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☾ Mikadzuki

von

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Böses Erwachen

Kurz nach Sonnenaufgang erwachte Kagome blinzelnd und setzte sich auf. Ihr Gewand war feucht vom morgendlichen Tau, aber das war sie inzwischen gewohnt.

Ihr erster Blick galt der Stelle, an der InuYasha gelegen hatte und ein eisiger Schock durchzuckte sie, als sie dort niemanden sah.

„Er sitzt da hinten“, erklang da plötzlich eine Stimme hinter ihr und sie wandte den Kopf. „Shiori! Du bist schon auf?“ Die Halbdämonin lachte leise. „Ich bin ebenso eine Hanyô, wie InuYasha. Ich brauche nicht so viel Schlaf, wie ein Mensch“, erklärte sie leichthin und nickte dann zu einer anderen Felsgruppe hinüber. „Da ist er“, wiederholte sie.

Diesmal folgte Kagome ihrem Blick und erkannte den Halbdämon dort sitzen – Moment… Halbdämon? InuYasha sah noch immer aus, wie in seiner Menschengestalt. Keine Hundeohren, kein weißes Haar, keine Klauen. „Also wirklich…“, seufzte die junge Miko und erhob sich langsam, klopfte sich ein bisschen Gras von ihrer Kleidung. „Das wird ihm nicht gefallen…“

Diesmal antwortete Shiori nicht, Kagome hatte das allerdings auch nicht erwartet.
 

Stattdessen machte die junge Miko sich sofort auf den Weg zu InuYasha, setzte sich neben ihn wieder hin, ohne etwas zu sagen. Als sie aber nach seiner Hand greifen wollte, entzog er sie ihr, ohne den Blick vom rötlich schimmernden Horizont zu nehmen.

„InuYasha…“, wisperte sie traurig und beugte sich vor, in der Hoffnung, seinen Blick zu erhaschen.

Doch er wandte bloß den Kopf ab.

Mit einem resignierenden Kopfschütteln atmete Kagome langsam durch. „Ach, InuYasha… du… du darfst dir das nicht so zu Herzen nehmen… es ist eben nicht zu ändern…“

Ein Grollen seinerseits ließ sie zusammenfahren und merken, dass sie ihre Gedanken laut ausgesprochen hatte.

Noch immer sah er sie nicht an, aber seine Lautäußerung hatte Bände gesprochen.

Vorsichtig legte sie ihm eine Hand auf die Schulter, doch er schüttelte sie wieder ab. „InuYasha, ich-“, setzte sie erneut an, doch sie wurde unterbrochen.

„Was, InuYasha? Kagome, ich dachte gerade du verstehst, wie grausam diese Wendung ist. Für immer ein Mensch…“ Er hob bedeutungsvoll eine Hand, an der die Fingernägel rund und stumpf waren. Nichts im Vergleich zu den sonst messerscharfen Klauen.

Kagome zuckte zusammen. „Du… du hast gehört, was Yutaka gesagt hat?“, fragte sie vorsichtig. Waren sie doch nicht weit genug weggewesen? Mist.

„Ja, habe ich. Tessaiga hat mich davor bewahrt, durchzudrehen und jetzt bin ich für immer ein Mensch. Das war dann wohl Tessaigas letzter Dienst…“, brummte er vor sich hin.

„Aber, InuYasha… er hat gesagt, es besteht die Möglichkeit, dass du ein Mensch bleibst… nicht, dass es tatsächlich so ist“, versuchte Kagome zu retten, was zu retten war.

„Keh! Sieh mich doch an! Bin ich ein Mensch, oder nicht?“ Er zupfte an einer Strähne seines jetzt schwarzen Haares.

Die Miko seufzte. „Mag sein, aber… ach was, InuYasha, selbst wenn es so wäre…“ Sie verstummte, als er erneut missmutig brummte. „InuYasha, sieh mich an“, bat sie dann leise, behielt allerdings ihre Hände diesmal bei sich, weil sie gemerkt hatte, wie allergisch der Hanyô im Moment auf Berührungen reagierte.

Zögernd wandte InuYasha den Kopf, seine braunen Menschenaugen waren ohne jeden Ausdruck. Selbst der ihm so eigene Trotz, der sonst immer in seinem Blick lag, war nicht auszumachen.

„InuYasha, glaub mir, selbst wenn du für immer ein Mensch bleiben solltest, glaubst du denn, wir würden uns von dir abwenden?“, fragte Kagome, bemüht, ihr Erschrecken über den leeren Blick nicht zu zeigen.

„Bist du dir da so sicher, Kagome? Ich… so kann ich euch nicht beschützen. Als Mensch bin ich vollkommen nutzlos“, flüsterte er heiser. Seine Haltung war nun nur noch kraftlos.

Kagome zog es das Herz zusammen. „Wer sagt denn das? Wenn du uns unbedingt beschützen willst, dann lernst du eben mit menschlichen Waffen umzugehen. Ach, InuYasha, und selbst wenn nicht… meinst du denn, dein einziger Wert ist deine Aufgabe als Beschützer?“ Ungläubigkeit lag in ihrer Stimme und sie musste sie sehr zusammennehmen, den menschgewordenen Hanyô nicht in die Arme zu schließen. Das hätte im Moment alles nur noch schlimmer gemacht.

InuYasha hatte den Kopf nun gesenkt, anscheinend die Augen geschlossen. „Kagome, ich fürchte, du verstehst nicht. Der Kampf, euch zu beschützen, meine Freunde, die meine Familie geworden sind, besonders dich… das ist mein Leben. Ohne all das wäre ich nicht mehr derselbe.“

Kagome senkte nun auch die Lider, versuchte krampfhaft die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. So viel Niedergeschlagenheit, ja Hoffnungslosigkeit bei InuYasha zu erleben, machte sie fertig. „Es ist mir vollkommen egal, ob du derselbe bist, oder nicht, InuYasha. Und Sango, Miroku, Shippô, Kirara und den anderen ist das auch egal. Uns ist egal, ob du uns beschützen kannst. Uns ist egal, ob du der Stärkste von uns bist! Wir sind deine Freunde, deine Familie, wie du sagst! Wir haben dich akzeptiert, als niemand anderes es wollte. Warum sollte sich daran jemals etwas ändern? Und ich… ich liebe dich, InuYasha. Ich würde dich erst Recht nicht im Stich lassen!“ Ihre Stimme war nur leise, aber dennoch redete sie sich richtig in Rage, merkte gar nicht recht, wie sie sich wieder aufrichtete und den menschgewordenen Hanyô starr ansah. „Gib dich nicht auf, InuYasha! Das hast du nie! Wieso solltest du es jetzt tun? Denke an uns! Wir sind für dich da! So wie du immer für uns dagewesen bist!“ Erst jetzt, als sie das Salz auf den Lippen schmeckte, merkte sie, dass ihr nun doch die Tränen gekommen waren, wie Perlen über ihre Wangen kullerten, noch während sie redete.

InuYasha hob langsam den Kopf, ohne sie anzusehen. Und dann, mit einer einzigen Bewegung, vermutlich, bevor er selbst es richtig mitbekam, zog er sie in seine Arme, presste sie eng an sich. „Du hast Recht, Kagome. Ich werde nicht aufgeben. Und sei es nur, damit du nicht mehr meinetwegen weinst...“, wisperte er entschlossen und drückte ihr einen leichten Kuss auf die Stirn, ehe er sie umso fester an sich zog.

Kagomes Stirn ruhte an seiner Schulter und ein feines Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, während die Tränen der Verzweiflung nahtlos in Freudentränen übergingen.
 


 

Den Rücken an den Baumstamm gelehnt, saß Sesshômaru auf einem niedrigen Ast und blickte starr vor sich in die Umgebung.

Direkt unter ihm, zwischen den Wurzeln saß Natsu und machte ein etwas betretenes Gesicht. Sie wusste, dass er nur ihretwegen Rast machte, nur weil er gemerkt hatte, wie beschwerlich sie noch vorwärts kam und wie sehr die halbverheilten Wunden an ihren Beinen an ihrer Ausdauer zehrten. Die Nacht über hatte sie sogar ein paar Stunden geschlafen, während Sesshômaru dumpf vor sich hingebrütet hatte.

Sie konnte nur ahnen, dass er sich offenbar doch entschlossen hatte, seinen Bruder aufzusuchen, zu dessen Gefolge anscheinend eine Miko gehörte. Da das einzige Adjektiv, dass er bisher zur Beschreibung seines Halbbruders benutzt hatte aber ‚unnütz‘ gewesen war, konnte sie sich denken, dass da nicht gerade geschwisterliche Verhältnisse herrschten. Schade eigentlich. Wenn sie da an Amaya dachte, die, obwohl jünger, für sie immer ein Anlaufpunkt war, wenn es Probleme oder einfach das Bedürfnis zu reden gab…

Sie schüttelte etwas den Kopf. Ob sie fragen sollte, wie es um das Verhältnis zwischen Sesshômaru und seinem Halbbruder tatsächlich bestellt war?

Sie kam nicht dazu, ihre Überlegungen zu Ende zu führen, denn Sesshômarus Stimme kam ihr zuvor: „Bist du bereit, weiterzugehen?“

„Hai“, antwortete Natsu und erhob sich vorsichtig. Noch immer war es schwer, sicher zu stehen, geschweige denn einen einigermaßen schmerzfreien Laufrythmus zu finden, aber sie wollte ihn nicht länger aufhalten. Es war schon nett genug von ihm, dass er alle paar Stunden Pausen einlegte.

Und, nebenbei bemerkt, von Kuraiko, dass sie nicht gesagt hatte, als diese komische Teleportationskuh des alten Schmieds Natsu und Sesshômaru, außerhalb des Bannkreises wieder abgesetzt hatte. Das war nicht Sinn der Sache, aber für Natsu eine große Erleichterung gewesen.

„Ich kann schließlich froh sein, dass ich meine Beine überhaupt noch besitze“, murmelte sie nur aus dem Affekt heraus und bemerkte erst dann den Blick, den Sesshômaru ihr zuwarf.

Er war eben von seinem Ast gesprungen und stand nun neben ihr. „Das kannst du allerdings. Mit nur einem Arm lässt es sich leben, ohne Beine wird es schwierig.“

Überrascht sah sie auf. Das hörte sich ja beinahe an, als spreche er aus eigener Erfahrung! Aber… nein, unmöglich. Er hatte eindeutig noch beide Arme, also wie sollte da Erkenntnis vorliegen...

„Ja“, ließ sich Sesshômaru da nur vernehmen.

Jetzt endgültig perplex weiteten sich Natsus Augen. „Bitte?“

„Ja, ich habe eine Zeit lang mit nur einem Arm gelebt. – Deine Frage ist aus hundert Metern Entfernung zu erraten.“

Das nennt man dann wohl zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen…, kommentierte Natsu in Gedanken. Jetzt hatte er es nicht nur geschafft, dass sie vollkommen durcheinander war, jetzt hatte er die Antwort auf ihre nächste Frage schon vorweggenommen. „Wie…“, setzte sie automatisch an.

„InuYasha“, gab der Inuyôkai zurück, ohne mit der Wimper zu zucken und setzte sich in Bewegung.

Etwas ungelenk, aber prompt folgte Natsu ihm. Darauf hatte sie eigentlich nicht hinaus gewollt. Vielmehr hatte sie wissen wollen, wieso er dann jetzt wieder beide Arme besaß, immerhin wuchsen selbst bei Dämonen abgetrennte Gliedmaßen nicht so einfach wieder nach – oder war das bei wahren Daiyôkai anders? Egal. Fest stand, dass sie nun wohl wusste, warum Sesshômaru seinen Halbbruder nicht leiden konnte.

Aber irgendwo hatte sie das Gefühl, dass das nicht alles war. Und abgesehen davon… wie stark musste dieser InuYasha sein, wenn es ihm gelang, einem Daiyôkai einen Arm abzuschlagen? War auch seine Mutter eine Daiyôkai gewesen?
 


 

Noch immer war Amaya zum Heulen zu Mute, aber seit Tagen schon hatte sie einfach keine Tränen mehr. Es musste viel geschehen, dass Yôkai überhaupt weinten, aber Amaya war auch am Boden zerstört. Trauer mischte sich mit beängstigender Unsicherheit und Furcht vor dem, was kommen mochte.

Mit leerem Blick sah sie auf das weite, blutrote Gewand, dass vor ihr auf der Truhe in ihrem Gemach lag. Oben herum war es wie ein normaler Kimono geschnitten, doch unten fiel es deutlich weiter, sodass sich später, beim Tragen, eine Art Schleppe ergeben würde. Die Schultern waren mit weißen und goldenen Perlen verziert, die uralte Muster ergaben. Das Zeremonienkleid der obersten Schamaninnen. Obwohl schon Generationen dieses Ranges es bei ihrer Vereidigung getragen hatte, glänzte der Stoff wie frisch verarbeitet, nichts deutete auf die jahrzehntausendealte Geschichte hin.

Daneben, auf ihrer Tatamimatte, hatte eine Dienerin die Insignien ausgebreitet. Die schwere, goldene Kette mit dem schwarzen, kreisrunden Stein in der Mitte, den goldenen Zeremoniendolch, die noch reinweiße Rhododendronblüte, die später, als Zeichen für ihre Würde mit ihrem Blut getränkt und rot gefärbt würde.
 

Sie seufzte schwer, ehe sie sich in den Nacken griff und den strengen Zopf löste. Am Abend war es soweit. Bis dahin musste sie fertig sein, sonst musste das Nekovolk einen Mond lag ohne oberste Schamanin dastehen, fand diese Zeremonie doch traditionell nur in der Nacht nach Neumond statt. Mit einer leichten Bewegung ließ sie den einfachen Yukata über die Schultern gleiten, den sie nach dem Bad nur getragen hatte und maß mit dem Blick noch einmal das Zeremoniengewand. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
 


 

„Hai, Karan-donno“, sagte der Bote mit einer tiefen Verbeugung und wagte es, die junge PantherYôkai von unten her zu mustern. Sie hätte ihm nicht sagen müssen, dass der Auftrag, den sie ihm gegeben hatte, ohne Absprache mit ihren Geschwistern stattfand, aber gerade deswegen wurde er aus ihr nicht schlau.

Die anderen drei Fürsten konnte man einigermaßen einschätzen, gerade Shuran und Tôran kannte man irgendwann und Shunran war deutlich höflicher und unvoreingenommener, als ihre Geschwister, aber die Rothaarige, die hier vor ihm stand machte es einem schwerer. Zumindestens offiziell.

Er wusste, das im gesamten Hofstaat gerätselt wurde, was in der feuerbeherrschenden Pantherdämonin vorgehen mochte, das sie einmal so freundlich und einmal hitzig, vorlaut und unhöflich war. Jetzt gerade hatte er mal wieder ihre freundliche Seite zu spüren bekommen. Ohne Karans Auftrag für ihn, hätte die entfernte Cousine der fürstlichen Geschwister sicherlich erst bei ihrer Rückkehr von der Zeremonie ihrer Schwester erfahren. Er würde sich sputen müssen, herauszufinden, wo sich Natsu- hime und ihr momentaner Begleiter, der Herr des Westens, aktuell befanden.

Aber darin war er gut.

Nicht umsonst leitete er seit fast dreihundert Jahren den Botenstab.

„Wenn ich mich entfernen dürfte…“, deutete er an und meinte für einen Moment ein Schmunzeln um die Mundwinkel der Fürstin spielen zu sehen, ehe sie nickte. Sofort ließ er sein Yôki frei und verwandelte sich in seine wahre Form. Da er kein Daiyôkai war, konnte man ihn beinahe für einen tierischen Vertreter seines Volkes halten, wäre er nicht etwas größer gewesen und hätten seine Augen nicht eisblau geleuchtet. Ungewöhnlich für einen schwarzen Panther.

Mit einem raschen Sprung überwand er die Schlossmauer, nickte kurz den Wachen zu und sprintete über die Ebene davon. Erst später würde er nach Spuren suchen, zu nahe am Schloss wäre das unsinnig. In zu vielen Richtungen trieb Natsu-himes Geruch hier herum, entwischten sie und ihr persöhnlicher Diener und heimlicher Kampflehrer doch oft genug aus dem Schloss, ohne dass Natsus Vater etwas davon ahnte. Momiji-sama würde toben, wüsste er es, da war der Bote sich sicher und in einem Anflug eines Lächelns entblößte er für einen Moment seine dolchartigen Reißzähne.

Dann blieb er stehen und sah sich um. Ja, ab hier würde es sich lohnen, Spuren zu suchen. Ab hier konnte er Natsu-hime finden.
 


 

Die Gruppe rund um InuYasha hatte sich inzwischen wieder zusammengefunden, selbst Tián war wieder aufgetaucht und auch der menschgewordenen Hanyô hatte sich wieder gefangen. Noch immer sah er verständlicherweise nicht gerade glücklich aus, aber er ließ sich auch nicht mehr so hängen, wie zuvor.

Man merkte dennoch, dass er in Gedanken war, allein schon daran, dass Shippô ihn in das nun menschliche Ohr zwicken konnte, ohne eine Kopfnuss zu kassieren. InuYasha brummte nur mürrisch und reagierte ansonsten nicht. Daraufhin ließ der junge Kitsune sofort von ihm ab. Ersten machte es so keinen Spaß und zweitens merkte er, wie schlecht drauf InuYasha war. Shippô mochte seinem Volk entsprechend stets etwas neckisch drauf sein, er kannte InuYasha und außerdem besaß auch er so etwas wie Einfühlsamkeit. Also setzte er sich wieder ruhig neben Kyoko.

Die junge Füchsin beteiligte sich nach wie vor wenig an den ab und an aufkommenden Gesprächen. Es imponierte ihr, wie diese Gruppe ineinandergriff und trotz aller Zwistigkeiten zusammenhielt, sie bewunderte Kirin und dessen Macht als berühmtes, urmagisches Wesen und hatte ebenso wie die anderen über Myougas Ohnmachtsanfall gelacht, den der alte Flohgeist inzwischen glücklich überstanden hatte, aber dennoch, war das alles noch viel zu ungewohnt.

Die Gratwanderung zwischen dem höfischen Leben daheim, als jüngste der Familie aber hochrangige Prinzessin, und dem vollkommen verantwortungslosen Leben in der Fuchsschule, hatte aus ihr eine Einzelgängerin geschmiedet, die sich Shippô gegenüber zwar geöffnet hatte, aber dennoch nur schwer mit einem so komplexen Zusammenhalt klar kam.

Plötzlich lenkte etwas ihre Aufmerksamkeit auf Tián, der rechts von ihr im Gras saß und ebenso stumm verfolgte, was geschah, wie sie. Aber gerade eben… war er da nicht zusammengezuckt und hatte sich absichernd umgesehen? Hatte er nicht lautlos etwas vor sich hin gemurmelt? Oder hatte sie sich nur getäuscht? Kyoko schüttelte den Kopf. Sicherlich letzteres. Was sollte Tián auch aufgefallen sein, was keinen anderen interessierte oder aufschreckte? Schließlich ahnte er weniger von den Problemen der Gruppe, wie selbst sie, immerhin verstand er nur Bruchstücke der Sprache. Dennoch… es hatte doch so ausgesehen, als ob…

Die junge Kitsune merkte, dass ihre Überlegungen zu nichts führten und schob sie beiseite.

So bekam sie gerade noch mit, dass Shiori sie ansprach und nach ihrem für eine Kitsune so ungewöhnlichen, silbernen Haar fragte. Kyoko lächelte leicht, ehe sie antwortete. Endlich ein Thema, wo sie mitreden konnte.
 


 

Natsu musste sich einen leisen Schmerzlaut verkneifen, als sie ziemlich plötzlich ausgebremst wurde, weil Sesshômaru vor ihr stehen blieb.

Sie erkannte, dass er witterte, dann sogar ein wenig die Stirn runzelte.

Wenn das geschah, musste er einen sehr ungewöhnlichen Geruch aufgeschnappt haben – und warum blickte er jetzt bitte zum abendlichen Himmel, an dem bereits blass eine hauchdünne Mondsichel zu sehen war?

Kopfschüttelnd unterdrückte Natsu eine Frage und wartete einfach ab, abwechselnd ihre Beine etwas entlastend.

Viel zu schnell setzte Sesshômaru seinen Weg wieder fort, nun jedoch insgesamt langsamer, als wolle er nachdenken ohne seinen Weg zu unterbrechen. Was auch immer er gewittert hatte, es musste ihn entweder stören oder interessieren. Vielleicht auch beides.

Ob es mit seinem Halbbruder zu tun hatte?

Wenn ja, dann wollte Natsu den immer dringender kennen lernen.
 


 

Weiter im Osten, in einem der äußeren Flügel des Neko- Schlosses, war Amaya inzwischen mit dem Umkleiden fertig. Etwas skeptisch betrachtete sie sich in dem bodenlangen Spiegel aus polierter Bronze, der an der Seitenwand ihres Gemachs aufgestellt worden war. In dem ausstaffierten Gewand wirkte sie schmaler, jünger und unreifer denn je. Kein Wunder, in ihrem Alter ließ sie sich mit einem siebzehnjährigen Menschenmädchen vergleichen, da konnte man noch nicht von einer ausgewachsenen Statur sprechen.

Vorsichtig steckte sie sich die weiße Blüte an der Schläfe ins Haar und trat dann vom Spiegel weg um den Deckel der Truhe zu öffnen, auf der das Gewand bis dato gelegen hatte. Behutsam zog sie das Untensil heraus, was gleich nebst jeglicher Zeremonie am Wichtigsten sein würde: Tamokos Artefakt, das Regenbogentuch. Sie hatte es ordentlich gefaltet aufbewahrt, solange sie noch nicht berechtigt war, es zu tragen, damit es keinerlei Schaden nahm.

Heute würde sie es wohl tragen müssen, so verlangte es ihres Wissens das Protokoll.

Einen Moment wog sie es in den Händen, dann hob sie den Kopf, weil sie vor ihrer Tür Schritte hörte. „Herein“, bat sie, noch bevor jemand klopfen konnte.

Die Schiebetür glitt zur Seite und zwei Gestalten wurden sichtbar, die Amaya nur zu bekannt vorkamen. Da standen Tamokos ehemalige Beraterinnen, verneigten sich nun leicht.

Amaya verzog das Gesicht. „Bitte, lasst das. Noch bin ich nicht eure Vorgesetzte und davon mal ganz angesehen seit ihr älter, erfahrener und fähiger, als ich.“

„Älter und Erfahrener vielleicht. Aber wir reichen nicht annähernd an Eure Macht heran“, erwiderte eine der beiden, eine Torayôkai, die nicht viel jünger war, als es Tamoko gewesen war.

„Mir fehlen sechzig Jahre Ausbildung, Tadako-san. Wie soll ich die wieder herausholen?“, fragte Amaya leise zurück und griff nach der schweren Kette.

Sofort nahm die zweite nebenstehende Dämonin sie ihr ab und half ihr beim Umlegen.

„Arigatô, Nori-san“, bedankte Amaya sich bei der Luchsdämonin und rückte den Anhänger zurecht, ehe sie nach dem kleinen Dolch fasste. Sie atmete noch einmal tief durch und hob dann den Kopf.

Die beiden älteren Dämonen deuteten diese Geste richtig. „Ihr seid bereit?“

„So bereit, wie ich es je sein werde. Ich danke euch für den Beistand, ihr beiden“ Damit ging sie den beiden voraus aus ihrem Gemach und über den langen Flur.

„Wir kannten Tamoko neben Euch am besten. Sie hätte gewollt, dass Euch jede Hilfe zu Teil wird, die man Euch bieten kann. Ihr seid die jüngste Schamanin, die die Neko jemals hatten und Ihr habt einen weiten Weg vor Euch. Wir geloben hiermit, Euch zur Seite zu stehen!“

Amaya musste sich nicht umsehen, um zu wissen, dass die beiden jeweils zwei Finger auf ihre eigenen Schamanenamulette gelegt hatten, als Zeichen des gültigen Schwurs. Sie vertraute den beiden. Und dieses Vertrauen würde sie bitter nötig haben.

Denn etwas in ihr spürte, dass stürmische Zeiten auf den Neko- Clan zukamen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Da könntest du recht haben, Amaya...
Was Sess wohl so interessantes gewittert hat?

Im nächsten Kapitel gibt es dann ein... etwas aus dem Ruder laufendes "Treffen" zwischen zwei uns wohlbekannten Gruppen, Bokuseno macht sich Sorgen und wir werfen einen Blick auf Amayas Zeremonie. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Avialle
2013-12-17T15:28:00+00:00 17.12.2013 16:28
Hab ichs doch geahnt!
Ein wahrer Schock für unseren Inu *nick*
Und ich denke, wir wissen hier doch alle, was Sess gerochen hat. Inus Menschengeruch obwohl kein Neumond ist^^
Das wird noch eine echte Überraschung für Natsu geben!
Und ihr Schwesterchen kam auch mal wieder vor... Ja, da hat sie sich keine gute Zeit ausgesucht, um ein solches Amt antreten zu müssen...
Antwort von:  Mimiteh
17.12.2013 18:23
Ich hab' mir mal erlaubt, ein wenig aufzuräumen, nech? xD

Aber was Sess betrifft hast du natürlich recht. Und Natsu wird wohl wirklich noch ihr blaues Wunder erleben. Im Bezug auf die Zukunft allerdings nicht nur beim Thema InuYasha^^
Antwort von:  Avialle
17.12.2013 18:56
Ist wohl besser so^^ Die Probs, die ich hier mit Mexx hab, nerven langsam echt...

Yay, was gibts zur Belohnung *gespannt dasitz*
xD^^ Hört sich noch sehr interessant an!


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