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Freunde und Freundesfreunde

Sie waren jung und wild und verlangten alles vom Leben.
von

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Von Küssen, die waren oder nicht, von Dates, die keine sind, einem Pakt und der Erkenntnis


 

Freunde und Freundesfreunde
 


 

Von Küssen, die waren oder nicht, von Dates, die keine sind, einem Pakt und der Erkenntnis

 


 

Grell und heiß brannte die Sonne auf das nicht verdunkelte Dachfenster hinab. Schwitzend und hell beleuchtet lagen darunter die Uzumaki Geschwister und rangen um ihren wohlverdienten Schlaf.

Es war Narutos linke Augenbraue, die zuerst zuckte, bevor er ein unbändiges, nicht abklingen wollendes Kribbeln in seiner Nase verspürte und laut nießend nicht nur seine Nacht beendete. Erschrocken von dem lauten Geräusch schreckte auch Sakura hoch und sah ihren Bruder völlig desorientiert an. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Kopf blitzartig und ließ sie ihre Augen wieder schließen. Die Uzumaki fiel zurück ich das weiche Kissen ihres Bruders und stöhnte erschöpft auf.
 

Naruto, der sich von seinem Nießwecker erholt hatte sah seine Schwester leicht schadenfroh an.

„Na ist dir gerade wieder eingefallen, wie viel du gestern getrunken hast?“

Die Rosahaarige presste sich ihre Hände vor die Augen, um diese vor dem hellen Sonnenschein zu schützen und stöhnte erneut schmerzverzehrt als Antwort. Bevor Naruto nach einer ihrer Hände greifen und sie ihr wegziehen konnte, drang der Ruf seines Vaters zu ihnen hoch.
 

„Hey ihr Langschläfer, kommt runter, ich mache euch Frühstück!“ Entweder musste das Gehör ihres Vaters mit zunehmendem Alter besser geworden sein oder aber die Wände im Haus waren doch viel, viel dünner als bisher angenommen.
 

Naruto grinste, Frühstück hörte sich für ihn gut an. „Los Sua, ein Frühstück tut dir bestimmt auch gut.“ Der Blonde stand auf, steckte sich ausgiebig und drehte sich zu seiner Schwester um. Sakura, welche in der letzten Minute entgegen allen innerlichen Widerstrebens ihre Augen geöffnet hatte, begann schallend an zu lachen. Dort stand ihr Bruder in Boxershorts vor ihr und an der Außenseite seiner linken Wade klebte eine Brötchenhälfte. Eine wahrhaftige Brötchenhälfte mit viel Butter und ein bisschen Salami belegt. Sie klebte dort – einfach so!

Die Rosahaarige kam aus dem Lachen nicht mehr raus und ihr Bruder, der mittlerweile den Grund für ihren Lachanfall entdeckt, entfernt und in seinen Mülleimer geschmissen hatte, fand das irgendwie gar nicht so witzig.
 

„Siehst du, weil du nachts noch unbedingt im Bett etwas essen musstest, passiert sowas...“ Naruto stapfte davon in ihr gemeinsames Badezimmer und gönnte sich erstmal eine schnelle, aber die Lebensgeister erweckende Dusche.
 

Sich langsam beruhigend stand auch Sakura auf und ging ins Bad. Nach einer kurzen Gesichtsdusche und einem Toilettengang zog sie sich in ihrem Zimmer bequeme Haussachen über und kramte eine Kopfschmerztablette aus ihrem Nachttisch. Als sie fertig war, traf sie Naruto auf dem Flur und ging mit ihm zusammen die Treppe hinunter in die Küche, wo bereits ihr Vater mit Rührei und Speck auf sie wartete.

„Ich dachte schon, ich hätte mich verhört und ihr beiden lägt immer noch im Koma.“ Minato unterstrich seine Aussage mit einem kurzen Lachen und servierte seinen Kindern das beste Katerfrühstück der Welt.
 

Während Naruto sich eine mit Rührei überfüllte Gabel nach der anderen in den Rachen stopfte, saß Sakura am Tischtresen der Küche und knabberte nachdenklich und lustlos an dem knusprigen Speckstreifen in ihrer linken Hand. Ihrem Vater blieb die unschöne – und die mit der Bitte, sie würde niemals dauerhaft sichtbar sein, in die Gebeten seiner Frau integrierte – Sorgenfalte zwischen den Brauen seiner Tochter nicht verborgen.
 

„Liebling, was ist los?“
 

Sakura wurde regelrecht aus ihren Gedanken gerissen und sah ihren Vater mit großen Augen an. Auf der einen Hand fand die Rosahaarige es erschreckend, wie aufmerksam ihr Vater doch war und auf der anderen machte sich auch ein Gefühl der Geborgenheit in ihn breit, denn der Herr des Hauses Uzumaki wahr äußerst fürsorglich und sah seinen Sprösslingen an der Nasenspitze an, wenn etwas nicht stimmte, sie belastete oder es mal wieder Ärger gab.

Sakura räusperte sich, schielte kurz zu ihrem Bruder und blies sich dann ergebend eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.
 

„Ich bekomme ein Bild von gestern Abend nicht mehr aus dem Kopf ... es wirkt wie eine Erinnerung, aber gleichzeitig auch absurd ...“ begann sie langsam und eventuell auch ein bisschen sehr leise.

Minato war nun ganz Ohr, schenkte seiner Tochter die volle Aufmerksamkeit und setzte sich auf den Barhocker ihr Gegenüber. Selbst Naruto hatte neben ihr die Geschwindigkeit seines Ein-Mann-wer-frisst-am-schnellsten-das-meiste-Rührei-Wettbewerb deutlich gedrosselt.

Sakura seufzte.
 

„Ich denke, ...“ Theatralische Pause „dass ich gestern ... eventuell ... vielleicht ... nur ein ganz kleinwenig vielleicht ...“

Naruto stoppte seinen Wettbewerb komplett, um ihr besser zuhören zu könnte und spülte die Reste des Rühreies mit einem Glas Eistee herunter.
 

„... möglicherweise ... ähm ... ich denke, ich habe Sasuke geküsst!“
 

Es wäre vielleicht der erste Moment in Minatos Leben gewesen, mit dem er hätte überfordert sein können. Doch der dreifache Vater schlug sich erstklassig: Gefasst sah er seiner Tochter in die Augen, welche mit roten Wangen seinem Blick ausweichen wollte. Ebenfalls gefasst griff er, ohne den Blick von seiner Tochter abzuwenden und ihre quer über das Gesicht wandernden Emotionen aufzunehmen, in die Spüle hinter sich und reichte seinem Sohn den feuchten Lappen, um sich anschließend selbst mit der Hand über die Wange zu fahren und die Eisteereste seines Sohns zu entfernen.

Mit einem „Naruto, muss denn sowas immer sein? Schenk deiner Schwester bitte die Aufmerksamkeit, die sie gerade benötigt.“ tat er die Reaktion seines Sohnes ab, welcher vor Schock über das Geständnis seiner Schwester, seinen Eistee quer über den Tisch gespuckt und auch teilweise auf seinem Vater verteilt hatte und verwies ihn, das nachfolgende Husten einzustellen, um ganz und gar für Sakura dazu sein.
 

„DU HAST WAS?“ fuhr es wie aus der Kanone schossen aus Naruto und er besah die Uzumaki mit unglaublich großen, kornblumenblauen Augen. Sein Vater legte in dessen seelenruhig den Lappen zurück in die Spüle und belächelte seine zwei Jüngsten.
 

Wahrscheinlich wäre diese Situation in jeder normalen Familie ein Anlass zur Flucht gewesen, doch nicht bei den Uzumakis. In dieser Familie sprach man über alle Angelegenheiten, auch wenn sie noch so unangenehm waren. Und Sakuras eventuell Kuss mit Sasuke war noch sehr weit unten auf der Unangenehmheitsskala. Weiter oben tummelten sich zum Beispiel Gespräche über die Pipimann-Zieh-Geschichte der Geschwister mit der Anschließenden Frage von Sakura, warum sie sowas zum Ziehen nicht hatte. Oder ein sehr unangenehmes Gespräch zwischen den Uzumaki Brüdern und ihren Eltern, über die eigenartigen lauten Geräusche (bejahenden) von Mutti mitten in der Nacht aus dem Schlafzimmer. Der damals noch sehr kleine Naruto konnte mal wieder nach einem Albtraum nicht weiter alleine in seinem Zimmer schlafen und wollte in das Ehebett seiner Eltern umziehen. Als er allerdings Muttis wohliges Schreien aus der Schlafzimmertür vor seiner Nase vernahm, rannte er verängstigt in das Zimmer seines großen Bruders, schlüpfte unter seine Decke und berichtete dem Älteren, eben aufgewachten von seinem Albtraum und das Mutti wahrscheinlich auch einen ganz schlimmen Albtraum haben musste. Sein großer Bruder wusste leider, nach dieser Schilderung, dass seine Mutter keinen Albtraum hatte und auch ganz sicher nicht schlief ... auf jeden Fall nicht alleine.

Sakuras ganz persönliches Highlight, dass die Spitze der Unangenehmheitsskala erreicht hatte, geschah in einem sehr unpassenden Moment der Hektik. Die Uzumaki war just in diesem Moment damit fertig geworden, sich für ihr erstes Date fertig zu machen, als sie beim Ärmel hochschieben einen Perlenknopf ihrer Lieblingsbluse am Ärmelaufschlag verlor. In leichter Panik, weil die Zeiger der Uhr nicht stillstanden, rannte sie in das elterliche Schlafzimmer und suchte zielstrebig nach dem kleinen weinroten Näh-Set ihrer Mutter, welches immer in der zweiten Schublade ihres Nachtschränkchens lag. Das Näh-Set fand Sakura bedauerlicherweise am diesem Tag nicht, dafür aber etwas Eckiges, in eine schwarze Plastiktüte gehülltes. Die neugierige Nase der Rosahaarigen sah in die Tüte und entdeckte eine Pappschachtel mit dem Aufdruck Naturvibrator Giant Lover und dem entsprechenden Bild dazu. Hin und her gerissen zwischen Lachen, Weinen oder Schreien, vergaß sie den abgefallenen Knopf ihrer Lieblingsbluse und auch ihr Date – sie ging zwar hin, war aber gedanklich nicht bei dem wirklich süßen blonden Jungen aus ihrer Parallelklasse, der sie nach dieser Pleite nie wieder nach einem Date fragte. Auf das Nachfragen ihrer Mutter, nachdem Verlauf ihres ersten Dates platze ihr Fund aus ihr heraus.
 

Ja, im Hause Uzumaki sprach man über sehr viele Dinge, die für anderen Familien ein Tabu wären. Kushina predigte stets, dass Offenheit und Ehrlichkeit alle Wogen glättet und eine Familie nicht nur zusammenhält, sondern auch zusammenschweißt.
 

So sprach man auch heute wieder über ein unangenehmes Erlebnis aus Sakuras Leben: Ihrem eventuell, vielleicht Kuss mit Sasuke Uchiha – ihrem besten Freund und dem besten Freund ihres Bruders, dem heißesten Jungen aus ihrer Schule und dem beliebtesten Jungen ihrer Schule, wessen sie sich selbst anscheinend nie ganz bewusst war.
 

„Ja naja ...“ Sakura strauchelte und sah ihrem Bruder hochrot in die Augen. „Ich habe eine Erinnerung daran, dass ich ihn auf der Tanzfläche heute Nacht geküsst habe, danach sind wir nur noch zum Auto gegangen.“
 

„Oh man ... jetzt verstehe ich auch seine Nachricht von heute Morgen!“ Naruto schlug sich die Flache Hand gegen die Stirn und lachte laut auf.
 

„Wie kam es denn dazu?“ klinkte sich ihr Vater wieder in das Gespräch ein.
 

„Ich weiß nicht so recht, ich war tanzen und auf einmal war Sasuke da und er sah so gut aus, also noch besser als sonst ... ach Dad, ich weiß auch nicht – warum fragst du mich denn sowas ... wahrscheinlich habe ich alles nur geträumt und es ist gar nichts passiert! Lasst und lieber noch über Toto und die heiße Rothaarige von gestern Abend reden!“ versuchte Sakura geschickt das Thema zu wechseln und sah ihren Bruder dabei erwartungsvoll an. Minato sprang sofort auf das neue Thema an und besah seinen Sohn neugierig.
 

„Soso, du hast gestern also auch einen amüsanten Abend gehabt. Möchtest du darüber reden?“
 

Naruto grummelte bei dem breiten Grinsen seines Vaters und sah seiner Schwester leise fluchend hinterher, als diese aufstand und mit der Ausrede, sie müsste mal auf die Toilette, aus der Küche verschwand.
 


 

Endlich in ihrem Zimmer angekommen – der Treppenaufstieg fühlte sich nach dem gestrigen Abend wie das Erklimmen eines Achttausenders an – schmiss sich Sakura auf ihr Bett und entsperrte ihr Smartphone. Sie suchte in den sozialen Medien, wie Gesichtsbuch nach Fotos vom gestrigen Abend beziehungsweise der vergangenen Nacht. Doch das Internet gab ihr, außer ein paar Selfies von ihren Freunden, darunter auch eins von ihr und Gaara, an welches sie sich nicht mehr erinnern konnte, keine weiteren Aufschlüsse zu ihrer Erinnerung.

Sie hatte also Sasuke geküsst ... auf jeden Fall sagte ihr das ihre Erinnerung. Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr Puzzleteile fügten sich zu einer Szene in ihrem Kopf zusammen.
 

Sie tanzte, drehte sich, wiegte im Beat, lächelte jemanden an.

Schloss wieder die Augen, genoss den Bass in ihrem Körper.

Jemand berührte sie an der Schulter. Sie sah sich um und sah ihn.

Er war gutaussehend. Dunkle Haare, nach hinten gestrichen. Dunkle Augen, auf sie gerichtet.

Er trug dieses schlichte weiße Shirt, lässig in seine graue Hose gesteckt. An seinem rechten Handgelenk prangte eine Uhr mit braunem Lederarmband. Sie wusste, es war ein Erbstück seines Großvaters.

Seine Haut wirkte selbst im Neonlicht der Tanzfläche leicht gebräunt von den letzten Wochen des Sommers.

Sie stand auf ihn. In diesem Moment war er es, den sie heiß fand.
 

Er, der ihren Namen sagte.
 

Er, an den sie sich schmiegte.
 

Er, der erstarrte.
 

Er, dessen Lippen sie schmecken wollte. Sie schmeckte ihn.
 

Ihn, der ihr bester Freund war.
 

Sakura erwachte aus ihrem Tagtraum und grinste breit. Ob er es auch gefühlt hat, dieses erotische Kribbeln im Körper, als sie sich küssten – wenn es tatsächlich geschehen war. Sie musste es herausfinden, gab es diesen Kuss oder hatte sie nur lebhaft geträumt?

Eigentlich sollte sie geschockt über sich selbst sein, eigentlich sollte sie sich schämen, eigentlich sollte sie nicht so über ihren besten Freund denken. Der beste Freund, auf den viele Mädchen an ihrer Schule standen, der in jeder Disco und auf jeder Party von mehreren Frauen angemacht wurde, der in Sachen Frauen nur Neji nicht toppen konnte. Eigentlich hätte dieser Kuss nicht passieren dürfen, doch für Sakura waren es zu viele eigentlich. Bis jetzt war sie immer ein Mensch gewesen, der sich wenig Gedanken um Konsequenzen gemacht hatte und damit würde sie jetzt nicht aufhören.
 

Während die Uzumaki weiter darüber nachdachte, wie attraktiv Sasuke tatsächlich war und sich Gedanken darübermachte, wann sie ihn das letzte Mal nackt gesehen hatte (Leider stellte sie fest, dass dies lange vor der Pubertät war und nichts an dem damals kleinen nackten Jungen an den fast erwachsenen Sasuke erinnern wird), driftete sie langsam in einen verdienten und notwenigen Mittagsschlaf.
 


 

. . .
 


 

Ino Yamanaka plagten augenblicklich Kopfschmerzen, als sie verschlafen ihre Augen öffnete und nach ihrem klingelnden Handy Ausschau hielt. Sie fand die Lärmquelle und starrte auf das Display. Ihre Augenbrauen zogen sich skeptisch zusammen, als sie den Namen von Sakuras Bruder auf dem Display des Smartphones las.
 

Naruto Uzumaki
 

Ino konnte sich nicht daran erinnern, dass sie schon einmal von Naruto angerufen wurde. Natürlich hatte sie schon mit ihm telefoniert, aber immer nur über Sakuras Handy, wenn ihre beste Freundin mal wieder nicht rangehen konnte. Alles was Naruto von ihr wollte (oder sie von ihm) klärten sie per Nachricht.
 

Immer noch stutzig nahm die Blondine den Anruf entgegen: „Hallo?“
 

“Hey Ino, ich habe unfassbare Neuigkeiten! Es ist unglaublich, es ist kaum zu fassen. Du wirst es nicht glauben. Es ist endlich geschehen!“

Naruto plapperte ohne Punkt und Komma los und Ino verstand nur Bahnhof. Weil sie schon fast ein bisschen verstört von Narutos Hektik und Munterkeit war, verpasst sie die Pause zum Nachfragen, welche der Blonde ihr extra ließ.
 

„Hallo Ino, bist du noch dran?“
 

„Ähm ja. Ja, ich bin noch -“ doch weiter kam Ino gar nicht, denn der Uzumaki sprach aufgeregt weiter und ließ die Bombe platzen.
 

„Weißt du was – wir treffen uns, ich erzähle es dir persönlich. Jetzt, also in einer Stunde in diesem kleinen Café am Hafen, dass du so magst. Passt dir das?“
 

Die Blondine war kurz sprachlos, antwortete dann aber mit einem Ja. Darauf wurde das erste Telefonat der beiden nach einer kurzen Verabschiedung bereits beendet. Ino schaltete sofort; Naruto hatte sozusagen den Code genannt, der ihr Gehirn anschmiss und auf Hochtouren brachte.

Sie wählte umgehend Sakuras Nummer. Es dauerte sehr lange, bis ihre beste Freundin das Telefonat annahm und mit einem unfreundlichen „Was willst du?“ das Gespräch eröffnete.
 

„Sua dein Bruder will sich heute mit mir treffen.

Mit mir alleine, ganz alleine.

In unserem Café, also das am Hafen, in dem wir sonntags gerne Kaffee trinken gehen, mit den weißen Holztischen und den blauweißen Strandkörben.

Weißt du welches?

Wir treffen uns alleine, wie bei einem Date.

Warum will er sich mit mir treffen?“
 

Ino sprudelte wie ein Wasserfall und in Sakuras Ohr musste es rauschen. Wenn Ino wüsste, dass die Uzumaki es nicht mal schaffte, ihre Augen während des Telefonats zu öffnen, würde sie mindestens eine Woche nicht mit ihr reden – oh ja Ino Yamanaka war nachtragend, mindestens für eine Woche oder die Zeit, die sie für ihre individuellen Strafen immer festlegte, allerdings war mit dem zeitlichen Ablauf der Strafe auch jegliche Wut, Trauer, Enttäuschung oder ähnliches wie weggeblasen und alles war für sie wie immer.

Sakura regte sich doch noch am anderen Ende der Leitung und nuschelte etwas von „Der steht auf dich.“ in ihr Telefon, um dann im selben Moment aufzulegen.
 

Die junge Yamanaka saß wie versteinert auf ihrem Bett, das Telefon immer noch an ihr Ohr haltend. Erst als das monotone Besetztzeichen sie erreichte, erwachte sie wieder aus ihrer Starre.
 

Naruto Uzumaki stand auf sie.
 

Wie von einer Tarantel gestochen sprang die Blondine auf und rannte in ihren begehbaren Kleiderschrank, um diesen gehörig auf den Kopf zu stellen.

„Verdammt, verdammt, verdammt!“ fluchend entdeckte sie auf ihrem Handy, dass von der vereinbarten Stunde nur noch 43 Minuten übrig waren und weder hatte sie ein Outfit, noch war sie geduscht, geschweige denn, auf dem Weg zum Café.
 

Was sollte sie nur anziehen? Naruto wollte sich mit ihr treffen und er stand auf sie! Sie musste sich hübsch machen, um ihn zu beeindrucken. Vielleicht das kurze Schwarze? Oder eine hautenge Jeans mit dem heißen Top aus Satin mit verspielter Spitze am Ausschnitt? Es war zum verrückt werden, ihr Schrank gab so viel her und doch schien nichts Potential zu haben, um Naruto zu gefallen.
 

Moment…
 

Plötzlich hielt Ino in ihrer Bewegung inne und erstarrte erneut zur Salzsaure. Hier ging es gerade um Naruto Uzumaki, den trotteligen (eigentlich doch ganz süßen und wenn man mal ehrlich sein würde, sehr attraktiven) großen Bruder ihrer besten Freundin, mit dem sie bis sie sieben Jahre alt war, immer zusammen nackig im Garten unter dem Rasensprenger herum geflitzt war. Und er wollte sich nur mit ihr treffen und sie flippte total aus und setzte das ganze einem Date mit Johnny Depp gleich. Gott wie beschränkt war sie eigentlich?

Ino klatschte sich mit der flachen Hand an die Stirn und fing an zu lachen. Sollten ihre Eltern sie hören können, wüssten sie jetzt, dass ihre einzige Tochter endgültig den Verstand verloren hatte.

Es ging nur um Naruto, den süßen blonden Naruto. Wahrscheinlich war das gar kein Date und sie drehte hier völlig umsonst durch. Ihr Lachen verflog langsam und mit einem unterdrückten Kichern zog sie letztendlich eine enge zerrissene Jeans und ein weites bauchfreies Shirt aus ihrem Schrank und flitzte unter die Dusche.
 


 

Naruto saß bereits an einem kleinen Tisch auf der Terrasse mit Blick Richtung Meer und winkte ihr überfröhlich zu. Ino begrüßte ihn und setzte sich.

„Was tun wir hier?“ fragte sie etwas zu skeptisch, der Date Gedanke war anscheinend noch nicht ganz verschwunden.

„Du wirst es nicht glauben! Ich glaube es ja selbst kaum!“ Naruto wurde richtig hibbelig und sah aus, als kostete es ihn unendlich viel Kraft, nicht umgehend vor lauter Gesprächsbedürfnis zu platzen. Die Yamanaka wurde nur noch skeptischer.
 

„Sua hat Sasuke geküsst!“ brach es endlich aus ihrem heraus und irgendwie wirkte er beinahe erleichtert es endlich ausgesprochen zu haben. Ino klappte buchstäblich die Kinnlade herunter. Die Blondine versuchte immerzu eine Dame zu sein, aber dieser Satz ließ sie ihre eigenen Regeln vergessen.

„Sakura hat ihn geküsst?“ fragte sie ungläubig nach. „Also ich meine Sakura und Sasuke habe ich verstanden, aber sie küsste ihn und nicht andersherum?“

„Das hat sie gesagt.“

„Wann?“

„Geküsst oder gesagt?“

„Beides du Idiot!“

„Sie hat ihn gestern in diesem Studentenclub geküsst, als wir alle schon im Auto saßen oder wie in deinem Fall schliefen. Das hat sie mir vorhin beim Frühstück erzählt.“

Ino war sprachlos.

„Unglaublich oder? Endlich hat sie erkannt, dass er der Richtige ist. Wir müssen was tun, wir müssen helfen!“

Ino war immer noch sprachlos, bis der Kellner kam und ihre Bestellung aufnehmen wollte. Sie bestellte einen schwarzen Kaffee und ein Stück Käsekuchen. Danach hatte sie sich wieder gefasst und die beiden Blondinen beratschlagten sich. Sie tranken ihren Kaffee, aßen ihren Kuchen – Naruto hatte womöglich ein paar Stücken mehr als Ino – und sie schmiedeten Pläne. Das musste etwas werden. Sakura küsste Sasuke nicht ohne Grund, die beiden sind lange genug beste Freunde gewesen.

Jetzt kamen Ino und Naruto ins Spiel und sie würden es zu ihrem Spiel machen. Es würde klappen – es musste klappen. Nachdem Naruto für Ino und sich gezahlt hatte, verließen sie das Café. Bei der Verabschiedung schlossen sie einen Pakt.
 

Koste es, was es wolle.
 


 

. . .
 


 

Als Sakura zum späten Nachmittag das zweite Mal an diesem Tag aufwachte, ging es ihr eindeutig besser. Sie setzte sich auf und griff nach ihrem Handy, um die Zeit zu checken und um eine Nachricht von Neji zu lesen.
 

Wann kommst du heute?
 

Sie seufzte, da war ja noch was. Sakura stand auf und ging ausführlich duschen. Mit darauf frisch gewaschenen, leicht angeföhnten und nun zu einem unordentlichen Dutt gebundenen Haaren schlüpfte sie in ihre sehr kurzen und sehr zerrissenen Lieblingsjeansshorts und einen beigen Oversize Wollpulli, schließlich wurde es langsam Abend und obenrum fror sie am schnellsten. Bevor sie die Treppe runter hüpfte, griff sie sich noch schnell ihr Handy. Unten im Flur rief sie nach ihren Eltern, fand diese im Wohnzimmer und sagte, dass sei noch mal wegmüsse, aber nicht zu spät zuhause wäre. Kushina forderte noch einen kleinen Kuss auf die Wange von ihrer Tochter, bevor sie ihr viel Spaß wünschte und sie ermahnte, ihren Schlüssel nicht zu vergessen.

Sakura lächelte beseelt, legte sich ihre kleine Handtasche mit dem langen, schmalen Lederhenkel um, zog sich ihre weißen Chucks an und verließ ihr Elternhaus.
 

Auf dem Weg zu Neji drängte sich immer wieder dieser Kuss in ihre Gedanken und sie musste unwillkürlich grinsen. Wenn das nur ein Traum gewesen war, wollte sie mehr davon. Sakura hatte schon den ein oder anderen Sextraum. Mal mit erwachsenen Männern, mal mit jemanden den sie kannte, mal mit mehreren oder auch mal mit Ino. Doch bis jetzt hatte sie keiner dieser Träume so aufgewühlt, keiner hatte ihr dieses unbändige Ziehen in ihrem Unterleib beschert, welches einfach nicht mehr weichen wollte. Und dabei haben sie sich nur geküsst – was wäre jetzt nur mit ihr los, wenn sie und Sasuke in ihrem Traum noch mehr gemacht hätten, als sich nur zu küssen.

Bei dem Gedanken an mehr entfloh ihr ein etwas zu lautes keuchen. Erschrocken über sich selbst blickte Sakura sich um. Zum Glück war niemand auf der Nebenstraße, in welcher Neji wohnte, unterwegs. Sie ging noch ein paar Meter, bevor sie vor dem viel zu großen Anwesen von Nejis Eltern stehen blieb und klingelte. Sein Vater öffnete ihr die Tür und begrüßte sie herzlich. Die Rosahaarige ging schon immer mit Neji in eine Klasse, während ihre anderen Freunde und auch ihr Bruder in die Parallelklasse gingen, weshalb sie auch Nejis Eltern bereits seit der Grundschule kannte und sehr mochte.

Nejis Vater bat sie herein und deutete mit einer Hand auf die Treppe, während er ihr sagte, dass Neji oben sei. Sakura lächelte und ging dann die Treppe hinauf in das Dachgeschoss des Hauses, welches vor vielen Jahren großzügig für den einzigen Sohn ausgebaut wurde und seitdem zwei Zimmer und ein Bad beherbergte.
 

Oben angekommen öffnete Sakura ohne anzuklopfen die Tür zu Nejis Wohnzimmer, er wusste ja, dass sie heute irgendwann vorbeikam und würde schon nicht nackt auf seinem Sofa liegen.

„Na hast du schon sehnsüchtig auf mich gewartet?“ fragte sie grinsend als sie den Raum betrat und bliebt augenblicklich stehen, als ihr neben Neji noch Gaara und Sasuke überrascht in die Augen sahen. Ups ... hoffentlich hat das jetzt niemand falsch verstanden.

Neji kam auf sie zu, umarmte sie freundschaftlich und flüsterte eventuell etwas zu laut: „Wenn du wüsstest, wie sehnsüchtig!“ Er grinste sie vielsagend an und wusste aber auch, dass sich seine Fantasien niemals mit Sakura erfüllen würden, aber es gab ja genügend andere hübsche junge Frauen auf dem Planeten oder im Land oder in ihrer kleinen Küstenstadt oder eben an der Schule. Sakura räusperte sich und belächelte Nejis Aussage, in der Hoffnung die Anwesenden würden sie nicht falsch verstehen.

„Hi.“ Sagte sie in die Runde und sah dabei nur Sasuke an. Gaara antwortete ihr trotzdem mit einem „Hey Sua.“, während der Uchiha nur verhalten nickte. Immer noch sahen sich beide in die Augen, bis Sakura den Schauer, der ihr dabei den Rücken hinunterlief, gedanklich abschüttelte und auf Nejis Balkon zu ging.
 

„Ich geh erstmal eine rauchen, solange ihr noch Playstation spielt.“ Die Zigarette brauchte sie jetzt. Sie hatte den Rotschimmer auf seinen Wangen gesehen. Sie hatte seinen leicht geöffneten Mund gesehen, der mit ihr reden wollte, aber nicht konnte. Sie hatte seine Augen gesehen, diese wunderschönen unglaublich dunkelbraunen Augen, die sie geschockt ansahen – nicht darauf vorbereitet, sie so schnell wiederzusehen. Sie zeigten ihr, dass er nicht vorbereitet war, seine Augen zeigten ihr, dass er sich noch nicht abschließend mit einer Sache beschäftigt hatte.
 

Seine Augen zeigten ihr, dass der Kuss kein Traum war, sondern wirklich.
 


 

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Geschafft!
 

Sorry für die lange Wartezeit, aber es geht weiter. Diese Geschichte ist für mich nicht begraben, ich habe Lust weiter zu schreiben. Ich gebe mir auch größte Mühe, das nächste Story-Kapitel schneller zu schreiben und euch dadurch nicht mehr so lange warten zu lassen.
 

Kurzes Update zum nächsten Kapitel:

Das kommende Kapitel ist ein Bonuskapitel, es soll die wirren Familienverhältnisse der Halbgeschwister Naruto und Sakura aufklären. Ich denke, das könnt ihr langsam mal gebrauchen. ;)
 

Ich hoffe es hat euch gefallen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Samarha90
2019-01-21T19:24:34+00:00 21.01.2019 20:24
finde es es klasse, also bis jetzt der ganze Verlauf. Ist mal was anderes was man liest.
☺️ schreibe bitte schnell weiter...
Antwort von:  Joey-kun
22.01.2019 22:29
Danke schön! Genau das ist auch meine Intension - etwas anderes, neues zu präsentieren. Dafür gebe ich mir viel Mühe und werde auch bald das nächste Kapitel veröffentlichen! :)
Von:  jillianZ
2019-01-16T12:58:46+00:00 16.01.2019 13:58
Mega geil das du weiter schreibst 😍 ich kann es kaum noch erwarten. Liebe Grüße ❤️
Antwort von:  Joey-kun
16.01.2019 20:34
Vielen Dank, dass du mir einen Kommentar schenkst - ich hatte schon Angst, dass keiner mehr meine Geschichte liest.😅
Ich versuche absofort dranzubleiben und nicht nur ein Kapitel pro Jahr hochzuladen.
Liebste Grüße


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