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Supernova

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
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Eine Erschütterung ging durch das Raumschiff und Mariku wurde nach vorne gerissen. Nur der Sicherheitsgurt hielt ihn noch auf seinem Sitz. Ein lautes Warnsignal ertönte und das Licht flackerte. Ein erneutes Beben ließ das Raumschiff erzittern und es wurde aus seiner Flugbahn geschleudert. Ein lautes Krachen war zu hören, dann noch eins und dann noch eins. Mariku krallte sich in die Armlehnen, so fest, dass seine Knöchel weiß hervorstanden. Er hatte die Augenlider aufeinander gepresst, weil es sich anfühlte, als würden seine Augen jeden Moment platzen. Nur dumpf hörte er Ryou „Was ist los?“ brüllen. Eine Antwort schien er nicht zu erhalten. Mariku biss die Zähne zusammen. Schmerz jagte durch seinen Körper. Seine Knochen schienen jeden Moment bersten zu wollen und der Druck in seinem Kopf wurde unerträglich. Das Raumschiff wurde zur Seite gedreht. Eine weitere Erschütterung und sie standen plötzlich Kopf. Mariku verspürte Erleichterung als der Druck in seinem Kopf nachließ und in seine Beine wanderte. Trotzdem war ihm kotzübel. Seine Kleidung klebte an ihm. Ein letztes Beben ging durch das Schiff, bevor es sich wieder in die richtige Position drehte und ruhig liegen blieb. Ryou schaltete den Alarm aus. „Was, bei allen Monden…?“ Er keuchte. Seine Augen waren weit aufgerissen und rot geädert. „Ist jemand verletzt?“ Mariku schaffte es nicht ihm zu antworten, sondern kämpfte gegen den Drang an sich zu übergeben.

„Ich glaub, ich muss sterben“, jammerte Jonouchi und wischte sich Blut von der Stirn. Angewidert starrte er auf seine Hand und wischte sie an seinem Shirt ab. „War das ein Sonnensturm?“

„Unmöglich“, widersprach Ryou. „Wir waren…“ Doch er brachte den Satz nicht zu Ende. „Anzu, bist du in Ordnung?“ Anzu antwortete nichts. Sie atmete schwer. Die Kiemen an ihrem Hals flatterten. Ihr Oberkörper war fast komplett durchscheinend, während ihre Beine ein dunkles Blau angenommen hatten. „Anzu?“ Sie ging zu Boden.

Ryou eilte stolpernd zu ihr. „Verdammt Anzu! Reiß dich zusammen!“ Er hob ihre Beine an, damit ihr Blut zurück in den Oberkörper floss.

Die Tür zum Cockpit öffnete sich und Bakura trat ein. Blut rann ihm aus der Nase und er wischte es beiläufig mit der Hand weg. „Wollt ihr uns umbringen?“ Er sah zu Anzu. „Sieht nicht gut aus für die Kleine.“ Ryou warf ihm einen wütenden Blick zu. „Leg sie zusätzlich in Wasser, das sollte ihre Zirkulation wieder in Schwung bringen.“

„Honda, bring Anzu weg und leg sie in die Wanne“, sagte Ryou ohne seinen Blick von Bakura abzuwenden. „Woher weißt du so was?“

„Ich weiß viele Dinge, aber ich weiß immer noch nicht, warum ihr uns umbringen wolltet.“ Er trat einen Schritt zur Seite um Honda vorbeizulassen.

„Ich wüsste auch gerne, was passiert ist“, murmelte Ryou und rappelte sich wieder auf. Er versuchte die Sternenkarte aufrufen, doch das Hologramm zeigte nichts an. Wütend hämmerte Ryou auf die Armatur. „Verdammt!“

„Ist sie kaputt?“, fragte Mariku. Seine Zunge fühlte sich taub und schwer an. Schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen als würde er jeden Moment ohnmächtig werden. Mit zittrigen Fingern löste er den Sicherheitsgut, wagte es jedoch nicht aufzustehen.

„Nein, sie funktioniert, sie zeigt nur nicht an wo wir sind“, erwiderte Ryou ohne den Blick von dem leeren Hologramm abzuwenden.

„Also doch kaputt.“

Ryou drehte sich zu Mariku um. Seine Augen waren weit aufgerissen. „Nein, du verstehst nicht! Sie zeigt nicht an wo wir sind, weil es keine Karte für diese Galaxie gibt.“ Stille kehrte ein. Mariku sah an Ryou vorbei durch die Scheibe nach draußen. Er konnte nur Sterne erkennen. „Es hat uns aus dem Hyperraum gerissen“, Ryou ließ sich auf seinen Sitz sinken, „und jetzt sind wir in einer unbekannten Galaxie.“

„Können wir sie die Jou-laxie nennen?“

Ryou verdrehte die Augen. „Das ist jetzt wirklich nicht der Moment für Scherze.“

„Was ist der Plan?“, wollte Bakura wissen und setzte sich neben Mariku.

Ryou fuhr sich durch die Haare. „Einen Planeten finden, oder eine Raumstation. Irgendjemanden, der uns sagen kann wo wir sind.“

„Können wir nicht“, Mariku strich sich über die Augen; er fühlte sich immer noch benommen, „einfach wieder hier rausspringen?“

Ryou sah ihn an als hätte er etwas unglaublich Dummes gesagt. „Es könnte sonst was passieren, wenn wir ohne Koordinaten springen! Und du willst Pilot werden?“ Mariku hob vor Überraschung die Augenbrauen. Nach Ryous bisherigem Verhalten hatte er nicht damit gerechnet, dass er sich wirklich gemerkt hatte, weshalb er nach Ptera wollte. „Jou, ist das Schiff beschädigt worden?“

Mit Schwung rutschte Jonouchi auf Anzus Platz, sah vom Bildschirm zu den Knöpfen vor ihm und drehte sich dann zu Ryou um. „Ich weiß nicht, wie man das bedient.“

Ryou stieß hörbar Luft aus. „Sie hat dir gezeigt, wie das geht.“

„Das ist Monate her.“

„Letzte Woche!“ Er seufzte.

„Solange wir noch schweben, kann’s nicht so schlimm sein“, meldete sich Bakura wieder zur Wort, gerade als Honda wieder ins Cockpit kam.

„Wie geht’s Anzu?“

„Sie ist wieder bei Bewusstsein.“

Ryou atmete erleichtert aus. „Gut. Jou, zurück auf deinen Platz. Wir sehen uns hier um.“

Bakura grinste Mariku an. Durch das Blut um seine Nase und den Mund hatte sein Grinsen etwas Psychopathisches. „Wie ein richtiges Abenteuer. Ich bin schon ganz aufgeregt.“ Mariku konnte ihm nicht widersprechen. Es war aufregend, wenn auch gefährlich. Sie wussten nicht, wo sie waren und was sie erwarten würde.
 

Langsam setzte sich das Raumschiff in Bewegung und vollführte eine Drehung. Nur mit Mühe konnte sich Mariku in seinem Sitz halten, zumindest solange bis Bakura gegen ihn stieß und sie beide durchs Cockpit rollten. „Schnallt euch an“, zischte Ryou als sie vor seinen Füßen liegen blieben.

„Die Steuerung ist total durcheinander“, murmelte Jonouchi und brachte nur mit Mühe das Raumschiff wieder in seine normale Position. Mariku rieb sich den Hinterkopf. Er schob Bakura von sich herunter und nutzte Ryous Sitz um wieder auf die Beine zu kommen.

Auch Bakura rappelte sich wieder auf. Er richtete seinen Blick nach draußen, schloss die Augen für einen Moment bis auf einen kleinen Spalt und ging dann näher an die Scheibe. Ryou wollte ihn schon wieder anfauchen als Bakura anfing zu sprechen: „Da links. Ist das nicht eine Raumstation?“

„Wo?“

„Na da!“ Er streckte die Hand aus und Ryou kniff die Augen zusammen.

„Ich kann nichts erkennen.“

Bakura seufzte. „Eure Augen sind einfach zu schlecht. Flieg einfach mal in diese Richtung.“ Ryou sah ihn misstrauisch an, deutete Jonouchi jedoch, das zu tun was Bakura sagte.

Und Bakura behielt recht: eine Raumstation kam in Sicht. „Sieht nicht sehr einladend aus“, murmelte Jonouchi und ließ das Schiff mit einigem Abstand anhalten. Sie konnten keine Lichter oder sonstige Lebenszeichen ausmachen.

„Sie trägt das Zeichen der Rebellion“, sagte Honda plötzlich und Ryou setzte sich mit einem Mal aufrecht hin.

Mariku sah Bakura an. „Rebellion?“ Doch Bakura zuckte nur mit den Schultern.

Ryou griff nach dem Funkgerät. „Hier spricht der Kapitän der Amane, wir erbitten Erlaubnis zum Andocken. Unser Schiff wurde beim Sprung beschädigt.“ Doch nur Rauschen war die Antwort. „Ich wiederhole, hier spricht der Kapitän der Amane, wir erbitten Erlaubnis andocken zu dürfen.“ Erneut bekamen sie keine Antwort.

„Scheint als wäre sie verlassen. Was machen wir?“

„Andocken“, befahl Ryou. „Wir haben keine Wahl. Die Steuerung ist beschädigt und vielleicht auch noch mehr. Außerdem könnten wir Hinweise finden, wo wir eigentlich sind.“
 

Der Landevorgang stellte sich als schwierig heraus. Sie drehten sich noch einige Male und wären fast gegen die Außenhülle gekracht, bevor sie schließlich endlich ruhig standen. Jeder von ihnen atmete erleichtert durch. „Jou, Honda, ihr bleibt am Schiff und schaut euch die Schäden an. Vielleicht ist Anzu wieder fit genug um euch zu helfen. Ihr zwei“, er deutete auf Mariku und Bakura, „kommt mit mir. Wir sehen uns hier um.“ Sie folgten ihm aus dem Cockpit. „Die Station sieht zwar verlassen aus, aber das muss nicht bedeuten, dass sie es auch ist. Wer weiß, was sich hier rumtreibt und ich werde gewiss kein Risiko eingehen, deshalb gehen wir nicht unbewaffnet nach draußen. Auch wenn es nur Betäubungsgewehre sind.“ Er reichte ihnen zwei Gewehre. „Schon mal mit so was geschossen?“

Mariku betrachtete die Waffe in seiner Hand. Sie war federleicht und ein roter Energiekern pulsierte in ihrer Mitte. „Nein.“

„Einmal“, antwortete Bakura, „aus Versehen.“

Ryou seufzte. „Versucht einfach niemanden von uns zu treffen.“
 

In der Raumstation war es eiskalt und stockdunkel. Das Licht ihrer Taschenlampen reichte gerade mal aus um den Weg vor ihnen zu erhellen. Bakura kam das wenige Licht gelegen; er hatte keinerlei Probleme sich umzusehen. Die Raumstation war, wie erwartet, verlassen. Trümmer von Raumschiffen nahmen den meisten Platz ein. Dazu gab es noch einige Kisten, die hauptsächlich an den Wänden gestapelt worden waren. „An Ersatzteilen sollte es hier nicht mangeln“, sagte Bakura während er seinen Blick durch die große Halle schweifen ließ. Seine Stimme widerhallte an den Wänden.

„Pst“, fauchte Ryou ihn an.

„Keine Sorge“, Bakura deutete sich an die Ohren, „ich hab ein Supergehör und dazu eine 1a Nachtsicht. An uns kann sich niemand anschleichen.“

„Vielleicht hab ich aber einfach keinen Bock deine Stimme zu hören?“ Mariku lachte leise und Bakura stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Seite.

„Weißt du, für einen Cygni bist du echt unfreundlich.“

Ryou schnaubte verächtlich und stieß die Tür auf, die aus der großen Halle führte. „Ich bin eben anders.“

„Anders ist aufregend.“

„Versuchst du mich anzubaggern?“

„Ein bisschen.“

„Soll ich euch alleine lassen?“, mischte sich Mariku ein.

„Lieber nicht, weil jetzt wird’s gleich etwas eklig.“ Mariku und Ryou sahen Bakura überrascht an, der hatte seinen Blick jedoch auf etwas weiter Entferntes fixiert. Er drängte sich an Ryou vorbei und rannte den Gang nach vorne. Mariku und Ryou folgten ihm. Der Lichtschein ihrer Taschenlampen fiel auf zwei Skelette in Uniform, die Köpfe fehlten. „Die liegen hier schon seit ner Weile.“

„Wo sind die Köpfe?“, wollte Mariku wissen und ging in die Hocke. Es war das erste Mal, dass er richtige Skelette sah und fand es sehr faszinierend.

„Da vorne“, antwortete Ryou. Er hatte mit seiner Taschenlampe weiter in den Gang hineingeleuchtet. Die beiden Köpfe lagen nur wenige Meter von den Körpern entfernt.

Bakura betrachtete sie und berührte die Halswirbelknochen. „Abgerissen“, murmelte er und richtete sich wieder auf. „Irgendwer oder irgendwas hat ihnen regelrecht den Kopf vom Körper gerissen.“ Er umfasste den Griff der Waffe fester. „Und ich hoffe, es ist nicht mehr da.“

„Lasst uns weitergehen. Wir müssen in den Kommandoraum.“ Sie setzten ihren Weg fort. Diesmal unterhielten sie sich jedoch nicht. Mariku kaute auf seiner Unterlippe, die Skelette gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Wie lange lagen sie schon dort? Waren sie auch in Gefahr? Lauerte noch etwas in der Dunkelheit dieser Raumstation, das ihnen ebenfalls die Köpfe abreißen würde? Er schluckte und die ganzen Horror-Sci-Fi-Filme fielen ihm wieder ein. Kein aufbauender Gedanke.
 

Sie betraten einen Raum zu ihrer Linken und der Geruch, der ihnen in die Nase stieg, sorgte dafür, dass sich Mariku fast übergab. Auch Ryou rümpfte die Nase, nur Bakura schien von dem süßlichen Verwesungsgeruch unberührt. „Der ist noch nicht so lange tot“, war sein trockener Kommentar. „Aber er sieht anders aus als die anderen zuvor.“ Ryou kam näher während Mariku an der Tür stehen blieb „Er sieht auch irgendwie angeknabbert aus.“ Ryou ließ den Schein seiner Taschenlampe über die Leiche nach oben wandern und zog scharf Luft ein.

„Unmöglich!“, stieß er heiser aus. Er stolperte einige Schritte zurück, die blanke Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Das ist UNMÖGLICH!“

„Was? Was ist los?“ Bakura sah ihn verwirrt an.

„Unmöglich! Einfach unmöglich!“, wiederholte Ryou. Sein Körper zitterte. „Wir müssen sofort hier weg.“

„Wieso?“

„SOFORT!“ Bakura sah hinunter auf die Leiche. Schuppen bedeckten teilweise den Körper und er konnte spitze Zähne erkennen. Einer der langen Eckzähne war abgebrochen. Er strengte sein Gedächtnis an, doch es war keine Spezies, die er schon einmal gesehen hatte. Wieso machte sie Ryou solche Angst? Plötzlich packte Ryou ihn am Handgelenk und zog Bakura hinter sich her. Er war überraschend stark.

„Was ist denn los?“, fragte jetzt auch Mariku.

„Wir verschwinden“, war alles was Ryou sagte. Mariku und Bakura tauschten fragende Blicke aus.
 

Bevor Mariku den Schmerz überhaupt spüren konnte, wurde sein Körper taub. Alles was er noch spürte war, das Gewicht auf seinem Rücken und etwas, das sich in seinen Rücken und seine Schulter bohrte. Er blinzelte. Seine Umgebung verschwamm und verzerrte sich. Mariku geriet ins Wanken. Er machte einen Schritt nach vorne, dann brach er zusammen. Er versuchte zu atmen, doch seine Lungen füllten sich nur schwerfällig mit Sauerstoff. Mariku kämpfte gegen die Ohnmacht an, doch mehr und mehr schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen. Wie aus weiter Ferne hörte er Bakuras und Ryous Stimme und dann einen Schuss. Schließlich nichts mehr.
 

„Was war das denn bitte?“, brüllte Ryou Bakura an.

„Entschuldigung, ich bin in Panik!“, brüllte Bakura zurück und hob die Waffe auf, die er vor Schreck fallen gelassen hatte.

„Du bist ängstlicher als ein Menschenkind!“

„Ich bin noch nie einem Menschenkind begegnet, deshalb weiß ich nicht, ob du mich gerade beleidigt hast!“

Ryou seufzte resignierend, dann sah er zu Mariku und dem Alien, welches betäubt neben ihm lag. „Scheiße!“ Mariku hatte eine klaffende Wunde an der Schulter und mehrere Kleinere am Rücken, wo sich die Krallen in den Körper gebohrt hatten.

„Wir müssen ihn zurück ins Schiff bringen“, erklärte Bakura. „Er muss sofort versorgt werden.“

„Er ist tot.“

„Wie kannst du das sagen? Er blutete nur.“

„Das“, Ryou deutete auf das Alien neben ihm, „ist ein Notechis. Ihr Gift ist das stärkste, das du je finden wirst. Mariku ist tot.“

Bakura knirschte mit den Zähnen. „Es gibt kein Gift, für das es nicht auch ein Gegengift gibt.“ Er ging neben Mariku in die Hocke und fühlte seinen Puls. „Noch lebt er und ich lass nicht zu, dass er stirbt, ohne dass ich nicht wenigstens versucht habe ihm zu helfen. Und jetzt hilf mir tragen.“ Er wollte Mariku hochheben, doch Ryou hielt ihn auf.

„Ich trag ihn, weil das Vieh, fass ich nicht an.“

„Wie du meinst.“ Bakura war überrascht wie leicht der Notechis war. Er spürte die Knochen und Muskeln unter der festen Haut. Die Schuppen fühlten sich hart wie Stein an. Er roch das Blut am Mund des Notechis und leckte sich unwillkürlich über die Lippen. Bakura schluckte und versuchte die Gedanken an das süße Blut zu verdrängen, doch der Geruch setzte sich immer mehr in seiner Nase fest. Er bekam Hunger. „Ist dir Mariku nicht zu schwer?“

„Oh bitte“, erwiderte Ryou abfällig und legte Mariku mit Leichtigkeit über seine Schulter.

„Du steckst wirklich voller Überraschungen.“ Es war sowieso besser, wenn Ryou Mariku trug. Allein der Geruch seines Blutes zerrte an Bakuras Selbstbeherrschung.

Ryou grinste kurz, bevor seine Miene wieder ernst wurde. „Was hast du vor? Für was brauchst du den Notechis?“

„Ich brauch sein Gift für ein Gegengift“, erklärte Bakura. Sie hasteten zurück in Richtung Schiff.

„Und du weißt, was du machen musst?“

„Natürlich.“

„Ein Nocidea, der sich mit Gegengiften auskennt – interessant.“

„Ich bin eben anders“, sagte Bakura grinsend.
 

„Was ist los?“, rief Jonouchi ihnen zu als sie sich dem Schiff näherten.

„Mariku ist verletzt“, antwortete Bakura. „Ich brauche Verbände, ein Glas, das gesamte Erste-Hilfe Zeug, das ihr habt und Anzu. Oh, und Alkohol!“

„Hier rein“, sagte Ryou und führte Bakura in einen kleinen, fast leeren Raum. Er ließ Mariku zu Boden gleiten.

„Ist das…?“ Honda stand an der Tür. Auf seinem Gesicht lag derselbe angsterfüllte Ausdruck, wie auf Ryous als dieser den Notechis gesehen hatte.

„Ja, hol die Ketten“, fuhr Ryou ihn an.

Bakura zerriss in der Zwischenzeit Marikus Oberteil. Der Blutgeruch machte ihn fast wahnsinnig. „Reiß dich zusammen“, murmelte er sich selbst zu. Anzu kam mit dem Erste-Hilfe-Set herein. „Ihr Seiren könnt doch Wasser produzieren, richtig?“

„Ja.“

„Auch in unterschiedlichen Temperaturen?“ Anzu nickte. „Okay, seine Körpertemperatur liegt inzwischen bei fast 41 Grad. Seine normale Körpertemperatur ist ungefähr 37 Grad.“ Er strich sich durch die Haare. Das Blut lenkte ihn ab. Am liebsten hätte er sein Gesicht in der Schulterwunde vergraben. „Ist das der Alkohol?“, rief er aus als Jonouchi mit einer Flasche durch die Tür kam. „Schnell!“ Bakura nahm einen tiefen Schluck und seufzte dann erleichtert. Der Alkohol unterdrückte den Blutdurst zumindest für eine kurze Zeit. „Wassertemperatur 45 Grad.“ Marikus Körper zuckte zusammen als das heiße Wasser seine Wunden berührte. „Solange er noch zuckt, lebt er noch.“ Er nahm das Glas und wandte sich dem Notechis zu, der von Honda an die Wand gekettet worden war. Bakura öffnete den Mund des Notechis und drückte das Glas unter dessen Eckzähne. Gift tropfte in das Gefäß. Bakura füllte Alkohol ins Glas und mischte noch ein schmerzstillendes Mittel darunter. Mit einem seiner Eckzähne ritzte er sich den Finger auf und tröpfelte sein Blut in das Glas.

„Dein Blut?“, fragte Ryou skeptisch.

„Es neutralisiert die meisten Gifte“, antwortete Bakura mit konzentrierter Miene und wischte mit den Fetzen von Marikus Shirt dessen Rücken trocken. Anschließend goss er behutsam den Inhalt des Glases über die Wunden.

„Und das soll jetzt helfen?“

„Ich hoffe es.“

„Und was machen wir mit ihm?“ Bakura bemerkte die Furcht in Anzus Stimme. Warum hatten sie nur solche Angst vor ihm? Er betrachtete den Jungen in Ketten. Er wirkte noch sehr jung auf Bakura, doch das konnte täuschen. Er sah abgemagert und kränklich aus. Die Rippen zeichneten sich deutlich unter seiner Haut ab. Er wirkte nicht sonderlich bedrohlich, von den Krallen und Zähnen mal abgesehen.

„Wir töten ihn“, antwortete Ryou kühl.

„Warum?“

„Warum?“, wiederholte Ryou zischend. „Er ist ein Notechis, darum!“

„Das ist doch keine Begründung!“ Bakura prüfte die Verbände und sah dann zu Ryou auf.

„Das ist die beste Begründung überhaupt.“ Es war der pure Hass, der aus Ryou sprach, das war Bakura sofort klar. Nur den Grund dafür kannte er noch nicht.

„Ich brauch vielleicht noch mehr seines Gifts“, erklärte Bakura. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken diesen Jungen umzubringen ohne etwas über ihn zu erfahren.

Ryou schnaubte. „Morgen früh ist er tot.“ Er sah zu seinem Team. „Kommt mit und bringt mich auf den aktuellen Stand wegen Amane.“

Bakura atmete erleichtert aus, dann hob er Mariku hoch und brachte ihn in seine Kabine. „Stirb mir bloß nicht weg.“
 

Nur langsam kam Mariku wieder zu Bewusstsein. Sein Kopf fühlte sich schwer an und er verspürte einen dumpfen Schmerz in seinem Oberkörper. Er wollte sich bewegen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Es fühlte sich nicht einmal an wie sein Körper. Er hatte einen metallischen Geschmack im Mund. Der Versuch die Augen zu öffnen scheiterte kläglich. Was war passiert? Das letzte, an das er sich erinnerte, war die Landung auf der Raumstation, doch alles was danach kam, war nur schwarz. Er fühlte sich wie nach einer durchzechten Nacht, nur noch etwas schlimmer. Wo war er? Was war passiert? Mariku schaffte es den Kopf zu drehen.

„Mariku?“ Die Stimme kam ihm bekannt vor, aber irgendwie auch wieder nicht. Wer war bei ihm? Er spürte kühle Finger, die sein Gesicht berührten. „Dein Fieber ist runtergegangen.“ Fieber? Marikus Augenlider flackerten. Nur schemenhaft konnte er seine Umgebung ausmachen. Er erkannte die Umrisse einer Person neben ihm. Mariku öffnete den Mund, doch kein Laut verließ seine Kehle. „Hast du Durst?“ Er nickte schwach. Langsam schärfte sich sein Blickfeld. Bakura war bei ihm. „Setz dich vorsichtig auf.“ Bakura half ihm dabei und er gab einen wehleidigen Laut von sich als ein stechender Schmerz durch seine Schulter zuckte. Erst jetzt bemerkte er den Verband.

„Was…?“

„Trink erst mal.“

Gierig trank Mariku das Wasser und ignorierte dabei, dass die Hälfte auf der Bettdecke und seiner Brust landete. „Was ist passiert?“

„Du wurdest angegriffen und vergiftet.“ Mariku sah Bakura ungläubig an. Wieso konnte er sich daran nicht erinnern? „Keine Sorge, ich hab dich verarztet und da du jetzt wach bist, geh ich davon aus, dass du nicht stirbst.“

„Danke“, murmelte Mariku und ließ sich zurück auf die Matratze sinken. „Was hat mich angegriffen?“

„Ein Note-dingsda, ich hab’s vergessen, aber alle scheinen eine ziemliche Panik wegen ihm zu schieben. Es sagt mir nur keiner warum.“ Bakura zuckte mit den Schultern. „Ryou hat ihn in Ketten legen lassen und will ihn morgen früh umbringen.“

„Oh.“ Mariku schloss die Augen. Er fühlte sich ausgelaugt und wollte am liebsten wieder weiterschlafen. „Ich will ihn sehen.“

„Du solltest dich lieber noch nicht bewegen.“

Mariku drehte den Kopf zur Seite und sah Bakura an. „Bitte.“

Bakura seufzte. „Als ob ich verletzten, halbnackten Kerlen widerstehen könnte.“ Er zuckte resignierend mit den Schultern und Mariku lachte leise. Bakura half ihm aus dem Bett und stützte ihn.

„Das merk ich mir.“

„Verzichte bitte darauf dich wieder fast umbringen zu lassen, das ist ein bisschen stressig.“
 

Mariku starrte das Alien lange an, bevor er etwas sagte. „Sieht gar nicht so bedrohlich aus.“

„Genau meine Meinung, aber Ryou sieht auch nicht so bedrohlich aus, aber ich hätte trotzdem Angst, dass er mir den Schwanz abbeißt.“

„Das mach ich auch, wenn du weiter so dumme Sprüche reißt.“

Bakura zog den Kopf ein und grinste leicht. „Hab dich gar nicht bemerkt.“

„Dass du es nicht hörst, wenn sich jemand anschleicht, hast du ja schon eindrucksvoll bewiesen. Was wollt ihr hier?“

„Ich wollte gerne sehen, wer mich fast umgebracht hätte.“

„Genieß den Anblick solange du noch kannst. Ich kann’s kaum erwarten, das Leben aus ihm rauszuquetschen. Wobei ich mich noch nicht entschieden habe, wie ich ihn umbringe. Es wird jedenfalls lange dauern und schmerzvoll sein und ich werde jede Sekunde davon genießen.“

Plötzlich erklang leises Lachen. „Als ob ich zulasse, dass Abschaum wie du Hand an mich legt.“ Malik hob den Blick. Ein amüsierter Ausdruck lag in seinen Augen. Er lispelte und Mariku konnte die gespaltene Zunge sehen als er sich über die Lippen leckte.

Ryous Augen verengten sich. „Oh, du bist wach.“

Doch Malik beachtete ihn gar nicht. Sein Blick war auf Mariku fixiert. „Oh, der Mensch lebt noch.“

„Man braucht schon ein bisschen mehr als ein bisschen Gift um mich umzuhauen.“

Malik gab einen amüsierten Laut von sich. „Wir werden sehen“, flüsterte er und eine Gänsehaut kroch über Marikus Körper. Er hatte zuerst noch harmlos ausgesehen, doch er wurde von Minute zu Minute bedrohlicher. Seine Präsenz nahm den ganzen Raum ein.

„Hey Notechis!“ Gelangweilt richtete Malik seinen Blick auf Ryou. „Wie viele von euch Bastarden gibt es noch?“

„Keine Sorge. Ich brauch keine Hilfe um euch umzubringen.“ Sein Kopf flog zur Seite als Ryou ihm eine Ohrfeige verpasste. „Ich werde es genießen, dir die Haut vom Gesicht zu schälen.“ Wieder eine Ohrfeige. „Ihr Cygni seid so erbärmlich. Wir werden euch wieder auf euren vertrauten Platz verweisen.“ Ryou schlug ihm mitten ins Gesicht. Malik lachte und leckte sich das Blut von den Lippen. „AUF DIE KNIE ABSCHAUM!“ Er zerrte an den Ketten. Ryou schlug ihn erneut während Mariku und Bakura nur hilflos danebenstanden und nicht wussten, ob sie eingreifen sollten oder nicht. „Das wirst du noch bereuen“, sagte Malik leise und zischte. „Du und deine Familie.“

„Die hattet ihr schon“, fauchte Ryou und Malik wirkte plötzlich interessiert.

„Hm, ja, du kommst mir irgendwie bekannt vor. Eine Schwester?“ Ryou erstarrte. „Oh ja, eine Schwester. Was für ein schwaches, kleines Ding. Es war ein Spaß ihr jede Feder einzeln auszureißen und dabei zuzusehen wie sie wahnsinnig wurde und sich selbst die Augen ausgekratzt hat.“ Von seinem Hass getrieben schlug Ryou immer wieder auf Malik ein bis Bakura schließlich dazwischen ging.

„LASS MICH LOS!“, brüllte Ryou ihn an und versuchte sich seinem Griff zu entwinden. „ICH BRING IHN UM!“ Tränen rannen ihm über die Wangen. „ICH BRING DEN BASTARD UM!“

„Beruhig dich.“

„NEIN!“ Bakura warf ihn sich über die Schulter und trug den schreienden, um sich schlagenden Ryou aus dem Raum.
 

Mariku und Malik waren allein und Mariku fühlte sich mehr als nur unwohl. Maliks Blick war auf ihn fixiert und es schien ihm nichts auszumachen, dass ihm Ryou gerade das Gesicht blutig geschlagen hatte. „Ein Mensch.“ Malik wirkte amüsiert. „Ihr seid fast so armselig wie die Cygni. Eine schwache, erbärmliche Rasse. Kurzlebig und so zerbrechlich.“

„Trotzdem hab ich dein Gift überlebt. Das heißt wohl, dass wir Menschen stärker sind als du denkst oder du bist einfach nur schwach.“ Das Grinsen verschwand aus Maliks Gesicht. Egal was er sagte, er konnte nur verlieren.

„Oh, du hältst dich für so clever. Am Ende wirst du um dein Leben betteln.“ Er gab eine Reihe Zischlaute von sich und Mariku vermutete, dass das seine Muttersprache war.

„Du kennst Ryous Schwester nicht mal, nicht wahr?“, wechselte Mariku das Thema. Er fühlte sich unbehaglich mit Malik über sich oder die Menschheit zu sprechen. Es war besser, wenn er nicht so viel preisgab.

Das Grinsen kehrte zurück. „Nein.“

„Warum hast du’s dann gesagt?“

„Ich wollte ihn leiden sehen.“

„Warum?“

„Es macht Spaß.“ Mariku lief es eiskalt den Rücken hinunter. Er ging zur Tür, denn er hielt es keine Minute länger mit Malik aus. Man durfte sich wirklich nicht von seinem Aussehen täuschen lassen. Malik ließ ihn nicht aus den Augen. Bevor er den Raum verließ, warf Mariku noch einen letzten Blick über die Schulter. Malik zischte und lachte dann leise.
 

„Was hältst du von ihm?“, fragte Bakura während er Marikus Verbände löste.

„Er ist eiskalt, grausam, hat Spaß daran andere zu quälen und wird uns töten, sobald er die Gelegenheit dazu bekommt.“

„Mit ziemlicher Sicherheit.“

„Hat Ryou irgendwas gesagt?“

„Außer mich beschimpft? Nein. Ich hab ihn mit dem restlichen Alkohol allein gelassen. Oh.“

„Was?“

„Deine Schulter.“ Bakura beugte sich näher zu ihm. „Es sieht aus als hätte er ein Stück rausgebissen. Das gibt eine hübsche Narbe.“

Mariku seufzte. Er war noch keine zwei Tage unterwegs und schon fast draufgegangen. Was für ein Rekord. „Wissen wir schon, wo wir sind?“ Doch bevor Bakura antworten konnte klopfte es an der Tür. „Ja?“

Anzu trat ein. Sie trug ein Tablett mit zwei Tellern darauf herein. „Ich hab euch Suppe gemacht, falls ihr Hunger habt.“ Sie machte einen ängstlichen Eindruck und ihre sonst mehr blaue Haut, hatte sich grün verfärbt. „Ich störe doch nicht?“ Ihr Blick huschte kurz über Marikus nackten Oberkörper bevor sie ihn senkte.

„Nein, natürlich nicht. Stell’s einfach auf dem Tisch ab.“

Anzu trat unruhig von einem Bein auf das andere. Etwas schien ihr noch auf dem Herzen zu liegen. „Wie geht es deinen Wunden?“

„Wird schon wieder. Bakura kümmert sich ganz gut um mich.“

„Gut.“ Nervös nestelte sie am Saum ihres Rockes. „Ich“, sie strich sich eine Strähne hinters Ohr. „Ich will euch von den Notechis erzählen.“ Mariku und Bakura sahen sie überrascht an. „Wenn es euch interessiert?“ Die beiden Männer nickten und Anzu setzte sich. „Ich war damals noch nicht geboren, deshalb kann ich euch keine genauen Details erzählen. Es wird nicht sehr gerne darüber gesprochen. Es war eine dunkle Zeit.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Die Notechis waren einst die Herrscher über mehrere Galaxien. Grausame Herrscher. Sie haben ganze Spezies versklavt und ausgerottet. Sie folterten, weil es ihnen Spaß machte; zur Unterhaltung. Es gab immer wieder Widerstände, aber die Notechis waren Kampfmaschinen. Niemand hatte eine Chance gegen sie. Ryous Volk, die Cygni, hatten es besonders schwer. Sie sind eine friedliche Rasse, sie kämpfen nicht und die Notechis hatten besonders viel… Spaß mit ihnen.“ Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. „Ryou weiß wie es ist ein Sklave zu sein, deshalb ist er, wie er ist. Er hat gelernt, dass man nur mit Füßen getreten wird, wenn man nicht stark ist und er will stark sein. Die Wahrheit ist, er hat Angst. Er hat riesige Angst vor dem Notechis, denn er sollte gar nicht existieren. Die Notechis sind ausgestorben, seit über 150 Jahren!“

„Was ist damals passiert?“, wollte Bakura wissen. Er hatte ganz vergessen, dass er Marikus Verbände wechseln wollte.

„Es kam zu einem Krieg. Die Notechis hatten sich mit den Falschen angelegt.“ Anzu strich sich unruhig über den Arm. „Zumindest sah es anfangs so aus, doch die Notechis waren einfach zu übermächtig und sie hatten starke Verbündete gewonnen.“

„Trotzdem sind die ausgelöscht worden?“ Anzu nickte. „Wie?“

„Glück. Pures Glück. Eine Supernova hat ihren Heimatplaneten zerstört und 90% ihrer Kriegsflotte. Die Überlebenden wurden gejagt und hingerichtet.“ Sie atmete tief durch. Ihre Kiemen flatterten dabei aufgeregt. „Sie galten als ausgestorben.“

„Eine Supernova“, murmelte Mariku. „Wie kann es dann sein, dass wir einen in Ketten auf diesem Schiff haben?“

„Das ist es ja!“ Sie sprang auf. Ihre Stimme klang schrill. „Wenn es einen gibt, dann gibt es auch noch mehr und sie hatten 150 Jahre Zeit sich zu erholen.“

„Was, wenn er sich einfach nur die ganze Zeit versteckt hatte?“ Bakura legte Mariku die neuen Bandagen an.

„Unmöglich. Die Raumstation war schon lange verlassen. Er hätte niemals genug Nahrung für so einen langen Zeitraum gehabt.“

„Naja, es würde erklären, warum er seinen Kumpel aufgegessen hat.“ Sowohl Anzu als auch Mariku sahen ihn entsetzt an. „Was? Die Leiche hatte deutliche Bissspuren.“

„Es gab noch einen weiteren Notechis auf der Station?“ Anzus Stimme zitterte stark. Sie schien kurz vor einer Panikattacke zu stehen.

„Beruhig dich. Er war tot.“

„Aber das heißt, es gab noch mehr.“ Anzu legte die Hände auf ihren Mund. „Ich muss“, sie atmete tief durch, „mich hinlegen.“
 

Mariku wollte die Arme hinter den Kopf verschränken, doch als der Schmerz ihn durchzuckte senkte er die Arme wieder. Bakura hatte ihm etwas gegen die Schmerzen gegeben, trotzdem waren sie da. Seine Schulter pochte und er konnte einfach nicht einschlafen. Anzus Geschichte ließ ihn nicht los. Es war nicht überraschend, dass Ryou den Notechis am liebsten sofort tot sehen wollte. Das was er durchgemacht hatte, konnte sich Mariku noch nicht einmal in seinen schlimmsten Albträumen vorstellen.

Mariku drehte sich auf die Seite und gleich wieder zurück. Seine Schulter kannte kein Mitleid mit ihm. Er stand auf, nahm den Teller mit der halb aufgegessenen Suppe vom Tisch und verließ sein Zimmer. Auf dem Weg in die Küche blieb er vor dem Raum stehen, in dem Malik gefangen gehalten wurde. Mariku atmete tief durch und öffnete die Tür. Malik lag zusammengerollt nah an der Wand um eine möglichst bequeme Schlafposition zu haben. Als Mariku eintrat öffneten sich seine Augen. Sein Gesicht war immer noch blutig. „Oh, was für eine Überraschung. Was ist das? Meine Henkersmahlzeit?“

Mariku sah auf den Teller in seiner Hand. „Eigentlich nicht“, murmelte er und stellte den Teller auf dem nahen Tisch ab. „Wann hast du zuletzt etwas gegessen?“

„Vor ein paar Stunden. Fleisch. Saftig und zart.“ Malik leckte sich grinsend über die Lippen und Mariku warf einen Seitenblick auf seine Schulter.

„Ich hab gehört, was deine Spezies in der Vergangenheit getan hat.“

„Ah.“ Malik schloss die Augen. „Die guten alten Zeiten. Damals kannte Ungeziefer wie du noch seinen Platz.“

„Du warst damals dabei?“

„Natürlich!“ Der Stolz in seiner Stimme war deutlich herauszuhören. Die Langlebigkeit mancher Alienrassen verwunderte Mariku immer wieder aufs Neue. Malik war damit über 200 Jahre alt. Aussehen tat er jedoch wie ein Teenager.

„Wie heißt du?“

Malik gab einen spöttischen Laut von sich. „Wieso sollte ich dir das verraten, Abschaum?“ Trotz seiner aussichtslosen Situation zeigte Malik weder Respekt noch Furcht. Er benahm sich als hätte er die Situation voll unter Kontrolle.

„Wenn du ihn mir verrätst, dann kriegst du den Rest dieser Suppe.“

Maliks Blick huschte kurz zum Teller auf dem Tisch. „Schlechtes Angebot.“ Doch sein Blick verweilte lange genug darauf um Mariku zu zeigen, dass die Suppe sehr wohl ein gutes Angebot war. Er musste nur an Maliks Stolz vorbei.

„Findest du? Naja, dann schütte ich sie wohl besser weg.“ Er nahm den Teller vom Tisch. „Schade drum, sie ist echt lecker.“ Er wandte sich zum Gehen.

„Warte“, zischte Malik und Mariku drehte sich mit gespielt fragendem Blick wieder zu ihm um. „Mein Name ist Malik und jetzt her mit dem Essen, du verdammtes Insekt.“

Mariku konnte das triumphierende Grinsen gerade noch unterdrücken. Er setzte den Teller an Maliks Lippen an und dieser trank gierig die Suppe bis nichts mehr davon übrig war. „Malik also, hm?“ Er stellte den Teller wieder auf den Tisch. „Den Namen gibt es auf der Erde auch.“ Maliks Augen verengten sich zu Schlitzen. Das schwache Menschen denselben Namen trugen wie er, schien ihm nicht zu gefallen. „Er bedeutet so viel wie König.“ Das dagegen schien ihm zu gefallen.

„Sieht so aus als wärt ihr Menschen doch nicht ganz so dumm.“

„Ich werte das mal als Kompliment.“ Stille kehrte ein und Mariku strich sich unruhig über den Nacken. Unter Maliks Blick fühlte er sich wie die Beute, Angesicht zu Angesicht mit ihrem Jäger, und das, obwohl Malik in Ketten lag. „Hast du keine Angst vor morgen?“

„Wieso sollte ich?“

„Ryou wird dich umbringen.“

Malik gab eine Reihe von Zischlauten von sich. Er klang amüsiert. „Nein, wird er nicht.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2013-08-26T17:06:27+00:00 26.08.2013 19:06
Hi,^^
wow... mir gefällt die story voll gut.^^
Dein schreibstill ist echt schön, finde ich.^^

Good Bye
Von:  jyorie
2013-08-26T10:03:12+00:00 26.08.2013 12:03
Hallo (>_ô)

als die drei in die Raumstation gegangen sind und da die Leichenteile entdeckt haben, dachte ich schon, jetzt kommt so was wie in carnivore ... ich hab dann aber doch weiter gelesen. Du schreibst einfach zu spannend^^

Mir hat Malik gefallen, das er egal was man ihm antut immer noch so überheblich und gefährlich wirkt (entweder ist das alles Fassade, oder er weiß etwas, was die anderen noch nicht wissen) vielleicht hat Anzu ja recht und es gibt noch mehr von diesen Biestern. Mir hat auch Mariku gefallen, der trotz seiner Angst immer wieder hin geht und irgendwie neugierig ist auf diese Spezies.

Ich mag das Universum, das du aufbaust.

CuCu Jyorie



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