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Undercover - Pfad zur Liebe

Inu no Taisho & Izayoi, Sess & OC, Naraku & Kikyou, Inu & Kago
von

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Ihr Ebenbild

Kapitel 21 - Ihr Ebenbild
 

Lisha schloss ihr Büro ab und ging die Treppe hinab. Unten im Eingangsbereich blieb sie noch einen Moment stehen und drehte sich um. Aus einem der Räume kam Daisuke, nickte ihr kurz zu und eilte wortlos weiter. Dennoch hatte die Agentin ein merkwürdiges Gefühl. Der Ausdruck des Wolfes schien leicht wehmütig. Der Grund offenbarte sich ihr nicht. Sie grübelte noch einen Augenblick über den Leibwächter, bevor sie sich endgültig zum Gehen entschloss.
 

Oben am Geländer stand Kikyou und hatte der rothaarigen Frau hinterhergesehen. Mehrere Gespräche, welche sie mit Lisha anfing, wurden von der anderen schnell abgeblockt. Den Verlust ihres Kindes hatte sie vermutlich immer noch nicht überwunden und sie reagierte deswegen so abweisend. Narakus Ehefrau hatte viel nachgedacht in letzter Zeit und sie wollte Inuyasha nicht länger im Unklaren lassen. Trotzdem brauchte sie handfeste Beweise. Nachdem nun die Anwältin als Letztes das Haus verließ, nutzte sie die Abwesenheit ihres Mannes um weitere Schränke zu untersuchen. Sie stöberte zuerst in Narakus Arbeitszimmer, dann in den beiden Safes im Wohnzimmer, ohne fündig zu werden. Diese gerade durchsuchten Orte zählten zu den letzten möglichen Plätzen, wo die Spinne Dinge aufbewahrte. Selbst im abgelegenen Waldhaus außerhalb von Tokio hatte sie schon nachgesehen.
 

Am Abend und in der Nacht benahm sie sich recht wortkarg, doch ihrem Ehemann fiel es nicht einmal auf, denn dieser beschäftigte sich mit seinen eigenen Angelegenheiten. Dann vergingen zwei weitere Tage ohne Erfolg. Deshalb gab sie dann völlig verzweifelt die Suche auf.

In den letzten Jahren ließ Kikyou sich selten im Freien blicken, doch aufgrund ihrer veränderten Verfassung verspürte sie den Drang, einen Spaziergang zu tätigen. Noch immer hatte sie mit den Folgen ihrer langjährigen Drogensucht zu kämpfen, doch die kleinen Erfolgte zählten für sie. Als sie nun im Freien, etwas verborgen von neugierigen Augen stand, atmete sie tief durch und genoss die angenehme Luft. Sie öffnete ihren Geist und tauchte ein in die Natur, indem sie sich auf ihre Ausbildung zur Miko besann. Tatsächlich nahm sie nach einer Weile ganz schwach die spirituelle Energie um sich herum wahr. Dieses Gefühl wieder zu sich selbst zu finden beflügelte Kikyou. Das war es, was sie gebraucht hatte und nun wo sie wusste, sie konnte aus der Natur Kraft schöpfen, leerte sie ihren Kopf und begann noch einmal von vorn.

Systematisch ging sie die Dinge durch. Versuchte sich an alle Details ihres zurückliegenden Lebens in der Villa zu erinnern und sie studierte sogar die Baupläne des Hauses, um herauszufinden, wo es verborgene Räume oder Nischen gab.

Kikyou verschwendete viel Zeit darauf und schon wollte sie erneut aufgeben, bis sie sich dann an etwas erinnerte. Lishas Büro besaß verborgen unter den Dielen noch ein Geheimversteck. Eilig betrat sie den Raum, kniete sich hin und klopfte das Holz systematisch ab. Eine Stelle klang anders und dort hebelte sie die Diele aus. Eine kleine staubbedeckte Kassette befand sich, sehr zu ihrer großen Freude, in dem Hohlraum. Das Schloss zu öffnen stellte sich als sehr einfach heraus. Mit zittrigen Händen nahm sie den von ihr gesuchten Hefter heraus und las den Inhalt. Zufrieden legte sie ihn zurück, denn damit gab es eine Möglichkeit Naraku zu besiegen. Danach griff sie den Umschlag mit den Fotos, sah sie durch und stellte fest, nichts fehlte. Sie legte die Kassette zurück und schob das Brett an seinen alten Platz. Nur einen Moment später stand sie im Flur und strebte ihren privaten Gemächern zu, als bekannte Stimmen unten vor dem Haus sie erschreckten. Ihr Mann war wieder da und musste jeden Moment das Haus betreten. Zum Glück hatte sie nichts mitgenommen, da sie noch nicht wusste wohin damit.
 

Naraku suchte ihr gemeinsames Schlafzimmer auf, setzte sich hier auf das Bett und starrte zum Fenster hinaus. Kikyou ließ sich neben ihm nieder, wartete geduldig. Denn wenn er in dieser Verfassung war, hatte sie gelernt, ihn nicht anzusprechen.

"Alles was ich mühsam aufgebaut habe, hat er mir genommen. Dafür wird er bezahlen", spukte der Halbdämon, besonders den letzten Satz, bösartig zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Die Worte verklangen und seine Frau zuckte zusammen. Angst um Inuyasha packte die Schwarzhaarige. Wenn sich die Spinne an Masao rächen wollte, würde der Hanyou dann sein Leben verlieren müssen? Um ihre Gefühle nicht zu zeigen, presste sie ihre Lippen fest aufeinander und versuchte so neutral wie möglich zu schauen.
 

Naraku wandte sich ihr zu und beugte sich zu seiner Frau, welche erschrocken zurückwich. Doch er hob nur seine Hand, streichelte ihr Gesicht. Erst danach fuhr er durch ihre Haare, packte sie fest und zog Kikyous Kopf in eine andere Position. Seine nachfolgenden Küsse waren hart, fordernd und sehr besitzergreifend. Die Spinne wollte ihre Macht und Überlegenheit demonstrieren, indem er seine Frau unterwarf.

Er benutzte sie und ihren Körper wie so oft in den letzten Monaten, ansonsten fing sie an, ihn abzustoßen. Schon lange sehnte er sich nach etwas Jüngerem, Unverbrauchten, am liebsten unberührt.

Der Verbrecherlord lag danach im Bett, seinen Blick nach oben gerichtet. Das kunstvolle Muster der Deckenabbildung interessierte ihn nicht, denn er grübelte darüber nach, wer der Verräter in seinen Reihen sein mochte. Viele hatte er in Verdacht und strich die Namen im Anschluss wieder von seiner Liste.

Wie konnte er auch wissen, das viele dieser Informationen, die Masaos Einsatz zugrunde lagen, bereits über ein Jahr alt waren und noch von Finleys Ermittlungen herrührten. Die Mitarbeiter der Spinne arbeitete einfach nachlässig und erneuerten ihre Sicherheitsvorkehrungen zu selten.

Da seine Grübeleien zu keinem zufriedenstellendem Ergebnis führten, erhob sich Naraku, kleidete sich an. An der Tür, bereits im Begriff die Klinke herunterzudrücken, wurde er aufgehalten.

Mit verschlafener Stimme wollte Kikyou wissen: "Wo gehst du hin?"

"Einen Verräter jagen. Wenn ich diesen Bastard erwische, wird er sich wünschen nie geboren worden zu sein", dabei schlug er einen Ton an, der seiner Frau Gänsehaut bescherrte. Beinnahe überdachte sie ihre eigenen Pläne, wollte sie schon über den Haufen werfen. Da sie jedoch nicht länger mit ihren Taten leben konnte und sie das Unrecht wieder gut machen wollte, welches sie einer Mutter angetan hatte, nahm sie ihren Mut zusammen.

Die Spinne erwartete jedoch keine Antwort und verließ den Raum einfach. Narakus Suche blieb zum Glück für alle beteiligten lange erfolglos.
 

Am folgenden Tag blieb Lisha länger und arbeite in ihrem Büro, sodass Kikyou nicht an die Bilder herankam. Nach langem Zögern hatte sie vorerst beschlossen, alles an ihrem Platz zulassen und nur etwas ganz bestimmtes an die Taishos zu schicken. Wenn sie dann genug Hinweise mitgab, würde der Dämon von allein den richtigen Weg einschlagen. Nun lauerte sie, saß deshalb auf dem Balkon und ihr entging nichts, was vor dem Haus passierte.

Ihr Sohn Yasu lag auf einer Liege in der Nähe des Wassers und weckte den Anschein entweder zu schlafen oder zu lernen. Dieses Spiel betrieb er schon seit drei Tagen und sie als Mutter hatte es längst durchschaut, doch sie verriet ihn nicht.
 

Am ersten Morgen, nachdem er die Begegnung mit seinem Vater hatte, fühlte sich Inuyasha angeblich nicht wohl und blieb zu Hause. Sein Stiefvater wollte nämlich ursprünglich den ganzen Tag unterwegs sein. Doch jetzt hockte die Spinne täglich in ihrem Büro und durchsuchte persönlich die Dossiers seiner Mitarbeiter um einen Hinweis zu finden.

Deshalb lag der Hanyou auf der Terrasse auf einer Liege, tat so, als ob er lernte, behielt aber ständig die Fenster des Büros im Auge. Die Wachleute hörten ihn, während ihrer Patrouillen, mehrmals knurren, und schüttelten verwundert ihre Köpfe.

So verging erneut ein Tag für die zwei lauernden Wesen erfolglos.

Abwechslung brachte erst der Nachmittag, als Kanna aus der Schule kam. Zwar sprachen die Stiefgeschwister nur wenig miteinander, doch die Jüngere konnte sich selten über fehlende Hilfe bei den Schularbeiten beklagen.

Noch in derselben Stunde eilte eine Wache herbei, meldete namentlich eine Besucherin für Inuyasha an.

Naraku beendete gerade einen Spaziergang und wollte das Haus wieder betreten. Sobald die Spinne den Namen Kagome Higurashi hörte, blieb er stehen und wartete ab. Es dauerte nicht lange, bis das Mädchen auftauchte und von dem Hanyou empfangen wurde. Der Verbrecherlord konnte nur einen kurzen Blick auf die Schwarzhaarige werfen. Ihn plagten andere Dinge, deshalb vergaß er sie schnell wieder.
 

Kagome begrüßte ihren Freund mit einer Umarmung und klärte ihn über ihr Erscheinen auf: "Da du fehlst, habe ich mir Sorgen gemacht. Die anderen übrigens auch. Du siehst überhaupt nicht krank aus. Wann kommst du wieder?"

"Keh, nicht so laut", rügte Inuyasha. Es ärgerte ihn, weil seine Freundin in der Villa aufgetaucht war. Wenn sie ihn bei seinem Vater verpetzte, saß er in der Klemme. Besser er verpflichtete sie zum Schweigen. Deshalb griff er nach Kagomes Hand und zog sie mit in den Garten. Auf einer relativen freien, begrünten Fläche stand ein überdachter, jedoch nach allen anderen Seiten offener Pavillon mit kunstvoll geschmiedeten Stützen. Sie setzten sich auf einen der erhöhten Plätze und der Hanyou berichtete: "Offiziell bin ich krank, damit ich heimlich Naraku hinterherspionieren kann. Er ist kriminell und ich will ihn überführen."

Das Mädchen sah ihn zweifelnd an und so wurde Inuyasha noch etwas genauer. Zum ersten Mal erzählte er jemand seine ganze Geschichte, weihte eine Person außerhalb seiner Familie in seine Pläne ein. Obwohl die Schwarzhaarige sich sorgte, bat sie nur um etwas und schlug vor: "Versprich mir vorsichtig zu sein, dann werde ich dich decken. Wenn du willst, bringe ich dir jeden Tag die Mitschriften deiner Kurse vorbei."

"Du würdest das tun?", hakte der Hanyou nach, konnte dabei seine Begeisterung nicht verbergen.

Die Freundin bestätigte es noch einmal. Später schlenderten sie durch den Garten und der Silberweißhaarige zeigte ihr das Haus. Obwohl sie sich schon eine Ewigkeit kannten, waren sie praktisch noch nie so lange allein, da sonst mindesten einer der Freunde in der Nähe weilte. Irgendwann setzten sie sich unter einen herbstlich gefärbten Busch nieder und schwiegen eine Weile. Der Hanyou betrachtete seine Freundin plötzlich aus ganz anderen Augen. Den Lichteinfall, die rötlichen Blätter und den Geruch von frischem gemähten Gras, genossen sie gemeinsam. Dann fiel etwas Laub Kagome auf den Kopf und blieb in ihren Haaren stecken. Inuyasha verzog seinen Mund zu einem leichten Grinsen.

"Was?", fuhr Kagome ihn an.

"Du siehst aus wie eine kleine Laubhexe", äußerte der Hanyou und genoss es wie sich die Wangen der Freundin leicht röteten. Dann beugte er sich zu ihr hin, entfernte die Blätter und verharrte so nah bei dem weiblichen Wesen, das sie beide von merkwürdigen, neuartigen Empfindungen durchströmt wurden. Zaghaft berührten seine Lippen die des jungen Mädchens. Es sollte nur eine hauchfeine Geste sein, doch Kagome ergriff die Initiative, klammerte sich an den Schultern des Freundes fest und vertiefte den Kuss.
 

Ungern lösten sie sich voneinander und schauten danach verlegen zur Seite. Die unterschwellige Spannung legte sich erst, als Kagome fragte: "Hast du etwas zu trinken?" Es hatte den Anschein, ihre Lippen waren plötzlich ganz trocken.

Der Hanyou sprang auf und sagte: "Auf der Terrasse steht ein Kühlschrank. Da ist bestimmt was für dich dabei."

Sie nahm sich dann ein Getränk, doch da sie ein Glas wollte, holte Inuyasha es aus dem Haus. Vorher ging er zu seinem Zimmer hinauf, weil er seiner Freundin noch ein Geschenk geben wollte. Ein Schmuckstück, welches er extra zu diesem Zweck erworben hatte.
 

Das Mädchen blieb allein zurück, knabberte an einem Keks und betrachtete die Aussicht von der Terrasse. So vertieft war sie, dass sie nicht merkte, wie zwei Wesen sie beobachteten. Kikyou hatte ihren Posten auf dem Balkon immer noch nicht verlassen und ließ die Tochter ihrer Tante nicht aus den Augen.

Naraku sprach kurz mit einem seiner Angestellten, gab danach Lisha eine Anweisung und umrundete im Anschluss das Gebäude. An der Hausecke blieb er stehen, nachdem er Inuyashas Abwesenheit registrierte. Das gab ihm Zeit die Besucherin näher zu betrachten, wobei er viele Ähnlichkeit zu Kikyou fand. Das Mädchen war schön, strahlte die gleiche spirituelle Aura aus, die er früher an seiner Frau mochte. Kurz entschlossen näherte er sich der Schülerin und vollführte einen Schritt.
 

Das Schicksal spielte gegen ihn, denn Kagome wurde unruhig und warf des öfteren Blicke zur Tür. Inuyasha ließ sich ganz schön viel Zeit und sie musste dringend einen bestimmten Ort aufsuchen. Daisuke, der ihr das erwartete Trinkgefäß brachte, erklärte ihr, auf ihre Nachfrage hin, den Weg. Lange brauchte sie nicht und eilte wieder ins Freie, wo sie unerwartet mit einer Person zusammenstieß, fast stürzte und deshalb schrie.
 

Naraku hatte den passenden Augenblick herbeigesehnt und fing sie ab. Er konnte nicht vorhersehen, welche Geschwindigkeit sie an den Tag legte und deshalb mit ihm zusammenprallte. Er nutzte den Moment, gab ihr Halt und blieb nah bei ihr stehen. Aus seinen rötlich braunen Augen betrachtete er ihr Gesicht eingehend, hob sogar seine Hand und streifte mit seinem Finger über die Wange.

Das Mädchen schluckte, ihre Augen vergrößerten sich und sie wollte schon protestieren, als die Spinne mit zuckersüße Stimme anfing: "Du musst Yasus Freundin sein. Hoffentlich bist du nicht zu sehr erschrocken."

"Es geht schon", murmelte Kagome verlegen und drückte sich noch enger an die Wand und versuchte sich seitlich zu entfernen. Narakus hielt sie eisern in seinem festen Griff. Er lächelte sie merkwürdig an und er sonnte sich in ihrem Unbehagen. "Wie unhöflich von mir. Besser ich stelle mich vor."

"Nicht nötig. Sie sind Sato-sama, Inuyashas Stiefvater", entfuhr es der Schwarzhaarigen unbedacht und sie bekam deshalb einen bösartigen Blick zu sehen. Er galt aber nicht ihr, sondern dem Hanyou aus zwei Gründen. Öffentlich hatte sich sein Sohn nur als Yasu auszugeben und niemals seine Tarnung zu gefährden. Der zweite Grund, seine unerwartete Rückkehr.

Dessen Stimme erklang nämlich unmittelbar neben ihnen: "Kagome?"

Der Verbrecherlord entfernte sich von den beiden und erklärte: "Deine Freundin fiel fast auf die Nase, sie sollte sich in fremden Häusern besser benehmen und nicht wie ein aufgescheuchtes Huhn herumrennen." Froh, weil sie offensichtlich viel zu verängstigt im Augenblick war, um zu protestieren, lächelte Naraku geheimnisvoll. Damit ging er und ließ ein zitterndes Mädchen zurück.

Diese klammerte sich an Inuyasha, bohrte ihre Fingernägel in seine Haut und bat: "Entschuldige aber ich möchte lieber nach Hause."

"Wie bist du eigentlich hergekommen?", fragte der Freund nach und sie antwortete: "Mit dem Bus."

In diesem Moment hörte der Silberweißhaarige eine Kofferraumtür klappern und leichte Schritte auf dem Kies. Gleich danach erklang die Stimme der Anwältin: "Daisuke ich fahre jetzt. Gibst du den Leuten am Tor Bescheid."

Blitzschnell sauste der Hanyou los zur Vorderseite, sodass Kagome ihm kaum folgen konnte. Zurückbleiben lag nämlich nicht in ihrem Sinn.
 

Schlitternd, dabei etliche Steinchen aufwirbelnd, bremste Inuyasha neben Lishas Wagen seinen Schwung ab und leicht außer Atem bat er die Rothaarige: "Kannst du meine Freundin mit in die Stadt nehmen."

Die Gefragte wollte schon einsteigen, wartete jedoch ab, als sie den eilig Näherkommenden sichtete. Immerhin musste sie ihm noch etwas überreichen, da ihr in den letzten Tagen die Gelegenheit fehlte.

Nun lächelte Lisha, nickte und versprach: "Kagome, richtig? Ich bringe sie sicher nach Hause." Etwas leiser bat sie noch: "Inuyasha, fährst du mit bis zum Tor?"

Dieser sah sich um und wunderte sich einen Moment. Kurz entschlossen öffnete er die Tür, und nachdem Kagome auf dem Rücksitz saß, schlüpfte er vorn rein. Der Sportwagen hatte nur zwei Türen und wer auf den hinteren Sitzen Platz nehmen wollte, musste erst den Vorderen umklappen.
 

Die Anwältin startete, ließ das Auto ohne Eile die Auffahrt hinunter rollen und blieb dann an einer verdeckten Stelle stehen. Sie holte ein Kästchen heraus, übergab es dem Hanyou und berichtete ihm jedes Detail darüber. Sobald sie endete, öffnete der Student den Deckel und entnahm die Kette. Er zeigte keine Empfindungen, obwohl das Gehörte ihn innerlich stark aufwühlte. Immer noch konnte er es nicht fassen, dass er einen winzigen Moment lang seinem Vater begegnete. Dieser hatte ihn niemals aufgegeben, suchte immer noch nach ihm und setzte alles daran um ihn zu schützen.

Seine Augen schimmerten verdächtig, als er die Kette mit dem Fangzahn umlegte. Inuyashas Stimme klang belegt: "Sag ihm, das es mir viel bedeutet."

Dann stieg er aus und ging davon, vergaß sogar sich von seiner Freundin zu verabschieden.
 

Kagome zeigte jedoch Verständnis, wechselte wortlos den Platz und blickte dem Hanyou nach, bis er hinter der Biegung verschwand. Außerdem nagte ihr eigenes Erlebnis noch an ihr, so stark, dass es der Undercoverpolizistin auffiel. Während der Wagen das Tor passierte, den Berg danach hinabfuhr und wieder auf eine schnurrgerade Strecke rollte, ergriff Lisha die Hand des Mädchens und drückte sie kurz. "Du bist ihm begegnet. Selbst mir jagt er noch Schauer über den Rücken, obwohl ich Naraku nun schon seit fast einem Jahr täglich treffe. Er kann freundlich sein, aber auch harmlosen Personen einen ungeheuerlichen Schrecken einjagen. Gehe ihm einfach aus dem Weg."

Die Schwarzhaarige lächelte schwach, rieb sich ihre Arme, da sie durch die Erinnerung fröstelte. "Es war richtig unheimlich. Ich hatte das Gefühl, er wollte mich jeden Moment küssen. Wer weiß, was passiert wäre, wenn Inuyasha nicht gekommen wäre."

Lisha runzelte einen Moment die Stirn, warf Kagome einen ungläubigen Blick zu. Schon im Begriff, dem Mädchen den verrückten Gedanken auszureden, blitzte eine Möglichkeit durch ihren Kopf. Sie bremste den Wagen abrupt, schaltete ihn ab und kramte in ihrer Tasche. Dann erinnerte sie sich, die betreffende Akte bereits wieder an Masao zurückgegeben zu haben. Laut äußerte sie: "Aber klar, doch. Das ergibt einen Sinn."

"Was?", hakte ihre Mitfahrerin nach.

Etwas verlegen setzte sich die Anwältin wieder hinter das Steuer, startete und erläuterte dann: "Kikyou, Narakus Frau ist verwandt mit dir. Ich habe Fotos von ihr gesehen, als sie in deinem Alter war. Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend."

Nachdenklich reagierte Kagome: "Kikyou?"

Danach entstand eine kurze Pause, bis sie fortfuhr: "Meine Mutter hat mir ein wenig von deren Schicksal erzählt. Sie brach den Kontakt zu unserer Familie vor langer Zeit ab. Getroffen habe ich deshalb meine Verwandte noch nie. Inuyasha besitzt meines Wissen nach auch keine Fotos, weil sein Vater ...", hier unterbrach, sie sich und berichtigte: "Ich meine, weil sein Stiefvater dagegen ist."

Lisha ordnete sich in den Stadtverkehr ein und strebte dann dem Vorort Musashi zu, der mehr im Landesinneren lag. Nachdenklich reagierte sie auf die Worte des Mädchens: "Seine wahre Existenz wird geheim gehalten. Offenbar hat er viel vertrauen zu dir und seinen Freunden. Das ist gut, denn er wird eure Unterstützung brauchen."

"Die bekommt er", murmelte Kagome und wurde etwas rot. Immer wenn sie an den Hanyou denken musste, fingen Schmetterlinge in ihrem Bauch an zu tanzen. Am liebsten würde sie immer bei ihm bleiben. Denn der Hanyou hatte es ihr angetan und nun nach ihrem ersten Kuss, wollte sie ihn nicht nur wiederholen, sondern eine ernsthafte Liebschaft anstreben.
 

Die Agentin durchschaute sie und konnte sich den Grund nur zu gut vorstellen. In dieser Situation steckte sie auch einmal, bis die Gruppe Wölfe alles zerstörten und dadurch ihr Schicksal in völlig neue Bahnen gelenkt wurde. Manchmal fragte sich, was aus ihrer ersten Liebe geworden war und ob der Junge seine Entscheidung jemals bereute. Schnell schüttelte sie den Gedanken an ihre Vergangenheit ab und widmete sich ihrer Mitfahrerin.

Den restlichen Weg unterhielten sich die beiden weiblichen Personen nur über Jungs. Kagome vergaß den schrecklichen Vorfall in der Villa und freute sich eine ältere Freundin gewonnen zu haben. Obwohl Lisha selbst wenig Erfahrung in Beziehungskram hatte, erhielt sie ein paar nützliche Tipps.
 

In der Zwischenzeit zog sich Inuyasha in an einen bestimmten Ort im Garten des Anwesens zurück. Hier kletterte er auf seinen Lieblingsbaum, lehnte sich an den Stamm und ließ seine Beine baumeln. Er betrachtete ständig den Fangzahn, das Geschenk seines richtigen Vaters. Lisha schilderte etliche Dinge, Hanyou betreffend, und vielleicht wurde es Zeit, dass er sich damit auseinandersetzte. Er wollte zu seiner Herkunft stehen und nicht länger als Mensch leben. Manchmal hatte er sich sogar gewünscht ein vollwertiger Dämon zu sein, doch die Aussicht, wie sein dämonisches Blut überkochte, behagte ihm überhaupt nicht. Er wollte mehr darüber wissen und möglicherweise konnte ihm die Anwältin ein paar Bücher auf das Grundstück schmuggeln. Ansonsten würde er einfach die Bibliothek aufsuchen.

Später dachte er an den Besuch seiner Freundin und fragte sich, was sie so erschreckt haben mochte. Sein Stiefvater etwa? Wollte er Kagome Angst machen, damit sie ihn nicht mehr besuchte? Am besten er fragte sie, sobald er sie wieder sah.

Weitere Grübeleien verhinderte Daisuke, da er seinen Schützling zum Abendessen holte.
 

Naraku ärgerte sich noch lange an diesem Nachmittag über Inuyashas auftauchen. Der Moment gestaltete sich äußerst ungünstig, denn wenn nicht sein Stiefsohn gekommen wäre, die Patrouille tauchte nur wenig später auf. Das nächste Mal musste er einen Ort finden, an dem er mit Kagome allein war und vor allen nicht gestört wurde. Die unmittelbare Nähe, ihre Reinheit und unverfälschte Schönheit, der Geruch, den er schwach wahrnahm, zwang ihn fast dazu, sie zu küssen. Die zarten Lippen zu berühren, nicht viel fehlte in dem Augenblick an der Ausführung. Der Verbrecherlord wollte sie seinetwegen seufzen hören. Bis jetzt hatte er noch nicht einmal begonnen, Kagomes Aufmerksamkeit zu wecken, sondern sie getestet. Nun nahm er sich vor, mehr über sie in Erfahrungen zu bringen. Er beauftragte einen zuverlässigen Privatdetektiv, der herumschnüffeln sollte. Bei dem Gedanken bald die heimlichen Wünsche, ihre Ängste und Schwächen zu wissen, erregte es ihn. Denn damit konnte er arbeiten und das Mädchen systematisch an sich binden. Bei Kikyou war es einfach, ihre einzige Sorge galt dem nächsten Schuss. Inuyashas kleine Freundin dagegen stellte eine große Herausforderung dar und er freute sich darauf.

Bei dem Gedanken zeigte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht, was im nächsten Moment verschwand.
 

Kikyou hatte die Szene beobachtete und suchte ihren Mann nun auf. Sie fand ihn im großen Wohnbereich im Erdgeschoss. Kaum betrat sie den Raum, warnte sie: "Lasse sie in Ruhe! Halte dich von Kagome fern!"

Die Spinne wandte sich ihr mit neutraler Miene zu: "Was wenn nicht?"

"Dann wirst du es bereuen?", konterte die Drogenabhängige mit entschlossener Stimme.

"Einziehst du dich dann mir. Bleibst du meinem Schlafzimmer fern oder reichst du die Scheidung ein?" Dem Verbrecherlord entfuhr ein höhnischer Laut. "Sieh dich doch an. Du bist ein Wrack Kikyou."

Die Schwarzhaarige warf ihm einen giftigen Blick zu. "Komme meiner Cousine noch einmal zu nahe, dann wirst du sehen, wozu ich fähig bin." Sie schluckte und hielt dann ihren Mund, denn beinahe hätte sie sich verplappert. Früher schon hatte die Spinne es mehrmals geschafft auf diese Weise, ihre Wut anzustacheln, damit sie ihr Vorhaben ausplauderte. Besser er dachte, sie stieß nur leere Worte aus.
 

So viel Kampfgeist hatte Naraku schon lange nicht mehr an Kikyou bemerkt. Er betrachtete sie, versuchte ihr Verhalten zu analysieren und sie einzuschätzen. Besser er behielt sie im Auge, nicht dass sie zu einem weiteren Problem wurde. Mit dem Entschluss erhob er sich von dem Sessel, stellte sich vor seine Frau und log: "Die Kleine interessiert mich überhaupt nicht. Ich habe mich ihr nur vorgestellt oder ist es in unserer Familie nicht mehr üblich höflich zu sein?"

Mehr als ein undefinierbares Geräusch brachte das ehemalige Model nicht heraus, bevor ihr Mann sie küsste. Danach kratzte er mit seinem Fingernagel über ihre Haut: "Falls du mich loswerden willst. Es kostet mich nur einen Anruf, dich dorthin zurückzuschicken, wo ich dich damals fand. Rattengesicht findet bestimmt ein paar Freier, die betrunken genug sind, um sich deine früher Schönheit einzubilden."

Dann ging er einige Schritte und erst an der Tür blieb er stehen: "Im übrigen Kikyou, selbst wenn ich Kagome umwerbe, du kannst nichts dagegen tun. Deine Drohungen schüchtern mich nicht ein. Im Gegenteil, sieh dich selbst vor. Es ist dein Leben, welches am seidenen Faden hängt. Noch bin ich derjenige der dir deine kleinen Päckchen besorgt."

Der Verbrecherlord verschwand und die Schwarzhaarige sank zu Boden. Tränen traten ihr in die Augen und sie zitterte, da sie sich nur sehr gut an ihren beinahe Tod vor zwanzig Jahren erinnerte. Obwohl sie jetzt clean war, reichte eine Überdosis um ihrem Leben ein Ende zusetzen, deshalb musste sie fort von ihm. Ihr Entschluss stand fest.
 

Kapitel 22 - Tödliche Folgen
 

Kikyou schafft die Bilder beiseite, begeht dabei einen Fehler und wird erwischt. Gleichzeit erfährt Naraku von einem bestimmten Haftbefehl und zieht daraus seine Konsequenzen.



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