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Intrigo e amore

And it's with you that I want to stay forevermore
von
Koautor:  Coventina

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London 3 - das WIE und WARUM

Dominico

Nico kaute gerade noch genüsslich an seinem Brot, während Rodrego näher kam, sich aber nicht setzte. Nanu? Irgendetwas stimmte nicht und Rodregos ernster Gesichtsausdruck wischte langsam auch Alessandro das leichte Grinsen vom Gesicht. Als Rod dann ansetzte, runzelte Alessio die Stirn und hob schwach einen Arm, um abzuwinken, während Nico den Kopf energischer schüttelte. "So ein Blödsinn, wieso solltest du denn Schuld sein? Konnte ja niemand ahnen, dass sie den Wein vergiften", setzte der jüngere Sforza dagegen, doch Rod ließ sich nicht beirren und sprach weiter. Und das, was er sagte, verstand Nico nicht, sein Blick wanderte jedoch zu Alessandro. Dessen Gesichtsfarbe war noch immer nicht wirklich gesund. Entweder zu gerötet oder zu weiß, nicht so wie sie sein sollte in jedem Fall. Rods Worte machten das nicht besser.

Nico konnte sehen, wie es in Alessios Gesicht arbeitete... soweit war er also schon wieder hergestellt.
 

Alessandro

Und ja, Alessio dachte nach. Als Rod hereingekommen war, hatte er noch geglaubt, er käme seinetwegen. Die Worte aus seinem Mund sagten anderes.

Alessio wollte es nicht glauben. Er wollte es wegwischen, sagen, dass das alles kein besonders komischer Scherz sei, den Rod sich da erlaubte, doch Rod sah nicht aus als würde er scherzen. Während Alessios Herz gerade noch versuchte zu realisieren, was Rod ihm da erklärte, arbeitete sein Hirn bereits auf Höchstleistung. Der Kardinal in ihm erwachte zum Leben, der Spieler, der jeden seiner Züge gewissenhaft plante - und der in Rodregos Gegenwart oft genug verbannt worden war. Dieser Teil in Alessio prüfte Rods Aussage auf ihren Wahrheitsgehalt. Konnte stimmen was dieser Mann ihnen gerade beichtete? Vor Alessios Augen flatterten Bilder... Rodrego, der im Stall überrascht aufsah, weil er ihn und nicht seinen Bruder gesehen hatte. Rodrego im Zuber, seinen Fuß in der Hand mit diesem herausfordernden Blick. Rodrego am nächsten Morgen in seinem Bett und seine Worte. Hast du noch etwas vor, oder können wir noch ein wenig liegenbleiben? Ich möchte nicht ungemütlich sein, es ist grad so schön, aber ich möchte auch nicht, dass du Ärger bekommst wegen mir - Und er WAR zu spät gekommen.

An diesem verhängnisvollen Tag hatte alles seinen Anfang genommen, hatte Cromwells massive Intrige begonnen, zumindest hatte Alessio das geglaubt. Dass Cromwell zum Anlass genommen hatte, dass sowohl Nico als auch Alessandro nicht in London gewesen waren. Doch der Kardinal in ihm begriff die Tragweite des Geständnisses auf rationale Weise, ohne dass sein Herz auch nur annähernd begriff.

All die Begebenheiten ergaben Sinn. Die seltsamen Fragen die Rod gestellt hatte, zu Themen von denen Alessio überrascht gewesen war, dass sie den Schmied interessierten. Dann, kurze Zeit später, wieder ein Schlag Cromwells, der irgendwie zu diesem Thema passte. Puzzleteile fügten sich in ein erschreckendes Gesamtbild. Der Kardinal in ihm frohlockte ob des Rätsels Lösung. Vielleicht hatte er es gewusst. Hatte er es gewusst? Geahnt? Nein. Gewusst hatte er es niemals. Aber er hatte geahnt, dass Cromwell Informationen aus seinem nahen Umfeld sammelte. Dass es Rodrego sein würde, das hatte er nie geglaubt. Rodrego - der Mann, den er immer gewollt hatte. Rodrego, dem er blind vertraute. Beinahe am Schlimmsten und etwas, das Alessio nie geglaubt hatte einmal zu denken: Der Mann, der ihm seine Unschuld geraubt hatte. Der Mann, den er liebte. Der Mann, von dem Alessio geglaubt hatte, er würde ihn auch lieben. Er fühlte wie sich in seinem Brustkorb ein Loch auftat, dass sein Herz verschlang, auf seine Lunge drückte und drohte ihn ersticken zu lassen. Er bekam keine Luft. Seine Hände gruben sich so fest in die Laken, dass seine Knöchel weiß hervortraten und seine Arme zitterten.

Das Gefühl, vergiftet zu werden, war leichter zu ertragen als das hier. Es war ein langsamer wirkendes Gift, aber ein tödliches. Eines, das Kieran nicht würde heilen können. Eines, das Alessio fressen würde im Laufe der Zeit. Ein langsamer Tod, ein grausames Sterben. Er konnte nichts dagegen tun. Sein Blick war zu Nico geglitten, starrte ihn an. Er konnte Rod nicht mehr ansehen, weil sein Herz noch immer lieber daran dachte, dass Rod nicht da war und das alles nur eine der Halluzinationen war, in denen Rod präsenter war denn je.
 

Dominico

Nico begriff noch immer nicht oder nur sehr sehr langsam. Sein Blick glitt von Rodrego zu seinem Bruder und zurück. Alessios Gedanken schienen strukturierter zu werden und Nico wartete nur darauf, dass Alessio erklärte, was Rod fälschlicherweise interpretierte. Doch statt sich zu entspannen wurde Alessios Blick von Sekunde zu Sekunde leerer. Weinte sein Bruder? Nico stellte den Teller ab, schluckte das Stück Brot hinunter und räusperte sich in die Stille, doch Alessio reagierte nicht mehr. War Alessio überhaupt noch anwesend? Da war nur noch diese Maske.. der Kardinal, den Nico selbst nur all zu gut von seinem Bruder kannte. Der Kardinal, den er mehr gewohnt war als Rodrego.

Sein Gehirn war da definitiv eine Spur langsamer. Dennoch fing auch Nico an langsam zu begreifen. Dachte an die Tage, an denen Rodrego ihm zu früh morgens im Haus begegnet war, um am morgen hergekommen zu sein. Dachte an Probleme, die bald darauf Wellen geschlagen hatten. An was Alessandro vielleicht nicht dachte, Nico aber sehr wohl, das war Familie Kinley. Denn das war eine Sache, die Rodrego nicht Alessio, sondern Nico eines Tages gefragt hatte. Ob er wisse, wo die Familie genau wohne... weil er ihre Kutschpferde beschlagen sollte. Eine Woche später war herausgekommen, dass die Familie ermordet worden war. Doch wie Alessio hatte Nico dem in Bezug auf Rod keinerlei Bedeutung zugemessen - bis jetzt. Auch Nico fühlte die maßlose Enttäuschung darüber, verstand nicht WIESO Rod das getan hatte, konnte sich keinen Grund vorstellen warum. Es gab keinen Grund. Es konnte keinen Grund geben. Gab es einen Grund?

Die Stille in dem Raum lastete schwer auf ihnen allen und nachdem Rod geendet hatte, schien er auch nichts mehr sagen zu wollen. "Ist das wahr?" Nicos Stimme klang schrecklich fremd in seinen eigenen Ohren. Doch weder Rod antwortete, noch sagte sein Bruder ein Wort... aber es war der Blick auf Alessio, der bei Nico schließlich eine Sicherung durchbrennen ließ. Sein Bruder, sein großer Bruder, der ihn immer beschützt hatte. Sein Bruder, den er über alles liebte und der ihm heute morgen beinahe entrissen worden wäre. Sein Bruder, der Rodrego schon seit Ewigkeiten verehrte, mochte, liebte.. und dieser Mann hatte wirklich getan, was er da behauptete? Und kam jetzt, JETZT damit zu ihnen, NACHDEM Alessio am Morgen fast gestorben war? Nicos Teller flog gegen die nächstliegende Wand. "ICH HABE DICH ETWAS GEFRAGT!", brüllte er Rodrego an. "IST DAS WAHR?" Alessio auf dem Bett zuckte nicht einmal. Er starrte zum Baldachin hinauf, mit einem Blick eiskalter Berechnung, schien nicht zu atmen. Nur Tränen flossen wie ein Sturzbach seine Wangen hinab, was beinahe grotesk wirkte, weil es nicht zu seinem Gesichtsausdruck passte.

Es zeriss Nico das Herz seinen Bruder so zu sehen und es zeriss ihn noch mehr zu wissen, dass sein anderer Bruder dafür verantwortlich war. Vermutlich war es genau das, gepaart mit seiner Unfähigkeit zu Kieran zu stehen und seiner Unzufriedenheit, die ihn auf Rodrego losgehen ließ. Er stürmte auf ihn los, versetzte ihm einen tiefen Schlag in die Magengegend und flog wegen seines Schwungs kurz darauf mit Rodrego rückwärts die Türe hinaus auf den Gang, während er weiter auf ihn einbrüllte. "WENN ER HEUTE MORGEN GESTORBEN WÄRE, WAS HÄTTEST DU DANN GETAN? MICH AUCH NOCH ANS MESSER GELIEFERT? IST ES DIR JETZT NUR ZU HEISS GEWORDEN?"

Sie bekamen keine Zaungäste, weil alle draußen feierten. So hatte Nico Gelegenheit, Rod all das an den Kopf zu werfen, während sich hinter ihnen die Türe wieder schloss. Bei allem, was Nico sagte, stand eine Frage im Vordergrund, als er schon nicht mehr schreien konnte. "Warum hast du das getan?"
 

Rodrego

Dass es weder Nico noch Alessio zunächst glauben wollten, bestätigte ihm nur das Vertrauen, das er einmal bei seinen besten Freunden, bei seiner Familie gehabt hatte. Es zerriss ihm innerlich das Herz. Was Hass zerstörte, begriff er mehr und mehr. Er verfluchte sich dafür, dass er jemandem erlaubt hatte, seinen Hass anzustacheln, um ihm letztlich alles zu zerstören, was er gehabt hatte. Rodrego musste sich zusammenreißen. Er musste Haltung bewahren. Er würde jetzt nicht anfangen zu flehen oder irgendwie hoffen, dass man ihm verzieh. Das war nicht möglich.

Das, was er sah, war bereits eine Strafe, der er sich stellen musste. Denn er sah wie Alessio langsam begriff, was er da sagte. Jener würde jetzt erkennen, dass es wahr war. Mit jeder Sekunde verschloss sich das Gesicht seines Freundes, seiner Liebe mehr und mehr und die perfektionierte Maske erschien. Alessandro entschwand ihm. Rod erinnerte sich noch so gut an ihre erste Nacht, in der nichts gespielt gewesen war, in der er ehrlich gewesen war. Er erinnerte sich, wie schwer es gewesen war, seinen Alessandro zum Vorschein zu bringen. Ihn liebte er aus vollstem Herzen. Und jetzt? Jetzt entschwand dieser. Und Rod hatte das Gefühl, dass Alessandro nun für immer gegangen war - zumindest für ihn. Nur die Tränen zeugten davon, dass es den anderen wirklich berührte. Rod atmete flach, denn es drückte alles in ihm auf sein Herz, auf seine Lunge. Der Klos in seinem Hals schmerzte, während er versuchte nicht zu weinen. Er konnte Alessio jetzt nicht sagen, dass er ihn wirklich liebte. Er hatte ihn hintergangen und verraten. Wenn er seine Liebe nun gestehen würde, wäre das weder glaubhaft, noch würde es Alessandro irgendetwas erleichtern.

Rod senkte den Blick zu Boden, kämpfte mit sich und als Dominico ihn fragte, ob das wahr sei, konnte er nicht antworten. Er konnte nicht mehr sprechen, ohne dass man merken würde, dass er mit den Tränen kämpfte. Denn würde er sprechen, würde er nicht mehr anders können, als zu weinen. Und das wollte er den beiden anderen ersparen. Er konnte Dominico nicht einmal mehr ansehen.

Daher zuckte er merklich zusammen, als der Teller gegen die Wand flog und Dominico ihn anbrüllte. Er blickte auf, wissend, dass Dominico seine Wut nun an ihm herauslassen würde. Aber das war ihm egal. Er hatte es nicht anders verdient. So wehrte er sich nicht, schützte sich nicht vor dem Schlag, der ihn heftig traf, so dass ihm einen Moment die Luft wegblieb und er nach hinten stürzte, gegen die Tür prallte und vor der Tür liegenblieb, Dominico auf sich, und darauf wartete, dass jener nun auf ihn einschlug. Stattdessen brüllte Nico auf ihn ein. Rodrego merkte, dass er die Tränen nun doch nicht mehr zurückhalten konnte, die an seinen Wangen hinabliefen, während er Dominico anblickte. Er schluckte, als er die letzte Frage hörte und zögerte zu antworten. Aber etwas in ihm sagte, dass er Nico die Wahrheit sagen musste. „Weil er meine Mutter töten hat lassen…“, hauchte er leise, bevor seine Stimme versagte. Er wand sich unter Dominico, entzog sich ihm und stand auf. „Er hat meine Mutter getötet“, wiederholte er verzweifelt und es klang eher so, als wollte er sich davor schützen, weiter angebrüllt zu werden. „Er hat sie einfach ermorden lassen, einfach ihr Todesurteil unterzeichnet.“ Er schluckte. „Er sollte sehen, wie es ist, einen Menschen, den man liebt, zu verlieren. Aber…“ Er wischte sich die Tränen weg. „Aber ich dachte nicht, dass sein Leben dabei in Gefahr war. Ich… Ich habe mich missbrauchen lassen. Und ich… ich hatte nicht gedacht, dass meine Gefühle für ihn stärker sind, als mein Hass.“
 

Dominico

Nicos Zorn schien ihn diesem Moment keine Grenzen zu kennen. Es lag vielleicht nicht mal nur an Rodregos Beichte jetzt, sondern auch sehr daran, dass Nico einen Teil von sich selbst hineininterpretierte. Gut, er spielte Kieran nichts vor, um an Informationen zu gelangen, aber auch er spielte etwas. Aus Angst und Vorsicht vor Verrätern wie jenen, die seinen Bruder heute beinahe ermordet hatten, spielte auch er Kieran etwas vor und er wusste, wie furchtbar es war, das zu tun. Wie gern er ihn einfach in den Arm genommen hätte, ohne Erklärungen, doch das ging nicht mehr. Kieran würde Erklärungen verlangen und so verlangte sie jetzt auch Nico von Rodrego. Er hatte ihn draußen zu Boden gerungen, hielt ihn dort unten ohne weiter auf ihn einzuschlagen, weil seine Arme die Kraft verließ. Seine Stimme versagte zum Glück noch nicht und Rod schien auf noch mehr Schläge zu warten, die dann aber doch nicht kamen. Als Nico endlich nicht mehr schrie, bequemte sich Rod auch dazu zu antworten. Erst als sich Rod unter ihm herauswand und Nico ein sehr wackeliges "Warum?" erklärte, merkte Nico, dass Rodrego weinte.

Es war nicht so, dass sein Zorn schwand, nur weil er bei Rodrego jetzt Tränen fließen sah, doch es brachte ihn zumindest dazu, zu realisieren, dass Rodrego keinesfalls der kalte Spieler war, den er eben noch im Zimmer vermutet hatte. Aber Rod, der sein Herz eigentlich auf der Zunge trug, musste es unendlich schwer gewesen sein, vor Alessandro nicht schon in Tränen auszubrechen. Zumindest wenn das hier jetzt echt war und der Schmerz in Rodregos Augen echt war. Nico sah zumindest gerade keinen Grund, warum der Mann lügen sollte, aber ganz überzeugt war er noch nicht. Er ließ Rod los, als der sich entwand, und richtete sich ebenfalls wieder auf, richtete seine etwas verrutschte Jacke und strich sich das Haar zurück, um seine Hände zu beschäftigen und nicht wieder auf Rod einzuschlagen, denn die Kraft kam langsam zurück. Das, was er zu hören bekam, war beinahe noch unglaublicher als das, was Rod eben drinnen gesagt hatte. "Alessandro hat deine Mutter getötet, hörst du dich eigentlich selbst reden?" Doch Rod ließ sich wieder nicht beirren und sprach weiter, und endete mit hohlen Phrasen, die Nico mit einer Handbewegung wegwischte. "Deine Gefühle für ihn, das sehe ich. Wie sehr du für ihn fühlst." Er war zynisch und er wusste, dass es vielleicht unfair war, aber er konnte nicht anders. "Heute morgen dachte ich noch, ich habe meinen Bruder gerettet, aber DU, DU hast ihn gerade umgebracht da drinnen!" Er konnte nicht anders, als es ihm vorzuwerfen. "Wie genau soll er das denn gemacht haben?" Nico fuhr sich durch das Gesicht, atmete tief durch und versuchte sich in Erinnerung zu rufen, was damals geschehen war. Er selbst war nicht in London gewesen und Alessio war in Italien gewesen, das wusste er noch.. und war es nicht sehr schnell gegangen? "Dein Vater wurde verhaftet, verurteilt, hingerichtet - soweit ich weiß, ging das alles sehr schnell, oder? Und deine Mutter kurz darauf. Alessandro war nicht da. Und jetzt sagst du mir, wie genau ein Bote, ganz gleich wie schnell an dem Tag an dem deine Mutter angeblich diesen Frevel begangen hat, nach ITALIEN reist, meinen BRUDER FINDET! Das Urteil unterzeichnen lässt und nach London zurückkehrt und das in WENIGER ALS EINER WOCHE!" Wenn man es so betrachtete, KONNTE Alessio es nicht gewesen sein. "Oder willst du behaupten, er habe es von langer Hand geplant, das Urteil unterschrieben, bevor er abgereist ist? Wer hat dir so einen Mist überhaupt erzählt, hast du das Dokument gesehen? Hast du ihn denn mal danach gefragt?"

So viele unsinnige Fragen. "Und warum zur Hölle hast du jemandem wie Cromwell vertraut?"

Denn es bestand nicht mehr der geringste Zweifel daran, dass Cromwell es gewesen war, der Rodrego manipuliert hatte. Das machte die ganze Sache noch schlimmer, noch weiter - denn dann war Cromwell wirklich schon sehr lange dabei diese Intrige aufzuziehen.
 

Rodrego

Die zynische Anklage des anderen traf ihn, traf ihn heftig. Rod sank in sich zusammen, denn die Worte waren schmerzhafter, als es Schläge hätten sein können. Er konnte nichts erwidern. Rodregos Kopf war wie leergefegt. Er wusste nicht mehr was er denken oder fühlen sollte. Er war vollkommen durcheinander und seine Gedanken formten keine klare Linie mehr.

Er hatte Alessandro getötet?

Das Bild von Alessandro in seinem Bett kam in ihm hoch und Rod merkte, dass Nico damit nicht ganz unrecht hatte. Er hatte den Alessio getötet, den er so liebte. Aber doch nur für ihn! Und nur, um ihn zu beschützen! Oder?

Als Dominico begann, ihm zu erklären, dass Alessandro gar nicht das Todesurteil hätte unterschreiben können. Irritiert sah er den anderen an. „Er muss da gewesen sein!“, antwortete er. „Er… Ich… Sieh selbst!“ Er zog aus seinem Hemd eine dünne lederne Tasche, in der er die Briefe und auch das Todesurteil und die anderen ‚Beweise‘ versteckt hatte. Mit zitternden Fingern suchte er das Todesurteil heraus. „Er hat es selbst unterschrieben.“, sagte er nun und hielt Dominico das Papier hin. „Genauso wie die Stanleys einen Meineid geleistet hatten, um meinen Vater an den Galgen zu bringen und selbst aufzusteigen.“ Er hatte eigentlich nicht darüber reden wollen, aber es quälte ihn seit Wochen, ja Monaten. „Ich habe keine Ahnung, wie er es angestellt hat, aber das ist doch ganz offensichtlich!“ Er schluckte. „Und ich hatte keine Ahnung, dass Cromwell dahinter steckt. Das habe ich erst in den letzten Tagen gemerkt.“ Er zog den ersten Brief heraus, den er erhalten hatte. „Den habe ich am Todestag meiner Schwester bekommen. Anschließend folgten einige Briefe.“ Er sah den anderen verzweifelt an.

„Dominico!“, seine Stimme klang flehend. „Ich wusste nicht, dass er dahinter steckt. Mir ist das erst viel zu spät bewusst geworden! An dem Tag, an dem der Brief kam, wollte ich mit dir reden, aber du warst in Spanien. Bei deiner Heimkehr warst du schon wieder weg, als ich Alessio traf. Ich habe ihn seit langem mal wieder gesehen, so wie er war, bevor er die Robe angelegt hatte. Ich wollte das nicht, wollte nicht auf diesen Brief reagieren. Es war ein Versehen. Alessandro hatte gesagt, dass er keine wichtigen Termine habe. Ich wollte doch gar nicht wissen, was passiert ist... Ich wollte doch einfach nur… Aber als ich dann von dem Todesurteil erfahren hatte… Ich habe schwarz gesehen, ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Für mich war klar, dass Alessio der Mörder meiner Mutter ist.“ Er schluckte. „Und diese Briefe – er hielt Dominico die ganze Tasche hin - haben mir das bestätigt, haben mich eingelullt und mir meinen Verstand geraubt. Ich wollte nicht, dass es dazu kommt. Ich wollte das nicht… Ich wollte das doch alles nicht.“

Ihm rannen die Tränen hinunter, ohne dass er es recht merkte. Er wollte nur, dass Dominico ihn nicht für so kalt hielt, nicht für so berechnend. Er wollte sich erklären, obwohl er sich doch eigentlich vorgenommen hatte, sich nicht zu erklären. Er hatte einfach ins Gefängnis gehen wollen, um seine gerechte Strafe zu erhalten. Wenn er Glück hatte, würde der Tod schnell vollzogen werden. Aber jetzt. Jetzt wollte er nicht, dass Dominico von ihm so schlecht dachte, dass er so berechnend war. „Ich... es tut mir alles so leid. Ich wollte das nicht, schon lange nicht mehr. Ich wollte ihm nicht weh tun. Aber ich konnte auch nicht mehr lügen. Ich muss ihn beschützen vor mir und dem Ungeheuer in mir, das durch ein paar Worte so leicht Nahrung findet..."
 

Dominico

Die Logik seiner Aussage überraschte Nico selbst. Es überraschte ihn, dass er so logisch denken konnte in diesem Moment, denn eigentlich war es immer Alessandro, der die Nerven behielt. Nico selbst hatte in den letzten Tagen und Wochen einfach zu viel mitgemacht. Die Beziehung mit Kieran, Giulias Schwangerschaft, der Druck am Hof und jetzt auch noch der Anschlag auf seinen Bruder zerrten an seinen Nerven und machten ihn zu einem Schatten seiner selbst. Aber anscheinend war da in ihm noch immer ein Kämpfer, der sich etwas von Alessio abgeschaut hatte. Jemand, der Zusammenhänge kombinieren konnte und daran rüttelte auch Rods Gestotter nichts. Der Mann, von dem er geglaubt hatte, er sei sein bester Freund und beinahe mehr als das, zog Dokumente unter seinem Hemd hervor und drückte Nico einen Bogen teuren Pergaments in die Hand. Sein prüfender Blick fuhr über die Seite, seine Finger fühlten über das Papier. Definitiv kein Papier aus Italien, denn in Italien wurden die Blätter bereits geschöpft. In England war Pergament noch wesentlich verbreiteter.

Außerdem kein Zeichen des Vatikan auf der Anklage, aber das spielte keine vordergründige Rolle, es bewies Nico nur, dass dieses Dokument nicht in Rom verfasst worden war. Er überflog die Worte und klappte die Rolle dann um, um die Unterschrift zu sehen.. und da stand wirklich Alessandro Sforza. Und noch während er das las und darauf starrte, packte er Rodrego am Arm und zerrte ihn mit sich. Weit mussten sie nicht gehen, ein Zimmer reichte bereits. Alessandros Arbeitszimmer, zu dem Nico die Türe aufstieß und Rod mit hinein schubste, ehe er zum Schreibtisch eilte. Vergleichbare Korrespondenz gab es wirklich genug... und auf den ersten Blick erschien es auch Alessandros Unterschrift zu sein, doch auf einen zweiten genaueren Blick sah man deutliche Unterschiede. Hier und da war ein Buchstabe anders geschwungen. Vor allem Alessandros Vorname wich vom Original ab.. anscheinend hatte der Fälscher nur ein Dokument mit Alessios Nachnamen in den Händen gehabt und das war wesentlich leichter zu bekommen. Dann war da noch der Abdruck des Siegelrings. Nico griff nach dem Ring, der in einer Schatulle auf dem Schreibpult lag und drehte ihn so, dass er das Negativ sehen konnte, das in den Ring graviert war. Die Umsetzung dauerte ihm jedoch zu lange, also entzündete er eine Kerze, schmolz etwas Siegelwachs und machte den Abdruck - und der Abdruck zeigte mehr als deutlich die Fälschung, die man Rod als ein von Alessandro unterschriebenes Todesurteil untergejubelt hatte. Nico ließ langsam die Hände sinken und starrte Rod noch immer wütend an. Andererseits begriff auch er jetzt die Tragweite dieser Intrige. Wenn Cromwell wirklich in den Tod von Rodregos Familie verwickelt war, dann hatte er damals bereits einen ersten Anlauf genommen Nico und Alessio loszuwerden. Doch sein Einfluss war nicht groß gewesen und damit war dieses Vorhaben gescheitert.. und jetzt hatte er es noch einmal versucht. Konnte ein Mensch wirklich so grausam sein? So viele ungeschriebene Gesetze der Ehre verletzen?

Konnte Rodrego wirklich so blind vor Hass gewesen sein, dass er die Fälschung nicht hatte enttarnen können? Die Geschichte, die er ihm erzählte, klang so unglaubwürdig und doch irgendwie wahr. Langsam verließ Nico die Kraft, vor allem weil er jetzt auch wirklich wusste, dass Alessio keine Schuld an all dem hatte. Wie schrecklich hilflos musste sich sein Bruder fühlen? Er sank gegen den Schreibtisch und verschränkte die Hände vor der Brust. "Du wolltest das alles nicht.. aber du hast meinen Bruder, der immer mein Bruder gewesen ist und nie ein anderer - denn diesen anderen hast nur DU in ihm gesehen - ins Bett gezerrt. In dem Wissen, dass du der gewesen bist, den er immer gewollt hat aber nie bekommen konnte. Du hast das in Kauf genommen, dass das passiert Rodrego. Du hast gewusst, wie sehr es ihn treffen würde, und sag nicht, du wusstest es nicht. Du hast ihn jetzt zu dem Kardinal gemacht, den du so sehr hasst, weil er jetzt erst recht das Gefühl haben muss, dass jeder Mensch, dem er vertraut, nur seinen Schaden im Kopf hat. Und wofür? Für nichts! Was hast du jetzt davon Rodrego, was? Und wenn ich richtig verstehe, was du mir zwischen den Zeilen sagst, dann ist die Familie Stanley deinetwegen tot! Ist es so?" Er fuhr sich durch das Gesicht, ihm war auch zum heulen zu Mute.

Er wollte Rod verzeihen, weil er wie ein Bruder war, sein bester Freund. Er konnte ihn auch ein Stück weit verstehen, hätte vielleicht selbst so gehandelt - aber doch nicht gegenüber der Familie! "Du konntest also nicht mehr lügen ja? Du hast ihn wirklich nur benutzt, die ganze Zeit?" Er hieb gegen den Tisch und fluchte, weil es schmerzte. "Verdammter Bastard, Cromwell! Ob Giulia schwanger ist oder nicht, ich werde auf diesem gottverdammten Turnier reiten und dafür sorgen, dass es ihn dabei von seinem verdammten Thron hebt."
 

Rodrego

Rodrego hatte schon gedacht, Dominico ginge erneut auf ihn los, doch stattdessen packte er ihn nur am Handgelenk und zog ihn mit sich. Rodrego war verwirrt, ließ sich jedoch bereitwillig mitziehen. Er würde keinen Widerstand leisten, egal was Nico mit ihm anstellen würde. Er hatte jede Art der Strafe verdient und das wusste er. Dennoch wunderte es ihn, dass er nichts zu Alessandros Verteidigung sagte. Er hatte doch auch das Todesurteil gesehen, oder? Er war überraschter, als Rodrego ihn mit zu Alessandros Arbeitszimmer nahm, zu seinem Schreibtisch, wo er nach einem Brief griff und ihn neben das Todesurteil legte. Rodrego blickte darauf, verglich und merkte, wie ihm übel wurde. Dann das Siegel - ihn schwindelte und er musste sich am Tisch abstützen, als er begriff, was hier passiert war. Er war nicht nur manipuliert worden, er war auch betrogen worden. Und Cromwell - denn offenbar stand der hinter all dem hier - hatte ihm alles genommen: Seine Familie, seine Freunde, seinen Lebensinhalt und seine Liebe. Rodrego merkte, wie ihm schier die Füße unter dem Boden weggerissen wurden.

Doch auch wenn gerade sein ganzes Leben den Bach runterging, so hatte er nur einen Gedanken im Kopf: er hatte seinen Alessio getötet – ohne realen Grund.

Die Worte, die Dominico zu ihm sagte, klangen wahnsinnig weit weg und er begriff sie nicht. Er starrte auf Papier und Siegel und versuchte sich zu ordnen. Alles kam ihm mit einem Mal so sinnlos vor, so krank. Die Menschen waren krank – und er war Teil von ihnen. Hatte sich Dinge ins Ohr, in den Kopf legen lassen, die vollkommen bescheuert waren. Warum hatte er nicht genauer hingesehen? Warum hatte er nicht gefragt? Aber es war zu spät für ein Warum. Es war zu spät… Er hatte alles verspielt. Alles war zerstört. Cromwell hatte gesiegt, hatte seine Familie nun beseitigt und würde ihn sicher auch bald hängen lassen. Er hatte Alessandro ‚ermordet‘ und als nächstes würde er Nico töten. Cromwell hatte gesiegt.

Hatte er das? Langsam drangen auch die Worte des anderen wieder zu ihm durch. „Ja“, gab er tonlos den Mord an den Stanleys preis. Daran wollte er jetzt gar nicht denken. An die Toten, die ihn Nacht für Nacht verfolgt hatten… Rod schluckte und hielt sich noch immer am Schreibtisch fest, damit er nicht am ganzen Körper zitterte. Als Nico ihn fragte, blickte er langsam auf, sah den anderen an. „Ich habe anfangs nichts gespielt. Ich habe ihn anfangs nicht benutzt. Ich hatte dich gesucht und ihn gefunden. Wenn du da gewesen wärst… Ich hätte dir den Brief von Cromwell gezeigt und alles wäre gleich aufgeflogen gewesen…“ Er schüttelt den Kopf. Es war nicht die Zeit für ein „Wenn“ und den Konjunktiv. Es war zu spät.. Cromwell hatte gewonnen. „An jenem Abend hatte ich mich so gefreut, einen Alessio zu treffen, den ich schon immer geliebt habe. Wir haben beschlossen zu versuchen, einfach nur wir selbst zu sein und uns damit Halt zu geben. Ich habe ihm da nichts vorgespielt. Eigentlich hatte ich nie vor, mehr über den Tod meiner Familie zu erfahren. Ich hatte nicht gewollt, dass Alessandro an dem Tag zu spät kommt. Aber er ist zu spät gekommen und ich erhielt den Zugang zu diesem Urteil. Ich hätte mit ihm reden sollen, ihn fragen.." Rod begriff mehr und mehr, was alles passiert war, was alles hätte verhindert werden können. Es machte ihn vollkommen fertig. Den Gedanke, der ihm am meisten zu schaffen machen würde, den ließ er in diesem Moment lieber gar nicht zu. Denn sonst würde er hier genauso zusammenbrechen, wie Alessio gerade.

Der letzte Satz Nicos ließ ihn wieder aus seinen Gedanken zurückkommen, ließ ihn den anderen ansehen. „Cromwell lässt die Waffen manipulieren. Ich habe einen seltsamen Auftrag bekommen, habe ihn aber abgelehnt. Jetzt darf ich momentan nur noch die Pferde der Angestellten beschlagen, weil ich angeblich gepfuscht hätte.“ Rod war klar, dass er ab sofort auch um sein eigenes Leben fürchten musste. Aber irgendwie störte ihn der Gedanke nicht. Seit dem Tod seiner Eltern hatte er sich oft ausgemalt, wie es wäre, einfach zu sterben. Er hatte diese depressiven Momente immer gehabt. Nur in letzter Zeit nicht mehr so stark, seit er mit Alessandro zusammen gewesen war. Aber jetzt, nach dem heutigen Tag. Er freute sich darauf, wenn er einfach bald erlöst war.

Er sah Nico ernst an. „Ich wusste, dass ich ihn treffen würde, ja“, sagte er dann. „Und das hatte ich einmal auch wirklich gewollt. Aber schon sehr lange nicht mehr. Ich habe mir eingeredet, meine Gefühle für ihn seien vorgespielt. Aber das war es nicht. Aber gleichzeitig habe ich heute auch begriffen, dass ich ihn umgebracht habe, weil er schwach war. Ich habe ihn schwach gemacht. Und ich habe keine andere Möglichkeit gesehen, als ihm seine Stärke zurückzugeben, die er jetzt braucht. Ich bin sein Schwachpunkt geworden.“ Er schluckte. „Dominico, bitte. Töte Cromwell für mich. Er hat mir alles genommen, was mir wirklich von Bedeutung war.“
 

Dominico

Nico hatte viel geglaubt, aber nicht, dass ein einzelner Mann, den Rodrego nicht einmal kannte, genug Druck ausüben konnte, um Rodrego dazu zu bringen sogar einen Mord zu begehen - denn nichts anderes hatte Rod ja getan. Er hatte eine ganze Familie ermordet, einfach so. Ja, das man es konnte, wenn man glaubte im Recht zu sein, das musste Nico niemand verraten. Dennoch schockierte es ihn, Rod in diese Rolle zu pressen. Und es schockierte ihn auch, seinen so guten Freund in dieser Position zu sehen. Er glaubte Rodrego, auch wenn sein Kopf sagte, dass er es besser nicht tun sollte. Rodrego hatte gelogen, hatte Alessio belogen und wer konnte jetzt sagen, dass er ihn nicht auch belog?

Doch Rodrego machte einen so niedergeschlagenen Eindruck, dass Nicos Beschützerinstinkt größer wurde als sein aufkochender Hass, der sich jetzt auf Cromwell richtete, mehr denn je. Cromwell, der seinen Rodrego zu diesem Monster gemacht hatte, in dem er ihn so sehr reizte. Es war wirklich ungeheuerlich, was dieser Mann über einen so langen Zeitraum unbemerkt hatte tun können. Nico konnte es noch immer nicht glauben, doch er begriff, dass es jetzt an ihm war, diese Sache durchzustehen. Er begriff im gleichen Moment, dass er dafür Giulia brauchte.. und Kieran. Er brauchte Kieran. Auch wenn Giulia ihm die Unterstützung gab, die er brauchte, er wollte auch Kierans Unterstützung, wollte seine Hilfe und brauchte seinen Rückhalt. Denn an seinen Gefühlen hatte sich nichts geändert, er war lediglich einen anderen Weg gegangen als Rod und hatte versucht sich doch etwas mehr von Kieran zu lösen, um Cromwell nicht noch eine Angriffsfläche zu bieten, vor allem nicht nach seinem so unbesonnenen Auftritt in der Schenke.

Rodregos Hinweis auf die Waffen ließ ihn jedoch wieder ins Hier und Jetzt zurückkehren. "Die Waffen manipulieren? Die Lanzenspitzen?" Das waren die einzigen Waffen, die beim Turnier gestellt wurden. Alle anderen Waffen, also die Schwerter für den Schwertkampf - wenn man ihn den ausfocht - waren die persönlichen Waffen der Kämpfer. Wenn Cromwell die Lanzen manipulierte, so dass die Spitzen nicht brachen oder die Lanzen nicht splitterten... oder die Schilde zu leicht brachen, nicht auszudenken was für einen Schaden er damit anrichten würde. Wenn Nico und Charles gegeneinander reiten würden und sich beide tödlich verletzten, dann konnte Cromwell es unbeschadet auf sie beide schieben, die sich ohnehin schon so sehr hassten, dass man ihnen die Manipulation zutrauen würde. Ohhh nein, nicht mit Nico! Er musste mit Giulia reden und er musste mit Alessio reden. Und er musste noch viel wichtiger mit John und Kieran sprechen, denn sein Bruder brauchte jetzt definitiv etwas, das ihn schlafen ließ, ohne Gedanken an das, was Rod eben gesagt hatte! Und zum Glück hörte Alessandro gerade nicht, was Rodrego noch nachsetzte, auch wenn es im Endeffekt hieß, dass er Alessio liebte.. sein Bruder hatte dafür sicher gerade kein wirkliches Ohr.

"Ich werde niemanden für dich töten, Rodrego. Wenn du willst, dass er stirbt, dann werde ich dir dabei nur zu gerne helfen. Aber ich werde diese Arbeit nicht für dich übernehmen. Du wirst dir dabei die Finger schmutzig machen, um sie von all der anderen Schuld reinzuwaschen. Wage es ja nicht, jetzt abzutreten!" Denn er meinte genau das aus Rods Worten herauszuhören. Er deutete mit dem Finger auf die Papiere. "Diese Dokumente werden ihn entlarven und wenn Alessio ein paar Tage hat, dann kann er mit Sicherheit etwas damit anfangen. Auch wenn er dich sicher nicht sehen will, du wirst hier sein, hier bleiben, hast du das verstanden?" Er wollte ihm keine Befehle geben, aber er glaubte, dass Rod jetzt klare Worte brauchte. "Geh raus, iss, betrink dich. Betrink dich richtig. Dann schlaf irgendwo hier ein und morgen werden wir uns gemeinsam darum kümmern, eine Lösung für dieses Cromwell - Problem zu finden. Eine Lösung, die verdammt entgültig sein wird. Du wirst dir alles überlegen, was du über diese Waffenmanipulation weißt. Ich organisiere mir Charles hier her." Nico war voller Tatendrang. War schon im Begriff wieder aus dem Zimmer zu stürmen, um alles in die Wege zu leiten, ehe er sich noch einmal zu ihm umdrehte. "Er wird dich leiden lassen, jedesmal wenn er dir begegnet und du hast es mit jeder Sekunde verdient. Aber sein Schwachpunkt warst du nie. Ich habe ihn noch nie so hart für etwas arbeiten sehen, wie für unsere Sicherheit und unseren Weg zurück nach Italien. Das Wichtigste für ihn war es, dich dabei zu haben. Mach seine Arbeit ja nicht damit zu Nichte, dass du jetzt davonläufst. Das wäre nicht der Rodrego, den ICH kenne." Er ließ die Briefe auf Alessios Schreibtisch liegen, in dem Wissen, dass sein Buder sie dort finden würde und verschwand aus dem Raum.
 

Rodrego

Rodrego nickte. „Die Lanzenspitze sind zwar tönern, damit sie zerbersten, darunter soll aber ein spitzer Eisendorn verborgen sein, der leicht an den Schwachstellen der Rüstung hindurchdringen kann“, erklärte er, um Dominico wissen zu lassen, worauf er achten musste. Wenigstens bei seinem ehemals besten Freund wollte er etwas richtig machen. Auch wenn er deswegen nicht erwartete, dass man ihm verzieh.

Als Nico ihn ansah und ihm erklärte, dass er niemanden für ihn töten würde, dass er ihm aber helfen werde, sah er ihn verdutzt an. Und der klare Befehl, am Leben zu bleiben, wunderte ihn schon fast. Aber er begriff, was Nico von ihm verlangte: er musste helfen, zumindest eine Teilschuld zu begleichen. Und das würde er, ja das würde er. „Ja, ich habe verstanden“, sagte er daher und setzte sich, als Dominico im Begriff war, das Zimmer zu verlassen. Er musste nachdenken, sich sammeln und seine Gedanken sortieren. Als Nico noch einmal stehen blieb, sah er hoch. Und die Worte, die nun kamen, stimmten ihn erneut traurig, ließen ihn aber zuletzt lächeln. Alessio hatte geplant, ihn nach Italien zu bringen? Er konnte sich noch so gut an ihr Gespräch am See erinnern... Rodrego schlug sich die Hände vor's Gesicht und begann hemmungslos zu weinen. Er war wirklich der größte Idiot auf Gottes Erdboden, aber Nico hatte recht. Er würde hier bleiben und helfen. Und er würde jede Erniedrigung, jede Strafe, jedes Leid ertragen – denn er hatte es verdient, definitiv.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Heute zwei Kapitel, weil es so spannend ist >.< Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Laila82
2017-06-28T20:58:23+00:00 28.06.2017 22:58
Und es geht nicht weniger spannend weiter. Rod hör auf Nico, sei stark und bleib stark. Ich weiß nicht was die Schreiberlinge der Ff noch vorhaben mit euch, aber ich hoffe das Beste.
Antwort von:  Coventina
29.06.2017 02:44
Drama Drama Drama.. Das kann ich dir versprechen ;) da ist noch lange nicht das letzte Wort gesprochen.


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