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☾ Mikadzuki

von

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Teamarbeit

Die schlanke Gestalt des jungen Kitsune strich sich die feuerroten Haare etwas hinters Ohr.

Hinter ihm lagerten die acht Krieger seines Vaters, die er mitgenommen hatte, aber er wusste, sämtliche Verantwortung lag auf ihm. Die Verantwortung alles zu koordinieren, die Verantwortung die Krieger nicht in unnütze Gefahren laufen zu lassen und vor allem die Verantwortung seine kleine Schwester zu finden.

Wenn es denn seine Brüder nicht taten.

Ein kleines Schmunzeln zuckte über sein Gesicht, als er an das Verhalten seines jüngsten Bruders dachte. Shin war bei aller Sorge fast begeistert gewesen, ebenfalls einen Suchtrupp zusammenstellen zu dürfen. Denn auch wenn Itsuki, der stellvertretende Heerführer der Kitsune, nominell den dritten Suchtrupp anführte, so würde der seinem Prinzen nie etwas abschlagen. Ob Shin da gerade mit einem vielleicht 12, 13-jährigen Menschenjungen zu vergleichen war, oder nicht.

Und Kanaye? Auch sein älterer Bruder legte wie immer Feuer an den Tag. Im buchstäblichen Sinne.

Der junge Kitsune schmunzelte erneut.

Er stach da manchmal schon richtig heraus, war er doch eher ruhig, ähnlich seinem Vater.

Tja, sie waren schon eine seltsame Bande. Aber sie hielten zusammen und das war das Wichtigste. Besonders wenn es darum ging, einen so wichtigen Auftrag auszuführen, wie jetzt. Es konnte nicht angehen, dass jemand ungestraft seine Schwester entführen konnte, verdammt nochmal!

Er legte den Kopf etwas in den Nacken, als er witterte. Er war ja überhaupt nur auf diesen Hügel gestiegen um besser Witterung aufnehmen zu können. Hoffentlich konnte er überhaupt irgendeine Spur ausmachen. Es musste Tage her sein, dass Kyoko hier, aus der unmittelbaren Umgebung der Fuchsakademie, verschwunden war. Und während Kanaye gerade dem Schulleiter die Hölle heiß machte, war er, Tadashi, schon einmal vorgegangen. Aber an dieser Stelle war kein Hinweis aufzufinden.

„Wir gehen noch ein Stück weiter!“, befahl er und sofort schlossen sich ihm die Krieger an, als er den Hügel auf der anderen Seite hinabtrottete und zwischen ein paar Beerenbüschen hindurchlief. Kyoko-chan… wir finden dich! Verlass dich darauf!
 


 

„Still!“

Der Befehl klang in Shioris Ohren, noch ehe sie richtig den Mund aufgemacht hatte, überhaupt über ein Schreien nachgedacht hatte. Sie war noch zu geschockt. Wer hatte sie da abgefangen?

Doch langsam drang die Stimme, die den Befehl ausgesprochen hatte, an ihr Bewusstsein und sie erkannte sie: Tián.

Wären ihre Augen nicht ohnehin schon überrascht aufgerissen gewesen, sie hätte das wohl jetzt nachgeholt. Liebend gern hätte sie ihn gefragt, seit wann er sich in einen Konflikt einmischte, warum er offenbar auf sie geachtet hatte, sonst hätte er sie nicht genau im richtigen Moment gefangen und woher er das Wort kannte, das er befohlen hatte, aber vermutlich würde er ihr sowieso keine Antwort geben können.

Dennoch blinzelte sie zu seinem Gesicht hinauf, erkannte überrascht, dass er die Augen zusammengekniffen, die Kiefer aufeinander gepresst hatte. Seine Gesichtszüge wirkten hart und unnahbar, ganz anders, als sie ihn kannte. Kriegerisch. Entschlossen. Und doch irgendwie, als würde er mit sich hadern.

„Tián?“, fragte sie vorsichtig nach. Er reagierte nicht, stattdessen spürte sie, so nah, wie er sie an seinem Oberkörper hielt, dass seine Schultermuskeln kräftiger arbeiteten und zugleich sah sie kurz einen Schatten seitlich von sich auftauchen und wieder verschwinden. Ein rauschendes Geräusch begleitete diese Erscheinung. Dann einen Moment Ruhe und wieder dasselbe.

Shiori wusste nicht recht, woher sie die Gewissheit nahm, dass es Flügelschlag war, denn zum umgucken kam sie nicht, als Tián sich plötzlich zur Seite abkippen ließ und im Sturzflug zurück nach unten sauste. Shiori unterdrückte erneut ein erschrockenes Aufschreien und schloss ihre Hände krampfhaft um die Unterarme, die auf Höhe ihrer Taille vor ihrem Körper verschränkt waren, sie hielten. Sicher hielten.

Langsam beruhigten sich ihre Atemzüge wieder und sie lauschte doch irgendwo fasziniert dem Wind, der an ihnen vorbei rauschte. Aus irgendeinem Grund, war sie sich sicher, dass Tián wusste, was er tat.

Tatsächlich fing er sich ein paar Meter über dem Boden ab und kam sicher, etwa zwanzig Meter von der Onihorde entfernt auf.

Kaum berührten Shioris Füße den Boden, wollte sie schon wieder zurück rennen, diesmal von außen eingreifen, mithelfen.

Aber feste Finger schlossen sich um ihr Handgelenk und hielten sie zurück. Beinahe wäre Shiori gestürzt, fing sich aber gerade noch. „Was soll das?“, fragte sie aus dem Affekt heraus, ehe ihr einfiel, dass sie auch darauf vermutlich keine Antwort erhalten würde. Also drehte sie sich so weit herum, wie es der Griff zuließ.

Tiáns Gesichtszüge waren noch immer verhärtet, seine Augen blickten ernst – und da wo sonst die Schulterschützer und der Umhang waren, erkannte sie nun ledrige, graue Flügel, ganz ähnlich denen, die sie von den Komoris kannte und doch wieder etwas anders. Erneut wollte sie Richtung Kampf gehen, diesmal mit einem Schritt rückwärts, ihren Blick dabei nicht von Tián nehmend. Doch der hielt sie nach wie vor fest.

„Ich muss gehen! Tián, die anderen kämpfen und ich soll zusehen?“

Von ihm kam nur ein kurzes Kopfschütteln und ein Wort, dass vermutlich in seine Sprache gehörte, das sie aber anhand der Geste übersetzen konnte: Nein.

„Na also. Dann lass mich gehen!“

Wieder schüttelte er den Kopf, versuchte sie nun sogar wieder etwas zu sich zu ziehen, doch sie stemmte sich dagegen! „Tián!“, rief sie ihn zur Ordnung, doch er gab noch immer nicht nach. Bezeichnend hob sie die freie Hand und krümmte sie zur Klaue, sodass die schattenhafte Wolke entstand, die ihren Klauenangriff stets begleitete. „Ich werde nicht einfach zusehen, während meine Freunde um ihr Leben kämpfen!“, sagte sie noch einmal. Sie wusste nicht, ob er verstand, wovon sie sprach, aber sie hoffte, ihr Tonfall würde ihm verdeutlichen, wie wichtig ihr die Sache war.

Doch seine Reaktion war anders, als erwartet. „Shiori…“, sagte er nur eindringlich, als wollte er sie überzeugen, doch nur zuzuschauen.

Sie schüttelte heftig den Kopf, sodass ein Gutteil ihrer weißen Haare ihr ins Gesicht fiel. „Nein. Ich kann nicht… ahh!“

Wieder einmal reagierte er vollkommen unvorhersehbar.

Mit einem kurzen Rück hatte er sich wieder herumgedreht, sodass sie erneut mit dem Rücken zu ihm stand, packte sie und stieß sich wieder vom Boden ab. Da ihr als Hanyô das Fliegen unmöglich war, blieb ihr nichts anderes übrig, als stillzuhalten, denn er gewann erneut schnell an Höhe. Also gab sie es auf und versuchte stattdessen die Situation zu nutzen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Doch dazu kam sie nicht mehr.
 


 

Ein feines Zischeln lag allgegenwärtig in der Luft, als eine Horde schwarzer, schlangenähnlicher Viecher durch den Himmel glitt.

Einige von ihnen hielten weiße, flackernde Dinge in den kurzen, insektenartigen Beinchen, die unterhalb des vordersten Abschnittes ihres Körpers saßen.

Andere flogen ohne Last um sie herum und es schien, als ob sie Ausschau halten wollten.

Nicht weit entfernt, am Horizont erhob sich der kegelförmige Schlot eines hohen Berges.

Akuma no hakaba… Akuma no hakaba…

Es war wie ein stetes Flüstern in der Luft, dass sich aber nicht nach einer sprechenden Stimme angehörte. Dennoch war es klar verständlich. Die schwarzen Wesen glitten lautlos durch den Himmel, näher an den Vulkankegel heran, dessen Form beinahe symmetrisch war, der aber verkohlte, ausgebrochene Hänge aufwies und etwas Unwirtliches ausstrahlte, dass beinahe alles Lebendige von ihm fernhielt. Nur die Wesen kamen ihm immer näher und das Zischen in der Luft wurde immer aufgeregter, bis sie in die Wolken eintauchten und sich der Spitze des Berges näherten.

Von dort aus ließen die, die etwas trugen, es einfach fallen und die weißen, zuckenden Flämmchen, die doch eine bemerkenswerte Formstabilität aufwiesen, trudelten hinab in den Vulkanschlot.

Das dunkelgraue Innere begann zu pulsieren und zu brodeln, ganz so, als ob der Vulkan gleich ausbrechen wollte, aber dazu kam es nicht. Stattdessen sanken die Flämmchen einfach in das halbaufgeweichte Magma hinab und wurden verschluckt. Ein tiefes, bedrohliches Brummen mischte sich unter das Zischeln der schwarzen Wesen, die ihre Bahnen oberhalb der Abwurfstelle zogen, ehe wieder Stille einkehrte.

Die schwarzen Lebewesen drehten wieder ab und flogen davon. Es wurde Zeit, dass sie die nächste Ladung beschafften.

Einige von ihnen zuckten im Flug, wollten zur Seite ausbrechen, aber es gelang ihnen nicht, sie wurden im Verbund behalten. Die sonst so selbstständigen Shinidamachu, ob schwarz und verdorben oder nicht, standen unter irgendjemandes Zwang.

Und am Fuße des Berges wurde eine Gruppe Mönche von der flüsternden Stimme im Wind verschreckt: Akuma no hakaba… Teufelsgrab… Akuma no hakaba… Teufelsgrab…
 


 

Tián sah den schlangenartigen Oni erst, als es beinahe zu spät war.

Im letzten Augenblick konnte er sich zur Seite werfen, verlor dadurch aber an Höhe. Nicht gut… Solange er Shiori mit in der Luft hielt, konnte er nicht kämpfen, hatte keine Hand frei. Und dieses Schlangenvieh folgte ihm sofort.

Er ließ sich ruckartig weiter absacken, bis er nur noch etwa sechs Meter über der Erde war, hoffentlich eine Höhe, die zu fallen ein Hanyô unverletzt überstand. Er lockerte seinen Griff um Shioris Taille etwas. Aber sie verstand offenbar nicht, worauf er hinauswollte, hatte vermutlich noch nicht einmal gesehen, dass sie direkt angegangen wurden, befand sich der Oni doch momentan hinter ihm, verdeckte durch seine Schwingen.

Ausweichen kann ich nicht, dafür ist das Vieh zu schnell… mir bleibt schlicht nichts anderes übrig, will ich nicht mich und Shiori gefährden… Vater, Mutter, verzeiht mir…

„Shiori! Spring ab und beeil dich, zur Seite wegzukommen. Wir haben einen Angreifer genau von hinten!“, befahl er und lockerte seinen Griff so weit, dass sie gerade so nicht fiel. Und er spürte, wie sich das Mädchen verkrampfte, überrascht den Kopf in den Nacken legte.

„Tián…“, flüsterte sie verblüfft und er konnte sich nur zu gut denken, warum. Sie hatte mit Sicherheit nicht damit gerechnet, dass er ihre Sprache doch sprach. Das hieß, irgendwo war es ja auch seine eigene Sprache.

„Frag nicht, spring! Wir klären das später!“, fuhr er sie an und endlich tat sie, was er gesagt hatte, vermutlich mehr aus Reflex, als dass sie ihre Verwunderung schon wieder im Griff hätte.

Tián hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Im letzten Augenblick, ehe der Oni sich in seinen Flügel verbeißen konnte, stieg Tián auf, entkam damit den von Geifer triefenden Kiefern und wirbelte herum. Er machte sich nicht die Mühe, das Jian zu ziehen. Er war nie sonderlich gut mit der Waffe gewesen, hatte nur wenig Training erhalten. Aber etwas anderes konnte er. „Qīng chùjué“, erklang seine Stimme und auf der Bahn, die seine Klauen beschrieben, bildeten sich messerscharfe Lichtfäden, die den Angriff seines Gegenübers beendeten, in dem sie ihn einfach durchtrennten. Zweigeteilt fiel der Oni zu Boden. Das war einfacher gewesen, als gedacht.

Tián atmete tief durch und ließ sich langsamer absinken. Ein paar Meter vor dem Boden legte er die Flügel bereits an und kam weich auf dem Boden auf.

Shiori stand nicht weit entfernt und sah ihn noch immer aus großen Augen an. Das Sonnenlicht ließ die im Dunklen so tief gefärbten Augen blass aussehen, aber er konnte dennoch die namenlose Überraschung darin lesen. Jetzt kam sie ihm ein Stück entgegen. „Tián, ich…“

Weiter kam sie nicht, denn mit einem blitzschnellen Griff zog er sie von ihrem Standort weg, gerade bevor ein verwundeter, aber nicht toter Oni vom Himmel stürzt, den vermutlich die Kettensichel dieses Dämonenjägers getroffen hatte. „Später, sagte ich“, knurrte Tián und sah das Halbdämonenmädchen fest an. „Die anderen sind bereits aus der Menge raus, abgesehen von diesem Weißhaarigen. Wenn du dich wieder einmischst, kann er wieder nicht großflächig angreifen, verstehst du?“, fragte er und wunderte sich dabei selbst, dass ihm die Worte so leicht über die Lippen kamen. Mochte er die hiesige Sprache können, er hatte sie schon schier unendlich lange kaum mehr gesprochen.

So stur und eigenwillig Shiori sein konnte, offenbar hatten ihre Unterrichtsversuche, als sie noch dachte, er spreche ihre Sprache nicht, ihm durchaus geholfen.

Jetzt aber antwortete sie nicht mehr und ließ sich auch anstandslos mitziehen, als er sich auf den Weg machte. Irgendwo dort drüben musste Kagome samt dieser verletzten Dämonin sein. Am Besten, sie gesellten sich dazu.
 


 

Sesshoumaru stand derweil noch immer inmitten der Oni und hielt sie mit seiner Energiepeitsche auf Abstand. Nicht, dass ihm das Probleme bereitet hätte, aber so langsam wurde es langweilig und noch immer war kein Ende abzusehen, wusste er doch nicht, wo die anderen waren.

Natsu durfte nichts geschehen, sie war schon schwer verletzt genug und er hatte ihrem Vater schließlich sein Wort gegeben, dass er die Löwendämonin beschützen würde.

Kagome durfte auch nichts geschehen, immerhin brauchte er sie, sollte auch nur annähernd die Möglichkeit bestehen, den Plan der Dämonenfürsten zu vervollständigen, beziehungsweise, akuter, Kuraiko zur Mitarbeit zu bewegen.

InuYasha sollte auch nicht unbedingt abgeschlachtet werden, sonst würde Kagome sicherlich nie mitarbeiten und davon mal ganz abgesehen hätte es ihm auch leidgetan – irgendwo.

Die kleine Fuchsprinzessin sollte auch weitestgehend unverletzt bleiben, sonst würde mit deren Vater nicht mehr viel anzufangen sein. Sesshômaru wusste, dass der Fuchsfürst die größte Kinderschar unter den Dämonenherrschern hatte, aber es war auch ebenso weithin bekannt, dass er jedes seiner Kinder abgöttisch liebte und über den Verlust von einem davon sicher nicht allzu schnell hinweg kommen würde. Und gerade in nächster Zukunft konnte Sesshômaru das diplomatische Geschick des Kitsuneherrschers durchaus gut gebrauchen.

Um es in Kurzform zu sagen: Er konnte es sich diesmal wirklich nicht leisten, keine Rücksicht zu nehmen.

Er knurrte leicht auf, als er seine Energiepeitsche erneut in die Feinde schickte und eine ganze Reihe von ihnen entzwei säbelte. Dabei glitt sein Blick kurz nach oben. Von diesen Oni hier, waren offenbar nicht so viele flugfähig, wie gedacht. Und von oben konnte er vielleicht eher sehen, wo die anderen steckten. Er brauchte nicht lange abzuwägen, ob das eine gute Idee war, immerhin würde auch ihm irgendwann die Konzentration flöten gehen, wenn es hier so weiter ging. Und da hatte er immer gedacht, die Onihorden, über die Naraku befohlen hatte, wären groß gewesen, zumal die vernünftig angegriffen hatten und man mit ein paar ordentlichen Verteidigungsschlägen mit ihnen fertig wurde. Diese Viecher hier waren so unkoordiniert, dass er immer nur wenige auf einmal erwischte und es noch schwerer wurde, nicht irgendwann an Langeweile zu Grunde zu gehen.

Da vernahmen seine feinen Ohren plötzlich einen Ruf, der selbst ihm bekannt vorkam. „Hijinkessô!“

Rein instinktiv machte Sesshômaru einen kurzen Sprung zurück und entging damit einigen von InuYashas Blutklingen, die doch recht nah an ihm vorbei sausten. Gleich darauf folgte der Hanyô selbst, vermutlich ohne zu bemerken, wen er da gerade fast mit abgetroffen hatte, obwohl sie ausnahmsweise mal wieder auf derselben Seite kämpften.

„Spinnst du, du Bastard?“, fragte Sesshômaru eisig und entledigte sich mit puren Klauen eines weißen Wurmdämons, der die Dreistigkeit besessen hatte, sich mitten in die Schwertabfangdornen seiner Rüstung zu verbeißen, wohl in der fehlgeleiteten Annahme, dies sei kein Metall, sondern Teil seines Körpers. Diese Viecher wurden mit jeder Minute dämlicher.

„Sesshômaru“, konterte InuYasha gewohnt hitzig, als er herumwirbelte, aber es lag ein leichtes Keuchen in seiner Stimme. Die Verletzungen machten ihm zu schaffen, aber aufgeben würde er sicherlich nicht. Wäre er nicht im letzten Augenblick aufgetaucht, Kagome hätte ihr Leben dafür gelassen, das sie durchgehalten hatte und er würde nicht zulassen, dass sie das umsonst getan hatte. Dennoch als er erneut seine Blutklingen schleuderte, waren es bei weitem schon nicht mehr so viele auf einmal.

Fast erschrocken bemerkte er, dass plötzlich Sesshômaru wortlos neben ihn sprang und mit seiner Energiepeitschte einige undefinierbare Oni zerstückelte, die er verfehlt hatte. Eine selten zuvorkommende Geste, aber durchgehen lassen, würde InuYasha seinem Halbbruder das trotzdem nicht. „Lass das! Ich komm allein zurecht“, knurrte er.

Sesshômaru blickte ihn ungerührt an. „Das sieht mir aber ganz anders aus“, konterte er.

„Dann guck genau hin, du Blindfisch!“

„Idiotischer Hanyô. Schau du lieber, wohin du zielst!“

InuYashas demonstrativ nächster Angriff war nämlich fast vollständig in eine Lücke gelaufen, die schon vorher in die Oni geschlagen worden war. Nur wenige der Blutklingen trafen überhaupt ein Ziel, geschweige denn richtig. „Keh! – Sag mal, wo sind die anderen?“

„Woher soll ich das wissen?“

InuYasha wollte schon patzig nachsetzen, als eine andere Stimme sich einmischte. „Sie sind alle draußen. Alle außerhalb der Onimasse. Ich habe den Anführer gefunden. Ich kümmere mich um ihn, aber die Oni sind schon zu krank, als das sie noch fliehen würden. Seht zu, dass ihr sie zerstört“

„Kirin?“, fragte InuYasha verwirrt nach, der nicht so wirklich verstand, worauf das Einhorn hinaus wollte. Er bekam allerdings keine Antwort und so ging sein Blick automatisch richtung Sesshômaru.

Der Daiyôkai bemerkte das wohl, aber er hätte niemals zugegeben, dass er ebenso keine Ahnung hatte, wovon Kirin sprach. Allerdings wusste er um die Weisheit des urmagischen Wesens, dass er in seiner Kindheit ein paar Mal getroffen hatte und war obendrein zu oft schon an Kriegen beteiligt gewesen, als dass er einen Ratschlag überhört hätte, der schlüssig war.

Aber wenn er die Menge der übrig gebliebenen Oni richtig einschätzte, würde er wohl oder übel Hilfe brauchen.

„InuYasha!“, sagte er deswegen nur.

„Was ist?“

„Tessaiga“

So oft InuYasha seinen Halbbruder auch absichtlich falsch verstand, so bemerkte er nun doch, dass Sesshômaru keineswegs den Krieg um die mächtige Klinge erneut anfachen wollte, sondern einfach um Unterstützung bat, wobei er sich wohl eher auf die Zunge gebissen hätte, als das tatsächlich auszusprechen. Seltsamerweise konnte InuYasha sehr gut nachvollziehen, was sich alles in Sesshômaru sträubte und so legte er nur vielsagend die nun wieder klauenbewehrte Hand an die Schwertscheide, von der ein leichtes Pulsieren ausging. Tessaiga schien sich auf den erwarteten Einsatz genauso zu freuen, wie sein nun wieder dazu befähigter Besitzer.
 

Der Inuyôkai wandte sich etwas ab und witterte, aber auch ihm fiel das angesichts der Mengen an Oni und halbtoten bis gänzlich toten Dämonenfetzen schwer. Dennoch blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Halbdämon soweit zu vertrauen, dass der ihm nicht die Windnarbe von der Seite um die Ohren jagen würde.

„Jetzt“, bestimmte er und ehe InuYasha protestieren konnte, sprang der Hundedämon bereits hoch, zog Bakusaiga und rief dessen Macht ab. „Bakusaiga!“ Es klang wie ein Anfeuerrungsruf, der sich augenblicklich im Rauschen der Yôkiwoge verlor, die aus Bakusaigas Klinge schoss.

Gleichzeitig war ein ebenso euphorisches „Kongôsôha!“ zu hören und unzählige diamantähnliche Kristallsplitter sausten im flachen Bogen auf die Oni zu und machte die anderen Hälfte dem Erdboden gleich.
 

Als sich Lärm und Staub gelegt hatten, war auf der Ebene gähnende Leere, bis auf die beiden ungleichen Brüder, von denen einer auf dem Boden hockte und der andere in der Luft schwebte, und die weißgoldene Kuppel, die sich in der Mitte des bisherigen Kampfplatzes abzeichnete. Schemenhaft waren die Silhouetten von Kirin und einem liegenden Wesen zu erkennen.

Aber eines war klar: Sie hatten gesiegt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, nochmal zum Mitschreiben: Tiáns Japanisch-Kenntnisse und die... wie heißt das Wort? Ach ja, die Zusammenarbeit von Sess und Inu haben uns den Sieg beschert. Und jetzt?

Im nächsten Kapitel schauen wir dann mal, was der Kampf für Folgen hatte, widmen uns demnach der "Medizinische[n] Versorgung" und wir wagen einen kleinen Blick zu einem bisher noch verborgenen Feind... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Avialle
2014-01-15T14:13:49+00:00 15.01.2014 15:13
Na endlich ist dieser Kampf vorbei
Sess ist einfach süß *ihm den Kopf tätschel* Der Herr ist also so weit, es irgendwie schade zu finden, den Bruder zu verlieren. Und ganz nebenbei ist seine erste Sorge Natsu
Tián... Ist ja nicht so, als ob sich bei dem Kerl mal etwas richtig aufklärt
Und bin schon seeehr gespannt, wer denn da die Fäden zieht
Antwort von:  Mimiteh
15.01.2014 16:17
Pass auf du, seine Eisigkeit ist nicht der liebe Nachbarshund^^ Und der... Durchbruch wird eher unfreiwillig sein.
Was Tián betrifft, so wäre es anderweitig doch auch langweilig, oder?
Antwort von:  Avialle
15.01.2014 17:34
Ich weiß, aber wofür gibts Elektroschockhalzbänder :D
Durchbruch? Oooooh, wann denn? Will wissen *anfang zu quengeln* (Ja, ich habe gerade meine Kleinkindphase^^)
Da hast du recht, aber hallo, ich bin hier die Leserin auf heißen Kohlen, da darf ich ungeduldig sein :D
Antwort von:  Mimiteh
15.01.2014 19:22
Sessy wird begeistert sein...
Das daaaaaaauert noch. Erstmal geht es in kleinen Schritten voran.
Vorallem bist du ja leider die Einzige, die kommentiert... bei 12 Favos. So amüsant ich deine Einfälle finde, manchmal ist es schon schade, das ich von niemand anderem Rückmeldung bekomme. Wie soll ich mich verbessern, wenn mir niemand sagt, was nicht gut ist? Naja, nicht dein Problem...


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