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loving your weak point

Wie würdest du dich entscheiden?
von

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Ein warmes Gefühl

"Bitte."

"Hm?"

"John."

"Ich werde alt. Meine Ohren funktionieren nicht mehr so gut, wenn du ins Kissen nuschelst. Wie war das?"

"Bitte. John."

"'Bitte' was, Sherlock?"

"..."

"Oh, meine armen alten Ohr-"

"John, verdammt! Nimm mich endlich!"
 


 

~~~~~
 


 

Sein Körper glühte. Er fühlte sich kraftlos, war es nicht gewohnt und wollte dagegen ankämpfen, doch es brachte einfach nichts. Das nächste, was er fühlte, war schroffer, kurzer Teppich unter sich. Er wollte Johns Namen rufen, doch ihm war übel geworden, sodass er vorsichtshalber die Lippen aufeinandergepresst ließ, bevor er sich hier unwürdig übergab.
 

"Hey", flüsterte John mit seiner ruhigen Stimme in Sherlocks Ohr und trotz dieses grauenhaften Wirbels vor seinem inneren Auge, jagte ihm der sanfte Luftzug an seiner erhitzten Haut eine Gänsehaut über den Rücken und sein Atem wurde etwas beruhigter, der Schwindel weniger.

"Du wirst dich heute ausruhen, Sherlock. Kein Fall, keine Experimente. Nur ausruhen."

"...kannnich... keinezeit", murmelte er protestierend und merkte, dass er kaum Kraft hatte, um aufzustehen und seiner Worte Taten folgen zu lassen. Außerdem spürte er nun deutlich Johns kühle Hand auf seinem Rücken, die langsam über sein verschwitztes Shirt strich und ein eigenartig schmerzstillendes Gefühl hinterließ. Sherlock entspannte seine Mimik und ließ sich automatisch ein Stück näher an den Älteren heransinken.
 

"Doch, Sherlock."
 

Beinahe schienen Johns Worte aus dem Kontext in den Raum geworfen, als er zwei starke Hände an seinem Körper spürte, eine unter seinem Arm hindurch auf die andere Seite zur Taille hin, die andere vornherum auf seiner Hüfte, und ehe Sherlock sich versah, hatte der Doktor ihn auf sein Bett zurückgehoben und weiche, kühle Laken empfingen den Jüngeren erneut, an denen er kurz mit den Fingern Halt suchte, da sich durch das kurze Aufrichten wieder ein leichtes Schwindelgefühl gemeldet hatte. Die Augen zusammengekniffen atmete er tief ein und aus, während John ihm wortlos das verschwitzte Stück Stoff über die Arme zog, zum Schrank eilte und mit einem frischen, weißen Shirt wieder an sein Bett trat. Sherlock beobachtete ihn mit Argusaugen, soweit ihm das überhaupt möglich war, da er sich schläfrig fühlte. Doch solange John hier war und sich um ihn kümmerte, würde er alles andere wollen als zu schlafen. Besonders nicht in dieser Situation.
 

"Gefällts dir?", hatte er mit einem leichten Anflug von einem Schmunzeln um die Mundwinkel zu John gefragt, als dieser das neue Shirt in sichtbar langsamem Tempo, als wäre Sherlocks Oberkörper aus zerbrechslichstem, kostbarstem Muranoglas, nach unten zog, seine Augen der glänzenden Haut folgten, als wolle er sie scannen und sich ein Abbild davon in seinem Kopf schaffen und dabei scharf Luft einsog.

Das Schmunzeln breitet sich auf Sherlocks Gesicht aus, als John fast schon verschreckt hochsah, die ihm gestellte Frage ihn scheinbar erst Sekunden später erreichend, sich eine sofortige Rötung auf seinen Wangen bildete und er hastig die Decke über ihn schlug, ohne ihm wie sonst üblich eine peinlich berührte Antwort zurückzuschmettern und gab ihm alsbald ein Fieberthermometer, dass Sherlock unter seine Zunge bugsierte.
 

Er konnte nicht leugnen, dass er John gerne ein wenig neckte.

Immerhin: wer Sherlock in einem Restaurant bei Kerzenschein nach Beziehungen fragte und fürchtete, dass man über sie beide reden würde, weil Sherlock ihm im Schwimmbad 'die Klamotten vom Leib gerissen' hatte und dann noch vehement abstritt, dass man sicher nicht 'sein Date' wäre - legte es dieser jemand nicht geradezu darauf an, dass man ihn weiter foppte?
 

Für den Lockenkopf war es gerade die interessanteste Beschäftigung, wenn schon sonst nichts zu tun war und er einfach mal durch Fieber ausgeknockt im Bett liegen musste.

Zum einen wusste er, dass John sicher nicht nur auf Frauen stand - dafür war sein Verhalten wahrlich zu zweitdeutig.
 

1. Fakt: Welcher normale heterosexuelle Mann zog in seinem Alter mit einem Jüngeren zusammen und dann auch noch mit so jemand speziellem wie Sherlock (das gab er sogar selbst zu)?
 

2. Fakt: John war bis heute Single. Die Beziehungen, die er scheinbar bis heute geführt hatte, hielten nie lange und Kinder hatte er auch nicht.
 

3. Fakt: Welcher heterosexuelle Mann wurde rot, wenn er einen anderen Mann halb nackt sah und sie sich nahe waren - besonders weil er doch Arzt war und zahllose Männer untersucht hatte bisher?
 

Zum anderen war da Sherlock selbst, der immer mehr Gefallen an Johns Verhalten fand und merkte, wie er ihn auffällig und immer öfters deduzierte, wenn sie zusammen saßen, zusammen unterwegs waren, sich einfach... nahe waren, wie sonst auch. Aber irgendetwas schien sich geändert zu haben. Konnte es wirklich allein an John liegen? Es musste so sein.
 

'Deine letzte Beziehung war nichtmal eine richtige, wieso leugnest du dann den Umstand, dass John dir gefällt? Und mit Gefallen meine ich nicht als Deduktionsexperiment, sondern als Mensch, sogar als Freund, Sherlock Holmes. Meinst du nicht auch, dass du-'
 

NEIN!

Er wollte keine Beziehung mehr eingehen.

Es war schon gnädig von ihm gewesen, John in sein Leben treten zu lassen. Und jetzt sollte da mehr sein, als es sowieso schon war - nämlich eine Freundschaft?

Er war schließlich mit seiner Arbeit verheiratet, dass hatte er dem Blonden gleich am Anfang klar gemacht und auch sonst nie andere Andeutungen gemacht.

Freundschaft, das war das höchste der Gefühle, wenn man es überhaupt so nennen konnte. Sie hatten nie darüber geredet, wie sie zueinander standen, aber es war doch das, was sie am ehesten beschrieb, das gestand Sherlock sich zumindest ein. Er hatte natürlich zahlreiche Fakten über seinen Partner feststellen können, ohne die er nicht mehr richtig er selbst war, ohne die er nicht richtig nachdenken konnte, ohne die... sein Job keine Bedeutung mehr hatte.
 

Moment.

Sein Job war alles für ihn. Er hatte immer oberste Priorität. Er war sein Adrenalin, sein Lebensinhalt, sein Hobby, sein Schlaf, einfach sein Ein und Alles. Wenn man es übertreiben wollte, befriedigte Sherlocks Job alle seine körperlichen Bedürfnisse im vollsten Maße. Er brauchte keinen Schlaf, keine Nahrung, keine Intimitäten.

Und doch half ihm in dem Moment, wo er so schwach ans Bett gefesselt war, nicht einmal das.
 

Sondern John.
 

John, der Arzt war und sich um seinen Patienten kümmerte.

John, der ihn vor einem Sturz bewahrte und ihn in den Armen gehalten hatte.

John, der vehement eine Beziehung zu Sherlock abstritt und doch rot wurde, wenn sie sich näher kamen.

John, der ihn bewunderte und so ganz anders war als alle Menschen vor ihm.

John, der bei ihm blieb, trotz all seiner Macken und seinen Geduldsproben, die er dem Älteren antat.

John, bei dem er sich wohl fühlte. Sehr wohl.
 

Sherlock ließ sich einfach in seinen Fieberwahn hineintreiben. Gerade wollte er nicht dagegen ankämpfen. Zu gut fühlte es sich an, seinen Gedanken freien Lauf zu lassen und sich diesem warmen, flattrigen Gefühl in seiner Magengegend hinzugeben, dass so ganz neu und außergewöhnlich war. Vor seinem inneren Auge sah er Johns blaue Augen, sein müdes Lächeln, das nur ihm galt; er fühlte dessen Körper nach, an den er sich vor wenigen Augenblicken noch Halt suchend geschmiegt hatte. John so sanft gewesen, als er ihm über den Rücke gestrichen hatte und unwillkürlich kamen ihm sogar die geflüsterten Worte an seinem Ohr wieder in den Kopf.

Johns Stimme war so beruhigend und weich gewesen. Generell schien der Ältere der weichere, sanftere von ihnen beiden zu sein. Sherlock war meist grob und fordernd, John hingegen beugte sich oft seinem Willen und so war harmoniebedürftig... dieser Gegensatz gefiel Sherlock doch irgendwie sehr.

Aber noch mehr gefiel es ihm, wenn der Doktor ab und zu durchgriff und seine harte Seite zum Vorschein kam. John ließ viel zu selten den Macho raushängen und wenn, war Sherlock sichtlich amüsiert über seinen Blogger.
 

Es gefiel ihm wirklich. Er gefiel ihm. So sehr.
 

Erschrocken über diese Erkenntnis riss Sherlock die Augen auf, holte hörbar tief Luft und bemerkte, dass John nicht mehr im Raum war. Das kribbelnde Gefühl hatte sich von seiner Magengegend langsam Richtung Lenden geschlichen während seine Gedanken abgeschweift waren, doch glücklicherweise konnte er sich gerade noch so zur Vernunft bringen und nahm sich nun das Thermometer aus dem Mund, das schon seit ein paar Sekunden piepste und somit die aktuelle Temperatur verlauten ließ.
 

"Jaaawn", rief Sherlock und strengte sich an, dass man seinen Gedankengängen nichts anhören konnte. Wo war der Ältere bloß wieder hingegangen? Doch als er Schritte hörte und Angesprochener kurz darauf wieder aus dem Flur auftauchte, in der einen Hand einen Plastikbeutel voll Eis darin und in der anderen Hand eine Tasse mit dampfendem Inhalt, sog er kurz lautlos Luft ein und versuchte, sein rasendes Herz zu beruhigen. Er durfte einfach nicht zu sehr nachdenken und sich somit in Dinge reinsteigern, die nie wahr wurden.

Fieberwahn, beruhigte er sich vergeblich.
 

"39,1° C, John", fügte er hinzu und tat schmollend.

Er wedelte langsam mit dem Thermometer vor Johns Gesicht herum und sah den Doktor aus halb geschlossenen Augen an.

"Ok. Du bleibst heute im Bett, Sherlock."

John drapierte ein weiches Tuch auf Sherlocks Stirn und legte den Beutel mit dem Eis darauf. Den Kräutertee hatte er neben Sherlocks Handy auf seinen Nachttisch abgestellt.

"Ruh dich aus, damit das Fieber sinkt", hörte der Dunkelhaarige ihn mit sanfter Bestimmtheit sagen, als ihn die Kühle der Eiswürfel erfasste und ihn sichtbar entspannen ließ.

"Keine Medizin?", fragte er dennoch ungläubig nach und öffnete dann doch wieder seine zufallenden Augen. Er konnte doch kaum wieder schnell gesund werden, wenn er einfach nur dalag und nichts tat!?

"Doch, Bettruhe und Tee. Sollte die nichts bringen, sehen wir weiter. Erstmal will ich sehen, wie dein Körper darauf reagiert, absolute RUHE zu haben."Ruhe, huh? Sherlock sah, dass John es ernst meinte und schloss wieder seine Augen. Er hatte keine Luft zu diskutieren. Sprechen war zu anstrengend."Hmm", brummte er demnach nur und verstärkte sein Missfallen mit einem ausgedehnten, hörbaren Schnaufen.

"Brav."
 

Sherlock sah ihm nach, verzog die Mundwinkel, als er sein Handy in Johns Hand entdeckte, doch kümmerte sich nicht weiter darum. Er wusste ja selber, dass er einfach nur ein wenig Ruhe brauchte. Keinen Fall, keine Deduktionen, kein Adrenalin.

Wenn es nur nicht so furchtbar langweilig wäre... zu... schlafen...
 


 

Stunden später erwachte Sherlock aus der samtenen Schwärze, als er eine Bewegung neben sich auf dem Bett spürte. Müde schlug er die Augen auf und stellte überrascht fest, dass es im Zimmer recht dunkel war, nur wenige Lampen erhellten den Raum. Hatte er den ganzen Tag verschlafen?

Sein Blick fiel auf John, der gerade einen Waschlappen faltete und sich wieder dem Jüngeren zuwandte, als er dessen Blick bemerkte.

"Hey, wie fühlst du dich?", kam die samtene Stimme des Doktors leise und er tupfte mit dem Tuch Sherlocks Stirn ab.Der zog die Augenbrauen leicht zusammen, schloss erneut die Augen und schwieg kurz, während er seinen Körper innerlich abtastete und versuchsweise Muskeln anspannte, die er vor dem Schlaf nicht mehr hatte spüren können.

"Besser", antwortete er mit schwacher Stimme und öffnete wieder die Augen.

"Dein Fieber ist auch etwas gesunken. 38,5° Grad."

Hatte John ihm das Ding im Schlaf in den Mund gesteckt? Verdammt...

"Dann bin ich morgen wieder fit?", fragte der Jüngere unbeirrt.

John lachte leise auf. Doch Sherlock konnte es ihm nicht ganz abkaufen. John schien müde, ermattet - sorgenvoll? Irgendetwas schien ihm widerfahren zu sein, was nicht an Sherlock selber gelegen haben konnte.

"Vielleicht, Sherlock. Wir müssen die Nacht abwarten. Es kann gut sein, dass das hier erst der Anfang einer Grippe ist."

"Oh man", murrte der Jüngere und legte sich den Unterarm über die Augen. Er wollte hier raus.

"Ich weiß, dass es für dich die Hölle ist, nicht aktiv sein zu können. Aber dein Körper braucht absolute Ruhe. Und du musst trinken", mahnte er ihn und hielt ihm nun ein Glas Wasser mit einem Strohhalm hin.

"Oder Medizin", murmelte Sherlock, lugte unter seinem Arm hervor und sog kurz widerwillig an dem Plastikhalm.

John schürzte die Lippen und schüttelte leicht den Kopf.

"Weißt du, dein Körper will unerwünschte Keime loswerden und reagiert daher mit Fieber. Natürliche Schutzfunktion. Da dein Fieber bereits etwas gesunken ist, kann es genauso gut sein, dass er es von selbst schaffen kann. Du solltest dich nicht voreilig mit Drogen vollpumpen, auch wenn du das gern wolltest. Daher warten wir die Nacht ab und morgen sehen wir weiter."
 

Seufzend drehte Sherlock sich von John weg, ohne etwas auf dessen Predigt zu antworten. Irgendwo hatte John vielleicht recht. Aber wenn es morgen nicht besser wurde, würde sich der Lockenkopf halt selber mit Medikamenten vollpumpen, würde John ihm nichts starkes geben wollen.

"Versuch zu schlafen, Sherlock."
 

John legte seine Hand kurz auf die Schulter des Jüngeren, strich federleicht mit dem ausgestreckten Zeigefinger über dessen Hals und entfernte sich dann wieder aus dem Raum, schloss jedoch nicht die Tür.
 


 

Zum Teufel... Wie sollte Sherlock mit dieser Gänsehaut, die sich von seinem Hals binnen Millisekunden in Gesicht und Oberkörper ausgebreitet hatte, verdammt nochmal schlafen!?
 

~~~~~
 


 

To be continued...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  ultraFlowerbeard
2017-10-25T22:18:22+00:00 26.10.2017 00:18
Ich liebe diese Fanfic. Sie is toll geschrieben und echt interessant. Ich hoffe du schreibst weiter das wäre sonst echt schade
LG Flower
Von:  KyOs_DiE
2014-05-01T09:38:20+00:00 01.05.2014 11:38
Wow, ist diese Fanfic toll! Du schreibst so schön und es macht so viel Spaß zu lesen. Besonders weil man die beiden so gut erkennt :3

Ich bin sehr gespannt, wie es weiter geht ♡
Von:  kokuchou
2014-02-02T23:05:00+00:00 03.02.2014 00:05
Der Titel trifft es perfekt, würd ich meinen.
Vielleicht wird Sherlock in dem nächsten Kapitel wieder gesund,
aber hier, einen Einblick in seine Gedankenwelt, zu bekommen, ist schon toll.

Super Kapitel.
Bis zum nächsten ;)
Von:  PrincessUruha
2014-02-02T22:00:20+00:00 02.02.2014 23:00
Aww sherlocks reaktion am ende istnsoooooooo süß *~* und wie er john immer analysiert hehe wirklich süßes kapitel geworden und sehr spannend da man merkt dass john mitbder sache von moriaty zutun hat, schnell weiter!!!!! *_*


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