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Blue Boy

[Simon Cruz & Olli "Twisted" Kosunen]
von

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Epilog


 

*

Der Anfang ist nicht das Ende. Das Ende birgt im Gegensatz dazu allerdings auch keinen neuen Anfang. Denn in dieser Geschichte gibt es kein Ende. Wird es nie geben. Das verraten mir deine Blicke, wann immer du mir in die Augen siehst. Das verrate ich dir, wenn ich dir mein lüsternes Lächeln schenke.

Olli, die Welt hat uns wieder. Und sie kann uns nicht trennen, denn du hast dich in mich eingebrannt.

Wir schrieben uns unsere Gefühle gegenseitig auf die Haut. Und es wird für immer halten.

Versprich es mir. Ich verspreche es dir.

*
 


 

Boah, geht mir das auf die Nüsse.

Schon zum gefühlten hundertsten Mal vibriert mein verdammtes Handy in der Hosentasche und sträubt sich gegen meinen Versuch, es einfach zu ignorieren.

Gut, dann also rechts ranfahren und dem Störenfried ein paar Takte erzählen. Es ist ja nicht so, als ob ich spätestens um neunzehn Uhr an meinem Ziel angekommen sein sollte. Ach wo. Glaub nem Mann mit Iro nie, denn der bedient sich Ironie.
 

London. Natürlich London. Wer auch sonst. Wo ist mein Heringsglas?

"Ja, was denn, Mann?", schmettere ich meinem zweitliebsten Blondinchen entgegen und hätte am liebsten gleich wieder aufgelegt und meine wilde Fahrt fortgesetzt. Aber das geht nicht. Peter weint, wenn ich böse zu ihm bin. Weint sich an Martins starker Schulter aus und lässt Unbefugte zugucken. Denn man kennt ja Peter und man weiß auch, wie sein Ausweinen aussieht.
 

"Simme, wo bist du?"

Ach, wie herzzerreißend.

"Ich bin mit meinem Maschinchen unterwegs, Mutti. Ganz, ganz weit weg von zu Hause befinde ich mich gerade."

"Was? Aber übermorgen ist der Gig und -"

"Übermorgen", echoe ich und lache kurz und amüsiert auf. "Bis dahin bin ich längst wieder zurück."

"Wo fährst du denn nun hin?"

Ist ja klar, dass er auf seiner Ausgangsfrage beharrt. Doch möchte ich sie ihm beantworten?

"Geht dich gar nichts an."

"Gut, dann eben nicht", meint Peter und klingt irgendwie eingeschnappt, doch nicht für lange, denn ich erfahre, dass er mich lediglich testen wollte. "Ich weiß sowieso, dass du zu deinem allerliebsten Olli fährst."

Sarkasmus hin oder her - kann unser Bassblondinchen jetzt hellsehen? Wird es der nächste Uri Geller?

"Woher -"

"Ich hab die Tourdaten von deiner ach so tollen Band gesehen und wenn dann schon mal ein Gig an der finnischen Grenze ausgeschrieben ist, liegt es nahe, dass du dich auf die Socken machst, um deinem Schatz ganz nah zu sein."

"Wer sagt eigentlich, dass Olli mein Schatz ist?"

"Ach komm, Simme, seitdem du mit ihm dort am See warst bist du ganz gaga und deine Haare sind sogar noch blauer geworden."

Oh ja, stimmt. Peter war uns während der Heimfahrt durch Zufall in der Stadt begegnet und wir glaubten zunächst, eine Nutte stände am Straßenrand. Okay, Peter und Nutte, das ist ja so was wie ein Synonym. Fies aber wahr.

Doch wie dem auch sei: Ab jenem Zeitpunkt durfte ich mir alle möglichen Verhöhnungen anhören und bin nun sozusagen das Gespött der ganzen Crashdiet-Band. Natürlich wollten die Jungs Details von dem Treiben am See geliefert bekommen, aber ich schwieg wie ein Grab. Und schweige noch immer. Sollen sie doch spekulieren. Sollen sie doch sagen, dass Olli mein Schatz und Geliebter ist. Irgendwie haben sie ja damit auch Recht.
 

"Meine Haare sind nur so blau, weil ich sie nachgefärbt habe."

"Ja, weswegen auch sonst."

Eben. Dann wäre das auch geklärt.

"Und nun möchte ich gern weiterfahren, wenn du erlaubst."

"Oh, da ist aber schon jemand notgeil. Uuuuh."

"Musst du grad sagen. Guck du auf deinen Dicken."

"Mach ich auch. Ich schlabbere den dreimal täglich ab."

Details, zu viele Details. Was Peter mit seinem Dicken alias Martin anstellt, will ich nicht mehr vorgeführt bekommen. Einmal ist genug. Ich habe heute noch Sehschäden von jener Begebenheit.
 

"Okay, dann viel Spaß beim Vögeln", wünscht mit Peter und ich kann das nur zurückgeben. Wieso sollte ich erst widersprechen, wenn es ohnehin stimmte? Olli und ich werden sicher nicht nur Händchen halten, wenn wir uns wieder gegenüberstehen. Man muss zudem bedenken, dass ich seit Olli niemandem mehr in der Kiste hatte. Und das ist natürlich nicht gut für mein erhitztes Gemüt.
 

Ich bin heilfroh, als Peter das Gespräch endlich beendet, ich das Handy wieder in der Tasche versinken lassen und den Motor meiner süßen Kiste starten kann. Und dann gehts auch schon mit Karacho weiter in Richtung der finnischen Grenze. In Richtung Olli.

Bah, ich freue mich wirklich wie ein kleines Kind auf ihn. Doch irgendwie habe ich Schiss, dass es ihm nicht genauso gehen könnte. Schließlich hat er seine Frau und noch hunderte von Groupies um sich herumschwirren, also beste Voraussetzungen, damit ich schnell in Vergessenheit geraten kann. Geil gefickt hatte er ja, der Simme, aber im Leben war schließlich alles ersetzbar. Auch geile Ficks. Die konnte man sich auch woanders holen. Gibt ja genug Menschen auf der Welt.

Ach, ich bin doch bescheuert. Ich sollte lieber seine Reaktion abwarten, wenn er mich so ganz unerwartet in der ersten Reihe erblickt. Mich, seinen Hauptgroupie.

Mh. Irgendwie verursacht der bloße Gedanke daran ein wuschiges Gefühl in meinem Magen. Und als ich mich letzten Endes kackedreist vordrängle und die schreienden Weiber vor der Open-Air-Bühne wegdränge, die hinter meinem riesigen Iro natürlich nichts mehr sehen können, platze ich fast auseinander vor Vorfreude auf Ollis Auftritt.

Doch lange muss ich mich nicht gedulden, denn die blonde Sexbombe entert bereits wenig später die Bretter und ich pfeife und rufe prompt los, um auf mich aufmerksam zu machen, doch vorerst vergebens. Olli wirkt genauso konzentriert wie fröhlich, performt den ersten Song mit größter Professionalität und ich kann mich vorerst lediglich an seinem von mir so begehrten Körper weiden. Natürlich trägt er auch heute wieder seine berühmten knallengen Leggings, die perfekt für hungrige Mäuler wie mich alle Konturen erkennen lassen, besonders auch im Bereich des Schrittes.

Na, haben wir denn heute überhaupt was drunter?, frage ich mich im Stillen, grinse und lecke mir über die Lippen und just in diesem Moment treffen sich unsere Blicke.

Olli hält in der Bewegung inne, es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, ist aber sicher nur ein kurzer Augenblick, aber er genügt, um das kleine Flämmchen in meinem Bauch zu einer Stichflamme mutieren zu lassen.

Ich lächle ihn extra noch lüstern an, was dazu führt, dass Olli prompt seinen Einsatz verpasst und sogar ein wenig rot anläuft aufgrund seines Patzers, doch mir gibt dies absolute Genugtuung.

Es hat ihn durcheinander gebracht. Es hat ihn verwirrt. Es hat etwas in ihm ausgelöst. Er sieht mich nicht nur als irgendeinen verrückten Fan unter vielen. Nicht nur als einen verflossenen Fick. Denn das bin ich nicht. Das wird mir nicht gerecht. Schön, dass er es auch so sieht. Sehr schön.
 

Den ganzen Gig über tauschen wir ab und an ein paar heiße Blicke und ich könnte jede Wette eingehen, dass Olli stellenweise nur für mich performt, besonders in den Momenten, in dem er sich aus seinem Top schält und seinen leckeren Oberkörper entblößt oder sich forsch in den Schritt greift.

Mh, meins, denke ich, als er das tut und werde tatsächlich noch spitzer, als ich es ohnehin schon bin. Ich sollte mir es nach dem Gig abholen, mein Eigentum. Mein hübsches Spielzeug.

Doch bevor es so weit ist, bemerke ich den Baum direkt neben mir, dessen blaue Blüten über die Absperrung ragen, sodass ich mühelos eine von ihnen pflücken kann.

Simme hat einen Plan.
 

Ich bin komplett nervös, als ich mich mit Müh und Not zwischen den Menschenmassen durchquetsche, um mich hinter die Bühne zu begeben, wo Olli hoffentlich noch auf mich wartet. Das ist eben das Schicksal von Erste-Reiher-Stehern: Beim Gig die Ersten und bei der Autogrammstunde die Letzten. Aber ich wollte mir kein Autogramm abholen. Jedenfalls kein Herkömmliches. Für den Hauptgroupie durfte es schon etwas mehr sein.
 

Bald schon erreiche ich mein Ziel. Stehe hinter Olli, der noch keine Notiz von mir genommen hat, weil er viel zu beschäftigt ist mit den vielen Fans, die ihn belagern.

Ich warte also geduldig, bis er sie alle abgefertigt hat, starre derweil versonnen auf seine Rückseite und lasse das hübsche Blümchen zwischen meinen Fingern kreisen.

Erst als sich alle vom Acker gemacht haben, schmiege ich mich von hinten an ihn und halte ihn ganz fest.

Ach, Olli. Die Welt hat uns wieder.
 

"Simme", murmelt er mit einem Lächeln auf den Lippen, was ich aus seiner Stimme heraushören kann. "Ich dachte schon, du kommst nicht mehr."

"Ich komme immer, wenn du in der Nähe bist", hauche ich ihm ins Ohr, woraufhin Ollis Lachen in meinen Ohren bereits ziemlich erregt klingt. "Schön, dich zu sehen. Du wirst mit jedem Mal schärfer, weißt du das eigentlich?"

"Und du mit jedem Mal frecher."

Kann stimmen. Gut erkannt.

"Krieg ich ein Autogramm?", frage ich, lasse die freie Hand im selben Zug über seinen Oberkörper gleiten, begehrlich, sehr begehrlich.

Meins, meins, meins.

"Aber nicht so eines auf Papier“, stelle ich nachträglich klar. "Dein Hauptgroupie will ein ganz besonderes haben. Eines, das du mir mit deiner Zunge auf meinen Körper schreibst. So eines will ich."

"Simme..."

"Gibst du mir so eins? Oder erlaubst du dir keine Groupies neben der Ehe?"

Er antwortet nicht, grinst nur weiter vor sich hin und legt schließlich seine Hand auf die meine, allerdings auf die, die noch die Blume umfasst hält.
 

"Was ist denn das?", will er wissen, nachdem er sich ein bisschen in meinen Armen gedreht hat und wir uns so direkt gegenüberstehen.

Nun bin ich allerdings derjenige, der zu Grinsen beginnt.

"Die hab ich für dich gepflückt", erkläre ich und stecke ihm die Blume in sein schönes blondes Haar. "Ich dachte, das steht dir."

Olli aber zieht sich das Ding schnell wieder aus den Strähnen und gluckst amüsiert.

"Bin ich ein Mädchen, Mann? Ich trag doch keine Blümchen."

"Aber...die ist blau", werfe ich ein.

"Blau?"

"Ja, blau."

"Und was ist mit blau?"

Ich fahre mir mit der Zungenspitze über die Oberlippe. Ganz kurz nur. Lasse Olli dabei nicht aus den Augen.

"Peter sagt, in Aserbaidschan ist blau die Farbe der Homosexualität."

"Aber -"

Mein Finger landet auf seinen Lippen. Ich dachte mir schon, dass er Einspruch einlegen würde.

"Komm, bisschen homo sind wir doch beide. Ein ganz kleines Bisschen. Und jetzt trag dein Blümchen, sonst bin ich enttäuscht."

"Folg du mir lieber in den Bus", findet Olli, nachdem er entnervt die Augen verdreht hat. "Du wolltest doch dein Autogramm."

Wohl wahr, wohl wahr. Ich werde es genießen, mein Autogramm. Und ich gebe natürlich auch gerne eines zurück.



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