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Eintauchen in eine andere Welt!

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Die Veränderung

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1. Kapitel

Die Veränderung
 

Stell dir mal vor, du könntest einer Zeichentrickfigur begegnen, oder jemandem aus einem Buch. Ich habe mir das mal gewünscht. Ich hatte den Wunsch vielen Charakteren aus den Animes und Mangas, welche ich schon gesehen hatte, zu begegnen. Am meisten wollte ich die Charaktere von Inuyasha kennenlernen. Dieser Wunsch stand bei mir immer an erster Stelle und ich gab die Hoffnung nie auf, dass ich sie doch irgendwann sehen dürfte. Für mich wäre es das allerschönste, wenn dies passieren würde. Ich habe eine beste Freundin, aber sonst eigentlich niemanden. Nicht wirklich. Und deshalb wäre so toll, mal diese Figuren kennenzulernen. Mit ihnen zu reden und viele Dinge erfahren, welche man nicht mal im Anime selbst erfährt. Natürlich wusste ich, dass sie nicht echt sondern nur erfunden waren, aber das machte für mich keinen Unterschied. Ich glaubte fest daran dass diese erfundenen Personen irgendwo existierten. Aber die Jahre vergingen… und ich blieb immer allein. Und als ich einsah, dass es nie passieren würde, verschwand dieser Wunsch. Es war so, als würde dieser in ein schwarzes Loch verschwinden und nie wieder zurückkehren.
 

(Tja, und über dieses Mädchen erzähle ich jetzt. Als das Mädchen diesen Traum hatte, war sie gerade mal 8 Jahre alt. Es sind jetzt weitere 7 Jahre vergangen. Sie ist jetzt also 15. Ihr Name ist Hikari und der Wunsch, den sie mal hatte, war schon längst vergessen. Sie kann sich nicht erinnern, diesen Wunsch jemals gehabt zu haben, aber dies wird sich ja vielleicht noch ändern. Ob ihr Traum wohl doch noch wahr wird?)
 

„Hikari, aufstehen, du kommst zu spät zur Schule!“ rief mir meine Mutter zu.

„Ich komm ja schon!“ murrte ich nur. Schlechtgelaunt stand ich nun auf, machte mich schnell fertig und marschierte sofort aus dem Haus.

Ich erzähl euch jetzt erst mal etwas über mich, damit ihr euch dann auch auskennt. Mein Leben läuft eigentlich super. Leider bin ich kein Genie, aber ich bin auch nicht wie manche andere, bei welchen man denken könnte, sie hätten einen Hirnschaden. Ja… und dann ist da auch noch meine beste Freundin, Kagome. Ich weiß, ich weiß! Sie heißt genauso, wie die Miko aus dem Anime, Inuyasha. Tja, genau deswegen hält sie mir fast jeden Morgen einen riesigen Vortrag darüber, wie froh sie doch ist, so einen Namen bekommen zu haben. Denn schließlich ist Inuyasha ihr Lieblingsmanga- oder eben Lieblingsanime. Ich habe auch mal viele Mangas gelesen und auch Animes geschaut, aber irgendwann hab ich urplötzlich damit aufgehört. Und seit dem interessiert es mich auch nicht mehr, aber wenn es meine Freundin glücklich macht, dann rede ich manchmal den ganzen Tag mit ihr über all diese Mangas.

So, und jetzt kommen wir zu meinem Aussehen. Ich bin nicht besonders groß. Grade mal 1,60m. Ich bin nicht zu dick und nicht zu dünn,… zum Glück. Meine Augen so grün wie ein Smaragd,… naja, zumindest sagt das jeder. Aber angeblich sieht man auch manchmal einen blauen Schimmer in diesen Seelenfenstern, die dann eher einem Saphir gleichen. Also bin ich damit mal ziemlich zufrieden. Und jetzt noch das Haar. Meine Haare gehen mir bis knapp über den Po. Sie sind dunkelbraun, haben aber im Laufe der Jahre immer wieder ein paar Strähnen bekommen. Mal blond, mal rot, aber nie komplett. Es waren immer nur Strähnen. Naja,… und dadurch dass sie immer wieder raus wachsen oder sich verfärben, habe ich jetzt viele verschiede Farbnuancen im Haar. Aber man sieht immer noch das dunkelbraun. Nur, dass es an manchen Stellen fast eine Art Kastanienbraun hat. Ist etwas schwer vorzustellen, aber irgendwie kriegt ihr das schon hin. Und zuletzt sind die Spitzen und eine breite Strähne auf beiden Seiten meines Scheitels dunkelrosa, welches fast schon ins weinrot geht.

Das Thema Schule hasse ich, aber das ändert leider nichts daran, dass ich in diese Irrenanstalt muss. Na schön, erzählen wir mal lieber weiter. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja. Ich war auf dem Weg zur Schule.
 

Als ich dort ankam, hätte ich am liebsten wieder den Rückweg angetreten. Denn heute haben wir, Trommelwirbel bitte, Schulfest. Ist zwar ganz nett und außerdem bedeutet dies ja quasi nix lernen. Aber leider ist es auch furchtbar anstrengend. Und dieser Auflauf von Menschen ist fast schlimmer als das Donauinselfest. Ach ja, das habe ich komplett vergessen, zu sagen. Ich lebe hier nämlich nicht in Japan. Oh nein. Mein jetziges Zuhause ist Österreich. Ich weiß, der Name meiner Freundin und meiner kommen aus Japan. Das liegt aber auch nur daran, weil unsere Mütter solche Japan Fanatiker sind. Aber es stört uns nicht. Aber gut, machen wir weiter.
 

Das Schulfest kam langsam zum Ende. Ich erzähl erst gar nicht was ich alles mitmachen musste. Außerdem ist dies sowieso nebensächlich. Leider hatten wir danach dann doch noch normal Schule. Diese verging eigentlich schnell… zum Glück. Und als ich endlich zuhause ankam, stand auch schon mein lästiger Bruder vor mir, welcher mich fast jeden Tag mit Fragen über meinen Schultag durchlöcherte. Nicht, weil es ihn vielleicht interessiert, sondern einfach nur, weil er mich nerven will. Denn so habe ich nie nur eine freie Minute für mich. Er heißt übrigens Naoki, was meiner Meinung nach ja überhaupt nicht zu ihm passt. Ich finde dieser Name passt eher zu süßen Jungs… und er, naja, ich schätze jeder versteht, was ich damit sagen will. Eigentlich ist er genauso alt wie ich. Sogar älter, wenn auch nur um ein paar Tage, aber… er ist so wie eine lästige Schmeißfliege, welche man nie mit der Fliegenklatsche trifft. Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass er schon einen an der Klatsche hat. Doch, als ich auch dies hinter mich gebracht hatte, ging ich raus spazieren. Als ich dann wieder nach Hause kam, begann das Drama. Meine Eltern stritten,… mal wieder! Auch wenn es nur wegen Kleinigkeiten war, kam meistens ein ganz schönes Chaos raus. Obwohl ich mich schon daran gewöhnt habe, dass sie fast jeden Tag streiten, macht es mich auch fertig. Und in solchen Momenten bin ich froh einen Bruder zu haben. Naoki und ich gehen dann immer hoch in mein Zimmer, er schließt mich in seine Arme und mir kullern die Tränen über die Wange. Ständig Angst zu haben, dass der Streit zwischen ihnen mal so groß wird, dass sie sich womöglich trennen. Zum Glück ist es noch kein einziges Mal so weit gekommen. Aber ich konnte es einfach nicht mit anhören und weinte weiter. Naoki ließ mich nun alleine, da ich mich schon bald wieder etwas beruhigt hatte.

Er mochte es überhaupt nicht, wenn seine Schwester traurig war, aber genauso wie sie konnte er es auch nicht leiden, wenn sich ihre Eltern stritten.
 

Langsam zog ich meinen Pyjama an und ließ mich dann auf mein Bett fallen um für ein paar Sekunden die Augen zu schließen. Doch leider konnte ich nicht lange ruhen, denn es plagte mich dieses Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. In diesem Moment wurde mir klar, dass mir etwas Wichtiges fehlte. Erst jetzt fiel mir auch ein, dass ich eigentlich ewig keinen Wunsch mehr geäußert hatte. Aber wieso. Ich war fünfzehn Jahre alt. In diesem Alter ist es doch das Normalste der Welt, wenn sich die Wünsche nur so häufen. Aber bei mir war das anders. Ich hatte weder einen Wunsch noch einen bestimmten Traum. Dies lag aber nicht daran, dass ich so viele Sachen hatte, im Gegenteil, ich hatte ziemlich wenige. Die Dinge die mal in meinem Besitz waren, waren Mangas und Animes. Welche ich aber meiner Freundin geschenkt habe, da ich sie nicht mehr benötigt hatte. Mein Interesse an diesen Mangas verschwand so schnell wie es gekommen war, auch wenn ich mich gar nicht erinnern konnte, wieso ich sie nicht mehr mochte. Aber irgendwann war es mir auch egal und ich dachte nicht mehr über diese Fragen nach, welche mir wahrscheinlich sowieso niemals beantwortet werden würden. Ich stand wieder auf und wollte gerade ins Wohnzimmer gehen, um nach zusehen, ob meine Eltern immer noch stritten, als mich plötzlich eine Gänsehaut durchfuhr. Ich hielt für einen Moment inne, ging dann aber weiter zur Tür. Doch dann spürte ich einen heftigen Stich in mein Herz, was mich zusammenzucken ließ. Gefolgt von einem schrecklichen Hämmern in meinem Kopf, worauf ich diesen festhielt, in der Hoffnung, die Schmerzen würden verschwinden. Doch leider wurden sie nur schlimmer. Ich verstand einfach nicht, wieso mir plötzlich alles weh tat. Langsam kam mir der Gedanke, dass ich entweder gerade krank wurde oder vielleicht etwas vergessen hatte, was ich nicht hätte vergessen dürfen. Und da fiel es mir ein. Als hätte ich plötzlich ein Siegel gebrochen, prasselten einfach all meine Erinnerungen auf mich nieder. Meine Augen weiteten sich und meine Umgebung wurde von purer Schwärze umhüllt. Vor meinem inneren Auge spielte sich alles nochmal ab. Die Vergangenheit, und alles, was sich vor 5 Jahren ereignete. Mein Wunsch, welcher nicht erfüllt wurde und die Tränen, die ich deswegen vergoss. Nachdem ich dies alles sah, kullerte mir eine einzelne Träne über die Wange und ich fiel auf die Knie. Dieser kleine salzige Wassertropfen fiel auf den Boden und die schwarze Umgebung veränderte sich plötzlich. Meine Sicht war verschwommen, weil sich einfach immer mehr Tränen einen Weg ins Freie bahnten. Doch als ich endlich etwas erkennen konnte, sah ich… Wolken? Sekunde… wieso Wolken? Was ich noch zu Gesicht bekam, war blau. Einfach nur blau. Und das ließ mich stutzen. Erst jetzt bemerkte ich einen starken Gegenwind. Ich hob meinen Kopf und konnte nicht glauben, was ich da sah.

Und schon fielen mir die perfekten Worte für diese Situation ein.

//Oh mein Gott!//

Perfektes Timing!

2. Kapitel

Perfektes Timing!
 

Ich brauchte erst einen Moment, um mich von meinem Schock zu erholen. Und als dies endlich geschafft war,… überhäufte ich mich selbst mit Fragen, welche ich mir mal wieder natürlich nicht beantworten konnte. Aber Fakt ist, dass ich wohl wirklich gerade wortwörtlich aus allen Wolken falle. Wo gibt´s denn sowas. Ich war wohl so von dieser, sagen wir, ausweglosen Situation überfordert, dass ich sogar meinen Kummer ein wenig vergaß. Aber ok, ich sollte die Lage mal näher betrachten. Kombiniere: Ich fliege kopfüber in mein Grab. Wenn man nebenbei bemerkt, dass ich eine Mordsgeschwindigkeit drauf habe, welche wahrscheinlich so um die 400 km/h beträgt. Und so wie ich das sehen kann, bin ich ca. 100 km vom Erdboden entfernt.

Wäre ich nicht die Person, welche sich jetzt in dieser Situation befindet, hätte ich womöglich über diese Ironie gelacht. Doch ich sollte mir wohl mal schnellstens überlegen, wie ich das Ganze hier überlebe. Und falls ich das schaffe, denke ich demnächst auch gleich darüber nach, WIE ich in dieses Schlammassel gekommen bin. Mir fällt außerdem ein, dass ich noch gar nicht geschrien habe. Naja, aber unnützes Gekreische würde mir nun auch nicht weiter helfen. Ich seufzte und suchte gedanklich, fieberhaft nach einer Lösung. Aber da kam einfach nichts. Hm, vielleicht sollte ich einfach meinem Schicksal entgegen sehen. Wenn ich gerettet werde, dann war das so bestimmt… und wenn nicht, dann soll es eben so sein. Langsam fielen mir meine Augen zu und ich ließ all meine Erinnerungen nochmal an mir vorbeiziehen. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen bahnte sich die letzte Träne aus meinem Augenwinkel und wurde sogleich von dem starken Luftzug, welcher andauernd mein Gesicht streifte mit gerissen. Ich spürte wie, ich zunehmend schneller wurde. Meine Atmung wurde flach und ich verspürte wieder leichte Kopfschmerzen. Trotz dem starken Wind, welcher mich immer wieder frösteln ließ, fühlte ich wie es um mich langsam wärmer wurde. Dies brachte mich dann doch dazu, wieder die Augen zu öffnen. Zuerst konnte ich kaum etwas erkennen, aber dann sah ich die Sonne, welche mir entgegen strahlte. Ich habe sie wohl wegen der Wolken vorhin nicht gesehen. Es war ein schönes Bild. Der helle blaue Himmel, die bauschigen Schäfchenwolken, die strahlende Sonne und die wunderschöne grüne Landschaft…….. MOOMENT! Ich lebe in Wien. Da gibt’s doch gar kein Grün. Gut, ok, es gibt schon noch Grün zu sehen. Aber das ist doch jämmerlich im Gegensatz zu dem. Es gibt zwar ein bisschen Wald, aber nichts, was man mit dieser riesigen Landschaft vergleichen könnte.

Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich gar nicht merkte, wie ich mich immer mehr dem Boden näherte. Genauso wenig bemerkte ich, dass genau unter mir ein Kampf stattfand.
 

Ja genau. Dort wo Hikari aufkommen würde, fand ein Kampf zwischen zwei Sturköpfen statt. (Na, wisst ihr schon, wen ich meine?) Es waren Inuyasha und sein älterer Halbbruder Sesshomaru, welche sich auf den Tod nicht ausstehen können.

(Ihr wisst ja wieso.) Kagome hatte es in der Zwischenzeit geschafft Tessaiga mit einen ihrer magischen Pfeile wieder in seine normale Form zu verwandeln. Doch Sesshoumaru griff stattdessen mit seiner Energiepeitsche an. Sie bemerkten jedoch nicht, dass Hikari sich ihnen näherte. Und das auch noch mit ziemlich hoher Geschwindigkeit. Der Dämon wollte bereits zu einem weiteren Schlag ausholen, doch plötzlich hörten sie jemanden, der laut nach Inuyasha rief. Darauf wandten alle ihre Köpfe gen Himmel. Und sie sahen ein Mädchen, welches einfach so vom Himmel fiel. Inuyasha´s Beschützer Instinkt kam mal wieder durch. Er wollte sie auffangen doch leider... war seine Rettungsaktion nicht so gelungen, wie sie sein sollte.
 

Als ich mit Grübeln fertig war und wie immer auf kein Ergebnis gekommen bin, merkte ich auch schon, dass mein Tod ganz nahe war. Ich rührte mich nicht, schloss wieder meine Augen und zählte von zehn herunter.
 

10… 9… 8... 7…
 

Ich konnte Stimmen hören, die mir bekannt vorkamen.
 

… 6...
 

Diese Stimmen wurden immer lauter und sofort kam mir ein Geistesblitz. //Das ist doch unmöglich!// Doch obgleich es nun möglich war oder nicht, ich hatte eine, wenn auch winzige Chance zum Überleben. Mehr aus Reflex rief ich einfach den erstbesten Namen, der mir einfiel. Also schrie ich „Inuyashaaaaaaaaaaa!“ Im Hinterkopf kam ich schon bei 3 an und schnell änderte ich so gut wie es ging meine Lage. So flog ich wie eine Kerze mit den Füßen voran. Denn wenn ich schon falle, dann möchte ich lieber gebrochene Beine als eine Gehirnerschütterung.

In meiner Aufregung fiel mir gar nicht auf, dass ich mich von selbst etwas verlangsamte.
 

…2… 1…
 

Doch als ich bei null ankam, war ich nicht wie vermutet Brei. Nee, ich hatte nicht mal einen Kratzer. Ich lag auf irgendetwas Weichem. Zumindest fühlte sich der Boden nicht so an, wie er normalerweise sein sollte. Ich hatte die Augen noch zu, sprang so auf meine Füße, und jubelte lauthals.

„Ich lebe, ich lebe! Jipiiiiiiiiiieeeeeee! Ich habe tatsächlich überlebt. Den Göttern sei Dank!“ Während ich einen erleichterten Seufzer von mir gab, öffnete ich die Augen und sah Sesshomaru mir gegenüber stehen. Dann sah ich hinter mich und sah auch sofort was oder besser gesagt wer das Weiche war auf dem ich gelandet bin. Inuyasha lag platt wie eine Flunder auf dem Boden. So schlimm sieht er nicht mal aus, wenn Kagome ihn Platz machen lässt. Ich kratzte mich verlegen am Kopf und murmelte ein leises „Entschuldigung“. Doch dann fiel mir ein, dass sein Bruder ihm nur begegnet, wenn sie dann auch kämpfen. Und so wurde mir unwillkürlich bewusst, dass ich wohl gerade in diesen geraten bin. Ich sah zwischen den Geschwistern hin und her und sagte dann mit sarkastischer Stimme „Das nenn ich mal perfektes Timing!“.
 

Alle betrachteten die 15-jährige mit verwirrter Miene, bis Miroku das Wort ergriff.

„Welch wunderschönes Mädchen. Ihr könnt nur ein Engel sein, welcher mir vom Himmel geschickt wurde.“ Er nahm ihre Hände in seine, kniete vor ihr nieder und fuhr fort. „ Möchtest du meine Kinder gebären?“

Doch Hikari wusste ja längstens Bescheid von diesem Lustmolch und gab ihm darauf sofort eine Ohrfeige die sich gewaschen hat. Sie setzte noch ein „Entscheide dich mal endlich für eine.“ an, während sie sich umwandte und zielstrebig auf Inuyasha und Kagome zuging.
 

Auf dem Weg zu den Beiden wurde mir unwiderruflich klar, dass ich mich tatsächlich gerade in einer Anime- Serie befinde und dazu auch noch unversehrt. Eigentlich sollte mich das viel mehr verstören, als man denken könnte. Aber hey, ich bin sprichwörtlich vom Himmel gefallen und habe keinen Kratzer abbekommen. Dafür zwar Inuyasha, aber der sollte daran ja schon gewöhnt sein. Ja und der Punkt ist, dass mich jetzt wohl wirklich nichts mehr erschüttern kann. Meine Traurigkeit, war wie weggeblasen und ich freute mich innerlich wie ein Kleinkind über einen Lolly, dass sich mein Wunsch doch noch erfüllt hatte. Auch wenn es lange gedauert hat, bin ich trotzdem überglücklich. Vielleicht ist es auch nur ein Traum, aber das wäre schon ein weiterer Grund das hier zu genießen, solang wie es halt dauert. Ich schätze ich werde diese Geschichte ganz schön auf den Kopf stellen. Das Einzige bei dem ich aufpassen muss, ist, dass die Geschichte nicht zu sehr verändert wird. Naraku darf nicht früher getötet werden, als vorgesehen. Es muss teilweise alles so ablaufen wie es soll. Nur, dass ich manchen ein paar Schmerzen, Streiteren und diverse unnötige Kämpfe und Diskussionen erspare.

Als ich bei Kagome und Inuyasha ankam trafen mich zuerst ihre misstrauischen Blicke, welche aber dann mehr nach unten glitten. Ich folgte ihren Blicken und erstarrte. Ich hatte komplett vergessen, dass ich ja meinen Pyjama anhatte. Naja, wenigstens hatte ich überhaupt was an. //Ob es wohl lange dauert bis Kagome merkt, dass ich nicht aus dieser Zeit bin?// fragte ich mich. Und wie aufs Stichwort konnte man beinahe erkennen wie sich über dem Kopf der Miko Fragezeichen bildeten, bis dann plötzlich die Glühbirne anging. //Man, das hat ja lange gedauert!// schoss es mir durch den Kopf.
 

„Du bist ja aus der Neuzeit!“ kam es begeistert von Kagome.

„Ja, bin ich… gewissermaßen!“ antwortete ich zögernd.

„Aber wieso fliegst du vom Himmel und wer bist du?“

„Dies würde ich dir gerne beantworten, doch ich schätze, es wäre klüger, wenn wir diese Unterhaltung verschieben, denn ich glaube da wird jemand ungeduldig.“ meinte ich und zeigte dabei unauffällig auf Sesshomaru. Die Miko sah mich darauf ernst an und nickte. Sie wollte gerade aufstehen, als ich sie nochmal zurückhielt und ihr ins Ohr flüsterte. „Ich weiß, das klingt überraschend, aber setzte jetzt bitte nicht mehr deine Pfeile ein. Du wirst nur seinen Panzer treffen, aber nicht seinen Arm.“

„Woher weißt du…?“ fing sie an, doch wurde sie von mir unterbrochen.

„Vertrau mir einfach und lauf mit Miroku und Shippo in sichere Entfernung egal was passiert. Ich werde es dir und den anderen noch erklären. Aber nicht jetzt.“

Mit einem stummen Nicken gab sie mir ihr Vertrauen und lief zu den anderen.

Ich hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen und wandte mich dann zu Inuyasha, welcher wieder aufgestanden war und seinen Halbbruder böse anfunkelte.

„Wer immer du auch bist, bring dich lieber in Sicherheit.“ riet mir Inuyasha. Ich ignorierte seinen Rat und flüsterte auch ihm etwas ins Ohr. Ich musste nur leiser sprechen, da sein Bruder mich sonst hört.

„Inuyasha, bitte vertrau mir und pass auf. Wenn du ihn von seinem Menschenarm befreien willst, dann achte darauf, dass er nicht seine andere Hand verwendet, um sie dir in den Rücken zu rammen.“

„Woher willst du das wissen? Und wieso sollte ich auf dich hören?“

„Ich weiß es einfach! Also pass auf dich auf, und bitte hör auf mich.“

Er betrachtete mich nochmal mit einem etwas misstrauischen Blick, nickte aber dann.

Ich entfernte mich und sah dem Ganzen schweigend zu, hoffte aber, dass beiden nichts allzu schlimmes passierte.

Und so geschah es dann auch. Keiner von beiden war stark verletzt. Der Kampf hatte länger gedauert, aber er war fair. Irgendwie zumindest. Inuyasha hatte sein Schwert wieder… fürs erste. Und dadurch, dass Kagome keinen Pfeil mehr geschossen hatte, wurde sie auch nicht verletzt, was wiederrum bedeutet, dass der Halbdämon sie nicht nachhause schicken wird und sie ihm helfen kann.

Sesshomaru machte sich bereits wieder auf den Weg, doch ich hielt ihn auf. (Wie blöd kann man überhaupt sein.)

„Warte!“ rief ich ihm zu und er blieb tatsächlich stehen. //Wer hätte das gedacht?//

Na gut er blieb zwar stehen, aber er hielt es nicht für nötig sich zu mir umzudrehen, ganz im Gegenteil zu Jaken. „Was fällt dir ein Meister Sesshomaru anzusprechen, du schreckliches Menschenweib?“ schimpfte er auch schon los.

„Hör mal zu, du kleine Kröte. Mir fällt so einiges ein. Ich kann dich z.B. windel weich prügeln, wenn du nicht angemessener mit mir sprichst. Aber ich verschwende meine Worte nicht an dich, sondern bin hier um mit deinem Meister zu sprechen.“

„Meister, überlasst sie mir, ich werde…“ fing er an, wurde aber von dem Dämon unterbrochen.

„Was willst du? Soweit ich sehen konnte, bist du auf der Seite des Halbbluts, weshalb ich keinen Grund sehe mir deine Worte anzuhören.“ sagte er arrogant.

„Ich fürchte, ihr habt da etwas missverstanden. Ich bin neutral. Ich bin nicht gegen euch. Ich wollte lediglich vermeiden, dass Inuyasha nicht zu stark von dir… äh, euch verletzt wird. Außerdem hättet ihr so oder so das Schwert verloren und…“ doch bevor ich weitersprach schlug ich mir selbst die Hand auf den Mund. Soviel wollte ich nun auch nicht erzählen. Doch Sesshomaru hatte das anscheinend schon gereicht um misstrauisch zu werden. Er warf mir einen undefinierbaren Blick zu.

„Und woher willst du das so genau wissen?“ Ich hatte das Gefühl, dass sein Blick bei diesen Worten noch eine Spur kälter wurde.

„Ich… weiß es eben. //Was mach ich nur? Was mach ich nur?// Ich weiß es, weil…“

//Denken, denken, denken! Was soll ich ihm bloß sagen// Ich gab einen Seufzer von mir. „Ich hab geraten. Ich werde euch das irgendwann etwas genauer erzählen, aber nicht jetzt. Außerdem hätte ich eine Bitte an euch.“

„Eine Bitte?“
 

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Eine Bitte und Mission 1

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3. Kapitel

Die Bitte und Mission 1
 

„Ja. Ich bitte darum, euch begleiten zu dürfen. Natürlich werde ich euch nicht zur Last fallen.“ //Oh man, wie ich das hasse, so höflich zu sein. Und auch noch zu dem da. Naja, kann man nichts machen. Jetzt heißt es erst mal ein schleimen was das Zeug hält.//

„Was hätte ich davon, einen Menschen mit mir reisen zu lassen. Und wieso reist du nicht einfach mit meinem Halbbruder?“

„Gewiss werdet ihr noch einen Nutzen aus mir ziehen können. Dies versichere ich euch. Mit Inuyasha werde ich ein andermal weiter reisen, aber im Moment würde ich gerne mit euch ziehen, wenn das möglich wäre. Außerdem fällt mir ein, dass ihr euch doch sicher noch an Naraku rächen wollt. Dafür, dass er euch sozusagen nur als Mittel zum Zweck gesehen hat.“

„Woher weißt du von Naraku und welche Art von Nutzen könnte das sein, den ich an dir hätte?“

„Nun wie ich schon sagte…“ Ich machte kurz Pause, verschränkte aber dann die Arme vor der Brust und warf ihm einen wissenden Blick zu. „… ich weiß mehr, als ihr euch vorstellen könnt“

„Und was wäre das?“

„Ich könnte euch den Aufenthalt von Naraku nennen. Ich weiß nicht, wo er sich jetzt aufhält, aber ich weiß wann und wo er das nächste Mal auftaucht.“

„Rede keinen Unsinn, Menschenweib!“ gab Jaken von sich. „Wie könnte so jemand Unwichtiges wie du wissen, wo sich Naraku als nächstes aufhält. Das kann nur eine Falle bedeuten, Meister. Lasst sie mich für euch sofort erledigen. Ich werde…“

Doch bevor er weiter sprechen konnte, wurde er von seinem Herrn barsch unterbrochen. „Jaken, sei still“

„Jawohl Meister, verzeiht“ erwiderte dieser eingeschüchtert.

Als ich wieder Sesshomarus Aufmerksamkeit hatte, gab er mir mit seinem Blick zu verstehen, fortzufahren.

„Auch wenn ihr das wahrscheinlich ungern macht, aber es wäre am besten, in der Nähe eures Halbbruders zu bleiben, denn Naraku wird in wenigen Tagen bei ihm vorbeischauen.“

„Mir scheint, dass du die Wahrheit sagst. Meinetwegen, du kannst mit mir reisen, aber vergiss nicht, dass ich keinerlei Rücksicht auf dich nehme.“

„Natürlich! Vielen Dank! Wie ich schon sagte, ich werde euch nicht zur Last fallen.“ //Ich werde lediglich versuchen eure harte Schale zu knacken, um den weichen Kern herauszuholen, welcher mit Sicherheit irgendwo in euch drin steckt.// Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und bevor ich komplett im Wald verschwand, hörte ich noch die Stimmen von Inuyasha und den anderen.

„Hey, bist du verrückt geworden oder willst du sterben. Ich warne dich nur, bleib lieber hier“ rief mir Inuyasha zu.

„Er hat Recht. Komm lieber mit uns mit. Sesshomaru wird dich sonst noch umbringen. Du kennst ihn nicht. Er wird kurzen Prozess mit dir machen“ stimmte ihm Kagome zu.

Ich wandte mich ihnen nochmal zu, schenkte ihnen ein strahlendes Lächeln und erklärte selbstsicher „Keine Sorge, ich pass schon auf mich auf. Ihr denkt zwar, ich kenne ihn nicht, aber… da täuscht ihr euch gewaltig. Ich bin mir sicher, dass er nicht so schlimm und kalt ist, wie alle denken. Ich weiß es einfach“. Ich drehte mich wieder um und setzte während dem gehen noch ein „Ach, und Inuyasha. Ich rate dir, nicht länger in der Vergangenheit zu leben und nach vorne zu sehen, denn sonst wirst du dem Menschen der dir am wichtigsten ist, unsagbare Schmerzen zufügen. Ich hoffe du beherzigst diesen Rat“ an. Damit verschwand ich mit den anderen im Wald. Ich konnte noch hören, wie Inuyasha mir hinterher schrie. „Hey, was meinst du damit?“
 


 

Wir gingen jetzt schon seit ca. 3 Stunden und mir taten schon die Füße weh. Ich gab einen leisen Seufzer von mir und dachte //Oh man, das halt ich doch nie aus. Schon bei den Shoppingtouren mit meiner Freundin hielt ich das nie aus, wieso also dann hier? Was hab ich mir nur dabei gedacht, ausgerechnet mit ihm zu reisen? Und dieser nervige Gnom macht es auch nicht besser. Aber ich muss stark bleiben. Ich muss einfach immer einen Fuß vor den anderen setzen, und solange ich gehe, kann ich auch nicht einschlafen. Naja… zumindest hoffe ich das//.

Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich gar nicht merkte, wie der Dämon anhielt und ich NATÜRLICH gegen ihn stieß und auf den Boden plumpste.

Ich rieb mir das Hinterteil und murmelte ein „Entschuldigung“.

Doch Sesshomaru machte es anscheinend gar nichts aus, im Gegensatz zu Jaken, welcher gleich los zeterte. „Wie kannst du es wagen, du widerliche Kreatur?“

Mir war das aber zu blöd, weswegen ich zuerst mal aufstand, um dann auch zurück zureden. „DU brauchst dich gar nicht aufregen. Ich habe schon aufgehört zu zählen, wie oft du schon gegen Sesshomarus Bein gelaufen bist. Und wenn hier jemand schon eine widerliche Kreatur ist, dann ja wohl du.“

Der Gnom war wohl etwas überrascht, denn er gab keinen Ton von sich. //Das ist ein wahres Wunder// dachte ich schmunzelnd. Aus den Augenwinkeln sah ich die leicht verwirrte Miene Sesshomarus. Ist ja klar. Woher sollte ich denn auch wissen, wie oft Jaken schon gegen ihn geknallt ist. Aber egal. Viel wichtiger ist jetzt, warum er angehalten hat. Meine gedankliche Frage wurde mir auch sofort beantwortet.

„Wir rasten hier!“ bestimmte er.

//Hä?! Wie? Was? Wieso denn das? Er braucht doch überhaupt keine Pause. Und wegen Jaken wohl kaum. Na mal sehen.//

„Äh Sesshomaru… wieso rasten wir? Du hast doch gar keine Pause nötig und Jaken kann auch nicht der Grund sein. Also wieso?“

„Sie mal einer an! Deinen höflichen Ton hast du aber schnell abgelegt.“

„Oh… ja, naja, ich schätze,… //Was sag ich ihm denn jetzt? Etwa, dass ich mich vorhin nur ein geschleimt habe?//… sobald ich jemanden besser kenne, lege ich meistens diesen Ton ab. //Puh, grad nochmal gerettet//. Außerdem habe ich ja trotzdem noch Respekt vor dir. Also wieso haben wir denn nun angehalten?“

Er warf mir einen seltsamen Blick zu, antwortete aber dann.

„Du sagtest, ich müsse in der Nähe Inuyashas bleiben. Er hätte mich gerochen, wenn wir zu nah wären. Sie haben in dem Dorf angehalten. Wir bleiben hier solange bis etwas Interessantes passiert.“

„Oh! Na dann sag das doch gleich.“
 

Die Sonne ging bereits unter und der Himmel färbte sich langsam rot. Wir ließen uns alle nieder und schwiegen einfach nur. Ich wusste ja, dass er nie redet. Mit wem denn auch? Jaken? Natürlich nicht. //Na gut, versuchen wir´s einfach mal. Operation, „Sesshomarus harte Schale knacken“ startet. Mission 1: Mit ihm ein Gespräch anfangen. Schon das wird sicher schwer, aber hey, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.//

Ich ging meinen Plan nochmals durch und sobald ich damit fertig war, würde ich die Mission starten.
 

Sesshomaru währenddessen, dachte über dieses Mädchen nach, welches er nun zu seinen Anhängseln zählen konnte. Einerseits gab er Jaken recht. Wie könnte so ein einfaches Menschenmädchen wissen, wo sich dieser Naraku befindet, wenn sie nicht selbst der Feind wär. Andererseits konnte er auch in ihren Augen weder Angst noch Lügen sehen. //Also wer ist dieses Mädchen und wo kommt sie her? Diese Miko neben seinem Halbbruder sagte, sie käme aus der Neuzeit. Meint sie damit, sie kommt aus der Zukunft?// Egal wie lange er auch darüber nachdachte, er kam auf kein hundertprozentiges Ergebnis. Dann musste er sie wohl oder übel fragen. Er machte es ungern, aber was sein muss, muss sein. Und als hätte sie seine Gedanken gelesen, kam sie plötzlich auf ihn zu, um sich dann vor ihm nieder zu lassen und ihm unentwegt in die Augen zu starren. Ihre Aura war seltsam. Einerseits war sie hell und strahlend wie die Sonne. Doch andererseits war sie dunkel und düster, so wie die Nacht. Ihr Geruch war auch komisch. Sie roch nicht so ekelerregend wie die meisten Menschen hier. Sie duftete nach Flieder. Sowas ist eher selten bei den Menschen. Auch diese Kagome roch nicht so widerlich. //Liegt das vielleicht daran, dass sie aus einer anderen Zeit stammen?// Und das Seltsamste waren ihre Augen. So strahlend wie ein Kristall. Aber genug, dieser Dinge. Es konnte ihm ja eigentlich egal sein.
 

Hikari hatte sich bereits auf dem Weg zu ihm gemacht. Schlussendlich setzte sie sich vor ihm und versuchte in seinen Seelenfenstern zu lesen. Doch nix, nada, niet. Er ist ein Buch mit sieben Siegeln. Das einzige, was ich darin sehen konnte war Eis. Nichts als Eis. //Da wird einem ja kalt.// Ich gab noch einen Seufzer von mir, als ich dann schließlich zu reden begann.

„Also…, ich…“ doch bevor ich weiterstottern konnte, unterbrach er mich mit einem „Wie ist dein Name?“.

Ich war darauf nicht vorbereitet, weswegen ich für einen kurzen Moment einen… etwas verwirrten Ausdruck machte. Doch ich registrierte seine Worte schnell und antwortete.

„Ich heiße Hikari!“

//Hikari heißt doch Licht! Ist das ein Zufall?// schoss es ihm durch den Kopf.

Nachdem er seine Antwort hatte wandte er sein Gesicht wieder ab.

Dem Mädchen war sofort klar, was dies zu bedeuten hat. //Ignoranz, Arroganz und alle anderen schlechten Eigenschaften. Wie ich das doch hasse.//

„Sesshomaru, ich würde gerne mit dir reden. Und mir würde es sehr viel bedeuten, wenn du mir in die Augen siehst. Und auch wenn ich nur ein Mensch bin, solltest du doch am besten wissen, wie unhöflich das ist.“

Ich wusste nicht was es war, aber er sah mir wieder in die Augen und das war schon mal der erste Schritt zur Besserung.

Der Dämon wartete auf ihre Frage die sie ihm offensichtlich stellen wollte. Er selbst wollte sie zwar sowieso noch fragen, aber da fiel ihm ein, dass sie sagte, sie würde es ihm irgendwann erklären. Also würde er warten.

„Ähm… wieso ist es dir so wichtig, Macht zu haben. Du hast doch eh schon so viel. Du hast den Reichtum von deinem Vater geerbt, und du hast Tensaiga. Du denkst vielleicht es wäre nutzlos, aber glaub mir, du täuscht dich. Außerdem brauchst du doch gar kein Schwert. Du hast deine Energiepeitsche, dein Gift, deine Schnelligkeit und deine Klauen. Und nicht zu vergessen, kannst du dich auch noch in einen monströsen Hund verwandeln. Wozu willst du Macht, wenn du sie eh schon längstens besitzt?“

Es ging mir viel zu schnell, als das ich etwas hätte tun können. Denn in Sekundenschnelle wurde ich mit Sesshomarus Hand an meinem Hals an den nächsten Baum genagelt. Er hatte seine Augen verengt und knurrte ununterbrochen.

„Woher weißt du so viel über mich?“

„Du hast meine Frage nicht beantwortet. Wenn du etwas wissen willst dann rede du zuerst.“ Während ich dies sagte versuchte ich, mich aus seinem Griff zu lösen indem ich ihm meine Nägel ins Handgelenk bohrte. Zum Glück hatte ich sie erst gefeilt. Es richtete leider nicht viel aus, auch wenn man sogar kleine Kratzer sehen konnte. Aber wenigstens lockerte sich sein Griff und ich konnte wieder atmen und schlucken.

„Das geht dich gar nichts an und ich glaube nicht, dass du in der entsprechenden Lage bist, um Forderungen zu stellen, also antworte, oder ich töte dich“ zischte er.

„Das ist dein Problem, du kannst nur nicht akzeptieren, dass ich recht habe. Und deswegen überspielst du es, indem du jeden, der die Wahrheit sagt umbringst. Glaubst du wirklich, dass das die Lösung ist? Es läuft nun mal nicht alles so, wie man es will und man muss lernen, damit klarzukommen. Du hörst das sicher nicht gerne, aber dein Vater wäre sicherlich enttäuscht. Du bist zwar stark, aber was heißt das schon. Du hast mit Sicherheit noch nie zuvor Liebe für jemanden empfunden, abgesehen von deinen Eltern. Sag mir, dass ich falsch liege und ich nehme alles zurück“ sagte ich laut. Die Hände zu Fäusten geballt, sah ich ihm unentwegt in die Augen und wartete auf irgendwelche Anzeichen für Wut oder dergleichen. Aber so schnell konnte ich gar nicht schauen, da landete ich schon auf dem harten Boden. Sesshomaru wandte sich ab und verschwand im Wald.

Jaken hatte dem Ganzen schweigend zu gesehen, wobei ihm zum Schluss der Mund aufklappte. Wieso hatte sein Meister dieses Weibsstück nicht getötet. Er… ist einfach gegangen. Er verstand es einfach nicht, wieso das Weib noch lebt, obwohl sie doch so unhöflich mit ihm gesprochen hat. Was war nur mit seinem Herrn los, dass er ihr nicht den Gnadenstoß gegeben hat.

Während Jaken weiter grübelte, saß Hikari völlig perplex an den Baum gelehnt, und starrte vor sich hin.

Ich blinzelte noch ein paarmal verwirrt, bis ich registrierte, dass ich noch am Leben war. //Memo an mich selbst: Sesshomaru nicht unnötig reizen// dachte ich.

Aber wieso hatte er mich losgelassen. Nur kurz drücken und das wär´s mit mir. Hmm… ich versteh ihn nicht. Aber was jetzt noch viel wichtiger ist, die Mission ist fehlgeschlagen. Ich gab einen Seufzer von mir. Das würde noch ein steiniger Weg werden. Aber eigentlich hatte ich ja nur die Wahrheit gesagt,… oder nicht?

Und schließlich musste es ihm ja jemand mal sagen. Und wenn ich es nicht gemacht hätte, wer dann? Vielleicht hatte es ihn ja so geschockt, dass ich, ein Mensch ihm so die Meinung gegeigt hatte.
 

Wenn sie nur bloß wüsste wie recht sie hatte. Denn nicht weit entfernt saß der mächtige Dämon an einem Baum. Er ließ sich die Worte des Mädchens immer wieder durch den Kopf gehen und überlegte zwischendurch, ob er sie für diese Frechheit köpfen oder ins Feuer werfen sollte. Niemand war ihm gegenüber so respektlos. Nach weiterem Nachdenken, kam er zu dem Schluss, sie nicht zu töten. Und leider musste er sich eingestehen, dass sie in manchen Dingen recht hatte. Er hatte noch nie Liebe empfunden. Wozu auch? Es ist nur eine weitere Schwäche, welche er nicht gebrauchen konnte. Und genau das würde er ihr auch sagen. Er hatte sich zwar nicht vor ihr zu rechtfertigen, aber er musste zugeben, dass sie eine Antwort verdiente. Er hatte beschlossen sie mit sich ziehen zu lassen und somit mehr über sie heraus zu finden.

Während er zurück ging, dachte er noch darüber nach, ob sie damit recht hatte, dass Naraku kommen würde. Nicht mehr lange und er würde es erfahren.
 

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Wiederholung von Mission 1 und Sesshomarus Plan

Als er beim Lager ankam, fand er einen schnarchenden Jaken vor. Doch Hikari fehlte. Sofort überkam ihn die Wut,… die Wut über dieses Mädchen und ihre Dreistigkeit. Er wollte sie schon suchen gehen, doch im selben Moment wurde ihm bewusst, was er gerade vorhatte. Wieso sollte er sie suchen, wenn er sie doch sowieso nur mitnahm, weil sie ihn so höflich darum gebeten hatte. So hatte er sie wenigstens los. Also sprang er auf einen Baum, sah sich die Umgebung an und erblickte plötzlich einen Menschen. Aber nicht irgendeinen Menschen, sondern Hikari, welche es sich anscheinend etwas weiter entfernt auf einem hohen Baum bequem gemacht hatte. Er fragte sich wieso sie ihm nicht Bescheid gesagt hatte, schließlich könnte sie, ein schwacher Mensch schnell als Mahlzeit eines niederen Dämons enden. Wie konnte sie nur so unvorsichtig sein?

Auch wenn es nicht seine Art war, konnte er es sich einfach nicht nehmen lassen die 15-jährige zu erschrecken. Sie hatte ihre Augen geschlossen, er erkannte aber, dass sie nicht schlief, da sie nicht regelmäßig atmete. Er näherte sich dem Baum wie ein Raubtier, welches seine Beute jagt. Als er auf den Ast sprang, auf dem auch sie saß, ließ er sich dicht hinter ihr nieder. Normalerweise würde er sich niemals einem Menschen so nähern, aber bei ihr machte es ihm komischerweise nichts aus. Er beugte sich etwas vor und hauchte ihr dann die Worte „Pass auf, dass du nicht runter fällst“ ins Ohr.
 

„WAAAAAAAH!“ schrie ich und wäre vor Schreck beinahe vom Baum gefallen, wenn mich Sesshomaru nicht festgehalten hätte. Wenn er nicht derjenige wäre, der mich so erschreckt hat, hätte ich mich bedankt.

„Oh man, mach das nie wieder, ich hatte fast einen Herzinfarkt.“

„Aber eben nur fast.“

„Stimmt auch wieder, aber eine Frage“ sagte ich vorsichtig.

„Und die wäre?“

„Wer bist du und was hast du mit Sesshomaru gemacht?“

Er schaute einen Moment verwirrt, weswegen ich mich gezwungen fühlte, den Grund für diese Frage zu erklären.

„Naja, du zeigst zum ersten Mal Humor, das ist schon etwas unheimlich. Die Frage war nur reine Vorsichtsmaßnahme.“

„Bilde dir bloß nichts darauf ein, das war nur einmalig.“

„Aber warum, ich finde der Humor steht dir.“

„Treib es nicht zu weit!“ meinte er bedrohlich.

Ich seufzte und machte es mir wieder auf dem Ast bequem. Ich warf einen Seitenblick zu dem Dämon, welcher sich jetzt neben mir breit machte. Direkt vor uns konnte man einen strahlenden Mond sehen. Ich sah wie das Mondlicht Sesshomarus silbernes Haar zum glänzenn brachte und die Kälte in seinen Augen ein wenig abnahm. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen und ich dachte //Ich schätze, das sind solche Momente in denen seine Maske zu bröckeln beginnt//.

Auch seine Lippen zierte ein hauchdünnes Lächeln.

Mein Blick sowie auch der Sesshomarus wanderten zum Mond. Wir sagten nichts, wir genossen einfach nur die Ruhe. Der Wind spielte mit unserem Haar und ließ es verschmelzen, um es im nächsten Moment wieder auseinander zu zehren.

Ich beschloss, meinen Plan weiterzuführen und die 1. Mission zu wiederholen. Außerdem durfte ich nicht vergessen, dass Rin ja auch noch mithalf. Wenn auch unbewusst. Aber bis sie den Dämon traf, dauerte es noch ein Weilchen.
 

Nach einiger Zeit wurde ich müde, doch ich wollte noch nicht schlafen. Ich wollte so gerne noch diese Aussicht und Ruhe genießen. Doch leider blieb ich nicht wach. Nein, ich wurde so schnell von meiner Müdigkeit übermannt, dass ich einfach die Augen schloss und mich zurückfallen ließ. Ich war bereits eingeschlafen und merkte somit auch gar nicht, dass ich das Übergewicht verlor und im Begriff war vom Baum zu fliegen.
 

Sesshomaru dachte zwar eine Weile noch über sein Verhalten nach, doch einige Zeit später verschwendete er keinen weiteren Gedanken mehr daran. Er warf keinen einzigen Blick auf das Mädchen neben ihm. So bemerkte er zuerst auch gar nicht, dass sie gerade eingeschlafen war und nun kurz davor war runterzufallen. Doch er hörte im nächsten Moment ein Knacken, welches wahrscheinlich vom Ast, auf dem sie saßen, kam und wandte seinen Kopf schnell zu ihr. Sie kippte gerade hinten über, doch er begab sich im selben Moment schnell nach unten und fing sie auf. Seltsam war es schon. Sie war so plötzlich eingeschlafen, obwohl sie vor ein paar Sekunden noch hellwach schien.

Er trug sie wieder zum Lagerplatz zurück und legte sie nah am Feuer, welches Jaken bereits entfacht hatte, auf den Boden. Er lehnte sich an einen Baum und schloss die Augen.
 

Ich wachte am frühen Morgen auf, ich sah mich kurz um und mir fiel auch wieder ein, dass ich nicht zuhause war. Ich befand mich jetzt tatsächlich im Mittelalter Japans. //Ist das cool// schoss es mir durch den Kopf. Ich sah zu Jaken, welcher noch tief und fest schlief. Dann traf mein Blick den Sesshomarus. Sein üblicher kühler Blick zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht, schließlich hatte ich nichts anderes erwartet. Und auch wenn ihr es jetzt nicht glaubt, das Wichtigste fiel mir erst jetzt ein. Wieso sprachen hier alle deutsch? Ok, in der Serie sprechen zwar anfangs auch alle deutsch, aber im Original ist es doch japanisch. Und selbst wenn jetzt noch deutsch gesprochen wird, dann wird sich das aber ab der 105 Folge mit Sicherheit ändern. //Oje! Naja, bis dahin ist ja noch Zeit!//.

Hmm… heute wird der Kampf gegen diesen Waldgeist stattfinden, glaube ich zumindest. Am Nachmittag sollte Naraku dann also erscheinen, wenn nicht sogar schon früher, da Kagome ja auch da war.

Ich ging zu Sesshomaru und ließ mich wieder vor ihm nieder. Mein einziger Gedanke war, die 1. Mission zu widerholen. Er wird mich nicht so einfach los, dies wird ihm früher oder später klar werden.

„Hey,… ähm… darf ich mal mit dir reden?“

Er sah mich auffordernd an, was mich dazu verleitete, weiter zu sprechen.

Ich atmete nochmal tief durch und fuhr dann fort.

„Na gut, ich fange wieder mit einer Frage an. Warum verschließt du vor jedem dein Herz?“ Ich wartete… und wartete auf eine Antwort. Diese kam aber nicht, doch ich gab die Hoffnung nicht auf.

„Wieso antwortest du nicht. Was ist dein Grund für diese Verschlossenheit?“

Er hatte in der Zwischenzeit sein Gesicht abgewandt, doch bei meinem letzen Satz warf er mir einen abschätzenden Blick zu. Aber einige Zeit später drehte er sich wieder weg. Ich seufzte und stand auf. Meine Stimme war leise, aber deutlich, als ich sprach: „Dann antworte mir eben nicht, aber glaub mir, ich gebe nicht auf. Ich weiß, dass du kein schlechter Dämon bist und ich werde auch niemals daran zweifeln“.

Ich wandte mich ab und ging wenige Schritte, bis ich am Ende der Lichtung ankam. Ein kurzes „Ich gehe spazieren“, und ich verschwand im Wald.

Ich bemerkte nicht mehr, wie Sesshomaru mir ungläubig hinterher sah.
 

Wie konnte sie nur so etwas denken? Wie konnte sie glauben, dass er kein schlechter Dämon war? Sesshomaru konnte sich einfach nicht erklären, woher Hikari den Mut nahm, so mit ihm zu reden. Es schien ihm fast so, als wüsste sie ihn besser kennen, als er selbst. Sie hatte irgendein Geheimnis, welches er zu gern lüften würde. Doch so einfach war das leider nicht. Sie würde wahrscheinlich nicht mal damit rausrücken, wenn sie kurz vorm Sterben wäre. Er konnte sie also nicht zwingen, es ihm zu sagen. Hmm…, sie sagte, sie wüsste mehr, als jeder andere hier. Aber woher und was genau wusste sie noch alles? Zuerst der Aufenthalt von Naraku und dann seine halbe Vergangenheit. Wer und was war sie, und vor allem woher kam sie? So viele Fragen spukten in seinem Kopf, nur leider fand er auf keine einzige eine Antwort.

Doch plötzlich kam ihm die Idee. Ein Grinsen schlich sich über seine Züge, als er seinen Plan durchging. Egal, was sie nun war, sie blieb eine Frau und bis jetzt war ihm jede Frau verfallen. Er musste nicht einmal viel dazu beitragen. Also wird er sie einfach dazu bringen, es ihm freiwillig zu erzählen. Das würde ein Kinderspiel werden. Egal, ob Dämon oder Mensch, wenn er es darauf anlegte, konnte ihm keine Frau widerstehen und bei ihr wird es gewiss nicht anders sein. Und sobald er seine Antworten hatte, würde er sie töten und zurücklassen. Sie sollte für ihre Respektlosigkeit büßen. Außerdem konnte er ein weiteres Anhängsel nicht gebrauchen und schon gar kein menschliches, auch wenn ihre Aura etwas anderes sagte.
 

Währenddessen bei Hikari:
 

Ich war jetzt doch schon etwas weiter entfernt, als geplant. Und das Schlimmste an allem war, dass ich mich sowas von verlaufen hatte. Ich ging einfach in irgendeine Richtung, in der Hoffnung wieder zu Sesshomaru zu kommen. Doch leider kam ich nicht dort an. Ich näherte mich Geräuschen, welche auf einen Kampf hindeuteten. Ich war zwar noch im Wald, hörte aber schon Inuyashas Geschrei. Ich hoffte nur, dass es mit Kagome nun besser klappte, diesen Kampf zu gewinnen. Ob Naraku wohl trotzdem erscheint?

Nach wenigen Sekunden trat ich auf eine Lichtung, auf welcher ich aber nicht allein war. Nein, ein paar Meter von mir entfernt stand Naraku in seinem Paviankostüm, dessen Blick auf den Kampf in der Nähe gerichtet war.

//Wenn man vom Teufel spricht// schoss es mir nur durch den Kopf. Aber momentmal, ich kann mich nicht verteidigen. Ich sollte mich lieber ganz schnell vom Acker machen, bevor er mich noch bemerkt. Doch zu spät, er drehte sich zu mir und schien mich zu mustern, bevor er mich in einem neugierigen Ton fragte: „Wer bist du?“.

Ich sah ihn zuerst etwas verblüfft an, denn schließlich dachte ich, er würde mir gleich den Kopf abschlagen, nur weil ich ihn in seiner Beobachtung gestört hatte. Doch dem war nicht so.

„Tja, das ist hier die Frage. Ich kann dir nur meinen Namen sagen, den Rest wirst du eines Tages noch erfahren. Damit musst du dich erst mal zufrieden geben.“

„Und wie ist dein Name?“

„Ich heiße Hikari, es freut mich dich kennenzulernen… Naraku.“

„Woher weißt du meinen Namen, Menschenmädchen?“ fragte er nun misstrauisch.

„Also erstens: Wozu verrate ich dir meinen Namen, wenn du mich dann sowieso Menschenmädchen nennst? Und zweitens: Ich weiß nicht nur das, ich kenne auch dein menschliches Herz, welches sich nach Kikyo sehnt.“

Als ich das sagte, warf ich ihm einen wissenden Blick zu und einer meiner Mundwinkel hob sich ein Stück. Ich weiß, was ihr jetzt denkt, wie kann die so blöd sein und alles verraten, die bringt sich ja nur in Gefahr. Aber hey, was kann denn schon groß passieren?

Diese Frage sollte mir auch gleich beantwortet werden, denn Naraku raste auf mich zu und stand in Sekundenschnelle vor mir. Ich musste zu ihm hoch sehen, da er gut einen Kopf größer war. Auch wenn ich jetzt schreien, weglaufen oder dergleichen machen sollte, tat ich das nicht. Ich blieb einfach nur gelassen stehen und starrte ihn an. Wahrscheinlich würde er mich gleich fragen, woher ich das weiß, aber bevor er zum Sprechen ansetzten konnte, fing ich schon an zu reden.

„Wärst du so freundlich deine Maske abzunehmen, ich weiß, sowieso wie du aussiehst.“

„Wieso sollte ich und woher weißt du so viel über mich?“ fragte er mich gereizt.

Ich überlegte einen Moment, bevor ich weiter sprach.

„Ich erzähle es dir, wenn du deine Maske runter nimmst.“

Er zögerte einen Augenblick, nahm sie aber ab.

„Also, ich will Antworten!“ meinte er in einem herrischen Ton.

Manchmal sind er und Sesshomaru sich wirklich ähnlich. Natürlich würde ich sowas niemals laut sagen, denn sonst könnte ich mir die Radischen von unten ansehen.

Hm,… ich musste gestehen, dass die roten Augen gar nicht mal so übel aussahen, und wenn da nicht die Dämonen wären, welche hin und wieder aus seinem Körper kommen, würde er eigentlich wirklich gut aussehen. //Oh mein Gott, habe ich das gerade wirklich gedacht?//. Schon wieder eine Gemeinsamkeit mit Sesshomaru.

Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass ich ihm ja noch eine Antwort schuldig war.

„Ähm, ja also… das ist so,…“
 

Während Hikari über eine Lüge grübelte, wurde Sesshomaru auf die dunkle Aura aufmerksam, welche nur eine Person haben konnte. Naraku! Er fühlte irgendwie, dass Hikari gerade in Schwierigkeiten war. Woher er dieses Wissen nahm, war ihm allerdings unbegreiflich. Er flitzte los und nach wenigen Sekunden fand er sowohl sie, als auch Naraku vor. Er wollte gerade auf sie zu gehen, als er sie sprechen hörte.
 

„Ich komme aus einer Parallelwelt“.

Männer und ihre Kämpfe, und Hallo Neuzeit!

Jetzt bemerkte ich auch Sesshomaru und ich hätte jetzt zu gerne gewusst, was er dachte. Schließlich bekommt man sowas nicht ständig zu hören.

Mir war irgendwie klar, dass wahrscheinlich keiner von den beiden wusste, was eine Parallelwelt ist. Und eigentlich wollte ich doch nach einer Lüge suchen, aber wenn man das Ganze genau betrachtete, dann könnte man meine Welt im Gegensatz zu dieser ja als Parallelwelt bezeichnen.
 

Sesshomaru und Naraku währenddessen hoben nur eine Augenbraue, was meine Vermutung nur noch bestätigte. Und schon wieder eine Gemeinsamkeit. Fragt sich jetzt nur was passiert, denn schließlich haben sie wohl nicht wirklich die Antwort bekommen, die sie sich gewünscht hatten. Sie warteten wohl auf eine Erklärung. //Na dann mal los, was soll denn schon groß passieren?// Ich weiß, mein Optimismus war überwältigend, aber in solchen Situationen konnte ich einfach nicht anders.

„Hm…, sagen wir mal so, die Welt aus der ich komme ist außerhalb eurer Vorstellungen.“

Sie schienen sich damit nicht ganz zufrieden zu geben, doch mir war das egal. Falls sie wirklich mehr erfahren wollten, mussten sie sich etwas anderes überlegen, als mich Schmerzen erleiden zu lassen, was wahrscheinlich schon bald passieren wird. Ich seufzte resigniert und dachte nur: //Na das kann ja noch was werden//.

Plötzlich sah ich Narakus Blick über meinen Körper wandern, während sich ein Grinsen auf seine Züge schlich. //Das kann nichts Gutes bedeuten.//

Er wandte sich Sesshomaru zu, doch sein Grinsen blieb.

„Sesshomaru, gehe ich richtig in der Annahme, dass dieses Mädchen zu dir gehört?“

Ein Knurren entwich diesem und für einen kurzen Augenblick konnte ich etwas Rotes im Wald vorbei huschen sehen, doch im nächsten Moment stand auch schon Inuyasha auf der Lichtung. Seine Begleitung war auch bereits da und starrte verwirrt auf Sesshomaru, welcher sie aber ignorierte und weiterhin auf Naraku sah. Der Blick der Gruppe wanderte weiter, bis er bei mir hängen blieb.

„Oh man, schlimmer geht’s echt nicht“. Dabei klatsche ich mir auf die Stirn und somit waren jetzt ALLE Blicke auf mich gerichtet.

Ich konnte nichts dazu sagen und schaute deswegen in den Himmel. Nach einiger Zeit ergriff dann Inuyasha das Wort.

„Wer hätte das gedacht, du lebst ja noch.“

Ich wandte mein Gesicht dem Halbdämon zu und meinte mit einem Lächeln:

„Du hast es erraten, aber ich würde vorschlagen, dass ihr euch jetzt besser um den da kümmert. Schließlich seid ihr ja wegen ihm erst hergekommen.“ Bei diesem Satz deutete ich auf Naraku, welcher sich wieder mir zu wandte und mich mit unergründlicher Miene ansah. Seine Maske hatte er, schon bevor Inuyasha hier ankam aufgesetzt, doch dadurch, dass er so nah war, konnte ich auch in seine Augen sehen.

„Bist du Naraku?“ sprach nun Inuyasha, doch kaede beantwortete diese Frage.

„Das ist Onigumo!“

Naraku wollte schon zum Redem ansetzten, aber ich unterbrach ihn.

„Moment, darf ich das bitte schnell erklären, sonst kommen wir hier ja nie weiter.“ Bevor irgendein Wort von sich geben konnte, sprach ich schon weiter.

„Dankeschön! Also… nein er ist nicht wirklich Onigumo, zumindest nicht mehr. Onigumo war nur ein einfacher Bandit, er wurde von Kikyo, der Miko gepflegt. Doch er konnte und würde sich wahrscheinlich nie wieder bewegen können, weswegen er einen Pakt schloss. Er gab seine Seele den Dämonen und dafür gaben sie ihm Kraft und Macht. So hatte er die Chance das Juwel der 4 Seelen zu bekommen und das Herz Kikyo´s zu erobern. Doch die Dämonen in ihm hatten andere Pläne, sie wollten die Miko tot sehen. Er gab sich als Inuyasha aus tötete Kikyo. Sein Name ist jetzt Naraku und er wird alles daran setzten die Juwelensplitter zu kriegen und sie wieder zu einem zusammenzufügen.“

Das Bild, welches sich mir jetzt zeigte war einfach zum Totlachen. Inuyasha und seine Truppe fiel die Kinnlade herunter und Sesshomarus und Narakus Augen waren geweitet. Ich konnte mich vor Lachen gar nicht mehr einkriegen. Doch die Stimme, eines gewissen Jemand ließ mich sofort inne halten.

„Hm, sieht so aus, als könntest du mir mit deinem Wissen noch nützlich sein, kleine Hikari“ das war Naraku und es ist klar, dass dies nichts Gutes heißen konnte.

„Wer hätte das gedacht, du nennst mich ja doch beim Namen. Woher dieser Sinneswandel?“

„Das ist unwichtig! Kommst du also freiwillig mit oder muss ich Gewalt anwenden.“

„Tut mir ja leid, dass ich das sage, aber ich hätte nicht gedacht, dass du etwas anderes, als Gewalt kennst.“

„Du hast meine Frage nicht beantwortet“ sprach ruhig aber bedrohlich.

„Also, wenn ich ehrlich bin, dann würd ich…“ fing ich an, wurde aber von Inuyasha, welcher sich vor mich stellte, unterbrochen.

„Keh! Lass sie in Ruhe Naraku, ich bin dein Gegner.“

Doch jetzt mischte sich auch Sesshomaru ein.

„Verschwinde du widerliches Halbblut, das ist mein Kampf.“

Ich stöhnte genervt auf und dachte: //Man, ist das ihr Stolz, oder ihre Dummheit, die sie nicht zusammen kämpfen lässt?//

Leider würde mir diese Frage nicht beantwortet werden, das wusste ich jetzt schon.

//Aber was nun?// Sie stritten und wenn sie so weiter machten, dann würde Naraku noch verschwinden. //Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte. Welch Ironie//

Na schön, es wurde Zeit die Sache zu regeln, doch bevor ich das tat, schlich ich noch zu Kagome rüber, welche mich anscheinend gleich bemerkte.

„Hallo…ähm… Hikari, stimmt’s? Ich kann es echt nicht glauben, dass dich Sesshomaru noch nicht getötet hat.“

//Noch nicht? Was soll denn das jetzt heißen? Hm, die kann einfach immer nur das Offensichtliche sehen, naja sie wird ihre Meinung noch ändern, wenn sie erst Rin an seiner Seite sieht.// Kurz war ich darüber verwirrt, woher sie meinen Namen kannte, schließlich, hatte ich diesen gar nicht erzählt. Doch dann fiel mir ein, dass Naraku mich ja bei meinem Namen genannt hat. //Daher weiß sie es also//.

Ich beugte mich zu ihrem Ohr, um ihr meine Bitte an sie mitzuteilen.

„Kagome, ich hätte eine Bitte. Ich weiß, wir kennen uns kaum, aber ich werde dir alles, nagut fast alles erzählen, was ich weiß,… aber nicht hier. Wäre es vielleicht möglich mit dir in deine Zeit zu reisen? Dort ist sicher, dass uns niemand zuhört, außerdem wollt ich dich fragen, ob ich mir vielleicht Kleidung ausborgen könnte. Schließlich kann ich ja nicht ständig im Pyjama rumlaufen“ gab ich etwas verlegen von mir.

Sie schien im ersten Moment überrascht, da sie nicht sofort antwortete und sich ihre Augen leicht weiteten.

Doch schließlich nickte sie und gab mir somit das Zeichen zur Bestätigung.

Dies war erst mal geschafft. Jetzt nur noch die Männer. Ich ging auf die drei zu, welche schon zum Kämpfen begonnen hatten. Naraku war kurz vorm Verschwinden, als er nochmal hinter mir auftauchte und mir folgende Worte ins Ohr hauchte: „Wir sehen uns wieder, kleine Hikari!“

Ich drehte mich sofort um, doch er war schon verschwunden, worauf ich mein Gesicht gen Himmel wandte und eine Lilawolke davon fliegen sah. Er war weg und es sah so aus, als müsste ich nun wie ein Schießhund aufpassen, dass ich nicht gleich von ihm entführt werde. War ja klar, dass das passiert, wenn ich so viel plappere, aber ich konnte es mir einfach nicht verkneifen.

Da fiel mir ein, dass Inuyasha ja gar nicht die Spinne auf Narakus Rücken gesehen hatte. Na gut, dann musste ich es ihm eben sagen. Ich ging langsam auf ihn zu, bis mich eine mir wohl bekannte Stimme stoppen ließ.

„Wir gehen!“

//Sesshomaru! Verdammt, was mach ich jetzt? Ich kann ihm wohl kaum sagen, dass sich unsere Wege für einige Zeit trennen werden, obwohl… wieso sollte er mich nicht gehen lassen, er ist sicher froh, wenn er ein Anhängsel weniger hat.//

„Äh,… Sesshomaru, ich kann nicht mit“ gab ich kleinlaut von mir, woraufhin er stehen blieb, sie aber nicht zu mir wandte. Ich wollte nicht wirklich wissen, was er jetzt dachte.

„Ich werde dich nicht dazu zwingen, jetzt mitzukommen.“ Und schon ging er weiter.

Hatte ich das gerade richtig verstanden? Er lässt mich gehen? Hm… da muss es einen Haken geben, nur welchen? Ach egal! Ich zuckte mit den Schultern und tat die Sache damit ab.

„Also, wie hast du das geschafft, nicht von meinem Bruder getötet zu werden?“ fragte mich nun Inuyasha, welcher mich mit zusammen gekniffenen Augen musterte.

Mir war das sichtlich unangenehm und ich hatte das Gefühl, er würde mir nicht vertrauen. Ich konnte mich aber auch ihren.

„Wenn ich das wüsste, würde ich es dir sagen. Oh, da fällt mir ein, ich wollte euch noch sagen, dass sich auf Narakus Rücken eine Brandnarbe in Form einer Spinne befindet. Ich dachte, ihr solltet es wissen.“

„Woher willst du das wissen, das kann doch nur bedeuten, dass du zu ihm gehörst.“

Ich hatte also recht mit meiner Vermutung, er misstraute mir. Doch mir schien es so, als wäre er der einzige, aber wieso. Moment, nicht nur er, sondern auch Shippo und Kirara warfen mir diesen misstrauischen Blick zu. Was war hier nur bloß los?

Doch als sich Kagome in das Gespräch einmischte, verstand ich dieses Misstrauen.

„Inuyasha, lass gut sein, sie hat zwar ein dunkle Aura, aber auch eine reine und schließlich hat sie uns bis jetzt nichts getan, sie hat uns eher geholfen.“

Als Kagome endete, schenkte sie mir ein ehrliches Lächeln, worauf ich ihr einen dankenden Blick zuwarf. Doch erst jetzt drangen die Worte der Miko zu mir durch.

Sie sagte, ich hätte eine dunkle Aura, aber auch eine reine. Was sollte das denn bedeuten?

„Ähm… Kagome könnten wir sofort gehen? Ich möchte das so schnell wie möglich hinter mich bringen“ gab ich tonlos von mir.

„Natürlich, ich muss nur meinen Rucksack holen, und dann kö…“

Doch bevor sie den Satz zu Ende sprechen konnte, fiel ihr Inuyasha ins Wort.

„Momentmal, du kannst jetzt nicht einfach gehen, und schon gar nicht mit ihr, außerdem wird sie sowieso nicht durch den Brunnen kommen.“

Da war was dran, wer wusste schon, ob ich da überhaupt durch kam, obwohl… ich war ja nicht aus dieser Welt. Es sollte eigentlich kein Problem sein, zwischen den Zeiten zu reisen, oder? //Egal, probieren geht über studieren!//

„Das werden wir ja sehen!“ kam es von Kagome, welche sich nun auf den Weg Richtung Brunnen begab. Zügig folgte ich ihr, doch der Satz Inuyashas ließ uns inne halten.

„Kagome, bleib gefälligst hier, wir müssen doch die Juwelensplitter suchen.“

Ich sah wie sich die Hände der Miko zu Fäusten ballten.

//Hm, das wars dann wohl mit ihm. 3… 2… 1…//

„Inuyasha, Mach Platz!“
 

Das letzte Wort war gesprochen und Kagome und ich waren nach einiger Zeit beim Brunnen angekommen. Ohne großes Zögern sprangen wir beide rein und uns empfing dieses blaue Licht, welches ich schon so oft in der Serie gesehen hatte. Dies war also mal geschafft. Als wird dann aus dem Schrein schritten, kam uns Kagomes Familie entgegen. Sie stellte mich ihrer Verwandtschaft vor und nachdem dies getan war, gingen wir in Kagomes Zimmer. Ich fing gleich an alles zu erzählen, ich wusste, ich konnte ihr vertrauen, und schließlich kam sie ja auch aus der Neuzeit. Die Frage war nur, ob sie es mir glaubte. Leider war dem nicht so. Doch nach ein paar Beweisen, welche aus meinem Wissen von Vergangenheit und Zukunft bestanden schenkte sie meinen Erzählungen doch tatsächlich Glauben. Natürlich hatte ich ihr nichts davon erzählt, dass sie und Inuyasha zum Schluss zusammen kommen. Ich hatte sie auch nicht über Kikyos Pläne aufgeklärt, es wird zwar schmerzen, aber sie muss das allein durchstehen.

„Also weißt du wirklich über die Zukunft Bescheid.“

„Ja, aber ich darf nicht zu viel darüber erzählen, sonst verändert sie sich.“

„Und das wäre schlecht“ schlussfolgerte sie.

„Das wäre es allerdings! Oh, bevor ich es vergesse, ich würde es besser finden, wenn du den anderen noch nichts von all dem erzählst. Irgendwann wird es soweit sein, doch bis dahin sollte Stillschweigen bewahrt werden, verstehst du?“

„Ich verstehe und verspreche es, niemanden etwas darüber zu erzählen“ während sie dies sagte hob sie die Hand wie bei einem Schwur und ließ sie wieder sinken, als sie endete.

Ich atmete erleichtert aus und konzentrierte mich nun auf den letzten Punkt auf meiner imaginären Liste, welcher mir einen Grund gab, mit Kagome herzukommen.

Klamotten! Wie ich schon sagte, ich kann nicht die ganze Zeit im Pyjama herumlaufen.

„Aaalso… Kagome, könnte ich mir einpaar Klamotten bei dir ausborgen? Ich meine, hätte ich gewusst, dass ich einfach so in einer Anime- Serie lande, hätte ich mit Sicherheit Geld bei mir getragen.“

„Das ist nicht so schlimm! Ich hätte aber eine bessere Idee.“

„Und die wäre?“

„SHOPPEN!“

„Aber ich habe doch kein Geld bei mir.“

„Darum mach dir mal keine Sorgen, ich bezahl das.“

„Nein, das kann ich nicht annehmen.“

„Natürlich kannst du das.“

„Aber wird Inuyasha nicht wieder sauer, wenn du so lange weg bist?“ versuchte ich neutral zu sagen, doch irgendwie wollte mir das nicht gelingen, denn es schlich sich ein kleines Grinsen auf mein Gesicht, welches Bände sprach. Um ehrlich zu sein, war es mir nämlich wirklich egal, ob er sauer war, oder nicht, es war eher zum totlachen. Schließlich holte er sie teilweise ja sooft, weil er sie vermisst, nur leider ist er einfach viel zu stur, um es zuzugeben.

„Ach, soll der ruhig sauer werden. Mich würde es freuen, wenn wir uns besser kennenlernen könnten.“

„Na dann gerne!“
 

So gingen wir dann shoppen und blieben bis späten Nachmittag weg. Wir hatten uns super verstanden und beschlossen, so etwas öfter zu machen. Mit anderen Worten, waren wir jetzt wirklich gute Freunde. Doch der Spaß sollte uns nicht vergönnt sein, denn als wir in Kagomes Haus kamen und alle begrüßen wollten, fanden wir die Nervensäge mit den Hundeohren vor, welche mal wieder mit dem Kater spielte.

//Ich dachte immer, Hunde mögen keine Katzen, jedoch sagt dieses Bild das Gegenteil// ging es mir durch den Kopf, wobei sich ein leichtes Lächeln auf meinen Zügen breit machte.

„Hey, da seid ihr ja endlich!“ unterbrach Inuyasha meine Gedankegänge.

„Inuyasha ich wäre sowieso bald wieder gekommen“ erwiderte Kagome offensichtlich genervt.

Ich beschloss dieser, wie ich dazu sagen würde, unnötigen Diskussion ein Ende zu bereiten.

„Äh,… Leute, ich glaube es ist nicht nötig weiter zu reden. Inuyasha, Kagome und ich kommen gleich, in Ordnung?“

„Ja, ja, aber beeilt euch!“

Sofort gingen wir in Kagomes Zimmer und packten unsere Sachen zusammen. Als wir fertig waren, machten wir uns auf den Weg zum Brunnen. Ich hatte eine Glockenjeans und ein 3-viertelärmliges Shirt an. Dazu noch bequeme Sportschuhe und einen Rucksack mit Reservekleidung, Essen, Waschzeug und sonstiges.

Als wir am Brunnen angelangt waren, fanden wir einen ungeduldigen Inuyasha vor.

„Na wurde ja auch langsam Zeit!“

„Pah!“ gab ich nur von mir. Doch ich war schon froh, dass er nicht darauf reagierte.

So sprangen wir also wieder durch den Brunnen in die Feudal Ära. Dort angekommen setzte ich mich auf den Rand des Brunnens und begann zu überlegen, was ich als nächstes machen sollte. Kikyo würde bald auftauchen, es wäre also besser, ich würde einen anderen Weg nehmen und erst später zu ihnen kommen. Naja, auch egal.

„Hikari, willst du uns nicht auf unserer Reise begleiten?“ fragte mich Kagome freundlich. Ich wollte gerade etwas erwidern, als mir Inuyasha ins Wort fiel.

„Keh! Bloß nicht, ich muss sowieso schon dich beschützen und sie kann sich nicht einmal verteidigen, sie wäre uns nur ein Klotz am Bein.“

„Inuyasha, mach Platz!“

„Wofür war das denn?“

„Du kannst nicht einfach so gemein sein, wo soll sie denn sonst hin? Etwa wieder zu deinem Bruder?“

Bevor sie sich noch weiter streiten konnten, beschloss ich einzugreifen.

„Hey, Leute, ich werde sowieso nicht mitkommen, also bitte seid still.“ Dies hatte ich noch leise gesprochen, aber ich war durchaus im Stande lauter zu werden, wenn sie sich nicht besser benahmen.

„Hä?! Aber wieso denn?“ fragte nun Kagome verwirrt.

„Weil ich einen eigenen Weg gehen will und ich außerdem sowieso noch mit euch reisen werde, aber eben nicht jetzt. Ich zwinkerte Kagome noch einmal zu, um ihr meinen wirklichen Grund zu sagen. Und sie verstand anscheinend, Es war am sichersten, wenn ich nicht dabei war zu der Zeit, sonst würde ich alles nur verändern. Das werde ich zwar sowieso, aber in eine andere Richtung.
 

Damit war es beschlossene Sache, unsere Wege trennten sich und ich ging in irgendeine Richtung. Natürlich wusste ich, dass es nicht gerade ungefährlich für mich war, aber irgendwie würde ich das schon schaffen.
 

Ich war nun schon einige Stunden unterwegs und das einzige was ich sah, waren Bäume, Büsche und was sonst noch zu Wald gehört. Ich hatte Durst, denn meine Wasserflasche hatte ich schon ausgetrunken, meine Füße taten weh, aber ich blieb stark und ging einfach weiter. Ich würde so lange weiter gehen, bis ich etwas finden würde, dass etwas anderes als Wald war. Und so kam es auch, nach nicht allzu langer Zeit fand ich einen Fluss, an welchem ich meinen Durst stillen konnte. Ich kniete mich nieder und formte meine Hände zu einer Mulde, in die ich Wasser fühlte und in großen Zügen austrank. Als ich fertig war, fühlte ich noch meine Flasche voll, bevor ich sie wieder in meinen Rucksack packte und aufstand um gleich wieder weiter zu gehen. Doch als ich mich umdrehte und einen Schritt machen wollte, stieß ich gegen etwas und war somit im Begriff in den Fluss zu fallen, doch der Fall blieb aus. Stattdessen umschlang mich ein starker Arm und ich hörte wie mir etwas ins Ohr geflüstert wurde.

„Da bist du ja wieder!“

Wer ist dieser Sesshomaru?

Ich erstarrte und konnte in diesem Moment nicht wirklich glauben, was ich da hörte. Ich öffnete zaghaft meine Augen, welche ich zuvor geschlossen hatte und blickte in goldene.

„Se… Sesshomaru?!“ fragte ich verblüfft.

Er antwortete nicht,… und verzog auch keine Miene.

„Was machst du hier?“ Mein Misstrauen war nicht zu überhören, warum sollte ich ihm auch noch mal begegnen, zumindest so schnell hätte ich nicht damit gerechnet. Und außerdem hatte er seinen Arm um mich geschlungen. SEKUNDE! Hatte?

Von wegen, sein Arm lag noch immer um meine Taille. Aber wieso, er würde doch niemals einem Menschen so nah kommen, ganz zu schweigen von anfassen. Ausgenommen Rin, versteht sich. Jedenfalls nicht freiwillig.

„Das sollte ich lieber dich fragen!“ riss er mich aus meinen Gedanken. Irgendwie klang sein Ton anders als sonst, ich würde ja sagen, er sei auf Drogen oder betrunken, doch Drogen gab es in der Zeit noch nicht und er würde sich niemals betrinken, abgesehen davon würde er wahrscheinlich nüchtern bleiben als Dämon. Keine Ahnung, wieso ich das wusste. Es war einfach so. Aber zurück zu dem Gespräch.

„Naja, ich… wollte alleine weitergehen. Es ist besser, wenn ich zurzeit nicht mit ihnen reise, und… WARTE MAL! Wieso antworte ich dir überhaupt, ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.“

„Ach nein?“

//Hä?! Hab ich irgendwas verpasst, oder will der mir tatsächlich gleich weiß machen, dass ich ihm in irgendeiner Art etwas schuldig bin?//

Wieso hatte ich nur bloß so ein seltsames Gefühl?

„Wenn du dich recht erinnerst, hatte ich dich mit mir reisen lassen“ erklärte er selbstgefällig.

„Ja, aber im Gegenzug, hatte ich dir verraten wo Naraku ist“ konterte ich seinen Versuch, mich zum Sprechen zu bringen.

„Natürlich, aber vergiss du mal nicht, dass ich dich aufgefangen hatte, als du vom Baum gefallen bist. Wäre ich nicht da gewesen wärst du jetzt tot. Also schuldest du mir noch etwas.“

Mir fiel die Kinnlade runter und ich schaute ihn mit großen Augen an. Zuerst war in meinen Augen nur der Unglaube zu lesen, doch in Sekundenschnelle wandelte sich dies in Ärger und Wut. Doch bevor ich ihn anfauchen konnte, hielt er mir schon den Mund zu. Er hielt mir tatsächlich den Mund zu und kam mir dann auch noch beträchtlich nahe. Zu nah für meinen Geschmack.

„Du wirst mich wieder begleiten“ flüsterte er, doch ich verstand jedes Wort.

„Das werde ich ganz sicher nicht!“

„Dann muss ich dich wohl dazu zwingen.“

„Hattest du nicht gesagt, du würdest mich nicht zwingen mitzukommen?“

„Ich glaube, du hast da etwas falsch verstanden. Denk nochmal genau nach was ich dir damals gesagt hatte.“

Ich grübelte und überlegte wirklich fieberhaft, was er genau gesagt hatte, und plötzlich traf es mich wie ein Blitz. Er hatte doch gesagt er würde mich JETZT nicht dazu zwingen. Verdammter Mist, dieses JETZT ist schon längst wieder Vergangenheit. Hätte ich nur bloß besser zugehört, dann wäre mir sein mieses Wortspiel sicher nicht entgangen. Verdammt, verdammt, verdammt! Aber was sollte ich jetzt denn nur bloß tun. Ich musste nicht nur dieses blöde Schuld bei ihm noch begleichen, sondern auch noch mit ihm mitgehen. Anscheinend hatte er gemerkt, dass ich darauf gekommen bin, denn auf einmal grinste er mich wohlwissend an.

Ich knirschte mit den Zähnen und war wohl gerade dabei mein eigenes Grab zu schaufeln.

„Und wie willst du mich zwingen?“ fragte ich ihn herausfordernd. So einfach würde ich es ihm nicht machen.

Doch sein Grinsen wurde nur breiter und das verhieß meistens nie was Gutes.

„So!“ erwiderte er einfach und ich fragte mich schon, was er meinte, als ich plötzlich keinen Boden mehr unter den Füßen fühlte. Der warf mich doch tatsächlich gerade auf seine Schulter. Ich kam mir im Moment vor, wie ein Mehlsack.

„Hey, lass mich gefälligst runter du blöde, arrogante Töle.“ Oje, hatte ich das gerade wirklich laut gesagt? Ich hörte plötzlich ein lautes Knurren, welches meine Frage somit beantwortete. Ich blieb jetzt lieber still und starrte auf den Boden. Denkt euch nichts dabei, ich häng hier einfach nur so rum. Doch nach einiger Zeit tat mir schon der Kopf weh, da mir das ganze Blut in den Kopf lief. Also beschloss ich, ihn mal ganz nett zu fragen.

„Ähm… ich möchte ja nicht die Ruhe stören, aber lässt du mich bitte wieder runter. Mir tut der Kopf bereits weh und ich habe das Gefühl, das jegliches Blut, welches normalerweise in meinem ganzen Körper verteilt sein sollte, jetzt nur noch in meinen Kopf ist.“

„Wenn du mir dann weiterhin folgst, ist das kein Problem.“

Ich zog eine Schnute, weil es ja eigentlich genau das war, was ich sicher nicht getan hätte, aber ich wusste ja, dass er mich innerhalb eines Wimpernschlags einfangen könnte. Einfangen… oh man, eigentlich ist er hier doch der Hund und nicht ich.

Ich seufzte noch einmal laut und gab dann nach.

„Na schön!“

Er ließ mich sofort runter, jedoch nicht gerade auf die sanfteste Art. Nein, er ließ mich einfach fallen und ging dann weiter, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Tja, das ist der Sesshomaru, den ich kenne. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, während ich ihm folgte. Weglaufen hätte eh keinen Sinn.

Wir kamen schon bald bei Jaken an und ich sah diesmal nicht nur ihn, sondern auch Ahun. Ich lief auf ihn zu und sah ihn mir etwas genauer an. Nachdem ich mir sicher war, dass er mir gut gesonnen war, streckte ich meine Hand aus, um ihn etwas zu kraulen. Er gab darauf einen zufriedenen Laut von sich und ließ sich dabei unbeirrt weiter streicheln.

„Alsooo, wohin geht´s als nächstes?“ wandte ich mich nun an Sesshomaru.

„Wo befindet sich Naraku jetzt?“ fragte er mich kühl, ohne auf meine Frage einzugehen.

Ich sah ihn scharf an, antwortete ihm aber, auch wenn ihm diese Antwort wahrscheinlich nicht sehr gefallen wird.

„Ich weiß es nicht!“ kurz und bündig, ich werde ihm so oder so noch den Grund sagen aber zuerst wollte ich wissen, wie er reagiert.

Seine Augen verengten sich und er zischte: „Was?!“

„Ganz recht, ich hatte letztens gesagt, ich wüsste seinen Aufenthaltsort, aber ich sagte nicht, dass ich es immer weiß, ganz einfach“ meinte ich so ruhig wie möglich, und es schien sogar auf mein Gegenüber abzufärben, denn seine Augen nahmen wieder Normalgröße an und seine folgenden Worte bestätigten meine Vermutung nur.

„Weißt du, wo er als nächstes auftaucht?“ Seine Stimme war jetzt genau so ruhig und gelassen, wie ich sie kannte. Auch die Kälte war darin verborgen, aber ich war schon so sehr daran gewöhnt, dass es mich nun wirklich nicht mehr störte.

„Hm… lass mich kurz nachdenken, er taucht sehr oft bei Inuyasha auf. Am besten wäre es, wenn wir wieder in seiner Nähe bleiben. Doch wenn er das erste Mal kommt, dann lass das deinen Bruder erledigen, denn er wird nur eine Puppe dort erscheinen lassen. Sicherheitsmaßnahme, versteht sich. Und dann kämpfen sie in seinem Schloss gegeneinander. Mehr kann ich dir jetzt noch nicht sagen.“

„Das war schon ausreichend. Ich nehme an, du kannst mir nicht den Namen dieses Ortes sagen?“

„Du hast es erfasst!“

Damit war das Gespräch zu Ende, wir wanderten weiter und machten schon bald wieder eine Pause. Wahrscheinlich um in Inuyashas Nähe zu bleiben.

Die Nacht war bereits angebrochen und der Mond nahm nun die Stelle der Sonne ein.

Ich überlegte kurz, ging aber dann zu Sesshomaru, welcher sich auf dem Ast eines Baumes niedergelassen hatte. Ich kletterte auf den Baum und setzte mich ihm gegenüber. Er hatte seine Augen geschlossen, er schien mich zwar wahrgenommen zu haben, zog es aber anscheinend vor mich zu ignorieren. Tja, da hat er aber die Rechnung ohne mich gemacht.

Ich weiß, sowas könnte mich das Leben kosten, aber hey, probieren geht über studieren. Ich atmete noch einmal tief durch, und fing nach kurzer Zeit zu reden an.

„Ich weiß, du willst deine Ruhe haben, und wahrscheinlich hältst du es für reine Zeitverschwendung, sich mit einer widerlichen Kreatur wie mir zu unterhalten, aber… was ist denn so schlimm daran. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du schon lange niemanden mehr zum Unterhalten hattest, doch das möchte ich jetzt ändern. Ich glaube kaum, dass du jemals mit Jaken ein Gespräch geführt hast, und Gott bewahre, das kann ich sogar nachvollziehen. Ich will dich lediglich besser kennenlernen und glaub mir, ich bin dir auf keinen Fall böse gesinnt. Trotz meiner dunklen Aura habe ich wirklich keine schlechten Absichten.“

Ja das war lang, aber ich hatte doch recht, oder nicht? Im ersten Augenblick sah er mich verwirrt an. Ich konnte mir schon vorstellen wieso und klärte ihn deshalb auch sofort auf.

„Das mit der Aura weiß ich von Inuyasha und Kagome. Für ihn, Shippo und Kirara war ich beunruhigend, sie misstrauten mir.“ Man hörte den traurigen Ton in meiner Stimme und ich gab mir auch keine Mühe es zu verstecken, ich hätte das eh nicht hinbekommen. Doch ich wollte wissen, ob er genau so misstrauisch mir gegenüber ist wie sein Bruder. Es würde mich nicht wundern, wenn er das gekonnt verbergen könnte, schließlich war er stark genug, um im Falle eines Hinterhalts mich zu töten und sich somit zu schützen. Er blieb still und deswegen ließ ich diese Frage auch noch über meine Lippen kommen.

„Misstraust du mir auch?“
 


 

Er war total überfordert. Er wusste zwar schon, dass sie über ein sehr großes Wissen verfügt, aber damit hätte er nun doch nicht gerechnet. Es verwirrte ihn, dass sie sich so gern mit ihm unterhalten wollte. Trotzdem er seine kalte Maske aufbehielt, schien sie dies nicht zu kümmern. Sie hatte keine Angst vor ihm und sie behandelte ihn wie jeden anderen auch. Einerseits fand er es respektlos ihm gegenüber, andererseits faszinierte ihn ihre Art auch. Sie war nicht, wie andere, das hatte er schon früh bemerkt, doch es kümmerte ihn auch wenig. Schließlich blieb sie ein Mensch. Das einzig seltsame war ihre Aura. Wo wir wieder beim Thema und somit ihrer Frage waren. Er wusste nicht wirklich, was er antworten sollte und so etwas passierte selten. Misstraute er ihr oder nicht? Er wusste es nicht! Seine Instinkte als Dämon und sein Verstand sagten ihm, er sollte ihr nicht vertrauen. Doch irgendetwas in ihm konnte und wollte ihr nicht misstrauen. Sie wusste zwar über Naraku Bescheid, doch nicht nur über Naraku, sondern auch über ihn selbst. Und anscheinend auch über seinen missratenen Halbbruder und seine Anhängsel. Woher hatte sie nur dieses Wissen? Woher weiß sie das bloß alles? Doch da fiel ihm ein, dass er durch dieses Gespräch ihr Vertrauen nutzen könnte um somit ihr Geheimnis zu lüften.
 

„Sesshomaru?“
 

Sein Name ließ ihn aus seinen Gedanken hochschrecken und auf die Person schauen, welche seinen Namen ausgesprochen hatte.
 


 

„Was ist denn los? Du warst irgendwie vollkommen weggetreten, sowas passiert dir doch sonst nie. Und noch etwas. Wegen der Frage von vorhin, du musst mir nicht antworten.“

Ich klang noch immer nicht fröhlicher, denn diese Stille die sich über uns ausgebreitet hatte, zeigte mir deutlich, dass es bei Sesshomaru nicht anderes aussah, als bei seinem Bruder Inuyasha. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Zügen, ein Lächeln, welches die Augen aber nicht erreichte. Ich wollte gerade wieder vom Baum klettern, als mich seine nächsten Worte zurückhielten.

„Vergleich mich nicht mit meinem Bruder oder so niederen Dämonen, sonst bist du tot. Und ich hätte dich niemals mit mir reisen lassen, wenn ich nicht wüsste, dass keine Gefahr von dir ausgeht.“

Seine Stimme war kalt wie eh und je. Aber ich war froh so etwas von ihm gehört zu haben.
 

Ich sah das Gespräch als beendet, ich dachte er würde jetzt nicht mehr reden wollen, doch da war ich schief gewickelt. Ich drehte mich in die richtige Position, um wieder runter zu klettern. Dieser Baum war ja nicht gerade klein. Doch schon wieder ließen mich seine folgenden Worte inne halten.

„Wolltest du nicht reden?“ Sein Tonfall war zwar immer noch kalt, doch durch diese Frage wurde mir klar, dass er dagegen anscheinend nicht abgeneigt war. Also setzte ich mich wieder richtig hin und achtete vor allem darauf nicht wieder vom Baum zu fliegen. Auch wenn letztens die Müdigkeit daran schuld war.

„In Ordnung, hast du vielleicht irgendeine Frage an mich, oder soll ich anfangen?“

„Ja, ich habe eine Frage“ gab er kurz von sich. Was mich jedoch verwirrte, war, dass er sich auf einmal nach vorne beugte und meinem Gesicht gefährlich nahe kam.

Darauf lehnte ich mich etwas nach hinten, da mir diese Nähe nicht ganz geheuer war. Doch leider kam ich nicht weit. Ich dachte ich sah nicht richtig, doch es war tatsächlich so. Sein Fell hatte sich bewegt. Und nicht nur das. Oh nein, es schlängelte sich so um mich, dass keine Möglichkeit hatte noch weiter nach hinten zu rücken. Und so geschah es dann, dass er mir mit seinem Gesicht schon wieder so nahe kam. Er sah mir tief und eindringlich in die Augen, bevor er schließlich seine Frage, welche er nur bedrohlich flüsterte, äußerte.

„Was ist dein Geheimnis?“

Ein Gespräch mit Hindernissen

Mein Geheimnis?! Das war es also, er wollte die ganze Zeit nur mein Geheimnis lüften. Soll das heißen, er war nur so seltsam drauf, um sich mein Vertrauen zu erhaschen? Wollte er mich etwa nur ausnutzen? Ich war mehr als verwirrt, ich konnte nicht denken, in meinem Kopf herrschte im Moment nur Chaos, doch ich konnte mir nicht komplett sicher sein.
 

„Nun?“ Diese Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Aber eins war für mich klar. Er würde es nicht so leicht haben mein Geheimnis zu erfahren. Da konnte sonst was passieren. Der wird sich an mir noch die Zähne ausbeißen.
 

Ich schenkte ihm ein süßes Lächeln und sprach dann: „Nein!“

Er machte einen perplexen Ausdruck und seiner Augenbrauen schoss in die Höhe, worüber ich leise kichern musste. Doch mit diesem Ausdruck zwang er mich, meine Aussage zu erläutern.

„Nein, ich werde dir mein Geheimnis nicht verraten.“

Ich dachte, damit wärs das, doch leider hatte ich mich geirrt, denn er packte mich sofort am Hals und drückte mich ganz nach unten, bis ich auf dem Ast lag.

„Sag es mir, sonst…“ drohte er, doch ich fiel ihm in Wort.

„Sonst was? Wenn du mich tötest, wirst du es nie herausfinden“ meinte ich triumphierend. Doch auch dieses Mal machte er mir einen Strich durch die Rechnung. Ein Grinsen, welches nichts Gutes verhieß, erschien auf seinem Gesicht.

„So? Ich schätze, du vergisst, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, eine Frau zu quälen.“

Ich wusste sehr genau, was er meinte, doch ich konnte irgendwie nicht richtig glauben, dass er so etwas wirklich wagen würde. Er ist nicht so der Typ, der wehrlose Frauen vergewaltigt, nur weil er nicht das bekommt, was er will.

Als Inuyasha in Folge 52 zu einem vollwertigen Dämon mutiert war, hätte sein Bruder eine gute Chance gehabt ihn zu vernichten,… doch er tat es nicht. Er sagte zwar, es wäre sinnlos in diesem Moment mit ihm zu kämpfen, wo Inuyasha doch gar nichts richtig mitkriegen würde. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass es da noch einen anderen Grund gab. Also nein, er würde nie im Leben so weit gehen. Ich vertraute ihm. Ihr fragt euch sicher, woher ich dieses Vertrauen nahm. Tja, wenn ich das wüsste, dann würde ich es euch sagen. Aber genug davon und zurück zum Wesentlichen.

Sesshomaru hatte inzwischen seinen Körper an meinen gepresst, mein Kinn gegriffen und war gerade dabei mit seiner Hand unter mein Shirt zu fahren. Doch ich tat nichts. Ich sah ihm nur starr in die Augen, zeigte weder Angst noch Wut. Mein Blick verriet rein gar nichts, ich wartete lediglich darauf was als nächstes passierte.

Seine Hand berührte bereits meinen Bauch und fuhr nach weniger Zeit wieder weiter nach oben. Leider musste ich innerlich zugeben, dass seine Berührung mir einen wohligen Schauer bescherte. Aber ich würde jetzt nicht einfach nachgeben. Wenn er Krieg haben wollte, dann sollte er den auch bekommen. Doch auf einmal ließ er von mir ab und ich setzte mich wieder aufrecht hin, was mich jedoch beinahe wieder vom Baum befördert hätte, da ich mein Gleichgewicht nicht sofort halten konnte. Aber zum Glück packte er mich im letzten Moment am Handgelenk und zog mich wieder zu sich hoch. Als ich wieder richtig saß, sah ich zu ihm, doch er hatte sein Gesicht abgewandt. Ich wollte ihn schon ansprechen, aber er war schneller.

„Warum hast du es zugelassen? Wieso hattest du keine Angst? Ich rieche, dass du noch Jungfrau bist, und jede Frau hat in so einer Situation Angst, warum du nicht?

Sein Ton war nicht zu definieren, er klang aber auch nicht so kalt wie sonst.

Ich seufzte, lächelte dann aber und neigte leicht den Kopf.

„Weil ich dich kenne“, gab ich zuerst leise, jedoch verständlich von mir, fuhr aber nach einiger Zeit fort.

„Ich weiß, was du machst und was nicht, und das ist eines der Dinge die du niemals tun würdest. Und glaub mir, es ist keine Schwäche mal jemanden nicht mit Gewalt zu unterwerfen. Ich zeigte weder, dass ich es wollte, noch dass ich davor Angst hatte. Denn ich wusste, dass diese Angst unbegründet sein würde. Du würdest mit Sicherheit niemals eine Frau vergewaltigen. Erstens, liegt es unter deiner Würde und Zweitens, tja, ich würde sagen, du bist einfach nicht der Dämon, der einem Mädchen, schon gar nicht einem Menschen etwas Derartiges antun würde, nur weil er vielleicht mal nicht das bekommt, was er haben will. Wie soll ich sagen, ich vertraue dir einfach. Aber glaub mir, wäre es wirklich dazu gekommen, dann hätte ich mich schon gewehrt, das kannst du mir glauben. Ich hatte es lediglich nicht getan, um keine Angst oder dergleichen zu zeigen.“ Während dieser Worte hatte ich mein Gesicht abgewandt. Doch am Ende meiner Erklärung sah ich ihm wieder in die Augen und versuchte krampfhaft in diesen zu lesen, was mir jedoch kein Stück gelang. Doch plötzlich sah ich etwas, was ich nicht glauben konnte, weswegen ich mir kurz die Augen rieb, um auch sicher zu gehen, dass ich richtig sah. Und es war tatsächlich so. Er lächelte. Wenn auch nur hauchdünn und kaum zu erkennen. Es war definitiv und unverkennbar ein Lächeln, das von Herzen kommt. Nach kurzer Zeit ereilte mich der nächste Schock. Seine Seelenfenster nahmen für einen Bruchteil einer Sekunde einen sanften Ausdruck an. Es war gerade mal ein Aufflackern von Sanftheit, als es auch schon wieder hinter der bekannten Kälte verschwand. Und auch sein kaum merkliches Lächeln verschwand, als wäre es niemals auf seinen Zügen erschienen.

Sein Blick welcher auf mir lag war unergründlich und allmählich fragte ich mich, ob ich nicht zu viel gesagt hatte. Doch dem war nicht so. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Ich schätze, für ihn war das Gespräch nun wirklich beendet, mehr würde er mir an diesem Abend sowieso nicht sagen. Doch mal wieder irrte ich mich.

„Woher weißt du nur bloß so viel?“

Ich konnte nicht genau sagen, ob er mich oder eher sich selbst das gefragt hat. Trotzdem zog ich es vor ihm zu antworten. Das war ich ihm schuldig.

„Eins versprech ich dir. Irgendwann wirst du es erfahren. Aber die Zeit dazu ist noch nicht gekommen.“

„Du bist seltsam.“

Meinte er das positiv oder negativ. Tja, fragen kostet zwar nichts, aber er würde mir wahrscheinlich nicht die Antwort geben die ich mir wünschte. Also ließ ich es. Stattdessen konterte ich.

„Hm, das beruht auf Gegenseitigkeit. Du bist gar nicht mehr so wortkarg, oder liegt das nur daran, dass du jetzt mit jemanden reden kannst?“

„Wer weiß!“

Ich sagte es doch, der Typ gibt ziemlich selten klare Antworten. Tja, nichts zu machen.

„Du weißt schon, dass es einen das Leben kosten kann, wenn man einem Dämon vertraut?“

Er hatte seine Augen wieder geöffnet und durchbohrte mich nun mit seinem eindringlichen Blick. Ich wandte mein Gesicht nicht ab, sondern erwiderte seinen Blick und meinte dann mit fester Stimme:

„Ja, das weiß ich, aber das lass mal meine Sorge sein. Außerdem habe ich keine Angst vor dem Tod.“

Irgendwie führte dieses Gespräch zu nichts. Also beendete ich es für heute.

„Naja, ich geh dann mal schlafen. Gute Nacht!“

Mit einem letzten Gähnen kletterte ich schnell vom Baum und lehnte mich dann an diesen, um in wenigen Sekunden in Land der Träume zu driften.
 


 

Jetzt war er nur noch verwirrt. Dieses Mädchen war ihm ein Rätsel. Doch das war er sich selbst auch. Was hatte ihn nur geritten, mit ihr zu reden. Einem Menschen. Doch musste er sich auch eingestehen, dass es angenehm und erleichternd war, einfach mal normal mit jemanden zu reden. Seit Vaters Tod hatte er sich mit niemanden mehr wirklich unterhalten, außer es ging um die Ländereien und dergleichen, was er mit den anderen Fürsten besprechen musste. Aber sonst war da niemand mit dem er hätte reden können. Jemand, welcher mit ihm so redete wie mit jedem anderen. Durch seinen Titel hatte keiner den Mut ihm Paroli zu bieten. Und plötzlich fällt ein Menschenmädchen vom Himmel und stellt sein ganzes Weltbild auf den Kopf. Es hatte ihn nie wirklich gestört, niemanden zum Reden zu haben. Er genoss es, in jedem die Angst vor ihm zu riechen. Dies hatte sich bis jetzt nicht groß verändert, jedoch reizte es ihn, keine Angst von diesem Menschenmädchen zu spüren.

Selbst die höheren Dämonen fürchteten ihn, doch sie ist ein Mensch und hat trotzdem keine Angst. Sie vertraute ihm blind und sie schien ihn wirklich zu kennen, warum kannte er sie dann nicht? Mit dem, was sie sagte, hatte sie auch recht. Er würde sich niemals an einer Frau vergreifen, die nicht dasselbe wollte. Und er konnte in ihrem Blick die pure Neutralität erkennen. Er verstand es einfach nicht. Na schön, wenn sie es nicht anders wollte. Ihn überkam seltsamerweise kein Ekel, wenn er ihr nah war. Doch das traf sich gut. So konnte er sie ohne Probleme verführen. Sie würde schon noch sehen, was sie davon hatte, wenn sie sich mit ihm anlegte. Einer seiner Mundwinkel zuckte, als er daran dachte, wie sie ihm verfallen würde.
 


 


 

Ich wachte früh am Morgen auf, was ich daran erkannte, dass die Sonne gerade am Aufgehen war. Ich streckte mich ausgiebig und stand auf. Sesshomaru saß noch immer über mir auf dem Ast und hatte die Augen geschlossen. Natürlich war mir klar, dass er nicht schlief, schließlich braucht er den Schlaf ja nicht.

„Guten Morgen“, strahlte ich ihn an. Er jedoch hob lediglich ein Augenlied, warf mir einen gelangweilten Blick zu und schloss es dann wieder. Das sollte wohl so viel heißen wie: Lass mich in Ruhe. Hätte er geschlafen, wäre er das perfekte Beispiel für einen Morgenmuffel. Aber der verdirbt mir nicht die Laune, da muss schon mehr kommen. Ich beschloss, auf Nahrungssuche zu gehen. Wer weiß, wie lange wir noch rasten. Wo war eigentlich Jaken?

„Hey, Sesshomaru, wo ist denn Jaken?“

Konnte sein, dass ich mir das einbildete, aber hatte er etwa gerade wieder gelächelt?

„Sag bloß dir fällt erst jetzt auf, dass er weg ist.“ Er hatte die Augen zwar noch geschlossen, doch ich hörte eindeutig Belustigung in seiner Stimme. Auch wenn er sich wohl gerade über meine Unaufmerksamkeit lustig machte, freute ich mich doch über seine gute Laune. Denn ich war mir ziemlich sicher, dass er mit schlechter Laune nur jeden anschnauzen würde. Da war er wohl nicht anders, als sein Halbbruder. Aber Moment. Jaken ist weg?

„Hm, lass mich raten. Als du zu Naraku und mir gestoßen warst, folgte er dir und ist höchstwahrscheinlich im Kampf verloren gegangen, hab ich nicht recht?“

„Du triffst es auf den Punkt!“

Oh man, das war mal wieder typisch, aber mir konnte es ja egal sein, dieser verdammte Kröterich hat es nicht anders verdient. Naja, wenn wir hier eh länger bleiben, wird er wohl wahrscheinlich bald auftauchen. Ließ einen schwerfälligen Seufzer verlauten und dachte nur: //Na das kann ja heiter werden//.

Ich hielt es nicht für nötig Bescheid zu geben, also ging ich ohne Umschweife in den Wald. Er wird sich wohl kaum Sorgen machen, dass ich von einem Dämon gefressen werde. Gut möglich, dass er sich über die Tatsache, ein Anhängsel weniger zu haben, freuen würde.

Ich bemerkte nicht mehr, dass ein wachsames goldenes Augenpaar hinterher sah, bis ich in den Schatten der Bäume verschwand.

Lange Zeit fand ich nichts, mir fiel nicht mal auf, wie weit ich mich bereits entfernt hatte. Als ich aus dem Wald trat, kam ich auf eine Lichtung. Eine Lichtung, welche mir nicht ganz geheuer war. Kein Geräusch war zu hören, gar nichts. Ich schritt in die Mitte der Lichtung und sah mich um. Plötzlich spürte ich einen Luftzug, welcher mich dazu veranlasste, umzudrehen und lieber ganz schnell das Weite zu suchen. Doch zu spät, denn kaum, dass ich mich umwandte, stand er vor mir. Naraku! Er beugte sich etwas vor und flüsterte dann:

„Lange nicht gesehen, kleine Hikari!“

Eine Entführung und die Rettung der Unschuld

Warum? Warum, warum, warum? Wieso tut man mir das an? Was habe ich denn nur verbrochen?, fragte ich mich.

Doch egal wie oft ich mir diese Frage in Gedanken stellte,… es kam keine Antwort. Doch ich musste nun stark bleiben.

„Also für mich war es ehrlich gesagt zu kurz“, gestand ich offen.

„Hm, ganz schön frech für einen Menschen, der sich offensichtlich nicht mal zur Wehr setzten kann. Angst scheinst du ja keine zu haben. Interessant.“

Da. Dieses Wort hatte nie etwas Gutes zu bedeuten. Zumindest nicht, wenn es aus dem Mund, eines größenwahnsinnigen Halbdämons kam. Dieses Interessant. In fast jeder ff kommt es vor, wenn es um ihn oder Sesshomaru geht. Grusselig sowas. Aber… zurück zum Wesentlichen.

Was nun?

„Tja, da Sesshomaru nicht in der Nähe ist, kann ich mich ein bisschen mit dir spielen“, flüsterte er grinsend.

„Du willst spielen? Ok, dann hol das Stöckchen“, mit diesem Satz nahm ich einen kleinen Ast und warf ihn soweit ich konnte. Dumm nur, dass dieser Halbdämon eher die Gene einer… naja, dem Brandzeichen zu urteilen, würde ich mal sagen Spinne. Hatte ich schon erwähnt dass ich Spinnen nicht leiden kann? Er auf jeden Fall zog nur eine Augenbraue hoch.

„Wenn du denkst, dass ich wehrlos bin, nur weil ich jetzt alleine da stehe, dann hast du dich gewaltig geschnitten.“

„Ach, ist das so?“

„Ja, das ist so“, zischte ich zurück. Doch ich war so in meine Wut vertieft, dass ich gar nicht bemerkte, wie ich nach jedem meiner Worte einen Schritt zurückwich und er mir stetig folgte. Leider zu spät merkte ich, dass ich keinen weiteren Schritt tun konnte, da ich nun gegen einen Baum stieß. Also, auch wenn ich nicht allwissend war, eines war definitiv klar. Ich steckte sowas von in der Scheiße. Mal wieder. Das wurde ja schon beinahe zur Gewohnheit. So blieb mir nur noch eine Möglichkeit.

Ablenken und abhauen!

„Hey guck mal, Inuyasha knutscht mit Kikyo rum“, rief ich, während mein Finger in die Richtung hinter ihm zeigte.

Er drehte sich um und ich sah meine Chance, das Weite zu suchen.

Also lief ich so schnell wie möglich in Richtung Sesshomaru. Ich war zwar niemand, der gerne Hilfe von jemandem wollte, und schon gar nicht von dem arroganten Köter, doch dies war eine Notsituation. Und in einer Notsituation ist alles erlaubt. Ich wollte gerade seinen Namen schreien, als ich plötzlich eine Hand auf meinem Mund spürte und die andere sich um meine Taille schlang. Ich wusste sofort, wer mich da gerade an sich zog und ich strampelte wie eine Verrückte, denn auch wenn er irgendwie attraktiv war; ich konnte es nicht leiden, wenn man mich gegen meinen Willen entführt, was er ohne Zweifel gerade vorhatte. Schon spürte ich den Boden unter meinen Füßen nicht mehr. Oh nein, nicht mit mir. Ich biss ihn in die Hand und schrie ihm ins Gesicht:

„Lass mich los du widerliche Spinne.“ Doch er grinste nur und legte anscheinend null Wert auf meine Worte.

Ok, neuer Plan. Wenn ich weiterhin strample, dann wird mir das auch nicht helfen. Da kam mir eine Idee.

„Ok ok, ein Deal. Du lässt mich erst mal runter, ich laufe nicht weg und schreie auch nicht nach Sesshomaru.“

„Und was habe ich davon, wenn ich dich genauso gut mit in mein Schloss nehmen kann?“

„Ganz einfach. Wenn ich mich dazu bereit erkläre, mitzukommen, strample ich auch nicht mehr.“

„Wenn ich wollte, könnte ich deinen Körper taub werden lassen und dann würdest du genauso wenig strampeln.“

Mist, das lief alles irgendwie in die falsche Richtung. Und gerade als ich daran dachte, aufzugeben, erschien plötzlich Sesshomaru vor uns.

„Himmel, ich danke dir, du hasst mich also doch nicht“, rief ich in den Himmel und warf dabei die Arme hoch. Ich war zwar noch nicht gerettet, aber hey, was nicht ist, kann ja noch werden. Mir wurde jedoch schnell bewusst, dass er wahrscheinlich auch nicht mehr viel ausrichten konnte.

„Wisst ihr eigentlich, dass ihr die ganze Geschichte ruiniert?“, gab ich gereizt und gleichzeitig genervt von mir.

Sie sahen mich beide fragend an, was mich darauf noch viel genervter aufstöhnen ließ.

„Ihr wisst doch bereits, dass ich die Zukunft kenne, also tut jetzt nicht so unwissend.

Jedoch kann ich euch nichts voraussagen, da sich durch mein Auftreten alles ändert. Eigentlich hatte ich ja versucht, das zu verhindern, leider ist mir das nur nicht gelungen.“

Als ich endete, sah ich zu Naraku hinter mich, um seine Mimik zu beobachten. Ich dachte, er wäre fuchsteufelswild, da er in mir nun keinen Nutzen mehr hatte. Nur leider lag ich mit meiner Annahme total falsch. Wieso leider? Ganz einfach. Weil sich ein Grinsen auf seine Zügen schlich, welches nichts Gutes zu bedeuten hatte. Und ich sollte Recht behalten, denn plötzlich spürte ich, wie er sein Miasma frei ließ.

Ich konnte mich nur unter starker Anstrengung bei Bewusstsein halten. Doch was nun? Meine Augen waren schon am Zufallen, jedoch bemerkte ich noch, wie sich Sesshomaru immer mehr entfernte und schließlich im Wald verschwand. Ab da nahm ich nur noch wahr, wie Naraku mich in sein Fell einwickelte, doch dann… wurde alles schwarz.
 


 

Sesshomaru währenddessen verfluchte sich innerlich selbst. Er war nun schon das zweite Mal zu ihr gelaufen, um sie zu retten. Aber wofür? Als sie sagte, sie würde die Zukunft nicht mehr voraussagen können, hielt ihn nichts mehr. Er würde sie einfach ihrem Schicksal überlassen. Sie wusste ja, dass er sie nicht beschützen würde. Er, Sesshomaru beschützt niemanden, und erst recht nicht ein Menschenweib, das denkt, alles über ihn zu wissen. Er hatte zwar vor, Naraku zu töten, aber ohne das Mädchen, welches nur im Weg rumsteht. Umso besser für ihn, wenn Naraku sie nun hat. Er wird sowieso nichts mit diesem Weib mehr anfangen können. Das Einzige, was jemand, wie Naraku mit diesem Menschen machen würde, wäre…

Plötzlich erstarrte er und fühlte etwas Seltsames in sich aufkeimen, was er aber sofort versuchte, niederzutrampeln und in die hinterste Ecke seinen Körpers zu sperren. Er würde sie nicht retten. Niemals.
 


 

Langsam erwachte ich und mir wurde schnell bewusst, dass ich mich höchstwahrscheinlich in Narakus Schloss befand. Zum Glück hatte er noch keine Abkömmlinge. Obwohl… war das wirklich ein Glück? Tatsache war, dass ich nicht fliehen konnte und Sesshomaru würde mich wohl kaum retten. Naja, konnte ich ja auch nicht von ihm erwarten. Naraku ist ja eh noch nicht so schlimm. Die Frage ist nur…, sollte ich ihm von Kikyo erzählen? Er würde es so oder so irgendwann erfahren, aber wenn ich ihm das jetzt erzähle, dann kann ich ihn auch gleich ein bisschen ausfragen. Das wollte ich sowieso machen, so macht er es mir mit der Entführung wenigstens leichter. Es gab nur ein Problem. Er wusste ja bereits, dass ich ihm die Zukunft nicht voraussagen kann, wieso nahm er mich trotzdem mit? So viele Fragen und so wenig Antworten. Ich seufzte und schloss meine Augen, jedoch riss ich sie im nächsten Moment wieder auf, da ich hörte, wie die Tür aufgeschoben wurde. Natürlich kam niemand anderes, als Naraku rein. Doch verstecken wollte ich mich nicht. Er hätte mich eh gefunden, wahrscheinlich innerhalb eines Wimpernschlages. Ich saß einfach still herum und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen, während er schleichend auf mich zu kam und sich anschließend mir gegenüber niederließ. Sein Grinsen war mal ausnahmsweise nicht vorhanden, aber wer wusste schon, wie lang dies anhielt.

„Kommen wir gleich zum Punkt. Ich nehme an, du hast mich nicht entführt, um Teekränzchen mit mir zu halten“, gab ich neutral von mir.

„Gut erkannt, meine Liebe“, gab er ebenso neutral zurück.

„Dann wirst du mir doch sicher sagen, was der Grund für das Ganze ist, nicht wahr?“

Ich setzte ein niedliches Lächeln auf, blieb aber trotzdem ernst.

Doch nun lehnte er sich ein ganzes Stück vor und ehe ich mich versah, lag ich auf dem Rücken und er über mir. Sein Gesicht näherte sich meinem, was mich reflexartig den Kopf wegdrehen ließ. Und plötzlich hörte ich seine Stimme ganz nah an meinem Ohr flüstern: „Denk mal scharf nach, Hikari-chan. Du kannst mir die Zukunft nicht voraussagen. Du bist ein wertloses Menschenmädchen. Doch du besitzt etwas, dass dich wertvoll macht.“

„Und was soll das bitte schön sein?“, fragte ich gereizt, da er mich nun auch noch Hikari-chan nannte. Plötzlich spürte ich zwei Finger an meinem Kinn, welche meinen Kopf wieder in seine Richtung drehte.

Und da sah ich es. Dieses Grinsen, welches meistens nichts Gutes bedeutet.

„Ich kann es riechen. Deine Jungfräuligkeit.“

Meine Augen weiteten sich vor Entsetzen und ich bekam keinen einzigen Ton raus.

Natürlich. Wieso war ich nicht selbst darauf gekommen? Wenn ich jetzt nichts mache, ist es aus mit meiner Unschuld. Und die möchte ich ungern jetzt schon verlieren.

Ich war so in meine Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkte, wie Naraku versuchte mich meiner Kleidung zu entledigen. Doch bevor er dazu kam, legte ich schnell meine Arme über Kreuz auf meine Brust und schickte ihm ein fieses Grinsen.

Nicht, weil ich etwa dachte, so könnte ich ihn von mir fernhalten. Nein, sondern einzig und allein, weil ich noch ein Ass im Ärmel hatte, welches sein Handeln sofort unterbrechen würde.

„Ich würde das an deiner Stelle nicht machen, denn ich hätte da eine Information, die dich interessieren dürfte.“

Er ließ von mir ab und betrachtete mich nachdenklich und zugleich auffordernd, was mich dazu veranlasste, weiterzusprechen.

„Die Frau, die sich vor fünfzig Jahren um Onigumo gekümmert hat, ist am Leben“, gab ich geheimnisvoll preis. In diesem Moment kam ich mir wirklich vor, wie eine Seherin.

Seine Augen weiteten sich minimal und ich dachte schon, ich hätte es überstanden, doch ich irrte. Denn schon im nächsten Moment fühlte ich die Wand hinter meinem Rücken und seinen Körper dicht an meinen gepresst. Er hielt meine Handgelenke eisern fest und vereitelte damit jegliche Fluchtmöglichkeiten.

„Wie kann das sein? Ich habe sie getötet, sie kann nicht am Leben sein. Das ist unmöglich. Es sei denn, du meinst ihre Wiedergeburt.“

„Nein, es ist mein voller Ernst. Die Miko lebt. Jedoch gibt es einen Haken.“

„Was für ein Haken?“, zischte er.

„Ihr Körper besteht nicht mehr aus Fleisch und Blut, sondern aus Lehm und Erde. Ihre Seele ist gestohlen und nicht die ihre. Und ihr Charakter ist dank dir nur noch mit Bitterkeit und Hass gefüllt. Ich hoffe, du bist stolz auf dich.“

Diesen Satz musste ich unbedingt noch sagen, es brannte mir förmlich auf der Zunge.

Nun ließ er mich endlich los und blickte stur geradeaus. Mit anderen Worten, er sah direkt in meine Richtung. Jedoch hatte ich eher das Gefühl er würde mich in diesem Augenblick gar nicht war nehmen. Als würde er durch mich hindurch sehen. Sein Blick war so abwesend, doch das änderte sich von ein auf die andere Sekunde, denn plötzlich erschien ein böses Lächeln auf seinem Gesicht. Das folgende Wort hauchte er gerade zu und ich hatte Schwierigkeiten damit, es zu verstehen, doch als ich es hörte, lief mir unweigerlich ein Schauer über den Rücken.

„Interessant!“

Oh oh. Das hieß nichts Gutes. Ob es doch ein Fehler war, ihm das zu erzählen? Aber schließlich hab ich dadurch vorläufig meine Unschuld gerettet. Außerdem hätte er es eh bald erfahren und da ich die Geschichte sowieso schon verändert habe, macht das, denke ich auch nichts mehr. Plötzlich wandte er sich wieder mir zu.

„Sieht so aus, als würdest du mir doch noch nützen.“

„Was, wer, ich? Ne, da täuschst du dich gewaltig, ich bin sowas von nutzlos, ehrlich.“

Er grinste nur wieder, stand jedoch auf und verließ das Zimmer. Zumindest wollte er das, denn ich hielt ihn noch auf.

„Hey, schon vergessen, ich bin ein Mensch. Ich hab Hunger, also gib mir wenigstens was zu essen, wenn du mich schon hier festhalten willst. Es sei denn du lässt mich einfach so hier raus. Ich meine, ich bin neutral. Ich würde also nicht gegen dich kämpfen, selbst wenn ich kämpfen könnte. Sieh es so, ich bin nicht gegen dich. Allerdings wollte ich sowieso noch mit dir darüber reden. Und zwar über den Grund, wieso du das alles machst.“

Er sah mich etwas erstaunt an, fing sich aber schnell wieder.

„Ich werde dir heute nochmal einen Besuch abstatten, dann reden wir weiter.“

„Danke!“ Ich schickte ihm ein strahlendes Lächeln, worauf er nur verwirrt guckte und anschließend das Zimmer verließ.

Ich seufzte. Würde mich Sesshomaru retten kommen? Würde überhaupt jemand kommen und mich retten…?

Rettung und erneute Trennung

Und er kam tatsächlich wieder, hätt ich gar nicht gedacht. Doch sein Gesichtsausdruck gefiel mir überhaupt nicht.

„Also du wolltest mit mir reden?“, meinte er mit einem Grinsen.

„Ja, das wollte ich allerdings, aber bevor wir dieses Gespräch weiterführen, könntest du bitte dieses Grinsen abstellen, das nervt“.

Plötzlich verengten sich seine Augen und ich bekam nur noch ein „Ups“ zustande, denn ehe ich mich versah kniete er über mir und zischte mich mal wieder an.

„Du solltest nicht vergessen, mit wem du hier redest.“

„Ok, ok, es tut mir leid. Also, kommen wir zum Thema. Was ist der Grund für das Ganze, was du hier veranstaltest? Du wolltest doch ei…“ Doch bevor ich den Satz zu Ende sprechen konnte, wurde ich von einem lauten Angriffsschrei unterbrochen. Und ich war sicher, der kam nicht von Naraku. Ich sah ihn an und mir war klar, dass er längst gemerkt hatte, wer seinen Bannkreis durchbrochen hat. Inuyasha.

„Ja, na eben, das Schicksal meint es doch mit mir gut“, schrie ich voller Freude und sprang auf, um mich jedoch gleich wieder am Boden vorzufinden.

„Es ist noch nicht vorbei. Merk dir das.“ Mit diesem Satz erhob er sich und verschwand hinter der Tür, was ich als hervorragende Gelegenheit sah, schnellstens abzuhauen. Nur leider fand ich schnell heraus, dass die Tür entweder zugesperrt oder mit einem Bann belegt wurde. Tatsache war, sie ging nicht auf. Wo war nur bloß immer die Kettensäge, wenn man sie mal brauchte? Eigentlich wollte ich ja noch mit ihm reden, aber egal. Das kann ich auch ein andermal machen. Und hey, wer weiß, wann die nächste Möglichkeit kommt, von hier endlich zu verschwinden. So trommelte ich also gegen die Tür, während ich ununterbrochen nach Inuyasha oder Hilfe schrie.

Und wer hätte es gedacht, die Tür ging tatsächlich auf. Nur kam nicht der Jemand rein, welchen ich erwartet hatte. Nein, ich hatte Inuyasha erwartet, doch vor mir stand sein Halbbruder, welcher mich im Augenblick nur kalt musterte. Ich war geschockt und andererseits mehr als glücklich. So glücklich, dass ich für einen Moment vergaß, dass er mich jederzeit abschlachten könnte und somit etwas ganz, ganz Dummes machte. Ich schlang die Arme um seinen Körper und plapperte lauthals los.

„Danke, danke, danke. Ich weiß, dass es nicht deine Absicht war mich zu retten, trotzdem dank ich dir.“

Nachdem ich fertig war, schaltete sich mein Verstand wieder ein und ich erkannte sofort diese verrückte Situation. Sofort löste ich mich von ihm und schaute ihn verlegen an, was mir aber nur einen weiteren kalten Blick einbrachte. Ich hatte beinahe, dass Gefühl, dass er während meiner Abwesenheit noch kälter geworden war, aber wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein. Dass er mir nicht an die Kehle ging, war für mich wohl ziemliches Glück. Leider beging ich gleich die nächste Dummheit, zumindest war sie in meinen Augen eine Dummheit.

„Bitte lass mich wieder mit dir Reisen, ich mache dir auch keine Schwierigkeiten mehr.“ Wie konnte ich nur bloß sowas Bescheuertes sagen. Schließlich konnte ich nichts für diese Probleme, aber was mich noch mehr ärgerte, war die Tatsache, dass ich ihn gerade anbettelte. Wo war in diesem Moment mein Stolz geblieben?

Weiter konnte ich nicht darüber nachdenken, denn schon im nächsten Augenblick stürzte die Decke ein und ich dachte schon, es wär aus mit mir, aber zum Glück hatte mich Sesshomaru noch gepackt und an einem sicheren Platz abgestellt. Von dort aus, sah ich auch Inuyashas Gruppe. Naraku kämpfte gerade mit den Hundebrüdern, als er mich entdeckte. Ich sah ihm fest in die Augen und fragte mich zugleich, was er gerade dachte. Diese Antwort kam auch sogleich, denn in Sekundenschnelle stand er vor mir.

„Du wirst mir nicht entkommen“, flüsterte er, musste aber sofort wieder weg, da ihn sonst Tessaiga beinahe getroffen hätte.

„Lass sie in Ruhe, Naraku“, schrie Inuyasha, während Sesshomaru schon wieder zum Angriff ansetzte. Man sah deutlich, dass sie die Brüder nur im Weg standen, doch was tun, wenn sie es nicht selbst merkten? Ganz einfach. Man schrie sie an.

„Hey, wenn ihr nicht bald zusammenarbeitet, werdet ihr es niemals schaffen, Naraku zu besiegen. Also ändert jetzt gefälligst mal eure Kampftechniken ihr verdammten Köter.“ Ich war so in Rage, dass ich gar nicht wirklich bemerkte, was ich sagte, doch langsam, sicherten meine eigenen Worte durch meinen Verstand und ich wusste, ich hatte jetzt sicher Ärger am Hals, doch wenn ich schon so weit gekommen war, würde ich jetzt garantiert nicht aufhören.

„Und eins noch. Selbst Naraku weiß, dass ihr in mit vereinten Kräften besiegen könnt, doch statt dies zu erkennen macht ihr euch lieber selbst platt.

Sesshomaru, vergiss einmal deinen Stolz und Inuyasha, denk an die Menschen, welche du beschützen willst und spring auch du einmal über deinen Schatten.“

Ich hatte während meiner ganzen Tirade die Augen geschlossen und machte sie nun ganz vorsichtig auf. Was ich vorfand, hätte niemand beschreiben können.

Alle, mit keiner Ausnahme, sie alle starrten mich mit offenen Mündern an. Manche mehr erstaunt, manche weniger. Doch eins war sicher. So wie ich das sah, hatte ich sie wohl beeindruckt. Dies entlockte mir dann doch ein Grinsen, doch ich musste sie wieder aus ihrer Starre holen, sonst wurde das ja nie was.

„Leute, nicht starren. Euch entkommt sonst noch der Feind.“ Mit diesem Satz riss ich sie glücklicherweise aus ihren Gedanken.

Die Hundebrüder gingen wieder auf Naraku los, genauso wie auch die anderen, aber nicht ohne mir noch einen verwunderten Blick zuzuwerfen.

Und siehe da, sie kämpften tatsächlich zusammen. Für Naraku wurde es langsam wirklich schwierig, weswegen er sich auch gleich vom Acker machte. War ja klar.

Ich seufzte. Niemand konnte ihn aufhalten. Ich bildete es mir sicher nur ein, aber ich hätte schwören können, dass ich nochmal seine Stimme hörte.

„Das wirst du mir büßen. Wenn ich wiederkomme, werde ich mir nehmen, was mir zusteht. Merke dir, ich bekomme immer, was ich will“, schien er zu flüstern. Doch merkwürdiger Weise konnte nur ich es hören. Das hieß nichts Gutes.

Als ich mich umsah, erkannte ich, dass mich schon wieder alle ansahen. Nochmal seufzte ich. Vielleicht war es bereits jetzt Zeit, ihnen alles zu erzählen. Während dieser Gedanken sah ich die ganze Zeit auf den Boden, um dann entschlossen den Kopf zu heben.

„Es…“ Doch Moment, eine Sache musste noch passieren, bevor ich ihnen alles sagen könnte. Rin. Wenn Sesshomaru nicht von Inuyasha verletzt wird, wird er auch niemals Rin treffen. Ich musste also dafür sorgen, dass wenigstens das noch unbedingt passiert. Plötzlich passierte etwas, was ich nun wirklich nicht erwartet habe. Ein Blitz schlug direkt vor mir ein und im nächsten Moment stand eine dreiäugige Kuh vor mir. Und wir alle wissen ja, von wem sie geritten wird.

„Totosai, was machst du so früh schon hier?“, war meine Frage, worauf er mich nur blöde anstarrte. Ich klatschte mir auf die Wange, um den lästigen Flohgeist loszuwerden.

„Und Myoga hast du auch mitgebracht. Welch Überaschung.“ Ich legte den Kopf schief und lächelte zuchersüß, was mir seinerseits eher ein verwirrtes Kopf-schief-legen einbrachte.

„Sag mal Myoga, hab ich irgendwas verpasst, woher kennt die mich denn?“, fragte der alte Knacker.

Der Flohgeist schien ihm gar nicht richtig zuzuhören, denn er sah mich ununterbrochen an und meinte dann schließlich nachdenklich: „Hm, deine Aura, kommt mir irgendwie bekannt vor, meinst du nicht auch Totosai?“

Jetzt war ich die Verwirrte.

„Ja, stimmt, jetzt wo du es sagst, aber ich komme einfach nicht darauf, woher. So eine habe ich lange nicht mehr gespürt.“

Ich hob eine Augenbraue, ließ meine Fragen aber dann sein. Viel wichtiger war jetzt, wieso er hier war. Doch diese Frage wurde mir von jemand anderem beantwortet.

„Totosai, hast du dich etwa doch noch dazu entschlossen, mir ein Schwert zu schmieden?“

Sesshomaru.

Nun mischte ich mich drein.

„Was? Wann hast du ihn denn danach gefragt? Ich dachte du fragst ihn erst viel später.“

Er schenkte mir zunächst nur einen kühlen Blick, doch schlussendlich ließ er sich dazu herunter, mir zu antworten.

„Nur weil ich Inuyasha Tessaiga abnehmen will, heißt es noch lange nicht, dass ich mich nicht auch nach einem anderen Schwert umsehen kann“, war seine schlichte Antwort, jedoch starrte ich ihn nur mit offenem Mund an, während ich versuchte nur ein einziges vernünftiges Wort rauszubekommen.

„A-aber d-du ha-hast doch…“, stotterte ich, wurde aber ignoriert. Ich raffte das nicht. Eigentlich sollte er viel später erst nach einem Schwert fragen, oder etwa nicht?

Aargh… wie nervig, wenn man erst als Letzter von allem Bescheid weiß.

„Ich werde dir niemals ein Schwert schmieden, das kannst du sowas von vergessen“, meldete sich der alte Knacker zu Wort.

„Na schön, Totosai, dann werde ich mir wohl Tessaiga holen müssen. Dieses Halbblut beherrscht ja noch nicht einmal die Windnarbe. Er kann also unmöglich der rechtmäßige Erbe dieses Schwertes sein.“

Schon wieder diese Selbstgefälligkeit, dachte ich mir im Stillen. Wird er es denn niemals lernen?

„Du Schwein bekommst Tessaiga niemals. Hast du schon vergessen, dass du es gar nicht anfassen kannst?“, kam es nun von Inuyasha.

Ich schlug mir mit der flachen Hand auf die Stirn und dachte nur noch: „Ich korrigiere: die BEIDEN werden es niemals lernen!“

Und ehe ich mich versah, fingen sie schon an, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen und obwohl Sesshomaru diesmal keine Drachenklaue hatte, schien er trotzdem gegen Tessaiga zu kämpfen, nur stattdessen mit seiner Lichtpeitsche.

„Und sag mir jetzt mal, wer du bist. Eins ist auf jeden Fall klar, du bist kein Mensch, so viel ist sicher“, wendete sich Totosai nun an mich.

Zum Glück hörte gerade niemand zu. Selbst die Hundebrüder waren zu beschäftigt, als dass sie jetzt zu hören würden. So sah ich meine Chance, etwas über mich herauszufinden, und ergriff sie.

„Die anderen haben mir auch schon gesagt, ich hätte eine komische Aura, aber ich weiß nicht im Geringsten, was das zu bedeuten hat.“

Einen Moment passte ich nicht auf, und schon geschah es. Auch wenn es sein musste, ich wünschte ich hätte es nicht gesehen. Inuyasha hatte es geschafft, die Windnarbe einzusetzen. Und sie traf seinen Gegner. Sesshomaru. Ich wusste, dass er es überlebt und trotzdem… fühlte es sich furchtbar an, zu wissen, dass er vielleicht daran sterben könnte. Ich hörte nur noch seinen Schrei und plötzlich war alles still.

„Du weißt, dass er nicht tot ist, nicht wahr?“, hörte ich von Totosai.

Ich lächelte sanft, nickte aber zur Bestätigung. Die anderen bekamen nichts davon mit. Wahrscheinlich waren sie noch viel zu erstaunt, als dass sie unser Gespräch bemerkt hätten.

Nachdem sich die Aufregung legte, begannen die anderen mit dem Schmied über Sesshomarus vermutlichen Tod zu quatschen. Ich wusste ja schon, wie das ablief und wollte mich dieses Mal auch gar nicht einmischen. Also ging ich etwas spazieren. Eigentlich sollte ich schon längst wissen, dass es, vor allem für mich nicht ratsam war, alleine im Wald spazieren zu gehen. Aber hey, das Leben wäre langweilig, gehe man keine Risiken ein. So wanderte ich also umher, auf der Suche nach… keine Ahnung, ich sah mich einfach mal um. Und siehe da, nach nicht einmal einer halben Stunde fand ich schon etwas Interessantes. Das Dorf, in dem Kouga und sein Rudel sein Unwesen treiben. Und wo dieses Dorf war, war auch die kleine Rin nicht weit. Ich ging um das Dorf herum und fand nach nicht allzu langer Zeit das Mädchen, welches gerade mit ein paar Pilzen in eine bestimmte Richtung ran. Natürlich folgte ich ihr, um auch sicher zu gehen, dass sie wirklich zu Sesshomaru läuft. Und schon nach wenigen Sekunden kam ich an einer Lichtung an, versteckte mich aber erstmals hinter einem Baum. Obwohl ich wusste, wie nutzlos es doch war. Denn egal, wie geschwächt, er auch war, würde er mich doch in Null-komma-Nichts aufspüren. Also fand ich es als das beste vorerst zu verschwinden und einfach abzuwarten. Fragte sich nur, ob er mich dann überhaupt noch mitnimmt, wo er doch dann noch einen Menschen am Hals hat. Bei diesem Gedanken durchdrang mich eine tiefe Traurigkeit. Was wäre, wenn er mich tatsächlich nur als lästig empfand; mich nur aus Eigennutzen duldete. Völlig in Gedanken bemerkte ich es zuerst gar nicht, jedoch änderte sich das prombt.

Plötzlich veränderte sich meine Umgebung. Sie wurde… schwarz. Nur noch Schwarz. Ich fühlte mich, wie in einem schlechten Traum. Doch das Schlimme war, es war Realität, so unglaublich und unmöglich es auch schien. Alles war still und langsam packte mich die Angst. Doch Moment! Da war ein Licht. Es kam immer näher und näher, als es plötzlich vor mir stand. ES entpuppte sich als Fuchs. Sein Muster war das, eines Rotfuchses, jedoch waren die braun-roten Stellen weiß, und die weißen waren Schwarz.

Das nächste, was passierte, konnte ich mir beim besten Willen nicht erklären.

Dieser Fuchs sprang in mich hinein, kam aber nicht mehr heraus.

O…kay, das war seltsam. Meine Umgebung wurde mit einem Schlag wieder normal. Ich spürte ein Kribbeln auf meiner Schulter und sah nach, um festzustellen, was das sein könnte. Doch als ich es sah, erstarrte ich zu Eis. Auf meiner linken Schulter befand sich ein schwarzes schnörkeliges Symbol, welches mich sehr stark an das, von dieser Anime-Serie Tokyo Mew Mew erinnerte. Sag bloß, dass ich nun auch so eine Tiergene in mir trug. Das wäre ja echt mehr als krass. Zuerst Inuyasha und dann das? Nee, das wäre dann doch schon etwas zu seltsam. Aber dieses Symbol… ist auch seltsam. Naja, es würde sicher früher oder später eine Erklärung auftauchen. Bis dahin erst mal Ruhe bewahren und abwarten.

Ich zog es vor, wieder zurückzugehen, sonst würde mir schließlich nur wieder etwas passieren. Wie auch immer. So ging ich also zurück und freundete mich schon bald mit den anderen an. Auch Inuyasha und Shippo sowie Kirara vertrauten mir langsam, denn sie stellten fest, dass ich, wie Kagome schon sagte, keine Gefahr darstellte. Eines schönen Tages steuerten wir geradewegs auf ein mir ziemlich bekanntes Dorf zu. Ich wusste jetzt schon, dass es das Dorf war, welches von Kouga angegriffen wurde. Was wiederrum hieß, dass wir wohl bald auf ihn treffen würden. Und wenn man vom Teufel spricht, da war er. Inuyasha hatte natürlich bereits die ganzen Wölfe niedergemetzelt. Fehlte nur noch diese dramatische Musik. Tja, man konnte eben nicht alles haben, trotzdem konnte ich es nicht verhindern, dass in meinem Kopf leise die Hintergrundmusik zu hören war.

Da stand er nun vor uns und… starrte uns praktisch nieder. Bis er sich zu Wort meldete:

„Was habt ihr mit meinen Wölfen gemacht?“

Nun musste ich aber auch mal was sagen, schließlich ist Rechtfertigung doch normal.

„Das war reine Notwehr, damit das mal klar ist. Oder glaubst du etwa, dass wir uns hier von deinen Spielkameraden zerfleischen lassen?“, knurrte ich ihm entgegen.

Zuerst sah er mich nur verdattert an, jedoch wurde daraus schnell Feindseligkeit. Dieser Idiot hatte sie doch nicht mehr alle.

„Inuyasha, er hat zwei Juwelensplitter in den Beinen und im rechten Arm.“

Kouga machte nach diesem Satz sofort die theatralische Drehung, in welcher er Kagome ungläubig anstarrte. Was er jetzt wohl dachte, ging es mir durch den Kopf, während mir ein Grinsen übers Gesicht huschte.

Ich fand, es wurde langsam Zeit, ein bisschen Schwung in die Situation zu bringen, sonst schlief ich hier noch ein. Ich holte also einmal tief Luft und marschierte dann schnurstracks auf Kouga zu. Die anderen versuchten noch, mich aufzuhalten, jedoch blieb ich stur und lief nur weiter auf ihn zu, ohne auch nur einmal stehen zu bleiben. Bis ich grade mal einen halben Meter vor ihm stand.

„Also echt. Ich habe dich mir irgendwie anders vorgestellt, Wölfchen.“ Ich konnte förmlich spüren, wie den anderen hinter mir die Kinnlade runterfiel. Ich weiß, ich bin blöd, denn wer würde bitte schön so leichtfertig seinen Hals riskieren. Tja, das wäre dann wohl ich.

Er konnte wohl auch nicht ganz glauben, dass ich das tatsächlich gesagt hatte, denn sein Blick sagte bereits mehr als tausend Worte. Plötzlich schlich sich ein Grinsen auf seine Züge.

„Irgendwie bist du ganz süß!“

Jetzt war ich diejenige, welcher die Kinnlade runterfiel. Das war doch wohl nicht sein Ernst? Oder vielleicht doch? Nun wandte er sich Kagome zu.

„Und du bist nützlich, weil du die Juwelensplitter sehen kannst.“

Er wird doch wohl jetzt nicht das tun was ich denke, schoss es mir durch den Kopf.

Er wollte schon nach mir greifen, aber Inuyasha sprang rechtzeitig dazwischen. Leider vergaß er jedoch, auch Kagome zu beschützen, denn in weniger als einer Sekunde lag die Miko auf Kouga´s Schulter, und wir konnten nur noch einen Wirbelsturm sehen, welcher sich in Windeseile vom Acker machte.

Dieser Feigling, dachte ich.

Auch, wenn ich eigentlich jetzt daran schuld war, dass Kagome entführt wurde, so wäre es schließlich eh noch irgendwann passiert. Eine große Hilfe wäre ich sowieso nicht, weswegen ich ihnen allen erklärte, dass ich nur allein weiter ging und sie sich um die Miko kümmern sollten. Etwas skeptisch stimmten sie zu und ließen mich ziehen, während sie sich auf den Weg in die Berge machten.

Ich dachte schon mal darüber nach, ob ich zu Sesshomaru zurückgehen sollte, aber wenn nicht zu ihm wohin dann? Also blieb mir nur diese Wahl. Ich würde ja dann sehen, ob er mich noch bei sich dulden würde, jetzt wo auch noch Rin dabei ist. Hoffe nur, dass er sie auch wirklich gerettet hat.

Mit diesen Gedanken machte ich mich in die Richtung, in welche Rin gelaufen war, als sie vor den Wölfen davon gelaufen war. So würde ich sie hoffentlich bald finden und somit auch Sesshomaru.

Es wird brenzlig

Und tatsächlich. Nach nicht allzu langer Zeit fand ich ihn. Er war gerade dabei, Rin wiederzubeleben. Ich lächelte sanft, näherte mich langsam. Die Kleine war gerade am Aufwachen. Er sah zu mir auf. Ich konnte seinen Blick nicht deuten, aber ich hatte das Gefühl, er würde mich fragen, ob ich von dem Geschehenem wusste. Von seiner Niederlage, von Rin. Ich nickte einfach nur.

Seit diesem Vorfall blieb ich bei Sesshomaru. Er ließ mich bleiben. Zumindest duldete er mich anscheinend. Die Zeit verging, ohne besondere Ereignisse oder Überraschungen. Naraku ließ sich auch nicht blicken, weshalb ich zwar nicht um mein Leben bangen musste, dafür wurde es aber auch dementsprechend langweilig. Gerade jetzt, wo nichts los war, sollte ich meine Mission wieder in Angriff nehmen. Dank der vielen Probleme habe ich das komplett vergessen. Tja! Jeder Tag verlief gleich. In der Zwischenzeit freundete ich mich mit Rin an. Die Zeit lief praktisch an mir vorbei. Ich konnte gar nicht mehr sagen, wie viele Tage bereits vergangen waren. Und plötzlich kam der Tag, an dem Kagura auftauchte und den Daiyokai wegen Tokijin benachrichtigte. ER hatte also schon seine altbekannten Abkömmlinge geschaffen. Natürlich musste er es sich nach dieser Ansage sofort holen, was mich allerdings überraschte, war, dass er ohne Rin und Jaken ging. Das kam zwar öfter vor, nur… nahm er mich diesmal mit. So packte er mich einfach und flog mit mir Richtung Inuyasha. Ich konnte mich also mal wieder auf einen Kampf vorbereiten. Ein leiser Seufzer entkam mir, jedoch wurde er von Sesshomaru trotzdem gehört, denn er zog fragend die Augenbrauen hoch. Auch wenn es nichts ändern würde, so dachte ich, soll er es doch einfach wissen.

„Ich verstehe nicht, wieso du immer mit deinem Bruder…“, ich wurde durch ein Knurren unterbrochen und wusste in wenigen Sekunden was der Grund dafür war.

„Verzeihung, ich meinte natürlich Halbbruder. Ich verstehe nicht, wieso du immer mit deinem Halbbruder kämpfen musst. Du bist doch so schlau, wieso löst du dann solche Probleme nur mit Gewalt? Inuyasha kann doch nichts dafür dass er ein Halbblut ist. Und dein Vater hat dir wahrscheinlich Tenseiga gegeben, weil er wusste, wie sehr du nach Macht strebst, obwohl du eh schon so viel davon besitzt. Was wäre wohl passiert, wenn er es dir vererbt hätte? Wenn du es führen könntest, was würde dann passieren? Ist doch klar. Du würdest wahrscheinlich die gesamte Menschheit ausrotten. Und irgendwann würde dir diese Macht so sehr zu Kopf steigen, dass du eines Tages nur noch alleine da stehst“.

Der nächste Moment passierte für mein Auge einfach viel zu schnell. Denn in Sekundenschnelle stoppte er seinen Weg, landete auf dem Boden und drückte mich unsanft gegen einen Baum.

„Sag mir endlich, woher du so viel weißt“, zischte er.

//Was mach ich jetzt nur// schoss es mir durch den Kopf. Ich hatte gerade überhaupt keinen Plan und wenn das hier so weiter ging, würde er mich noch umbringen.

„Ich kann es dir nicht sagen. Noch nicht“.

Nun verengten sich auch noch seine Augen. Ein mehr als schlechtes Zeichen für mich.

„Wieso nicht?“, seine Stimme war lauernd, genauso wie seine Körperhaltung. Ich hatte keine Chance mehr hier heraus zu kommen. Meine Entscheidung lag also zwischen Leben und Tod. Ich musste nicht lange nachdenken, um mich zu entscheiden.

„Na schön, ich sag es dir. Aber nicht alles, nur einen Teil. Das was ich damals bei Naraku gesagt hatte, stimmt zum Teil. Im Gegensatz zu dieser Welt könnte man schon fast sagen, ich lebe in einer Parallelwelt, doch… so ist es nicht ganz.“

Die Anspannung die ich die ganze Zeit schon bei Sesshomaru bemerkte, löste sich endlich und er ließ zum Glück auch etwas von mir ab, dennoch sah ich sofort, dass er mehr wissen wollte. Doch so leicht würde ich es ihm nun auch nicht machen.

„Ok, ich werde dir mehr erzählen. Aber nicht jetzt. Vielleicht wäre es besser, wenn du zuerst dein Schwert holst, danach werde ich dir mehr erzählen, einverstanden?“, ich hielt ihm die Hand hin, auch wenn mir klar war, dass er sie, egal ob einverstanden oder nicht, nicht ergreifen würde. Zu meiner Überraschung nickte er und ergriff sogar meine Hand. Daraufhin stahl sich ein kleines Lächeln auf meine Züge, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Doch ehe ich mich versah packte er mich wieder und flog wieder Richtung Inuyasha. Kurz darauf konnte ich ihn auch schon hören. Natürlich wie er Sesshomarus Namen schrie. Kurz nachdem wir landeten, fing der Kampf auch schon an. Der Daiyokai holte sich sein neues Schwert und griff Inuyasha sofort an. Das übliche eben. Während ich gelangweilt zusah und darauf hoffte, dass der Kampf bald ein Ende nehmen würde, schlichen sich Kagome und die anderen zu mir. Erst als sie vor mir standen bemerkte ich sie.

„Hey, wie geht´s dir?“, kam es von Sango.

„Ganz gut und euch?“, antwortete ich.

„Naja, das dürftest du ja sowieso schon wissen“, teilte mir Kagome zwinkernd mit.

Ich lächelte, schließlich hatte sie ja recht. Wie sollte es ihnen schon groß gehen, nach all den Problemen mit Naraku und Kikyo. Apropos…

Ich zog die Miko mit mir und rief den anderen noch zu: „Ich leih mir Kagome mal kurz aus“.

Als ich anhielt, bekam ich sogleich einen fragenden und zugleich verwirrten Blick von ihr.

„Tu nicht so fragend. Wie geht´s dir so, du weißt schon, wegen Inuyasha und Kikyo?“

Sie zuckte nach meinen Worten sofort zusammen und sah auf den Boden. Sah so aus, als hätte ich gerade Salz in die Wunde gestreut.

„Also nicht so gut…“ Ich seufzte, lächelte dann aber „…mach dir mal keine Sorgen, das wird schon noch. Ich verspreche es dir“. Sie sah auf und nickte dankend.

Meine Aufmerksamkeit fiel wieder auf den Kampf, welcher anscheinend immer noch nicht geendet hatte. Wie langweilig. So schnell würde dieser Kampf wohl nicht enden, weswegen ich beschloss, nach einem Fluss oder einer Quelle zu suchen. Geschickt schlich ich mich davon, ohne dass mich jemand bemerkte. Ich wanderte durch den Wald, hielt nach Dämpfen Ausschau und hoffte gleichzeitig, dass keine Dämonen in der Nähe waren.

Endlich konnte zwischen den Bäumen etwas ausmachen, das nach einem Fluss aussah und ging geschwind darauf zu. Ich trat auf eine leere Lichtung und wie schon gesehen, war hier ein Fluss. Ohne nachzudenken, legte ich meine Kleidung ab und sprang ins Wasser. Ich schwamm ein paar Runden, tauchte ab und zu unter und wusch mich. Irgendwie bekam ich plötzlich Lust zu singen. Eines der wenigen Dinge, die ich konnte. Wirklich schlau war es nicht, da ich so nur Dämonen anlocken könnte, doch in diesem Moment war es mir egal. Ich wollte einfach singen. Etwas, dass mich für kurze Zeit alles vergessen ließ. Sofort fiel mir ein Lied ein. Während ich also auf dem Rücken liegend im Wasser trieb, stimmte ich das Lied „Call me maybe“ an.

Ich sang richtig laut und es war mir auch egal, ob mich irgendwer hörte, doch trotzdem zog ich mich zur Sicherheit schon mal an. Mit nassen Haaren tanzte ich ein bisschen im Gras herum, musste zwischendurch sogar kichern. Ich hatte lange nicht mehr so ausgelassen gesungen, es war zu herrlich.
 

Währenddessen woanders:
 

Naraku beobachtete durch Kana´s Spiegel den Kampf zwischen Inuyasha und Sesshomaru. Es war wirklich knapp, als sie ihn letztens gemeinsam bekämpft hatten. Das hatte er nur dem vorlauten Menschenmädchen zu verdanken. Da fiel ihm auf, dass sie gar nicht dabei war. Sehr seltsam, war sein einziger Gedanke. „Kanna, zeig mir Hikari.“ Das kleine Mädchen nickte nur und das Bild im Spiegel veränderte sich. Nun zeigte es die singende Hikari.

Er hörte ihren Gesang und sein Gesicht wurde nachdenklich.
 

Inuyasha und sein Halbbruder gingen ununterbrochen aufeinander los, als sie plötzlich eine Stimme hörten. Auch wenn niemand außer Kagome diese Sprache kannte, so wusste doch jeder von ihnen, dass das nur Hikari´s Stimme sein konnte. Beide Streithähne hielten inne und lauschten dem Gesang. Genauso, wie die anderen der Truppe.
 

Kouga und seine beiden Kumpanen marschierten durch den Wald, doch etwas ließ sie abrupt anhalten. Diese Stimme kam ihm bekannt vor. Er folgte ihr, ohne auf seine Gefolgsleute zu achten und schon bald kam er zum stehen. Er hielt vor einer Lichtung mit Fluss, blieb jedoch im Schatten der Bäume versteckt, um das Mädchen, welchem er schon einmal begegnet war, beobachten zu können.

Ich sang aus vollem Halse. Seltsamerweise vergaß ich durch das Singen immer all meine Sorgen. Als ich endete, ließ ich mich aufs weiche Gras fallen und mein Blick wanderte gen Himmel. Ein Lachen konnte ich nicht unterdrücken. Meine ganze Situation war so abstrus und bizarr, dass es beinahe zu schön war, um wirklich wahr zu sein. Sicher, ich vermisste meine Familie, aber im Moment hegte ich nicht den geringsten Gedanken daran, wieder zurück zu gehen. Selbst wenn ich wüsste, wie.

Ich wurde abrupt aus meinen Gedanken gerissen, als ich etwas rascheln hörte. Meine Augen weiteten sich und ich sprang geschockt auf, als ich den Verursacher des Geräusches sah.

„Kouga? Was machst du denn hier?“, brachte ich nur überrascht heraus.

Zuerst schien er verwirrt. Klar, er hatte sich, wenn ich mich nicht irre, ja nicht vorgestellt. Doch er fand schnell wieder seine Fassung und erwiderte:

„Ich hab dich singen hören. Du singst nicht schlecht, das muss ich schon sagen und falls mich Kagome nicht heiraten will, wirst du meine Frau“, verkündete er erfreut.

Mir jedoch klappte nur der Mund auf und mein Blick wandelte sich von Unglauben in Fassungslosigkeit. Dieser Typ hatte echt Nerven, doch langsam wurde es Zeit, dem Jungen mal die Wirklichkeit vor Augen zu führen. So legte ich ihm eine Hand auf die Schulter und sprach weise:

„Hör auf, in der Traumwelt zu leben, Wölfchen. Kagome wird dich niemals lieben, das kannst du mir glauben.“

„Woher willst du das wissen? Ich bin auf jeden Fall besser als dieser Inuyasha. Kagome wird das auch noch klar werden, also rede nicht so einen Blödsinn.“

Innerlich seufzte ich auf. Er würde es nie lernen, aber vielleicht war das ja auch besser so. Außerdem wunderte es mich, dass er sich gar nicht über seine Bezeichnung als Wölfchen aufgeregt hat. Tja, auch egal. Gerade wollte ich Kouga nochmal ansprechen, als er mich urplötzlich zu sich zog und anscheinend küssen wollte, als wir ein leises Knurren vernahmen.
 

Als der Gesang endete, fingen sie wieder zu kämpfen an, doch kurz darauf schlug der Daiyokai dem Hanyou das Schwert aus der Hand, Inuyasha kniete im Gras und bekam langsam rote Augen. Die anderen wussten, was dies bedeutet und griffen sofort ein. Totosai spuckte Feuer und schnell verschwanden sie mit dem Hanyou.

Sesshomaru wurde erst jetzt richtig klar, das Hikari nicht mehr hier war. Er konnte nicht verhindern, dass er ganz automatisch ihren Geruch aufnahm und der Spur folgte. Doch auf dem Weg dorthin nahm er auch den Geruch von Wolf wahr. Seine Augen verengten sich und er beschleunigte sein Tempo. Als er schließlich zum Stehen kam, konnte er ein Knurren nicht verhindern. Dieser dreckige Wolf wagte es doch tatsächlich, sie anzufassen.
 

Ich sah in die Richtung, aus der das Knurren kam und schnappte geschockt nach Luft. Doch andererseits war ich mehr als froh, dass er hier war. Mein Blick wanderte zu Kouga, der noch immer zum Daiyokai sah. Dies nutzte ich aus, indem ich ihn von mir stieß. Erst jetzt fragte ich mich, wieso der Hundedämon eigentlich geknurrt hatte und schaute deshalb fragend zu Sesshomaru, welcher meinen Blick kalt erwiderte. Doch einen Moment später raste er auf den Wolfsdämon zu, packte ihn am Hals und zischte:

„Wehe, du fasst sie nochmal an!“

Meine Augen weiteten sich überrascht. So kannte ich ihn ja gar nicht. Er ließ Kouga fast sofort wieder herunter, doch dieser warf mir noch einen seltsamen Blick zu, bevor er schließlich das Weite suchte. Nun wandte sich der Weißhaarige wieder mir zu. Er schritt langsam auf mich zu und griff nach einer Strähne meines Haares, welches immer noch nass war. Doch in binnen weniger Sekunden war es trocken.

„Danke“, gab ich überrascht von mir.

„Bilde dir nichts darauf ein. Ich will nur keinen kranken Menschen mit mir rumschleppen“, antwortete er mir kühl.

„Natürlich, ich habe auch nichts anderes erwartet“, meinte ich ironisch und verdrehte die Augen, was er zum Glück nicht sehen konnte.

Ich sage es ihm

Und schon wieder verging viel Zeit ohne Ereignisse. Bis es zu diesen Tag kam…

Wir wanderten, wie so oft durch den Wald, als der werte Herr plötzlich anhielt. Ich blickte an ihm vorbei und bekam meinen Mund vor Erstaunen gar nicht mehr zu. Ein riesiges Schloss erstreckte sich vor uns. Aber was machten wir hier?

Als wir eintraten, empfingen uns natürlich haufenweise Diener, welche aber ausschließlich Sesshomaru Beachtung schenkten.

„Wir bleiben für eine Nacht hier und ziehen dann weiter“, verkündete er, jedoch gab mir das nicht genügend Auskunft.

„Ähm… Sesshomaru. Verzeih mir, dass ich frage, aber was machen wir hier?“

Er wandte sich zu mir, blickte kühl auf mich herab, sprach aber dann zu Rin.

„Rin. Du wirst hierbleiben“. Rin nahm das mit einem einfachen Nicken zur Erkenntnis, strahlte aber trotzdem übers ganze Gesicht. Ich konnte mich über dieses Kind nur wundern, aber momentmal.

Er ließ sie hie? schoss es mir durch den Kopf. Fragend sah ich ihn an, er jedoch ignorierte mich gekonnt und wies die Dienerschaft an, Zimmer für uns vorzubereiten. Manche von ihnen sahen uns verwundert an, taten aber ihre Arbeit. Als sie Rin schon mal wegführten, blieb ich allein mit ihm stehen.

So stemmte ich sofort meine Hände in die Hüften.

„Wieso lässt du sie hier?“ Mehr fiel mir einfach nicht ein. Zu geschockt war ich über das. Das würde alles ändern. Aber… ach vergessen wir´s einfach. Es hat sich durch mich sowieso schon alles geändert. Also belassen wir´s dabei.

„Ich kann nicht ständig auf euch beide aufpassen“, riss er mich aus meinen Gedanken. Ich blinzelte verwirrt, grinste aber dann.

„Heißt das etwa, du sorgst dich um uns?“ fragte ich grinsend.

Doch er schickte mir nur einen eiskalten Blick und antwortete unterkühlt:

„Sei nicht albern!“

Innerlich grinste ich jedoch weiter, wurde aber nach kurzer Zeit auch auf mein Zimmer gebracht.
 

Das Abendessen verlief recht normal. Abgesehen von der Stille, welche die ganze Zeit über herrschte. Nicht mal Rin sagte etwas.

Doch nachdem auch dies beendet war, marschierte ich schnurstracks auf mein Zimmer. Ich wollte nur noch schlafen, weswegen ich mich sofort auf mein Bett warf und in Sekundenschnelle einschlief.
 

Ein warmer Luftzug an meinem Hals ließ mich aufwachen. Meine Sicht klärte sich rasch, doch durch die Dunkelheit, die im Raum herrschte, sah ich, dass es noch mitten in der Nacht war. Ich konnte nicht wirklich etwas erkennen, bis mich plötzlich goldene Augen anblitzten. Ich schnappte überrascht und geschockt nach Luft. Das war doch nicht etwa...

„Sesshomaru?“ flüsterte ich. Jedoch bekam ich keine Antwort. Stattdessen spürte ich seinen Atem, als er mir ins Ohr hauchte.

„Hast du nicht etwas vergessen?“ Jetzt hatte ich keinen Zweifel mehr. Das war Sesshomaru, auch wenn mir sein Verhalten gerade einen Schauer nach dem anderen den Rücken runterjagte.

„Was meinst du?“ Ich hatte wirklich keine Ahnung, was er meinen könnte, doch mit den nächsten Worten fiel ich aus allen Wolken.

„Tz tz tz, dumme kleine Hikari. Dass du das so einfach vergisst. Denk nach!“

In meinem Hirn ratterte es und ich ging den Tag nochmal durch. Plötzlich fiel der Groschen. Mein Versprechen. Ich gab mein Wort, ihm über mich und meine Herkunft zu erzählen. Hatte ich denn noch eine Wahl? Er schien meine Erkenntnis bemerkt zu haben, denn im nächsten Moment grinste er fies und hauchte erneut ein kurzes „Nun?“

„Ähm… Also ich…“ Wie sollte ich nur anfangen. Wenn ich es ihm nicht erzähle, breche ich mein Versprechen und so würde er von Menschen ja nie anders denken. Doch da fiel mir etwas ein.

„Warte mal. Wieso kommst du wegen dem in der Nacht in mein Zimmer und besprichst das nicht einfach morgen mit mir?“ Ich sah ihm mit septischem Blick entgegen, er jedoch bückte sich zu mir runter und ich konnte spüren, wie er federleichte Küsse auf meinem Hals hinterließ und mir anschließend wieder ins Ohr flüsterte.

„Damit uns niemand stören kann.“ Wahrscheinlich bildete ich es mir nur ein, doch irgendwie klang seine Stimme seltsam verführerisch. Leider konnte ich nicht verhindern, rot anzulaufen und zu meinem Missfallen entwich mir auch noch ein leises Keuchen. Daraufhin konnte ich sein Grinsen deutlich spüren. Aber was sollte das plötzlich? War das wirklich der Sesshomaru, den ich kannte? Doch egal, was nun sein Verhalten beeinflusste – wenn er dachte, ich würde da einfach mitmachen, hatte er sich geschnitten. So stemmte ich meine Hände gegen seine Brust, um ihn wegzudrücken. Jedoch ohne viel Erfolg. Aber dann eben anders.

„Sesshomaru, hör auf!“ Irgendwie hörte sich meine Stimme nicht ganz so fest an, wie ich es eigentlich geplant hatte. Und es nutzte auch nichts, er machte einfach weiter. Tja, würde ich es ihm nun erzählen, würde er sicher aufhören. Aber war das wirklich dir richtige Entscheidung? Ich wusste es nicht, aber ich konnte ja mal etwas versuchen.

„Selbst, wenn ich es dir sage, würdest du es mir niemals glauben.“

„Versuch es“, knurrte er. Sah so aus, als würde er langsam ungeduldig werden. Er beugte nun direkt über mir und durchbohrte mich geradezu mit seinem Blick.

„Ich… kann nicht.“ Und schon im nächsten Moment fühlte ich, wie ich durch den Raum geschleudert wurde und hart gegen eine Wand krachte. Er hatte also schon die Geduld verloren.

Ich lag still am Boden, kämpfte mit den Tränen, die mir wegen der Schmerzen aufstiegen. Ich sah, wie er sich umdrehte, um ohne ein Wort zu verschwinden. Doch ich hielt ihn auf, indem ich mich leicht aufrichtete und mit brüchiger Stimme „Warte“ rief. Er blieb stehen, wandte sich aber nicht um.

„Ich sage es dir. Nicht, weil ich Angst vor dir habe, sondern weil ich dir mein Versprechen gab, aber es wird dir nicht gefallen.“ Nun wandte er sich ganz zu mir um, forderte mich still auf, weiter zu sprechen. Ich wusste nicht wieso, aber ich musste es ihm sagen. Er hatte es verdient, es zu wissen, auch wenn er mir vielleicht nicht glauben würde. Auch wenn er mich gerade an eine Wand geschleudert hatte. Denn immerhin gab ich ihm mein Wort.

Ich erhob mich und ging aufs Bett zu, um mich zu setzen. Er folgte und tat es mir gleich. Nun saß er mir gegenüber und ließ mich mal wieder nicht aus den Augen. Also holte ich tief Luft und fing an.

„Also, ähm… sagt dir der Begriff Fiktion etwas?“ Er hob darauf eine Augenbraue.

„Du meinst erfundene Dinge und Geschichten.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, jedoch antwortete ich mit einem klaren „Ja“.

„Nun, und du, dein Halbbruder und alles hier ist so eine Fiktion“, sofort hielt ich die Hände als Schutz, um mich aufs Schlimmste gefasst zu machen. Doch entgegen meines Erwartens hörte ich doch tatsächlich ein so seltenes Lachen von ihm.

„Ich eine Fiktion? Und wie soll das deiner Meinung nach gehen?“ Seine Stimme war ernst, doch ich konnte noch immer etwas Belustigung heraus hören.

„Tja, bis vor einigen Wochen…“ – ist das wirklich schon wieder Wochen her?-„…war ich noch der Meinung, ihr existiert gar nicht. Ich lebte in einer ähnlichen Welt, wie Kagome, also die Miko in der seltsamen Kleidung. Denn meine Welt ist die 500 Jahre spätere Zukunft. Nur dass ich einem anderen Land lebe, als in Japan. Ein Land, das dir sicher nicht bekannt ist. Bei uns gibt es Bücher über euch. Naja und in diesen Büchern sind all eure Abenteuer aufgezeichnet. Deshalb weiß ich auch so viel über euch. Die Geschichte ist in meiner Welt schon fertig, nur ich bin irgendwie mittendrin gelandet.“

„Und wie konnte das passieren?“

„Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen. Aber ich habe keine Ahnung.“

Sesshomarus Gefühle und "Was geht denn hier ab?"

Er stand auf und ging zum Fenster, während schon die nächste Frage über seine Lippen glitt.

„Was meinst du mit `die Geschichte ist in deiner Zeit schon fertig´?“

„Naja, sie wird nicht mehr weitergeschrieben, weil alles gut geendet hat.“

„Heißt das also, dass ich Naraku besiegen werde?“

Oje, wie sollte ich ihm nur beibringen, dass er bei der Vernichtung Narakus Inuyashas Hilfe braucht? Aber ein Versuch war es immerhin wert. Ich holte also nochmal tief Luft und sagte es dann.

„Nicht ganz!“, ich hörte ein Knurren, bevor ich weitersprechen konnte. Das klang ja wirklich klasse. Ich betete schon mal, dass er mich nach dieser Aussage nicht in Stücke reißen wird.

„Du besiegst ihn nicht alleine. Sondern du schaffst es zusammen mit Inuyasha und seiner Truppe. Aber den schwierigsten Teil macht dann noch Kagome.“

Das war nun genug, was ich sagte und ich hoffte, es würde ihm reichen.

„Verstehe. Da du aber nun hier bist, könnte die Geschichte anders verlaufen, als sie sollte, sehe ich das richtig?“ Ich nickte.

„Du hast es erfasst.“ Darauf sah er mir nochmals fest in die Augen – sagte ich schon, wie schön seine Augen sein können, wenn sie so seltsam funkeln – und verließ dann mit den Worten „Schlaf jetzt! Wir brechen früh auf“ mein Zimmer.
 

Von den Sonnenstrahlen geweckt stand ich recht flink auf und machte mich für die Reise fertig. Als das getan war, ging ich lächelnd Richtung Speisesaal.

Er saß bereits am Tisch und wartete auf die andere Person, mit der er essen würde. Hikari. Rin schlief noch.

Er hatte letzte Nacht die ganze Zeit über Hikari - Seit wann nannte er sie in seinen Gedanken eigentlich beim Namen? - nachgedacht. Sie ging ihm nicht aus dem Kopf. Wieso hatte er ihr geglaubt? Wieso hatte er sie danach nicht einfach getötet? Er hatte, was er wollte. Aber wieso wartet er dann gerade auf das Mädchen, welches ihm noch den letzten Nerv raubt? Wieso hatte es ihm innerlich leid getan, als er sie an die Wand geschleudert hatte? Warum musste er sich beherrschen, nicht weiter zu gehen, als geplant, um sie zum Reden zu bringe? Wieso klang ihr Keuchen wie Musik in seinen Ohren? Und wieso spürte er das Bedürfnis in sich aufkeimen, sich bei ihr zu entschuldigen?

Er hatte so viele Fragen, welche ihm niemand beantworten konnte. Das Quietschen, einer sich öffnenden Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Da stand sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Innerlich um Fassung ringend blickte er ihr

kühl entgegen.
 

„Morgen“, wünschte ich fröhlich. Ich wusste nicht, wieso, aber irgendwie war ich froh, dass nun alles raus war. Ob er mir allerdings glaubte, wusste ich noch immer nicht. Naja, auch egal. So setzte ich mich neben ihn und wir fingen zu essen an. Aber diesmal würde ich die Stille nicht walten lassen.

„Sag mal Sesshomaru…“, Er sah mich an. „…ich dachte immer, du musst nichts essen.“

„Muss ich auch nicht. Aber manchmal braucht selbst ein Dämon Nahrung.“

Ich guckte ihm nachdenklich in die Augen.

„Achso.“ Wieder was dazu gelernt.

Nach einigen Sekunden widmeten wir uns wieder dem Essen.
 

Wir standen schon vor dem Schlosstor, um aufzubrechen. Meinen Rucksack hatte ich schon längst verloren. War ja klar. Ah-un und Jaken ließen wir außerdem auch hier. Tja bei Jaken konnte mir das nur recht sein.
 

Bald hielten wir an einer Lichtung, wo ein Bach floss und welche an eine Felsgruft grenzte. Erschöft ließ ich mich gegen einen Baum sinken; dabei sah ich, wie Sesshomaru sich mit den Worten „Warte hier“ Richtung Felsengruft entfernte. Doch ich dachte gar nicht daran, brav hier abzuwarten. Man sollte meinen, er kannte mich inzwischen gut genug, um zu wissen, dass ich nicht auf seine Befehle hörte. Das Problem war nur, dass er meine Aura sofort bemerken würde. Aber andererseits… probieren geht über studieren. Also erhob ich mich und folgte ihm so leise, wie möglich. Aber natürlich kam ich nicht weit, um schon seine Stimme zu hören.

„Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst warten?“ Ich kam hinter dem Felsen, hinter welchem ich mich versteckt hatte, hervor und sah ihn unschuldig an.

„Hatte ich dir gesagt, ich würde deinen Befehlen Folge leisten?“ Es war vermutlich nicht das Schlauste, so eine Aussage von mir zu geben und ihn womöglich noch zu verärgern, falls ich das nicht schon getan hatte, aber hey; er wusste, wie ich war und immerhin hatte er mich bis jetzt noch nicht in Stücke gerissen. Warum also nicht weiterhin mit dem Teufel spielen?

Sein kaum hörbares Seufzen ließ mich aus meinen Gedanken hochfahren.

„Na gut, aber bleib weiterhin hinter dem Felsen, sonst kannst du was erleben“, zischte er.

Ich nickte und lächelte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er manchmal doch recht normal schon sein konnte. Im nächsten Moment hörte ich eine fremde Stimme. Die kam mir doch bekannt vor. Ich guckte kurz hinter dem Felsen hervor. Also doch. Wenn ich mich nicht irrte, war das doch die Frau, welche zu den Panterdämonen gehörte. Dann stand dieses Mal also dieser Kampf an.
 

Als sie weg war, kam ich hervor und wir gingen zum Lager zurück.

„Du bleibst hier, während ich das erledige. Du solltest ja sowieso schon wissen, was passieren wird“, erklang seine Stimme. Er schien mir also zu glauben, was meine Herkunft und all das betraf. Aber Moment, ich sollte hier bleiben?

Ich dachte wenige Sekunden nach, bevor mir klar wurde, dass das vielleicht gar nicht so schlecht war. Denn dort würde ich wohl wirklich schneller krepieren, als mir lieb war. So nickte ich und gab ihm mein Wort, ihm diesmal nicht zu folgen.
 

Als der Abend anbrach, machte er sich auf den Weg. Ich saß allein am Lagerfeuer, betete innerlich, dass ja kein Dämon kam. Nur leider wurden meine Gebete nicht erhört, denn aus dem Gebüsch trat in diesem Augenblick ein hässlicher Wurmdämon. Er war nicht stark, aber stark genug, um mich in Sekunden aufzufressen. Ich trat einen Schritt zurück, wurde aber bereits von ihm getroffen und an einen Baum geschleudert. Wie ich diese Bäume doch liebte.

Sofort schoss er wieder auf mich zu und ich hielt reflexartig die Hände hoch, im Glauben, es wäre nun vorbei. Doch plötzlich wurde der Wurm von mir geschleudert, als hätte ich ein Kraftfeld gebaut. Und als wäre das nicht schon genug, spürte ich auch noch das Zeichen auf meiner Schulter pulsieren. Was ging denn nun ab?

Das erste Mal verwandelt

Ich schloss für einen Moment die Augen, um dies zu verarbeiten, öffnete sie aber sofort wieder, da ich etwas in meiner Hand spürte. Dieses Etwas entpuppte sich als schwarzes Samthalsband, welches einen kleinen Silberanhänger hatte, der genau so, wie das Zeichen auf meiner Schulter aussah. Es war einfach in meiner Hand erschienen. Ich legte es mir um und schon passierte etwas. Mich umhüllte für kurze Zeit ein silberglitzernder Strudel, und als er verblasste hatte ich eine Sense in der Hand. Wie die vom Tod. Ich bemerkte auch, dass sich mehr an mir verändert hatte, doch so schnell konnte ich es mir nicht ansehen, da der Wurmdämon anscheinend immer noch lebte und gerade wieder auf mich zu schoss.

Ich hatte noch nie eine Sense benutzt. Ob ich dann wirklich damit umgehen konnte, war fraglich. Aber hey, probieren geht eben über studieren. So schwang ich die Sense und feuerte damit eine schwarze Lichtsichel ab, welche direkt auf meinen Gegner zu zischte. Und sie traf und sorgte dafür, dass der Wurm sofort zu Staub zerfiel.

Die Sense glitt mir aus der Hand und ich sank zu Boden. DAS musste ich nun wirklich verarbeiten. Ich hatte mich nicht nur verwandelt, sondern habe auch noch einen Dämon besiegt und zwar ohne Sesshomarus Hilfe. Es war zwar ein schwacher, aber hey, Dämon ist Dämon. Tja, zu alldem fiel mir im Moment nur eins ein.

„Oh man, das ist sowas von cool.“ Ich ging auf den Bach zu, um dort mein Spiegelbild betrachten zu können. Ich hatte nun rotglühende Augen mit schwarzen Sprenkeln. Meine Haare blieben gleich lang und braun, jedoch etwas dunkler und ohne die rosa Strähnen oder verschiedene Farbnuancen. Aber dafür mit einer breiten Silbersträhne auf der linken Seite meines Scheitels. Ich trug ein schulterfreies kurzes Kleid welches ab der Hüfte an der einen Seite einen Schlitz aufwies. Der Saum endete mit dünnem schwarzem Tüll, das in mal längeren, mal kürzeren Fetzten herunterhing. Die Ärmel waren sahen so aus, wie die von Sesshomaru, nur eben auch in schwarz und ohne Muster. Und zum Schluss noch hohe schwarze Stiefel mit kleinem Absatz. Also irgendwie gefiel mir dieser Style. Aber Moment, da war doch noch was. Das konnte jetzt nicht wahr sein, oder? Vorsichtig griff ich auf meinen Kopf. Tatsächlich! Auf meinem Kopf befanden sich Tierohren – ich glaube von einem Fuchs -, welche weiß waren, nur die Spitzen waren schwarz. Genauso wie bei dem Fuchs, der in mich hineingesprungen ist. Oh nein! Hieß das dann etwa auch…? Ahnend, was ich sehen könnte, guckte ich hinter mich. Ich hatte einen Fuchsschwanz. Und auch der war weiß mit einer schwarzen Spitze. Ich fasste ihn an und… er fühlte sich flauschig an. Normale Menschen würden jetzt wahrscheinlich ausflippen, aber da ich ja kein normaler Mensch bin, sagte ich das:

„Oh mein Gott, das ist sowas von oberkrass.“ Wieso sollte ich auch darüber unglücklich sein. War ich nun also auch so eine Art Mew Mew? Ach egal. Was viel wichtiger war; Sesshomaru sollte darüber nicht so schnell was erfahren. Ich hielt es lieber noch geheim. Er musste ja nicht alles wissen. Und was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß.

Mein Ziel war es nun also, den Kampf mit der Sense zu beherrschen, aber davor, würde ich noch bei Sesshomaru vorbei schauen. Mal sehen, wie weit sie schon waren. So konnte ich auch gleich testen, was ich für Fähigkeiten hatte. So versuchte ich, mit einem einzigen Sprung, auf einem Baum zu landen und es gelang mir ohne Probleme. Ich sprang weiter von Ast zu Ast, bis ich vor einer hohen Mauer stand. Und nochmal sprang ich und landete elegant auf der Mauer.

Der Mond strahlte hell und erleuchtete neben dem Feuer zusätzlich den riesigen Platz. Niemand schien mich zu bemerken, weshalb ich ungestört die Lage beobachten konnte. Es war bereits so weit. Sesshomaru würde in wenigen Minuten verstehen, dass sein Tenseiga doch nicht so nutzlos war, wie er dachte.
 

Nachdem alles geschafft war, machte sich Sesshomaru wieder auf den Weg und ich zuckte zusammen. Verdammt! Wenn ich nicht vor ihm wieder da war, würde er sofort nach mir suchen und weil ich mich vom Lager entfernt hatte, würde er auch dementsprechend wütend werden.

Sofort sprang ich zum nächsten Baum und versuchte so weite Sprünge zu vollbringen, wie ich konnte. Als ich dann auf der Lichtung ankam, war er noch nicht da. Mein Glück. Aber wie sah ich wieder normal aus? Ich überlegte einen Moment, bis ich auf die Idee kam, einfach das Halsband abzunehmen, was ich dann auch tat. Und es klappte, wie geschmiert. Das Halsband steckte ich in meine Hosentasche, damit der Daiyokai es auch ja nicht bemerkte.

Gleich danach setzte ich mich ans Feuer und schon im nächsten Augenblick war er da. Er musterte mich kurz, sprang aber dann auf einen Baum. Innerlich seufzte ich erleichtert auf. Geschafft, war mein einziger Gedanke.
 

Sesshomaru war mal wieder weg und ließ mich zurück. Aber so hatte ich wenigstens die perfekte Chance, zum Trainieren…

In weniger als einer Sekunde hatte ich mein Halsband angelegt und schon stand ich mit Sense und Fuchsschwanz- und Ohren da. Sofort schwang ich mich in die Luft und fing an, meine Kampfkunst zu trainieren. Dabei dachte ich an Maka aus der Serie „Soul Eater“. Vielleicht wurde ich ja so gut wie sie.

Die Zeit verging und plötzlich spürte ich ein seltsames Gefühl in meinem Magen aufkeimen, weshalb ich schnell mein Halsband abnahm und wieder einsteckte. Nicht zu spät, wie es sich herausstellte, denn plötzlich fühlte ich, wie sich zwei Arme um mich schlossen.

Ich sah schwarzes Haar. Kein Zweifel. Naraku stand hinter mir.

„Hast du mich vermisst?“, flüsterte er in mein Ohr. Er schien nichts bemerkt zu haben.

„Natürlich, ich musste ständig an dich denken“, gab ich sarkastisch zurück.

Trotzdem grinste er und schon hob er in die Luft ab. Und ich fing an, mich zu wehren und strampelte wie wild herum.

„Hey lass mich runter, was willst du denn nun wieder?“

„Ich will dich!“

Diese Worte legten mein gesamtes Gehirnsystem lahm. Er wollte was?

„Das kannst du sowas von vergessen.“ Sein Grinsen wurde breiter.

„Wir werden ja sehen. Außerdem brauche ich dich auch noch als Lockmittel.“

„Was…?“, entfuhr es mir, jedoch traf mich im nächsten Moment die Erleuchtung.

Natürlich. Folge 80. Da wurde doch Rin von Kagura entführt. Aber da Rin nun mal nicht hier war, musste ich wohl herhalten. Na klasse!

Nun greife ich an!

Er brachte mich nicht wie erwartet in sein Schloss, sondern wie Rin in diese Hütte, umgeben von Dämonen. Dort wartete bereits Kohaku auf mich.

Ohne weitere Worte schubste er mich in die Hütte, ließ mich mit Kohaku allein und verschwand.
 

Währenddessen bei Sesshomaru:

Er kam gerade zurück, als er sah, dass das Weib nicht mehr da war. Kurz darauf erschien Kagura.

„Wo ist sie?“, sprach er kalt.

„Bei Naraku. Wenn du sie also wiederhaben willst, komm in sein Schloss.“

„Sie ist mir vollkommen egal. Mein einziges Ziel ist es Naraku zu vernichten.“ Kagura blieb darauf hin still und machte Kehrt.

Dachte Naraku wirklich, er könnte ihn mit dem Mädchen locken? Wie dumm von ihm.

Und trotzdem konnte er ein leichtes Gefühl von Sorge nicht abschütteln.

So machte er sich schleunigst auf den Weg und kam auch schon bald an. Der Kampf begann und auch sein minderbemittelter Halbbruder tauchte auf.
 

Lange hielt ich es hier nicht mehr aus. So nett Kohaku auch war, ich musste schleunigst von hier verschwinden. Denn diesmal würde ich den Streithähnen helfen, so dass Naraku endlich Geschichte war. Aber wie sollte ich das machen? Konnte ich das Risiko eingehen, dass Kohaku was mitbekam? Würde der unwillige Kohaku Naraku etwas erzählen? Immer mehr Fragen türmten sich in meinem Kopf und sie alle drängten, beantwortet zu werden.

Ich sah zu Kohaku. Wir hatten uns eine Weile gut unterhalten, aber was nun? Ein Seufzer entwich meinen Lippen, als ich auf ihn zuschritt. Es ging nicht anders.

„Kohaku, bitte lass mich gehen. Ich muss den anderen helfen.“

„Ich kann nicht, tut mir leid. Außerdem könntest du sowieso nichts ausrichten.“

„Oh doch, das kann ich und vielleicht schaffe ich es sogar, dass Naraku heute ausgelöscht wird, aber dafür musst du mich gehen lassen. Denk doch an Sango, deine Schwester.“

Er guckte nur verwirrt.

„Meine Schwester?“ Oh nein, er konnte sich ja an nichts mehr erinnern.

„Ja, deine Schwester. Sie ist die einzige, die von deiner Familie übrig geblieben ist. Du bist ein Dämonenjäger und...“, ich wurde leiser „…dein Leben wird nur noch durch einen Juwelensplitter erhalten. Naraku hat dich getötet und kann dich durch den Splitter kontrollieren. Du kennst deine Schwester. Sie heißt Sango und du bist ihr schon mal begegnet.“

Nach diesen Worten wurde sein Blick zuerst noch verwirrter, doch nach und nach sprang die Verwirrung in Verzweiflung um. Er schien sich zu erinnern.

„Ich habe meine Eltern getötet. Wo ist Sango und wer bist du?“ Zu viele Fragen. Mist, ich musste mich beeilen, ich hatte kaum noch Zeit.

„Das ist nicht wahr, du kannst nichts dafür. Du wurdest kontrolliert. Sango wird gleich hier sein. Sie ist dir nicht böse, falls du das glaubst. Sie macht sich Sorgen um dich. Und ich bin jemand, der helfen will. Also bitte lass mich gehen.“ Langsam schien er zu verstehen und zu meiner Erleichterung nickte er schließlich.

„Gut, ich lasse dich gehen. Aber wie willst du hier durch kommen. Die Hütte ist von Dämonen umzingelt, die ich allein nicht so schnell vernichten könnte.“

„Da mach dir mal keine Sorgen.“ Mit diesen Worten zog ich mein Halsband heraus und legte es an. Der typische Silberwind legte sich um mich und binnen Sekunden stand ich wieder mit der Gene eines Fuchses da. Verblüfft sah mich der Dämonenjäger an und fragte „Bist du eine Halbdämonin?“

„So was ähnliches“, ich zwinkerte ihm zu „aber verrate niemandem davon.“

„Ich gebe dir mein Wort!“

„Danke! Ich komme wieder.“ Und schon sprang ich raus und zerlegte die Dämonen, welche mir den Weg versperrten.

Nach dem dies geschafft war, machte ich mich auf den Weg, zum Schloss. Aber warte mal. Wo war es überhaupt? Ich sah fragend zu Kohaku, welcher anscheinend verstand und mit der Hand in die entsprechende Richtung wies.
 

Es dauerte nicht lange und ich war da. Seltsamerweise hatte ich es ohne Probleme durch den Bannkreis geschafft und Naraku würde auch nichts merken, da Inuyasha ja auch schon fast da war. Sofort sprang ich wieder mal auf eines der Schlossdächer, um die Lage zu checken. Naraku war ein widerliches Monstrum aus vielen Dämonen, er griff gerade den Daiyokai an. Dieser jedoch wich geschickt aus.

Ich fragte mich wo Inuyasha blieb, als mir einfiel, dass er ja von Kagura aufgehalten wird. Ich sank in den Schneidersitz und sah dem Spektakel in Ruhe zu. Jetzt würde ich noch nichts unternehmen. Mein Auftritt würde schon noch kommen. Aber nun musste ich erst mal auf Inuyasha warten.
 

Schon bald hatte der Spinnenhanyou Sesshomaru mit dieser ekligen Masse seiner Selbst überzogen. Das sah wirklich ekelig aus. Und es pulsierte auch noch. Ich gab es ungern zu, aber es schmerzte mich zuzusehen, wie der Hundedämon in Gefahr geriet, auch wenn ich wusste, dass ihm nichts passierte.
 

Man hörte einen Schrei und einen lauten Krach. Endlich war er da. Natürlich ging der Kampf noch bisschen weiter, bis sich auch Sesshomaru befreite. Doch nun begannen die Hundebrüder wieder zu zanken. Und Naraku griff sie in diesem Moment an. Tja, nun war ich wohl dran. Ich erhob mich und schleuderte meine Sense wie einen Bumerang, welcher nicht nur Naraku traf, sondern auch die Brüder befreite. Die Sense flog wieder zu mir zurück und als ich aufsah, blickten mir die drei entgegen. Ich grinste.
 

Naraku hatte es fast geschafft. Mussten eben beide daran glauben. Doch bevor er sie endgültig töten konnte, schnitt etwas durch sein Fleisch. Sofort sah er zu dem Verursacher und war verwirrt und geschockt zu gleich.
 

Eine Halbdämonin?, dachte Inuyasha. Er war zwar nun frei, würde sich aber niemals dafür bedanken. Und schon gar nicht bei einem Mädchen.
 

Sesshomaru war fasziniert, auch wenn er es niemals zugeben würde. Es war fast nur eine Silhouette zu erkennen, aber er sah eine schlanke Figur. Langes Haar. Und blutrote Augen blitzten ihm entgegen. Eine Fuchshalbdämonin? Aber die Aura stimmte mit der eines Hanyous nicht überein und sie kam ihm bekannt vor.
 

Plötzlich ertönte ein Knall. Naraku wollte anscheinend flüchten, doch bevor er das konnte schickten Inuyasha und Sesshomaru noch eine Schwertattacke. Zusätzlich schleuderte ich noch ein paar schwarze Lichtklingen auf ihn. Jedoch gelang es ihm trotzdem zu entkommen und während er in einer Giftwolke davonflog, erklang nochmals seine Stimme.

„Sesshomaru, denk lieber an die kleine Hikari.“

Mehr musste er nicht sagen und der Daiyokai beruhigte sich sofort. Wäre ich nicht, wäre er ihm mit ziemlicher Sicherheit jetzt gefolgt. In diesem Moment läuteten alle Alarmglocken bei mir. Ich musste sofort zurück, bevor Sesshomaru vor mir dort war. Ich betete innerlich, dass ich in der Transformation etwas anders roch, sonst wäre er mir sofort auf den Fersen. Mein Blick fiel nochmals auf die Hundebrüder, welche meinen Blick erwiderten. Ich lächelte und zwinkerte ihnen zu, bevor ich mit einem Sprung nach hinten für die zwei verschwand und mich eiligst auf den Weg zu Kohaku machte. Dort sah ich auch schon Kagome und die anderen. Ich schlich zur Hintertür, wo mich Sango´s Bruder gleich empfing.

„Sie ist da!“, meinte er bitter.

„Ich weiß.“ Ein sanftes Lächeln legte sich auf meine Lippen.

„Ich bin noch nicht bereit, bei ihr zu bleiben. Ich will sie nicht in Gefahr bringen.“ Er senkte den Kopf.

Ich legte meine Hand auf seine Schulter.

„Du wirst sie wiedersehen, das versichere ich dir.“ Eine kleine Träne rannte seine Wange runter, bevor er mutig nickte. Sofort griff ich nach seiner Hand. „Los wir müssen von hier weg.“

Er folgte mir und zusammen flogen wir mit einem Drachendämon davon. Leider konnte ich aus dem Augenwinkel erkennen, dass uns Kagome gesehen hatte.

Natürlich, dachte ich nur.

Ich tat so, als hätte ich sie nicht gesehen und wir flogen schnell davon, bis wir ein Stück weiter im Wald landeten. Wir rannten auf eine große Lichtung. Ich hielt noch immer seine Hand und rannte immer weiter, bis er plötzlich stehen blieb und ich somit gezwungen war, das Selbe zu tun. Mein Blick fiel auf ihn und ich bemerkte, dass er mich mit völlig leeren Seelenspiegeln ansah. Oh nein, schoss es mir durch den Kopf. Ich wusste sofort, was das zu bedeuten hatte und trat ein paar Schritte zurück, ohne ihn auch nur ein einziges Mal aus den Augen zu lassen. Als ich weit genug entfernt war, drehte ich mich um und lief so schnell ich konnte davon. Dabei dachte ich unwillkürlich an Rin, welche normalerweise nun in dieser Situation gewesen wäre. Ich war ja auch selten dämlich, nicht daran zu denken, dass das wahrscheinlich passieren würde. Und so völlig in meine Gedanken vertieft merkte ich natürlich auch gar nicht, dass Kohaku gerade die Kette seiner Sense nach mir warf und sie sich um meine Beine schlang. Worauf ich hinfiel, nur eben nicht so wie Rin gleich bewusstlos wurde. Nee, stattdessen betete ich innerlich, dass dieser Köter von Sesshomaru mal hier antanzen und mich retten würde. Verwandeln könnte ich mich nicht. Ich wollte Kohaku schließlich nicht verletzen und außerdem wäre es auch viel zu riskant.

Ich sah auf und sah wie der Dämonenjäger mit seiner Sense zum Angriff ausholte. Gerade noch rechtzeitig schaffte ich es, auszuweichen, wurde jedoch trotzdem an der Schulter getroffen.

„Kohaku, du bist nicht du selbst. Wach doch auf“, rief ich, doch es war zwecklos, ihn von Narakus Kontrolle zu befreien. Schon im nächsten Moment stand er wieder vor mir und noch immer waren meine Beine gefesselt. Wieder holte er aus, traf mich diesmal am Arm. Noch einmal würde ich es nicht schaffen, auszuweichen. //Sesshomaru, wo bleibst du nur// ging es mir durch den Kopf. Wieder griff er an und ich kniff aus Reflex die Augen zu, während ich meine Arme schützend über mir kreuzte, obwohl mir das wohl auch nicht mehr viel helfen würde. Doch es kam nichts und als ich vorsichtig wieder aufsah, hielt der Daiyokai Kohaku mit einer Hand um seinen Hals in die Höhe. Meine Augen weiteten sich und ich befreite mich schnell von der Kette, welche immer noch meine Beine fesselte. Ich erhob mich schnell – die Schmerzen meiner Wunden igorierend – und griff nach Sesshomarus Ärmel. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf mich, ließ den Jungen aber nicht los.

„Sesshomaru, lass ihn bitte…“ los, wollte ich eigentlich sagen, wurde aber unterbrochen.

„Lass ihn los Sesshomaru.“ Inuyasha. Wie ich sah, war auch Kagome dabei. Sie lächelte mir kurz zu, wandte sich dann aber auch an Sesshomaru. Das Ganze lief jetzt wieder wie in der Serie ab und ich sagte einfach nix mehr. Schlussendlich ließ er ihn laufen und die anderen zwei verschwanden wieder. Sein Blick fiel auf mich und dann auf meine Wunden. Für einen kurzen Moment sah ich so etwas wie Sorge in seinen Augen aufblitzen. So kurz, dass es schon wieder unbedeutend war. Unbedeutend für jeden anderen, jedoch nicht für mich.

„Willst du Wurzeln schlagen?“, riss er mich aus meinen Gedanken. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er sich schon wieder entfernt hatte. Schnell rannte ich ihm nach. Leider gab es nirgendwo Wasser, wo ich meine Wunden hätte säubern können. Sah so aus, als machte er sich doch keine Sorgen. Aus einem mir unerfindlichen Grund stimmte mich das traurig. Doch ich sollte mich irren…

Jetzt tauchen auch noch die auf!

Die Wunde war zwar nicht groß, trotzdem schmerzte sie und so wie es aussah, würde der Herr vor mir nicht so schnell eine Pause machen. Doch dieses Mal sollte ich mich in meiner Vermutung irren, denn schon nach kurzer Zeit hielt er plötzlich an. Ich sah mich um und entdeckte einen Fluss.

„Säubere deine Wunden, damit wir weiter können.“ Kalt wie eh und je, aber wenigstens nahm er so viel Rücksicht, dass ich mich versorgen durfte. So setzte ich mich an das Ufer des Flusses und riss ein Stück meines ohnehin schon zerfetzten Oberteils ab, welches ich dann ins kalte Wasser tauchte, während Mr. Kühlschrank sich an einen Baum setzte und mich still beobachtete. Ich berührte nur kurz meine Wunde mit dem nassen Stoff und schon zog ich scharf die Luft ein. Jaja, wenn es sich um eher kleinere Wunden und deren Desinfizierung handelte, heulte ich mehr rum, als bei großen Verletzungen. Verkehrte Welt war das. Bevor ich nochmal meine Schulter abtupfen konnte, wurde mir der Fetzen aus der Hand gerissen. Mein Blick begegnete einem Paar genervter goldener Augen. Ohne ein weiteres Wort tauchte er den Stoff nochmal ins Wasser, um dann mit den Worten „Beiß die Zähne zusammen“ vorsichtig meine Wunden zu säubern. Verblüfft sah ich ihn an und als er auch noch ein Stück seines Kimonos ab riss und meinen Arm und Schulter damit verband wollte ich schon zu einem leisen Danke ansetzen, aber er unterbrach mich.

„Bilde dir bloß nichts darauf ein. Ich mache das nur, weil du sonst wahrscheinlich ewig brauchen würdest und wir nie weiter kämen.“

Oh, dachte ich enttäuscht, hätte ich mir ja denken können. Trotzdem… hätte nicht gedacht, dass er so sanft sein konnte.
 

Nach einiger Zeit blieb Sesshomaru mal wieder unvermittelt stehen. Doch dieses Mal schaffte ich es, noch rechtzeitig anzuhalten. Etwas lag in der Luft. Das merkte ich an seinem Gesicht. Auch wenn es wie sonst, ausdruckslos schien. Er stellte sich vor mich und ging in Angriffsposition. Anscheinend kam etwas auf uns zu. Die Frage, was dieses Etwas war, erübrigte sich, als ein Knall ertönte und gleich darauf ein Erdbeben erfolgte. Eins war klar. Das war nicht gut. Und als wäre das nicht schon genug, traten plötzlich 7 Personen aus dem Dickicht. Oh nein. Waren wir jetzt schon so weit?

Der Daiyokai hatte inzwischen sein Schwert gezogen und kampfbereit auf die Fremden gerichtet, doch die rührten sich nicht, sondern sahen sich nur um, bis ihr Blick an mir hängen blieb. Ich beäugte sie misstrauisch, als Bankotsu plötzlich das Wort erhob.

„Ich glaube, das ist sie.“ Auch Jakotsu meldete sich zu Wort.

„Stimmt, das muss sie sein. Dann lasst uns das Weib mal schnell zu Naraku bringen. Ich möchte endlich wieder mit dem süßen Inuyasha kämpfen.“

Nein, was für eine Tunte, ging es mir durch den Kopf. Aber Moment mal, es kam kein Untertitel. Sie sprechen weiterhin deutsch. Yay. Doch mir blieb nicht lange Zeit, um innerlich zu jubeln, denn schon im nächsten Augenblick sickerten ihre Worte bei mir durch. Sie wollten mich zu Naraku bringen? Na toll. Aber Sesshomarus Kampfstellung nach zu urteilen, würde er mich denen wohl nicht kampflos übergeben. Puh, da hatte ich wohl Glück gehabt. Aber egal, wie stark er nun war; ob er gegen 7 Söldner gewinnen kann, ist fraglich.

„Wer seid ihr?“ kam nun des Yokais Frage.

Bevor die Krieger vor uns antworten konnten, fuhr ich dazwischen.

„Also sie sind auf jeden Fall der Feind.“ Mir wurde jedoch keine Beachtung geschenkt.

„Wir sind die Shichinintai. Und Naraku hat uns den Auftrag gegeben, dieses Mädchen zu ihm zu bringen“, sprach Bankotsu und zeigte dabei auf mich. Nicht gut.

„Verstehe, ich werde das jedoch nicht so einfach zulassen.“

Kurz bevor der Kampf begann meinte ich noch leise: „Pass auf! Naraku hat sie mit Juwelensplittern wiederbelebt.“ Sesshomaru nickte nur und stürzte sich in den Kampf. Ich wich etwas zurück, um nicht getroffen zu werden, sah mich aber immer wieder um. Ich hatte ein komisches Gefühl.

Plötzlich hörte ich hinter mir etwas rascheln und da fiel mir auf, dass es nur 6 Krieger waren, die gegen den Yokai kämpften. Wo war der dritte? Wo war Bankotsu? Als das Geräusch lauter wurde, drehte ich mich blitzschnell um und schon hielt er mir sein Banryu an den Hals.

„Nur ein Wort und du bist tot“, zischte er. Ich schluckte. Nicht, dass ich mich nicht verteidigen könnte, aber diesen Trumpf wollte ich mir noch aufheben. Also blieb ich still, doch ohne ein Wort sagen zu müssen, schien Sesshomaru mein Problem zu bemerken, denn aus dem Augenwinkel sah ich, wie er in meine Richtung sprang. Nur leider wurde er von Mukotsu und Kyokotsu aufgehalten, während mich Bankotsu und die anderen trotz meines Widerstands forttrugen. Ich konnte nur hoffen, dass er die beiden ohne Probleme vernichten konnte. Obwohl, da sollte ich mir wohl keine Sorgen machen. Über was ich jetzt eher nachdenken sollte, wäre meine eigene Lage. Der Anführer hatte mich einfach über seine Schulter geworfen und ich baumelte mal wieder wie ein nasser Mehlsack herum. Meine Versuche, ihn mit meinen Schlägen auf den Rücken zu verletzen, hatte ich bereits aufgegeben, da sie sowieso nichts brachten. Direkt hinter ihm ging Jakotsu, der mich angesäuert betrachtete. Ich versuchte, mich ein bisschen aufzustützen, um ihn ansehen zu können.

„Hast du irgendein Problem“, blaffte ich ihn an. Schließlich hatte ich ihm nichts getan.

Ich spürte die verblüfften Blicke der anderen auf mir. Kein Wunder. Ich legte mich hier mit der Frauen verachtenden Transe an, dessen Augen sich gerade gefährlich verengten.

„Ja, und zwar mit dir“, gab er wütend preis. Darauf wär ich ja echt nicht gekommen.

„Und wieso, ich hab dir doch gar nichts getan.“

„Pah, ihr Frauen seid doch eh alle gleich“, gab er trotzig von sich.

Ich wollte gerade etwas erwidern, als mir Bankotsu dazwischen fuhr.

„Seid still ihr zwei“, befahl er herrisch.

Beleidigt gab ich eine Zeit lang Ruhe, doch ich hatte noch ein paar Fragen.

„Bringt ihr mich eigentlich gleich zu Naraku oder habe ich das Vergnügen noch länger mit euch rumzuhängen?“ fragte ich sarkastisch.

Diesmal beantwortete Renkotsu meine Frage.

„In wenigen Tagen wird er dich abholen“, sprach er tonlos, worauf ich zu ihm schaute.

Das ist doch der Typ, der Bankotsu aus dem Weg räumen will, damit er selbst der Anführer sein kann, oder?, fragte ich mich in Gedanken.

„Und wohin bringt ihr mich jetzt?“ Ich rechnete zwar nicht mit einer Antwort, doch ein Versuch war es wert. Ich wurde nicht enttäuscht. Nur leider hatte ich mir

„Sei nicht so neugierig Weib. Das wirst du dann schon sehen.“ Jakotsu mal wieder.

Damit gab ich mich ungern zufrieden, aber ich hatte wohl keine andere Wahl. So hing ich also weiterhin einfach nur rum und wartete. Doch bald wurde mir das Warten zu anstrengend und erschöpft schloss ich die Augen, driftete in einen traumlosen Schlaf.
 

Ein Ruck ließ mich aufschrecken. Ich saß auf dem Boden in einem dunklen Raum, spürte die Fesseln um meine Fuß- und Handgelenke. Der Boden war scheinbar aus Holz und fühlte sich recht morsch und rau an. Ein kleines Fenster ließ Mondlicht herein und half mir meine Umgebung noch besser zu identifizieren. Ich sah ein Bett und sonst nichts. Wahrscheinlich befand ich mich im Versteck der Shichinintai. Dadurch, dass sie ständig weiterzogen, richteten sie es sich wohl nie wirklich häuslich ein. Aber das war nun meine kleinste Sorge. Es war bereits Nacht und keine Spur vom Daiyokai. Trauer machte sich in mir breit und sorgte für einen riesigen Kloß in meinem Hals, der mir die Tränen hochtrieb. Doch bevor sie überhaupt ihren Weg über meine Wangen finden konnte, schüttelte ich tapfer den Kopf und überlegte stattdessen, was ich nun tun konnte. Dies wurde mir jedoch abgenommen, da sich in dem Moment leise quietschend die Tür öffnete. Bankotsu trat mit einem Tablett voll mit Essen herein.

„Sie mal einer an, du bist endlich wach“, bemerkte er trocken, während er das Tablett mit Essen vor mir abstellte und sich dann an den Fesseln an meinen Handgelenken zu schaffen machte. Er zückte ein Messer und zerschnitt sie. Verwirrt blinzelte ich ihn an, doch er schien meine Frage zu verstehen und antwortete mir sogleich.

„Füttern werde ich dich ganz sicher nicht. Und so bald du mit essen fertig bist, wirst du wieder gefesselt, also denk dir jetzt nichts Falsches“, warnte er mich vor.

Wäre ja auch zu schön gewesen, dachte ich. Trotzdem…

„Wieso gibst du mir überhaupt was zu essen? Rein theoretisch könnte es dir doch egal sein, ob ich was zwischen die Zähne kriege“, stellte ich nüchtern fest.

„Da hast du zwar recht, aber wenn du verhungerst, hat Naraku nichts mehr von dir.“

„Oh.“

„Obwohl…“, setzte er an und ich horchte auf.

Von ein auf den anderen Moment beugte er über mir. In meinem Kopf drehte sich alles.

Was soll das denn nun, dachte ich und bemerkte, dass er weitersprach.

„…ich frage mich ja, was so besonders an dir sein soll, dass es Naraku so auf dich abgesehen hat.“

Er griff nach einer Strähne meines Haars.

„Hübsch bist du ja, aber so wie ich Naraku kennengelernt habe, muss er schon einen guten Grund dafür haben, dich zu ihm zu holen.“

„Selbst wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen.“

„Ach nein?“ Bei diesen Worten kam er mir gefährlich nahe. Seine Hand strich meinen Arm entlang.

Ich musste zugeben, dass sich ein komisches Gefühl in mir breitmachte, dass auf keinen Fall Ekel war. Dennoch stemmte ich meine Hände gegen seine Brust, um ihn wegzudrücken, und erst da fiel mir auf, dass er seine Rüstung nicht trug. Er grinste. Wohl zu Recht, denn er bewegte sich kein Stück. Stattdessen kam er mir noch näher.

„Willst du diese Nähe nicht? Jede andere Frau würde sich freuen.“

„Ich bin aber nicht jede andere Frau.“

„Wohl war. Vielleicht hegt ja deshalb Naraku so ein Interesse an dir.“

„Glaub was du willst.“

„Du bist ja vielleicht störrisch“, er setzte sich wieder auf. „Iss jetzt“

Ich beäugte ihn misstrauisch. Er schien mal wieder zu verstehen.

„Keine Sorge, da ist kein Gift drinnen.“ Ich war zwar immer noch nicht ganz überzeugt, aber ich hatte Hunger, also langte ich kräftig zu.

„Da fällt mir ein… sind deine Kameraden schon zurück?“

„Du meinst Mukotso und Kyokotsu? Nein, dein Beschützer hat sie scheinbar getötet. Du scheinst ihm viel zu bedeuten“, meinte er. Komischerweise sprach er über seine sogenannten Kameraden recht kühl. Sie bedeuteten ihm wohl nicht viel.

„Ich nehme an, ich befinde mich in deinem Zimmer“, stellte ich fest und bekam zu Bestätigung ein Nicken.

„Warum“, fragte ich nun, während sich eine meiner Augenbrauen langsam nach oben schob. „Warum bin ich gerade im Zimmer des Anführers?“

„Weil du dich hier sicher fühlen kannst. Mehr oder weniger. Die anderen würden es nicht wagen hier reinzukommen.“

„Heißt das jetzt, ich muss dir dankbar sein?“

„Wenn man es so sieht… ja, das solltest du“, meinte er wiederum.

Ich blinzelte verwirrt. Ich hätte niemals gedacht, dass man sich so mit dem Anführer der bekannten und skrupellosen Söldnerbande unterhalten konnte.

Ein Grinsen schlich sich auf meine Züge.

„Na dann will ich mal nicht so sein und dir für deine Großzügigkeit danken.“ Ein Kichern konnte ich nicht unterdrücken, doch er grinste nur zurück, nahm das Tablett mit sich und verschwand mit den Worten „Schlaf jetzt“ hinter der Tür.

Ich kam seinem Befehl ausnahmsweise nach und legte mich hin, da ich noch immer ziemlich erschöpft war. Plötzlich fiel mir jedoch auf, dass meine Hände ja nicht mehr gefesselt waren.

Hatte er vergessen, mich wieder zu fesseln, oder… steckte mehr dahinter?

Aber wahrscheinlich wusste er, dass ich trotzdem nicht ausbrechen konnte, da das Fenster zu klein und die Tür scheinbar verschlossen war. Müde schloss ich meine Augen und sank in einen unruhigen Schlaf.

„…auf…“

„….ach auf…“

„Ich sagte wach auf!“

Langsam wurde ich wach und wie nicht anders erwartet stand Bankotsu vor mir.

„Was denn“, gab ich patzig von mir.

„Komm mit!“

„Und wie? Soll ich vielleicht Sack hüpfen ohne Sack, oder was? Falls du es noch nicht bemerkt hast, auch meine Beine sind gefesselt.“ Er verdrehte auf meine Worte nur genervt die Augen, schnitt aber anschließend meine Fesseln durch.

„Und was jetzt?“

„Komm einfach mit.“

Ich folgte ihm durch die Tür und kam in ein Zimmer mit Tisch und ein paar Stühlen. Das musste wohl das Wohnzimmer sein. Vor mir standen nun alle Söldner, bis auf Mukotsu und Kyokotsu. Und sie alle stierten mich feinselig an, außer Bankotsu.

Was ist denn nun los, dachte ich mit einem mulmigen Gefühl in meinem Magen.

Wer rettet mich, wenn nicht ich?

Irgendwie hatte ich ein seltsames Gefühl.

„Sie ist schuld. Nur wegen ihr sind jetzt Mukotsu und Kyokotsu tot“, klagte Jakotsu.

Hä? Das konnte jetzt nicht ihr Ernst sein. Ich sah zu Bankotsu, und was ich sah gefiel mir gar nicht.

Er sah ziemlich ernst drein. Aber ich dachte, es wäre ihm egal.

„Tz. Dieses Mädchen bringt nur Unglück, wir sollten sie töten und Naraku erzählst du einfach, ein Dämon hätte sie getötet.“ Nun sprach auch Renkotsu.

Meine Augen weiteten sich und ich senkte den Blick. Doch ich bemerkte, wie ein Schatten auf mich fiel und sah deshalb wieder auf. Bankotsu hatte sich vor schützend vor mich gestellt.

„Hey, wenn, dann ist ja wohl dieser Dämon schuld, welcher uns verfolgt.“

„Das stimmt zwar, aber der Grund, wieso er uns verfolgt, ist ja wohl dieses Mädchen“, meinte Jakotsu verächtlich und zeigte auf mich. Und auch, wenn ich mich mal wieder in einer ziemlich prekären Situation befand, konnte ich meine Klappe nicht zurückhalten.

„Hey, ihr solltet mal aufhören, mir für alles die Schuld zu geben und euch mal umsehen. In euren Reihen gibt es nämlich auch jemanden, der nicht so loyal ist, wie er tut. Nach diesen Worten guckten sie erstmal alle ungläubig drein, doch schon nach kürzester Zeit sahen sie sich um. Von den anderen unbemerkt, schielte ich zu Renkotsu, welcher meinen Blick bemerkte und sofort seine Augen verengte. Er schien also zu wissen, was ich ihm sagen wollte. Jedoch konnte ich ja nicht ahnen, dass mich diese Bemerkung noch in Schwierigkeiten bringen würde.

Nebenbei sah ich nicht, wie mir Bankotsu einen nachdenklichen Blick zuwarf.

„Ach, und wer soll das sein?“, kam es von Jakotsu wieder, welcher sich bis eben noch verwirrt umgesehen hatte.

„Tja, das müsst ihr schon selbst herausfinden.“ Jakotsu zog auf meine Worte hin ne Schnute und als er sich umdrehte, um zu gehen, meinte er noch: „Ich kann Frauen nicht ausstehen“. Die anderen verzogen sich auch wieder, bis auf Bankotsu, der mich immer noch musterte. Da konnte ich mich einfach nicht zurück halten.

„Was ist?“ fragte ich patzig, er jedoch fragte „Woher willst du das wissen?“

„Was meinst du?“

„Das hier jemand untreu ist.“

„Ach so“, ich seufzte „das ist kompliziert“.

Er zog nur die Augenbrauen hoch, beließ es aber dabei und wandte sich schließlich von mir ab.

„ Geh wieder in mein Zimmer.“

Sollte ich nun folgen, oder versuchen zu flüchten? Doch würden sie mich wieder einfangen, was sie sicher mit Leichtigkeit schaffen würden, hätte ich wohl nicht mehr so viel Freiheit, wie jetzt. Schließlich wurde ich nicht mal mehr gefesselt. Hieß das etwa, sie vertrauten mir? Ich konnte mir diese Frage nicht beantworten, ganz egal, wie lange ich auch darüber nachdachte. Schlussendlich gab ich es auf und legte mich schlafen.

Mitten in der Nacht riss mich ein Quietschen aus dem Schlaf. Ich dachte, es wäre Bankotsu, weshalb ich dem Geräusch keine weitere Beachtung schenkte. Doch das war ein Fehler, denn plötzlich spürte ich Hitze, welche immer unerträglicher wurde. Dies veranlasste mich dazu, dann doch die Augen zu öffnen und was ich sah, ließ mich scharf die Luft einziehen. Renkotsu wollte mich scheinbar wortwörtlich in Schutt und Asche legen.

„Was tust du hier?“

„Ich weiß zwar nicht, wie du herausgefunden, dass ich Bankotsu als Anführer nicht anerkenne, aber um meinen Plan ausführen zu können, muss ich dich leider beseitigen. Sonst plauderst womöglich noch alles aus.“

,„Ach, wenn´s nur das ist“, meinte ich sarkastisch.

Aber ohne mich, dachte ich innerlich.

Ich stand auf, zum Glück war ich ja nicht mehr gefesselt. Das Feuer um mich herum stieg ins Unermessliche und die Hitze machte mir langsam zu schaffen.

„Wo sind die anderen?“

„Ach, die sind auf Jagd gegangen und Bankotsu bat mich, auf dich Acht zu geben“, die letzten Worte betonte er missbilligend.

Meine Augen weiteten sich. Ich war also ganz allein mit diesem Typ und es handelte sich wohl nur noch um Minuten, bis ich verkohlen würde. Es blieb mir gar keine Zeit nachzudenken, weil er schon im Begriff war, die nächste Welle Feuer in meine Richtung zu speien.

„Wie willst du Bankotsu eigentlich erklären, dass sein Zimmer vollkommen verkohlt ist?“

„Dazu wird mir sicher noch was einfallen, das schwöre ich dir.“

Mir wurde immer heißer, Verbrennungen zierten meinen Körper, der Rauch machte mir das Atmen schwer und da Sesshomaru wahrscheinlich nicht so schnell kommen würde – vorausgesetzt, er würde überhaupt noch kommen – hatte ich wohl noch eine einzige Chance, um aus dieser Situation heil rauszukommen. Ich hatte keine Wahl, ich musste es tun. Ich sah schon wieder die nächste Feuerwelle auf mich zurasen, doch im letzten Moment griff ich zu meinem Halsband, das immer noch in meiner Hosentasche ruhte, und legte es mir um den Hals. Noch währen der Verwandlung sprang ich aus dem Weg und ließ meine Sense erscheinen. Ich sah wie sich Renkotsu´s Augen für einen Augenblick weiteten, er sich aber schon im nächsten wieder fasste. Nun legte sich ein Grinsen auf sein Gesicht.

„Soso, du bist also doch kein normales Mädchen. Ist etwa das der Grund, wieso dich Naraku will?“

„Ich weiß es nicht und es ist mir auch ziemlich egal, denn was nun zählt, ist dieser Kampf. Und eins sag ich dir. Das ist dein Ende“, zischte ich gefährlich.

„Hm, na dann zeig mal, was du kannst, Kleine.“

Er würde es noch bereuen, dass er mich unterschätzt hatte. Ich rannte mit Blitzgeschwindigkeit auf ihn zu, wich geschickt den Flammen aus lief auch durch welche hindurch. Es schmerzte, aber ich ignorierte den Schmerz, konzentrierte mich allein aufs Ziel. Und mein Ziel war er. Schon stand ich vor ihm und schlug ohne Erbarmen zu, doch um Haaresbreite wich er mir aus und spuckte gleichzeitig Feuer, welchem ich wiederrum nicht mehr ausweichen konnte. Langsam reichte es mir. Ich atmete einmal tief durch, schloss die Augen dabei und als ich sie wieder öffnete schwang ich nochmal meine Sense, welche sogleich einen Wirbelsturm aus schwarzen Sicheln abfeuerte. Lange konnte ich über die neue Attacke nicht nachdenken, denn sofort hörte ich einen schmerzerfüllten Schrei. Renkotsu konnte dieses Mal nicht ausweichen und wurde so mit voller Wucht getroffen. Er sank in die Knie und hielt sich seine Wunden. Ich ging langsam auf ihn zu, die Flammen türmten und umkreisten uns. Mein Blick fiel auf ihn und mein Gewissen setzte ein. Ich wollte ihn nicht töten, doch eines war klar. Würde ich ihn nicht töten, würde er mich töten. Also hatte ich doch gar keine Wahl, oder?

Während ich darüber nachdachte, merkte ich gar nicht, wie Renkotsu zu seiner Flasche griff und sie langsam zum Mund führte. Ich hörte auch nicht die Schritte welche sich stätig näherten. Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Die Tür des Zimmers wurde aufgerissen, was mich für eine Millisekunde ablenkte und Renkotsu spie plötzlich Feuer, welches ich aus dem Augenwinkel auf mich zurasen sah. Ich konnte es mir nicht erklären, aber das, was ich da tat, war so gar nicht ich, doch diesem Reflex hatte ich wohl mein Leben zu verdanken. Denn ich konnte dem Feuer noch rechtzeitig ausweichen, stieß aber im selben Moment dem Söldner die Sense in den Rücken. Plötzlich war alles um mich herum still. Ich zog die Waffe heraus und ließ sie verschwinden. Ein Geräusch ertönte, zu welchem ich mich drehte. Bankotsu stand mit schreckgeweiteten Augen in der Tür. Hinter ihm seine Kameraden. Ich lächelte milde, während meine Sicht immer mehr verschwamm. Ich wollte einen Schritt tun, knickte jedoch sofort weg und schon während ich fiel, versank ich in Schwärze.

Kann ein Bösewicht auch Schmerz empfinden?

Langsam kam ich wieder zu mir. Ich merkte sofort, dass ich in einem weichen Bett lag und am ganzen Körper Verbände trug. Die Shichinintai standen um mich herum und währen die einen mich misstrauisch beäugten, warfen mir die anderen böse Blicke zu. Mein Hirn brauchte leider etwas, um herauszufinden, was passiert war. Doch im schon im nächsten Moment traf es mich wie ein Blitz. Renkotsu! Meine Verwandlung! Dieser Gedanke versetzte mir den ersten Schock und ich sag schlagartig an mir runter und befühlte zeitgleich meinen Hals. Es hatte sich nichts verändert. Mein Halsband war noch da. Meine Augen weiteten sich geschockt und ich starrte direkt in Bankotsu´s Gesicht. Bereits der nächste Schock durchflutete meinen Körper und nur ein Gedanke wiederholte sich immer wieder in meinem Kopf. Sie haben alles gesehen!

Ich brachte kein Wort heraus, aber das musste ich auch nicht, denn Bankotsu übernahm das Sprechen.

„Ich denke, du hast uns einiges zu erklären, Hikari“, meinen Namen betonte er besonders.

Aber wie konnten sie das wissen? Meine Verwandlung hatten sie schließlich nicht mitbekommen. Also nahm ich meine letzte Chance in Angriff.

„Wer ist Hikari?“ fragte ich ihn verdutzt. Er jedoch grinste nur wissend und ich innerlich wusste ich schon, dass nun in der Falle saß.

„Du kannst uns nichts mehr vormachen. Jetzt ist es natürlich kein Wunder mehr, dass Naraku so ein großes Interesse an dir hegt.“ Das glaubte ich ehrlich gesagt kaum, da er das nicht mal wusste und da war ich mir zu 100% sicher. Also sprach ich meinen Gedanken auch aus.

„Das glaube ich kaum. Er weiß es nämlich nicht.“

„Ach, das ist ja sehr interessant“. Da! Schon wieder dieses ‚interessant‘. Was hatten die nur alle?

„Genug der Worte“, ergriff nun Jakotsu das Wort und schneller, als ich schauen konnte, hatte er mit seinem Schlangenschwert auf mich gezielt, welches sich auch sofort um mich schlang und mir gleichzeitig tiefe Schnitte in der Haut bescherte. „Das Weib muss sterben. Zuerst sorgt sie dafür, dass der Halbbruder von Inuyasha, Mukotsu und Kyokotu tötet und dann bringt sie selbst auch noch Renkotsu um. Ich sagte es ja von Anfang an, Weiber machen nur Ärger.“ Sein Gesicht war wutverzerrt und die Klingen, seines Schwertes zogen sich immer enger um mich. Ich kniff vor Schmerz die Augen zusammen, allerdings nicht für lange, denn schon im nächsten Moment sah ich Jakotsu mörderisch an.

„HA, HÄTTE ICH IHN NICHT UMGEBRACHT, WÄRST DU DAFÜR BALD TOT.“

Natürlich sahen mich daraufhin alle verwirrt an und der, welcher am dümmsten drein sah, war wohl Jakotsu, aber wen wundert´s.

„Wie meinst du das?“ fragte er mich und beäugte mich plötzlich misstrauisch.

„Ganz einfach. Ohne eure Juwelensplitter kann keiner überleben, richtig?“ stellte ich mehr fest, als dass ich fragte. Trotzdem nickten sie alle und warteten darauf, dass ich fortfuhr.

„Tja, und angenommen Jakotsu wäre schwer verletzt, und jemand würde ihn seiner Juwelensplitter berauben, was würde dann wohl passieren?“ Ich grinste, denn so wie es aussah, schien ihnen ein Licht aufzugehen.

„Das soll also bedeute, Renkotsu hätte früher oder später meine Splitter geklaut und ich wäre draufgegangen. Oh mein Gott, so einer wollte mich umbringen. Und dabei ist er nicht mal mein Typ. Aber was hatte er gegen mich.“

Abgesehen davon, dass du ne Transe bist? dachte ich innerlich grinsend, beschloss aber, sie aufzuklären. Mein Blick wurde ernst und traf jeden einzelnen von ihnen, bevor ich zum Sprechen ansetzte.

„Er hatte nichts gegen dich Jakotsu, sondern gegen euren Anführer“, bei diesem Satz flog mein Blick zu Bankotsu und ich merkte, dass er überrascht war. Jedoch beachtete ich dies nicht weiter und fuhr fort, diesmal wandte ich mich aber an den Anführer.

„Renkotsu konnte dich, so wie es schien, noch nie leiden. Für ihn warst du kein Anführer, er wollte es selbst sein und hatte vor, immer wenn jemand von eurer Truppe stirbt oder schwer verletzt ist, sich dessen Juwelensplitter zu bemächtigen, um dann stark genug zu sein, um dich ein für alle mal zu beseitigen.“ Als ich endete, standen die Münder, der meisten weit offen, doch sie fassten sich schnell wieder und musterten mich lauernd, als ob sie herausfinden wollten, ob ich lüge. Bankotsu ergriff zuerst das Wort.

„Selbst, wenn das stimmt, wieso weißt du das alles? Und viel wichtiger noch, was bist du?“

Diese Frage hatte ich befürchtet und da sie es sowieso schon wussten, konnte ich auch gleich auspacken. Meine einzige Sorge dabei: Würden sie es Naraku erzählen?

Diesen Gedanke beiseite schiebend griff ich langsam zu meinem Halsband und nahm es schließlich ab. Ich sah, wie sich die Augen aller Anwesenden weiteten, ließ sie jedoch gar nicht erst zu Wort kommen.

„Also schön. Um es genau zu sagen und möglichst verständlich. Ich komme aus einer anderen Welt. Ihr werdet das wahrscheinlich unmöglich finden, doch ihr seid nur erfunden. Euer Auftreten, als die widerauferstandenen Shichinintai ist ein Teil einer Geschichte, in der Inuyasha und seine Truppe die Hauptfiguren sind. Ich habe diese Geschichte gelesen und weiß daher auch so gut, was passieren wird. Zumindest kann ich es vermuten, da sich durch mich nun doch einiges verändern wird.“ Nach diesem endlos langen Vortrag atmete ich tief durch und beobachtete genauestens, was meine Erklärung für eine Wirkung auf die anderen hatte. Die einen sahen verblüfft, die anderen wiederum sahen eher ungläubig drein. Vielleicht wäre das auch gleich der richtige Moment, um sie über ihren Tot zu informieren.

„Aha“, meinte plötzlich Bankotsu. Was denn, der hatte das einfach so akzeptiert?

„Dann wären wir nur noch bei der Frage, was du bist.“

Ach, das hatte ich total vergessen. Ich wusste ja, dass da noch was war.

„Also… ich habe keine Ahnung. Bevor ich in dieser Welt landete, war ich ein Mensch, naja und dann irgendwann passierte plötzlich das.“ Ich kratzte mich verlegen am Kopf, da ich selbst nicht so viel über mich wusste.

Mein Blick wanderte nochmals zu Bankotsu und als ich seinen Blick sah, ging ein Zucken durch meinen Körper. Sein Blick war nicht zu deuten, und trotzdem fühlte ich mich seltsam, wenn er mich so ansah.

„Weiß dein Begleiter davon?“

„Eh?!“ Mehr viel mir in dem Augenblick nicht dazu ein. Ich überlegte, ob ich ihnen, was das anging auch sagen sollte. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, ich konnte ihnen vertrauen.

„Ähm… also was das angeht, lautet die Antwort nein. Vorerst noch soll das niemand wissen. Denn so kann ich ihnen im Notfall besser helfen, versteht ihr?“ Ich zweifelte zwar daran, dass sie es wirklich verstanden, doch zu meiner Verwunderung nickten sie alle ernst. Nun blieb nur noch eine Frage offen.

„Werdet ihr mich jetzt trotzdem an Naraku abliefern?“ Es herrschte für einen Moment Stille, als dann plötzlich Jakotsu meinte:

„Wieso sollten wir das nicht tun?“ Damit hätte ich rechnen müssen. Ich klatschte mir innerlich auf die Stirn und atmete nochmal tief durch.

„Weil es euch nichts bringen würde. Falls ihr glaubt, er würde euch töten, wenn ihr euch seinem Befehl widersetzt, liegt ihr zwar richtig, doch egal, wie das Ganze enden würde. Irgendwann würde er euch trotz allem um die Ecke bringen. Sobald ihr all seine Feinde erledigt hättet, wärt ihr erledigt.“

Sowas dramatisches wollte ich schon immer mal sagen, dachte ich innerlich grinsend.

Sie alle waren erstaunt, und das Misstrauen mir gegenüber wurde mit jedem Wort, welches ich sprach weniger. Ich konnte es in ihren Gesichtern lesen.

Bankotsu wollte zum Sprechen ansetzten, doch ein lauter Knall unterbrach ihn.

„Sie einer an, ihr habt eure Aufgabe zufriedenstellend erledigt“, erklang eine Stimme hinter mir und ich musste nicht lange nachdenken, um zu wissen, wem diese Stimme gehörte.

Sesshomaru, wo bleibst du nur, schoss es mir durch den Kopf.

Ich drehte mich um und begegnete mit festem Blick dem schelmischen Lächeln Narakus.

„Ich werde ganz sicher nicht einfach so mit dir gehen, da musst du mich schon zwingen“. Ich wusste diese Worte würden mir nicht viel bringen, da ich genau wusste, was er antworten würde.

„Aber, aber Hikari-chan, ich dachte, du wüsstest inzwischen, dass Zwang kein Problem für mich darstellt.“ Ich wusste es. Es war so klar, dass er das sagte. Und trotzdem machten mich diese Worte nur noch wütender. Er streckte schon die Hand nach mir aus, ich wich zurück und sah, wie sich Bankotsu vor mich stellte. Und nicht nur er. Auch Jakotsu, der Frauen doch eigentlich hasste, versperrte Naraku die Sicht zu mir.

„Was soll das?“ zischte er bedrohlich. Sind sie lebensmüde, dachte ich.

„Was das soll? Wir lassen nicht zu, dass du sie bekommst.“

Narakus Augen weiteten sich genauso wie meine. Wollten sie mich tatsächlich nun beschützen? Die 7 Söldner, die jeden, ohne mit der Wimper zu zucken, ermorden?

„Das wagt ihr nicht“ rief der Hanyou wütend, doch die zwei vor mir rührten sich kein Stück. Dies war sein Startsignal zum Angriff, denn schon binnen Sekunden ließ er seine Tentakel auf die zwei Krieger zu schnellen. Es passierte so schnell, dass ich nur schreien konnte.

„NEEEEIIIIINN!“ Ich hatte die Augen zugekniffen und nach meinem Schrei war plötzlich alles totenstill, was mich dazu veranlasste, aufzusehen. Der Anblick, welcher sich mir bot, verschlug mir die Sprache. Ginkotsu und Suikotsu hatten sich vor Bankotsu und Jakotsu geworfen. Die Tentakel trafen sie mit voller Wucht und pumpten ohne Halt Miasma in ihre Körper. Ich verstand es nicht. Bei Suikotsu könnte es seine nette Seite gewesen sein, welcher trotz allem seinem Anführer treu blieb. Aber Ginkotsu hielt doch eigentlich zu Renkotsu, welchen ich getötet hatte. Wieso opferte er sich also für die zwei Söldner? Dies würde mir wohl für immer ein Rätsel bleiben. Auch die Shichinintai, welche vor mir standen, waren wie erstarrt. Sie schienen sehr geschockt. Wer konnte es ihnen verübeln. In Kürze wurden all ihre Kameraden, mit denen sie durch Dick und Dünn gingen, umgebracht. Doch mir bleib nicht länger Zeit, um darüber nachdenken zu können, denn ein plötzlicher Ruck ließ mich aus meiner Trance wieder erwachen.

Bankotsu hatte mich zu Boden gerissen und nur so konnten wir gerade noch dem nächsten Angriff Narakus ausweichen. Auch Jakotsu hatte es knapp geschafft. Auch wenn ihnen der Schock, ihre Kameraden verloren zu haben, immer noch in den Knochen saß, … hier konnten wir nicht bleiben.

„Wir müssen hier weg!“ meinte ich ernst. Die zwei nickten mir zu. Sie wussten wohl, dass sie nichts gegen Naraku ausrichten könnten. So beeilten wir uns, schleunigst aus der Hütte zu kommen, doch ich hörte bereits die Stimme des Hanyous in meinem Rücken.

„Ihr werdet mir nicht entkommen, und besonders nicht du, kleine Hikari.“ Ich hörte sein Grinsen förmlich heraus, ohne auch nur einen Blick auf sein Gesicht werfen zu müssen. Dadurch wurde ich automatisch schneller. Egal, wie gut er möglicherweise aussah, irgendwie hatte er ne Meise und ich wollte um nichts in der Welt meiner Freiheit beraubt werden. Und schon gar nicht von irgend so einer dahergelaufenen Animefigur, die gar nicht existieren dürfte.

Endlich waren wir draußen, doch mir blieb nicht die Zeit, erleichtert auszuatmen, denn schon im nächsten Moment ertönte nochmals ein Knall, der Boden unter unseren Füßen begann zu beben und die Erde spaltete sich.

Was ist denn jetzt los? ging es mir durch den Kopf.

Aus den Spalten schossen plötzlich Tentakel, welche sich flink um mich und die anderen schlangen. Ich ahnte, was das zu bedeuten hatte. Und meine Befürchtung bewahrheite sich auch sogleich.

Naraku tauchte aus einer der Erdspalten auf und schwebte nun vor uns. Erst jetzt fiel mir auf, dass er schon seine neue Gestalt angenommen hatte. Diese widerliche mit den roten Augen auf seinen Händen und seiner Brust und diese ekligen grünen Fangarme, welche aus seinem Rücken ragten, machten das Bild nicht gerade schöner.

Zu einem weiteren Gedanken war ich nicht fähig, da ich spürte, wie mein Körper immer mehr zugeschnürt wurde. Das Atmen fiel mir schwer und würden meine Arme nicht auch in der Umklammerung stecken, hätte ich mich schon längst verwandelt. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Jakotsu und Bankotsu ihre Waffen hatten fallen lassen, als die Tentakel sie angriffen. Als ich sanft am Kinn gepackt wurde, richtete sich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Hanyou vor mir. Ich konnte seinen Atem in meinem Gesicht spüren und hielt reflexartig meinen eigenen an. Dies belächelte er nur und ein eigenartiger Ausdruck trat in seine Augen. Meine Stirn runzelte sich unwillkürlich, um meine Verwirrtheit über seinen Ausdruck preiszugeben. Mein Mund öffnete sich, um etwas zu sagen, doch es kam kein Ton hinaus. Irgendwie schien für einen winzigen Augenblick alles um mich herum still. Ich sah nur Narakus Augen, in welchen etwas versteckt war, dass ich bis jetzt noch nie gesehen hatte und wohl auch nie glaubte, jemals zu sehen. War das etwa Schmerz? Wenn ja, war es Rumiko Takahashis Absicht, dass der Bösewicht auch Schmerz empfand? Hat sich diese Geschichte so sehr durch mich verändert, oder steckte schon von Anfang an mehr darin, als all die Leser glaubten? Diese und andere Fragen schossen mir durch den Kopf, während ich weiterhin in diese blutroten Augen ohne Pupille sah. Doch eine Sache brachte mich aus dem Konzept. Dieses Geräusch. Dieses Zischen. Ich riss die Augen auf, versuchte mit aller Macht, meine Arme aus der Umklammerung zu befreien und stieß Naraku von mir. Keine Sekunde zu früh, wie sich herausstellte. Denn schon im nächsten Moment zischte ein rosa Pfeil zwischen uns vorbei, der wenn ich ihn nicht weggestoßen hätte, Naraku sicher getroffen hätte. Mein Blick war noch immer auf den Hanyou gerichtet. Ich konnte mein Handeln nicht nachvollziehen, doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, hörte ich ein bedrohliches Knurren und gleich darauf eine Stimme, die von einem unheilvollklingenden Knacken begleitet wurde.

„Wenn du Abschaum ihr nochmal zu nahe kommst, wirst du deinen Tod schneller erleben als dir lieb ist“.

Erklärung und Gefühlschaos

Diese Stimme, dachte ich nur und sah auf. In einiger Entfernung konnte ich Inuyasha ausmachen, auf dessen Rücken Kagome saß und einen weiteren Pfeil bereits spannte. Gleich nach ihm kamen Sango, Miroku und Shippo auf Kirara angeflogen. Aber diese Stimme kam von jemand ganz anderem und dieser Jemand stand am Waldrand und hatte seinen Blick starr auf mich gerichtet. Sesshomaru. In seinen Augen sah ich einen roten Schimmer und etwas Undefinierbares lag darin. Nun auch noch er. Zuerst Naraku und dann er, aber andererseits kannte ich das ja schon von ihnen. Sie waren einfach undurchschaubar.

Als Inuyasha und seine Truppe ankamen, brach er den Blickkontakt zwischen uns ab. Er schien seine kühle Fassung wieder erlangt zu haben, obwohl mir nicht ganz klar war, wieso er sie überhaupt verloren hatte. Zuerst schienen sie gar nicht zu wissen, wo sie zuerst angreifen sollten, aber so wie es aussah, hatten sie auch schon mit den Shichinintai Bekanntschaft gemacht, die ja jetzt nur noch aus zwei bestanden. Auch Naraku wurde wieder zum normalen unausstehlichen und verhassten Halbdämon. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, während er mich misstrauisch beäugte. Was war denn jetzt los? Lange konnte er mich aber nicht mehr ansehen, denn schon im nächsten Moment stürmten der Daiyokai und sein Halbbruder auf ihn zu. Der Rest war dabei, die übrigen zwei Söldner anzugreifen.

„Hört auf!“ schrie ich schon fast aus Reflex. Ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, wieso ich das tat, aber in diesem Augenblick war es mir egal.

„Lasst sie in Ruhe“. Das rief ich sowohl Kagome und den anderen, als auch Sesshomaru und Inuyasha zu. Bei den Shichinintai konnte ich es mir ja noch erklären, schließlich halfen sie mir. Aber bei Naraku… irgendwie ging mir einfach nicht mehr dieser Blick aus dem Kopf. Vielleicht war er ja doch nicht NUR böse. Na gut, das wusste ich ja schon von Anfang an. Seine Aktion, damals vor 50 Jahren, als er sich als Inuyasha ausgab und Kikyo angriff; er wusste wahrscheinlich, dass die Miko an seinem Angriff sterben würde, auch wenn seine grundsätzliche Absicht darin bestand, Kikyo und Inuyasha auseinander zu bringen. Es erinnerte an diese dummen Situationen in denen der Nebenbuhler, welcher die Frau an den anderen verliert, ständig meint: »Wenn ich sie nicht haben kann, dann auch kein anderer!« Es wäre so typisch, wenn er die Frau, die er liebte einfach nicht an der Seite eines anderen sehen konnte. Aber da das nun sowieso Vergangenheit war, sollte ich mich wohl lieber der Gegenwart zuwenden. Obwohl das ja auch nicht ganz stimmt, dachte ich sarkastisch.

„Was soll das? Spinnst du?“, wurde ich aus den Gedanken gerissen. Inuyasha und auch sein Bruder, sowie die anderen sind stehen geblieben und starrten mich verblüfft an.

„Wieso sollen wir sie in Ruhe lassen? Das sind unsere und auch deine Feinde.“

Bevor ich antworten konnte, ertönte ein Knall und Naraku verschwand in Miasma, dass der Wind langsam davon trug. Nun blieben noch die Söldner übrig, doch es war jeder so von Narakus plötzlichem Verschwinden überrascht, dass mir im Moment alle einfach nur wütende Blicke zuwarfen und sich weniger um Bankotsu und Jakotsu konzentrierten. Naja, eigentlich nur Inuyasha sah mich sauer an, während Sesshomaru´s Blick eher nachdenklich aussah und die übrige Truppe verwirrte Blicke tauschte.

„Also… ich kann alles erklären“ lächelte ich vor mich hin, wusste aber innerlich, dass ich das definitiv nicht konnte. Zumindest war das alles andere, als einfach. Und das Problem mit Naraku war auch noch nicht gelöst. Ich konnte nicht verhindern, dass mir ein Seufzer über die Lippen kam, worauf mich Sesshomaru nochmal ansah. Wahrscheinlich hatte er als einziges meinen frustrierten Seufzer gehört, da ich von den anderen weiter weg stand und er nun mal das beste Gehör hatte.
 

Nachdem mich Inuyasha mit Wutschreien und sonstigem praktisch niedergemetzelt hatte, schritt Kagome ein und beendete die Tirade damit, indem sie den Hanyou zu Boden schickte. Durch ihre Hilfe konnte ich es auch schaffen, dass Inuyasha nicht gleich auf die zwei Söldner losging. Der Daiyokai schwieg währenddessen beharrlich und richtete stattdessen seinen Blick starr auf mich. Jedes Mal wenn ich aufsah, wendete er nicht seinen Blick ab, sondern beobachtete mich nur noch eindringlicher, als wollte er mir etwas sagen. Also echt. Manchmal fragte ich mich wirklich, wieso die Männer in dieser Zeit nicht einfach sagen konnten, was sie wollten, anstatt ständig solche seltsamen und unverständlichen Gesten zu machen. Oder war es nur bei Dämonen so?

Unmerklich zuckte ich mit den Schultern und beließ es bei diesem Gedanken. Als sich alle beruhigt hatten, setzten wir uns gemeinsam ans Lagerfeuer, Sesshomaru wie immer etwas abseits. Ich ließ mir nochmals alles durch den Kopf gehen, bevor ich irgendetwas Falsches sagte. Nach einiger Zeit atmete ich tief durch und erzählte ihnen meine Gründe und wie alles ablief, als ich bei den Shichinintai war. Natürlich ließ ich solche Sachen, wie meine Verwandlung aus, und sagte einfach, es wäre ein dummer Unfall gewesen, durch welche Renkotsu starb. Der Anführer und sein Freund schienen zu bemerken, dass ich dieses Geheimnis noch eine Zeit lang für mich behalten wollte. So schwiegen sie und hörten weiterhin meinen Erklärungen zu. Die Sache mit Naraku war wohl doch, wie ich es geahnt hatte, am schwierigsten. Wie sollte ich ihnen auch erklären, dass sie ihn nicht angreifen sollte, weil ich glaubte, Schmerz in seinen Augen erkannt zu haben? Gar nicht am besten. Es musste eine Ausrede her.

Die ganze Zeit über hatten sie still zugehört und ab und zu genickt, bis ich zum Ende mit Naraku kam.

„Also… ich meinte nur, dass ihr Bankotsu und Jakotsu in Ruhe lassen sollt. Was kann ich denn dafür, dass ihr gleich denkt, ich würde Naraku meinen. Also wirklich, als würde ich nicht auch den Tod von diesem Hanyou wollen.“ Ich war selbst von meiner festen Stimme verwundert, jedoch konnte ich mir ein nervöses Kichern nicht verkneifen. Nur schien niemand etwas zu bemerken, nein, sie glaubten mir scheinbar sogar. Bis auf einen. Dies sollte ich jedoch noch früh genug herausfinden.

Inuyasha schien noch einige Zeit beleidigt zu sein, doch eine Sache lenkte ihn schließlich ab.

„Jetzt kann ich dich endlich richtig kennenlernen. Wenn du wütend bist, bringen mich deine Augen zum Schmelzen.“ Jakotsu seufzte träumerisch. Er war sofort aufgesprungen und auf Inuyasha zugelaufen. Leider konnte ich mir ein Lachen einfach nicht verkneifen und durch mein Herumkugeln am Boden lenkte ich erst recht aller Aufmerksamkeit auf mich. Das bemerkte ich aber erst, als ich mich wieder beruhigt und die Lachtränen weg gewischt hatte.

„Also echt“, ich kicherte „diese Welt und ihr alle seid echt unglaublich“. Erst nachdem manche von ihnen fragend und verwirrt guckten, weiteten sich meine Augen und ich schlug mir meine Hand vor den Mund. Mir wurde mein Fehler bewusst. Das hätte ich lieber nicht sagen sollen. So winkte ich schnell ab.

„V-vergesst, was ich gesagt habe. Ich wollte nur damit sagen, wie gern ich euch alle habe und wie froh ich bin, dass ihr gekommen seid.“ Ich wusste zwar, dass sie größtenteils wegen Naraku überhaupt erschienen waren, aber sie hätten mich auch niemals im Stich gelassen. Da war ich mir sicher.

Nachdem diese Diskussion und noch weitere Predigten von Inuyasha ihr Ende fanden, vertrat ich mir die Beine, um über alles Geschehene nachdenken zu können. Ich achtete nicht auf die Richtung, welche ich einschlug, Hauptsache, ich war endlich mal allein. Irgendwann, als ich glaubte, weit genug weg zu sein, hielt ich an und fand mich auf einer kleinen Lichtung wieder, welche vom Mond beschienen wurde. Ich schritt auf die Mitte zu, legte mich ins weiche Gras und schloss die Augen. Seltsamerweise kreisten meine Gedanken um Sesshomaru. Ob er nun auch wegen Naraku oder wegen mir gekommen ist – diese Frage brannte sich in meinen Kopf und ließ sich nicht so einfach abtun.

Was tat ich hier eigentlich? Ich konnte doch nicht für immer hier bleiben. Meine Eltern machten sich sicherlich schon sorgen. Aber irgendwie konnte ich mich nicht so einfach von dieser Welt trennen, selbst wenn ich wüsste, wie ich wieder in meine Welt komme. All diese Personen sind mir ans Herz gewachsen und gerade jetzt, wo sich die Geschichte wegen mir so verändert hat, kann ich doch nicht einfach gehen.

„Du verschweigst etwas“, stellte eine kühle Stimme fest und riss mich somit aus meinen Gedanken.

Meine Lider hoben sich müde und aus dem Augenwinkel sah ich, wie er näher trat. Er hat es also bemerkt, dachte ich mich nicht rührend und seufzte.

„Recht hast du. Es war wohl wirklich dumm von mir, zu glauben, du würdest mir glauben. Aber ich hatte nun mal keine andere Wahl.“ Ich stand auf, um ihm gegenüber zu stehen.

„Und was ist nun der wahre Grund, wieso du uns aufgehalten hast?“

Mein Blick senkte sich. Er wäre sicher nicht begeistert von der Wahrheit, doch ein Zurück gab es jetzt auch nicht mehr.

„Als ich ihm in die Augen sah, konnte ich Schmerz sehen. Ich weiß, dass seine Taten keine Rechtfertigung für das Leid, welches ihm widerfahren ist, sind, aber die Dämonen in ihm sind auch daran schuld, dass er nun so ist. Es muss doch auch eine Möglichkeit geben, für Frieden zu sorgen, ohne noch mehr Leben zu gefährden.“ Nun sah ich doch auf und begegnete natürlich einem gefühlskalten Blick, in dem ich absolut nichts lesen konnte.

„Wie ich es mir dachte. Natürlich könnte ein gefühlskalter Dämon, wie du niemals meine Absichten nachempfinden. Bei dir stoße ich auf taube Ohren.“ Mit diesen Worten wandte ich mich um und ging davon, jedoch kam ich nicht weit, denn schon im nächsten Moment wurde mein Handgelenk ergriffen und ich fand mich auf dem Boden liegend – Sesshomaru über mir – wieder.

„Ich dachte, du glaubst, selbst jemand wie ich hätte Gefühle.“ Ein Grinsen zierte sein Gesicht, als diese Worte seinen Mund verließen. Meine Augen verengten sich und beäugten ihn misstrauisch. Doch nach kurzer Zeit schlich sich auch bei mir ein hinterlistiges Lächeln ein.

„Das ist auch so, nur scheinst du noch immer Angst davor zu haben, dich deiner Gefühle anzunehmen.“ Ich musste röcheln. Kurz, nachdem ich diesen Satz aussprach, befand sich seine Hand an meinem Hals und drückte unerbittlich zu. Seine Augen wurden rot und die Streifen auf seinen Wangen breiter. Mir war so, als könnte ich seine von Wut erfüllte Aura spüren.

„Ich habe vor nichts und niemanden Angst, merk dir das.“

Ungläubig sah ich ihn an. Die Luft wurde langsam knapp, trotzdem legte sich meine Hand sanft auf seine Wange. Er schlug sie nicht weg, sondern schien sich sogar zu beruhigen, denn seine Augen nahmen allmählich wieder ihre normale Farbe an, aber sein Griff lockerte sich nicht.

„Du hast wirklich nichts dazu gelernt“, gab ich lächelnd von mir. Für einen kurzen Moment senkten sich meine Lider – im Glauben, gleich das Bewusstsein zu verlieren – nur um sofort wieder hochzuschnellen. Er war weg. Langsam führte ich meine Finger zu meinen Lippen. Es war nur ein Hauch. Eine federleichte Berührung, die genauso gut hätte Einbildung sein können. Mein Blut rauschte in meinen Ohren und mein Herz schlug mir bis zum Hals.

Ich stand wieder auf und fuhr mir durch die Haare. Was war nur bloß plötzlich los? In mir tobte ein Gefühlschaos, das ich noch nie zuvor erlebt hatte. Ich war so verwirrt und dieses Gefühl, dass ich in seiner Nähe empfand, machte mir Angst. Inzwischen war mir klar, dass dieser Daiyokai der Verursacher dieser Gefühle war.

Ach was, dachte ich und schüttelte den Kopf, das ist doch absurd. Ich musste dafür sorgen, dass dieser Anime ein gutes Ende nahm, nicht mehr und nicht weniger. Leider konnte ich trotzdem nicht verhindern, dass sich eine Träne aus einem Augenwinkel stahl. Jedoch beseitigte ich sie schnell.

Und was sollte ich nun tun? Zurück zu den anderen? Und wohin war Sesshomaru überhaupt verschwunden?

Mein Blick fiel auf den Mond und mir fiel plötzlich ein Lied ein. Durchs Singen bekam ich immer bessere Laune und mein Kopf wurde klarer. Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, so passte es doch irgendwie zu meiner momentanen Situation. Und so begann ich einfach zu singen. Meine Schritte führten mich weiter, zwischen den Bäumen hindurch, bis ich den Waldrand erreichte und an einem Klippenvorsprung stehen blieb. Ich sang so laut, wie ich konnte und legte all meine Gefühle in die Töne. Ich weiß, dass sowieso niemand den Text verstehen konnte, trotzdem hielt es mich nicht davon ab, weiter zu singen, bis ich schließlich endete und mich, den Mond betrachtend, auf der Klippe niederließ.
 

In einiger Entfernung…

Was zum Teufel hatte ihn so handeln lassen? Er war nicht mehr Herr seiner Selbst.

Sesshomaru tigerte wild durch den Wald, um das gerade Geschehene zu verdauen. So sehr er sich auch dagegen sträubte, innerlich wusste er, dass sie recht hatte. Als er ihre Worte hörte und ihr Lächeln sah, vergaß er sich für einen Moment. Gefühle waren etwas, für Schwächlinge, für Menschen und er war weder das eine noch das andere. Gefühle machten verletzlich. Sein Vater und auch Inuyasha waren der beste Beweis. Und nun versuchte dieses Mädchen, ihm den Verstand zu rauben. Bei diesem Gedanken schoss ihm ein Bild von der sanft lächelnden Hikari durch den Kopf, wie sie unter ihm lag und sich nicht rührte, trotzdem ich ihr immer mehr die Luft abdrückte, sondern stattdessen eine Hand an seine Wange legte. Was dachte sich dieses Mädchen nur bloß dabei, ihm so blind zu vertrauen.

Sein Blick fiel auf seine Hand. Ihr Hals war so schlank in seiner Hand. Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, sie zu töten. Aber er tat es nicht. Er verfluchte sich selbst, schwor sich aber zugleich, es nicht noch einmal so weit kommen zu lassen und bei ihrem nächsten falschen Wort, diesem Spiel ein Ende zu setzen, als er plötzliche ihre Stimme hörte. Auch wenn er nicht verstand, was sie sang, so konnte er doch unverkennbar den Schmerz daraus hören. Und unerklärlicher weise schlich sich ein Gefühl von Sorge in sein Herz. Sorge und Schuld. Doch er verdrängte diese Banalitäten bis ins hinterste Eck seiner Gedanken. Dummerweise bemerkte er jedoch nicht, dass man im zarten Licht des hell leuchtenden Planeten sehen konnte, wie seine Maske zum ersten Mal Risse bekam.
 

Mal wieder in einem dunklen Schloss…

Auch er hatte es mitbekommen. Ihren Gesang. Und durch Kanas Spiegel alles beobachtet.

„Soso, der stolze Sesshomaru hat also die Fassung verloren. Die kleine Hikari wird mir noch einen großen Nutzen bringen, sobald ich sie in die Finger kriege.“ Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, als seine Gedanken plötzlich abschweiften. Zuerst dachte er daran, wie sie ihn angesehen hatte. Dann verteidigte sie ihn auch noch. Was für ein törichtes Weib. Schließlich schoss ihm nochmal das Bild von ihr und Sesshomaru in den Kopf. Bei diesem Bild ballte er unbewusst seine Hände zu Fäusten. Er wollte dieses Mädchen unter allen Umständen. Wieso, konnte er sich selbst noch nicht richtig erklären, doch sobald sie wieder in seinen Händen war, würde er die Antwort auf diese Frage sicher finden. Lange musste er nicht mehr warten. Seine Wunden waren fast verheilt, und dann würde er sie sich holen.

Schmerz!

„Hört ihr das auch?“ fragte Kagome in die bunte Gruppe hinein. Alle nickten darauf und lauschten dem Gesang, bis er schließlich sein Ende fand. Als alles wieder still wurde, warfen sich Jakotsu und Bankotsu einen sorgenvollen Blick zu, beließen es aber dabei.

Inuyasha dagegen musste mal wieder lautstark seine Kommentare kundtun.

„Ach, was macht die nur da draußen? Naraku könnte überall lauern und sie spaziert einfach im Wald herum“, schnaubte er. Doch irgendwie schien jeder im Moment mehr zu verstehen, als er, weshalb Kagome ihn mit einem lauten „Inuyasha, mach platz“ den Boden küssen ließ. Natürlich beschwerte er sich wie immer, wurde aber geflissentlich ignoriert.
 

Wieder bei Hikari…

Ich hatte die Wahl ob ich blieb, oder den Verlauf aus der Ferne weiter beobachtete. Doch schon bevor ich mir diese Frage überhaupt richtig zu Ende gestellt hatte, traf ich meine Entscheidung. Ich würde bleiben und ihnen helfen. Und ich würde dafür sorgen, dass Naraku endlich klar wurde, in welcher Situation er sich befand. Nun befand ich mich wohl ca. in der Hälfte der Serie. Fragte sich nur, ob er, wie eigentlich vorgesehen, weitere Abkömmlinge schaffen wird.

Ein Seufzen verließ meine Lippen und ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken los zu werden. Das wird sich sicherlich alles zeigen, dachte ich.
 

Zurück bei den anderen, sah ich mich erst mal um. Sesshomaru saß an einem weiter abgelegenen Baum und hatte die Augen geschlossen. Er hatte mich sicher gehört, hielt es scheinbar jedoch nicht für nötig, auf meine Ankunft zu reagieren. So etwas hätte ich mir eigentlich auch denken können. Für ihn war das Geschehene wahrscheinlich mehr als verwerflich. Auch wenn es nur ein Hauch war, er hatte eine Menschenfrau geküsst. Und das würde er sich niemals verzeihen, so viel stand für mich fest. Nach einem tiefen Seufzer schlich sich seltsamerweise bei dem Gedanken ein Grinsen auf meine Züge. Es war eben typisch Sesshomaru.

Ich ließ den Blick weiter schweifen und entdeckte, dass alle anderen scheinbar schon schliefen. Sogar die Söldner, was mich verwundert die Augenbrauen heben ließ.

Achselzuckend schritt ich auf einen Baum zu, der am weitesten von dem Daiyokai entfernt stand. Innerlich machte ich mich schon mal darauf gefasst, die folgenden Tage seine Ignoranz zu spüren zu bekommen. Doch wie es aussah, würde so oder so noch viel passieren, mit den neuen Kameraden, dachte ich noch mit einem Lächeln auf den Lippen, bevor ich auch schon in einen traumlosen Schlaf sank.
 

Ein Kitzeln an meiner Nase ließ mich mit einem Nieser aus dem Schlaf schrecken. Verschlafen blickte ich Jakotsu an, welcher mich mit einer Feder in der Hand überrascht anblickte.

„Was soll das Jakotsu?“ schmollte ich ihn an.

„War nur ein Experiment“, meinte er achselzuckend.

„Wie jetzt? Bin ich dein Versuchskaninchen oder was?“

„Natürlich“, und schon wieder zuckte er ganz unschuldig mit den Achseln.

Angesäuert schaute ich ihn an und bemerkte gar nicht den Seitenblick eines gewissen Daiyokais.

„Also dann, lasst uns endlich aufbrechen, sonst kriegen wir Naraku ja nie“, riss mich Inuyasha aus meinem Gestarre.

Ergeben erhob ich mich und sah zu, wie die anderen sich zusammenpackten um weiter ziehen zu können.
 

Es wunderte mich eigentlich, wie gut die Reise von statten ging. Ohne diverses, gar typisches Gezanke oder Beschimpfungen. Doch eine Sache machte mir Sorgen. Es schien mir so, als wäre – auch wenn ich sie nicht spüren konnte – Sesshomarus Aura um noch ein paar Minusgrade gesunken. Aber das war sicher nur irgendeine Laune. Wahrscheinlich grübelte er immer noch über sein ach so schwaches Verhalten. Bei dem Gedanken verdrehte ich genervt die Augen.

Meistens liefen die Söldner neben mir und der Daiyokai bildete das Schlusslicht, was mich ebenfalls verwirrte. Ich hatte einen Streit erwartet, wer die Führung übernahm, doch dieser blieb aus. Ich zuckte über dieses Verhalten nur die Achseln und beließ es dabei. Er würde sich schon wieder einkriegen.
 

Doch als einige Tage ohne besondere Ereignisse vergingen, wurde meine Sorge größer. Es gab kein einziges Mal einen Streit oder Kampf. Nicht mal eine Diskussion. Auch den anderen schien das nicht geheuer, doch es kümmerte sie auch nicht weiter, denn schließlich konnte das für sie nur gut sein. Aber für mich war es das nicht.

Als wir also mal wieder ein Nachtlager aufschlugen, ging ich auf ihn zu und war dabei, meine Hand vorsichtig auf seine Schulter zu legen.

„Sess…“, bevor meine Finger seine Schulter auch nur berühren konnten, zuckte er blitzartig von mir weg. Meine Augen weiteten sich und mein Kopf brauchte erst eine Weile, um das Geschehene zu verarbeiten.

Abrupt drehte er sich von mir weg und verschwand im Schatten der Bäume. Seltsamerweise bildete sich ein Kloß in meinem Hals und mir schossen die Tränen in die Augen. Was war plötzlich los? Mein Herz fühlte sich an, als würde man mit einem Messer hineinstechen. Der Schmerz wollte einfach nicht aufhören. Ich musste weg von hier. Ich wollte nicht, dass jeder sah, was in mir vor ging.

Ich wollte etwas sagen. Dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchten und ich bald wiederkäme, doch ich hatte Angst, meine Stimme würde brechen, wenn ich auch nur ein Wort sprach, weswegen ich schon im nächsten Atemzug von der Bildfläche verschwand.

Ich lief und lief in irgendeine Richtung, ohne Ziel. Ich wollte, dass das schmerzhafte Pochen meines Herzens aufhörte. Doch das tat es nicht und schließlich hielt ich irgendwann an. Erschöpft sank ich auf die Knie und schloss die Augen. Schon wieder erschien das Bild von dem Daiyokai, wie er von meiner Berührung wegzuckte. Erneut lief mir ein Schwall Tränen über die Wangen. Meine Hände krallten sich in die Erde unter mir und ich bemerkte gar nicht, wie sich dadurch meine Fingerkuppen langsam aufschürften.

Ich konnte nichts dagegen tun. Ich wollte schreien, konnte es aber nicht. In diesem Moment kam ich mir so unendlich einsam vor.

Mein Kopf senkte sich und ich biss die Zähne zusammen um weitere Tränen zu vermeiden, was mir jedoch nicht wirklich gelingen wollte.

Plötzlich wehte ein leichter Wind.

„Warum weinst du denn, kleine Hikari?“

Diese Stimme ließ mich geschockt aufsehen. Nicht etwa, weil Naraku vor mir stand, nein, sondern weil seine Stimme bei diesem Satz so unglaublich sanft klang, dass ich mich ernsthaft fragte, ob ich es mir nicht nur eingebildet hatte. Außerdem hatte er wieder diesen Fellumhang um, nur eben ohne die Affenmaske.

Eine seltsame Stille machte sich breit und keiner von uns beiden schien sie brechen zu wollen. War das nicht eigentlich der Moment, in dem ich um Hilfe schreien, wegrennen oder sonst etwas in der Art tun sollte? Nein, denn da fiel mir ein, dass das ja sowas von gar nicht mein Stil war. Teilweise hatte das wohl auch was mit Stolz zu tun. Tja, da war ich wohl nicht besser, als ein gewisser Daiyokai. Bei dem Gedanken bildete sich abermals ein Kloß in meinem Hals, doch ich versuchte ihn herunter zu schlucken und meine Aufmerksamkeit wieder dem Hanyou vor mir zu widmen.

„Was willst du?“ Ich hatte große Mühe, meine Stimme fest klingen zu lassen, doch es schien mir recht gut gelungen zu sein.

Wie schon so häufig, breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.

„Hm, ich dachte das wüsstest du schon“.

Misstrauisch sah ich ihn an, doch schon mit dem nächsten Wimpernschlag stand er urplötzlich hinter mir. Ich konnte gerade noch meinen Kopf ein Stück in seine Richtung bewegen, als ich auch schon seine Antwort in mein Ohr flüstern hörte.

„Ich will dich.“ Mit diesen Worten schlang er die Arme um mich und legte gleichzeitig auch seinen Fellüberwurf um mich. Ich konnte das laute Pochen meines Herzens hören und hoffte inständig, er würde es nicht hören. Was war denn nun los? Hallo? Das war Naraku, ein Killer ohne Herz.

Innerlich musste ich seufzen. Das stimmte nicht. Er hatte ein Herz, er hörte nur nicht auf es. Ganz sicher. Irgendwo tief verborgen in seinem Inneren. Doch was sollte ich nun tun. Tausend Gedanken gingen mir durch den Kopf, wurden jedoch davon unterbrochen, dass Naraku mich noch fester an sich drückte. Dir Röte stieg mir ins Gesicht und ich spürte, wie er seinen Kopf in meiner Halsbeuge vergrub. Sein Atem auf meiner Haut jagte mir einen Schauer über den Rücken und das klare Denken fiel mir immer schwerer. Doch plötzlich….

„Verdammt“, hörte ich ihn murmeln und runzelte verwirrt die Stirn.

„Sie kommen.“ Ich konnte mir gut vorstellen, wen er mir „sie“ meinte. Aber was hatte er nun vor?

Prompt bekam ich die Antwort auf meine Frage, indem er sich nochmals zu meinem Ohr runter beugte.

„Verzeih mir.“ Ich war gerade dabei, darüber nachzudenken, wieso er sich entschuldigt, als ich auf einmal seine Lippen auf meinem Hals spürte und schon im nächsten Moment einen brennenden Stich. Meine Sicht verschwamm langsam vor meinen Augen und bevor ich vollkommen in der wohl bekannten Schwärze versank, sah ich noch Narakus entschuldigenden Blick.
 

Bei Sesshomaru…

Er musste nachdenken. Als er ihr in die Augen sah, konnte er ihren Schock in den Knochen spüren. Dieses Bild ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Und es bereitete ihm – so ungern er es sich auch eingestand – Schuldgefühle. Ohne es richtig zu merken, kreisten seine Gedanken die ganze Zeit um nur eine Person, bis…

Eine bekannte Aura, gemischt mit diesem Gestank. Er war also in der Nähe, doch sie konnte er auch ganz deutlich dort spüren sogleich schlich sich Sorge in sein Herz. Aber er ließ es nicht zu. Verärgert schüttelte den Kopf, biss wütend die Zähne zusammen und ballte seine Hände zu Fäusten, sodass seine scharfen Nägel ihm ins eigene Fleisch schnitten.

Er würde sie nicht retten. Wieso sollte er so dumm sein und sich um das Leben eines Menschenmädchens scheren, dass glaubte, er hätte Gefühle. Er würde ihr das Gegenteil beweisen und dies war die beste Möglichkeit. Sollte Naraku doch mit ihr machen was er wollte. Er würde sie nicht retten kommen. Niemals!

Also doch böse?

„Mhm“, mir brummte ordentlich der Schädel. Als ich die Augen aufschlug, musste ich erst mal blinzeln, da mir meine Umgebung völlig fremd war, bis ich jedoch eine bekannte Stimme hörte.

„Endlich bist du aufgewacht.“ Ruckartig drehte ich mich zu der Stimme und erstarrte, denn durch seinen Anblick kehrten die Geschehnisse Stück für Stück wieder zurück. Auch sein entschuldigender Blick ist mir im Gedächtnis geblieben. Wirklich seltsam…

„Wie lange hab ich geschlafen?“ Fangen wir doch mal mit einer normalen Frage an, obwohl ich ja lieber gleich die Karten auf den Tisch gelegt hätte.

„4 Tage ca. Scheinbar war die Dosis zu hoch für dich“, meinte er gleichgültig.

Dosis? Ein breites und unheilvolles Lächeln schlich sich auf meine Züge.

„Willst du damit sagen, du hast mir Gift injiziert?“ Diese Frage war wohl total unnötig, doch ich wollte es aus seinem Mund hören.

„Ja“. Ich konnte selbst nicht sagen wieso mich das so wütend machte. Vielleicht lag es daran, dass die Männer in dieser Zeit und besonders die Dämonen, mit Menschen und gerade Frauen umgingen, wie es ihnen gefiel. Aber genug davon.

„Was willst du diesmal wieder?“ Ich hatte ja schon eine dunkle Vorahnung, hoffte jedoch, dass es sich um etwas anderes handelte.

Als mein Blick seinen traf, konnte ich den Schalk darin aufblitzen sehen. Er spielte mal wieder Spielchen mit mir, doch darauf hatte ich im Moment nicht die geringste Lust.

„Das wirst du noch früh genug erfahren. Bis dahin aber bleibst du hier.“ Er grinste wie immer boshaft und tat ganz kühl, doch etwas ließ mich die Stirn runzeln. Seine Augen. In seinen Seelenfenstern konnte ich Schwäche sehen. Das verriet ihn. Ernst sah ich ihn an.

„Naraku, was ist los mit dir?“ Sein Grinsen entglitt ihm und sein Blick ruhte wachsam auf mir.

„Was meinst du?“ Noch immer war seine Stimme kalt. Genauso, wie bei Sesshomaru. Ich war es echt leid, von all denen nur diese Kälte zu spüren und das nur weil sie zu stolz waren, oder nicht wahrhaben wollten, dass sie ein Herz besaßen.

„Wenn du schwörst, mir nicht gleich mich mit Gift oder sowas zu attackieren, sag ich´s dir“, versprach ich, worauf ich ein Nicken erhielt.

„Naja, es scheint mir so, als bedrückt dich etwas.“ Ich weiß, ich bin verrückt geworden, doch ich war aus einer realen Welt und ich hatte genug davon, ständig jeden Bösewicht als böse zu sehen und jeden Helden als gut. Denn wenn ich schon mal in so einer krassen Welt war, konnte ich ja wohl auch hinter die Kulissen sehen. Ein Lachen riss mich aus meinen Gedanken und ließ mich aufsehen.

Er packte mein Kinn und zog mein Gesicht an seines heran.

„Bist du wirklich so naiv, sowas zu glauben?“ Von diesen Worten blieb ich völlig ungerührt und antwortete umso ernster.

„Ich bin nicht naiv, sondern einfach nur aufmerksam.“ Im Unterricht zwar nicht, aber das war ja auch was anderes.

Er ließ von mir ab, stand aber nicht auf, was mich weiterreden ließ.

„Was hast du denn eigentlich vor, wenn du alle besiegt hast? Wenn du die Welt erobert hast, was willst du dann tun? Weißt du überhaupt noch den Grund, wieso du zum Halbdämon wurdest oder hast du das bereits vergessen?“

Seine Augen weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde. Er schien völlig starr und wirkte seltsam unruhig. So hatte ich ihn noch nie erlebt, scheinbar hatte ich einen wunden Punkt getroffen. Doch von ein auf den anderen Moment verdüsterte sich seine Miene.

„Glaubst du etwa, du würdest mich kennen?“ Sein Tonfall war ruhig, gelassen, aber ich konnte die Gefahr heraushören. Vielleicht sollte ich es nicht zu sehr übertreiben. Doch einen Versuch hatte ich noch.

„Ich glaub es nicht, ich weiß es“, sprach ich mit erstem Blick und ehrlichem Lächeln auf den Lippen, „Du bist nicht so böse, wie du glaubst, nur die Dämonen in deinem Körper. Denn schließlich warst auch du mal ein Mensch.“

Erst jetzt fiel mir auf, dass er wieder den normalen Körper hatte, ohne diese Tentakel, die aus seinem Rücken ragten und die roten Augen auf seinen Körperteilen. Aber dazu würde ich später kommen.

„Was bringt dich zu dieser Annahme? Ich habe tausende Menschen ausgelöscht, habe deine Freunde verletzt und weitere unverzeihliche Taten verübt. Und trotzdem meinst du, ich hätte ein gutes Herz?“ Er kicherte leise. Wohl möglich über meine Dummheit und Naivität.

„Vergiss dabei aber nicht, dass ich selbst als Mensch ein Dieb und keiner von der guten Sorte Mensch war“, erinnerte er mich noch. Sein Ton triefte nur so von Spott über meine – seiner Meinung nach - abstrusen Gedanken. Doch davon ließ ich mich nicht beirren.

„Das ist mir durchaus bewusst“, konterte ich selbstsicher. Woher nahm ich nur bloß plötzlich dieses Selbstbewusstsein? „Aber du warst trotzdem ein Mensch.“

Schneller als ich gucken konnte, packte er mich wie an den Schultern und vergrub seine Krallen in meinem Fleisch, was mich unweigerlich – geschockt vom plötzlichen Schmerz - aufschreien ließ. Er drückte mich zu Boden und ehe ich mich versah, presste er seine Lippen auf meine. Starr vor Schreck rührte ich mich zuerst gar nicht, doch dieser Kuss wurde immer gröber und seine Krallen schnitten mehr und mehr in mein Fleisch. Lange würde es nicht mehr dauern und er hätte bereits meine Knochen erreicht, wenn er so weitermachte.

Mit aller Kraft versuchte ich, mich zu wehren. Trat und schlug um mich, doch er ließ einfach nicht von mir ab. Und als er es auch noch schaffte seine Zunge zwischen meine Lippen zu zwängen, dachte ich daran, in diese hinein zu beißen, doch damit würde ich sicherlich nicht ungeschoren davonkommen, weswegen ich einfach mein Gesicht wegdrehte oder es zumindest versuchte. Allerdings gelang mir das mehr schlecht als recht. Und als ich schon dachte, es könnte nicht mehr schlimmer werden, drängte sich sein Bein auch noch zwischen meine. Ich presste meine Beine zusammen, um seines vielleicht wegdrücken zu können, doch mal wieder scheiterte ich kläglich. Angst, welche ich bis jetzt noch nie so intensiv gespürt hatte, kroch in mir hoch und versteifte meine Glieder. Aus Furcht vor dem Kommenden kniff ich die Augen zusammen.

Doch urplötzlich ließ er von mir ab. Als mein Blick seinen traf, zuckte ich hefig zusammen. Seine roten Seelenspiegel bohrten sich tief in meine. Ich war ganz außer Atem und noch immer fühlte sich mein Körper seltsam taub an. Was sollte das bloß?

„Und?“ Fragend sah ich ihn an?

„Glaubst du immer noch, ich besäße ein Herz?“ War das sein Ernst? Um mir das zu beweisen, hat er…

Ich spürte, wie ein Zittern von mir ausging und senkte den Kopf, sodass meine Haare mein Augen verdeckten.

„Dass du, nur um so etwas zu beweisen, gleich zu solchen Mitteln greifst ist wirklich das Allerletzte.“ Als ich zu ihm aufsah, rannen mir unaufhaltsam Tränen über die Wangen.

„Du hast recht. Du hast wirklich kein Herz. Ich hoffe, du bist stolz auf dich“. Dies sagte ich mit so viel Verachtung, wie ich mit meiner brüchigen Stimme noch aufbringen konnte. Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, doch ich dachte, ich hätte ihn bei meinen Worten zusammen zucken sehen. Aber wie ich schon sagte, es war wahrscheinlich nur Einbildung, wenn nicht sogar Wunschdenken.

Ein lauter Knall riss mich mal wieder aus meinen Gedanken. Scheinbar war es die Tür gewesen, denn der Hanyou war nicht mehr hier.

Sofort schlang ich die Arme um meine Beine und legte den Kopf auf die Knie.

Ich war keinesfalls gläubig oder sowas. Ich war nicht so eine, die wusste, dass jeder Mensch tief im Herzen gut war. Nein, ich wusste sogar, dass es nicht so war. Doch ich dachte wirklich, er würde vielleicht doch…

Mir selbst widersprechend schüttelte ich den Kopf. Er hatte mir gerade eben das Gegenteil bewiesen.

Während ich mir die Tränenspuren wegwischte, versuchte ich die nächsten aufkommenden Tränen runterzuschlucken. Was machte ich hier eigentlich? Heulte hier rum und wartete wie eine Prinzessin auf meinen Retter. War ich tatsächlich schon so tief gesunken? Auf diesen Gedanken hin lachte ich bitter auf. Naja, jeder hatte mal seine schwachen Momente, doch diese waren nun endgültig vorbei.

Wenn man etwas will, macht man es am besten selbst, dachte ich optimistisch und stand auf. Leider jedoch zwangen mich die Schmerzen, welche von meinen Schultern kamen, wieder auf den Boden.

Verdammt, dachte ich, als ich an meine Schulter griff. So wird es um einiges schwieriger. Blut floss in Strömen aus den Wunden, durchtränkte meine Kleidung und blaue Flecken zierten meine Haut. Ich konnte die Arme kaum heben, aber schließlich wollte ich hier raus. Mich darauf zu verlassen, dass Inuyasha und die anderen wieder schnell hier her fanden, wäre keinesfalls die richtige Lösung. Mein Blick schweifte durch den leeren Raum, auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit. Doch es war aussichtslos. Ein tiefer Seufzer entkam meinem Mund, während ich in das stille Dunkel des Zimmers blickte.

Ein Krachen durchbrach diese Stille und ich sah zur Tür. Naraku war es wieder. Ich erwischte mich bei dem Gedanken, dass es Sesshomaru wäre, aber ich fand schnell wieder in die Realität zurück.

Auf einmal marschierte er auf mich zu, griff nach meinem Hals und drückte unerbittlich zu. Ich begann zu röcheln und kniff ein Auge zu. Er grinste.

„Freu dich Hikari. Mir ist noch eine Kleinigkeit eingefallen. Diese Frage wirst du mir sicher beantworten können.“ Er ließ etwas locker. Trotz der gefährlichen Situation hob ich auffordernd die Augenbrauen, damit er fortfuhr. Wachsam sah er mich an, bevor er schließlich seine Frage stellte.

„Wer war das Mädchen, das sich damals in den Kampf zwischen den Hundebrüdern und mir einmischte?“ Ich erstarrte. Scheiße. Ich versuchte, meine Fassung schnell wieder zu gewinnen und mir nichts anmerken zu lassen, während es in meinem Kopf ordentlich ratterte. Was sollte ich ihm jetzt erzählen?

„Also, ich warte?“ Langsam wurde er ungeduldig.

„D..Das war… eine Fuchshalbdämonin“, keuchte ich, da sein Griff schon wieder fester wurde.

„Mehr weiß ich nicht über sie“, bemerkte ich noch, bevor er mich endlich los ließ und wieder davon rauschte. Zum Glück dachte er nur, ich wäre eine Seherin. So ist es nur verständlich, wenn ich nicht alles weiß.

„Puh… grade noch gerettet.“ Ach, es half ja alles nichts. Ich musste hier raus, ganz egal, wie.
 

Bei Inuyasha und den anderen…

„Mist, wir finden sie einfach nicht.“ Inuyasha schlug wütend in den Boden. „Ich kann Naraku nirgendwo wittern.“

„Und ich kann auch nirgends Juwelensplitter spüren“, meinte Kagome deprimiert.

Sesshomaru hielt sich immer noch bei ihnen auf, was keinem so recht einleuchten wollte. Aber er tat nichts, sagte nichts, sondern beobachtete nur still das Treiben. Inuyasha war sein sogenannter Halbbruder eigentlich egal, aber nun riss der Faden endgültig. Wütend stürmte er auf ihn zu und packte ihn am Kragen.

„Verdammt, was ist eigentlich mit dir? Du…“ Weiter kam er gar nicht, da ihn der Daiyokai sofort mit einem Klauenhieb von sich schleuderte.

„Fass mich nie wieder an, widerliches Halbblut“, rief er verachtend, doch Inuyasha ließ sich nicht unterkriegen.

„Pah, du sitzt hier einfach nur rum und tust gar nichts. Hikari wurde von Naraku entführt und du tust nichts um sie zu retten“, brüllte er.

Doch Sesshomaru blieb kühl wie eh und je. „Glaubst du wirklich, ich würde mir die Mühe wegen eines einfachen Menschenmädchens machen?“ Sein Tonfall war höhnisch.

Der Hanyou fletschte die Zähne. „Aber selbst, wenn sie dir egal wäre, würdest du Naraku doch trotzdem verfolgen. Schließlich willst auch du ihn töten. Doch es scheint eher so, dass du ihm gar nicht erst folgst, weil du weißt, dass du dann wahrscheinlich auch ihr begegnen wirst und das willst du ohne Zweifel vermeiden.“

„Sei still“, sprach er zuerst leise. Drohend.

„Es sieht doch selbst ein Blinder, dass sie dir etwas bedeutet und jeder von uns hat gesehen, dass du sie sehr verletzt hast und trotzdem sitzt du hier und wartest darauf, dass sie von Naraku getö...“

„Inuyasha!“ schrie Kagome, denn bevor er seinen Satz ganz beendet hatte, wurde er schon gegen einen Baum geschleudert.

„Sei still, wertloses Halbblut“, zischte er laut und ließ seine Energiepeitsche auf ihn zu schnellen. Der Hanyou konnte nicht mehr ausweichen und der Angriff traf ihn mit voller Wucht.

Aber er stand wieder auf grinste seinen Bruder wissend an. „Du willst nur nicht einsehen, dass ich recht habe.“

Sesshomaru ballte auf die Worte hin eine Faust und zwar so fest, bis seine Knöchel weiß hervortraten.

„Beweise nur einmal, dass du nicht ein absolutes Arschloch bist und rette dieses Mädchen. Ich bin sicher, du findest Naraku schneller, als wir“, brüllte Inuyasha und das setzte den Daiyokai in Bewegung. Binnen weniger Sekunden flog er davon.

Die anderen sahen ihm hinterher und schließlich verwundert zu Inuyasha.

„Also sowas bin ich ja mal gar nicht von dir gewohnt, Inuyasha“, meinte Miroku erstaunt.

„Da muss ich ihm recht geben“, pflichtete ihm Sango bei, während Kagome zustimmend nickte.

„Ach, haltet doch die Klappe“, trotzig verschränkte der Halbdämon die Arme.
 

Wieder bei Hikari…

„Oh man, jetzt reicht´s“, rief ich aufgebracht und stand auf. Die ganze Zeit hatte ich gegrübelt, was der beste Weg wäre, von hier abzuhauen, aber ich kam einfach auf keinen grünen Zweig.

Dann muss es wohl sein, vielleicht schaffe ich es ja, ohne dass er es bemerkt. Noch besser wäre ja, wenn er gerade nicht da ist, dachte ich hoffnungsvoll und stieß einen langgezogenen Seufzer aus. Aber Schluss nun mit der Trauerphase. Ich versuchte die Schmerzen so gut es ging zu ignorieren, holte mein Halsband hervor, welches er zum Glück nicht entdeckt hatte, und legte es mir an. Das Übliche passierte und im nächsten Moment stand ich in meiner anderen Gestalt da. Ich hoffte inständig, meine Aura etwas unterdrücken zu können, so würde er mich vielleicht nicht so schnell bemerken. Einmal noch atmete ich tief durch, bevor ich entschlossen nach meiner Sense griff. Nun konnte es ja los gehen.

Wieder frei und Verwirrung pur

Leise schob ich die Tür gerade mal so weit auf, dass ich meinen Kopf hindurch stecken konnte. Vorsichtig lugte ich raus und überprüfte, ob die Luft rein war. Dank meiner Tiergene konnte ich nun besser hören, jedoch drang kein verdächtiges Geräusch an meine Ohren und so schob ich die Tür ganz auf. Als ich auf den schmalen Gang trat, schob ich sie wieder hinter mir zu. Vielleicht würde mich Naraku tatsächlich nicht so schnell bemerken. Dämonen hatten zwar ein sehr empfindliches Riechorgan, aber das wohl eher bei den Hundedämonen so und immerhin war er ja doch nur ein Hanyou. Zumindest wäre es so schon um einiges leichter. Mein Blick schweifte nach links und rechts, doch ein Ausgang war nirgendwo in Sicht. Innerlich stöhnte ich genervt auf. Und welche Richtung nun, dachte ich verzweifelt, entschied mich aber schließlich für links. Ich ging immer geradeaus, bis ich nach rechts abbiegen musste und zu einer Tür kam, die einen Spalt offen war. Vorfreude machte sich in mir breit und beinahe hätte ich sie voreilig aufgerissen, als ich plötzlich eine Stimme hörte.

Ich erstarrte und hielt die Luft an, um mich nicht zu verraten. Als ich merkte, dass ich scheinbar nicht aufgeflogen war, atmete ich lautlos aus und wollte bereits einen anderen Weg einschlagen, als ich ihn nochmal hörte.

„Was ist mit diesem Mädchen bloß?“ Seine Frage war gerade mal ein Flüstern und hätte ich mich nicht verwandelt, hätte ich es sicher nicht verstanden. Aber wen meinte er? Dies machte mich nun doch neugierig, weshalb ich durch den Spalt blickte und meine Ohren spitzte. Er lehnte an einer seitlichen Wand links von mir. Meinen Kopf nahm ich vom Spalt wieder weg, er könnte mich sonst noch sehen.

„Wieso fühle ich mich so seltsam in ihrer Nähe?“ Schon wieder so eine komische Frage. Konnte es vielleicht sein, dass…

„Hikari“, nur ein Hauch, doch für mich laut und deutlich. Meine Erstarrung löste sich leicht und ungläubig starrte ich ins Leere. Was…? Was sollte das nun? Musste ich das verstehen? Er schien sehr in Gedanken zu sein, nur das erklärte, wieso er mich noch nicht entdeckt hatte.

„Liegt das womöglich an Onigumos Herz? Aber Onigumo liebte doch Kikyo. Das darf doch alles nicht wahr sein. Sie ist doch nur ein Mensch, aber wieso… kann ich sie dann nicht töten?“

Ich warf nochmal einen Blick durch den Spalt und konnte sehen, wie er nachdenklich auf seine Hand starrte. Mir wurde irgendwie ganz komisch, als all dies hörte. Wieso dachte er über mich nach? Und was soll das mit Onigumos Herz? Ich wusste zwar, was es damit auf sich hat, aber was hatte das Ganze mit mir zu tun? Ich verstand es einfach nicht, aber was mich als Einziges bei dabei nervte war, dass es schon wieder hieß „sie ist doch nur ein Mensch“. Sowas hörte und las ich schon zur Genüge. Aber da konnte man wohl nichts machen. Noch ein letztes Mal blickte ich hindurch. Und schon wieder sah ich es. Diesen Schmerz in seinen Augen. Ich konnte echt nicht mehr klar denken. Dieser Kerl verwirrte mich zusehends. Im Moment zumindest stand er in Sachen Verwirrung an 1. Stelle und nach kam gleich Sesshomaru. Ich musste unbedingt von hier weg. Mein Blick wanderte wieder in die Richtung, aus der ich gekommen war. Dann eben da lang. Diesmal rannte ich. Mit einer Tiergene musste ich ja wohl nun die Fähigkeit haben, mich leiser oder gar lautlos bewegen zu können. Ich hoffte mal, dass es so war. Ich zischte an vielen Türen vorbei, achtete aber nicht weiter auf sie, weswegen mir auch nicht auffiel, dass mich jemand gesehen hatte, als ich vorbei lief. Abermals sah ich eine Wand vor mir und kurz bevor ich dort ankam, schwang ich meine Sense und zielte auf die Decke. Wie erhofft, schnellte eine schwarze Lichtsichel darauf zu und ließ dort, begleitet durch einen Knall ein Loch entstehen. Nun musste ich schnell sein. Ich sprang aus dem Loch und blickte mich um. Das Schloss wurde von einem Wald umrahmt und ich konnte einen leichten lila Schimmer des Bannkreises sehen, welcher dieses Schloss vor den anderen verbarg. Kurz überlegte ich. Das letzte Mal kam ich ja ohne Probleme durch. So sprang ich weiter und kurz vor der Barriere machte ich – die Augen geschlossen - nochmal einen großen Sprung und kam tatsächlich mit Leichtigkeit hindurch. Doch als sich meine Lider wieder hoben, sah ich im Augenwinkel silberne Haare. „Was…?“ Mitten im Sprung drehte ich mich um und sah den Daiyokai, welcher mich seinerseits nur eines Seitenblicks würdigte. Als ich auf dem Boden ankam, sah ich, dass Sesshomaru bereits verschwunden war. Oh Gott, er wird doch wohl nicht wegen mir dort sein? Normalerweise würde ich mich ja darüber freuen, doch in diesem Fall kam er eindeutig zu spät. Doch nochmal zurück konnte ich auch nicht.

„Hey, Hikari!“

Ich blinzelte verwirrt. Das klang fast wie…

„Wir haben uns schon gewundert, wieso du so lange brauchst.“

Das durfte nicht wahr sein. Langsam drehte ich mich um und meine Vermutung bestätigte sich. Vor mir standen Bankotsu und Jakotsu. Ich holte tief Luft und dann…

„WAS MACHT IHR DENN HIER, IHR VOLLIDIOTEN?“ Kurz tauschten sie verdutzte Blicke aus, bevor sie mir frech ins Gesicht grinsten.

„Na hör mal, wir sind doch deine Leibwächter. Da müssen wir dich natürlich retten kommen. Wir dachten ja eigentlich, dass du schneller wieder zurück bist und wir uns nicht erst hier her bemühen müssen.“

Zweifelnd sah ich sie an. „Wann habt ihr denn entschieden, meine Leibwächter zu sein?“

„Wir sind dir was schuldig und außerdem muss ich mich noch extra bedanken, weil ich dank dir in der Nähe von Inuyasha sein kann.“ Während das Jakotsu sagte, schien er gerade in seine Traumwelt abzudriften und ein komisches Gesicht zu machen, worauf ich nur genervt die Augenbraue heben konnte. Aber egal, wie seltsam sich Jakotsu manchmal verhielt, irgendwie konnte ich ihn genauso wie Bankotsu ganz gut leiden.

Wir machten uns auf den Weg zu den anderen, wo wir dann auf Sesshomaru warten würden. Innerlich hoffte ich, dass er mit Naraku klarkommen und schnell wieder da sein würde.

Kaum hatte ich mein Halsband abgenommen, zog ich scharf die Luft ein und ging in die Knie, weswegen die anderen auch anhielten.

„Verdammt, was hast du denn angestellt“, rief Bankotsu schockiert und kniete sich zu mir herunter. Die Schmerzen hatte ich total vergessen, doch nun, wo ich wieder komplett menschlich war, kamen mir die Schmerzen unerträglich vor. Ich spürte, wie wieder neues Blut aus den Wunden trat und sich meine Kleidung damit vollsog.

„Steig auf!“

Verwundert sah ich zum Söldner hoch, der sich mit dem Rücken zu mir gekniet hatte. Ich verstand sofort, war mir aber unsicher.

„Ich kann selbst laufen, danke“, gab ich trotzig vor mir. Dabei wollte ich nur keine Schwäche zeigen. Aber er ließ mir das gar nicht durchgehen.

„Von wegen, du kannst dich kaum rühren, also steig endlich auf, bevor ich es mir anders überlege.“

Na schön. Das ließ ich mir dann doch nicht zwei Mal sagen.
 

Bei den anderen angekommen, hellten sich sogleich ihre Mienen auf, als sie mich sahen, doch als Kagome meine Schultern sah, zog Sorge durch ihren Blick. Sofort bat sie den Söldner, mich runter zu lassen, damit sie mich verarzten konnte. Kaum hatte sie den Verband angelegt, kam auf einmal ein heftiger Windstoß auf. Ich ahnte schlimmes.

„Ah, da bist du ja.“ Kagura. Wieso musste ich nur bloß immer recht haben?

„Was willst du Kagura“, fragte Inuyasha sie und hielt sein Schwert angriffsbereit.

Na was wollte sie wohl. Wer weiß die Antwort?

„Ich will nur Hikari zurückholen, also lasst euch nicht stören. Mir ist zwar unbegreiflich, wie du es geschafft hast, zu fliehen, aber ich muss dich wieder zurückbringen.“

Ich wusste es. „Ach, und wieso kommt Naraku dann nicht selbst?“ Er ließ für gewöhnlich ja seine Abkömmlinge die Drecksarbeit für ihn erledigen, aber wenn es um mich ging, kam er immer selbst.

Gerade als Kagura antworten wollte, fuhr ihr wer dazwischen.

„Weil ich mit ihm gekämpft habe“, erklang es kühl.

Als ich zu ihm sah, schienen seine Blicke mich durchbohren zu wollen. Dann wandte er sich Kagura zu. „Verschwinde Kagura, oder es wird dir leidtun.“ Sie zögerte für einen Moment, zog aber dann ab.

Wenigstens mal eine Sorge weniger, dachte ich erleichtert, doch ich freute mich zu früh, denn als nächstes ertönte eine eisige Stimme.

„Komm mit!“ Bei diesem Tonfall wurde mir irgendwie ganz anders und gleichzeitig stellte ich mir die unnötige Frage, ob er mich meinte. Aus dem Augenwinkel konnte ich sorgenvolle Blicke ausmachen. Trotz meiner Furcht vor dem Kommenden folgte ich ihm artig, bis wir weit genug von den anderen entfernt waren.

„Ähm… Sess…“ weiter kam ich nicht, denn als er mich gegen den Baum drückte, meinem Gesicht näher kam, als für mein Herz gut war und seine Augen sich in meine brannten, blieben mir die Worte im Halse stecken. Seine Hand stützte sich neben meinem Kopf ab, während er mich ununterbrochen weiter anstarrte. Tapfer hielt ich seinem Blick stand, doch die Stille war nicht mehr zum Aushalten, weswegen ich etwas sagen wollte, doch ehe ich das konnte, hatte er schon die Stimme erhoben.

„Was machst du hier?“ Seine Stimme war bedrohlich, als würde er mich im nächsten Moment abmurksen. Weise wog ich meine Worte ab, bevor ich zu sprechen begann, denn ein falsches Wort und ich war hinüber.

„Ähm…“, doch er unterbrach mich.

„Wieso bist du plötzlich hier?“ Seine Hände hatte er auf meine Schultern gelegt und bei dieser Frage dann leicht zugedrückt. Ich konnte nicht verhindern, die Luft scharf einzuziehen, worauf Sesshomaru die Augenbrauen hob.

„Dreh dich um.“ Normalerweise gehorchte ich nicht so leicht, doch nachdem er so schlecht gelaunt war, tat ich lieber wie geheißen. Ich spürte, wie er den Verband abnahm und sanft über die Wunden strich. Dadurch, dass mein Oberteil total ruiniert war, hatte mir Kagome auch noch extra einen Verband gegeben, damit ich zumindest meine Brust verdecken konnte. Zu gegebener Zeit würden wir uns dann um meine Kleidung kümmern.

„War das Naraku?“ Sein Tonfall hatte sich wieder etwas normalisiert, er schien jedoch etwas beunruhigt. Doch vermutlich bildete ich mir das nur ein. Obwohl ich weder nickte, noch sonst einen Ton von mir gab, schien ihm das bereits genug Antwort zu sein.

„Setz dich“, befahl er. Mir blieb ja nichts anderes übrig, so folgte ich und setzte mich - immer noch mit dem Rücken zu ihm. Ich konnte hören, wie er es mir gleich tat. Einige Zeit passierte nichts und ich wendete schon den Kopf zu ihm, aber in dem Augenblick konnte ich etwas Feuchtes auf meinen Schulterblättern spüren. Es kam so überraschend, dass ich ein Keuchen nicht unterdrücken konnte. Auch wenn ich es nicht sehen konnte, so war ich mir zu 99% sicher, was gerade passierte. Er leckte an meinen Wunden. Die einzige Erklärung für dieses Verhalten wäre wohl, dass meine Wunden dadurch schneller verheilen. So las ich es zumindest in vielen Fanfictios. Und es schien mir auch plausibel. Mir gab allerdings zu denken, aus welchem Grund er das tat. Er konnte Menschen – mich eingeschlossen – doch nicht ausstehen.

Als er sanft meine Haare wegschob, riss er mich aus meinen Gedanken, denn seine Zunge wanderte höher Richtung Nacken, dort, wo sich gar keine Verletzungen mehr befanden. Die Stellen, an denen er mich berührte, kribbelten und mein Herz schlug mir bis zum Hals, während sich weitere Fragen, über den Yokai hinter mir, in meinem Kopf türmten.

„Sesshomaru…“, wisperte ich atemlos, doch statt aufzuhören, strich er mit seiner Hand meinen Arm entlang. Durch den Nebel, der sich allmählich in meinem Kopf breit machte, konnte ich eine Stimme hören.

„Hikari? Alles in Ordnung?“ Sie war weiter weg, aber ich verstand jedes Wort. Nur brauchte ich ein paar Sekunden, um die Bedeutung zu verstehen. Als es jedoch soweit war, erstarrte ich. Auch Sesshomaru schien wieder ganz der Alte, nur wunderte es mich, dass er noch nicht weg war, wie letztes Mal, als er mich geküsst hatte. Ich hörte Schritte näherkommen. Das war Bankotsu.

„Jaja, mir geht´s gut, ich komme gleich.“ Die Schritte entfernten sich wieder und ich atmete erleichtert aus.

Nun drehte ich mich zu Sesshomaru, welcher wie immer keine Emotionen zeigte. Würde ich nicht immer noch das Kribbeln auf meiner Haut spüren, hätte ich gedacht, das eben Geschehene wäre nur ein Traum gewesen.

„Bankotsu und Jakotsu haben mich gerettet. Sie haben es geschafft, sich unbemerkt mit mir raus zu schleichen, da sie ja noch immer Narakus Gefolgsleute sind und es somit auch niemand bemerkt hat, als sie die Barriere durchschritten.“ Ob er mir wohl glauben würde, dass Naraku mal unaufmerksam war. Ich wusste ja nicht einmal, ob er nun Verdacht wegen mir geschöpft hatte. Und was lügen anging… Naja, es funktionierte zwar schon einmal, aber ob es dieses Mal auch der Fall war…

„Du lügst!“ Urks, das war deutlich. Und was nun? Sein Seufzen ließ mich ruckartig zu ihm sehen. Er stand auf und ging. Ich hatte schon wieder angelogen. Aber… ich konnte das nicht. Bevor ich nachdenken konnte, was ich tat, war ich schon aufgestanden und hab nach seinem Ärmel gegriffen. Er drehte sich zu mir um und seine Seelenspiegel bohrten sich so tief in meine, als hoffte er, dort die Wahrheit zu finden. Ich brach den Bann, indem ich die Lider nieder schlug.

„Es tut mir leid.“ Mehr brachte ich im Moment nicht raus, jedoch schien das gar nicht nötig.

„Wirst du mir irgendwann die Wahrheit sagen?“ Verwundert blinzelte ich ihn an und dachte innerlich, ob ich mich gerade verhört hatte. Doch sein ernster Blick ließ diese Annahme nicht zu. Ich konnte nicht anders, ich musste einfach lächeln.

„Ja, das werde ich. Versprochen!“ Und schon ging er. Ich folgte ihm fast sofort zurück zu den anderen, doch während dem Gehen dachte ich noch: Das ich das noch erleben darf… Er gibt sich tatsächlich damit zufrieden. Dieser Gedanke zauberte Wärme in meinen Körper. Ich konnte ja nicht ahnen, dass er die Wahrheit schneller herausfinden würde, als geplant.

Als wir schließlich bei den anderen ankamen, legten wir uns alle, bis auf die Dämonen, schlafen. Während ich ins Land der Träume sank, dachte ich über das ungewohnte Verhalten von Sesshomaru nach. Leider wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht, dass mich glühend rote sowie goldene Augen voller Sehnsucht und Begierde beobachteten.

Diesmal bin ich dran!

Blitzschnell schoss ich in die Höhe und saß nun senkrecht auf dem Boden. Wachsam glitt mein Blick durch die Umgebung. Irgendetwas hatte mich geweckt und ein seltsames Gefühl breitete sich in meinen Gliedern aus. Erst jetzt fiel mir auf, dass alle weg waren, bis auf Bankotsu und Jakotsu. Als sie sahen, dass ich wach war, wandten sie sich mir zu.

„Wo sind die anderen?“ fragte ich misstrauisch, mit einer gewissen Ahnung im Hinterstübchen.

„Sie kämpfen gegen Naraku“, verkündete Jakotsu unverblümt. Bankotsu warf ihm daraufhin einen verärgerten Blick zu, er jedoch quittierte dies lediglich mit einem Achselzucken.

„Das wollten wir die eigentlich anders sagen, wenn möglich sogar gar nicht“, meinte Bankotsu vorsichtig. Meine Augen verengten sich unheilvoll.

„Wieso sind sie ohne mich gegangen?“ Ich wusste dass sie die Antwort wussten, doch ob sie es mir so einfach sagen würden, wäre eine andere Sache. Zu meiner Überraschung aber bekam ich recht schnell die gewünschte Info.

„Sie wussten, dass er es auf dich abgesehen hat und da du ja nicht kämpfen kannst, wärst du nur ein Klotz am Bein, deshalb gingen sie ohne dich los und wir sollten die beschützen“, endete der Söldner schließlich. Das „nicht kämpfen“ setzte er unter Anführungszeichen. Mir fiel die Kinnlade runter und ich starrte nur ungläubig vor mich hin. Das war doch wohl nicht wahr. Ein Seufzer entwich mir. Naja, wen wundert´s, sie wollten mich schließlich nur beschützen.

„Na, was stehst du hier noch rum“, riss mich Jakotsu unvermittelt aus meinen Gedanken. Ein Grinsen zierte sein Gesicht. Darauf konnte ich nur zurück grinsen, denn ich wusste genau, was er meinte.

„Hast ja recht“, antworte ich, während ich mir mein Halsband umlegte. Als ich meine Sense erscheinen ließ, atmete ich mal kurz durch.

„Wo lang?“

Sie deuteten beide in die Richtung links von mir.

„Danke“, rief ich noch und preschte los. Ich konnte noch ein „Pass auf dich auf“ hören, als auch schon die ersten Kampfgeräusche ertönten. Dass ich davon nicht schon eher wach wurde, wunderte mich am meisten. Als die Kämpfenden in Sicht kamen, sprang ich das Blätterwerk eines Baums, um mir einen klaren Überblick zu verschaffen. Inuyasha und Sesshomaru gegen Naraku, natürlich nicht ganz ohne ein paar Meinungsverschiedenheiten. Kagome und die anderen gegen Kagura und Kanna. Die Miko versuchte ab und zu, einen Pfeil auf Naraku loszulassen, doch immer gelang es seinen Abkömmlingen, dies zu verhindern. Narakus Barriere schien auch schon schwächer zu werden. Eigentlich alles so wie immer. Bis auf eine Sache. Es kam mir so vor, als würde Naraku seine Attacken eher mehr auf Sesshomaru lenken. Er schaffte es zwar, beide Brüder in Schach zu halten, doch seine Angriffe galten meistens Sesshomaru.

Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken los zu werden und konzentrierte mich auf meine Kraft, welche ich Stück für in meine Sense fließen ließ. Kurz bevor ich sie warf, erschien Narakus Gesicht vor meinem inneren Auge und seine Worte, die er gesprochen hatte hallten in meinem Gedächtnis wieder. Um dies zu vertreiben rief ich mir seine anderen Worte, die er voller Hohn und Niedertracht von sich gab, in Erinnerung.

»Und?«

»Glaubst du immer noch, ich besäße ein Herz?«

Ich schluckte schwer und schüttelte nochmals den Kopf. Nun war aber genug damit, es gab etwas Wichtigeres. Fest umschloss ich den Griff meiner Sense und ließ sie auf Naraku niedersausen. Leider wich er noch rechtzeitig aus und wurde dadurch nur gestreift, aber ungerührt ließ es ihn keinesfalls. Als ich meine Waffe wieder in Händen hielt, traf mein Blick mal wieder auf erstaunte sowie verwirrte Gesichter.

„Du“, rief Naraku wütend, woraufhin ich nur schadenfroh grinste.

„Na, habt ihr mich vermisst?“

Zu einer Antwort kam es nicht, da mich Naraku sofort attackierte. Gekonnt blockte ich ab und startete einen Frontalangriff mit meiner Sense. Leider nützte das nicht fiel, da er sich schnell wieder heilen konnte. So sprang ich mit einem Salto nach hinten und schwang meine Waffe, sodass schwarze Lichtklingen auf ihn zu schnellten. Sie verursachten einen größeren Schaden als vorher, aber eine Lösung war es bei weitem nicht. Trotzdem gab ich nicht auf. Ich hatte noch ein Ass im Ärmel. Naraku schoss auf mich zu, doch im letzten Moment stützte ich mich auf seine Schulter und schwang mich flink über seinen Kopf, sodass ich hinter ihm stand. Er wollte sich umdrehen, doch da hielt ich schon die scharfe Klinge meiner Sense vor seinem Hals.

„Zu langsam“, flüsterte ich in sein Ohr und hörte, wie er wütend mit den Zähnen knirschte.

Irgendwo in meinem Kopf entstand die Frage, wo wohl die anderen blieben und wieso ich allein gegen ihn kämpfen musste. Aus dem Augenwinkel sah ich den Daiyokai, wie er mich musterte und seinen Blick nicht von mir abwandte. Was war denn mit dem los? Diese kleine Unachtsamkeit von mir nutzte der Hanyou schamlos aus, indem er mir meine Waffe entriss, zu Boden fallen ließ und mich an meinem Hals packte und zu sich heranzog. So baumelte ich nun hilflos herum. Ich erwiderte seinen bohrenden Blick unerschrocken und ohne die geringste Schwäche zu zeigen. Ich hörte Geschrei im Hintergrund und sah, wie Narakus Augen Verwirrung widerspiegelten. Für diesen kurzen Moment erschien mir alles still, doch schon im nächsten fand ich wieder zu mir zurück und rief meine Sense in meine Hand. Mit dieser bescherte ich ihm eine riesige Wunde und schaffte es damit, mich los zu reißen. Für eine Millisekunde dachte ich doch tatsächlich, ich wäre hilflos. Also echt, wozu hatte ich wohl diese Kräfte, tadelte ich mich in Gedanken. Noch einmal schwang ich meine Waffe wie einen Bumerang und traf diesmal zielgenau. Leider wurde ich durch diese Siege übermütig und übersah somit das Offensichtliche. Ein Körperteil Narakus hätte mich beinahe erwischt, wäre ich nicht rechtzeitig noch ausgewichen. Langsam geriet ich in Bedrängnis - mein Stichwort, zu verschwinden.

Der Hanyou war schon ziemlich angeschlagen und als hätte er meine Gedanken gelesen, schnappte plötzlich einer seiner Tentakel, die plötzlich aus seinem Körper schossen, nach mir.

Verdammt, dachte ich nur und versuchte mich zu befreien, doch dies gelang mir eher weniger, als der Tentakel auf einmal erschlaffte und ich verwundert auf sah. Sesshomaru stand vor mir.

„Ich bin dein Gegner, Naraku.“ Erstaunt hob ich die Augenbrauen und schielte vorsichtig an ihm vorbei. Naraku fixierte mich mit gefährlichen Blicken, wich aber zurück und verschwand in einem Nebel von Gift. Auch Kagura flog davon und keiner zog es vor, ihr zu folgen. Doch das kümmerte mich nicht, stattdessen tauchte ich wieder unter das Blätterwerk der Bäume und sprang schnell von Ast zu Ast. Urplötzlich wurde ich an der Schulter gepackt, herumgedreht und gegen einen Baumstamm gedrückt. Die Wucht presste die Luft aus meinen Lungen und ich hatte Mühe mein Gleichgewicht wieder herzustellen, um nicht gleich vom Ast zu fallen.

Goldene Augen stierten mich an und bohrten sich unbarmherzig direkt in meine Seele. Zumindest hatte ich das Gefühl.

„Wer bist du“, fragte er leise. Ich blieb still, denn mir fiel absolut nichts dazu ein. Dies schien ihm offensichtlich nicht zu gefallen und er wollte mal wieder nach meinem Hals greifen, als sein Blick plötzlich auf meine Schulter fiel. Ich folgte seinem Blick und landete schließlich bei meinem Zeichen, welches vor meiner ersten Verwandlung dort erschien. Als er das Zeichen musterte, veränderte sich seine Mimik zu nachdenklich und als hätte man ihm den Befehl gegeben rückte er schlagartig von mir ab. Irritiert starrte ich ihn an und er starrte zurück, sagte jedoch kein Wort. Misstrauisch hob ich die Brauen, nachdem ich mich vom Baumstamm abstieß und er noch immer nichts unternahm, sondern einfach nur weiterhin mich aus seinen goldenen Seelenspiegeln beobachtete. Er schien mich nicht aufhalten zu wollen, also verschwendete ich keine Zeit und sprang vom Ast. Ohne nochmal nach hinten zu blicken rannte ich in die entgegengesetzte Richtung des Lagers. Nach einigen Minuten verlangsamten sich meine Schritte, bis ich schlussendlich vollkommen stehen blieb. Ich sah weiß schimmernde schlangenartige Drachen. Wenn ich mich nicht irrte, hießen sie Shinigami oder so. Tja und wo die waren, war auch eine gewisse Miko nicht weit. Doch sie war nirgends zu entdecken. Die Seelenfänger flogen schon weiter und verzogen sich langsam immer mehr, bis ich sie nicht mehr sehen konnte.

Ich drehte mich um und machte mich auf den Weg zurück. Während ich ging, nahm ich mein Halsband ab und überlegte mir fieberhaft eine überzeugende Ausrede, wieso ich weg war. Hin und wieder geisterten Sesshomarus Gesichtsausdrücke durch meine Gedanken und ich merkte gar nicht, wie ich von allen anderen Gedanken abwich und nur noch für ihn und sein Verhalten Platz schaffte. Merkte nicht, wie mir die Röte in den Kopf stieg und meine Augen verträumt in den Himmel schauten. Es war wirklich seltsam. Wie sich alles in so kurzer Zeit verändern konnte. Nun war Naraku ständig hinter mir her und Sesshomaru… verhielt sich noch komischer, als sonst. Ein Seufzer entwich mir und gleichzeitig fragte ich mich, wie das Ganze wohl noch enden würde.
 

Endlich auf der Lichtung angekommen, waren sofort alle Augen auf mich gerichtet.

„Ähm… Tag auch“, gab ich etwas unsicher von mir. „Und? Wie lief der Kampf?“ Es war gar nicht so einfach, Fragen über etwas zu stellen, wovon man ja schon Bescheid wusste.

„Wo warst du? Du solltest doch hier bleiben“, schnaubte Inuyasha. Genervt verdrehte ich die Augen.

„Ich wollte euch nur helfen, bin aber in die falsche Richtung gegangen“, murrte ich gespielt, als wollte ich es mir nicht eingestehen.

„Keh. Und wieso sind Bankotsu und Jakotsu nicht mit dir gegangen?“

„Weil ich wusste, sie würden mich aufhalten, deswegen schlich ich mich weg, als sie mal nicht hinsahen.“ Sie schienen trotzdem nicht richtig überzeugt, bohrten aber auch nicht weiter nach, nachdem Kagome sie noch beruhigt hatte und ich ihr ein dankendes Lächeln schenkte. Aus dem Augenwinkel konnte ich des Daiyokai wachsame Augen sehen, die stur auf mich gerichtet waren. Ich ignorierte dies jedoch und legte mich schon bald mit den anderen schlafen.
 

Ein Knacken ließ riss mich aus meinem leichten Schlaf. Ich blieb noch liegen und sah mich um. Inuyasha schien nicht da zu sein und Kagome setzte sich gerade auf. Wahrscheinlich dachte sie gerade dasselbe wie ich, denn schon stand sie auf und schlich in den Wald. Ich ließ 1 bis 2 Minuten vergehen, bevor ich es ihr gleichtat und langsam folgte. Ich wusste jetzt schon was ich sehen würde und trotzdem versetzte mich der Anblick, in Erstaunen, Trauer und Wut. Und vor allem empfand ich tiefstes Mitleid. Ich stand weiter weg von Kagome an einem anderen Baum und beobachtete still das Szenario, welches sich mir bot. Inuyasha hatte seine Arme um Kikyo geschlungen und schenkte ihr einen leidenschaftlichen Kuss, während die Seelenfänger geisterhaft um sie kreisten. Ich sah zu Kagome und als ich ihre Miene sah, hätte ich es ihr so gerne erspart, doch ich fühlte mich hilflos, unfähig, etwas zu tun und stattdessen einfach nur weiterhin zuzusehen. Nach wenigen Sekunden bemerkte Inuyasha Kagome´s Anwesenheit und starrte sie entgeistert an. Als ich Kikyo´s boshaft lächelndes Gesicht sah, verdüsterte sich meine Miene augenblicklich. Es dauerte nicht lange und Kagome suchte das Weite, doch der Hanyou folgte ich auf dem Fuße. Als der Halbdämon außer Hörweite war, trat ich aus dem Geäst.

„Wie lange hast du noch vor, diese Spielchen zu spielen?“

Sie schien nicht gerade erstaunt oder gar beeindruckt, dass sie nicht alleine war. Wahrscheinlich wusste sie es die ganze Zeit.

„Das gleiche könnte dich fragen. Spielst du nicht auch den anderen die ganze Zeit nur was vor“, fragte sie gehässig. Finster fixierte ich sie mit meinem Blick. War ja klar, dass sie Bescheid wusste.

„Aber du weißt genauso gut, wie ich, dass Inuyasha Kagome liebt.“

„Das mag zwar sein, doch mir kann er trotzdem nicht widerstehen. Ich werde ihn mit in den Abgrund reißen und ihn ganz sicher nicht einfach meiner Wiedergeburt überlassen“, endete sie mit einem hämischen Grinsen. Oh man, sie war ja noch unausstehlicher, als gedacht.

„Boah ey, bist du so begriffsstutzig oder willst du es nicht verstehen? An allem, woran du dich an Inuyasha rächen willst ist Naraku schuld. Der, welcher von dir versorgt wurde und der…“

„Ich weiß“, fuhr sie mir dazwischen, was mir verwirrt blinzeln ließ. Wie jetzt?

„Du… Du weißt das alles?“ Ein Nicken. Langsam wurde ich sauer. „Und trotzdem willst du ihn nicht loslassen und gehst nicht allein in die Unterwelt zurück?“ Wieder ein Nicken. „Was hast du eigentlich für ein Problem. Du warst doch mal eine Miko. Jemand, der sich für andere aufopfert. Kagome hat dir rein gar nichts getan und trotzdem tust du ihr so weh. Das hat sie echt nicht verdient. Und Inuyasha nutzt du auch nur, aber dessen bist du dir ja sicher bewusst.“ Und abermals nickte sie nur. Doch dann…

„Vielleicht kannst du mich nicht verstehen, aber egal, wer nun schuld ist – wäre Naraku nicht gewesen, wären wir immer noch zusammen.“ Ja, vielleicht unter der Erde. Da fiel mir etwas ein.

„Ihr Mikos glaubt doch an Schicksal und den ganzen Quatsch. Meinst du dann nicht, dass es Schicksal war, dass du gestorben bist und nun Kagome mit Inuyasha zusammen ist?“ Scheinbar traf ich einen wunden Punkt, denn sie zuckte nach diesen Worten hefig zusammen. Leider jedoch kriegte sie sich schnell wieder ein, denn ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen.

„Denk was du willst, aber ich glaube, es wäre besser, du würdest dich zu erst um dich selbst kümmern, anstatt dich in anderer Leute Angelegenheiten einzumischen.“ Und schon drehte sie sich um und verschwand gefolgt von ihren Seelenfängern im Dunkel des Waldes. Ein wenig verwundert wegen ihrer Worte wandte ich mich auch um, stieß aber prompt gegen etwas und fiel zurück. Doch es kam zu keiner unangenehmen Landung, weil ich noch rechtzeitig von zwei starken Armen aufgefangen wurde. Als ich die Rüstung sah und einige Strähnen silbernen Haares, guckte ich erstaunt in goldene Augen.

„Wieso bist du hier“, fragte er kühl.

„Du hast doch sicher mitbekommen, was sich abgespielt hat, oder?“

Er sagte nichts, doch das war mir Antwort genug.

„Ich wollte endlich mal ein ernstes Wörtchen mit dieser Leiche reden“, dabei deutete ich in die Richtung, in welche sie verschwunden war. Er seufzte.

„Denkst du nicht, das ist ganz allein die Sache von meinem Halbbruder?“ Ich hörte wohl nicht recht.

„Aber du weißt doch selbst, wie dumm er sich in Sachen Liebe anstellt ist. Na gut, das weißt du wahrscheinlich nicht, schließlich kannst du ja nicht lieben.“ Bei diesen Worten dachte ich mir nicht fiel, als ich sie aussprach, doch als ich plötzlich nur noch vor mich hin röcheln konnte, fragte ich mich ernsthaft, was ich falsches gesagt habe.

„Werde nicht frech, Hikari“, warnte er mich und ließ mich runter. Ich sackte zusammen und saß nun mit der Hand auf meinem Hals auf dem kalten Boden. Ein kalter Wind brachte die Bäume zum Rascheln und bereitete mir eine Gänsehaut. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er sich zu mir herunter ließ und auf einmal wurde mir warm. Er hatte mir seine Fellboa um die Schultern gelegt und strich nun sachte durch mein Haar. Sein Blick war, wie so oft unergründlich, doch er war nicht kalt.

„Mit dir hat man nichts als Probleme“, flüsterte er fast und doch konnte ich es deutlich hören. Er stand auf und ging. Ein unangenehmes Gefühl machte sich in mir breit, als er so einfach ging und mir hier zurück ließ.

„Willst du dort Wurzeln schlagen, oder kommst du endlich?“

Ich sah auf, er blickte mich über seine Schulter hinweg auffordernd an. Während ich aufstand und ihm zu den anderen folgte, konnte ich nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf meine Züge schlich. Er ließ mich also doch nicht allein.

Schlecht fürs Herz

„MACH PLATZ“, hallte es über die weite Fläche und erschrocken zuckte ich zusammen, was die Söldner heiter belächelten. Kagome und Inuyasha hatten mal wieder Ehekrach, wie ich so schön sagte. Sango, Miroku und Shippo schüttelten darüber nur müde den Kopf und Sesshomaru hielt sich wie immer aus allem raus. Resigniert stand ich auf und lenkte somit die Aufmerksamkeit aller auf mich. Ich winkte aber sofort ab.

„Ich gehe mir nur kurz die Beine vertreten.“

„Aber wäre es nicht besser, dich würde jemand begleiten“, fragte Sango und warf mir einen sorgenvollen Blick zu.

„Ist schon in Ord…“, ehe ich weitersprechen konnte, zog mich schon Bankotsu hinter sich her. Als ich mich zu ihm umwandte, sah ich aus dem Augenwinkel, wie uns der Daiyokai finster nachblickte.

Was hat er denn, fragte ich mich verständnislos, warf die Frage aber beiseite und konzentrierte mich aufs Gehen, bis der Söldner schließlich anhielt. Wir standen auf einem kleinen Hügel, wohinter sich ein steiler Abhang befand, an dem der Wald bereits wieder anfing. Als ich die anderen von hier aus beobachtete, versank ich völlig in Gedanken. Unglaublich, wie lange ich mich schon hier befand. Unglaublich wie sich alles durch mein Auftauchen geändert hat. Ich hatte viele besser kennen gelernt und ich könnte mir sogar vorstellen, hier zu bleiben. Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht, ob ich hier überhaupt bleiben könnte. Was wäre, wenn die Serie zu Ende war. Natürlich stellte sich bis jetzt alles anders raus, als gedacht, aber das musste nicht heißen, dass es wieder so war. Der Gedanke, mich von ihnen irgendwann trennen zu müssen, ließ mein Herz schwer werden.

Plötzlich wedelte eine Hand vor meinem Gesicht und ich schreckte so arg zusammen, dass ich unwillkürlich das Gleichgewicht verlor und im Begriff war, von der Klippe zu stürzen. Der Söldner packte mich noch, schaffte es aber leider auch nicht mehr, sein Gleichgewicht wieder herzustellen und so kullerten wir zusammen den Abhang hinunter, bis wir schlussendlich liegen blieben. Mir schmerzten die Glieder, aber sonst hatte ich nicht viel abbekommen, da Bankotsu seine Arme schützend um mich geschlungen hatte. Ich spürte warmen Wind an meiner Wange und als ich sicher war, dass wir nicht noch weiter rollen würden, hob ich vorsichtig die Lider an und lief prompt rot an. Bankotsu´s Kopf lag direkt neben meinem, nur hatte er die Augen noch geschlossen. Irgendwie fühlte ich mich gerade außer Stande, etwas zu tun, stattdessen blieb ich einfach nur ruhig liegen und drehte mein Gesicht weg, um mich langsam wieder beruhigen zu können, was aber nicht so recht klappen wollte. Doch als auf einmal ein Stöhnen zu hören war, blickte wieder zu ihm und die Hitze von vorhin kehrte schlagartig in meine Wangen zurück. Sein Gesicht war meinem ganz nahe und sein Atem strich mir übers Gesicht. Ehe ich mich versah, trafen seine Lippen auf meine und ließ mich erstarren. Seine Augen blieben jedoch während diesem Kuss geöffnet und bohrten sich ohne Gnade in meine. Seine Lippen fühlten sich kalt an und doch war es irgendwie angenehm. Urplötzlich verschwand er aus meinem Blickfeld und als ich aufsah, erkannte ich mit schreckgeweiteten Augen, dass Sesshomaru ihn, an der Gurgel gepackt, in die Höhe hielt. Seine Seelenfenster glühten rot auf, weshalb ich eilig aufstand und ihn am Arm packte, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.

„Sesshomaru, lass ihn los, bitte.“ Es gelang mir scheinbar tatsächlich ihn zu beruhigen, denn er ließ ihn wirklich los, wenn auch eher widerwillig. Als ich zu ihm hoch sah, kriegte ich mit, wie er versuchte, Bankotsu mit seinen Blicken zu erdolchen. Ich blickte ebenfalls in des Söldners Richtung und sah, wie Bankotsu schwerfällig schluckte.

„Gut, ich geh dann mal wieder. Wir sehen uns dann oben“, meinte er noch beiläufig, ehe er den Abhang wieder hochkletterte und schon bald aus unserem Blickfeld verschwunden war. Erleichtert atmete ich aus. Es ging ihm scheinbar gut, sonst könnte er wohl kaum noch so locker sein, aber andererseits… - er gehörte ja zu einer gnadenlosen Söldnerbande. Meine Erleichterung schwand so schnell, wie sie gekommen war, denn ich spürte eine ungekannte Kälte, als tobte ein Schneesturm hinter mir. Bevor ich mich ängstlich umwandte, fragte ich mich noch, wieso ich so nervös war, warf diese Frage aber sofort beiseite, als ich sein wütendes Gesicht sah. Ich blinzelte nur einmal und schon stand er direkt vor mir.

„Wie kannst du es wagen?“ Seine Stimme klang beherrscht, er stand also kurz vor einem Wutausbruch. Doch in meinem Kopf entstand die Frage, wieso er eigentlich so sauer war. Es drehte sich alles und auch, wenn ich dadurch vielleicht einen weiteren Fehler beging, konnte ich ihn nur verständnislos anschauen.

„Wie konnte ich was wagen?“ Mir war wirklich schleierhaft, was er meinte. Ich wusste zwar nicht, wie lange er schon da war, aber schließlich hatte Bankotsu ja MICH geküsst und nicht umgekehrt. Zugegeben, ich hab mich nicht besonders gewehrt. Aber halt mal. Durch diese Überlegungen, tauchte eine ganz neue Frage in meinem Kopf auf, die ich auch sogleich laut aussprach.

„Sag mal, was wolltest DU eigentlich hier?“ Misstrauisch fixierte ich ihn mit meinen Blicken und konnte für eine Millisekunde erkennen, wie er seine Fassung verlor. Seine Wut schlug in Abwesenheit um, denn schon so wie Naraku damals, schaute auch er nun durch mich hindurch. War das irgendein Syndrom, oder entsprach das der Normalität? Ein anderer Gedanke schoss mir durch den Kopf und das Nächste, was ich tat, war purer Instinkt. Mein Körper machte mal wieder, was er wollte. Ich trat näher an ihn ran und lehnte meinen Kopf auf seine Brust. Meine Stirn traf auf das kalte Metall seiner Rüstung, aber das war mir egal. Ich wusste nicht, ob ich nun seine Aufmerksamkeit hatte, aber darüber dachte ich nicht weiter. Ich ließ mich einfach von meinen Gefühlen leiten, als ich für einen Moment meine Hand nach ihm austrecke und ihm sanft durch die Haare fuhr.

„Danke“, flüsterte ich mit einem ehrlichen Lächeln, „Danke, dass du Bankotsu nichts getan hast“. Dafür wollte ich mich auf jeden Fall bedanken, denn bei ihm war dies wahrlich keine Selbstverständlichkeit, auch wenn mir immer noch nicht ganz der Grund für seine Wut klar war. Ich entfernte meine Hand wieder und wandte mich der Klippe zu. Ich setzte einen Schritt nach vorne, wurde aber sofort am Handgelenk gepackt und zurück gezogen. So schnell konnte ich gar nicht schauen, als sich sein Gesicht plötzlich vor meinem befand und immer mehr näherte, doch bevor unsere Lippen aufeinander trafen, ertönte ein Knall und sein Kopf schnellte ruckartig zurück. Tonlos atmete ich erleichtert auf. Noch so etwas und mein Herz wäre zersprungen. Aber was war nun eigentlich wieder los? Neugierig sah ich in die Richtung, aus der der Knall kam. Scheinbar tobte dort ein Kampf, denn ab und zu konnte man Funken erkennen und Staubschwaden hingen in der Luft, genauso wie… violetter Rauch. Das hieß nur eins und bevor Sesshomaru etwas sagte, wusste ich bereits, wie seine nächsten Worte lauten würden.

„Du bleibst hier“, befahl er streng. Ich wusste es. Doch ich gehorchte ohne Widerworte und sah zu, wie er davon preschte. Sobald er sich vollkommen außer Sichtweite befand, spazierte ich lässig in dieselbe Richtung. Er befahl Hikari hier zu bleiben, aber dem Mädchen mit der Sense hatte er nichts befohlen, lächelte ich in mich hinein. Als ich den Wald betrat, umfing mich Nebel. Sehr ungewöhnlich dachte ich argwöhnisch und es fiel mir immer schwerer, mich zu Recht zu finden. Als ich kaum noch etwas sehen konnte, griff ich in meine Tasche, doch ein plötzliches Rascheln ließ mich innehalten. Ich rührte mich nicht und wartete ab. Dadurch, dass ich nicht viel sehen konnte, war ich total im Nachteil, doch ich wagte es auch nicht, mich jetzt zu verwandeln. Als das Geräusch allmehlig abklang, ging ich wieder weiter. Zumindest wollte ich das, doch als ich direkt neben mir einen Luftzug wahrnahm, blieb ich stocksteif stehen. Vorsichtig wagte ich noch einen Schritt, doch dieser blieb mir verwehrt, als sich in diesem Augenblick von hinten zwei Arme um mich legten.

„Verzeih mir bitte!“

Wie sehen meine Gefühle aus und auf in den Kampf

Ich war unfähig, irgendeine Bewegung zu tun und starrte nur so vor mich hin, während ich das gerade Geschehene verarbeitete. Diese Stimme, das konnte doch nicht sein.

„Naraku“, flüsterte ich ungläubig. Ungläubig seiner Anwesenheit sowie seiner Entschuldigung, die mein Herz höher schlagen ließ. Dutzende Fragen sausten mir durch den Kopf. Wieso war er hier? Und wenn er hier war, wer kämpfte dann gegen die anderen? Plötzlich erschien ein Bild von einer Holzfigur, darum ein schwarzes Haar gewickelt, vor meinem inneren Auge. Natürlich. Eine Puppe, das musste es sein. Es hätte mich ja auch gewundert, wenn er vollkommen auf diese verzichtet hätte. Aber das hier… die ganze momentane Situation erschien mir gerade mehr als nur bizarr. Doch die Frage war nun, was sollte ich tun? Als hätte er meine Gedanken gelesen, vergrub er sein Gesicht in meiner Halsbeuge und zog einmal tief die Luft ein. Es war fast so, als wusste er, wie sehr er mich damit durcheinander brachte. Meine Lider klappten einen Moment runter, jedoch schlug ich sie im nächsten Moment wieder auf. Ich durfte jetzt keinesfalls weich werden. Ich versuchte mich zu konzentrieren und da fiel mir prompt eine wichtige Sache ein. Seine Entschuldigung. Ich musste nicht lange nachdenken, für was er um Verzeihung bat. Doch konnte ich ihm seine Tat so einfach verzeihen? Schon wieder schien er meine Gedanken zu lesen, denn seine Arme schlangen sich urplötzlich fester um mich. Ärgerlich biss ich mir auf die Unterlippe. Die Antwort auf diese Frage war ganz leicht. Ich konnte ihm verzeihen. Leider. Es wäre sicherlich besser gewesen, ich wäre stur geblieben und hätte ihn von mir gestoßen, doch das leidige Problem war, dass ich es einfach nicht konnte.

„Was tust du hier“, murmelte ich. Doch statt einer Antwort spürte ich, wie seine Zunge über mein Ohr glitt. Ein Schauer rieselte meinen Rücken hinunter. Doch damit sollte es nicht enden, denn er liebkoste weiter mein Ohr. Knabberte und saugte daran, bis ich ein leises Keuchen nicht mehr unterdrücken konnte. Scheinbar stachelte ihn das nur weiter an, denn seine Zunge wanderte weiter meinen Hals hinab und seine Fangzähne schabten dabei leicht über meine Haut. Den Kloß, der sich mittlerweile in meiner Kehle gebildet hatte, schluckte ich schwerfällig hinunter. Als sein heißer Atem meine Haut streifte, stellten sich unwillkürlich meine Nackenhaare auf. Verdammt, verdammt, verdammt, was machte ich hier eigentlich? Ich kniff die Augen zusammen, um mich vielleicht doch noch konzentrieren zu können. Gut, ich hatte ihm verziehen, dennoch hieß das nicht, dass alle Probleme beseitigt waren. Aber halt mal. Was war, wenn er mich nur anlog. Er war schon immer berechnend gewesen, also wieso nicht auch jetzt? Plötzlich machten sich Zweifel in mir breit und dieses Gefühl schien die Taubheit in meinen Gliedern zu vertreiben. Ich senkte meinen Kopf.

„Naraku“, ermahnte ich ihn bestimmt, woraufhin er sofort aufhörte. Nachdem ich sicher war, wieder eine feste Stimme zu haben, wandte ich mich zu ihm um und blickte ihm eindringlich in die Augen.

„Wieso sollte ich glauben, dass du deine Entschuldigung ernst meinst?“ Er erwiderte meinen Blick ohne mit der Wimper zu zucken und ehe ich mich versah, befand sich sein Gesicht wenige Zentimeter von meinem entfernt. Gerade noch rechtzeitig ermahnte ich mich innerlich, nicht zurückzuweichen. Sein Atem strich abermals über meine Lippen und ich war versucht, die Lider zu senken, doch ich riss mich zusammen. Jedoch bildeten sich seine Augen zu dünnen Spalten, aus denen er mich verführerisch anblitzte.

„Weil ich dich nicht anlügen kann“, hauchte er, was meinen Körper augenblicklich wieder versteifen ließ. Was sollte ich nun noch glauben? Konnte ich ihm wirklich trauen? Ein Ruck riss mich aus meinen Gedanken. Der Halbdämon hatte mich wieder näher an sich gezogen und fuhr mir nun sanft durchs Haar. Ich war fast versucht zu heulen, so sehr brachte mich diese Situation aus dem Konzept. Er stellte mein gesamtes Weltbild auf den Kopf und obwohl ich mein Herz ganz deutlich schlagen hörte und mir das Blut in den Kopf stieg, spürte ich dennoch…

Ein plötzliches Knurren ließ mich abrupt hochfahren und schlagartig drehte ich den Kopf.

„Hier steckst du also Naraku“, rief Inuyasha und hielt sein Tessaiga kampfbereit in unsere Richtung. Als ich den Daiyokai erblickte, wurde mir eiskalt. Jedoch galten seine tödlichen Blicke nicht mir, sondern dem Hanyou mit dem schwarzen Haar. Auch Naraku schien dies jetzt zu bemerken, denn sein Kopf ruckte in Richtung Sesshomaru und ein Grinsen bildete sich auf seinen Zügen, während er mich noch einmal fest an sich drückte und dann hinter sich schob. Was sollte das denn jetzt? Wer war nun eigentlich der Feind? Irgendwie war ich in diesem Moment unfähig, dies festzustellen. Noch ein Knurren ertönte und im nächsten Augenblick ging der Kampf los. Und fast sofort entfernten sie sich alle von mir, führten ihren Kampf jedoch unbeirrt fort. Ich schritt zu einem Baum und lehnte meine Stirn dagegen, während ich die Augen schloss. Ich wusste nicht mehr was ich denken sollte. Ich wusste nicht mehr, was richtig und was falsch war. In meinem Kopf herrschte das absolute Chaos.

Unbewusst ballte ich meine Hände zu Fäusten, bis ich den Schmerz meiner Fingernägel spürte. Oh man, was tat ich hier mal wieder? Sesshomaru und Inuyasha stritten sicher wieder darüber, wer gegen Naraku kämpft und ich versank hier in Selbstmitleid. War ich echt schon so tief gesunken? Ich schüttelte den Kopf. Weitere Gedanken dieser Art waren unnötig. Ich wusste, was nun zu tun war.

Ich werde mich mal wieder einmischen, dachte ich grinsend, während ich mir das Halsband umlegte und schon im nächsten Moment rot glühende Augen durch den Wald spähten. Mit einem kräftigen Sprung stieß ich mich vom Boden ab und landete auf einem dicken Ast, nahe dem Geschehen. Es lief genauso, wie erwartet. Die Hundebrüder stritten, sodass es Naraku nun viel leichter hatte, sie anzugreifen. Die anderen hatten mit Dämonen zu tun – sogar die Söldner kämpften diesmal mit - und Kagome zielte gerade mit einem ihrer Pfeile auf den Halbdämon. Was sie jedoch nicht sah, der Rotäugige schielte kurz zu ihr und einer seiner Wundwinkel zog sich nach oben. Mein Blick zuckte zurück zu Kagome. Er hatte etwas vor, etwas Gefährliches. Als etliche Ranken aus dem Boden schossen, bestätigte sich meine Vermutung. Eine von ihnen schlang sich um Kagomes Bein und zog sie durch die Luft. Ihr Pfeil ging daneben und ihr Schrei machte Inuyasha auf sich aufmerksam. Leider lenkte ihn dies von der Gefahr ab, die ihn als nächsten traf. Denn nach ihm griff eine Ranke, ehe er Kagome hätte helfen können. Das ist aber neu, kam es mir in den Sinn. Ich dachte nicht länger nach, ließ meine Sense erscheinen und griff an, indem ich schwarze Lichtklingen auf die Ranken abfeuerte. Als die Miko befreit war, warf sie mir einen dankbaren Blick zu, doch als Inuyasha frei war, betrachtete er mich nur verärgert.

„Ich brauche deine Hilfe nicht, das hätte ich auch selbst geschafft“, schnaubte er, worauf ich ihn nur verständlich nickend anlächelte.

„Natürlich hättest du das“, gab ich sarkastisch von mir. Na gut, das hätte er wahrscheinlich wirklich, aber ich ärgerte ihn nun mal liebend gern, auch wenn es in dieser Situation wohl eher unpassend war.

„Pass auf“, rief Kagome mir zu, doch da war es schon zu spät, denn nun wurde ich von einer Ranke gepackt und ehe ich mich versah, wurde ich in die Luft gezogen und hart wieder auf den Boden geschleudert, so dass es mir die Luft aus den Lungen presste. Ich wollte atmen, doch ich konnte nicht, die Ranke hielt mich immer noch fest und erhob sich sogleich wieder in die Luft. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Sesshomaru mit dem Schwert in der Hand auf mich zusprang, doch wurde er von Naraku aufgehalten. Dennoch gab es jemanden, der mich aus diesem Schlamassel herausholte. Ich sah nur eine riesige Klinge an einem langen Stab und plötzlich spürte ich, wie ich losgelassen wurde. Würde ich jetzt wieder auf den Boden knallen und mir womöglich alle Knochen brechen? Nein, das würde ich nicht, denn ich wurde aufgefangen und die Augen in die ich schaute, blitzten mir freundlich entgegen. Bankotsu. Er setzte mich ab und gab mir somit die Gelegenheit, mich für einen Moment aufs Atmen zu konzentrieren. Ich sah mich um. Jakotsu kniete neben mir und lächelte mich einfach nur an. Ich lächelte kurz zurück, ließ meinen Blick dann aber weiter schweifen und begegnete einem wütenden roten Augenpaar. Jedoch bemerkte ich, wie sich auch jetzt seine Mundwinkel wieder hoben.

Und plötzlich ging alles ganz schnell. Vor mir standen die zwei Söldner, doch im nächsten Moment musste ich mit geweiteten Augen entsetzt mit ansehen, wie sie mir mit leeren Seelenspiegeln entgegen kippten. Stocksteif konnte ich nur dabei zusehen, wie sie an mir vorbei zu Boden gingen. Und als ich den dumpfen Aufschlag hörte, kam wieder Bewegung in meine Glieder. Geschockt drehte ich mich und kniete nieder. Ich brachte kein Wort heraus, doch das war auch nicht nötig. Sie wussten, was ich dachte. Milde lächelten sie mich an, als ich ihnen beiden eine Hand an die Wange legte. Die Blicke, welche mir von all den anderen zugeworfen wurden, bemerkte ich gar nicht. Zuerst wandte ich mich Jakotsu zu.

„Ich hasse Frauen“, meinte er keuchend, „aber bei dir mache ich eine Ausnahme“. Das ließ mich lächeln und ich drehte meinen Kopf zu Bankotsu. Bei ihm benötigte es nicht vieler Worte. Er stemmte sich nur hoch und hauchte mir einen Kuss auf die Wange.

„Du bist echt was Besonderes“, flüsterte er.

Beide umarmte ich mit einem Arm, sodass sich mein Kopf zwischen ihren befand.

„Danke für alles, ihr beiden. Ich werde euch niemals vergessen“, hauchte ich, während mir eine Träne über die Wange lief und schon im nächsten Augenblick spürte ich, wie sie in meinen Armen zu Staub zerfielen. Ich schluckte hart und stand auf. Nun wurde ich mir der Blicke gewahr, ignorierte sie jedoch. Nun müsste ich eigentlich kochen vor Wut, Naraku um jeden Preis umbringen, schließlich war er an dem eben Geschehenen schuld. Doch ich blieb ruhig. Sicher, ich wäre froh gewesen, wenn sie noch länger bei mir geblieben wären, doch Tatsache war, dass sie nicht hier her gehörten. Sie waren bereits tot. Früher oder später wäre es so gekommen, da hätte niemand was dagegen machen können. Doch ich würde mich für immer an sie erinnern.

Entschlossen blickte ich nun Naraku entgegen und schritt zielsicher auf ihn zu. Seine Augen verengten sich, doch er blieb ruhig und unternahm nichts, wartete nur ab, bis ich schließlich einige Meter vor ihm stehen blieb. Seine Barriere war geschwächt, so dass ich leicht hindurch könnte doch das war nicht mein Ziel.

„Du bist wirklich sehr von dir eingenommen, Naraku. Wann willst du endlich verstehen, dass dir das alles, was du hier veranstaltest nichts mehr bringt. Du solltest endlich einsehen, dass es vorbei ist. Du wirst noch zu einem Monster mutieren, wenn du so weiter machst. Du tötest Unschuldige und denkst nur an dich. Gibt es denn keinen Menschen auf der Welt, der dir jemals etwas bedeutet hat? Du hast Kikyo geliebt und weil du sie nicht haben konntest, sollte sie auch Inuyasha sie nicht haben können, nicht wahr? Und nun hab ich das Gefühl, dass du nur noch deine Wut über all das an unschuldigen auslässt, die damit gar nichts zu tun haben. Setz dem Ganzen doch endlich ein Ende, oder bist du etwa schon so sehr von Hass zerfressen, dass du gar nicht mehr dazu im Stande bist“. Mit dem letzten Satz wurde mein Tonfall herablassend und als ich endete, legte sich Stille über das Feld. Jedenfalls für einen Moment, denn schon im nächsten hörte ich ein Geräusch und ehe ich mich versah, spürte ich es auch. Ein zerreisender Schmerz – ich hörte Stoff reißen - eine Druckwelle, welche mich gegen die Holzwand einer leer stehenden Hütte schleuderte. Die Wucht war so heftig, dass die Wand hinter mir nachgab. Vorsichtig hoben sich meine Lider und ich blickte einem mehr als nur wütenden Hanyou entgegen. Ich spürte, wie mir Blut aus dem Mundwinkel lief und stand wacklig wieder auf. Doch in dem Moment, als ich stand, sah ich aus dem Augenwinkel, wie etwas zu Boden segelte und urplötzlich starrten mich alle mit schock geweiteten Augen an. Ich verstand nicht und sah an mir runter. Das Erste, was mir ins Auge stach, war das zerfetzte Halsband, welches direkt vor meinen Füßen lag und es brauchte den Bruchteil einer Sekunde, bis ich der Situation gewahr wurde und entsetzt in die Runde blickte. Und was nun?

Nun liegt es an mir

Jeder betrachtete mich mit Erstaunen sowie mit Schock in den Augen und ich konnte nichts anderes tun, als zurück zu starren. Als sich Narakus und mein Blick kreuzten, sah ich tiefste Reue aufblitzen. Ich wollte einen Schritt tun, jedoch knickte ich sofort weg. Bevor ich allerdings den Boden berühren konnte, wurde ich aufgefangen und ehe ich reagieren konnte, spürte ich einen starken Luftzug. Ich sah silbernes Haar. Sesshomaru sprang mit mir im Arm davon. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich noch, wie Naraku uns folgen wollte, er jedoch von Inuyasha und den anderen aufgehalten wurde. Als ich mich dem Daiyokai zu wandte, spürte ich wie er landete und mich an einem Baum absetzte. Kaum hatte er das getan, wollte ich mich für mein bisheriges Handeln rechtfertigen.

„Sess…“, setzte ich an, kam jedoch nicht weiter, da innerhalb eines Wimpernschlags die Lippen Sesshomarus auf meinen lagen. Überrascht riss ich die Augen auf und starrte in leicht geöffnete goldene. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mein Denken setzte augenblicklich aus. Als der Yokai dann auch noch mit seiner Zunge leicht über meine Lippen strich und somit um Einlass bat, senkten sich meine Lider, während ich ihm schließlich zögernd gewährte. Einige Sekunden später und der Kuss wurde immer fordernder. Als er sich letztendlich von mir löste, sah ich ihn mit trüben Augen an.

„Das ist also dein Geheimnis“, flüsterte er ruhig.

„Bist du denn gar nicht wütend?“ Dies erschien mir völlig unbegreiflich.

„Ich ahnte es schon“.

Verwundert sah ich ihm in die Augen. Sein Blick war so undurchschaubar wie eh und jäh, doch es schien so, als stünden darin tausend Worte geschrieben.

„Es tut mir leid“, ich senkte den Kopf, doch blieb ich nicht lange so, da sich zwei Finger unter mein Kinn schoben und es anhoben, sodass ich seinem undurchdringlichen Blick nicht mehr entkommen konnte.

„Du hattest sicher deine Gründe“. Dass er jemals so verständnisvoll sein würde ohne weiter nach zu bohren, hätte ich mir nie träumen lassen. Dieser Gedanke ließ mich unweigerlich lächeln. Plötzlich näherte er sich mir wieder, seine Lippen streiften für einen Moment verführerisch über meine, ehe sie sich wieder bedauerlicherweise entfernten. Dass ich kurz enttäuscht das Gesicht verzog, konnte ich leider nicht verhindern. Auch er schien es nicht zu übersehen, da sich seine Mundwinkel zu einem schadenfrohen Grinsen verzogen.

„Kenne ich nun all deine Geheimnisse“, fragte er mich, während mir seine Hand sanft durchs Haar fuhr. Sein Tonfall war immer noch kühl, aber weder bedrohlich noch wütend, weshalb es mich sonst gar nicht störte. So war er eben.

„Nein, ich glaube, du weißt jetzt alles“, gab ich ebenfalls grinsend zurück und im selben Moment, in dem ich dies sagte, wurde mir etwas bewusst.

Ich hatte mich doch tatsächlich in eine Animefigur verliebt.

Verdammt soll ich sein, ich hatte mich in eine – normalerweise – nicht existierende Zeichentrickfigur verknallt. Innerlich dachte mir, was hab ich nur verbrochen. So eine Beziehung stand sicherlich nicht unter einem guten Stern. Ganz davon abgesehen, dass ich überhaupt nicht wusste, ob er auch nur im Entferntesten so empfand wie ich. Da war zwar dieser Kuss und andere für mich unverständliche Situationen mit ihm, aber konnte man das gleich als Liebe bezeichnen? Ich wusste es nicht. Jedoch blieb mir auch nicht weiter Zeit dazu, darüber nach zu denken, denn auf einmal sprang Sesshomaru von mir weg, scheinbar gerade noch rechtzeitig, da direkt vor meiner Nase ein Tentakel an mir vorbei schoss. Er hätte den Daiyokai todsicher getroffen, wenn er nicht noch rechtzeitig ausgewichen wäre.

„Nimm deine Pfoten von ihr, Straßenköter“, hörte ich jemanden fauchen. Langsam wandte ich meinen Kopf und wen erblickte ich da? Naraku. Ganz automatisch kam mir die Frage in den Sinn, was mit den anderen passiert war.

„Ts, Naraku, sag bloß, du hast etwas für sie übrig?“ Der Halbdämon knirschte darauf mit den Zähnen und sein Augenmerk fiel auf mich. Fragend erwiderte ich seinen Blick. Die Antwort auf diese Frage interessierte mich auch. Doch obwohl sein Blick sonst immer genauso undurchschaubar war, wie der Sesshomarus, konnte ich diesmal alles darin lesen. Vielleicht war es sogar Absicht, denn die Antwort, die ich darin las, lautete Ja. Unwillkürlich wurde ich leicht rot um die Nase.

„So ist das also. Aber ich muss dich enttäuschen, elender Abschaum. Sie gehört bereits mir“, verkündete der Yokai besitzergreifend, was mich zusammenzucken ließ. Wie war das gerade?

„Das werden wir ja noch sehen“, hörte ich von Naraku.

Ehe ich weiter über die Worte der beiden nachdenken konnte, sprangen sie aufeinander zu und bekämpften sich bis aufs Blut. Steckte ich hier gerade in einer Dreiecksbeziehung oder bildete ich mir das nur ein? Ohne mir auf die Frage eine Antwort zu geben, stand ich auf und sah mit an, wie sie mit voller Konzentration präzise Angriffe gegen den anderen starteten. Klar, ich hätte jetzt so ne verrückte Nummer abziehen können, von wegen, ich spring dazwischen, damit sie aufhören und riskiere damit mein eigenes Leben. Na danke, so blöd war ich dann doch nicht. Eine andere Möglichkeit wäre, zu schreien, sie sollen aufhören, doch abgesehen davon, dass sie mir möglicherweise gar nicht zuhören würden, könnte auch einer von ihnen dadurch abgelenkt werden und somit sein Lebenslicht aushauchen. Welche Möglichkeit blieb mir also? Keine, außer abzuwarten. Das wollte ich aber nun auch wieder nicht. Sie waren beide stark, doch Naraku neigte trotzdem noch gern zu miesen Tricks und irgendwann würde es für einen der beiden übel enden. Und das wollte ich um alles in der Welt vermeiden. Aber was konnte ich dagegen tun? Unbewusst griff ich mir an den Hals und als ich dies bemerkte, fiel mir auch wieder mein zerfetztes Halsband ein und somit meine Kampfunfähigkeit. Nun fiel mir auch wieder die andere Sache ein. Die anderen, was war mit ihnen. Die Antwort darauf erhielt ich nur auf eine Art. Entschlossen sah ich zu den Kämpfenden. Bei denen könnte ich nun sowieso nichts tun, weswegen ich einen großen Bogen um sie machte und dann schnurstracks in den Wald lief, immerzu in die Richtung der Lichtung, von der mich Sesshomaru weggebracht hatte. Meine Schritte wurden langsamer, als ich sah, wie sich vor mir der Wald lichtete. Ein Lächeln bildete sich schon auf meinen Zügen, doch als ich ankam, reichte ein Blick auf die Lichtung und das Lächeln schwand, machte Schock und Entsetzen Platz. Mir blieb für einen Moment das Herz stehen, als ich das Schlachtfeld vor mir erblickte. Überall Blut. Inuyasha und die anderen lagen mit unzähligen Wunden regungslos auf dem, von Blut durchtränktem Boden. Scheinbar waren sie nicht tot, noch nicht, denn wenn sie nicht schnell verarztet wurden, konnte es tödlich enden. Doch weder kannte ich mich damit aus, noch hatte ich die geeigneten Hilfsmittel. Langsam schritt ich durch die Lichtung, streifte ziellos umher, ging alle Möglichkeiten durch, was nun als nächstes zu tun war. Da stach mir etwas Glitzerndes ins Auge, worauf ich sofort zulief. Es stellte sich als mein Halsband heraus, wovon kaum noch was übrig war. Das Metallzeichen war noch ganz, aber es hing nur noch ein Stofffetzen daran. Ich sank in die Knie und nun wurde mir die Situation erst richtig bewusst. Ich war nun nutzlos. Ich konnte nichts tun. Gar nichts. Plötzlich fiel ein Wassertropfen auf das Zeichen, was mich hochsehen ließ. Ein weiterer Tropfen fiel auf meine Stirn und mit diesem wurden es immer mehr. Ich lächelte bitter. Das erinnerte mich irgendwie an ein bestimmtes Lied. Auch wenn dies wohl gerade die unpassendste Situation war, so konnte ich es nicht unterdrücken, das Lied anzustimmen. Denn wenn ich sang, konnte ich meinen Schmerz herauslassen, und wäre das erst mal geschehen, würde sich im wolkenbehangenen Himmel vielleicht ein Licht auftun. Mein Hoffnungsschimmer. Und so sang ich auch das Lied, welches mir als erstes einfiel. Stand in the rain. Währenddessen stand ich auf, wandte mich von diesem blutigen Bild ab, wanderte durch den Wald und sah immer wieder zum Himmel hinauf, in der Hoffnung, irgendetwas würde passieren. Ein Wunder vielleicht. Ich befand mich in einer erfundenen Welt, da musste es doch Wunder geben, oder nicht? Ich lief zu den zwei Personen, die mir die meisten Kopfschmerzen bereiteten. Sie kämpften noch immer. Aber beide trugen anscheinend schon Schaden davon. Sie waren so sehr in den Kampf vertieft, dass sie mich gar nicht wahrnahmen. Langsam drehte ich mich wieder um, rannte dorthin zurück, wo die Situation aus dem Ruder gelaufen ist. Woran ich möglicherweise schuld war. Als ich auf der Lichtung ankam, sank ich abermals auf die Knie, umfasste mein Halsband ganz fest und während ich mit dem Lied endete, konnte ich nicht mehr verhindern, dass mir eine Träne über die Wange perlte. Doch als sie auf meine Hand fiel, ging ein Licht davon aus und hüllte mich vollkommen ein. Wie von selbst schlossen sich meine Augen. Als ich sie wieder öffnete, befand ich mich in einem… ja, was war es eigentlich. Es war das weiße Nichts. Wohl so eine Art Zwischenwelt.

„Was ist los mit dir? Wo ist dein Kampfeswille geblieben“, erklang es sanft, worauf ich mich verwundert umwandte. Vor mir stand eine hochgewachsene Frau mit langem weißem Haar. Nicht was ihr jetzt denkt. Das war nicht Sesshomarus Mutter. Diese Frau trug zwar auch einen weißen Kimono, welcher aber silberne Applikationen aufwies und ihre Augen trugen die Farbe des Blutes. Und was mir am Meisten auffiel, waren die silbernen Fuchsohren und der Schweif.

„Sag jetzt bloß, ich wurde adoptiert und du bist meine wirkliche Mutter“, platzte ich heraus. Ich konnte mich einfach nicht mehr zurückhalten, diese Situation kam mir so bekannt vor. Doch die Frau schüttelte nur still den Kopf. Langsam wurde ich neugierig. „Wer bist du denn dann?“

„Das tut nichts zur Sache. Viel wichtiger sind jetzt deine Entscheidungen.“

„Meine Entscheidungen?“ Ich war mehr als verwirrt. Diese Szene kannte ich noch nicht.

„Es liegt nun ganz an dir, wie es in dieser Welt weitergeht. Du hast nun die Möglichkeit, alles zum Guten zu bringen. Du musst nur die richtigen Wünsche sprechen.“

„Das heißt, ich kann sie alle retten?“ Ich konnte immer noch nicht ganz fassen, dass ich nun einfach ein paar Wünsche frei hatte.

„Ja, das kannst du. Es liegt nun in deiner Hand, aber bedenke eins: Das Amulett an deinem Halsband, sowie das Zeichen an deiner Schulter werden Risse nehmen, bei jedem Wunsch den du aussprichst. Deine Kraft, die du erhalten hast, wird also mit jedem Riss schwächer, bis sie vielleicht sogar komplett verschwindet. Bist du bereit, dieses Opfer zu bringen?“

Auch, wenn mir das Ganze im Moment ziemlich irreal vorkam, so verstand ich doch sofort, um was es ging. Und ich musste gar nicht lange nachdenken, um die Antwort zu finden.

„Natürlich bringe ich dieses Opfer“, für einen Moment drifteten meine Gedanken ab, zu ihnen allen, bevor ich wieder zurück fand. „Ich würde alles für meine Freunde tun.“

Sie schenkte mir einen verständnisvollen Blick, ehe sie sachte nickte.

„Gut, so sei es. Dann äußere jetzt deine Wünsche, aber wähle sorgfältig, und… sei dir der Konsequenzen bewusst“, sprach sie weise, doch trotz dieser Worte machte ich keinen Rückzieher und blickte entschlossen, auf das Amulett in meinen Händen, welches ich nun fest an mich drückte, während ich die Augen schloss und an alle zurückdachte.
 

Sesshomaru…

„Gib Sesshomaru seinen verlorenen Arm zurück,…“
 

Ich spürte, wie das Amulett einen Sprung bekam.
 

…Naraku…

„…Naraku soll zu einem richtigen Halbdämon werden, zur Hälfte Dämon, zur Hälfte Mensch,…“
 

Und noch einen.
 

…Inuyasha und Kagome…

„…Kikyo soll wieder in die Unterwelt zurückkehren,…“
 

Noch einen.
 

…Sango…

„…lass Kohaku wieder richtig leben,…“
 

Ein weiterer.
 

…Miroku…

„…hebe Mirokus Fluch auf,…“
 

Nun war es soweit.
 

…alle…

„…und zerstöre das Juwel der vier Seelen.“
 

Es brach.
 

Es brach in unzählige funkelnde Splitter, welche vor meine Augen tanzten und dann langsam zu Boden fielen. Ich fühlte förmlich, wie meine erhaltenen Kräfte schwanden, bis nur noch das normale Menschsein übrig blieb. Mit wackligen Beinen erhob ich mich, es hatte mehr an meinen Kräften gezehrt, als ich dachte.

„Nun, bist du jetzt zufrieden, oder bereust du es?“

Ich sah auf und schüttelte den Kopf.

„Ich bereue nicht das Geringste.“ Doch tief in meinem Inneren befürchtete ich, dass Sesshomaru mich nun hassen würde, jetzt wo ich doch ein stinknormaler Mensch war. Ein Mensch, wie jeder andere auch. Ein Seufzer entwich mich, woraufhin mich die Frau fragend ansah, doch ich winkte nur ab.

„Eine Sache wäre da noch, also eigentlich sind es zwei Dinge, um die ich dich noch bitten wollte, wenn es möglich ist?“ Bittend sah ich ihr in die Augen.

„Und die wären“, fragte sie sanft lächelnd.

„Also das Erste wäre, ob du meine Freunde heilen könntest, es steht recht schlecht um sie, sowie ich das beurteilen kann.“ Sie blinzelte das verwirrte, fasste sich dann aber wieder.

„Das wird kein Problem sein. Sobald du bei ihnen eintriffst, werden sie vollkommen wieder hergestellt sein. Und was ist die andere Sache?“

„Naja, das ist so,…“, fing ich verschmitzt lächelnd an und als ich schließlich endete, nickte sie nur begeistert.

Ich grinste und bedankte mich herzlich.
 

„Also dann, es wird Zeit, dich aufzumachen“, scheuchte sie mich.

„Stimmt, aber wie komm ich eigentlich zurück?“

„Darum mach dir mal keine Sorgen, schließ einfach die Augen.“

Ich tat wie geheißen, riss sie aber nochmal auf, weil mir noch etwas eingefallen war.

„Wie ist eigentlich dein Name“, rief ich noch, während plötzlich alles um mich herum verblasste.

„Arzarni“, hörte ich Geflüster, ehe meine Lider mal wieder von allein herabsanken.

Sind jetzt alle Probleme gelöst?

„Hikari, hey Hikari“, rief jemand. Ich blinzelte ein paar Mal, bis ich ein scharfes Bild hatte. Kagome sah mich fragend an. Ich schoss sofort in die Höhe. Mit einem Faustschlag kamen die Erinnerungen zurück und ich sah mich schnell um. Sie waren alle unverletzt, doch zwei fehlten.

„Hey, wieso sind wir nicht mehr… hey“. Inuyasha wollte mich scheinbar gerade was fragen, doch ich war sofort aufgesprungen und losgesprintet. Ich rannte so schnell, wie mich meine Füße trugen. Ich bemerkte nicht einmal, dass der Regen aufgehört hatte und die grauen Wolken der Sonne Platz gemacht hatten. Endlich war ich an meinem Ziel angelangt und was ich sah, ließ meine Kinnlade herunterfallen. Sesshomaru und Naraku kämpften immer noch unerbittlich gegeneinander. Aber nun reichte es.

„Hört auf“, rief ich. Keine Reaktion.

„Hört auf, sonst bring ich mich auf der Stelle um“, versuchte ich es mal so, doch schon wieder kam nicht die gewünschte Reaktion. Meine Augen verengten sich ärgerlich. Wenn nicht so, dann eben anders, dachte ich mich und suchte auf dem Waldboden herum, ob ich etwas Geeignetes fand. Und tatsächlich nicht weit von mir entfernt lag ein scharfer Stein. Ich griff nach ihm, sah noch mal zu den Kämpfenden, kniff dann die Augen zusammen und ritzte mir in den Arm. Ich biss die Zähne zusammen. Als ich auf meinen Arm sah, quoll Blut heraus und als sich mein Blick nach oben richtete, bemerkte ich sofort, wie die zwei aufgehört hatten, zu kämpfen und mich nun mit geweiteten Augen ungläubig anstarrten. Auch, wenn es schmerzte, musste ich unweigerlich grinsen.

„Geht doch“, meinte ich achselzuckend und marschierte auf die Beiden zu. „Und nun hört gefälligst auf, ihr beiden. Wisst ihr überhaupt noch, wieso ihr eigentlich kämpft?“

Sie warfen sich kurz gegenseitig einen Blick zu, ehe sie wieder mich ansahen.

„Scheinbar ja nicht“, sagte ich trocken und wandte mich nun Naraku zu, welcher mich fragend musterte. Als ich zu seinem Rücken ging und damit begann, seinen Haori von seinen Schultern zu schieben, drehte er sich blitzartig um und hielt mein Kinn fest.

„Du gehst ja plötzlich ganz schön ran, aber das auch noch vor Sesshomaru…“, gab er staunend von sich, woraufhin ich ein leises Knurren von diesem vernahm. Genervt verdrehte ich die Augen.

„Das hättest du wohl gerne. Halt einfach still“, wies ich ihn an und machte in meiner Tätigkeit weiter, bis sein Rücken vollends zu sehen war. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie der Daiyokai ungläubig die Augen aufriss. Das Spinnenmal, welches Naraku auf seinem Rücken trug, war nicht mehr zu sehen. Stattdessen zierte nun ein aufwendig gezeichnetes Kreuz seinen Rücken.

Kreuzspinne, schoss es mir unwillkürlich durch den Kopf.

„Es hat also geklappt“, gab ich vergnügt von mir, während ich seinen Haori wieder zu recht rückte und danach Naraku eindringlich in die Augen blickte. „Naraku, wie fühlst du dich jetzt?“

Erst sah er mich wieder mal fragend an, schien nicht zu verstehen, doch plötzlich blitzte Erkenntnis in seinen roten Seelenspiegeln auf. Dann durchbohrte er mich mit misstrauischen Blicken.

„Was ist mit mir passiert?“

„Du bist jetzt ein richtiger Halbdämon“, platzte ich raus. Er blinzelte verwundert, ehe er mich aufforderte, weiter zu sprechen.

„Ich habe dafür gesorgt, dass du nun halb Spinnendämon, halb Mensch bist. Das Herz Onigumos wurde durch ein neues ersetzt. Du fängst praktisch ein neues Leben an“, lächelte ich, ehe mir wieder etwas in den Sinn kam und ich ungeduldig in meiner Tasche herum wühlte. Endlich fand ich es und grinste verschwörerisch.

„Und ich habe noch eine Überraschung für dich.“ Ehe er hätte reagieren können, war ich mich zu ihm hoch und machte es fest. Nun hang an Narakus Ohr ein Ohrring mit einem schwarzen Tropfen als Anhänger, welcher noch einen roten Schimmer an sich hatte.

„Das dient als Zügelung deiner Kräfte. Ich glaube nicht, dass du jetzt noch die Weltherrschaft anstrebst, aber sicher ist sicher. Es wird in den richtigen Momenten deine Kräfte leicht blockieren.“ Als ich das sagte, kam mir das Gesicht Arzarnis in den Sinn. Sie hatte schadenfroh gekichert, als ich ihr meine Idee mitteilte. Ihren Namen hatte ich nicht vergessen.

„Und wieso hast du nicht gleich dafür gesorgt, dass ich zu einem kompletten Yokai werde, so kann ich mir ja wieder das Juwel der vier Seelen holen“, meinte er genervt.

„Hast du sie noch alle? Hätte ich das gemacht, bekäme ich nur Ärger mit dem da“, ich deutete auf Sesshomaru, der gruselig grinste. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, an was er gerade dachte.

„Und außerdem, was ist so schlimm an Halbdämonen? Ja ja, weil sie zur Hälfte Mensch sind. Das ist inzwischen kein gutes Argument mehr. Also würde ich vorschlagen, dass ihr diese dummen Vorurteile mal begrabt“, endete ich und drehte mich um, wo mir schon die anderen entgegen kamen. Ich drehte mich nochmal um.

„Ach und noch was. Habt ihrs noch gar nicht bemerkt? Das Juwel der vier Seelen existiert nicht mehr“, verkündete ich verheißungsvoll. Als ich mich wieder zu den anderen drehte, schauten die mich erstaunt an.

„Keh, als würde eine einzige Person die ganze Welt retten“, schnaubte Inuyasha.

„Das ist nicht wahr.“ Sanft schüttelte ich den Kopf. „Ihr habt sie gerettet.“

„Oh.“ Verwirrt sah ich zu Kagome, doch dann begriff ich. Sie machte immer noch ein ganz ahnungsloses Gesicht, als sie Inuyasha plötzlich darauf ansprach.

„Ich fühle, dass meine Seele wieder vollständig ist“, antwortete sie, worauf sich Inuyashas Augen ungläubig weiteten. Dann sah er zu mir. Sein Gesicht war wutverzerrt. Auf einmal sprang er, die Krallen gespreizt, auf mich zu, während er wütend „Du hast Kikyo getötet“ schrie. Verdammt dachte ich nur. Sowas hab ich nicht erwartet. Ich hielt schützend meine Arme vor mich, obwohl ich wusste, dass das wahrscheinlich nicht viel helfen würde. Doch dann hörte ich etwas und vorsichtig hoben sich meine Lider wieder. Vor mir standen Naraku und Sesshomaru, welche mich scheinbar vor Inuyasha verteidigt hatten. Die Röte schoss mir in die Wangen, aber ich schüttelte sie wieder ab und konzentrierte mich aufs Wesentliche.

„Ich danke euch, aber den Rest mache ich“, mit diesen Worten schritt ich an ihnen vorbei und auf Inuyasha zu, der an einem saß und sich mühsam wieder aufrappelte. Er murmelte etwas von „Jetzt auch noch Naraku...“. Als ich vor ihm stehen blieb, sah er mich feindlich an.

„Was willst du“, fauchte er und ich bemerkte, dass Kagome schon einschreiten wollte, doch mit einem Blick meinerseits hielt ich sie zurück.

„Es tut mir leid Inuyasha. Doch du weißt genauso gut wie ich, dass sie nicht hier her gehört. Nicht zu den Lebenden. Ich weiß, dass du sie geliebt hast, aber ich weiß auch, dass dein Herz – auch wenn es unendlich viele Umwege gemacht hat – nun jemand anderem gehört. Und glaub mir, diese Person schenkt dir auch ihres.“ Nach dieser Predigt saß der Hanyou ganz ruhig vor mir und atmete tief durch, ehe er aufstand und mich entschlossen ansah. Dann lächelte er.

„Du kannst ja auch was nettes sagen“, meinte er ungerührt. Jetzt musste ich lächeln oder wohl eher grinsen. Ich wusste schon, wie er es meinte. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich Kagomes dankenden Blick. Ich ging ein Stück von ihnen weg, sodass ich, als ich mich umdrehte, beide im Blick hatte.

„Gern geschehen“, meinte ich nur, doch ich sah sie beide an.

Als nächstes ging ich zu Sango, deren Blick traurig ins Leere gerichtet war. Ich dachte mir schon, wegen was.

„Such deinen Bruder. Ich weiß zwar nicht, wo er ist, aber es geht ihm gut“, meinte ich wahrheitsgemäß und sofort erhellte sich ihre Miene und sie fiel mir freudig um den Hals.

„Ich danke dir“, flüsterte sie und ließ mich schließlich los.

Als ich bei Miroku ankam, verbeugte sich dieser leicht vor mir. „Ich habe keine Ahnung, wie du das angestellt hast, aber auch ich danke dir“, sagte er und ließ die Gebetskette fallen. Als Sango dies mitbekam, sah sie ihn geschockt an, doch als er ihr seine Hand zeigte, zeichnete sich ein strahlendes Lächeln auf ihren Zügen und nun fiel sie ihm um den Hals. Ein Kichern konnte ich nicht unterdrücken, doch das schienen sie gar nicht zu bemerken und so wanderte ich weiter, bis ich letztendlich Sesshomaru gegenüberstand. Kalt musterte er mich. Ich schluckte einmal bevor ich anfing.

„Na, freust du dich? Oder…“, bedachte ich „…bist sagst du mir jetzt gleich, dass du keine Hilfe von Menschen brauchst?“ Herausfordernd blitzte ich ihn an, was er unerschrocken erwiderte und oh mein Gott. Er grinste. Es zeichnete sich doch tatsächlich ein verschmitztes Grinsen auf seinen Zügen ab. Na gut, ich will es nicht übertreiben. Aber dies war mir Antwort genug. Ich drehte mich nochmal im Kreis, um alle betrachten zu können. Ich hatte es geschafft.

„Und was musstest du dafür opfern“, kam es kühl vom Lord. Verwundert blickte ich zu ihm, doch das quittierte er mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Ich bitte dich. Man bekommt nichts ohne Gegenleistung, auch du nicht, also?“ Darauf verdrehte ich die Augen und seufzte. Nun wurde mein Lächeln milde, denn ich befürchtete die folgende Reaktion, auch wenn er es eigentlich schon hätte spüren müssen.

„Meine Kräfte.“

Erneut hob er die Augenbraue, doch dieses Mal beide.

„Ach, wenn es das nur ist“, gab er gleichgültig von sich. Nun konnte ich meine Verwirrung nicht verstecken und starrte ihn baff an. Ich hatte eher so etwas wie „Ihr Menschen seid so erbärmlich“ erwartet. Er drehte sich von mir weg, betrachtete mich nur noch aus dem Augenwinkel und plötzlich fing er an zu lächeln. Mir blieben die Worte im Hals stecken, doch ich brauchte nichts sagen. Ich war einfach nur glücklich. Nun fiel mein Blick auch wieder auf Naraku, der mich irgendwie sehnsüchtig ansah. Ich spürte wieder diese verflixte Röte. Aber auch ihm schenkte ich ein Lächeln. Doch plötzlich ging alles von ein auf den anderen Moment in die Brüche.

„HIKARI!“ war das Erste was ich hörte. Ich sah, wie sich Narakus und Sesshomarus Augen weiteten und schon da spürte ich dieses unheimliche Gefühl. Es ging alles so schnell. Als ich meinen Kopf drehte, sah ich aus dem Augenwinkel ein riesiges schwarzes Loch, welches sich hinter mir auftat und dessen Sog mich in sein Innerstes zog. Ich hörte mich selbst schreien.

„Sesshomaru!“ Ich wollte nach seiner Hand greifen, welche er mir entgegen streckte, doch es war bereits zu spät. In Sekundenschnelle breitete sich die Schwärze um mich herum aus und Sesshomaru und die anderen rückten in weite Ferne, bis sie gar nicht mehr zu sehen waren. Meine Hand immer noch ausgestreckt starrte ich in die endlose Schwärze, die mich nun umgab. In diesem Augenblick verschwamm meine Sicht und mir wurde schwindelig. Ich spürte nur noch den Aufprall meines Körpers, ehe ich in der Tiefe der Dunkelheit versank.

Kann ich wieder zurück?

Das Erste, was ich vernahm war… Stille. Als langsam wieder Leben in meine Glieder geriet, fühlte ich einen weichen Untergrund. Meine Augen waren verklebt, so dass ich beim ersten Versuch nicht gleich öffnen konnte. Ich rieb sie mir einmal kräftig, ehe ich es nochmal versuchte, und dieses Mal gelang es mir. Verstört blickte ich gerade aus, denn ich sah meinen Schreibtischstuhl von zu Hause. Als ich meinen Blick hoch wandern ließ, konnte ich die Muster, welche meine Zimmerwand zierten, ausmachen und langsam aber sicher sickerte die Erkenntnis bei mir durch, was mich ungläubig die Augen weiten ließ. Zittrig erhob ich mich und stürmte durch die Tür, rannte ins Wohnzimmer und erblickte sofort die gesuchten Personen.

„Mama, Papa, ich bin wieder da“, rief ich und erntete darauf verwirrte Blicke.

„Warst du denn weg“, fragte mich mein Vater, worauf ich ihn nur geschockt sowie ungläubig ansah. Doch ich verschwendete keine Zeit und rannte in die Richtung meines Zimmers. Ich hörte noch, wie mir meine Mutter nachrief: „Hey, was ist denn mit dir passiert?“, ging aber nicht darauf ein, sondern sprintete schnurstracks an meinem Zimmer vorbei und platzte ohne Klopfen an das neben liegende.

„Naoki, hast du mich vermisst“, fragte ich ihn schelmisch, er jedoch musterte mich nur mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Hast du getrunken“, entgegnete er trocken, was mich ihm nur eine runterhauen ließ. Er rieb sich den Kopf und betrachtete mich nachdenklich.

„Nein ernsthaft. Wieso sollte ich dich vermissen? Vor gerade mal zehn Minuten haben wir uns in deinem Zimmer gesehen. Und was hast du da eigentlich an? Willst du ein paar Schlägertypen aufreißen, oder was?“ Einen Moment lang herrschte Stille, ehe ich kraftlos zu Boden sank und diesen erst mal ne Weile anstarrte. Das musste ich erst mal verdauen. Dann richtete ich meinen Blick auf meinen Bruder.
 

Was ist eigentlich mit ihr los, dachte sich Naoki. Seine Schwester starrte ihn mit leerem Blick an. Obwohl… sie sah eher durch ihn hindurch. Sie schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein, doch nun wollte er mal ein paar Antworten und die bekam er nur auf eine Art. Er wedelte einfach die ganze Zeit mit der Hand vor ihrem Gesicht, bis sie wieder ins Hier und Jetzt zurückkehrte, was dann auch recht schnell geschah.
 

Naoki riss mich aus meinen Gedanken, als er mit seiner Hand wie wild vor meinem Gesicht wedelte.

„Was ist los“, fragte er ruhig und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Auch wenn er manchmal unglaublich nervte, so war er doch im Moment der Einzige, mit dem ich reden konnte, doch…

„Tut mir leid, aber das würdest du mir sowieso nicht glauben.“ Mit diesen Worten stand ich auf und eilte wieder in mein Zimmer zurück, wo schnell die Tür hinter mir schloss und dann ganz langsam an dieser hinunter glitt. Eines wusste ich. Es war kein Traum. Aber vielleicht machte diese Tatsache das Ganze nur noch schlimmer. Ich schlang die Arme um meine Knie und legte den Kopf darauf. Ich konnte es nicht mehr zurückhalten. Ich weinte. Ich ließ meinen Tränen freien Lauf und weinte die ganze Nacht durch. Die Zeit war während meiner Abwesenheit stehen geblieben, niemand hatte was gemerkt. Und zum wiederholten Mal wurde mir schmerzhaft bewusst, dass es für mich absolut keine Möglichkeit gab, wieder zurückkehren…
 

Bei der Inuyasha Truppe…

„Sie ist weg“, stellte Truppe klugerweise fest.

„Aber wo ist sie? Und woher kam dieses Loch“, fragte Inuyasha. Sesshomaru derweil konnte es noch nicht ganz fassen, was vor einigen Sekunden geschehen war. Er hätte ihre Hand beinahe gehabt, doch es war zu spät. Er war zu langsam. Sie war weg.

Unauffällig knirschte er mit den Zähnen. Er konnte weder ihren Geruch noch ihre Aura wahrnehmen. Es schien, als wäre sie wie vom Erdboden verschluckt.

„Ähm Leute, ich glaube, ich sollte euch da etwas sagen“, beichtete Kagome und ihr Blick schweifte unsicher von einer Person zur nächsten. Die anderen sahen sie auffordernd an, was sie dazu veranlasste, anzufangen. Sie erzählte von alldem, was ihr Hikari mal erzählt hatte. Als sie endete, herrschte bedächtiges Schweigen, bevor Inuyasha in lautem Gelächter ausbrach, auch Sango und Miroku mussten kichern. Einzig Naraku und Sesshomaru blieben still. Naraku, weil er erst mal über das Gesagte grübeln musste und Sesshomaru, weil er die Geschichte schon kannte, was er auch bekannt gab.

„Es ist wahr, was deine Miko gesagt hat, Inuyasha. So unmöglich es auch klingen mag, das ist die Wahrheit, denn auch mir hat sie das erzählt und sie hatte ausreichend Beweise“, meinte er kühl.

Inuyasha sah ihn ungläubig an, beruhigte sich aber allmählich.

„Selbst, wenn das stimmt, was hat das jetzt mit ihrem Verschwinden zu tun?“

Sesshomaru und Kagome verdrehten genervt die Augen.

„Inuyasha, könnte es nicht sein, dass sie wieder in ihrer Welt gelandet ist“, fragte nun Kagome. Dieser blinzelte zunächst verwirrt, bevor er zustimmend nickte.

„Dann lasst uns einen Weg finden, um sie zurück zu holen“, rief er nun, woraufhin alle nickten.

„Dass wir jemals einer Meinung sein würden…“, murmelte Sesshomaru, ehe er sich umwandte. „Ich werde Bokusenso aufsuchen und ihn nach einem Weg fragen.“

„Wir helfen auch mit“, erklang es plötzlich und in der Mitte der Lichtung landeten Kagura und Kanna.

„Ihr lebt ja noch“, meinte Miroku leicht verwundert.

„Da nun Naraku ein normaler Hanyou ist, sind wir frei und so ungern ich es zugebe, haben wir das diesem Mädchen zu verdanken, also werden wir euch helfen sie zu finden“, verkündete Kagura, während Kanna still vor sich hin starrte.

Ohne weiter zu fragen, nickten die anderen nur und langsam aber sicher trennten sie sich alle in verschiedene Richtungen, auf der Suche nach einem Weg, ihre Freundin wieder zurück zu holen.
 

Doch bereits nach wenigen Tagen kehrten sie alle erfolglos an denselben Ort zurück. Niemand hatte etwas herausgefunden. Auch Bokusenso war ratlos. Letztendlich schlugen sie ihr Lager auf und ruhten sich aus. Eine bedrückende Stille lag in der Luft, die aber keiner so recht durchbrechen wollte. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, weshalb Inuyashas Truppe auch gar nicht auffiel, dass sich zwei Personen von der Lichtung entfernt hatten.

Sesshomaru stand an einer Klippe und blickte kühl zum Mond hinauf. Seine Miene ließ nicht im Geringsten vermuten, was für ein Chaos in diesem Moment in seinem Kopf herrschte. Er musste sie unbedingt finden. Die Fragen „Wieso“ und „Warum“, welche sich in seinen Gedanken bereits stapelten, schob er geflissentlich beiseite und beschäftigte sich eher damit, wie er sie finden konnte. Zum ersten Mal in seinem Leben erschien eine Situation so unglaublich…

„Die Situation ist ausweglos, nicht wahr?“ wurde er aus den Gedanken gerissen. Er fuhr herum und erblickte eine Silhouette im Schatten des Waldes.

„Was willst du Naraku?“ Nur weil er nun vielleicht kein größenwahnsinniger Hanyou mehr war, so blieb er doch trotz allem ein widerlicher Abschaum. Gespielt verwundert zog Naraku eine Augenbraue hoch, doch binnen einer Sekunde verzogen sich seine Lippen zu einem Grinsen.

„Das Selbe wie du.“

Dem Daiyokai war sofort klar, was er meinte und unwillkürlich bildete sich ein Knurren in seiner Kehle, was jedoch unterdrückte. Plötzlich seufzte der Hanyou und sah sein Gegenüber ernst an.

„Es passt mir genauso wenig wie dir, Hilfe von anderen anzunehmen, doch da wir alle dasselbe Ziel verfolgen, sollten wir uns auf Waffenstillstand einigen.“

Für wen hielt er ihn? Inuyasha? Die Umstände waren ihm natürlich klar, doch sich damit zufrieden zu geben, war eine gänzlich andere Sache. Dennoch versuchte er, sich zu beherrschen.

„Also gut, was schlägst du vor“, fragte ihn der Inuyokai. Naraku öffnete den schon den Mund, um zum Sprechen anzusetzen, als er plötzlich unterbrochen wurde.

„Ihr werdet keinen Weg finden“, erklang eine leise Stimme und im nächsten Moment tauchte eine hell leuchtende Gestalt vor den beiden auf. „Eure Suche ist vergeblich. Ohne ihre Hilfe werdet ihr es nie schaffen, sie zu finden.“

„Wer bist du“, fragten ihre Gegenüber misstrauisch und vermieden es, den anderen dabei anzuknurren. Plötzlich begann Sesshomaru zu wittern „Bist du etwa eine …?“

„Ashinshi“, gab sie zustimmend von sich und nickte.

„Wärt Ihr so freundlich, mich aufzuklären, ehrenwerter Lord“, fragte Naraku sarkastisch und ließ es beiläufig klingen. Sesshomaru versuchte abermals, sich zu beherrschen und warf ihm stattdessen nur einen erdolchenden Blick zu. Dennoch beantwortete er seine Frage.

„Ich weiß nur wenig über sie, aber angeblich sind Ashinshi Wesen, die durch Träume und Wünsche angelockt werden. Sie suchen nach einem Wirt, dem sie ihre Kraft überlassen, solange sie an diesem Interesse hegen. Eigentlich dachte ich ja, sie wären ausgestorben.“ Bei dem letzten Satz ließ er seinen Blick berechnend zu der Frau schweifen, welche diesen unerschrocken erwiderte. Sie schien auf etwas zu warten. Und genau in diesem Moment fiel bei beiden der Groschen.

„Hikari ist dein Wirt“, stellten sie gleichzeitig fest, worauf sie wieder nur ein Nicken erhielten.

„Mein Name ist Arzarni. Wie du schon sagtest, wird meinesgleichen von Träumen angelockt. Ihr Auftauchen in dieser Welt hat meine Aufmerksamkeit erregt und so überließ ich ihr meine Kraft und nistete mich in ihrem Bewusstsein ein.“

„Aber was willst du nun hier. Hikari hat ihre Kräfte doch geopfert.“

„Das mag zwar sein, dennoch habe ich mein Interesse an ihrer Persönlichkeit nicht verloren. Meine Kräfte werden sich irgendwann wieder erholen und falls sie mir in der Zeit nicht überdrüssig wird, kann sie ihre Fähigkeiten auch wieder einsetzen“, lächelte sie und fuhr dann fort. „Außerdem kann ich es nicht länger mit ansehen, wie ihr herumirrt. Ohne Hikaris Hilfe werdet ihr sie niemals finden“, verkündete sie geheimnisvoll.

„Und was soll das heißen“, knurrte Naraku sie ungeduldig an.

„Wenn sie es nicht ausdrücklich wünscht, wenn ihr Wille und ihr Wunsch, wieder bei euch zu sein, nicht stark genug ist, werdet ihr euch nie wiedersehen können.“

Beide weiteten geschockt die Augen und nur langsam kehrte wieder die Kühle in ihre Züge zurück.

„Das heißt dann also…“, fing Naraku an.

„…dass wir nichts tun können“, endete Sesshomaru und knirschte verärgert mit den Zähnen. Dann sah er wieder zu Arzarni, welche die beiden aufmerksam beobachtete. „Und wie merken wir, dass wir zu ihr können?“

„Das werdet ihr schon merken, keine Sorge. Jedoch kann ich euch jetzt schon sagen, dass, falls es dazu kommen sollte, der Weg nicht einfach ist und es keine Garantie dafür gibt, dass ihr sie tatsächlich auch wieder zurückholen könnt.“ Und mit diesen Worten löste sie sich wieder in Luft auf.

Sesshomaru und Naraku ballten ihre Hände zu Fäusten und dachten im selben Moment dasselbe.

Ich werde sie finden und zurückholen.
 

Bei Hikari…

Nun war bereits eine Woche vergangen und der normale Alltag begann wieder. Seit dem ich wieder in meiner Welt war, sprach ich kaum und sobald ich wieder zu Hause war, verzog ich mich in mein Zimmer. In der Schule hatte sich natürlich auch nichts geändert, doch als ich meiner Freundin Kagome wieder begegnete und sie mich gleich mit zich tausend Bewertungen über die gestrige Inuyasha-Folge überfiel, brach es aus mir heraus. Entsetzt hatte sie mich angeschaut, als unaufhaltsam Tränen über meine Wangen liefen. Ich hatte mich von ihr in den Arm nehmen lassen, sie hielt mich solange fest bis ich mich wieder beruhigte und sie stellte kein einziges Mal eine Frage über meinen Ausbruch, wofür ich ihr unendlich dankbar war.

Heute machten wir mit der gesamten Schule eine Exkursion in die Berge. Wir sollten in den Wald geschickt werden und uns selbst orientieren um auf den Berg zu kommen. Dadurch, dass der Wald so riesig war, schien die Möglichkeit einem anderen Schüler zu begegnen, mehr als gering. Sogar mein Bruder fuhr mit, der zwei Klassen über mir war.

Gelangweilt sah ich aus dem Busfenster und betrachtete die Bäume und Büsche, die in Sekundenschnelle an mir vorbeizogen. Lange würde es nicht mehr dauern und wir würden endlich ankommen.
 

Bei Inuyasha und den anderen…

„Das heißt also, wir können nur abwarten“, fuhr Inuyasha seinen Bruder an, der seinen Blick in den Himmel gerichtet hatte und dem Halbblut nur mit halbem Ohr zuhörte. Naraku und er hatten der Truppe, wenn auch widerwillig alles erzählt, was sie in Erfahrung gebracht hatten. Doch Inuyasha schien nicht einzusehen, dass sie im Moment machtlos waren. Und nicht nur er sah das so. Jeder von ihnen dachte so, auch der Daiyokai sowie Naraku. Doch sie mussten es akzeptieren. Etwas anderes als warten, blieb ihnen nicht übrig und immerhin war Hikari dort in Sicherheit.

Die Zeit verging und nichts veränderte sich. Es war zwar erst eine Woche vergangen, doch allmählich schwand bei allen die Hoffnung, dass Hikari überhaupt noch zu ihnen zurück wollte. Die Gruppe wurde kleiner. Kagura und Kanna zog es in die weite Welt, Sango suchte mit Miroku ihren Bruder und Shippo hatte seine Ausbildung begonnen.

Nur Sesshomaru und Naraku schienen geduldig zu bleiben. Doch auch Inuyasha und Kagome blieben an Ort und Stelle.
 

Wieder bei Hikari…

Endlich waren wir angekommen, und als sich alle aufgeteilt hatten, um an einem anderen Randstück den Wald zu betreten, ertönte der Pfiff der Lehrer, welcher das Startsignal bedeutete. So gingen wir alle los. Wir hatten eine Karte und einen Kompass bekommen, mit dem ich nun versuchte mich zurecht zu finden, was mir jedoch nicht so recht gelingen wollte. Ich wanderte einfach in irgendeine Richtung und hoffte mal, es wäre die richtige. Doch nach gar nicht allzu langer Zeit fiel ein Wassertropfen auf meine Nase. Schnell folgte ein weiterer und binnen einer Minute wurden es immer mehr. Dumpf hörte ich Gekreische und Rufe. Scheinbar wurde die Exkursion abgebrochen. Ich wollte einen Schritt tun, doch stattdessen blieb ich starr und sah zu, wie die vielen Wassertropfen auf dem Boden aufschlugen. Dieser Regen und der Wald… Ein Bild erschien vor meinem inneren Auge. Blutverschmierte Personen lagen reglos auf dem nassen Waldboden, ein Kampf zwischen einem Hanyou und einem Daiyouki und ein schwarzes Loch. Ein weiteres Bild erschien und verdrängte das andere. Sesshomaru, wie er mich von der Seite anlächelte, wie er mich geküsst hatte…

Die ganze Zeit war jemand um mich, so hatte ich es nicht bemerkt. Doch nun schlang sich die kalte Hand der Einsamkeit um mein Herz und drückte unerbittlich zu. Ich hatte versucht, diese Erinnerungen zu verdrängen, ich wusste, ich konnte nicht mehr zurück. Doch nun kehrten sie mit einem Schlag wieder zurück. Vernebelten mein Denken und ließen mich langsam in die Knie sinken. Ich schlug mir die Hände vors Gesicht, versuchte mein Schluchzen zu unterdrücken, was mir jedoch kläglich misslang. Wie konnte ich auch glauben, sie alle jemals vergessen zu können.
 

In der anderen Welt…

Sesshomarus Ohren zuckten und er wandte den Blick gen Himmel. Er hatte etwas gehört, der Geruch von Salz stieg ihm in die Nase. Er fühlte, wie sich sein Herz schmerzhaft zusammenzog.
 

Wieder bei Hikari…

Langsam ließ ich die Hände sinken, ballte sie so fest zu Fäusten, dass ich meine Fingernägel spürte, die sich in mein Fleisch gruben. Ich stand auf und sah entschlossen in die Dunkelheit des Waldes. Ich würde nicht weiter schluchzen. Nein, ich würde singen. So wie in der anderen Welt. Nur so konnte ich mit der Situation umgehen, auch wenn das vielleicht niemand verstehen konnte. Es war mir egal. Ich wollte einfach nur singen.

Der Regen rauschte so laut, dass mich wahrscheinlich sowieso niemand hören konnte. Und außerdem waren sie sicherlich schon alle aus dem Wald draußen. Ich wollte dass es andere Personen hörten. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass sie alle es hörten, dass ER es hörte.
 

Bei den anderen…

Nun zuckten auch die Ohren der anderen zwei Halbdämonen.

„Das hört ihr doch auch, oder“, fragte Naraku misstrauisch. Die anderen beiden nickten.

„Selbst ich kann es hören“, meldete sich Kagome. Sie hörten, wie jemand sang, und sie wussten genau, wer es war.

„Das muss es sein“, zischte Sesshomaru. Das Zeichen, dass sie nun zu ihr konnten. Ehe jemand von ihnen reagieren konnte, stand Arzarni vor ihnen.

„Der Weg ist nun frei“, verkündete sie, hielt jedoch kurz inne, bevor sie weitersprach. „Jedoch kann niemand von euch den Weg öffnen. Ihr habt nicht die Macht dazu“.

Gerade wollte sich inuyasha wieder aufregen, doch in diesem Augenblick setzte jemand anderes zum Sprechen an.

„Aber ich habe die Macht“, ertönte eine kühle Stimme. Alle sahen in den Himmel und erblickten eine Frau mit weißen Haaren, die zu ihnen herabschwebte. Auf ihrer Stirn prangte ein Sichelmond und rote Streifen zierten ihre Wangen.

„Mutter“, entgegnete Sesshomaru ebenfalls kalt. Dass seine Mutter gerade jetzt auftauchte, war Fluch und Segen zugleich.
 

Bei Hikari…

Ziellos lief ich durch den Wald, konnte mich nicht mehr orientieren. Alles sah gleich für mich aus.
 

Bei Sesshomaru…

„Was willst du hier“, fragte er ungehalten, doch seine Mutter blieb gelassen.

„Für lange Erklärungen bleibt jetzt keine Zeit.“ Mit diesen Worten machte sie eine kurze Handbewegung und sofort öffnete sich mitten in der Luft ein schwarzes Loch. „Nun könnt ihr zu ihr gelangen, bedenkt jedoch: Es kann nur einer von euch gehen. Trefft eure Entscheidung also schnell, denn wenn ihr Gesang endet, schließt sich der Weg wieder. Und das für immer.“

Ein Ruck ging durch Sesshomaru, doch ehe er hätte reagieren können lief Naraku an ihm vorbei. Gerade noch rechtzeitig wurde er von Inuyasha zurückgehalten, der mit allergrößter Mühe versuchte, ihn festzuhalten.

„Jetzt mach schon. Geh und hol sie zurück“, rief Inuyasha seinem Halbbruder zu, der seine Verblüffung nicht vollends verstecken konnte. Schließlich richtete sich sein Blick auf seine Mutter, die ihm aufmunternd zunickte. Er nickte ihr ebenfalls zu, ehe er mit einem gezielten Sprung in dem Loch verschwand, welches sich darauf sofort wieder schloss.

Bitter seufzte die Mutter auf. „Wieso muss er nur bloß seinem Vater so ähneln?“

Arzarni warf ihr darauf einen leicht genervten Blick zu, lächelte aber trotz allem und beobachtete belustigt, wie Naraku sich lautstark aufregte.
 

Sesshomaru derweil konzentrierte sich auf die Stimme Hikaris und folgte ihr durch die Dunkelheit. Als ihre Stimme für einen Moment leiser wurde, hätte er sie fast verloren, doch gerade noch rechtzeitig wurde sie wieder lauter. Er hörte ihren Schmerz und wollte sie nur noch in die Arme schließen. Er wollte sie wieder zurück holen. Zurück zu ihm. Denn ohne sie wäre sein Leben nur noch langweilig. Innerlich verfluchte er sich dafür, dass er seinem Vater nun doch so ähnlich war, doch ändern konnte und wollte er es gar nicht mehr. Er wollte einzig und allein nur noch zu ihr.
 

Bei Hikari…

Ich schrie alles aus mir heraus, drehte mich im Regen. Ich vermisste ihn so. Ich vermisste sie alle. Mir war nun endgültig klar, dass ich ohne sie nicht mehr leben konnte. Nicht mehr leben wollte. Ich schlang die Arme um meinen Körper und blieb stehen, während ich das letzte Mal den Refrain sang und mein Gesicht zum Himmel richtete.
 

Sesshomaru spürte, dass er fast da war, nur noch ein Stück. Er sah ein Licht, das wie ein Stern in der unendlichen Finsternis aufglimmte. Doch etwas Dunkles schien sich davor schieben zu wollen. Stetig, wurde das Licht von der Dunkelheit verschlungen, doch noch im letzten Moment streckte er seine Hand aus und griff danach.
 

Wieder zurück bei Hikari…

Nun war es soweit. Noch während ich die letzten fünf Wörter sang, senkte sich mein Kopf und die letzten Tränen wurden vom Regen fortgespült. Doch als das letzte Wort meinem Mund entfloh, erkannte ich aus dem Augenwinkel große Hände mit spitzen Nägeln und schon im nächsten Augenblick schlangen sich starke Arme um mich. Als ich auch noch silbernes Haar sah, weiteten sich meine Augen ungläubig. Ich spürte, wie jemand sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergrub.

„Sesshomaru“, flüsterte ich, den Blick starr in den Wald vor mir gerichtet. Konnte das wahr sein?

„Ich bin da“, hauchte er mir ins Ohr und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Es war tatsächlich wahr. Blitzschnell drehte ich mich um und fiel ihm stürmisch in die Arme. Er drückte mich fest an sich und strich mir sanft übers Haar.

Als meine Tränen endlich versiegten, schob er mich leicht von sich weg, sodass ich ihm in die Augen sehen konnte. Ich konnte die stumme Frage darin lesen und musste gar nicht lange nachdenken. Ich wusste auch, ohne ihn zu fragen, dass ich meine Eltern wahrscheinlich nicht wiedersehen würde, doch das war mir egal. Strahlend lächelte ich zu ihm hinauf. Dies schien ihm Antwort genug und verlangend drückte er seine Lippen auf meine. Das kam so überraschend, dass ich im ersten Moment nicht wusste, wie mir geschah, doch schnell fing ich mich wieder und erwiderte genauso leidenschaftlich. Es war nicht leicht, doch aus Luftmangel mussten wir uns leider wieder voneinander lösen. Unser Atem ging stoßweise und ich konnte deutlich das ungestillte Verlangen in seinem Blick erkennen, doch er versuchte ganz offensichtlich, sich in Zaum zu halten. Stattdessen sah er mir eindringlich in meine Seelenspiegel. Ich schluckte.

„Sag es“, sprach er ernst. Perplex blinzelte ich ihn an. Was sollte ich denn sagen? Er schien meinen fragenden Blick richtig zu deuten, denn er seufzte wehmütig.

„Sag, dass du wieder mit mir zurück gehst.“ Nun verstand ich und lächelte freudig.

„Ich will wieder mit dir zurück“. Auf diese Worte hin öffnete sich wie aus dem Nichts ein Portal, welches dieses Mal kein schwarzes Loch war. Es strahle hell und hatte einen eisblauen Schimmer. Entschlossen wandte ich mich ihm zu, doch gerade als ich einen Schritt nach vorn machen wollte, wurde ich durch einen lauten Ruf unterbrochen.

„Warte!“ Diese Stimme ließ mich erstarren und langsam drehte ich mich zu dem Besitzer um. Ich erblickte meinen Bruder Naoki, der mich entsetzt musterte. Dann wanderte sein Blick zu Sesshomaru und verwirrt runzelte er die Stirn.

„Ist das nicht der Typ aus dem Manga? Der Halbbruder von Inuyasha?“

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Daiyokai seine Augenbrauen hochzog. Oje, nicht dass er gleich auf Naoki losgehen würde. Zur Sicherheit legte ich die Hand auf seinen Arm, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.

„Das ist mein Bruder, also beruhig dich bitte.“ Wenn auch widerwillig entspannte er sich wieder und ließ zu, dass ich auf Naoki zuschritt.

Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf, als ich schließlich vor ihm zum Stehen kam.

„Ja, das ist er“, gab ich kleinlaut von mir. Ob er mir das wohl glauben würde.

„Ja klar“, blaffte er mich an und innerlich schlug ich mir an die Stirn. War ja klar. Da kam mir eine Idee und grinsend drehte ich meinen Kopf halb zu Sesshomaru.

„Könntest du mal kurz deine Energiepeitsche einsetzen“, rief ich ihm zu, worauf er nur verständnislos die Augenbrauen zusammenzog.

„Vertrau mir“, lächelte ich ihn an. Er tat wie ihm geheißen und fällte kurzer Hand einen Baum. Ich hoffe nur, dass der Krach nicht allzu sehr auffiel. Meinem Bruder klappte der Mund auf und es dauerte eine Weile, bis er wieder zur Sprache fand.

„WTF“, meinte er zuerst und atmete tief durch. „Das glaubt mir keiner“. Er schüttelte seinen Kopf und fasste sich wieder. Ruhig verschränkte er die Arme vor seiner Brust und grinste mich wissend an. „Ich glaube, es ist besser, wenn du mir nicht alles erzählst, sonst stehen wir noch morgen da. Aber jetzt verstehe ich wenigstens ein bisschen mehr, auch wenn es total krasskrank ist“, witzelte er. Zum Glück kannte auch er den Inuyasha-Anime. So konnte er sich wahrscheinlich schon ungefähr ausmalen, was passiert war. Dankend grinste ich zurück, während er mir die Haare zerwuschelte.

„Wir müssen uns beeilen“, gab Sesshomaru kalt von sich. Ich nickte ihm kurz zu, ehe ich mich wieder zu meinem Bruder drehte.

„Ich muss gehen“, sagte ich tonlos. Lächelnd streckte er die Arme aus und sofort drückte ich mich an ihn.

„Ich werde dich vermissen“, flüsterte er in meine Haare. „Du nervige, kleine Schwester.“

Da schlug ich ihn nun doch leicht gegen die Schulter, was ihn aber nur lachen ließ. Ein anderer Gedanke kam mir.

„Aber was machen wir, wegen unserer Eltern?“

„Um die kümmere ich mich schon“, zwinkerte Naoki mir zu.

„Das wird nicht nötig sein“, schallte es über die Lichtung und Arzarni erschien vor uns.

„Also die kenn ich noch nicht“, sagte mein Bruder, doch ich achtete nicht auf ihn.

„Arzarni? Wie meinst du das?“

„Ich werde die Erinnerungen all der Personen löschen, die dich kannten.“ Ich zog scharf die Luft ein, mir wurde jedoch schnell klar, dass es das Beste war.

„Aber ich will meine Erinnerungen an sie behalten. Natürlich werde ich nichts verraten“, rief mein Bruder. Nachdenklich sah ich zu ihm, nickte dann aber in Arzarnis Richtung, welche scheinbar verstand.

„Wie du willst. Aber nun geht, ihr zwei, bevor sich das Portal wieder schließt“, scheuchte sie uns.

Ich umarmte meinen Bruder nochmal fest und ging dann zu Sesshomaru. Bevor ich durch das Portal trat, wurden wir noch einmal zurückgehalten.

„Hey, Sesshomaru“, rief Naoki und der Daiyokai wandte sich ihm zur Hälfte zu. „Pass bloß gut auf meine kleine Schwester auf.“ Sesshomaru antwortete nicht, doch wir wussten beide, was das zu bedeuten hatte. Nun hielt uns nichts mehr auf und gleichzeitig taten wir den ersten Schritt. Sogleich wurden wir hineingezogen und ehe ich mich versah, fielen mir die Augen zu.
 

„So ist das also. Das bedeutet also, dass der dunkle Teil deiner Aura deine Kräfte wiederspiegelte und der helle Teil deinen Charakter“, schlussfolgerte Kagome.

„Ich glaube schon“, nickte ich zustimmend.

„Keh, du hast diese Macht doch sowieso nur von Arzarni“, gab Inuyasha arrogant von sich. Er war wohl beleidigt, weil sich nicht alles um ihn drehte. Ich grinste schadenfroh. Er würde sich wohl niemals ändern.

Nun war es erst ein Tag her, seit ich wieder da war. Als sich herumsprach, dass ich wieder da war, waren sofort wieder alle aufgetaucht und hießen mich herzlich willkommen.

Als ich aus dem kurzen Schlaf wieder erwacht war, ist Naraku praktisch über mich hergefallen. Sesshomaru war rechtzeitig zur Stelle, doch seit dem knurrten sie sich ununterbrochen an und stritten sich um mich, wie Inuyasha und Kouga um Kagome. Darüber musste ich schon manchmal die Augen verdrehen. Trotzdem ich mich für Sesshomaru entschieden hatte, verkündete Naraku, dass er mich nicht aufgeben würde und weiterhin um mich kämpfen würde, was mich nicht einmal sonderlich störte. Ich mochte ihn ja trotzdem, empfand sogar vielleicht ein bisschen mehr. Doch Sesshomaru kostete es häufig den letzten Nerv, wenn er einfach mal so auftauchte und mich umgarnte. Und obwohl ich erst seit Kurzem wieder hier war, war dies schon sehr häufig passiert. Die Frage um meine Kräfte hatte sich auch geklärt. Ich würde sie irgendwann wieder erlangen. Es sah nämlich so aus, dass Arzarni mich nicht so schnell verlassen wollte. Sesshomarus Mutter hatte ihren Sohn nur kalt gemustert, als er mit mir in den Armen wieder zurückgekehrt war, und war dann schließlich wieder verschwunden. Noch jetzt rätselten wir darüber, wieso so sie ihm geholfen hat. Doch als mir die eine Folge vom Final Act in den Sinn kam, wo sie Rin ins Jenseits geschickt hat, hatte ich eine gewisse Ahnung, die ich aber trotz allem für mich behielt.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Rin und Jaken haben wir auch schon eine Nachricht zu kommen lassen, in der stand, dass wir zusammen bald zu ihnen ins Schloss kommen würden.
 

Lächelnd sah ich zum Mond hinauf. Die Nacht war bereits angebrochen und nun stand ich hier an einer Klippe und dachte über meine bizarre Situation nach. Plötzlich schlangen sich von hinten zwei Arme um mich. Ich grinste in mich hinein, als mir die Missionen einfielen, die ich eigentlich mal geplant hatte. Doch nun war das ja nicht mehr von Nöten. Aber hab ich es nicht gesagt? Ich wusste, dass er einen weichen Kern hatte. Ich fühlte seine Lippen auf meinem Schlüsselbein, worauf ich mein Gesicht zu ihm wandte. Aus seinem Blick sprach Verlangen und ich ahnte schon, was er vorhatte. Unmerklich schluckte ich, jedoch legten sich im nächsten Moment meine Lippen auf seine. Schon bald verschmolzen unsere Zungen miteinander und als seine Hand langsam über meinen Körper wanderte, musste ich unwillkürlich keuchen. Lange dauerte es nicht, bis wir zu Boden glitten und uns in einem Nebel aus Lust, Verlangen und Liebe niederließen.

Eines stand für mich fest. Diese Welt war verrückt und total irreal, doch es war mir egal, solange ich nur bei diesem kalten Dämon bleiben konnte, mit der harten Schale und dem weichen Kern. Und mit diesem Gedanken gab ich mich seinen Liebkosungen hin und versank in meiner eigenen Leidenschaft.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Vanilla1234
2014-08-23T08:54:22+00:00 23.08.2014 10:54
Tolle FF
*aplaus*
Das ende fand ich so schön *-* super gemacht
*geschenk hinstell*
Von:  ichfressemenschen
2014-03-26T20:39:43+00:00 26.03.2014 21:39
tolle story :) kann garnicht fassen das sie so wenig kommentare hat aber vielleicht weil es nichts zu kritisieren gibt..? ;) schreib schnell weiter, bin schon gespannt auf die nächsten kapitel :D
Antwort von:  Hikari217
27.03.2014 14:30
danke, haha, das wäre auch eine Möglichkeit, aber deshalb freut es mir umso mehr, mal wieder ein Kommentar zu bekommen. Also nochmal daaanke:D
Na klar, das hab ich im Handumdrehen, versprochen;)
lg Hikari217
Von:  Fanta
2014-02-10T16:31:33+00:00 10.02.2014 17:31
Jaja, ihr wird schon nichts passieren.. Naraku ist ja immer ein freundlicher Typ ^u^
Ok, manchmal. Tolles Kapitel; schöne FF
Ich lese sie gerne und auch das mit den umfangreichen Perspektiven. Ich werde auf jeden Fall weiterleseun und Kommis hinterlassen =D
Antwort von:  Hikari217
10.02.2014 22:14
Danke, danke, danke, dass du mir bis jetzt auf jedes einzelne Kapi ein Kommentar hinterlassen hast^^
Natürlich wird ihr nix passieren. Ist schließlich eh nur Naraku;)
Von:  Fanta
2014-02-10T16:15:34+00:00 10.02.2014 17:15
Jaja, diese Memo ist besonders wichtig, wenn man nicht 'unnötig' sterben will XD
Und er hat sie einfach so gehen lassen, respekt.. andere wären schon längst tot ;)
Wir sehen uns beim nächsten kapi
Von:  Fanta
2014-02-10T15:41:30+00:00 10.02.2014 16:41
"I belive I can fly" ^.^
Jaja, ich fall einfach mal aus 100 km Höhe und das einzige was mir auffällt ist die Sonne und die Landschaft. Hnm Inuyasha hat soetwas ja schon oft ertragen müssen, wenn du verstehst was ich meine...
Und Jaken's Reaktion, einfach so wie immer; einfach nur lustig und zu süß XD
So und jetzt geht's zum 3. Kapitel :3
Von:  Fanta
2014-02-10T15:29:30+00:00 10.02.2014 16:29
Sry, das ich erst jetzt einen Kommi schreibe ^^'
Ich hatte mir zuerst nur den ersten Absatz durchgelesen und habe die FF als Favo makiert.
Erst später (jetzt) habe ich mich dazu motiviert, weiter zu lesen.
Trotzdem, finde ich die FF bis hierhin voll genial und ja, ich hatte auchmal diesen Wunsch..
Wäre bestimmt voll toll ;3
So und jetzt lese ich weiter XD


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