Prolog
Eine Decke aus dichten, dunkelgrauen Wolken zog über Konoha, dem Dorf versteckt unter den Blättern, auf, legte sich wie ein Schatten über die Häuser. Sie verdüsterte das mit Sternen überzogene Firmament und versprach einen baldigen starken Regenfall. Sakura Haruno, die gerade in einem lockeren weißen Sweatshirt und einer grauen Jogginghose in der Küche ihrer kleinen Wohnung am Tisch saß und in ein paar Medizinbüchern las, seufzte beim ersten Donnergrollen leise auf. Es dauerte keine fünf Minuten, da entluden sich die Wolken des Wassers und es begann zu schütten wie aus Eimern. Die junge Frau strich sich eine störende, rosafarbene Haarsträhne hinter ihr Ohr, ehe sie aufstand, um das Fenster in dem kleinen Raum zu schließen, das sie geöffnet hatte, damit frische Luft in ihre Küche gelangte. Die Küche war nicht besonders groß, genau genommen war nichts an ihrer Wohnung besonders groß, aber für sie reichte es vollkommen aus. Sakura brauchte nicht viel Platz für ihre Sachen. Zum Kochen hatte sie einen kleinen Herd und eine Arbeitsplatte und da sie sich lediglich selber versorgen musste, betrieb sie nie einen großen Aufwand um ihre Mahlzeiten. Die restlichen Küchenutensilien befanden sich in mehreren Schränken, die an den Wänden hingen oder standen.
Von dem quadratischen Holztisch bis zum Fenster waren es nicht einmal zwei Schritte, die sie gehen musste. Noch bevor Sakura den kleinen Spalt, den sie offen gelassen hatte, verschließen konnte, hielt sie inne. Etwas – oder genauer gesagt Jemand – zog in diesem Moment ihre Aufmerksamkeit auf sich. Dort unten auf der Straße vor ihrem Haus, in diesem strömenden Regen stand er, Kakashi Hatake, und fing ihren Blick auf. Sekundenlang sahen die beiden Ninja sich an, ohne ein Wort miteinander auszutauschen. Sie brauchten nicht zu reden, um miteinander zu kommunizieren, denn Kakashi gab ihr wortlos zu verstehen, dass sie ihm in den nächsten Momenten die Tür öffnen sollte. Eben weil die Kunoichi diesen Appell verstand, entfernte sie sich von ihrem Küchenfenster, damit sie zur Wohnungstür gehen und diese öffnen konnte.
Der marinefarbene Pullover und die gleichfarbige Hose durchnässt bis auf die Haut und die hellen Haare platt von dem Regen, stand Kakashi vor der Tür seiner früheren Schülerin, die ihn aufmerksam musterte. »Wie lange stehst du da schon? Bei dem Wetter holst du dir noch den Tod«, schimpfte Sakura vorwurfsvoll, aber nicht böswillig, eher besorgt. »Komm rein, ich bring dir ein Handtuch.« Die junge Frau wollte gerade Kehrt machen, um aus ihrem Badezimmer ein Handtuch für ihren Gast zu holen, doch kaum hatte sie sich halb von ihm weggedreht, hatte er schon nach ihrem Oberarm gegriffen. Seine Hand war kalt und sein Handschuh ebenso durchnässt wie jegliche Kleidung, die er trug, was Sakura einen Schauer über den ganzen Körper jagte. Überrascht suchte sie seinen Blick. Sein linkes Auge war, wie fast immer von seinem Konohastirnband abgedeckt, doch das rechte war auf sie fixiert. Obwohl er seine Maske trug – und auch diese durch die Feuchtigkeit in seinem Gesicht kleben musste – erkannte sie die ernsten Gesichtszüge, die seinen Mund umspielten.
»Er ist wieder da, Sakura. Sasuke ist wieder in Konoha und er liegt im Krankenhaus.«
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© SarahSunshine