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Spirit Seekers

von

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Verluste

„Holly...“, begann Esther leise. Der besorgte Tonfall verriet Holly sofort das hier etwas faul war. Langsam löste sie sich von ihrer Mutter und starrte sie eindringlich an.

„Was ist mit Luca?“, fragte sie ungeduldig.

„Er wurde angegriffen.“

Holly wurde bleicher als sie es sowieso schon war und schüttelte den Kopf. „Mama...?“

Esther seufzte leise als sie den Vorhang leise zur Seite schob und den Blick auf Luca in dem riesig scheinenden Bett freigab. Holly stürmte auf den Jungen zu bevor sie es realisierte. Die rechte Seite seines Gesichts war verbunden, die Stirn des jungen verschwitzt und fiebrig. Als Holly die Decke leicht anhob konnte sie sehen das beinahe der gesamte Körper des Jungen von tiefen Wunden gezeichnet war. Sie waren alle versorgt worden, doch Holly war sich nicht sicher ob Luca das überstehen würde.

Tränen rollten über ihre Wangen als sie sich auf die Bettkannte setzte und die Stirn des Jungen küsste. Vorsichtig nahm sie die kleine Hand in ihre. „Mama ist wieder da. Alles wird gut.“, flüsterte die Händlerin unter Tränen.

„Hier war die Hölle los...“, erklärte Esther leise. „Ich war auf dem Markt um einzukaufen... Diese Schweine haben ihn von mir weggerissen... Der junge Spirit Seeker da draußen... Fulvius, hat den Dämonen-Jäger angegriffen... Alles was ich tun konnte war ihn Luca her zu bringen und zu hoffen das ihr irgendwie hier her findet bevor er stirbt...“

Holly zuckte zusammen. „Er wird nicht sterben.“

„Ich hoffe das von ganzem Herzen, doch sieh ihn dir an.“

„Er wird nicht sterben.“, wiederholte Holly bestimmt.

Esther seufzte. „In Ordnung. Hoffen wir das beste.“

-

Die Händlerin hob Müde den Kopf als sie eine vertraute Stimme vernahm. Sie war neben Luca eingenickt, glaubte das sie sich die Stimme eingebildet hatte. Seufzend blickte sie zu Luca, bemerkte dann das Rune, Finn und Esther den Raum verlassen hatten.

„Holly...“, sprach die Stimme erneut.

Mit einem mal war die junge Frau hellwach. Das war eindeutig Irvines Stimme gewesen. Sie setzte sich auf und blickte zu Ihrem Mann, war ein wenig überrascht als sich seine grünen Augen auf sie fixierten.

Der Dämon verfolgte sie mit den Augen, wagte nicht sich zu bewegen. „...Bin ich tot?“, fragte er leise.

Holly schüttelte den Kopf als sie sich neben ihn setzte. „Nein.“

„Ist das ein Kerker?“, wollte der Dämon mit heiserer Stimme wissen nach dem er sich umgesehen hatte.

Holly lachte leise. Das wäre natürlich eine seiner ersten Vermutungen gewesen. „Das hier ist ein Geheimquartier der Spirit Seekers. Wir können jederzeit rausgehen...“

Irvine nickte langsam, bemerkte sofort den unsicheren Unterton in ihrer Stimme, konnte spüren dass sie Angst hatte, doch wovor konnte er sich nicht zusammenreimen. „Wo ist Rune?“

Holly hob die Schultern. „Er wird wohl rausgegangen sein... Wie geht es dir?“

Bis eben glaubte Irvine noch, dass jede Bewegung eine Welle von schmerzen über ihn bringen würde, doch als er seine Hand hob um sie Holly auf den Schoß zu legen spürte er nichts außer ihren warmen Beinen unter dem weißen Rock. „Wie lange... war ich bewusstlos...?“

Holly hob die Augenbrauen bei der Gegenfrage, war sich nicht sicher ob er ihrer Frage auswich oder seine für wichtiger befand. „Seit dem Abend an dem ich mit dir im Haus von Franice geredet habe. Das ist zwei Tage her.“

Irvine nickte. „Wo ist Luca?“

Holly zuckte heftig zusammen. Die Frage war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Ihr war klar, dass Irvine früher oder später nach Luca fragen würde, doch Holly hatte sich nicht darauf vor bereitet. Er setzte sich auf, immer noch leicht verwundert über das Fehlen von jeglichen Schmerzen. Als er seinen Körper das letzte mal so gespürt hatte wie jetzt war es unmöglich auch nur zu denken. Seine Arme zitterten unter der plötzlichen Anstrengung. Eher beiläufig bemerkte er das sein Körper beinahe nur noch aus Haut und Knochen bestand, doch die Sorge um Luca lenkte ihn schnell davon ab.

„Die Dämonen-Jäger haben Osdo vollkommen auf den Kopf gestellt...“, murrte Holly missmutig, hoffte der Frage ausweichen zu können. Doch Irvine sah sie weiterhin erwartungsvoll an, die grünen Augen welche eben noch sanft im Kerzenschein schimmerten, nahmen nun einen dunkleren Ton an.

„Warum weichst du aus?“, fragte er sanft, legte seine Hände auf ihre Schultern. „Was ist mit Luca?“

Ein trauriges lächeln breitete sich auf Hollys Gesicht aus. Irvines besorgtes Gesicht trieb ihr Tränen in die Augen.

„Luca... wurde angegriffen.“ Holly musste sich auf ihre zitternde Unterlippe beißen.

Irvine wurde blass, schüttelte Fassungslos den Kopf als er Holly zu sich zog und sie fest umarmte. Die Händlerin gab den Tränen nach. Irgendwann, wenn all das hier vorbei war, dann konnte sie wieder die Alte sein. Vielleicht etwas nachdenklicher, doch sie würde auf diese zeit mit einem schwermütigen lächeln zurück blicken. Bis jetzt hatte sie alles geschafft, das hier würde sie nicht aufhalten.

Irvine strich ihr sanft über den Rücken, versuchte sie zu beruhigen, doch da er selbst zitterte und nicht wusste ob Luca noch lebte oder nicht fiel es ihm unheimlich schwer aufmunternde Worte zu finden. Dämonen-Jäger machten keine gefangenen. Wer erwischt wurde, wurde getötet. In Se’ir war Irvine zwei mal Dämonen-Jägern begegnet. Beim ersten Mal verlor er seinen damaligen Partner. Irvine war nur ein Kind gewesen, gerade erst ein Zirkon. Beim Zweiten Mal wäre Rune beinahe gestorben.

Der Spirit Seeker schüttelte den Kopf um diese Erinnerung zu vertreiben. Holly wusste nichts davon, und vielleicht war es besser wenn es so bliebe.

Holly drückte ihn an sich, zwang sich zur Ruhe. Als sie sich von ihm löste sah sie Tränen in seinen Augen. „...Luca... ist stur.“, lächelte Holly sanft. „Es geht ihm etwas besser, aber er ist noch nicht aufgewacht.“

Irvine schloss die Augen einen Moment lang, nickte dann langsam. Mit zitternden Händen schlug er die Decke fort und ließ sich von Holly zu Luca helfen. Der Dämon nahm die kleine Hand des Jungen in seine, hatte Schwierigkeiten einen klaren Gedanken zu fassen. Luca zuckte zusammen, murrte etwas unverständliches und wurde wieder ruhig.

„Er ist doch nur ein Kind!“, zischte Irvine leise.

Er würde es niemals wagen ein Kind anzugreifen, ganz gleich was die anderen sagen würden. Selbst wenn das Kind ein Dämonen-Jäger wäre. Doch Menschen schienen keine Sympathie für etwas zu haben, dass nicht ihren Vorstellungen entsprach. Auch nach so vielen Jahren wusste Irvine immer noch nicht warum Dämonen gejagt wurden. Die Geschichtsbücher erzählten alle etwas anderes und wenn man fragte bekam man meist nur böse Blicke zugeworfen, fast als wäre es ein Verbrechen wenn man den Grund nicht kannte.

„Die Dämonen-Jäger haben sich diese Situation zu Nutze gemacht... Osdo ist immer noch voll von Dämonen...“, murmelte Holly.

„Es ist zu gefährlich hier... Wir müssen Luca hier wegbringen.“

„Irvine... hier kommt niemand rein der kein Spirit Seeker ist...“

„Wir könnten Verräter in den eigenen Reihen haben.“, knurrte Irvine verärgert.

„Unsinn.“

Irvine funkelte sie verärgert an, blieb aber still.

„Du solltest an dich selbst denken... möchtest du was essen?“, fragte Holly um ihn abzulenken.

„War die Frage ernst gemeint?“

Holly verdrehte die Augen und zog an seinem Ohr. Der Dämon zuckte zusammen und schob sie weg, „Schon gut, schon gut!“, protestierte er. „Versuch was zu finden das nicht gleich den Boden begrüßen will.“, knurrte er während er sich sein Ohr hielt. Wie sehr er es doch hasste wenn man an seinen Ohren zog. Ganz besonders wenn Holly das tat, denn sie wusste ganze genau wo sie zupacken musste damit es richtig wehtat.

Holly nickte und verließ den Raum. Auf dem Weg nach Draußen begegnete sie Fulvius. Der Spirit Seeker hatte sich beinahe alle zwei Stunden nach Lucas Zustand erkundigt. Als Holly wissen wollte warum, wich er aus und kam nicht mehr zu ihr um nach Luca zu fragen.

„Holly, was tust du hier?“

„Was zum Essen besorgen.“

„Ist der Junge aufgewacht?“

Holly schüttelte den Kopf. „Irvine aber.“

Das Gesicht des Spirit Seekers hellte sich auf. „Ich kann dir helfen was zu finden, was er garantiert isst.“

Holly schüttelte lächelnd den Kopf. Es war eine nette Geste, doch Holly wusste selbst, dass Irvine selten etwas aß das er nicht kannte wenn es nicht unbedingt sein musste. „Dann komm und trödel nicht.“, sprach die Händlerin und beschleunigte ihre Schritte.

-

Irvine blickte auf als Holly die Tür öffnete. Seine Frau kam mit etwas übel riechendem in einer weißen Schale in den kleinen Raum und stellte es auf den kleinen Tisch. Fulvius trat zögernd in den Raum, blickte Irvine unsicher an.

Irvine schnalzte verärgert mit der Zunge. „Sieh an, du lebst noch. Zu schade aber auch.“, knurrte er dem schwarzhaarigen Dämon entgegen.

Fulvius seufzte leise. „Was ich zu dir gesagt habe... am Tor... Tut mir leid.“, entschuldigte er sich, den Blick demütig auf den Boden gerichtet.

„Das hoffe ich für dich. Glaub mir, sobald ich eine Waffe in die Finger kriege bist du dran.“

„I-ich weiß wie du dich fühlst.“, sprach Fulvius leise. Er war näher gekommen und setzte sich auf einen Stuhl. „Meinen Jungen haben sie auch erwischt.“

Jetzt verstand Holly warum der Dämon wissen wollte wie es Luca ging. Irvine grollte innerlich. „Gehen auf die Kinder los weil sie leichte Beute sind? Zum Teufel Luca ist weder ein Volldämon noch ein Spirit Seeker!“

Fulvius seufzte. „Als Garame uns zusammen getrommelt hat um eine Familie zu beschützen hätte ich nie daran gedacht das es deine wäre...“

„Oh das wäre auch nicht nötig gewesen wenn Se’ir nicht...von der Säule... gefallen wäre...?“ Irvine stockte. Bilder drängten sich ihm auf, Bilder von der Brücke, die panischen Gesichter, die Schreie. Der Weiße Tiger, Jules. Die Spieluhr, Lucas Bär. Der auseinander brechende Boden, das unaufhaltsam näher kommende Wasser...

„Ich bin abgehauen. Mir war meine Familie wichtiger als meine Arbeit...“, erklärte Fulvius leise.

Irvine nickte zögernd, versuchte das Zittern zu verbergen. Es war vorbei! Warum machte es ihm immer noch angst? Doch so sehr er es auch versuchte, die Bilder ließen sich nicht vertreiben. Der Kristall... tief in Gedanken berührte er die Stelle die der Kristallsplitter durchbohrt hatte. Nicht einmal eine Narbe würde dieses grauenvolle Erlebnis bezeugen können. Doch er wusste davon, konnte den Schmerz immer noch fühlen.

„Conrad meinte das die Anti-Dämon Organisationen auch etwas mit Se’ir zu tun haben könnten. Es kursiert das Gerücht, das die an der Säule rumgepfuscht haben.“

Irvine zuckte zusammen. „Der Kristall ist explodiert.“, sprach er leise.

„Das ist nur ein Gerücht...“

„Ich wurde von einem der Splitter aufgespießt!“, rief Irvine aufgebracht, das Gesicht rot vor Zorn.

Was bildete sich der ältere Dämon überhaupt ein? Das der Kristall explodiert war, sollte doch nicht zu übersehen gewesen sein, außerdem musste man den Knall bis nach Asna gehört haben.

Verärgert legte Holly eine Hand auf Fulvius‘ Schulter. „Bitte geh...“

Der Dämon seufzte leise, sah aber ein das es Irvine nur unnötig aufregen würde, wenn er weiter dort blieb.

Nachdem Fulvius den Raum verlassen hatte setzte Holly sich neben ihren Mann und zog ihn in ihre Arme. Ihm war kalt, konnte keinen klaren Gedanken fassen und hielt sich an Holly fest als würde er sonst in einen Abgrund stürzen. Sanft strich sie ihm über den Rücken, versuchte ihn zu beruhigen. Sie konnte sich sehr gut vorstellen das er erst jetzt realisierte was in Se’ir wirklich geschehen war.

„Erzähl es mir...“, sprach Holly leise.

Irvine schüttelte den Kopf. „Es war sinnlos nach Se’ir zu gehen... die meisten sind sowieso gestorben... sie kommen nicht wieder... Ihre Seelen sind auf ewig verloren.“, murmelte der Dämon. „Der Mensch dem der Tiger gehörte... nicht einmal ihn konnte ich retten...“

„Es ist vorbei.“, flüsterte Holly. „Wir können Se’ir nicht zurück bringen.“

Irvine wusste selbst das es sinnlos war sich über vergangenes den Kopf zu zerbrechen. Es kostete ihm einiges an Überwindung das Thema zu wechseln, doch als ihm der unangenehme Geruch den Holly mit ins Zimmer gebracht hatte wieder bewusst wurde, schien es plötzlich leicht. Mit einem Vorwurfsvollen Blick betrachtete er die Schale auf dem Tisch.

„Das riecht abscheulich, was ist das?“

„Fulvius sagte, dass es fast nach nichts schmeckt, aber definitiv satt macht.“

„Deshalb war er so freundlich.“

Holly gab einen genervten Ton von sich. „Hör schon auf. Er hat die ganze zeit Wache gehalten und sich nach Luca erkundigt.“

Holly würde ihn in Grund und Boden argumentieren wenn er weiter Ausreden suchte, daher versuchte Irvine es gar nicht erst. Widerwillig nahm er die Schale vom Tisch und betrachtete die nicht identifizierbare weiße Masse skeptisch.

„Es ist nicht vergiftet.“, seufzte Holly resigniert und nahm selbst einen Bissen. „Siehst du?“

Irvine schien nicht begeistert. „Hat das Zeug einen Namen?“

„Es kommt aus Vesryll, Fulvius sagte es heißt ‚Reis‘“

Der Dämon hob eine Augenbraue. „Du kannst sagen was du willst, das ist sicher nicht das Regelwerk der Spirit Seekers.“

Holly seufzte resigniert. Sie erinnerte sich gut an das schwarze Buch in dem Irvine beinahe Pausenlos las. Es war das Buch gewesen welches ihr die Dämonen-Sprache beibrachte. „Es heißt auch nicht ‚Ra’ish‘. Sondern ‚Reis‘.“

„Nur Elfen würden Nahrung nach einem Buch benennen.“

„Hör auf zu quatschen und iss.“ Holly wusste ganz genau das Irvine nur versuchte sie abzulenken.

-

Der Dämon hatte kaum zwei Löffel runter bekommen aber für den Anfang reichte es. Jetzt lehnte Irvine an ihrer Schulter, tief in Gedanken versunken und kurz davor einzuschlafen.

Jemand klopfte leise an der Tür, öffnete sie aber bevor Holly etwas sagen konnte. Rune. Der eben noch unbeteiligt wirkende Mann schien überglücklich als er Irvine erblickte. „Fulvius hat mir erzählt das er wach war. Was ist mit Luca?“

Holly blickte zu dem kleinen Halbdämon. „Nichts... Die haben sich hier gestritten und er hat nicht mal reagiert...“

Rune nickte, setzte sich auf einen Stuhl und blickte Holly lange an. „Die Dämonen-Jäger haben Se’ir in die Luft gesprengt, das wurde uns gerade brühwarm erklärt. Wir haben die Erlaubnis jeden Dämonen-Jäger sofort zu töten.“, erklärte Rune. „Die stecken über all drinnen... es ist besser niemandem zu vertrauen...“

Holly war überrascht. Dämonen-Jäger wurden nicht nach Se’ir gelassen. Dieses Vorhaben musste von langer Hand geplant worden sein.

„Hat Garame das veranlasst?“ fragte Irvine leise.

Rune schüttelte den Kopf. „Likan hat endlich bemerkt das Dämonen mehr sind als nur Werkzeug. Sie hat eine Truppe losgeschickt um Beweise für ein Verbrechen zu finden. Es wurden genug gefunden.“

„Gut...“, murmelte Irvine müde. „Ist hier kein Magier der Luca helfen kann?“

Rune blickte zur Seite. „Wir können niemandem Vertrauen, nicht einmal unseren eigenen Leuten. Die SpiSes die dieses Gebäude bewachen sind von Garame ausgewählt worden und fast alle Dämonen... Ich kenne die meisten von ihnen.“, erklärte Rune. „Der einzige anwesende Heiler dem ich vertraue, hat schon getan was er konnte.“

Irvine blickte auf.

„Er hat das Fieber gesenkt. Mehr konnte er aber nicht tun...“

Rune seufzte und legte Irvine eine Hand auf die Schulter. „Wir kriegen ihn schon wieder hin. Ich hab dich auch immer wieder zusammengeflickt.“

„Das ist anders...“, murrte Irvine, lehnte sich wieder an Holly.

Eine weitere Person betrat den Raum, diese klopfte jedoch gar nicht erst.

„Was willst du hier?“, knurrte Irvine ohne auch nur die Augen zu öffnen. Er hatte die Dämonin am Gang erkannt. Dieses leichte schlurfen der Hochhackigen Schuhe auf dem Steinboden war unverkennbar. Garame.

„Nachsehen wie es meinem Lieblings SpiSe geht.“ Erklärte die Dämonin.

Irvine blickte so abrupt auf das Garame in der Bewegung erstarrte. Seine Grünen Augen funkelten sie zornig an. „Und was ist mit all den anderen?! Ich bin nicht der einzige der in Se’ir war!“

Garame hob besänftigend die Hände. „Von allen die in Se’ir waren haben wir fünf Spirit Seeker lebend gefunden. Die meisten davon sind noch bewusstlos.“

„Fünf von wie vielen?!“

Garame seufzte und fuhr sich mit den Fingern durch ihr rotes Haar.. „Von zu vielen... viel zu vielen. Conrads beste Jäger, Phisares beste Bogenschützen und einundfünfzig andere...“ Die Stimme der Dämonin wurde leiser und sie drehte sich einen Moment fort um nicht die Fassung zu verlieren. „Es wurden ein paar mehr Dämonen lebend Gefunden... doch...“ Garame schluckte hart. „von meinen SpiSes... sind nur noch neunzehn übrig... Die meisten waren sowieso in Se’ir...“

Schweigen erfüllte den Raum für einen Moment. Fassungslos starrte Irvine die Dämonin an. Neunzehn. Das waren weniger als die Hälfte aller Dämonischen Spirit Seeker die noch lebten.

„Wir müssen die Ränge ganz neu verteilen...“, murrte die rothaarige Dämonin.

„Wen kümmern die verdammten Ränge?! Garame, da sind Lebewesen gestorben! Hunderte, vielleicht tausende Seelen, über die niemand entschieden hat!“, schrie Irvine.

„Dein schreien hilft den Seelen auch nicht... Die meisten meiner SpiSes bewachen dieses Gebäude. Likans SpiSes räumen die Stadt auf und Jagen Dämonen Jäger, Phisares SpiSes Versuchen die Dämonen nach Vesryll zu kriegen weil da mehr Platz ist und die von Conrad sind unten bei den Trümmern und suchen nach Seelen...“

„Dann werde ich helfen.“, sprach der dunkelblonde Spirit Seeker und stand auf.

Garame schüttelte den Kopf und schob ihn zurück. „Hast du mal in den Spiegel gesehen, due siehst aus wie ein Untoter!“, schimpfte die Dämonin.

Irvine verdrehte die Augen. Das konnte man sehen wie man wollte. Vielleicht stimmte es sogar.

„ Ich verbiete dir Osdo zu verlassen und du gehst nur mit Begleitung nach draußen. Das ist ein Befehl.“

Irvine blickte Garame enttäuscht an, doch er setzte sich wieder hin. Die Hände zu Fäusten geballt als wollte er irgendetwas schlagen.

„Und wie geht es unserem angehenden Spirit Seeker?“, fragte Garame dann um vom Thema abzulenken.

Die rothaarige war näher gekommen und lehnte sich über Irvine um einen besseren Blick auf Luca zu bekommen, doch aus einem Reflex heraus sprang Irvine auf und stieß Garame zurück. Blanker Zorn war in seinem Gesicht zu sehen. Im gleichen Moment packte Rune Holly und zog sie von Irvine weg. Die Händlerin war sich nicht sicher was Rune damit bezwecken wollte.

„Wenn du ihn anrührst war es das letzte was du jemals berührt hast.“ knurrte Irvine bedrohlich, hielt ein Messer hoch. Es war das Messer was er Holly gegeben hatte. Er musste es ihr unbemerkt aus der Tasche gezogen haben.

„Ich will dem Jungen doch nichts tun, ich möchte ihn nur mal sehen.“ Garame seufzte resigniert.

Sie trat einen Schritt auf Irvine zu, welcher sie sofort ansprang und zu Boden warf. Die Dämonin bleckte ihre Zähne, wollte den anderen Dämon beißen, doch Irvine hielt ihr das Messer an die Kehle. Sie packte seine Hand und warf in zur Seite, das Messer rutschte aus seiner Hand und schlitterte außer Reichweite. Schnell war er wieder auf den Füßen und packte Garames Kragen, schleuderte sie an die nächstbeste Wand.

„Das nächste mal töte ich dich.“, grollte er tief. Sein Gesicht war wütend verzogen, die Augen pechschwarz. „Mach das du wegkommst!“

Garame beschloss seinen Anweisungen Folge zu leisten und verließ den Raum. Irvine stand noch einen Moment regungslos da, versuchte sich zu beruhigen. Das erstmal seit Holly in kannte war er ihr unheimlich. Sie wusste das Dämonen sich ab und an selbst vergaßen; das galt für Menschen gleichermaßen. Was Holly nicht verstand war die Situation. Garame wollte Luca nichts böses.

„Was war das...?“, fragte Holly nervös.

Als Irvine sie anblickte wechselten seine Augen die Farbe. Das schwarz vermischte sich mit dem gewohnten Grün und ein entschuldigender Ausdruck breitete sich in seinem Gesicht aus. Er wusste nicht was er sagen sollte.

„I-ich...“ Seufzend strich er sich das blonde Haar aus dem Gesicht. „Ich vertraue ihr nicht... wer weiß was sie mit Luca gemacht hätte?“

Rune kratzte sich nervös am Hinterkopf. „Lorinn... hatte einen ziemlich starken Beschützer- Instinkt...Vielleicht hat er es vererbt.“

„Mein Vater?“ fragte Irvine während er sich auf das Leere Bett hinter ihm fallen ließ und die Decke anstarrte. Da dieser Raum kein einziges Fenster besaß fühlte er sich ein wenig eingesperrt.

Rune nickte. „Du siehst übrigens fast genauso aus wie er... Da fällt mir was ein...“

Irvine setzte sich auf als Rune plötzlich sehr zügig den Raum verließ. Bevor der kleinere Dämon irgendetwas Fragen konnte war Rune wieder da, diesmal mit einem Mann im Schlepptau. Sein Grüner Umhang tief ins Gesicht gezogen.

„Das ist der Magier.“, erklärte Rune.

Irvine hob die Schultern. „Wenn er Luca nicht heilen kann, ist er unbrauchbar.“

„Meine Magie würde das Kind umbringen. Abgesehen davon bezahlt deine Frau nicht gut.“

Irvine war mit einem Satz auf den Beinen und stieß den Fremden Mann an die Wand. „Ich gebe dir alles Geld was du willst!“

„Ich will kein Geld.“

„Was willst du dann?!“

„Ihren Körp-“

Irvines Faust traf den Mann im Gesicht und ließ ihn zu Boden stolpern. Als der Mann aufblickte rutschte ihm die Kapuze vom Kopf.

„Irvine!“, rief Holly verärgert.

Irvine hörte Holly kaum. Er konnte den Blick nicht von dem Gesicht des Fremden abwenden.

„Wer bist du...?“, wollte der dunkelblonde Dämon erschrocken wissen.

Der Fremde grinste und wischte sich das Blut aus dem Gesicht nachdem er aufgestanden war. Die hellgrünen Augen hielten den Spirit Seeker gefangen.

„Wenn Ichs dir sage krieg ich deine Frau, ja?“

Irvine wollte ablehnen, doch aus irgendeinem Grund nickte er anstatt den Kopf zu schütteln. Er konnte nicht einmal den Mund öffnen. Es war als würde ihn der Blick des Magiers hypnotisieren. Panik breitete sich in ihm aus. Was wenn das alles nur ein Traum war und er tatsächlich immer noch nur eine herrenlose Seele war? Sein Blickfeld verschwamm und plötzlich fand er sich in Se’ir wieder. Der Kristall explodierte, die Splitter durchbohrten seinen Köper. Irvine war sich nicht mehr sicher ob das gerade erst passierte oder schon passiert war. Bevor er sich einen Reim darauf machen konnte stürzte er in einen nicht enden wollenden Abgrund. Dann aus dem Nichts heraus sah er Luca. Der Junge wurde von einem Drachen angegriffen und gnadenlos zerfleischt. Irvine wollte zu seinem Sohn rennen, doch seine Beine rührten sich nicht, seine schreie blieben ungehört.

„Irvine...“

Der Dämon blinzelte benommen, spürte eine kalte Hand auf seiner Wange. Sein Körper zitterte wie verrückt und er fühlte sich als wäre er gerade aus einem Alptraum aufgewacht. Rune blickte ihn besorgt an.

„Was... war das?“

Rune deutete verärgert zu dem blonden Dämon mit dem Grünen Umhang, welcher unschuldig grinste und tat als sei nichts gewesen.

„Er hat deine Angst gegen dich verwendet.“, murrte Rune. „Eine uralte Foltermethode unter Magiern.“

Schwindel überkam Irvine als er schwankend aufstand. „Luca...“ Halb stolpernd, halb fallend bahnte sich der Dämon seinen Weg zu dem jungen Halbdämon. Er lebte. Da war kein Drache. Erleichtert ließ er sich auf die Knie fallen, drückte sein Gesicht in die Decke auf dem Bett. Dieser Magier würde noch sein blaues Wunder erleben, ganz gleich wer er war.

Finn grinste. „Ich wollte doch nur wissen wovor er angst hat.“

Ein Buch traf den Dämon am Kopf, eine Ohrfeige folgte. „Du hättest ihn fragen können!“, schimpfte Holly.

Der Dämon hob abwehrend die Hände. „Es war doch nur eine dumme Illusion, reg dich nicht so auf.“

„Wie würdest du es finden wenn dein Sohn vor deinen Augen zerfleischt wird?!“, zischte Irvine wütend.

„Siehst du, das ist das Gute an Illusionen. Sie sind nicht echt. Das Kind lebt doch noch.“

Rune legte eine Hand an die Stirn und seufzte resigniert.

„Er hätte die Illusion selbst durchbrechen können.“

Rune schüttelte den Kopf. „Irvine kann keine Magie anwenden.“

„Aber wir haben die selben Eltern!“

„Er hat es nie gelernt und jetzt hör auf damit, du musst dir deinen Bruder nicht gleich am ersten Tag zum Feind machen.“

Finn gab einen genervten Laut von sich und verdrehte die Augen. Irvine war zusammen gezuckt. „Das ist... Finn?“

„Leider ja. Hätte ich gewusst wie arrogant er ist hätte ich ihn in Ra’re gelassen.“, murrte Rune.

„Hätte ich gewusst das der Kerl mein Bruder ist hätte ich die Seele gar nicht erst an den Körper gebunden!“, keifte Finn und stürmte aus dem Raum.

„Ist der in der Wildnis aufgewachsen?“, wollte Irvine wissen. Das diese Person sein Bruder sein sollte, kam ihm sehr seltsam vor.

„Du wärst wahrscheinlich auch so wenn deine Tante dich großgezogen hätte... Übrigens habe ich erfahren das sie dich liegen gelassen hat weil du verletzt warst.“

Irvine seufzte tief, verschränkte die Arme auf dem Bett. „Alte Dämonen, hm?“

Rune nickte. „Deine Mutter und ihre Schwester wurden nach Traditionellen Dämonischen Regeln großgezogen.“

„‚Dämonen herrschen über alles und dürfen vernichten wer anders denkt‘.“, zitierte Irvine. Dieser Satz war ihm vor langer Zeit in einem Schulbuch begegnet, mit der Bemerkung darunter das dieses Verhalten grundlegend falsch war.

„Richtig. Ich sollte ihm ein paar Bücher über Menschen besorgen...“

Irvine grinste. „Fang mit ‚Reis‘ an.“

Rune blickte seinen Sohn einen Moment lang ungläubig an, lachte dann. „Das ist ein interessantes Wortspiel... allerdings glaube ich das Ra’ish um einiges informativer ist als Reiskörner...“

„Die Elfen haben ihre Magie in allem drin, vielleicht singen die Reiskörner ihnen ja nachts sogar Schlaflieder.“

Holly kicherte, war erleichtert darüber das Irvine wenigstens für den Moment seinen Humor wieder gefunden hatte. In ein paar Stunden konnte das schon wieder anders aussehen.

„Aber um zu den Büchern zurück zu kommen, wir sind direkt über einer Bücherei...“, erklärte Rune.

Irvine hob die Schultern. „Ich glaube nicht das Finn lesen kann.“

„Dann solltest du es ihm beibringen.“

Die grünen Augen weiteten sich ungläubig. „Ich habe besseres zu tun. Außerdem kann der Kerl gern da bleiben wo er ist.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KuroMikan
2013-10-05T23:19:46+00:00 06.10.2013 01:19
armer luca T.T
oh gott ich glaub ich kann finn genauso gut leiden wie irvine es tut XD
freu mich schon aufs nächste kapitel!!
bis dann
lg Mikan


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