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Goldwolf der Handzahme

Eine Geschichte in drei Akten
von

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Jetzt und los!

Jemand rief beständig seinen Namen... Eine Frau.

Mit einiger Mühe öffnete er die Augen und wunderte sich, warum die Welt sich so komisch bewegte, und warum alles so eng war.

„Corin, Corin!“

„Verdammt, ich weiß, dass ich so heiße...“

Augenblicklich verstummte sie und lehnte sich irgendwo gegen; auf jeden Fall stand sie still.

„Was ist eigentlich... Wo bin ich?“ Das Blinzeln brachte keine Antwort, alles schien weiß und grau. Munter tobte der Schneewind um sie herum und pustete dem Jungen dicke Flocken ins Gesicht.

„Du wolltest ja nicht auf mich hören...“ Ein großer weißer Flügel mit brauner Fasanenmusterung schob sich schützend in sein Blickfeld und half der Erinnerung endlich auf die Sprünge.

„... Kysha?“ Corin schaute über sich, nur um mit einer Grimasse den Schmerz in seinem steifen Nacken zu spüren. Ein zustimmendes Tröten kam aus der Kehle der stattlichen Greifin, deren vogelartige Vorderfüße und Beine ihn fest umschlungen und windsicher hielten. Deshalb war es so warm... Und deshalb hatte sie so getippelt – jedes Mal, wenn sie das Gleichgewicht verlor, musste sie die Löwenbeine, auf denen sie stand, neu justieren.

„Wo sind wir?“

„Woher soll ich das wissen? Bin ich eine fliegende Karte?“

Corin schmiegte sich an die halb gefiederte, halb befellte Brust.

„Wir müssen zurück...“

„Leider fällt mir nichts besseres ein, deshalb muss ich dir zustimmen. Sobald wir wieder in der Luft sind, werde ich den Weg wohl finden, aber du bleibst fein in meinen Krallen!“ Wie zur Bestätigung drückte sie ihn fest an sich, dann ging das Mischwesen aus Katze und Vogel leicht in die Hocke und stieß sich kraftvoll ab.
 

Tatsächlich brauchten sie nicht mehr lange, das Gebirge zog längst unter den großen Schwingen vorbei, schon als es den Reiter entschärft hatte. Besagter war irgendwann auf dem Weg wieder weggedämmert, doch Kyshas Krallen hielten ihn sicher.

Noch eine vernebelte Bergspitze passierten sie, dann tat sich ein graues Loch auf. Das Moseltal!

Ein gedanklicher Ruf raste durch den Äther und fand zielsicher seinen Empfänger. Auch wenn dieser bis eben noch geschlafen hatte – sie war die Nacht hindurchgeflogen –, jetzt war er hellwach. Die Greifin lächelte innerlich, ließ sich sanft hinabfallen und glitt kunstvoll über die Dächer der „schönsten Stadt an der Mosel“ hinweg. Sie musste keine Acht auf Beobachter geben, es war früh, es war verschneit und bitterkalt – niemand würde jetzt draußen sein. Majestätisch ging der Katzenvogel nieder und landete mit kraftvollen Flügelschlägen genau austariert, wo sie hinwollte.

Zakira kam mit wehendem schwarzen Mantel herangelaufen, er hatte sie bereits erwartet. Dreibeinig stand die Greifin tief im Schnee, die freie Kralle hielt den bewusstlosen Jungen an ihrer Brust. Erleichtert streckte sie ihrem Herren den Halberfrorenen entgegen und merkte nun erst, wie erschöpft auch sie war. Viele ununterbrochene Tage hatten an ihren Kräften gezehrt.

Das Schwarzhaar flüsterte besorgt Corins Namen und schmiegte den Kopf an seinen, ehe er sich umwandte und eiligen Schrittes zum Portal ging, den Blondschopf schützend auf den Armen, fest an sich gedrückt. Kysha tapste ihm müde nach.

Als sie mit einer Vogelkralle eine Hälfte des großen Holztores aufschob, spürte sie einen dankbaren Gedanken und pfiff leise fröhlich. Eine Art „Geschafft, endlich Daheim!“. Sich schwungvoll schüttelnd verteilte sie den Schnee von ihrem Körper noch in der halben Eingangshalle, trotz dass sie draußen stand, ehe die Greifin plötzlich schrumpfte und im Kleinformat ihrem Herrn folgte. Die Tür schloss sich sanft von selbst und sperrte die unwirtliche Kälte getrost aus.
 

//Ich hatte landen wollen, dass wir eine Pause einlegen, aber...//

Zakira schüttelte den Kopf und gebot ihr zu schweigen, seine Miene war undurchschaubar. Ihr Haupt etwas einziehend flatterte sie schuldbewusst neben ihm her, doch als sich ihre Blicke trafen, lächelte er warm.

//Das ist nicht wichtig//, sandte er gedanklich zurück, //Ihr seid hier, beide in Sicherheit, und das zählt.//

Offenkundig schien das Thema erledigt, ein Nachspiel oder weitere Ansprachen würden wohl nicht folgen.

Eine zeitlang gingen sie stumm nebeneinander her, nur das rhythmische Klopfen der Schuhe des Schwarzhaares hallte im Korridor wider. Keine Menschenseele begegnete ihnen, alles schlief noch. Außer einem.

Kysha wusste nicht genau, was sich mehr in den silbernen Augen fand: Wut oder Sorge?

Scheinbar wusste der kupferblonde Adlige es auch nicht, darum schwieg er mit grimmigem Gesicht. Zakira schloss gekonnt mit dem Fuß hinter seinem Rücken die Tür und legte Corin sanft auf sein seit längerem verwaist gebliebenes Bett. Ein besorgter, hilfesuchender Blick brachte die Verteidigung seines Mitbewohners schließlich doch schnell zum Schmelzen und ließ Chris sich neben ihn am Bettrand niederknien.

Fachmännische Handgriffe prüften Puls und Atmung des Bewusstlosen, ebenso die allgemeine Körpertemperatur. Kopfschüttelnd sah er zu Zakira, aber dieser hatte nur die Augen geschlossen und hielt Corins Rechte. Chris atmete leicht aus; in diesem Zustand tiefer Konzentration konnte man den Magieanwender nicht erreichen. Eigentlich lobenswert, solche Unerschütterlichkeit, viele strebten lange und erfolglos danach.

Man sah förmlich, wie die Wärme und Kraft in den geschundenen Körper zurückkehrte, jedoch wusste Chris zu gut, warum sein Gefährte seine Hilfe ersucht hatte – nicht um der Anwendung willen, das konnte er sehr gut allein.

Zakira öffnete blinzelnd die Augen und wirkte sichtlich erschöpft. Die hohe Aktivität, ungestörte Konzentration, forderte ihren Preis, ebenso wollte der Prinz kaum wissen, wie viel Energie er dem Kleinen zur Verfügung gestellt hatte.

„Willst du dich noch mal hinlegen?“, fragte Chris sanft und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Das Schwarzhaar schüttelte nur knapp mit dem Kopf und erhob sich. Der Kupferblonde trat nah heran, stützte seinen Rücken, hielt ihn sicher an den Oberarmen. Zakira zitterte und wehrte sich letztlich doch nicht, als Chris ihn zum Bett hinüberzog und zum Setzen zwang.

Fertig legte er lediglich die Linke vor die Augen und lehnte sich zurück an die Wand. „Gib’ mir nur einen Moment...“

„Du musst das nicht tun.“ Chris sah ihn scharf an. Eigentlich teilten sie stets körperlich alles Leid durch ihre Verbindung als Flügelgeleit, eine Art Seelenverwandschaft der besonderen Art, geschlossen durch einen Pakt, doch wie immer hielt er akribisch die Erschöpfung von ihm fern und verbrauchte nur noch mehr von der Restkraft, die ihm blieb.

„Verletzungen gönn’ ich dir gern“, grinste der Angesprochene schwach, „Aber das hier muss nicht sein.“

„Deine Selbstlosigkeit bringt dich noch um.“

„Irgendwann.“ Zakira winkte ab.
 

~ * ~
 

Eine warme Berührung ließ das Schwarzhaar aufmerken. Sein Freund hatte ihn mit in den Essensaal geschleppt, doch wirklichen Hunger verspürte er keinen. Kysha war gefolgt und stupste ab und zu gegen seine Hand, wenn er wieder dabei war, wegzudösen.

Es durfte gegen sieben sein, logischerweise fand sich noch niemand hier, nicht einmal Francois, der schwarze geflügelte Kater, der aus der Familienzucht Vincents’ Eltern stammte und – zufällig – nach einem begleiteten Einsatz nicht dorthin zurückgekehrt war.

Chris hatte bereits mehrmals versucht, den Schwarzhaarigen zum Essen zu bewegen, aber ehe er schließlich aufgab, schickte er die kleine Greifin hinaus in den Turm, um Keira und Vincent zu wecken. Eben stach ihm leuchtend rotes Haar ins Auge und brachte irgendwie Erleichterung.

„Guten Morgen, die Herrschaften.“ Entgegen der Erwartung war kein Zorn in ihrer Stimme, eher Ausgeglichenheit durch langen Schlaf. Fröhlich ließ sich Keira bei ihnen nieder. „So früh schon auf?“

„Mehr unfreiwillig“, erwiderte ihr Stiefbruder und nickte vielsagend zu Zakira hinüber, der den Anschein machte, nicht ganz anwesend zu sein.

Keira blinzelte und legte ihm eine Hand auf die Schulter, woraufhin er leicht zusammenzuckte und sie anschaute.

„Oh, verzeih, guten Morgen...“ Das Lächeln konnte über die Wackligkeit der Worte nicht hinwegtäuschen.

„Was habt ihr angestellt?“ Plötzlich schien ihr etwas zu dämmern. „Warte mal, der Vogel... Corin ist zurück?“

„Gerade heute früh, keine Stunde her. Allerdings halb erfroren.“ Deutlich sprach die leise Wut aus Chris’ Worten.

„Er kann nichts dafür, dass sein Wüstenblut den Schneewinter nicht verträgt!“, mischte Zakira sich energisch ein, knallte beim Aufstehen schwungvoll die Handflächen auf den Tisch. „Also tu’ nicht so, als wäre das Absicht!“

„Er hätte Pause machen und sich aufwärmen können, wenn er klug gewesen wäre.“

„Sicherlich, aber...“

„Hey, hey, hey“, ging Keira mit absteigender Stimme sofort dazwischen. „Beruhigt euch, Jungs. Der Kleine ist wieder da, fertig.“

„Nichts fertig, meine Liebe, Corin hat schließlich nicht nur sich, sondern auch Kysha gefährdet.“

„Die kann sehr gut auf sich aufpassen und hätte schon im letzten Moment eingelenkt!“

„Aber erst im letzten!“ Chris hatte sich gerade aufgesetzt und wurde ebenfalls lauter, blieb aber gefasst. „Mit dieser Art und Weise gefährdet der Junge uns alle, wenn es einmal darauf ankommt!“

„Wenn es um alle geht, wird er anders handeln!“

„Und wer garantiert das? Gewohnheiten lassen sich nicht einfach abschalten.“ Vollkommene Härte lag im Blick des Kupferblonden.

„Ich weiß, dass du ihn nicht leiden kannst.“ Zakira zeigte mittlerweile fletschend wie ein Wolf die Zähne.

„Das stimmt nicht, ich habe nur ein Problem mit seiner Handlungsweise. Und Sorge um alle, die damit in Mitleidenschaft gezogen werden könnten.“

„Streitet euch nicht“, quietschte die Greifin leise, doch niemand hörte den Neuankömmling.

„Vergiss nicht, er ist im Gegensatz zu uns erst siebzehn...!“

„Alt genug!“ Chris schlug mit der Rechten auf die Tischplatte, dass das Besteck klirrte.

„Er hat die Welt nie gesehen, niemand brachte ihm solche Dinge bei!“, hielt Zakira dagegen, „Und höre auf, so zu reden, wie ein Oberhaupt es zu tun hat!“

„Worum ge’t es...?“

Ohne ein weiteres Wort drehte das Schwarzhaar sich um und verließ mit wehendem Mantel den Saal, vorbei am fragend schauenden Vincent, der ihm besorgt nachblickte, als sein großer Bruder etwas unsicher schritt.

Stille breitete sich im Raum aus. Der Franzose kam an den Tisch und setzte sich auf den nunmehr verwaisten Stuhl. Chris seufzte nur, massierte sich die Lider, ehe er seinen eigenen zurückschob und ohne Kommentar seinem Flügelgeleit nachging.

Zumindest Keira erbarmte sich, dem Hinterbliebenen die Situation zu erklären.
 

Er wusste genau, dass Chris recht hatte, dass Zakira verzweifelt nur Argumente aus der Luft griff, die nicht trugen. Er wusste es und sah nur verzweifelt aus einem der Burgfenster in den Innenhof. Müdigkeit nagte hartnäckig an seinem Kopf, doch der junge Mann ignorierte es.

Draußen fiel leise der Schnee aus den grauweißen Wolken, ungestört vom Geschehen auf der Erde.

„Wusste ich, dass du hier bist.“

Zakira blickte nicht auf, längst hatte er Chris’ Schritt erkannt gehabt. Unbeirrt fand sich dessen Hand auf seiner Schulter wieder. „Verzeih mir, dass ich...“

„Nein, verzeih -mir-. Du hast recht und ich lediglich nichts dagegen zu setzen. Wie heißt es doch, wer keine oder schlechte Argumente hat, wird laut.“

„Und wer sowieso angeschlagen ist ebenfalls.“

Chris legte behutsam die Arme um ihn.

„Das ist keine Entschuldigung“, versuchte Zakira sich zu flüchten, aber sein Flügelgeleit piekte nur vielsagend mit dem Finger.

Eine Weile schwiegen sie, dann machte der Schwarzhaarige sich sanft los und fixierte die silbernen Augen.

„Gehe wenigstens du zurück, dass die anderen nicht allein sind.“

„Ich gehe nicht ohne dich.“ Ohne nennenswerte Gegenwehr seufzte Zakira nur und ließ sich erneut mitziehen.
 

„Wo ward ihr eigentlich?“ Keira sah den kleinen Katzenvogel an, der genau die richtigen Plüschtiermaße hatte. Kysha schaute sie wie aus Hundeaugen an.

„Irgendwo nordöstlich, ich glaube bei Rassel...“

„Du meinst sicher Kassel.“ Keira kicherte belustigt.

„Äh, ja“, kam verlegen zurück, „Jedenfalls haben sich da ein paar Wölfe gedacht, Randale machen zu können, aber wir sollten nur überprüfen und beobachten.“

Die Rothaarige nickte. Wandlungsfähige, die ihre Kräfte austobten, das gab es leider häufiger. Überlegend hatte sie die Hand am Kinn und den zugehörigen Arm auf die Holzplatte gestützt. Als Schrittecho vom Eingangsportal klang, blickten die drei hinüber.

Mittlerweile war längst verlautet worden – mit Kyshas Unterstützung –, was geschehen war, und Keira hatte schnell geschaltet, dass Chris unberührt blieb von Zakiras Aktionen. Aber das kannte sie ja mittlerweile gut genug. Sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen zurücklehnend, beobachtete die junge Frau stumm ihren Stiefbruder und ihren Verlobten.

Der eine in seiner üblichen Jeans und T-shirt – heute hellblau –, unberührt von Jahreszeit und Wetter, der andere in seinem üblichen schwarzen Langmantel. Im Gegensatz zu dem Kleidungsstück für draußen war dieser natürlich nicht annähernd so dick.

„Und was heißt das für uns?“ Ein lauerndes, böses Grinsen hing ihr im Gesicht, während sie weiterhin zu den Männern schaute.

Kysha flötete. „Auftrag ausgeführt, Verdacht bestätigt. Ein fünf-Tier-starkes Rudel, dem einmal Einhalt geboten, eine deutliche Botschaft gesandt werden müsste.“

„Aber nicht für uns, das kann jemand anderes tun“, antwortete Chris, der locker an seinen Platz zurückkehrte.

„Schade, und ich habe gerade Lust bekommen...“

Zakira schüttelte lächelnd den Kopf. Er hatte neben Vincent Platz genommen und machte sich nun doch endlich ans Frühstück. „Du bist mir eine, gestern hast du noch laut herumgemeckert.“

„Heißt auch nicht, dass ich jetzt Lust hätte, aber später...“ Sie schielte zu Chris, der nur resignierend seufzte.

„Ich rufe ja schon durch.“
 

Den Rest des Tages verbrachten sie draußen im Schnee, in der Bibliothek oder im Zimmer der Jungs. Im Spaß und zur Erinnerung an alte Zeiten hatte Keira sie einmal Royal Suite genannt – ein Insider aus der Gymnasiumszeit vor vielen Jahren, wo es außer Chris und ihr keine Adligen gab –, aber längst traf das nicht mehr, da viele Schüler der Circle High aus oberen und obersten Schichten kamen. Sie sechs konnten es sich auch nur leisten, weil das Oberhaupt der Lupes en ailes so großzügig war und sämtliche Schulkosten übernahm, für eigene Clansmitglieder wie für die Golden Wings, aber auch für Corin, der keinem Clan angehörte. Dennoch besaß auch er ein Tier, das er durch Gene und Selbststudium erworben hatte. Normalerweise benötigte es einen Bund zwischen zwei Personen, egal welchen Geschlechts und welcher Beziehung sie zueinander standen, um es einem Magieanwender zu ermöglichen, seine Tiergestalt auszubilden.

Die Letzte im Bunde, Maria, war mehr durch Zufall zu ihrer Gruppe gestoßen, als sie zwei Rottweiler in Frankreich jagten. Zu schnell für ihre Beine mussten die Wölfe aufgeben, doch ein schnell geschlossener Bund mit Vincent verlieh ihr Gepardengestalt, sodass die Verbrecher mühelos fielen.

Nachdem diese auch etwas später zum Frühstück erschienen war, füllte sich allmählich der Saal und sie verzogen sich alsbald. Chris schaffte es zuletzt doch, seinen Seelenbruder ins Bett zu schaffen, nachdem dieser sich fast auf dem Weg zu ihren Quartieren lang gemacht hatte.
 

Corin schlief noch bis zum nächsten Morgen, ehe er ebenfalls seine Version der Dinge zu Kyshas Bild beisteuerte. Zakira war dankbar, dass sein Flügelgeleit ihn nicht ins Kreuzfeuer jagte und die Sache ruhen ließ, aber er wusste gut genug, dass es beim nächsten Vorfall ordentlich knallen würde. Der Junge aus der Wüste hatte kaum Erfahrung trotz seiner siebzehn Jahre, was für das Oberhaupt der Golden Wings kein Grund zur Milderung war. Er sah dabei die Gefahr für alle, wenn einer aus der Gruppe nicht parierte. Doch nun Ruhe – es war Wochenende.

Zakira genoss es, die nächsten Tage nur zur Schule zu gehen, nachmittags sich um die Aufgaben und das Lernen zu kümmern und anschließend Freizeit zu haben. Doch das Schwarzhaar merkte, dass nächtliche Aktivität ihm fehlte, es dauerte stets, bis er abends endlich einschlief. Obgleich ihm das nicht fremd war. So sehr er all das schätzte, der Wolfsblütige brauchte seinen Auslauf. Amüsiert sah er oft genug, dass es seinen Teamkollegen nicht anders ging.

Letztendlich wanderte pünktlich am Freitag ein Brief ins Sekretariat, Antrag über Freistellung. Nur um einmal mehr die nette Dame zu treffen, die Zakira im Korridor abfing. Sie kümmerte sich immer darum, wann wer warum fehlte und dass Urlaub sowie Krankheit genau dokumentiert wurden. Genau so Aufträge und Einsätze von Schülern, die neben der Circle High noch ihren Kopf in der Welt riskierten.

„Wie oft muss ich Ihnen noch sagen, dass Sie lediglich bescheid sagen sollen, wenn Sie auswärtig zu tun haben? Es braucht keinen Antrag, mündlich reicht sogar.“

Der junge Mann neigte knapp den Kopf. „Verzeiht die Mühe, Madame, ich halte mich an Ihr Wort.“

„Viel Erfolg für Ihren Auftrag.“ Sie verabschiedete sich und wuselte mit der gewohnten Eiligkeit zurück an ihren Platz.

Es war also ausgemacht. Pünktlich Sonntag Abend würden sie sich auf den Weg machen – erneut endlich einmal mehr gemeinsam. Insgeheim war Zakira gespannt, letzte Zeit hatten nur Menschen auf seiner Liste gestanden, doch nun ging es an Wandlungsfähige. Herausforderung! Er grinste. Man hatte wahrlich Vorteile durch direkten Kontakt mit einem Oberhaupt.
 

Was er jedoch nicht erwartet hätte, war Chris’ seltsamer Gesichtsausdruck, als sie sich unten in der Eingangshalle mit Sack und Pack trafen. Das Schwarzhaar hatte wieder einmal am längsten gebraucht und schließlich aufgegeben zu überlegen, ob er etwas vergessen hatte. Leicht verwirrt wanderte der Blick seiner dunkel smaragdgrünen Augen durch ihre Gruppe. Scheinbar wussten Vincent und Keira ebenfalls schon bescheid.

„Was ist los? Habe ich etwas verpasst?“ Kysha flog trällernd auf seine Schulter.

„Noch nicht“, erwiderte der Kupferblonde trocken.

Vincent piekte ihn und lächelte auf diese fröhliche Art, wenn sie an einen neuen Ort gingen – oder...

Zakiras Augen weiteten sich. „Nee, oder?“

„Doch.“

„Wir bekommen einen Neuen!“



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