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☾ Mikadzuki

von

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Familiengeheimnisse

Arata war inzwischen der Meinung, er habe lange genug gewartet. „Jungchen! Entweder du greifst mich jetzt an, oder wir ziehen andere Seiten auf“, drohte er, ohne im Geringsten die Stimme zu erheben. Allerdings war ihm anzumerken, dass er es ernst meinte. Er hatte seine Möglichkeiten, auch ohne Waffen, den Jüngeren zum Übungskampf zu zwingen. Nicht umsonst war er der erfahrenste Lehrer hier an der Inu-Schule. Doch Kôhei reagierte noch immer nicht, stand einfach nur da, den Blick starr geradeausgerichtet, die Hand locker um den Griff des Katana gelegt, ohne Anstalten zu machen, sich auch nur zu bewegen.

Wenige Meter entfernt, unter der Leitung eines der anderen Lehrer sah es weit bewegter aus. Das Wolfsmädchen in der hellbraunen Tracht, stemmte ihre Klinge ungelenk gegen die des älteren Schülers, der schon einige Monate unter Tomis Aufsicht trainierte. Auch das hier war nur ein Austesten der Anlagen und sie schlug sich gar nicht einmal so schlecht, ein Grund, warum der Mentor noch nicht eingegriffen hatte, sondern mit verschränkten Armen neben den beiden stand.

Doch plötzlich wand die junge Ookami sich überraschend schnell aus dem Angriff ihres Trainingspartners und dessen Klinge traf stattdessen auf den dünnen, hellbraunen Haori, den sie über der Rüstung trug, zerfetzte ihn.

Vor Schreck stürzte sie zu Boden, eine Hand hatte sie in den Stoff gekrallt, der nun aus zwei Teilen bestand, hielt ihn vor dem Bauch zusammen.

Und dann ging alles blitzschnell.

Selbst Arata konnte nicht so schnell gucken, wie Kôheis Blick zur Seite schwang, sich seine Klauen fester um den Schwertgriff schlossen und er lossprang. Einem Schatten gleich stürzte er in Richtung seiner Rudelkameradin, fing die Klinge des erfahreneren Schülers ab, ehe der fehlgeleitete Schwung überhaupt vollendet war und drückte sie wieder nach oben. Vollkommen überrumpelt von diesem Eingreifen wehrte sich der Andere instinktiv, drehte seine Klinge seitwärts und lenkte den Schwung zur Seite um. Er verlor sein Schwert dabei, aber auch Kôhei wurde zur Seite geschleudert, fing sich ab und blieb für einen Augenblick hocken. Ein tiefes Grollen klang aus seiner Kehle, selbst bei seinem halb gesenkten Kopf war deutlich zu erkennen, dass sich seine oberen Reißzähne über die Unterlippe schoben.

Die Szenerie war kollektiv zu Salzsäulen erstarrte. Was ging hier vor? Diese Frage stellten sich sicher nicht nur der der ältere Schüler und die beiden Mentoren, auch alle anderen Übungskämpfe rund herum waren unterbrochen worden, aller Augen lagen auf Kôhei, dessen Zopf nun unter seinem ausbrechenden Yôki zu wehen begann. Jeder seiner Muskeln war angespannt. Etwas hatte ihn vollkommen aus dem Konzept gebracht.

Da rührte sich plötzlich das Wolfsmädchen, rappelte sich auf und stürzte auf Kôhei zu. „Kôhei! Beruhige dich, Kôhei! Bitte!“

Keine Reaktion, im Gegenteil, seine Finger krallten sich nun so fest um den Schwertgriff, dass die Adern hervortraten.

Sie ließ sich auf die Knie fallen, beide Hände auf seine Schultern gelegt, ihre Stimme hatte eine Mischung aus Panik und dem Versuch zu beruhigen angenommen. „Kôhei! Es ist alles in Ordnung. Mir geht es gut. Ich bin nicht Sayo! Mir geht es gut. Alles in Ordnung!“

Arata war inzwischen herangekommen, wollte nach seinem Katana greifen, um Kôhei wenigstens das wegzunehmen, doch einer der anderen jungen Ookami trat dazwischen. „Bitte, Arata- dono. Tut das nicht. Kommen Sie ihm nicht zu nahe. In diesem Zustand besitzt er keinen Verstand mehr. Und er hat schon einmal fast gemordet!“, flehte er ernst.

Das hellbraun gekleidete Wolfsmädchen hatte derweil mit ihrer Litanei weitergemacht und langsam, ganz langsam schien sich Kôheis Stimmung zu beruhigen, der Griff seiner Hand lockerte sich, bis das Schwert scheppernd zu Boden fiel. Er atmete schwer, doch offenbar hatte er sich wieder beruhigt.

Arata, der bei den Worten den jungen Ookami vor seiner Nase erschrocken die Luft angehalten hatte, atmete erleichtert auf. Yôkai hatten keine Probleme damit, zu töten, wenn es nötig war. Aber Mord war ein ganz anderes Kaliber. Er musterte seinen Schüler. So langsam war dessen Verhalten wirklich nicht mehr zu durchschauen. Aber was auch immer dahinter steckte, wenn der Kerl so weitermachte, konnte er einen Gefahr für die Allgemeinheit werden. Er musste dringend herausfinden, was mit dem los war. Das hatte oberste Priorität. Weit vor jeglicher Form der Ausbildung.

Doch jetzt hob er erst einmal sein Katana auf und drehte sich um.

Er wusste, was Kôhei jetzt bevor stand. Tatsächlich näherten sich bereits die beiden Wachen, die den Trainingsplatz im Auge behielten, damit niemand ernsthaft verletzt wurde. Kôhei ließ reglos geschehen, dass sie ihn an den Oberarmen ergriffen und mit sich schliffen. Er würde den Rest des Tages und die Nacht im Arrest verbringen müssen. Über die Schulter sah Arata ihm nach. Ich muss dringenst etwas herausfinden…

„Bote!“, rief er quer hinüber zum Haupttor, in dessen Nähe sich meist einige in irgendeiner Form gelangweilte Boten aufhielten. Tatsächlich näherte sich sofort jemand. „Geh zu den Wölfen und bring mir jemanden her. Ich will alles über diesen Kôhei wissen, was es zu wissen gibt. So geht das nicht weiter“ Ohne eine Erwiderung machte der Bote sich auf den Weg.

Arata blieb zurück, achtete nicht auf das leise Schwertklirren hinter sich, dass anzeigte, dass die anderen Gruppen ihr Training fortsetzten.

Er dachte noch einmal über die vergangene Situation nach. Dieses kleine Wolfsmädchen hatte den Namen Sayo genannt. Hatte jemand mit diesem Namen etwas damit zu tun? Kôheis Verlobte vielleicht? In seinem Alter konnte er gut eine haben. Arata schüttelte den Kopf. So kam er nicht weiter. Er würde wohl oder übel warten müssen, bis der Bote zurückkam.
 


 

InuYasha und seine Gruppe hatten ihre Rast inzwischen beendet, setzten ihren Weg zurück nach Süden fort, diesmal in schnellerem Tempo. Kirara trug Kohaku und Shiori, InuYasha hatte Kagome auf den Rücken genommen und Tián lief nebenher. Die Gruppe wirkte eingeschworen und kein Außenstehender hätte etwas von den Krieseleien im Inneren geahnt.
 


 

An einem Waldrand ließ sich Shippô inzwischen erschöpft ins Gras fallen. Kyoko tat es ihm erleichtert gleich. Sie waren seit Tagen fast ununterbrochen unterwegs und eine Ahnung, wo sie waren, hatten sie immer noch nicht. Im Gegenteil, das vage Gefühl, genau in die falsche Richtung unterwegs zu sein, blieb hartnäckig.

Der Fuchsjunge seufzte leise. „Es ist eine Schande. InuYasha hätte sich nie verirrt. Egal wo es ihn hin verschlagen hätte“

„Bist du dir da sicher? Jeder könnte doch…“

„Nein, Kyoko. Egal was damals geschehen ist, InuYasha hat sich nie verirrt. Wenn Kagome entführt wurde und er nur ihrer Witterung nach ist, ohne auf den Weg zu achten, hat er den Rückweg trotzdem gefunden. Wenn wir alle vollkommen zerstreut waren und er uns querbeet einsammeln musste, wusste er nachher trotzdem noch, in welche Richtung wir eigentlich unterwegs waren. Wenn Narakus Geruch ihn in völlig fremde Gegenden führte oder seine Illusionen die Umgebung auch noch veränderten, hat sich InuYasha trotzdem nie narren lassen“

Für einen Moment war das silberhaarige Kitsunemädchen still. Dem hatte sie nichts entgegen zu setzen. Anderseits… „Aber er ist doch auch älter als du, oder? Wenn er Sesshômaru-samas Halbbruder ist, muss er doch mindestens zweihundert Jahre alt sein“

„In etwa“, gab Shippô zu, verzog dann aber das Gesicht. „Aber ich will verdammt nochmal nicht immer das nutzlose Kind sein! Warum schaffe ich Dinge niemals alleine?“ Jetzt lag in seiner Stimme wieder ein bisschen etwas von dem weinerlichen Trotz, den er früher so oft gezeigt hatte.

Kyoko lachte aber nur. „Wer hat uns denn aus diesem Käfig befreit, hmm?“

„Ein Mal. Na toll“, murrte er.

„Sollen wir uns nochmal einfangen lassen?“, fragte sie spitzbübisch.

Shippô riss erschrocken den Mund auf, ehe er kapierte, dass sie scherzte und den Moment nutzte, um sich spielerisch auf sie zu werfen. Tobend kullerten die beiden Fuchskinder durchs Gras. Egal wie erschöpft sie waren, dafür war doch immer noch Kraft da.

Doch plötzlich hielt Shippô inne. Sein Blick wanderte zum Himmel, er witterte angestrengt. „Ich glaube, ich spinne…“, flüsterte er leise vor sich hin und sprang auf.

Kyoko sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Was hast du?“

Shippô antwortete allerdings nicht mehr, sondern raste bereits los, der Ahnung nach, die fast zu schön war, um wahr zu sein.
 


 

Im selben Augenblick verharrte InuYasha mitten im Lauf, sodass Kagome ziemlich durchgeschüttelt wurde.

Kirara bremste in einer kleinen Schleife ab und blieb über ihm schweben, ein fragendes Fauchen verließ ihre Kehle, während Tián erst ein paar Meter weiter zum Stehen kam.

„InuYasha, was…“, setzte die junge Miko gerade an, als sie von einer anderen Stimme unterbrochen wurde: „Kagomeeee! InuYashaaa!“ Der Tonfall überschlug sich vor Begeisterung. Und dann sah sie nur noch einen rotbraunen Blitz, ehe etwas über InuYashas Schulter hing und sie, so gut es in dieser Haltung ging, umarmte. „Kagome!“, wiederholte die Stimme.

Die Angesprochene brauchte einen Moment, um sich von ihrem Schreck zu erholen. „Shippô! Was tust du denn hier?“, wollte sie wissen, während der Hanyou sie absetzte und sich umwandte. „Keh! Das würde mich auch mal interessieren!“, brummte er vor sich hin.

Shippô hatte sich endgültig in Kagomes Arme gekuschelt. „Kagome! Ich bin so froh, dass ich euch treffe. Ich.. wir…“

An dieser Stelle unterbrach InuYasha ihn: „Wir?“

„Ja. Ich und… und Kyoko. Wir… wir haben uns verirrt!“ Nichts mehr war von dem auf einmal so erwachsen wirkenden Shippô übrig, er war wieder das kleine Kind, das mit ihnen auf Reisen gewesen war.

Kagome blickte ihn aufmerksam an. „Kyoko also, hmm? Sag mal, kannst du mir erklären, wer sie ist und wie ihr überhaupt in diese Gegend kommt? Wir sind noch ziemlich weit im Norden. Die Akademie liegt doch im Süden, oder ist sie etwa verlegt worden?“ Der letzte Satz klang eher belustigt.

Der Kitsune beruhigte sich auch langsam wieder. „Wir wurden entführt, Kagome. Und Kyoko…“ Weiter kam er nicht.

„Shippô! Shippô, wo bist du denn? Ach…“ Ein junges Fuchsmädchen, von der Erscheinung her kaum älter als Shippô selbst, kam über die Wiese gelaufen, hielt jetzt erschrocken an, als sie die Gruppe entdeckte. Dann erfassten ihre Augen Shippô und sie entspannte sich etwas.

Der Rothaarige sank ein wenig in sich zusammen. „Gomen nasai, Kyoko. Ich wollte dich nicht abhängen“, murmelte er vor sich hin.

„Hast du aber“, konterte sie trocken und kam etwas näher, ihre türkisen Augen schwiffen vom einen zum nächsten, versuchten die Truppe einzuschätzen, was verständlicherweise recht schwierig war.

Shippô war derweil aus Kagomes Arm gesprungen und lief zu seiner Begleitung hinüber, ehe er sich wieder der jungen Miko zuwandte. „Also, das hier ist Kyoko“ Er legte etwas den Kopf schief, dann grinste er hinterhältig. „Oder sollte ich besser sagen: Kyoko-hime, jüngster Spross des Fürstengeschlechts der Kitsune, Tochter Fürst Gins, des Herrn des Südens“
 


 

Sesshoumaru hatte inzwischen lernen müssen, dass die Fadenfalle nicht allein damit stand, durchaus eine Herausforderung zu sein. Kaum übertraten sie beide die Umgebung der nächsten Falle, zog Natsu ihr Schwert, hielt es vor ihrem Körper, offenbar erfahren in zumindest defensivem Kampf.

Weiter beobachten konnte Sesshômaru sie allerdings nicht mehr, denn die Falle schnappte zu. Diesmal waren es eine Art Blitze, die aus sämtlichen Richtungen schossen und nicht gerade schwach waren. Trafen sie einen Stein oder ähnliches, blieb von dem nur Staub übrig. Jedes Mal, wenn sich einer näherte, musste der Inuyôkai ausweichen oder mit dem Schwert abwehren, denn er hatte bereits mitbekommen, dass Metall gegen diese Blitze immun war. Auch seiner Rüstung konnten diese Angriffe vermutlich nichts, aber man musste es ja nicht darauf ankommen lassen. Diese Kuraiko hatte eindeutig vorgesorgt und das in sämtlichen Formen.

Doch plötzlich hörte er Natsus Stimme nicht weit vor sich. „Die eigentliche Falle beginnt dort vorn. Ab da wird es gefährlich“

Er riskierte einen kurzen Seitenblick und erkannte, dass sie in Laufrichtung auf eine etwas schimmernde Stelle in der Luft zeigte. Ein Bannkreis. Würden sich darin wieder die Bedingungen ändern, die Sinne abgeschwächt werden oder ähnliches? Nun, das würde er nur herausfinden, wenn er ihn betrat.

Also sprang er an Natsus Seite, stemmte Bakusaigas Klinge gegen einen der Blitze und folgte ihr auf dem Fuße, als sie durch die magische Begrenzung sprang.

Kaum auf dem Boden aufgekommen, wäre er beinahe in die Knie gegangen, denn schrille Töne lagen plötzlich in der Luft, quälten seine empfindlichen Ohren. Ich habs geahnt…

Er spürte nur zu deutlich, dass sein Yôki in ihm aufwallte, ausbrechen wollte und er es mit aller Gewalt zurückhalten musste. Egal wie schmerzhaft diese Töne waren, er durfte sich nicht dazu hinreißen lassen, sich zu verwandeln, sonst würde er sich nicht mehr unter Kontrolle haben. Dennoch glühten seine Augen rot, er rührte sich eine ganze Weile lang nicht von der Stelle, während er sich bemühte, sich zu fangen. Es war ein reines Wunder, dass derweil kein Blitz in ihn einschlug, denn die Herausforderung des äußeren Fallenrings war hier durchaus noch immer vorhanden. Unbewusst grollte er tief in der Kehle auf, als er langsam die Hand hob, sein Schwert wegsteckte. Jetzt galt es nur, diese schrille Geräuschkulisse hinter sich zu lassen, ehe ihn die Selbstbeherrschung verließ.

Ohne Vorwarnung schoss er los, in Höchstgeschwindigkeit quer über die Wiese, immer zuhaltend auf den auch dort hinten deutlich zu erkennenden Bannkreis.

Doch plötzlich merkte er, dass etwas fehlte.

Natsu, die doch von der reinen Geschwindigkeit beinahe mit ihm mithalten konnte, war weder vor, noch neben ihm. Notgedrungen blieb er stehen, blickte sich um, ein wenig bebten seine Schultern unter der Anstrengung, sich selbst im Zaum zu halten. Da, dort war sie. Im Gegensatz zu ihm, war sie auf ein Knie nieder gegangen, atmete schwer, auch aus der Entfernung vermochte er ihre rot glühenden Augen zu erkennen. Ihr Gesicht begann sich bereits zu verzerren, sie stand kurz vor der Verwandlung, obgleich er nicht das geringste Yôki spüren konnte. Offenbar war der Sinn dafür hier mal wieder unterdrückt.

Er kniff die Augen zusammen. Damit man sie mitschickte, hatte er versprechen müssen, sie zu beschützen. Yôkai hielten ihre Versprechen.

Kurzerhand sprang er in einem einzigen Satz auf sie zu, die Klauen seiner rechten Hand schlossen sich um den Kragen ihres Haori und zogen sie auf die Füße, ehe er sie vorwärts schubste. „Los!“, knurrte er. Sie fing sich etwas, hob den Kopf und sah ihn mit roten Augen an, unklar, ob sie ihn erkannte, oder nicht. Sie steckte in einer mehr als gefährlichen Zwischenphase fest. Noch einmal stieß er sie in den Rücken, sodass sie diesmal vorwärts taumelte. Dann jedoch musste er von ihr wegspringen, damit ihn der nächste, herabsausende Blitz nicht traf.

Er atmete tief durch. Auch er hatte jetzt wieder zu kämpfen, die raschen Bewegungen machten es ihm schwerer, sein Yôki unter Kontrolle zu halten. Immerhin schien er sein Ziel erreicht zu haben, sie nahm ihre Umgebung offenbar wieder wahr.

Ein instinktiver Satz brachte ihn außer Reichweite des nächsten Blitzes, er versuchte wieder den Bannkreis zu fixieren, sich darauf zu konzentrieren, dorthin zu gelangen, doch die unbeugsam schrillen Töne quälten ihn immer mehr. Und dann spürte er nur noch, dass sein Yôki im Versuch, ihn zu schützen, mit solcher Kraft aufwallte, dass er es nicht mehr herunterdrücken konnte…
 


 

„Arata-sama? Ihr seid das, oder?“

Der Inu-Yôkai wandte sich überrascht um, als er eine unbekannte Stimme vernahm, die noch verdächtig jung klang. Tatsächlich mochte sein Gegenüber vielleicht 70, 75 Jahren alt sein, vergleichbar mit einem Menschen von vielleicht 8 Jahren. Es war ein Wolfsdämon in goldbrauner Kleidung, mit hellgrauen Haaren. „Das bin ich. Was willst du von mir, Kleiner?“

Zu seiner Überraschung dachte der junge Ookami an das Hundeprotokoll und verneigte sich kurz, ehe er antwortete. „Mein Name ist Kai. Ein Bote sagte uns, es gäbe Probleme mit meinem Bruder…“, er brach ab.

„Dein Bruder? Meinst du Kôhei?“

„Ja, den meine ich. Er… was ist geschehen? Ich glaube kaum, dass er etwas angestellt hat. Der Typ ist Kôhei nicht. Er…“ Weiter kam er nicht, denn Arata schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. „Er ist ausgerastet“, erklärte er knapp. Kai zuckte etwas zusammen, sah sich um, als überlege er, ob jemand zuhörte. „Lassen Sie mich raten… es schien so, als sei ein weibliches Wesen in Bedrängnis?“

„Stimmt. Eine Schülerin war nach einem missglückten Manöver zu Boden gefallen und das Schwert ihres Trainingspartners hatte den Haori zerrissen, den sie über der Rüstung trug. Aber… wie kommst du darauf?“

Kai zuckte leicht die Schultern. „Das war zu erwarten. Kôhei ist… er hat ein Trauma. Es hat mit dem Tod seiner Mutter zu tun“

„Seiner Mutter?“, betonte Arata nachdenklich. „Dann seit ihr bloß Halbbrüder?“

Kai schüttelte den Kopf. „Wir sind eigentlich gar nicht verwandt. Die Mutter von Kôhei und seiner kleinen Schwester war bereits tot, als sein Vater mich und meinen kleinen Bruder adoptierte. Aber ich kenne die Geschichte, die sich damals abgespielt hat. Deswegen bin ich auch hergekommen“

Der Rotbraunhaarige runzelte etwas die Stirn. „Du bist einfach gekommen, ohne dass du geschickt wurdest?“

Nun wirkte der junge Wolf doch etwas schuldbewusst. „Jaa… schon. Aber ich wollte nur verhindern, dass Vater davon erfährt. Er… er ist in solchen Situationen ähnlich unberechenbar wie Kôhei“

„Unberechenbar, sagst du… - Einer eurer Rudelkameraden sagte zu mir, Kôhei habe schon einmal fast gemordet. Hat das etwas mit der Geschichte zu tun?“

„Ja. Es geht um denjenigen, der seiner Mutter den Tod beschert hat. Dieser verdammte Meiyo hat damals behauptet, Kôhei habe ihn ohne Grund böse verletzt, dabei stimmt das gar nicht. Die Heilerin, Kôheis Tante, erzählte dem Rudel später einmal, dass Sayo ihr die wahre Begebenheit noch berichten konnte. Aber die Behauptung von diesem Mistkerl hängt Kôhei noch immer nach“

„Warte mal. Nochmal langsam… der, den Kôhei beinahe getötet haben soll, war der Mörder seiner Mutter? Aber dann wäre es doch gar kein Mord, sondern bloß Vergeltung…“

„In diesem Falle nicht. Sayo starb erst Monde nach dem Übergriff Meiyos“

Arata war deutlich anzusehen, dass er langsam gar nichts mehr verstand. Also ließ er den jungen Wolf einfach weitererzählen, in der Hoffnung, sich Klarheit verschaffen zu können.

„Dieser Meiyo war ein Weiberheld. Wobei die Heilerin ja später behauptet hat, das sei bei ihm krankhaft gewesen, er hätte nicht anders gekonnt, als sich so zu verhalten, wie er es tat. Jedenfalls… er nahm sich alles vor, was weiblich war, egal ob jung oder alt, unbefleckt oder verheiratet, das war ihm egal. Eines Tages nahm er sich auch Kôheis Mutter vor. Nur war Sayo zu diesem Zeitpunkt bereits mit Kôheis kleiner Schwester tragend. Meiyos Übergriff hat ihr sehr geschadet, obwohl Kôhei noch versuchte dazwischen zu gehen. Dieser Kerl war leider ein guter Schwertkämpfer und hat Kôheis Verteidigungsversuch so umgelenkt, dass der beinahe seine eigene Mutter verletzt hätte. Seit diesem Tag hat Kôhei nie wieder ein Katana in der Hand gehalten. Jedenfalls… Sayo hielt mit eisernem Willen durch, überlebte knapp die Geburt und die ersten Monate, in denen sie ihre Tochter binden musste, um zu verhindern, dass die zur Gefahr für das Rudel wurde. Fünf Monde nach Sayokos Geburt starb sie. Seit dem wird Sayoko von einer Amme aufgezogen, die sich auch um mich und meinen kleinen Bruder kümmert. Und Kôhei und Vater… sie sind traumatisiert. Sayos Schicksal hat sie beide schwer getroffen“

Der Inuyôkai hatte aufmerksam zugehört und langsam verstand er. Er wusste nun, was mit Kôhei los war und er wusste, wer Sayo war. Das war ja schon mal ein gewaltiger Fortschritt. Er atmete tief durch. „Sag mal, wirst du zuhause eigentlich nicht vermisst?“

Kai zuckte die Schultern. „Ginta und Hakkaku, die beiden, mit denen ich auf Patrouille war, als uns der Bote in die Quere kam, halten dicht. Die laufen einfach eine größere Runde“

Arata zog die Augenbrauen hoch. Kôheis Rudel schien ziemlich seltsame Persönlichkeiten zu beinhalten. Auch dieser kleine Kerl hier war fast gruselig, in seiner abgeklärten Art, trotz des jungen Alters. „Sie werden aber eine sehr große Runde laufen müssen, wenn du nicht bald zurückkehrst. Auf geht’s. Aber danke für die Informationen. Ich denke, ich weiß nun, was zu tun ist“ Er lächelte ein wenig, als der Wolfsjunge sich sofort umwandte und davonlief. Nicht weit entfernt wartete der Bote, der ihn offenbar auch hergebracht hatte und jetzt auch zurückbringen würde. Fast belustigt stieß Arata die Luft aus. Dieser Kai war ja wirklich seltsam.

Dann jedoch wandte der erfahrene Lehrer sich um und wanderte langsam hinüber zur Schmiede. „Dai!“, rief er schon von weitem.

Sofort wandte die hochgewachsene Gestalt vor der Esse sich um. „Arata-san! Seit wann schaust du denn freiwillig hier vorbei?“ Der Waffenschmied der Inuyôkai, der für sämtliche Waffen der normalen Streitkräfte verantwortlich war, kannte Arata gut genug, um zu wissen, dass der Alte sich nur sehr ungern in der Nähe der Schmiede aufhielt. Die Hitze gefiel dem Rotbraunhaarigen nicht.

Der wandte sich auch schon wieder halb um. „Ich habe einen Auftrag für dich“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Man sollte gespannt sein, was sich aus den neuen Informationen noch alles ergibt...

Das nächste Kapitel steht unter dem Motto "Unangenehm" und das gilt nicht nur für Sess. Außerdem wird InuYashas Gruppe getroffen... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Avialle
2013-11-13T13:38:05+00:00 13.11.2013 14:38
Aaaaah, nun endlich wieder etwas von unseren Füchsen! Shippo ist einfach nur süß *gg*
Bei Natsu und Sess... Sehr gemein die Falle. Da glaube ich gerne, dass es etwas "unangenehm" wird
Von was wird Inu und Co den getroffen? Na Gerölllawine?^^
Arata weiß nun also, was da passiert ist. Ich frag mich ja, warum er nicht einfach die Wölfin gefragt hat, die Kohei beruhigt hat... Jedenfalls verstehe ich nun, was du meintest, als du sagtest, dass der auch seinen Knacks weg hat. Ist aber auch verständlich!
Antwort von:  Mimiteh
13.11.2013 18:50
Ja? Hab' ich Shippô gut hingekriegt? Freut mich!
Was allerdings die Gerölllawine betrifft - du bist zu nett^^
Und Arata... nun, wenn man Kai genau zuhört, merkt man, dass Arata da ganz richtig gehandelt hat. Wie der Wolfsschüler vorher auf dem Trainingsplatz gezeigt hatte, gilt bei denen das Gerücht mit dem Beinahe-Mord. Kai dagegen konnte die wahre Geschichte berichten.


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