbst wieder in eine Art Stabilität zu bringen, damit er sein Spiel vortragen konnte. Und irgendwann, wenn Alessio an ihn gebunden war, würde er ihn fallen lassen und jener würde ebenfalls einmal spüren, wie es war, einen wichtigen Menschen zu verlieren!
 

Es war eigentlich eher Zufall, dass er Alessandro im Garten fand, auf dem Boden liegend. Und doch hätte es nicht besser sein können. Der Anblick gefiel ihm, er war so friedlich und jenseits von den höfischen Zwängen, die Alessio sonst so oft begleiteten. Hätte er nie herausgefunden, was er am Montag im Archiv gefunden hatte, so könnte er diesen Anblick sicher noch mehr genießen. So aber fragte er sich doch, wie man so friedlich dort liegen konnte, wenn man ein so skrupelloser Mensch war. Dennoch - er würde so tun müssen, als hätte es den Montag nicht gegeben...

So trat er auf den Mann zu, den er eigentlich gleichermaßen hasste wie liebte. Mit einem Lächeln auf den Lippen ließ er sich auf der Kopfseite des anderen auf die Knie nieder und sah auf allen Vieren auf Alessio hinab. Sanft legten sich seine Lippen auf die des anderen, fast liebevoll. Er war kein übler Schauspieler... Als er sich löste, sah er dem anderen lächelnd in die Augen. "Eine anstrengende Woche gehabt, Alessio mio?", sagte er leise und hob die Hand, um dem anderen das Haar ein wenig aus dem Gesicht zu streichen. Dann setzte er sich richtig hin und zog den anderen sanft zu sich, so dass er seinen Kopf auf seinem Schoß betten konnte. Es war ein seltsames Gefühl, mit dem Wissen, das er besaß. Aber da musste er wohl jetzt durch. Seine Finger streichelten durch das Haar des anderen und schenkten diesem ein wenig Entspannung. "Ich habe dich vermisst", fügte er leise an.
 

Alessandro

Die letzte Zeit war jeder Tag für Alessandro zum Spießroutenlauf geworden. Selbst mit Charles Unterstützung, der sie sich immerhin sicher sein konnten, erwartete der Kardinal bei jedem Ritt nach London einen Mörder hinter der nächsten Ecke. Die Übergriffe auf Kirchenmitglieder wurden häufiger und Henrys Anhänglichkeit an Cromwell immer schlimmer. Er sah in Cromwell den Reformer, der Cromwell wohl auch war, doch das Schlimme daran war einfach, dass Cromwell diese Reform auch über Leichen durchbringen wollte. Alessio hatte Briefe gelesen, Briefe von Cromwell an Unterstützer in Frankreich und er hatte an diesem Morgen schon herausgefunden, dass es Cromwells Tat gewesen war, Nico in Spanien angreifen zu lassen. Sie hatten viel zu lange geruht und Alessio wusste kaum, wo er ansetzen sollte, um Cromwell zu stoppen. Seine Informanten, er und Charles brauchten Zeit, um Ergebnisse zu erzielen, doch diese Zeit hatten sie nicht... und so war er nur äußerlich ruhig, als er dort im Gras lag, während seine Gedanken rasten. Er hatte bereits veranlasst, einen Teil ihres Geldes und ihres Besitzes außer Landes zu schaffen, und er hatte bereits mehrere Fluchtpläne ausgearbeitet, wenn es dazu kommen sollte. Doch noch wollte er die Hoffnung nicht aufgeben, Cromwell wieder vom Thron zu stoßen. Beinahe zuckte er zusammen, als Rod plötzlich über ihm auftauchte und ihn küsste. Er hatte ihn nicht einmal kommen hören, so sehr war er in Gedanken versunken. Er erwiederte den Kuss beinahe abwesend und ließ sich schon kurz darauf etwas höher ziehen, um den Kopf in Rodregos Schoß zu Betten, der ihm durchs Haar strich. Die Worte kamen von so weit her und Alessios Lächeln brauchte kurz, bis es seine Augen erreichte und er sich räusperte. "Verzeih, anstrengend ist nicht mal ansatzweise das was es trifft. Im Palast geht gerade alles drunter und drüber. Der König..." Er unterbrach sich selbst und schüttelte den Kopf, als könne er damit auch die Gedanken abschütteln. Er hatte Rod versprochen, den Kardinal so gut es ging außen vor zu lassen und so schloss er die Augen und schmiegte sich gegen Rodregos Hand. Er lächelte kurz. "Ich habe dich auch vermisst." Er hauchte einen leichten Kuss auf Rodregos Hand und griff die andere mit seiner eigenen, um sie zu halten. "Mein Kartenhaus zerbricht gerade und ich habe zum ersten Mal wirklich das Gefühl, keine Kraft mehr zu haben, es wieder aufzubauen... aber das Leben geht weiter, nicht wahr?" Er konnte sich der Verantwortung, die er inne hatte, nicht entziehen und wollte es auch nicht... Doch irgendwie hatte er gerade viel zu wenig in der Hand. "Hast du noch zu arbeiten oder.. würdest du mich auf einen Ausritt begleiten?" Das Wetter war ja schon herrlich. Von Nico und Giulia hatte Alessio heute noch nichts gesehen oder gehört. "Wir könnten schwimmen gehen." Die Tage war der Frühling so richtig durchgebrochen und die Temperaturen ließen schon einen Sommer erahnen. Und war der See nicht weit, das Wasser vermutlich noch frisch, aber dennoch angenehm. "Ich muss irgendetwas tun, das meine Gedanken von all dem wegbringt, sonst werde ich noch wahnsinnig. Das kann ich zur Zeit wirklich nicht gebrauchen." Er sah zu Rod auf und auch wenn er sich an einem Pokerface versuchte, sah man doch die Verzweiflung und Ratlosigkeit in Alessios Blick. Das war nicht gespielt, er hatte ja wirklich offen zu Rodrego sein wollen und das war er jetzt auch. Es war so verdammt gefährlich geworden in den letzten Tagen.. Dass Nicos Frau hier war, war zweischneidig. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn sie in Italien geblieben wäre. Wie sollte er sie nur alle heil herausbringen? Das würde niemals funktionieren.
 

Rodrego

Dass Alessio zusammenzuckte, den Kuss nicht wirklich erwiderte und überhaupt sehr weit weg schien, verwunderte Rod. Er sah ihn ernst an und als jener zu einer Entschuldigung ansetzte, nickte er, als er hörte, dass es im Palast drunter und drüber ging. Doch dann blickte er Alessio wieder musternd an, denn jener sprach nicht weiter, sondern schien all die Gedanken, die ihn eben noch festgehalten hatten, wegschütteln zu wollen. Rod überlegte kurz, ob er nachfragen wollte, ließ es aber. Er selbst hatte momentan keinen blassen Schimmer, was im Palast los war und es interessierte ihn gerade auch kaum, hatte er doch ganz andere Probleme, die er irgendwie in den Griff bekommen musste. Und wenn Alessandro nicht darüber reden wollte, dann musste er das akzeptieren, oder? So war es doch, oder? Er merkte tief in sich, dass es ihn dennoch irgendwie störte. Vertraute er ihm nicht? Oder woran lag es, dass er nicht mit ihm reden wollte? Doch bei diesem Gedanken schalt er sich in Gedanken selbst. Wieso sollte Alessio ihm vertrauen? Momentan war es besser, wenn er es nicht tat. Und für ihn war es besser, wenn er das Gefühl hatte, dass der andere weit von ihm entfernt blieb. Denn Alessandro jetzt hier so zu sehen, berührte ihn anders, als er es erwartet hatte. Die Worte des Vermissens waren nicht unbedingt gelogen gewesen... Er drückte die Hand leicht und hielt den anderen fest. "Als ich dich die ganze Woche nicht habe sehen und mit dir reden können, habe ich gemerkt, wie sehr ich dich vermisst habe. Wir sollten versuchen, mehr Zeit miteinander zu verbringen. Das würde dir gut tun." Rod war irritiert, wie diese Worte aus ihm heraussprudelten. Er musste gar nicht darüber nachdenken. Waren das nun Lügen, oder war das die Wahrheit? Irgendwie überforderte ihn die Situation. Er sollte nicht darüber nachdenken, sondern sich einfach treiben lassen.

"Aber jetzt wird mir klar, dass du ganz andere Sorgen hattest." Er strich Alessio über den Kopf, den Arm, "Du hast so unendlich viel Kraft, dass du das auch überstehen wirst, was auch immer da auf dich zukommt. Ich habe dich für deine Stärke immer bewundert. Du wirst das schaffen, da bin ich mir sicher." Dass Alessio vorhin unterbrochen hatte, ließ ihn auch jetzt nicht nachfragen, was genau sein "Kartenhaus" zum Einsturz brachte. Wenn Alessandro darüber reden wollte und konnte, würde er es doch tun, oder?

"Arbeit gibt es immer, aber ich habe heute keine Lust mehr", sagte Rod und lächelte den anderen an. "Ein Bad im See klingt ganz verlockend und ich schließe mich gerne an." Sein Lächeln wurde zu einem Grinsen. "Ich lenke dich immer gerne ab." Er wand sich vorsichtig unter Alessio weg und stand auf, und hielt dem anderen die Hand hin, um ihn hochzuziehen. Dabei zog er ihn nahe zu sich und küsste ihn erneut. Es ging wirklich leichter, als er es sich vorgestellt hätte. "Lass uns dich ein wenig auf andere Gedanken bringen", murmelte er, als er den Kuss löste. "Ich habe schon wieder ganz andere Gedanken, wenn ich mir vorstelle, gleich nackt mit dir im See zu schwimmen..." Gemeinsam gingen sie zum Stall und bald darauf waren sie auf dem Weg zum See.
 

Alessandro

Alessandro war tatsächlich weit weg, und es fiel ihm schwer gerade "anzukommen". Er hatte kein bisschen mit Rod gerechnet, nicht mal gewusst, dass er hier war. Er freute sich, ihn wieder zu sehen und hatte gleichermaßen Angst vor dem, was zwischen ihnen passierte. Er wünschte sich mehr Nähe, Rückhalt und Liebe und doch war es genau das, vor dem er sich gerade fürchtete. Denn so wie es aussah, nahm ihm Cromwell alles, was ihm lieb und teuer war. Und wenn er sich mehr und mehr auf Rod einließ - was er seit Weihnachten eigentlich schon tat - war er noch angreifbarer. Was, wenn Cromwell das merken würde? Wenn er es irgendwie herausfinden würde und es ans Licht brachte? Es würde Rodregos Tod sein, sein eigener Absturz... Das durfte nicht passieren! Und doch brauchte Alessio diesen Mann, um den Rückhalt zu haben, aus dem er seine Kraft schöpfen konnte. Alessio lächelte leicht. "Du weißt, dass es mir auch so ergangen ist... Ich bin nur gerade mit dem Kopf soweit weg... verzeih." Er sah zu Rod auf, als der sich erhoben hatte, um ihn ebenfalls in die Senkrechte zu ziehen - und diesesmal erwiderte er den Kuss schon wesentlich aktvier als eben noch. "Es ist frevelhaft von dir", meinte er grinsend und stieß Rod leicht gegen die Brust, ehe er die Schultern hob, "aber genau so von mir, also ist es ausgeglichen." Er lehnte sich etwas an den Schmied, sog seinen Duft ein und genoss es, ihn zu spüren und damit alles andere etwas weiter von sich abrücken zu lassen. "Ich weiß nicht, ob ich wirklich unendlich viel Kraft habe. Aber ich werde bestehen müssen, für unser aller Wohl, also wird meine Kraft reichen müssen. Aber jetzt klingt es gut, nicht mehr daran zu denken, zumindest für heute Nacht." Das klang es wirklich, auch wenn Alessio durchaus etwas... irritiert war. War Rod wirklich so? Er erschien ihm ein wenig sehr offensiv, aber vielleicht lag es auch einfach an seiner eigenen Passivität. Eigentlich war Alessio niemand, der nicht ebenfalls auf dumme Gedanken kam, wenn er einen anderen Mann nackt in Aussicht hatte, doch gerade empfand er die Vorstellung in Rods Armen zu liegen schon erleichternd genug, ohne dabei an den Sex zu denken, an den Rod wohl dachte.

War Rod auch bei Dominico so gewesen? Hatte sich sein Bruder mit unkompliziertem schönen Sex über seine Probleme hinweggetröstet? Eigentlich konnte Alessio es sich nicht vorstellen. Dennoch würde er sich hingeben und verführen lassen. Nicht nur um die Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben, sondern auch um Rodrego zu gefallen. Als Rod ihn erneut küsste öffnete Alessio genüsslich die Lippen, um den Kuss zu vertiefen. "Woher willst du wissen, dass ich nackt schwimmen gehe?", gurrte er leise, doch es war wohl wirklich keine Frage - sie schwammen grundsätzlich nackt.

Der Ritt zu Rods Haus und damit zum See dauerte nicht sehr lange und kaum, dass sie dort waren und die Pferde abgesattelt hatten, flog Alessios Kleidung schon in den Sand, der den See an der Strandseite umgab. Seine Schuhe und die Hose folgten, ehe er ins kühle Nass watete, um Rod, der hinter ihm kam einen ordentlichen Schwall kaltes Wasser entgegen zu schaufeln. Ja, der See brachte ihn auf andere Gedanken und er fühlte bereits jetzt, wie Rods Lächeln einen teil der Last von ihm nahm, die die letzten Wochen, ja Monate, auf seine Schultern gebürdet hatte. Doch es blieben unweigerlich Restzweifel - auch wenn es genau das war, was Alessio sich gewünscht hatte - jemand der nicht nur als Freund für ihn da war, sondern ihn auch umarmte und hielt, so wusste er mit dieser wunderschönen Nähe noch nicht immer richtig umzugehen.
 

Rodrego

Rod nickte lächelnd, als Alessio ihm versprach, stark zu sein, für dies Zeit, in der sie nun aber zusammen waren, er die Sorgen einfach mal vergessen würde. "Das ist gut", murmelte Rodrego und merkte, dass mit jedem Kuss, den sie sich gaben, die Passivität des anderen ein wenig wich, sie sich wieder näher kamen und sich der andere fallen ließ. Gut so, denn das war es doch, was Rod wollte, oder? Dass er sich ihm anvertraute, ihm vertraute und sich ihm emotional hingab - um ihm dann zu zeigen, wie es sich anfühlte, wenn man von vorn bis hinten belogen und betrogen wurde. Das war es doch. - Oder?

Rod lachte leicht gegen die Lippen des anderen, als dieser ihn fragte, woher er wisse, dass er nackt bade. "Weil ich dich so schon oft habe baden sehen, Alessio mio", sagte er mit einem Lachen in der Stimme und grinste ihn an.
 

Kaum hatten sie die Pferde versorgt, ließ Alessandro die Hüllen fallen. Rod, der ein wenig später aus dem Sattel glitt als der andere, beobachtete ihn dabei und lächelte. Die Stimmung hier war so angenehm. Ein lauer Wind ging, es war so still und friedlich alles, ruhig und harmonisch. Der See lag still da und schien nur darauf zu warten, dass sie zu ihm kamen. Auch Rod ließ, während er zum See dem anderen hinterherlief, Stück für Stück seiner Kleindung auf dem Weg fallen und ging die ersten Schritte in den See recht zügig hinein. Das Wasser war kalt, aber erfrischend. Er ging immer gerne zügig ins Wasser, um es sich nicht doch noch anders zu überlegen. Als Alessio ihm Wasser zuschaufelte erwischte er ihn eiskalt. "Brrr", knurrte Rod nach dem ersten Schreck und sah Alessio strafend an. "Ich fürchte, wenn Ihr so weitermacht, Mylord Sforza, werde ich euch eine Lektion erteilen müssen", knurrte er und lachte im gleichen Moment, ehe auch er dem anderen das Wasser zuschaufelte, mehr und immer mehr, während er sich dem anderen näherte und schließlich selbst schon vollkommen nass vor dem anderen zum Stehen kam. Wasser rann ihm übers Gesicht und auch Alessio erging es nicht besser. Die Sonnenstrahlen der Abendsonne verfingen sich in den Tropfen, die in Alessandros Haar perlten, und langsam beruhigte sich das Wasser wieder um sie herum, während sie dastanden und sich nur ansahen, bevor sie sich küssten, erst sanft, dann verspielter. Und mitten in diesem Kuss packte Rod den anderen, hob ihn leicht hoch und ließ sich mit ihm nach hinten in das kühle Nass fallen.

Lachend und prustend tauchten sie schließlich wieder auf und Rod grinste den anderen an. "Lass uns schwimmen", sagte er dann und sprang mit ausgestreckten Armen nach vorne kopfüber in das Wasser. Nach kurzen Zügen unter Wasser tauchte er schließlich wieder auf, drehte sich und schaute, wo Alessio blieb, der kurz darauf auf seiner Höhe war und sie gemeinsam losschwammen, die kleine Insel im Visier habend, die in der Mitte des Sees lag und ein Idyll für sich war.
 

Alessandro

Das kühle Nass, das Rodrego als Rache zu ihm herüberschaufelte, traf Alessio an Oberschenkel und Brust und er lachte als er versuchte sich wegzudrehen, um dem Wasser zu entgehen. Allerdings war das ziemlich unmöglich und die Fontänen, die sie einander zuschaufelten, sorgten nur dafür, dass sie beide ziemlich nass waren als sie endlich voreinander standen. Alessio fühlte wie einzelne Tropfen über seinen Körper perlten, während er den Tropfen auf Rods Körper zusah, die sich einen Weg nach unten bahnten. Sie standen bereits beinahe Hüfthoch im Wasser, doch Alessio sah mehr als deutlich wohin das Wasser lief und er kam nicht umhin, sich auf die Unterlippe zu beißen. Rod war verdammt attraktiv und wirklich eine verdammt gute Ablenkung für ihn. Langsam sah er auf, so dass sich ihre Blicke kreuzten, und blieb in der Tiefe von Rods Augen hängen. Sie näherten sich so langsam an, dass der erste Kuss so sacht wie ein Windhauch war. Alessio überlief eine wohlige Gänsehaut und er keuchte unweigerlich gegen Rods Lippen. Oh ja, das vertrieb die bösen Gedanken. "Eine Lektion... Ihr mir?" Er versuchte es so abschätzig wie möglich klingen zu lassen, doch daraus wurde nichts. Er sehnte sich nach Rods Küssen und seinem Körper und so dauerte es nicht wirklich lange, bis ihre Küsserei deutliche Wirkung bei Alessio zeigte - die nur Sekunden später wieder vollkomen verschwunden war. Mit einem heiseren Aufschrei und rudernden Armen platschte Alessio mit Rod in das kühle Nass. Obwohl er den Kuss hatte aufrecht erhalten wollen, gab es keine Chance, er prustete und ruderte mit den Armen, kaum das Rod ihn losgelassen hatte, um wieder an die Oberfläche zu kommen. Noch konnte er stehen und strich sich die Haare aus dem Gesicht, die unweigerlich hinein gefallen waren, ehe er sich neu orientierte und zu Rod sah, der neben ihm ebenfalls wieder auftauchte. Sie schwammen gemeinsam los, hinüber zu der kleinen Insel.

Es gab ein paar Büsche, Gras und ein wenig Sand und einen kleinen Verschlag, indem neben einer Decke ein paar Flaschen Wein lagerten, die sie irgendwann dort rüber geschafft hatten. Alessio beließ es jedoch dabei, den Wein im Hinterkopf zu behalten. Als Alessio aus dem Wasser watete, strich er sich das Wasser vom Körper und sah sich um. Es war unberührt, so wie sie es im letzten Herbst verlassen hatten, als es noch warm genug gewesen war, hierher zu kommen. Sie hatten auch ein kleines Ruderboot, das jedoch vertäut am anderen Ufer lag und vermutlich über den Winter leck geschlagen war.

Neben ihm hatte sich Rod auf die Decke fallen lassen, nachdem er sie ausgeschüttelt hatte und Alessio kam zu ihm, stellte einen Fuß rechts und einen Fuß links neben Rodregos Hüfte ab und ließ sich dann langsam in die Knie sinken bis er auf ihm zum Sitzen kam. Um ihn zu küssen, musste er sich etwas vorbeugen, doch das störte den Kardinal nicht. "So erschöpft..?", fragte er leise, während er die Beine langsam nach hinten ausstreckte und zur Seite rutschte, so dass er halb auf Rodrego zum liegen kam. Der Ort war wirklich perfekt und die warme Sonne auf Alessios viel zu heller Haut tat gut. Endlich wieder etwas mehr Farbe in diesem tristen Land bekommen. "Erzähl mir von deiner Woche. Sie kann sicher nicht so ätzend gewesen sein wie meine..." Gedankenverloren und einfach darauf hoffend, etwas anderes zu hören, als das, was ihm im Kopf herumschwirrte, strich er mit einer Hand sanft über Rodregos Seite hinauf und hinab und über seine Leiste. Rodregos Körper fühlte sich gut unter seinen Fingern an.
 

Rodrego

Rodrego war schon lange nicht mehr mit Nico oder Alessio auf der Insel gewesen. Er suchte sie selbst immer mal wieder gerne auf, wenn er einfach etwas Ruhe brauchte. Außerdem entspannte das Schwimmen seine Muskeln, besonders wenn er auf dem Rücken schwamm. Jetzt hier mit Alessio anzukommen, fühlte sich irgendwie schön an. Rod ging zu dem Verschlag, unter dem sie in einem groben Sack eine Pferdedecke aufbewahrt hatten, und holte diese hervor, schüttelte sie aus und ließ sich darauf nieder. Er streckte sich aus und genoss die warme Sonne auf seiner Haut, die ihn langsam trocknete. Als Alessio über ihn trat, öffnete er wegen des Gegenlichts blinzelnd die Augen und grinste leicht. "Ein schöner Anblick", sagte er frei heraus und betrachtete den andren ohne Scheu. "Und ja, ein wenig bin ich erschöpft", sagte er seufzend und ahnte die nächste Frage schon, ehe dieser sie ihm stellte. Er hatte sich die ganze Woche mit diesen Fragen beschäftigt, die sicher kommen würden, wenn er mit Alessio redete. Was hatte er gemacht?

Er überlegte kurz. "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Sie war irgendwie so schnell vorbei, dass ich gar nicht weiß, wo die Zeit geblieben ist", antwortete er dann und schloss den andren in seine Arme, ihm sanft über die Haut streichelnd, und ihn ansehend. "Die Rüstungspläne des Königs lassen mich viel zu tun haben. Außerdem versuche ich mich gerade daran, Rüstungen härter zu stählen, indem man sie mehrfach erhitzt und bearbeitet." Er genoss die Finger des anderen auf der Haut, auch wenn er genau bei diesem Gedanken sich erneut wundern musste, wie leicht es ihm fiel, den anderen so nah an sich heran zu lassen. Hatte er ihn zu Beginn der Woche noch am liebsten einfach umgebracht, so kam es ihm fast wie ersehnt vor, den anderen festzuhalten und bei sich zu wissen. Es war wirklich chaotisch, was in ihm vorging. Er begriff es selbst nicht. Die Stimmen, die in seinem Kopf alles mögliche flüsterten, erschöpften ihn und ließen ihm keine Ruhe, besonders, weil sie kein klares Bild zuließen, was er fühlte oder eben nicht.

"Und wenn ich dann höre, dass du währenddessen die Welt rettest, kommt mir mein Leben einmal mehr so belanglos vor... Ich hätte gerne mehr geleistet in meinem Leben, als Pferde zu beschlagen und die ein oder andere Rüstung und Waffen herzustellen." Er lächelte traurig. Ja, er wäre gerne sozial aufgestiegen und hätte sich gerne als Ritter im Dienste des Königs bewährt. Sicher, er wäre nie in einer Stellung gewesen, die der Dominicos oder Alessandros gleich käme, aber vielleicht hätte er irgendwann die Möglichkeit bekommen, ein wenig Land zu verwalten und abseits von London ein Leben zu leben, das unbeschwerter war, als das, das er nun zu führen hatte. Einfach etwas, wo er in aller Ruhe Pferde züchten könnte...

Die Anwesenheit bei Hofe war bisweilen mehr als anstrengend für ihn, auch wenn er sich versuchte aus allem herauszuhalten und auch den Damen, die ihn so nervten, aus dem Weg zu gehen.

"Aber lass uns nich davon sprechen", sagte er schließlich und küsste Alessio sacht auf die Stirn, drehte sich leicht zu ihm, um ihn besser ansehen zu können. "Ich habe darüber nachgedacht, was du gesagt hast, hinsichtlich Italien. Ich würde dich das nächste Mal vielleicht wirklich gerne dorthin begleiten. Ich sehne mich nach meinem Heimatland. Vorausgesetzt Henry erteilt mir die Erlaubnis."
 

Alessandro

"Die Welt retten? Ich wünschte ich wäre wichtig genug, das zu können..." Alessio stützte den Kopf auf, um Rod ansehen zu können während dieser sprach. Hörte er da Gram und Wehmut heraus? Er dachte eine Weile darüber nach, während er Rodregos Gesicht betrachtete. Er hatte sich nie wirklich darüber Gedanken gemacht, was aus Rodrego einmal hätte werden können. Als sie in England angekommen waren, nur mit Geld und dem Willen, Dominico zu verheiraten, war Alessandro damit beschäftigt gewesen, etwas aufzubauen. Er hatte ein Heer aus Männern an sich gebunden, teils durch Freundschaft und Geschenke, teils durch Bestechung und so weiter. Nico hatte eine Frau gefunden, die er geheiratet hatte. Damit hatte er Henry einen Gefallen getan und weil Nico gut mit dem Schwert war, hatten sie sich irgendwann eingeschlichen in diese illustre Gesellschaft am Hof. Rodrego hingegen? Auch er war mit ihnen nach England gekommen und seine Familie war dabei gewesen. Rodrego hatte sie sehr häufig an den Hof begleitet und während sein Vater stets nur für Nico und Alessio Pferde beschlagen hatte, war Rodrego damals ambitionierter gewesen. Während Alessio in Italien und Dominico in Frankreich gewesen war, musste jedoch irgendetwas passiert sein. Alessio selbst hatte diesen Vorfall nie genau rekonstruieren können, da man ihm als "Nahestehendem" keine Auskunft hatte geben wollen. Er wusste nur, dass als er wieder kam, Rodregos Familie tot war. Der Vater gehängt, die Mutter verbrannt, die Schwester verschwunden. Der Grund sei angeblich Hochverrat gewesen, doch Alessio war sich da nicht ganz sicher. Zu dieser Zeit war Henry gerade in einer äußerst schwierigen Phase seiner Regentschaft gewesen, der Krieg in Frankreich war im Begriff verloren zu gehen, und weil es Gerüchte gab, die besagten, der König sei gefallen, hatte es viele gegeben, die hier und da die falschen Worte benutzt hatten. Katharinas grandiose Unterstützung für ihren Ehemann hatte zur Folge gehabt, dass auch einige Menschen, die gegen Henry gewesen waren, ihr Leben lassen mussten, und Alessio hatte das bisher immer als Grund für den Tod dieser Familie gesehen. Katharinas extremer Glaube an die katholische Kirche ging soweit, dass er ihr zutraute, auch einer Hexenverbrennung zuzusagen - bei Anne wäre sie zur Zeit sicher auch bereit dafür.

Er hatte nie das Gfühl gehabt, dass Rodrego darunter litt, nicht mehr EInfluss zu haben oder zumindest die Chance gehabt zu haben, ihn zu erlangen... Anscheinend ein Irrtum. Seine Finger folgten Rodregos Arm zu seiner Hand, an der ein Finger fehlte. Vielleicht hätte er genauer hinsehen sollen, damals. Vielleicht hätte er es abwenden können? Nein, vermutlich nicht. Er sah gerade überall nur Fehler, auch wenn es nicht seine eigenen waren. "Ich glaube, ich sollte sie gar nicht retten. Vielleicht ist es ja die Strafe, die uns zusteht." Er war wirklich am Ende und er merkte es an den Dingen, die er von sich gab. "Oh man, was rede ich da nur..." Er fuhr sich durchs Gesicht. "Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder nach Italien reisen werde. Oder eher, ich habe momentan die dumpfe Ahnung, dass ich nur noch einmal hinreisen werde und danach nie wieder zurückkomme. Ich hoffe dieses Denken vergeht bald wieder." Er lächelte matt und legte seine Hand wieder auf Rodregos nackte Brust. "Ich hätte gern, dass du mich begleitest, wie in alten Zeiten. Du und ich in Rom, was wären wir nur für ein Gespann." In diesen Erinnerungen zu schwelgen, selbst nur für den Moment, tat gut. "Und Henry wird es dir verdammt erlauben... Du bist nicht sein Sklave. Du kannst gehen wohin du willst, oder etwa nicht?" Alessio war zumindest nicht all zu sehr bewusst, wie sehr diese Geschichte damals dafür gesorgt hatte, dass Rodrego in der Schuld des Königs stand.
 

Rodrego

Dass Alessio seine Hand betrachtete, der ein Finger fehlte, bewirkte in Rodrego ein Gefühl von Unwohlsein. Er hasste diese Hand, die ihn tagtäglich an die Schuld erinnerte, die er wegen seines Vaers bei Henry zu begleichen hatte. Täglich sah er diese entstellte Hand, wenn er Pferde beschlug, wenn er aß, wenn er las, wenn er nichts tat. Sie erinnerte ihn daran, dass er nie ganz frei sein würde, dass er dem König verpflichtet war, dass sein Vater ein Verräter gewesen sein sollte. Aber Rod wusste, dass dem nicht so gewesen war. Jetzt wusste er es endlich. Der, der die Briefe verfasste, wusste es. Und er würde ihm früher oder später sagen, wer dafür verantwortlich war, dass sein Vater gehängt worden war.

Er selbst war damals aus fadenscheinigen Gründen nach Portsmouth geschickt worden. Als er zurückkehrte und sein Vater gehängt, seine Mutte verbrannt worden waren, erklärt man ihm, sein Vater habe bei Hofe darüber geredet, dass er hoffe, dass nun, da Henry für Tod gehalten werde, das Hause York endlich wieder seinen rechtmäßigen Platz auf dem Throne erhielte. Rod wusste, dass das vollkommener Quatsch sein musste, denn sein Vater hatte mit den Intrigen am Hof nichts zu tun gehabt und schon gar nicht sich in irgendwelche politischen Lager begeben. Er hatte ihn nur darin unterstüzt, in den Ritterstand erhoben zu werden - mehr nicht.

Warum seine Mutter brennen musste, das wusste er jetzt. Und der Grund dafür lag in seinen Armen. Die Situation war absurd und Rod versuchte sich zu entspannen, während er merkte, dass ihm das nicht mehr so gut gelang. Er zog die Hand zurück und schluckte. Und die Worte des anderen waren keine, die seine Situation im Moment besserte. War das alles wirklich Strafe? War der Tod seiner Eltern eine gerechte Strafe für ihn und seine Schwester gewesen? Nein, das glaubte er nicht. Er war zwar nur bedingt katholisch erzogen worden, seine Eltern waren ehrlichen und bescheidene Menschen gewesen, die sich an Normen und Wertvorstellungen orientiert hatten, die auch mit einem gesunden Menschenverstand sagte, nicht unbedingt ein Prediger auf der Kanzel brauchten. Warum sollte ihn ein Gott so dafür strafen wollen? Rod wusste, dass es vielmehr die Gier der Menschen nach Macht und noch mehr Macht war, die sie zu solchen Dingen antrieb. Er schnaubte. Seit damals hatte er jeglichen Glauben verloren. "Du weißt, dass ich nicht wirklich daran glaube, dass es eine höhere Macht gibt, der die Menschen bestraft", sagte er ausweichend. "Die Menschen sind schlecht und neigen grundsätzlich dazu, nur zu ihrem eigenen Vorteil zu handeln. Was ja auch verständlich ist. Aber da gibt es dann eben einige, die dafür über Leichen gehen. Das, was wirklich ungerecht daran ist, ist, dass sie dabei weiter ihre Macht ausbauen, damit sie nicht belangt werden können."

Und Alessandro war dafür wohl letztlich auch ein gutes Beispiel. Und doch ließen die Worte ihn den anderen etwas besorgt ansehen. Offenbar ging es Alesandro momentan wirklich nicht gut. Aber er kam auch jetzt wieder nicht wirklich dazu, zu fragen, was passiert war, denn Alessandro wechselte das Thema. Zumindest teilweise. "Was treibt dich zurück? Die Tatsache, dass Henry ernst zu machen scheint und sich von der katholischen Kirche lossagt?", fragte er nun daher. Dass der andere ihn dabei haben wollte, ließ ihn lächeln. Eigentlich hatte er das vorhin nur so gesagt. Rod konnte nicht davon ausgehen, dass er Alessio so lange noch etas vorspielen würde. Zum einen, weil er es nicht konnte, zum andren, weil es nicht sinnvoll war. Bald würde er nichts mehr mit ihm zu tun haben. Er würde ihn verletzen, weil er es verdient hatte. Und danach nie wieder sehen... Und das war gut so, oder?

Er lachte leicht, als Alessio behauptete, er sei nicht Henrys Sklave. "Doch, das bin ich. Und das hat er mir recht eindrucksvoll vermittelt." Er hob die Hand, die er vorhin noch weggezogen hatte. "Ich stehe bis an mein Lebensende in seiner Schuld. Ich werde für ihn immer als Schmied arbeiten, bis ich sterbe. Ich hoffe inständig, dass es ein schneller und früher Tod ist."
 

Alessandro

Der Kardinal merkte, dass es Rodrego unangenehm war, dort berührt zu werden, und er konnte es sogar ein wenig verstehen. Einerseits war er zwar selbst schnell dabei ,eine solche Strafe einzufordern, doch sie an Rodrego zu sehen, tat ihm furchtbar leid. Wenn er es doch nur hätte verhindern können - aber dazu war es jetzt zu spät und er würde es nie wieder ändern können. Er zog die Hand zurück, als Rod sie ihm entwand und legte sie wieder ruhig auf Rods Brust. Hatte er gerade das Gefühl, das sich zwischen ihnen ein Graben auftat? Alessio merkte, dass er viel zu schnell vertraute. Er hing bereits nach so wenigen gemeinsamen Nächten an diesem Mann, einfach so. Das war ganz und gar nicht gut, eigentlich. Im Grunde war es zwar genau das, was er wollte, doch in ihrer jetzigen politischen Situation? Er wollte Rodrego nicht auch noch in diese ganze Sache hineinziehen.

Rodregos ketzerischen Reden wäre an anderer Stelle sicher wesentlich härter begegnet worden als hier. Hier hörte der Kardinal einfach nur zu und seufzte leise - Rod hatte ja irgendwie recht. Vor allem mit der Beschreibung dieser Menschen... und Alessandro wurde das Gefühl nicht los, das da auch etwas auf ihn gemünzt war. Sicher hatte Rod mitbekommen, wie er den Rebellen in Camebridge Herr geworden war und das war genau so gewesen. Er war über Leichen gegangen, nicht, um seine Macht auszubauen, wohl aber um sie zu erhalten. Er versuchte den Gedanken zu verdrängen, doch irgendwie war es wieder ein kleiner Schlag, den Rodrego dem Kardinal versetzte, den er selbst ja nicht leiden konnte. Es tat weh, aber es war wohl richtig und deshalb widersprach er nicht, sondern nahm es hin. Rodregos Frage kurz darauf brachte ihn zu einem Aufseufzen. "Was der König tut kann mir eigentlich egal sein... Ich meine, ich bin der Bruder seines Heermeisters, ob ich in England bin oder nicht ist egal, solange ich nicht versuche, ihm die katholische Linie aufzudrücken. Ich würde mich eher versuchen herauszuhalten, aber vielleicht würde er mich heimschicken. Nein, was mich eher dazu treibt, an Flucht zu denken, sind Intrigen im Palast, die sich gezielt gegen einige der nahestehenden Personen des Königs zu richten scheinen, und das gefällt mir nicht. Ich mache mir Sorgen, dass es mich unvorbereitet trifft... Lieber gehe ich, als für eine Revolution zu sterben, die nicht mal meine ist." Er fühlte, wie er langsam trocknete und an den Stellen, an denen er an Rod kuschelte, etwas zu schwitzen begann - aber es war nicht unangenehm. "Und wenn es so kommt, dann werde ich dich mitnehmen." Das klang nicht unbedingt wie eine Floskel, sondern mehr wie ein sicheres Versprechen. "Ich werde nicht zulassen, dass du bis an dein Lebensende Pferde zu beschlagen hast für diesen wahnsinnigen Trotzkopf." Er griff erneut nach Rodregos Hand, die er gehoben hatte, und verdeckte mit seiner den abgeschnittenen Finger. "Du wirst nicht früh und schnell sterben, sondern im hohen Alter auf einem Landgut in Italien, mit Blick über das wundervolle Meer, wenn es das ist was du willst. Und wenn es das letzte ist, das ich tue, ich könnte mir nie verzeihen, dich hier zurückzulassen, wo ich schon so viel anderes nicht habe schützen können. Dann will ich wenigstens dich vor so einem Leben beschützen."
 

Rodrego

Rodrego war ein wenig erstaunt, dass Alessio seine Anklage hinnahm. Aber er war auch froh darüber, dass er das Thema unter den Tisch fallen ließ. Auch er würde es nicht noch einmal aufgreifen. Er hatte wohl zu schnell geredet. Aber im Moment war es eben genau der Punkt, der ihn so herunterzog, der ihn abends heimsuchte und diese trüben Gedanken denken ließ, die ihm immer wieder ins Ohr flüsterten, dass es besser gewesen wäre, damals selbst auch gestorben zu sein. Trotzdem zog er sich immer wieder aus diesem Sumpf, weil es ja doch ein paar Dinge gab, die das Leben etwas schöner machten. Doch seit er wusste, dass Alessandro mitverantwortlich war...

Er schluckte und versuchte sich auf die Worte des anderen zu konzentrieren. Er schwieg nach diesen Worten erst einmal. Er hatte die Woche kaum gelauscht, was so getuschelt wurde, hatte nicht wirklich mitbekommen, worauf Alessio gerade anspielte. Aber darin lag in jedem Fall die Begründung, weshalb der andere eine so schlechte Zeit gehabt hatte. Dadurch, dass Alessandro keine konkreten Namen nannte, wusste Rod, dass er da auch nichts Genaueres erfahren würde. "Das verstehe ich", sagte er schließlich. "Pass auf dich auf, damit du nicht zum Ziel wirst, Alessio mio", sagte er und drückte den anderen leicht an sich.

Dass er selbst Teil dieser Intrige war, das war ihm in diesem Moment absolut nicht bewusst - es würde ihm erst viel später, zu spät bewusst werden.
 

Rod lachte leicht, als er die Kampfansage des anderen hörte, er wolle ihn mitnehmen, wenn er ginge. Es klang so süß und für ihn so irreal. Und das Bild, das der andere von seinem Leben in Italien zeichnete, fühlte sich zwar genauso gut an, kam ihm aber noch irrealer vor. Er küsste den anderen sanft auf die Stirn. "Alessio mio", murmelte er und wusste nicht so genau, was er sagen sollte. Sein Leben hatte aufgehört, als seine Familie ermordet wurde. Und jetzt, da er wusste, dass Alessandro mit dafür verantwortlich war, klangen die Worte des anderen wie blanker Hohn. Glaubte der andere selbst, was er da sagte? Es klang irgendwie so kindlich naiv und damit so frevelhaft ehrlich. „Wir werden sehen, was passiert“, sagte er schließlich. „Aber an die Idee könnte ich mich durchaus gewöhnen.“ Er lächelte, auch wenn ihm zum Heulen zumute war. Da war es wieder, dieses Gefühl, das sich so oft in ihm ausbreitete, und das ihn so hoffnungslos werden ließ.

Er merkte, dass er den anderen noch immer fest in seinen Armen hielt und lockerte daraufhin den Griff. "Wollen wir zurückschwimmen?“, fragte er den anderen und strich ihm über den Rücken. „Bleibst du bei mir, heute Nacht?“, fügte er leise noch hinzu. „Ich würde mich freuen.“ Nein, er wollte mit diesem Gefühl nicht alleine sein. Seine Situation wurde immer beschissener, immer aussichtsloser.
 

Zurück in seinem Haus machten sie sich gemeinsam eine Kleinigkeit zu essen. Sie nahmen es mit auf die Veranda, wo sie sich hinsetzten und nicht mehr diese schweren Themen aufgriffen, sondern sich über alte Bekannte und Freunde aus Italien unterhielten, die Alessio jüngst wiedergesehen hatte oder die ihnen einfach so wieder in den Sinn kamen und sie sich fragten, wie es ihnen wohl ginge. England und den Königshof vermieden sie beide und Rod war das nur recht. Es herrschte gerade so viel Chaos in seinem Leben, dass er nicht ständig daran erinnert werden wollte. Es tat gut, einfach über Belangloses zu reden, zu witzeln und zu lachen. Und als sie später ins Bett krochen, war ihr Sex zärtlich und nach Schutz suchend, so als würden sie sich gegenseitig halten wollen, ohne eigentlich genau zu wissen, was den anderen so bekümmerte.



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