Zum Inhalt der Seite

Canis Lupus

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Mit gemächlichen Schritten betrat die InuYoukai den Wald der Silberwölfe.

Ihr dunkelbraunes Haar reichte bis an ihre Hüfte und war in einem hohen Zopf zurückgebunden. Lediglich zwei Strähnen waren frei und umrahmten das hübsche Frauengesicht mit den grünbraunen Augen. Sie trug für eine Frau eher ungewöhnliche Kleidung – ihr Körper wurde von einem mintgrünen Haori samt passendem Hakama verhüllt.

Neben einem, an ihrem Obi befestigten, Katana, trug sie noch eine kleine Tasche bei sich. Auch wenn sie mit Ersterem durchaus umgehen konnte, hoffte sie doch, ihre Klinge nicht ziehen zu müssen.

Von außen war ihr nichts von dem Aufruhr anzumerken, der in ihrem Inneren tobte.

Warum, bei allen Göttern, hatte der Taisho ausgerechnet sie schicken müssen?! Natürlich, es gab keine große Auswahl an geeigneten Frauen und es war verständlich, dass er zur Leitwölfin lieber eine Person des gleichen Geschlechtes schickte – nur warum sie? Da ging sie lieber als Diplomatin zu den Katzen!

Aber nein, stattdessen wurde sie in einen tiefen Wald geschickt, in welchem ein wirklich eigensinniges Rudel herrschte und von einer noch schlimmeren Youkai beherrscht wurde!

Ehe sie noch weiter in Selbstmitleid versinken konnte, standen ihr bereits drei niedere Youkai und vier Wölfe gegenüber. Abwartend. Lauernd.

„Mein Name lautet Takehiko und Sesshomaru-sama schickt mich als seine Vertreterin.“

Genau der Wortlaut, den Jaken ihr vorgab. Anscheinend erhoffte sich ihr Herr dadurch, dass ihr das gleiche Recht wie ihm zugestanden wurde. Ein logischer Gedankengang – nur war fraglich, ob es die Wölfe ähnlich sahen.

Ihre Sorgen stellten sich als unbegründet heraus, denn sie wurde nur warnend angeknurrt, bevor man ihr den Weg freimachte.

„Danke.“
 

Am Vormittag schließlich verließ sie den Wald und fand sich vor einem steinigen Berg wieder.

Eines musste man dem kleinen, grünen Gnom lassen: Seine Beschreibungen waren verdammt zuverlässig!

Wie es sich gehörte, wartete sie ab, bis sich jemand an sie wandte, was auch nicht lange dauerte. Sie wiederholte, was sie bereits den Tieren im Wald gesagt hatte und wenig später wurde der Neuankömmling hinauf zu Taka geführt.

Zwei Meter vor dem weißen Tier hielt Takehiko inne und verbeugte sich leicht.

Die InuYoukai könnte schwören, ein leises, gebrummtes „Hunde…“ gehört zu haben, war sich aber nicht sicher.

„Na, was will dein Herr?“

Da fiel ihr wieder ein, was das Gute an den Wölfen war – man wusste immer woran man bei ihnen war. Jetzt zum Bespiel wurde ihr klar gezeigt, dass sie für ihr Gegenüber nicht mehr als ein halbes Kind war, das sich duzen zu lassen hatte.

Einfach wunderbar, dieser Auftrag… Innerlich rollte Takehiko mit den Augen.

„Es geht um Feinheiten des Vertrages, die Grenze betreffend und den Wald an sich. Da Ihr sorgfältig über diesen Ort herrscht, liegen uns kaum Daten vor.“

„Bürokratischer Kram also, der in den hohen Häusern ach so wichtig ist.“

Auch wenn die Herrin es Waldes kaum etwas heraus hören ließ – etwas Abfälligkeit gegenüber dem Ganzen hatte mitgeklungen. Augenblicklich trat ein Funkeln in die Augen der Hündin. „Ihr scheint zu vergessen, dass Ihr selbst um dieses Bündnis gebeten habt und es auch vor den anderen Fürsten bestehen muss!“

Taka knurrte das junge Ding vor sich warnend an „Rede nicht mit mir, wie mit einem kleinen Kind! Sag mir lieber, was dein genaues Anliegen ist!“

Ein tiefer Atemzug, um ruhig zu bleiben, erst dann: „Ich soll mir ein genaues Bild machen und danach zum Hofe zurück, damit Weiteres geklärt und ergänzt werden kann.“

„Das kostet unnötig Zeit, die wir nicht haben!“

Die Inu runzelte leicht die Stirn. Was war das für ein Tonfall…? Ihr kam in den Sinn, dass sie gestern Abend nahe des Waldes genächtigt hatte und hin und wieder das Heulen von Wölfen gehört hatte. Hieß das… „Es gab weitere Angriffe?“

„Was sonst? Ich habe gestern zwei meiner Kinder verloren.“

Nachdenklich blickte Takehiko auf den Boden und widerstand dem Drang, auf ihrer Unterlippe, zu kauen.

„Eine der angreifenden Gruppen war gut ausgebildet. Besser als gewöhnlich.“

Nun begann sie doch ihre Unterlippe zu malträtieren. Das war schlecht. Verdammt schlecht!
 

„Mutter?“

Die angesprochene Wölfin hob den Kopf und auch Takehiko wandte sich um. Der Wolf, der ihre Unterhaltung gestört hatte, nahm das Schweigen als Aufforderung, fortzufahren. „Sie wollen aufbrechen.“

„Wenn sie wollen, dann sollen sie das tun. Begleitet sie aber bis zur Grenze. Nicht, dass etwas passiert und wir schuld sind.“

„Hai.“

Schon waren die Beiden wieder allein und fragend blickten braungrüne Augen in die Weißen ihres Gegenübers, das erklärte „Wir haben kurz vor deiner-“

Takehiko reicht es, sie konnte es nicht ständig schlucken „Mit Verlaub, ich zähle an die sechshundert Jahre und werde schon lange nicht mehr mit ‚du‘ angesprochen!“

Augenblicklich bereute sie ihre unbedachten Worte, aber zu ihrer Erleichterung schien es die Alte locker zu nehmen und ging nicht darauf ein „Wir haben kurz vor Eurer Ankunft endlich Rückmeldung bekommen, was die Tiere angeht, die in das andere Fürstentum geschickt wurden. Viel haben sie nicht herausbekommen. Die Wölfe im anderen Gebiet wissen nichts, sie konnten nur vage sagen, dass es wohl um eine bessere Ausgangslage geht, sollte es zu einem Krieg kommen. Irgendwas Politisches eben, wo der hohe Adel seine Finger im Spiel hat. Die vermehrte Präsenz an den Grenzen allein ist laut ihnen darauf zurückzuführen, dass die Nekos diese selbst gerne im Auge haben wollen.“

Die InuYoukai stieß hörbar die Luft aus. Ja, diesen Auftrag musste Frau einfach mögen! Kaum da und schon solche Nachrichten! Kami, sie hätte sich einen Mann suchen und eine Familie gründen sollen, anstatt sich in einer Männerdomäne behaupten zu wollen!

Jetzt wurde ihr auch klar, warum die Wölfe so ein Problem in der Zeit sahen. Es würde dauern, bis sie alle Informationen hatte, die ihr Herr wollte… Oh verdammt, wo war sie hier nur hineingeraten?!

Taka beobachte stumm die ‚Vertreterin‘ Sesshomarus. Eine interessante Frau, das musste sie schon zugeben. Obgleich mit sechshundert Jahren eher noch jung… Weiter kam sie mit ihren Gedanken nicht, denn die Hündin nickte sich selbst zu, ehe sie der Leitwölfin direkt in die Augen sah.

„Ihr habt recht, die Zeit drängt und bis ich alle Erhebungen gemacht habe, die mein Herr wünscht, wird es dauern. Zumal auch die Zeit für das Hin und Her der Boten vermieden werden muss, bis beide Seiten mit dem Vertrag einverstanden sind. Einer von Eurem Rudel muss zum Schloss und direkt an den Verhandlungen teilnehmen – Ihr kennt diesen Wald am besten, wisst um die genauen Zahlen-“

„Ich kann hier nicht weg um Verhandlungen beizuwohnen, deren Dauer nicht abzusehen ist und die sich ziehen können.“

„Eines Eurer Kinder-“

„Keines von ihnen-“, Taka brach ab.

Auch ihrem Gegenüber wurde ihr Denkfehler klar – die Wölfe waren alle eher ungebildet.

Forschend sah sie die WolfsYoukai vor sich an. Nur warum hatte diese ihren Satz nicht beendet? Zudem schien sie äußerst nachdenklich und zunehmend unzufrieden…

Die laute Stimme der Wölfin ließ die InuYoukai zusammenzucken: „Ayu!“ Kaum hörbar kam hinterher: „Es geht wohl nicht anders…“
 

Eine Weile geschah nichts, bevor schließlich einer der Youkai auftauchte „Sie ist mit Ayame am See. Sollen wir sie holen?“

„Nur die Zwei?“

„Hai.“

Geschmeidig stand das Oberhaupt des Rudels auf und sprang auf den Boden „Takehiko, folgt mir.“

Zielsicher setzte sich die Wölfin in Bewegung.

Sie konnte hier nicht weg und das Rudel alleine lassen und jetzt bereute sie es, so wenig Wert auf die Bildung ihrer eigenen Kinder gelegt zu haben. Diese Erkenntnis kam reichlich spät… So wenig es ihr also gefiel, sie musste Ayumi schicken.

Ausgerechnet sie und das in ein Schloss voller InuYoukai!

Da blieb Taka nichts übrig, als zu allen Göttern zu beten, dass dort alles gut ging! Nicht auszudenken, was alles passieren konnte!

Unwillkürlich knurrte sie kaum hörbar auf. Oh, wenn sie irgendwann einmal den Tod fand und Taro in der Unterwelt treffen würde, sie würde dem Kerl noch ordentlich den Marsch blasen!
 

Takehiko folgte der anderen Youkai und ließ sie nicht aus den Augen. Jeder Schritt strahlte pure Kraft aus. Auch der restliche Körperbau ließ sie erahnen, warum ihr Vater immer zu schwärmen anfing, wenn er von dieser Frau sprach. Zu gerne würde sie Taka mal in Aktion sehen!

Nach ein paar Minuten strengen Fußmarsches nahm sie bereits wahr, wie die Luftfeuchtigkeit zunahm und wenig später standen sie auch schon an einem schmalen Ufer, das an einen kleinen See grenzte.

Ihre Begleitung hob den Kopf, schnupperte und wandte sich dann nach rechts.

Auch die Hündin blickte nun dorthin und hielt einen Moment in ihrer Gehbewegung inne.

War sie wirklich beim richtigen Rudel oder hatte sie etwas verpasst?!

Denn dort, ein paar Meter von ihnen entfernt, saßen zwei braunhaarige Frauen, die sich leise unterhielten, während die mit den zwei Zöpfen der mit den kurzen Haaren eine fast verheilte Wunde an der Seite auswusch.

Die Frauen hatten sie auch erspäht und zwei grüne Augenpaare blickten ihnen abwartend entgegen.

Alles, was die in Grün Gekleidete davon abhielt, an ihrem Verstand zu zweifeln, war das graue Fell, dass bei der einen mehr, und bei der anderen eindeutig weniger, die Haut bedeckte.
 

„Mutter, was ist denn?“, fragend sah Ayu aus ihrer sitzenden Position zur Angesprochenen auf.

„Was macht deine Verletzung?“, kam die Gegenfrage.

„Geht. Sie schränkt mich noch etwas in der Bewegung ein, aber ansonsten sieht’s gut aus.“

„Gut. Takehiko“, leicht drehte Taka ihren Kopf nach rechts, zu der Frau, ehe sie sich wieder an die Freundinnen wandte „dies sind Ayame, eine Freundin des Rudels und meine Tochter Ayu.“

Höflich nickte die Fremde den anderen zwei Frauen zu, die sie interessiert unter die Lupe nahmen.

„Ayu, ich befürchte, ich muss dich ein weiteres Mal zu Sesshomaru schicken.“

Sofort fuhr Ayus Kopf von der InuYoukai zu ihrer Mutter: „Warum?!“

Das durfte nicht wahr sein! Sie wollte dem Köter doch aus dem Weg gehen! Und jetzt sollte sie wieder zu ihm? Das war überhaupt nicht gut!

„Weil du die Einzige bist, die vernünftig lesen kann und auch sonst in den Genuss von Bildung kam.“

„Hä? Was hat das mit dem“, fast wollte Ayu ‚Köter‘ sagen, besann sich dann aber auf die Anwesenheit eines solchen und suchte kurz nach einer anderen Fortführung des Satzes, was eine verräterische Pause mit sich brachte „-Fürsten zu tun?“

Ein weiteres Mal hielt Taka prüfend die Schnauze in den Wind, bevor sie die zwei Mädchen über ihre Pläne informierte.

Ayu wurde dabei klar, wie wichtig all das war. Sie musste ihre persönlichen Probleme hinter die Belange des Rudels stellen. Doch selbst die Tatsache, was für eine Ehre es war, dass ihre Mutter ihr derart vertraute – ein ungutes Gefühl blieb.
 

Während die Leitwölfin die zwei Frauen informierte, lag Takehikos Blick weiterhin auf diesen.

Genau genommen auf dieser Ayu. Das sollte eine Tochter Takas sein? Nie und nimmer!

Die unsichere Stimme Ayames richtete die Aufmerksamkeit der Inu zum Gespräch hin. „Ich weiß nicht recht…“

„Also ich finde, das klingt einleuchtend!“, warf Ayu ein und schlug ihrer Freundin leicht mit der Faust auf die Schulter „Na komm, du kannst mich doch nicht im Stich lassen!“

„Ayu! Wenn Ayame nicht will, dann will sie nicht. Sie hat immerhin auch Verpflichtungen ihrem eigenen Rudel gegenüber!“

Ein unwilliges Brummen seitens der Tochter Takas folgte. Mit ihrem früheren Schützling würde sie sich um einiges besser fühlen…

„Ayu, weißt du was? Geh du doch schon zum Berg und ich werde noch etwas mit Taka reden. Ein paar Kleinigkeiten nur, damit ich mich richtig entscheiden kann.“

„Wie du meinst…“

Ihre Mutter bestätigte Ayu, dass sie gehen konnte, was diese auch schnell tat. Dass sie kein Wort gegenüber den anderen Rudelmitgliedern verlieren durfte, war unnötig zu erwähnen.
 

Kaum das Ayu außer Hörweite war, ignorierte Ayame die dritte Frau im Bunde und wollte von Taka wissen: „Was willst du wirklich?“

Sie musste einfach in Erfahrung bringen, was die Weiße sich dabei dachte! Deren wahre Beweggründe für die Bitte, dass Ayame mitging, konnte sie vermuten – wollte es aber sicher wissen.

„Ein Schloss voller Inus und Ayu mittendrin… Du weißt, was das bedeutet.“

„Ja. Aber soll ich etwa verhindern, dass ES auffällt? Das ist nahezu unmöglich!“

„Nach Möglichkeit, ja. Auch wenn ich wie du, bezweifle dass es lange funktionieren wird. ER weiß es im Übrigen bereits.“

Nachdenklich nickte Ayame „Verstehe.“

„Aufgrund von Ayus Verletzung werde ich sie erst morgen früh gehen lassen. Genug Zeit, damit du dir alles nötige Wissen, das die fehlt, aneignen kannst.“

Jetzt schüttelte die jüngere Leitwölfin den Kopf „Mir gefällt das nicht. Und das nicht nur, weil ich damit länger als geplant weg sein werde und mein Gefährte durchdrehen wird.“

„Soll ich ihm einen Boten schicken, dass du deinen Aufenthalt verlängern willst? Deine Trottel können gerne hier bleiben. Daran soll es nicht scheitern. Die offiziellen Gründe für deine Anwesenheit habe ich bereits genannt.“

Noch rang Ayame mit sich. Es ging um Ayu, es war wichtig und ein großer Vertrauensbeweis von Taka… Nur musste sie dafür hinter dem Rücken ihres Mannes agieren, denn wenn dieser von alldem erfuhr…

Sie machte den Fehler, in die weißen Augen ihres Gegenübers zu sehen und erkannte, dass sie gerade die einzige Person war, die helfen konnte.

Verdammt!

„Einverstanden“, erklang es auch schon ergeben von der braunhaarigen WolfsYoukai.
 

Neben, der in Grün Gewandeten lag deren geöffnete Tasche. Der Inhalt derselben stand neben ihr beziehungsweise, lag auf ihrem Schoß. Die InuYoukai versuchte gerade zu erfassen, wie viele Mitglieder das Rudel hatte.

Abermals strich sie eine Zahl durch und begann von Neuem mit dem Zählen.

Warum mussten hier auch alle als Tiere herumlaufen?! Sie konnte die Viecher kaum voneinander unterscheiden! Sie war sich sicher, dass sie manchen Wolf dreimal gezählt hatte, weil er jedes Mal an einer anderen Stelle war und sie nicht erkannte, dass sie ihn bereits hatte.

Konnten die hier nicht für zwei Minuten stillhalten?!

Nach drei weiteren Versuchen war Takehiko davon überzeugt, eine halbwegs zutreffende Zahl zu haben, wollte schon zufrieden das Schriftstück beiseitelegen…

Als doch tatsächlich vier Gruppen zu ihrem Heim zurückkehrten und Chaos ausbrach.

Sie konnte wieder von vorne anfangen!

Ein, leises, frustriertes Knurren verließ ihre Kehle.

Das war genug Ärger für ein ganzes Leben! Und warum nur waren Wölfe auch immer so … ungehobelt?! Erst wurde sie geduzt, nicht wirklich ernst genommen und dann vollkommen ignoriert! Verstand einer, was hier vor sich ging! Oh, wenn sie den Auftrag hinter sich hatte, würde sie sich einen Mann suchen und nur noch Kinder hüten, ganz klar!

„Was wird das denn?“

Die Hündin sah nach links, zu einem grauen Tier mit blauen Augen. Nach einer kurzen Musterung erkannte sie, dass es sich um einen der richtigen Youkai handeln musste. Offensichtlich aber noch recht jung…

„Ich zähle, wie viele Mitglieder dein Rudel hat“, erklärte sie und hoffte, dass das Weibchen sie nun in Ruhe ließ – doch diese legte verwirrt den Kopf schief.

„Das ist egal.“

Bedeutete das etwa… „Ihr wisst selbst nicht, wie groß euer Rudel ist?!“

„Nein. Wir zählen so etwas doch nicht, was hätten wir davon? Zumal hier die wenigstens weit genug zählen können.“

Die Hündin atmete tief durch. War das wirklich so eine Überraschung? Eigentlich nicht…

Ihre Bekanntschaft schien das Interesse an der Fremden verloren zu haben und verschwand wieder.

Gerade entschied sich die Frau dazu, einfach mal beim Familienoberhaupt nachzufragen – die musste das doch wissen! – als etwas anderes ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.

Zwei Männer in braunen Fellen, mitten unter den Silberwölfen. Wo kamen die denn her? Die Zwei schienen dazuzugehören, so wie mit ihnen umgegangen wurde…

„Interessant, nicht?“

Fast, aber auch nur fast, wäre Takehiko erschrocken aufgesprungen. Lautlos hatte sich diese Ayame neben sie gesellt.

Ohne auf eine Antwort zu warten, redete die Grünäugige weiter „Dürfte ich etwas fragen?“

„Kommt drauf an, was.“

Die WolfsYoukai seufzte leise „Wie lange wird es Eurer Meinung nach dauern?“

Im ersten Moment wollte die ‚Vertreterin‘ des Herrn der Hunde nicht antworten, aber immerhin war die andere, für einen Wolf, höflich gewesen. Da antwortete sie doch gerne.

„Das kommt ganz auf die Vertragspartner an.“

„Dachte ich mir… Danke.“

Leichtfüßig entfernte sich Ayame auch schon von der anderen Youkai und ging zur Herrin dieses Rudels.

Ayu war bereits vorgegangen – sie sollten noch genaue Anweisungen bekommen, auf was sie beim Vertrag achten sollen.
 


 

Ein Paar goldene Augen starrten auf den Tisch vor ihm, oder besser gesagt, auf die Dokumente darauf.

Obenauf, eine mehr als lückenhafte Karte des Wolfsreviers. So klar, wie die Grenze zu seinem Reich eingezeichnet war, so grob war der Rest.

Die Männer auf der anderen Seite des Tisches diskutierten unnötig laut, jeder meinte etwas ganz genau zu wissen – wo lag ein See, wo ein Berg und wo eine andere Grenze… Und da jeder eine andere Meinung hatte, gab es vier verschiedene Ansichten.

Mit anderen Worten: Die vier Männer waren ihm keine Hilfe. Und dabei hatte er schon die zu ihm gerufen, die noch unter seinem Vater gedient hatten und folglich mehr Wissen, als die Jüngeren über dieses Gebiet hatten.

Es war bereits Abend, seit fünf Stunden saßen sie hier ohne irgendein Ergebnis.

Ein leises Klopfen erklang und augenblicklich herrschte Stille.

„Was?“

Da dies quasi die Erlaubnis zum Eintreten war, öffnete sich die Tür und Jaken verbeugte sich „Mein Herr-“

Weiter kam er nicht, denn eine Sesshomaru nur allzu bekannte Person lief rücksichtslos über den kleinen, grünen Körper in den Raum, stemmte eine Hand in die Hüfte und sprach mit einem breiten Grinsen „So schnell sieht man sich wieder, Fürst Sesshomaru!“

„Ayu“, stellte er lediglich, in einem neutralen Tonfall, fest.

Hinter der Frau tauchte ein weiterer braunhaariger Schopf auf, den der Herr des Hauses kannte. Nur diese schien im Gegensatz zu ihrer Begleiterin etwas zurückhaltender: „Ayu, jetzt übertreib doch nicht.“

Ayame machte einen Schritt um den am Boden liegenden Diener herum und stellte sich neben ihre alte Freundin. Leicht verbeugte sie sich: „Was Ayu eigentlich sagen will: Taka hat entschieden, die Sache etwas zu beschleunigen und uns daher hergeschickt, um mit Euch zu verhandeln.“

Eine Augenbraue des Fürsten wanderte nach oben, wusste er doch genau, dass Ayame kein Mitglied der Silberwölfe war.

Es war nicht schwer zu erraten, was der Fürst mit dieser kleinen Geste wissen wollte, daher erklärte die Wölfin „Ich bin eine Freundin des Rudels und mein Großvater stammt aus diesem, daher habe ich das Recht, hier zu stehen und seine Belange zu vertreten. Ayu hat die Ortskenntnisse und weiß, was ihr Rudel will – und ich, die ich selbst eine Leitwölfin bin, kann aus dieser Sicht einiges beitragen.“

Dass sie als solche auch geübter darin war, Dinge nicht ganz so direkt anzusprechen, wie es Wölfe unter Ihresgleichen taten, ließ Ayame unerwähnt.

Neben ihr plapperte Ayu weiter „Eure Takehiko ist vor zwei Tagen bei uns aufgetaucht. Soweit ich das verstanden habe, macht sie dennoch, was Ihr aufgetragen habt.“

Einer der InuYoukai stieß einen anerkennenden Laut aus: „Ihr seid schnell!“

Beide Frauen zogen synchron die rechte Augenbraue hoch und sahen den Mann kampflustig an. Als ob sie dessen Lob bräuchten!

Vollkommen unbeachtet hatte sich Jaken aufgerappelt und rieb sich den Rücken. Diese Frau...

Ayame ließ als Erstes von dem augenscheinlichen Krieger ab und wandte sich wieder an Sesshomaru: „Wir sind gestern noch vor Sonnenaufgang aufgebrochen und ohne Pause durchgelaufen.“

Ayu blinzelte ihren früheren Schützling an und verstand nicht, warum sie dies sagte und das auch noch mit einem so komischen Tonfall…

„Jaken, lass zwei Zimmer richten und sorge dafür, dass es unseren Gästen an nichts mangelt.“

Ehe der Kappa versichern konnte, den Befehlen sofort nachzukommen, fuhr abermals Ayame dazwischen „Ein Zimmer reicht uns beiden.“

Damit wollte die Wölfin sicherstellen, dass Ayu möglichst lange nach Wolf roch und keiner hinter ihre wahre Natur kam – und wie konnte das besser gehen, als wenn sie möglichst immer in ihrer Nähe war?

Denselben Gedanken hatte Sesshomaru bei der Bitte der Frau – aber was ging es ihn an? Daher nickte er Jaken knapp zu und gab diesem damit die Zustimmung, dass nur ein Raum hergerichtet wurde.

Dies wiederum nahm Ayame erleichtert zur Kenntnis. Eine Hürde war geschafft!

Trotzdem blieb ihr ungutes Gefühl erhalten und sie ahnte, dass hier noch so einiges geschehen würde…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Mimiteh
2013-09-08T20:54:46+00:00 08.09.2013 22:54
Uhu-hu-hu... jetzt zieht die Geschichte wieder an. Ayu sitzt also in der Höhle des Löwen äh, des Hundes, ohne die Gefahr zu kennen und Ayame darf das aussichtslose Unterfangen beginnen, Ayu trotz all der guten Nasen rundherum als Wölfin gelten zu lassen - herrlich ist das.
Ich bin sicher, nicht nur Jaken, sondern auch Ayame und Sess werden noch ihre helle Freude haben.
Und ehrlich gesagt würde ich zu gerne gefahren, was Taro zu den verspäteten Morddrohungen Takas zu sagen hat^^
Antwort von:  Avialle
21.09.2013 13:16
Jop, einfach wunderbar. Ein absoluter Jackpot, nich?^^

Hm... Sehr gute Frage! Vielleicht sollte ihn mal jemand fragen...


Zurück