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Supernova

von

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Kapitel 13
 

„Festhalten“, sagte Malik und öffnete die Augen. Er packte die Steuerung und das Schiff raste rückwärts. Malik wollte einfach nur weg. Weg von dem Symbol, welches ihn regelrecht zu verspotten schien.

Ryou hob überrascht den Blick und auch die anderen schienen von Maliks Fluchtversuch verwirrt zu sein. Ausgerechnet er wollte verschwinden?

Ryou sah Bakura an, der jedoch auch nur ratlos mit den Schultern zuckte. „Warum tust du das?“, fragte Ryou nach, doch Malik gab ihm keine Antwort. Er starrte nur verbissen nach draußen und wollte so viel Abstand zwischen sich und das andere Raumschiff bringen wie möglich.
 

Ihre Flucht kam jedoch zu einem abrupten Halt, als sie in einen Fangstrahl gerieten. Das andere Schiff hatte sie bemerkt. Ryou wimmerte und senkte den Blick. Es gab einfach kein Entkommen.

Malik biss die Zähne zusammen und steuerte dagegen. Mariku sah, wie sich seine Finger um die Steuerung krampften. Maliks Körper war angespannt. Mariku richtete seinen Blick auf das andere Raumschiff. Was ging hier vor? Was erwartete sie, dass selbst Malik davor weglaufen wollte?

Die Steuerung brach schließlich komplett und Malik schleuderte sie mit einem wütenden Schrei gegen die Scheibe. Er stützte sich mit den Ellenbogen auf der Konsole ab und vergrub seine Finger in seinen Haaren.

„Was ist los?“, fragte Mariku erneut und hoffte diesmal eine Antwort zu bekommen.

Malik sah ihn kurz an und richtete seinen Blick anschließend wieder nach draußen. Er betrachtete das Wappen, das langsam wieder näher kam; die Zahnreihen eines Notechis und das allessehende Auge in der Mitte. Das Zeichen seines Vaters. Er hatte es selbst jahrelang mit Stolz auf seiner Uniform getragen.

„Notechis“, antwortete er schließlich.

Die Abneigung in seiner Stimme überraschte Mariku. „Deine Leute?“, fragte er erstaunt nach. Warum wollte Malik vor ihnen fliehen? Sollte er sich nicht freuen? Was ging hier vor?

Mariku sah nach draußen. Was würde sie im Inneren des Schiffes erwarten? Er sah wieder Malik an. Was würde Malik erwarten?
 

Niemand sprach, während sie in das Schiff gezogen wurden. Ryou kniete immer noch auf dem Boden, die Augen wieder zu Boden gerichtet und weit aufgerissen, die Hände gegen seinen Kopf gepresst. Mariku sah Jonouchi und Anzu an, die ebenfalls ihre Blicke gesenkt hatten. Jonouchi schabte unruhig mit seinen Hufen, während Anzus Körper eine hellblaue Farbe angenommen hatte und schon fast durchsichtig wirkte.

Malik hatte seinen Kiefer angespannt und starrte missmutig nach draußen. Jeder Versuch ihn anzusprechen, endete mit einem zornigen Fauchen.
 

Als sie im Inneren des Notechis-Raumschiffs aufsetzten, öffnete Malik die Luke. Es hatte sowieso keinen Sinn, das Unvermeidliche noch weiter hinauszuzögern. Außerdem war er jetzt wieder unter den Seinen und ein anderes Verhalten wäre nur verdächtig gewesen.
 

Den Schritten nach war es nur ein Notechis, der das Schiff betrat. Sie betrachteten sie also nicht als Bedrohung. Wobei sein Volk niemanden wirklich als Bedrohung ansah. Malik hörte das leise Tippen von Krallen auf Metall. Keine Schuhe. Viele Notechis bevorzugten nackte Füße, da sie besseren Halt gewährten als Schuhe. Malik sah auf seine eigenen Füße hinunter. Er hatte Marikus Schuhe in Amane zurückgelassen, davor hatte er auch keine getragen.
 

Als der Notechis das Cockpit betrat, sah niemand ihn an außer Mariku. Seine Schuppen waren grün und nicht lila, wie Maliks. Im Gegensatz zu Malik hatte er einen vollständig beschuppten Schwanz, der ihm bis zu den Knien reichte. Auch seine Augen waren grün. Er schien älter zu sein als Malik, wirkte aber immer noch jugendlich auf Mariku. Es war für ihn unmöglich sein Alter einzuschätzen.

„Alle auf die Knie“, zischte der Notechis und lispelte dabei noch stärker als Malik.

Mariku sank von seinem Stuhl und senkte den Kopf, ließ den Notechis aber nicht aus den Augen. Diesmal würde er kein Risiko eingehen. Er hatte wirklich schon genug Wunden und mit Maliks Leuten war wirklich nicht zu scherzen.

Malik war der einzige, der sitzen blieb und dem Notechis auch weiterhin den Rücken zuwandte. Er hatte die Augen geschlossen und sammelte sich. Er war weich geworden in den letzten Tagen, doch so etwas konnte er sich in Gegenwart seiner Artgenossen nicht leisten.
 

„Hey du, wertloser Abschaum. Bist du zu dumm mich zu verstehen?“ Der Tonfall des Notechis war herablassend und leicht spöttisch und Mariku erkannte dieselbe Überheblichkeit, die auch Malik gerne zur Schau stellte. Er fühlte sich ihnen überlegen und im Moment war er das auch, zumindest bis Malik aufstand und ihn schneller, als er reagieren konnte, gegen die Wand drückte. Maliks lange Finger schlossen sich um seine Kehle und der Notechis starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Er wollte etwas sagen, doch Maliks Griff verhinderte das.

Seinem Blick nach wusste er, dass er einen tödlichen Fehler begangen hatte. In Maliks Blick dagegen brannte der Zorn. Er drückte ihm weiter die Kehle zusammen und der Notechis wehrte sich noch nicht einmal.

„Ich hasse Respektlosigkeit“, zischte Malik in seiner Muttersprache und seine Krallen durchdrangen die schützenden Schuppen am Hals seines Artgenossen. Blut rann über seine Finger und der Notechis versuchte erneut etwas zu sagen, doch mehr als Röcheln brachte er nicht mehr heraus, bevor Malik ihm die Kehle herausriss.

Der leblose Körper des Notechis fiel zu Boden und Blut floss um Maliks Füße.

„Malik“, begann Mariku, doch Malik fauchte ihn nur an und brachte ihn damit wieder zum Schweigen. Mariku presste die Lippen aufeinander und starrte auf den toten Alien, nur wenige Zentimeter von ihm entfernt. Langsam floss das Blut auf ihn zu. Er sah wieder hoch zu Malik, der immer noch einen Teil des Halses in seiner Hand hielt. Blut tropfte ihm von den Fingern. Er hatte einen seiner eigenen Leute getötet – was ging hier vor?
 

Von draußen war noch mehr Zischen zu hören. Es klang wie Rufe. Als niemand antwortete, waren schnelle Schritte zu hören und zwei weitere Notechis tauchten auf. Einer von ihnen hatte einen Schwanz, jedoch kürzer, als der des Toten, der andere hatte keinen. Sie hatten beide blaue Schuppen. Erst zeichnete sich Wut auf ihren Gesichtern ab, als sie ihren toten Kameraden sahen, doch als ihr Blick auf Malik fiel war die Überraschung groß.

Ungeachtet des Blutes sanken sie respektvoll auf die Knie. „Commander Malik.“

Maliks Körper entspannte sich leicht. Er war schon lange nicht mehr so angesprochen worden.

„Wer befehligt das Schiff?“

Mariku sah zwischen Malik und den anderen Notechis hin und her. Sie unterhielten sich in ihrer Muttersprach, weshalb er kein Wort verstand, doch niemand schien sich für den Toten zu interessieren.
 

Plötzlich war von draußen eine weitere Stimme zu hören. Allein ihr Klang ging Mariku durch Mark und Bein. Sie grub sich tief in seine Psyche und schürte eine Furcht in ihm, die er sich nicht erklären konnte. Plötzlich raste sein Herz und ihm lief es eiskalt den Rücken hinunter. Er war jedoch nicht der einzige, der eine Reaktion zeigte.

Nur für einen Augenaufschlag war blanke Furcht auf Maliks Gesicht zu sehen, bevor sein Gesichtsausdruck wieder starr wurde.
 

Der Notechis, der eintrat, war größer als Malik und Mariku. Er hatte breite, muskulöse Schultern, seine Haare waren schneeweiß und seine Schuppen blutrot. Eine Narbe zierte seine Wange und sein Schwanz strich über den Boden.

Maliks Körper verspannte sich und Mariku sah, wie er seine Hände zu Fäusten ballte um ihr Zittern zu unterdrücken.

„Malik.“ Kura lächelte, doch auf Mariku wirkte es wie ein Raubtier, dass seine Beute anlächelte. „Es freut mich dich lebendig zu sehen.“ Er kam näher und strich Malik über die Wange. Sein Schwanz wickelte sich um Maliks linke Wade, als wollte er ihn damit davon abhalten wegzulaufen.

Malik zuckte leicht zurück. Die Berührung war ihm sichtbar unangenehm. Er schaffte es auch nicht dem Blick des Anderen standzuhalten.
 

„Lass ihn in Ruhe.“ Mariku mischte sich ein, obwohl er wusste, dass es ein Fehler war. Er konnte es nur nicht ertragen Malik so zu sehen.

Kura wandte sich Mariku zu und sein Schwanz ließ von Malik ab. Das Lächeln war verschwunden, stattdessen zeichnete sich Abscheu auf seinem Gesicht ab. Kura trat einen Schritt näher auf Mariku zu und sein Schwanz legte sich um Marikus Hals. Mariku war wie erstarrt, während der Schwanz sich fester um seinen Hals schlang und ihn hochhob. Immer stärker wurde ihm die Luft abgedrückt und er hob verzweifelt die Hände. Seine Finger krallten sich am Schwanz fest, doch die Schuppen waren zu hart um ihnen mit einfachen Fingernägeln etwas anhaben zu können.

Schwarze Punkte tanzten vor Marikus Augen und er atmete nur noch flach. Mariku schloss die Augen. Alles schien sich zu drehen. Seine Arme sanken nach unten und es fühlte sich an, als würden seine Beine taub werden.

„Hör auf“, sagte Malik in der Handelssprache.

Überrascht über Maliks Einmischung ließ Kura Mariku los und der saugte hastig Luft in seine Lungen. Seine Arme zitterten und er ließ sich zurücksinken um sich gegen seinen Stuhl zu lehnen. Das war knapp.

„Dein neuer Freund?“, fragte Kura mit einem leichten Grinsen. Malik antwortete nichts und Kura kam wieder näher. „Du riechst nach ihm.“

„Ich war gezwungen eine Weile bei ihm zu sein“, erwiderte Malik kühl.

Das Grinsen von Kuras Gesicht verschwand und es lag ein schon fast bedrohlicher Ausdruck in seinen Augen. „Dein Wärmebild hat sich seinem angepasst.“

„Willst du irgendetwas andeuten?“

Kura schwieg einige Sekunden, dann kehrte das Grinsen zurück. „Natürlich nicht.“ Er wandte sich zu den beiden Notechis zu, die immer noch auf ihren Knien waren. „Legt sie in Ketten. Wir nehmen heute ausnahmsweise mal Gefangene.“
 

Malik folgte Kura aus dem Schiff und würdigte Mariku beim Hinausgehen keines Blickes.

„Was willst du mit diesem Abschaum?“

„Sie endlich langsam und qualvoll umbringen, zuvor waren sie bedauerlicherweise noch nützlich.“

„Du könntest es gleich tun.“

„Nein, ich will mir Zeit lassen. Sie haben meine ganz besondere Aufmerksamkeit verdient.“ Ein kleines Grinsen legte sich auf Maliks Lippen und er hoffte, dass Kura nicht merkte, dass es falsch war.

Die Soldaten, an denen sie vorüber gingen salutierten respektvoll als sie Malik sahen. Sie zollten Malik mehr Respekt als Kura, obwohl dieser ihr direkter Vorgesetzter war. Kura verzog missbilligend das Gesicht. Aber Malik war nun mal der legitime Sohn des Herrschers, wohingegen er nur ein Bastard war.

„Vater wird sich freuen, zu erfahren, dass du noch lebst.“

„Erlaubt er dir denn inzwischen, dass du ihn Vater nennst?“ Kura zischte wütend, sagte jedoch nichts. „Ich will mit ihm reden, aber erst muss ich diesen Schmutz loswerden.“ Er zog an den Fetzen, die von Marikus Shirt übrig waren.

„Natürlich, alles was du willst“, sagte Kura mit einem übertriebenen Lächeln. Malik sah die Verachtung in seinen Augen. Er war es gewohnt von Kura so angesehen zu werden.
 

„Du hast übrigens einen meiner Männer umgebracht.“

Malik sah zu Kura auf und hob eine Augenbraue. „Und?“

„Er war ein guter Soldat.“

„Dann hättest du ihm Respekt beibringen sollen, wobei“, er machte eine kleine Pause, „du bist auch nicht besser.“

Kura drückte Malik gegen die Wand. Sie waren allein. „Pass auf, was du sagst“, er strich Malik über die Wange und hinunter zu seinem verwundenen Hals. Malik konnte gerade noch verhindern, dass er zusammenzuckte. Er durfte vor Kura keine Schwäche zeigen. Er durfte nicht wieder schwach sein. „Oder du wirst es bereuen.“

Malik schlug Kuras Hand beiseite. „Ich glaube, du vergisst deine Stellung.“ Er ging weiter, während das Herz ihm bis zum Hals schlug. Kura holte wieder zu ihm auf und drückte ihn mit dem Gesicht gegen die Wand.

„Ich glaube eher, du hast deine vergessen“, flüsterte er und ließ seine Zunge an Maliks Ohr entlang gleiten.

Malik fauchte und rammte seinen Ellenbogen gegen Kuras Brust. Dieser stolperte kurz zurück und Malik wandte sich ihm zu. Er fletschte die Zähne und Kura lachte. Trotz Maliks Drohgebärde trat er wieder näher.

„So gefällst du mir am besten.“ Er grinste und kam Malik so nahe, dass ihre Lippen sich fast berührten. „Ich kann’s kaum erwarten, bis wir wieder zurück sind.“

Sie hörten Stimmen und Kura trat zwei Schritte zurück. Zwei Soldaten grüßten sie respektvoll, als sie an ihnen vorbeigingen. Malik sah ihnen hinterher, dann richtete er seinen Blick auf Kura. „Jetzt bring mich endlich auf ein freies Zimmer.“
 

„Hier kannst du’s dir bequem machen.“ Kura machte eine einladende Handbewegung in den Raum hinein.

Malik erwiderte nichts darauf, sondern betrat das Zimmer und war froh, als sich die Tür hinter ihm schloss und Kura draußen blieb. Malik atmete tief durch. Allein Kuras Nähe setzte seinen Körper unter Stress. Früher hatte er es noch nicht so schlimm empfunden. Malik schüttelte kurz den Kopf und verdrängte die aufkeimenden Erinnerungen. Er sah sich kurz um. Die Kabine war groß, hatte aber nur spärliche Ausstattung.
 

Als Malik sich das Shirt ausziehen wollte, zuckte er zusammen. Er ließ die Arme sinken und fasste sich an die Schulter. Der Streifschuss schmerzte mehr als erwartet. Malik rieb sich die Schulter. Es war lange her, seit er das letzte Mal angeschossen worden war.

Langsam zog er das Shirt aus und betrachtete den Fetzen Stoff, der einmal Mariku gehört hatte. Malik knüllte es zusammen und warf es auf das Bett. Hätte er seine Zeit nicht damit verschwendet sie zu befreien, dann wäre er jetzt nicht hier.

Er zog auch den Rest der Kleidung aus und betrachtete die Wunde an seinem Bein. Als er getroffen worden war, hatte es gebrannt wie Feuer, doch jetzt merkte er kaum noch etwas davon. Er strich mit den Finger über die verkrustete Haut. Es hatte nur leicht geblutet.

Malik seufzte und betrat das Badezimmer. Der Anblick im Spiegel war ihm vertraut: Blut klebte in seinem Gesicht, an seinem Oberkörper und seinen Händen, aber im Gegensatz zu früher sahen seine Augen ihn müde an.

Er betrachtete seine anderen Verletzungen genauer. Der verbrannte Hals machte ihm am meisten Sorgen, doch zumindest war seinen Halsschuppen nichts passiert. Beschädigte Schuppen heilten nicht.

Die Wunde an der Schulter ging doch tiefer als ein Streifschuss. Malik biss die Zähne zusammen und dehnte die Haut um die Wunde mit den Fingern. Es trat kein Blut aus, was zumindest ein gutes Zeichen war.
 

Er drehte das Wasser auf und obwohl es eiskalt war, blieb er regungslos darunter stehen. Er ignorierte das Brennen in seiner Schulter und an seinem Hals. Das Blut verfärbte das Wasser bis es ein dreckiges Braun annahm. Malik lehnte sich nach vorne und stützte sich an der Wand ab.

Er kehrte also nach Hause zurück. Dort konnte er Mariku und die anderen dann nicht mehr schützen. Er konnte sich gegen alles stellen, aber nicht gegen sein eigenes Volk. Er schlug mehrmals gegen die Mauer und hinterließ einen Riss. Sie würden befragt werden und anschließend solange gequält bis sie tot waren. Malik biss sich auf die Unterlippe und sein Blut mischte sich ebenfalls mit dem Wasser. Egal wie sehr er sich den Kopf zerbrach, er fand keine Lösung. Es gab kein Entkommen aus den Fängen der Notechis.

Malik hob den Kopf und ließ sich das Wasser aufs Gesicht prasseln. Letzten Endes war doch alles umsonst gewesen.
 

Jemand hatte ihm frische Kleidung gebracht, die ordentlich zusammengefaltet auf dem Bett lag. Marikus Sachen waren verschwunden.

Der Kampfanzug, den die Notechis für gewöhnlich trugen, schmiegte sich wie eine zweite Haut an Maliks Körper. Sie hatten auch eine Art Freizeitkleidung, für gewöhnlich zweiteilig und auch enganliegend, damit die Bewegungsfreiheit gewahrt blieb.

Das Wappen seines Vaters prangte auf seiner linken Brust.

Malik setzte sich aufs Bett und strich über die unberührte Decke. Er wollte Mariku sehen, doch er konnte es nicht wagen zu ihm zu gehen. Kura ahnte etwas, so wie immer. Er schien eine Gabe dafür zu haben, die Dinge zu finden, die Malik etwas bedeuteten... und sie dann kaputt zu machen. Malik presste die Lippen zusammen. Das war schon immer so gewesen. Kura war viele Jahre älter als er, doch er war an seiner Seite aufgewachsen. Lange war Kura wie ein Bruder für ihn gewesen, was er auch eigentlich war, bis Malik gelernt hatte, dass Kura ihn abgrundtief hasste. Natürlich hatte Kura ihm das nie direkt gesagt, aber er sah es in seinen Augen. Außerdem nutzte er jede Gelegenheit ihn zu demütigen. Zumindest, wenn sie allein waren. Kura wusste genau, das, wenn jemand mitkam, dass er respektlos mit Malik umging, sein Leben so gut wie vorbei war.
 

Malik ließ sich zurücksinken. Und jetzt hatte er Mariku im Visier. Warum hatte sich dieser Idiot auch einmischen müssen? Wieso konnte er nicht einmal die Klappe halten? Malik konnte sich nicht mal vorstellen, in welche Schwierigkeiten er sich damit gebracht hatte.
 

Malik verließ seine Kabine. Er brauchte niemanden, der ihm den Weg in die Zentrale zeigte. Notechis-Schiffe hatten grundsätzlich denselben Aufbau.

Schon beim Eintreten sah er das Hologramm seines Vaters. Kura trat zur Seite und Malik stellte sich vor das Hologramm. Er war das jüngere Abbild seines Vaters.

„Es ist also wahr. Du lebst.“

„Wie du siehst.“ Sein Vater und er hatten immer ein kühles Verhältnis zueinander gehabt. Sein Vater sah in ihm nur seinen Nachfolger und nicht wirklich seinen Sohn. Früher hatte er regelrecht nach der Anerkennung seines Vaters gelechzt, doch inzwischen könnte es ihm nicht gleichgültiger sein.

„Wir haben lange nach dir gesucht.“

Natürlich hatte man nach ihm gesucht. Und zwar nur nach ihm. Nicht nach den drei Soldaten, die bei ihm gewesen waren.

„Hätte man mich nicht mit hirnlosen Amateuren auf diese Mission geschickt, dann wäre das gar nicht nötig gewesen. Ich konnte nichts ausrichten, dank diesem nutzlosen Pack. Ich saß auf einer verlassenen Raumstation fest und dann musste ich mich auch noch mit Abschaum abgeben um überhaupt irgendwie dort wegzukommen.“ Malik redete sich in Rage, auch wenn es nur gespielt war. Es war nicht sein Plan gewesen auf der Raumstation festzusitzen, aber wütend war er nur darüber, dass er jetzt auf dem Weg nach Hause war.

Er sah wie sein Vater missbilligend das Gesicht verzog. „Ich erwarte einen vollständigen Bericht bei deiner Rückkehr.“

„Natürlich, Vater.“ Malik wandte sich zum Gehen. Für ihn war das Gespräch beendet.

„Malik.“ Der Angesprochene blieb stehen, drehte sich jedoch nicht um. „Ich bin froh, dich lebendig zu sehen, mein Sohn.“

Malik verließ den Raum, ohne etwas darauf zu erwidern. Ja, jeder schien so froh zu sein, dass er lebte... außer er selbst.
 

Mariku versuchte eine bequeme Sitzposition zu finden, was nicht sehr einfach war. Seine Hände waren auf seinen Rücken gefesselt, doch diesmal nicht mit Metallketten, sondern mit einer Art Energiefesseln, die kaum Bewegung zuließen, wenn man sich nicht die Haut aufbrennen wollte.

Zumindest waren sie diesmal alle zusammen, wobei Mariku in der Dunkelheit nur die Umrisse der anderen sehen konnte. Jonouchi war neben ihm und Bakuras und Ryous weiße Haare schimmerten leicht.

Trotz seiner Situation machte sich Mariku jedoch mehr Sorgen um Malik, als um sich selbst. War mit ihm alles in Ordnung? Wer war dieser Kerl? Wenn er Malik auch nur anfasste... Mariku murrte. Nichts tun zu können, machte ihn wahnsinnig. Er seufzte und ließ seinen Blick schweifen, auch wenn er in der Dunkelheit nicht viel sah. Sie schlitterten wirklich von einer Katastrophe in die nächste. Wie würde es mit ihnen weitergehen? Diesmal konnten sie wohl nicht mit Maliks Hilfe rechnen. Er konnte sich nicht gegen seine eigenen Leute stellen.

Mariku legte den Kopf in den Nacken. Auch wenn Malik nicht glücklich darüber schien, dass er nach Hause zurückkehrte. Was war der Grund dafür? Mariku konnte sich nicht vorstellen, dass es nur mit diesem Kerl zusammenhing, auch wenn Malik klar Angst vor ihm hatte.
 

Mariku kniff die Augen zusammen, als plötzlich Licht in ihre Zelle fiel. Er drehte den Kopf zur Seite bis das Licht wieder verebbte und nur noch ein sanfter Schein in die Zelle erhellte.

Kura hockte vor ihm und betrachtete Mariku. Er packte ihn am Kinn und drehte seinen Kopf hin und her. „Schwächlicher Abschaum.“ Er lispelte stark, was seiner Stimme die Schärfe nahm, doch ein bedrohlicher Unterton schwang trotzdem mit. „Was findet er an dir?“

Mariku versuchte seine Miene unbewegt zu lassen. Er durfte nicht auf ihn reagieren. Sein Volk war sicher nicht erfreut darüber, dass sich Malik auf einen Menschen eingelassen hatte. Es war also besser, wenn das zwischen ihnen ein Geheimnis blieb. Und diesem Typen würde er sowieso nichts erzählen.

„Na, wie stehst du zu meinem kleinen Bruder?“

Marikus Augen weiteten sich überrascht. Maliks Bruder? Das war sein Bruder? Das konnte nicht sein. Er starrte ihn an, sah ihm in die Augen, die dieselbe Farbe hatten wie Maliks.

„Hat mich nicht erwähnt, hm?“ Kura grinste und der Druck, den er auf Marikus Kinn ausübte verstärkte sich. „Gefällt er dir?“

Mariku presste die Lippen aufeinander. Warum hatte Malik Angst vor seinem eigenen Bruder? Kuras Schwanz legte sich langsam um seinen Hals. Noch drückte er nicht zusammen.

„Spielst dich als sein Beschützer auf, hm?“

Er würgte Mariku leicht.

„Ich hab... keine Ahnung... wovon du redest“, brachte Mariku hervor und versuchte seine Lungen mit Sauerstoff zu füllen. Der Würgegriff wurde stärker und das Grinsen auf Kuras Gesicht breiter.

„Natürlich nicht“, sagte er schließlich und ließ Mariku los. „Was könntest du ihm schon bieten?“ Er stand auf und wandte sich zum Gehen, doch kurz vor der Zellentür drehte er sich um und kehrte zurück. Wieder ging er vor Mariku in die Hocke.

„Hast du sie gesehen?“ Sein Grinsen war so abartig, Mariku hätte es ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen. „Die Narben auf seinem Rücken?“ Mariku spannte seinen Körper an. Plötzlich schlug ihm das Herz bis zum Hals. Kura strich Mariku über die Wange, dann stand er auf und sah verächtlich auf ihn hinunter. „Das war ich.“

Mariku konnte sein Pokerface nicht mehr aufrecht erhalten. Wut und Hass fluteten seinen Körper. Er zerrte an den Fesseln und ignorierte den Schmerz, der dadurch durch seinen Körper schoss. Er war nicht stark genug es mit dem brennenden Zorn in ihm aufzunehmen. „Du verfluchter Bastard!“
 

Es knackte gefährlich, als Marikus Kopf zu Seite flog. Er schrie auf. Der Schmerz zog sich von seinem Nacken über seine gesamte Wirbelsäule nach unten. Er hatte jetzt eine gute Vorstellung davon, wie sich ein gebrochenes Genick anfühlen musste.

Warmes Blut lief ihm übers Gesicht, wo Kuras raue Schuppen ihm eine Gesichtshälfte aufgerissen hatten. Er konnte sein linkes Auge nicht mehr öffnen.

Kura hatte ihm mit voller Wucht seinen Schwanz ins Gesicht geschlagen. „Ich werd’s genießen dich umzubringen!“, zischte er. „Ich werd dir jeden Knochen im Leib brechen und dir anschließend die Haut abziehen. Ganz langsam und Malik wird dabei zusehen.“

Mariku reagierte nicht darauf. Er konnte sich kaum noch bei Bewusstsein halten. Außerdem traute er sich nicht den Kopf zu drehen.
 

Die Dunkelheit kehrte zurück, als Kura ging.

„Mariku? Bist du in Ordnung?“ Er hörte zwar Bakuras Worte, aber war nicht mehr in der Lage sie zu verarbeiten. „Mariku?“

Mariku gab einen undefinierten Laut von sich. Seine Zunge fühlte sich an, als würde sie ihm gar nicht gehören. Er schmeckte Blut in seinem Mund. Warum hatte er nur den Mund aufgemacht? Konnte er nicht einmal die Klappe halten? Aber allein der Gedanke, dass dieser Dreckskerl Schuld an Maliks Narben war, machte ihn rasend. Und dann war er auch noch sein Bruder! Mariku wimmerte. Er hing in seinen Fesseln und konnte kaum seinen Oberkörper aufrecht halten.

Er musste zu Malik. Er musste ihn vor diesem Kerl beschützen.
 

Malik hatte sich auf dem Bett zusammengerollt und strich über die freie Fläche neben sich. Es war seltsam, wie schnell er sich an Marikus Nähe gewöhnt hatte und wie sehr er ihn vermisste. Er sah sein grinsendes Gesicht vor sich und schlug wütend auf die Matratze. Mariku hatte alles durcheinander gebracht, nur wegen ihm war er jetzt in dieser Situation. Er hätte ihn umbringen sollen.

Malik schauderte, als er plötzlich daran dachte, wie Mariku ihn berührt hatte. Er spürte die Hitze in sich, die sonst nur die Sonne in ihm verursachte. Er wollte ihn sehen, aber er konnte es nicht riskieren Kuras Aufmerksamkeit noch weiter auf ihn zu lenken.

Malik drehte sich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Was würde passieren, wenn er zurückkehrte?

Nichts.

Es würde alles seinen gewohnten Gang gehen, als wäre er nie weggewesen. Ein paar Tage Erholung bis alle Wunden verheilt waren und dann würde er wieder das tun, was von ihm erwartet wurde. Er war nicht nur Sohn des Herrschers, sondern auch Commander. Er würde Soldaten befehligen und weitere Vorbereitungen für den kommenden Krieg treffen.

Malik schloss die Augen.

Einen Krieg, den er nicht wollte.
 

Er hatte schon einmal in einem Krieg gekämpft. Es genossen zu töten und zu quälen. Er hatte Familie zerrissen, nur um sich am Leid der Hinterbliebenen zu ergötzen. Er hatte jeden Befehl ausgeführt, je grausamer, desto besser. Malik verspürte keine Scham über das was er getan hatte. Er empfand kein Mitleid für die, die unter ihm und seinem Volk gelitten hatten, doch er vermisste es auch nicht.

Er war aufgewachsen in dem Glauben, das die Notechis unsterblich waren, dass niemand sie besiegen konnte.

Sie waren stolz und mächtig gewesen, blutdurstig und nicht aufzuhalten.
 

Bis die Supernova kam.
 

Und plötzlich waren sie am Boden gewesen.

Keine Heimat mehr.

Fast ausgerottet.

Die stolzen Notechis plötzlich nur mehr ein Schatten ihrer selbst. Krankheit und Wahnsinn hatten um sich gegriffen und noch mehr von ihnen dahingerafft. Hunger hatte sie zu Feinden werden lassen.

Die Bilder des Elends hatten sich tief in Maliks Gedächtnis gebrannt. Er liebte sein Volk zu sehr um es noch einmal so zu sehen. Er wollte diesen Krieg nicht, doch damit stand er allein. All die Jahre hatte sein Vater daraufhin gearbeitet und das Volk hatte ihn unterstützt.

So waren sie nun einmal: kampflustig und blutdurstig.

Wieso konnte niemand sehen, dass es Wahnsinn war?

Sie würden nicht wie damals einem zusammengewürfeltem Haufen unerfahrener Soldaten gegenüberstehen, sondern einer Allianz, die Jahrzehnte lang Soldaten ausgebildet hatte, nur um sicherzustellen, dass ein Krieg wie damals nicht wieder passieren würde.

Was hatten sie dem entgegenzusetzen? Ein paar Veteranen und einen Haufen Grünschnäbel, die von einem richtigen Kampf keine Ahnung hatten.
 

Malik wollte kein Teil dieses Kriegs sein, deshalb hatte er sich auf diese Mission schicken lassen, deshalb hatte er die drei Soldaten umgebracht, die bei ihm gewesen waren. Er hatte verschwinden wollen. Erst die Veri-Galaxie und anschließend vielleicht noch weiter.

Er wollte keiner von denen sein, die sein Volk mit offenen Augen ins Verderben führten.

Doch jetzt kehrte er nach Hause zurück und er würde wieder Commander Malik sein und einen Krieg planen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2014-04-09T17:55:04+00:00 09.04.2014 19:55
Hi,^^
dass kapitel hat mir wieder sehr gut gefallen.^^
Es wird richtig spannen.^^

Lg^^
Von:  jyorie
2014-04-08T14:02:48+00:00 08.04.2014 16:02
Hey (#´ー´)旦

lebt Maliks Vater noch?

Oh man, was ein Schlag wieder dort gefangen sein, wo er doch weg
wollte und jetzt entgegen seiner Überzeugung etwas forheucheln muss,
damit er ungeschoren bleibt. Wirklich kein schönes leiben unter der
Eigenen Rasse, wenn man sich dort seiner Schuppen nicht sicher
sein kann.

Akefia ist ein passender Charakter als Bruder/böser Gegenspieler und
gefährlich.

und dabei hatte ich schon Gedacht, das es nicht mehr schlimmer werden
könnte als bei den Piraten. Die kleine Info, warum den Nodecis einhalt geboten
wurde fand ich auch interesstant, das die Supernova das Imperium zerstört hat.

Sieht ziemlich aussichtlos aus und ein ganzes Volk wird Malik wohl nicht
umstimmen können, bin gespannt ob Ryous Crew da noch heil raus kommt.

CuCu Jyorie



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