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Romeo

Balkonien und Schulhofromanzen
von

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Zweisamkeit

Ich schlucke heftig und kann es immer noch nicht so richtig fassen, dass Marius tatsächlich vor mir steht. Was mich aber mehr aus der Fassung bringt, als sein Auftauchen, schließlich arbeiten wir an einem Projekt, sind seine Verletzungen.

Muss er es mir denn gleich tun und sich ebenfalls in Schwierigkeiten bringen? Ich weiß ja, dass das bei Marius nichts neues ist. Er legt sich mindestens ein oder zweimal in der Woche mit einem älteren Schüler an und das kommt dann eben dabei heraus.

Was mein Gesicht zum Glühen bringt, ist allerdings auch die Tatsache, dass ich halb nackt vor ihm stehe. Bis eben habe ich es immerhin mühevoll versucht, mich irgendwie zu waschen und meine rechte Hand wollte nun mal leider nicht so wie ich.

„I-ich bin gerade beschäftigt...“, murmele ich verlegen.

Marius blickt mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und sieht an mir vorbei in die Wohnung. „Ist noch keiner da?“, fragt er, woraufhin ich den Kopf heftig schüttele.

„Und was machst du gerade?“, will er wissen.

„Ich versuche mich zu waschen...“, gebe ich verlegen zu.

„Was ist so schwierig daran?“

„Na ja, ich kann die hier nicht benutzen!“, erwidere ich und hebe meine verbundene Hand in die Höhe. Marius Blicke machen mich nervös, aber ich bin auch froh, nicht schon wieder stottern zu müssen.

„Willst du reinkommen?“, frage ich ihn und trete einen Schritt zur Seite. Heilige Scheiße! Mein Schwarm und ich sind alleine in der Wohnung!

Marius tritt ein und zu meiner Überraschung folgt er mir ins Badezimmer. „Du kannst auch in meinem Zimmer warten.“

Marius schüttelt den Kopf und bleibt im Türrahmen stehen. Unschlüssig bleibe ich stehen und sehe zu ihm. Wie soll ich mich denn vor ihm ausziehen? Ich meine, er ist der Grund meiner feuchten Träume! Wenn ich nackt vor ihm stehe, turnt mich das bestimmt an.

„Worauf wartest du?“, fragt Marius mich und verschränkt die Arme vor der Brust.

Notgedrungen, um mir keine Blöße zu geben, ziehe ich mühsam meine Kleidung aus. Nackt stehe ich vor Marius und spüre die aufkeimende Hitze in meinem Gesicht, als ich seine Blicke auf meinem Körper spüre.

Als ich aus dem Augenwinkel sehe, wie Marius sich rührt, steige ich hastig in die Badewanne und halte die Hand auf dem Badewannenrand, damit der Verband nicht nass wird. Ich starre auf das Wasser und versuche zu ignorieren, dass Marius sich neben mich auf die Toilette setzt.

„Wie ist das passiert?“, frage ich ihn und deute kurz auf sein malträtiertes Gesicht, in dem man Prellungen und leicht verkrustetes Blut sieht.

„War nur eine Prügelei...“, meint er kurz angebunden.

Wir schweigen beide, obwohl ich ihm gerne so vieles erzählen oder fragen würde. Ich atme tief durch und nehme all meinen Mut zusammen, um wenigstens überhaupt etwas zu sagen.

„Bist du mit Lisa zusammen?“

„Wieso? Stehst du auf sie?“

Entsetzt sehe ich Marius an. „Geht's noch? Hast du schon mal gehört, wie sie über mich spricht?“

„Ja, habe ich. Na und? Hätte doch sein können, dass du sie trotzdem magst.“

Ich schüttele heftig mit dem Kopf. „Ich mag jemand anderes!“, rutscht es mir heraus.

„Aha...“

Was? Das interessiert ihn nicht mal? Interessiert diesen Jungen überhaupt etwas? Er wirkt auf mich so verschlossen und desinteressiert. Das ist wirklich zum Haareraufen!

„Bist du mit jemandem zusammen?“, frage ich ihn bange.

Marius schüttet den Kopf.

„Stimmt es, dass du mal was mit einer älteren Frau hattest?“, will ich wissen. Marius sieht mich an, erwidert jedoch nichts, dann wendet er den Blick wieder ab und sieht auf seine Hände, die er zwischen seinen Beinen knetet. Seine Fingerkuppen sind ebenfalls rot und zerkratzt.

Es ist ein komisches Gefühl hier mit ihm alleine im Badezimmer zu sein und mich mit ihm zu unterhalten. Noch dazu bin ich komplett nackt!

Nach einer Weile greife ich nach dem Wasserhahn und drehe ihn auf, greife nach der Duschbrause und versuche meine Haare zu durchnässen. Überrascht zucke ich zusammen, als ich Marius Hand an meiner spüre und er mir die Duschbrause abnimmt. Ich lasse die Hand sinken und schließe die Augen, während er mir die Haare wäscht, einseift und alles wieder auswäscht.

Es fühlt sich angenehm an, da wo Marius mich berührt und ich kann mein Glück immer noch nicht fassen. Ich presse die Lippen aufeinander und als Marius fertig ist, stütze ich mich mit dem Ellenbogen auf dem Wannenrand ab, um aufzustehen. Marius stützt mich und als seine Hände mich am Körper berühren, ist es als würde er mir Stromstöße verpassen. Eine Gänsehaut rinnt mir über den Körper und als ich in sein Gesicht sehe, welches meinem so nahe ist, schnürt sich mir die Kehle zu.

Marius hilft mir aus der rutschigen Wanne und sogar beim Abtrocknen. Es ist mir schleierhaft, wieso er auf einmal so hilfsbereit ist, wenn ihn doch immer alles kalt lässt.

Am liebsten würde ich mich jetzt einfach an seinen Körper fallen lassen. So gehemmt wie ich bin, hat Leander allerdings recht. Marius und ich werden uns nie näher kommen als jetzt in diesem Moment.

Als mir das klar wird, ist mir zum heulen zumute.

Es ist als würde man einen tollen Typen sehen, traut sich nicht ihn anzusprechen, weil man gehemmt ist und sieht diesen Jungen nie wieder. Eine verpasste Chance, die man lange mit sich herumträgt und sich wünscht, es doch getan zu haben, egal wie doof man sich dabei dann angestellt hat.

Ich ziehe mich langsam an und als unten die Türklingel ertönt und die anderen nach oben kommen, lasse ich schnell das Wasser ablaufen und verlasse mit Marius das Badezimmer.

Leander lächelt mir zu, als er die letzte Treppenstufe erklimmt und zusammen mit Vincent und Lisa gehen wir alle in mein Zimmer, um weiter an unserer Fotostory zu arbeiten und die entwickelten Fotos von gestern durchzugehen.
 

Abends sitze ich vor meinem Laptop und surfe im Internet. Zum Glück muss ich da nicht schreiben, sondern benutze die Tastatur und das geht auch mit der rechten Hand, wenn auch im Schneckentempo.

Neugierig suche ich mir eine Singlebörse für Homosexuelle und melde mich kurzerhand an. Ich suche einen Chatroom, der mich anspricht und kurz darauf bekomme ich auch schon eine Nachricht.

Ich öffne sie und schmunzele.

Hi.

Hi!, schreibe ich zurück.

Wie alt bist du?

16 und du?

26. Hast du ein Foto?

Hastig schließe ich das Chatfenster und atme tief durch. Was mache ich denn jetzt? Ein Foto? Natürlich habe ich ein Foto, aber...

Ich probiere es noch mal und gehe erneut in den Chatroom. Den Kerl von eben ignoriere ich, auch wenn er mich noch mal anschreibt.

Hallo.

Hi, wie geht’s?

Gut und dir?

Prima. Wie alt bist du?

39 und du?

Erstaunt sehe ich auf die Zahl. Will ich wirklich jemanden kennen lernen, der so alt ist? Ich knabbere an meinem Fingernagel und beschließe es erst mal bei einem Gespräch zu belassen.

16. Hast du ein Foto? Innerlich bin ich am lachen, dass ich dieselbe Methode verwende, wie der erste Kerl, den ich angeschrieben habe.

Nein, aber ich habe eine Webcam. Hast du eine?

Ja.

Benutzt du Skype oder ein anderes Programm?

Skype. Ich schicke ihm meine Daten und spüre die Nervosität. Ich öffne Skype und füge den Kerl hinzu, dessen Namen ich nicht einmal kenne. Die Kamera geht an und als ich den Typen auf der anderen Seite sehe, muss ich mir doch eingestehen, dass ich mir mehr erhofft habe oder einfach jemand anderes erwartet habe, nur eben nicht diesen Mann, der vor mir sitzt.

„Hi, kannst du mich sehen?“

„Ja, kann ich...“, murmele ich und rücke mein Headset zurecht.

„Willst du es dir nicht etwas gemütlicher machen?“, fragt mich der Unbekannte.

„Gemütlicher?“, hake ich verwirrt nach.

„Na ja, wieso ziehst du dir nicht deinen Pullover aus?“

Ich senke den Kopf und knabbere auf meiner Unterlippe.

„Nicht so schüchtern!“, meint er lachend.

Ich kralle meine Finger der rechten Hand in mein Hemd und hadere mit mir selbst. „Nein, geht schon.“

„Willst du mir zusehen?“

„Wobei?“

„Warte, ich zeige es dir!“

Als der Kerl beginnt sich die Hose zu öffnen, blockiere ich ihn hastig und schließe den Chat. Mit klopfendem Herzen starre ich auf meinen Bildschirm und stehe auf. Ruhelos laufe ich in meinem Zimmer auf und ab. Sind da etwa nur solche komischen Typen unterwegs?

Mein Laptop macht einen Ton und neugierig laufe ich zum Schreibtisch. Eine neue Nachricht.

Hey, ich habe gesehen, dass du in meinem Alter bist. Hast du Lust zu chatten?

Ich rufe das Profil des Jungen auf, in dem leider sehr wenig steht. Er wirkt harmlos.

Okay, woher kommst du?

Als ich den Namen meines Stadtteils lese, staune ich nicht schlecht. Ob er auch auf meine Schule geht?

Wir unterhalten uns eine Weile, ich merke dabei gar nicht wie die Zeit vergeht und ehe ich es mich versehe, ist es weit nach Mitternacht. Wir unterhalten uns über alles mögliche, nur sehr wenig über ihn, aber es macht Spaß sich mal mit einem Gleichgesinnten auszutauschen. Je länger wir miteinander chatten, umso mehr Lust bekomme ich, mich mal mit ihm zu treffen, allerdings traue ich mich einfach nicht ihn zu fragen. Was, wenn er nicht will?

Wir tauschen unsere Skypenamen aus und als wir uns voneinander verabschieden, fühle ich mich irgendwie gut und ausgelassen und so gar nicht müde. Trotzdem muss ich wohl oder übel ins Bett gehen, wenn ich morgen beziehungsweise heute keine dunklen Augenringe haben möchte.

Da ich sowieso nur noch Boxershorts trage, krieche ich in mein Bett und decke mich zu. An Schlaf ist aber noch lange nicht zu denken.
 

Am nächsten Tag treffe ich mich nach der Schule mit Leander mal wieder bei mir zu Hause. Die ganze Zeit überlege ich, ob ich ihm von meinem neuen Chatfreund erzählen soll, aber dann lasse ich es doch lieber. Ich möchte erst mal sehen, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt. Vielleicht bleibt es auch nur beim Chatten?

Leander und ich küssen uns, liegen auf dem Bett und bereitwillig lasse ich mich von ihm berühren. Seine feuchte Zunge in meinem Mund ist bereits ein willkommener Gast und als er mir den Reißverschluss der Hose geräuschvoll aufzieht, lasse ich es zu. Leander schiebt seine Hand in meine Hose und als er beginnt mich zu befriedigen, muss ich mir eingestehen, dass es sich wirklich besser fühlt von jemand anderem angefasst zu werden.

Ich räkele mich auf dem Bett, genieße seine Berührungen und kann kaum von Leanders Lippen ablassen. Mit der rechten Hand umarme ich ihn. Leander legt sich halb auf mich und küsst mich innig.

Nachdem wir unseren Gelüsten gefolgt sind, liegen wir faul im Bett und kuscheln miteinander.

„Willst du mit mir schlafen, wenn es deinem Arm wieder besser geht?“, fragt Leander unverblümt. Ich sehe ihn an und schlucke. „Okay...“, meine ich, bin aber nicht wirklich sicher, ob ich es wirklich will. „Tut das sehr weh?“

„Am Anfang ist es komisch, es kann auch ein wenig schmerzen, aber du gewöhnst sich daran, wenn wir es öfter machen und dann fühlt es sich auch gut an.“

Ich nicke bedächtig. „Machen wir es dann hier?“, frage ich zaghaft.

„Wir können es auch bei mir machen. Was dir lieber ist.“

„Hier.“

Leander nickt und küsst mich. Ich erwidere es und eindringlich vertiefen wir den Kuss. Leanders Lippen suchen sich ihren Weg zu meinem Hals und liebkosen meine Halsbeuge. Ich schlinge meine heile Hand um seinen Nacken und ziehe den Jungen fester an mich.

Als ich unten die Türglocke höre, springen wir regelrecht auseinander. Leander hilft mir eilig beim Anziehen und als mein Vater hochkommt, sitzen wir brav wie Musterschüler am Schreibtisch.

„Ah, du bist auch wieder da! Ich habe Pizza mitgebracht!“, meint mein Vater und hält die Pizzakartons hoch.

„Super!“, meint Leander erfreut.

Mein Vater verschwindet wieder und als Leander und ich uns ansehen, müssen wir beide uns das Lachen verkneifen.

„Und du willst wirklich hier Sex haben?“, flüstert er mir amüsiert zu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Medieval
2013-09-22T14:35:41+00:00 22.09.2013 16:35
Super Kapi ^^
Und so viele offene Fragen!
Wer ist der Junge aus dem Chat und was ist mit Marius los!?
Bin schon gespannt auf das nächste Kapi! :D
Antwort von:  Shunya
22.09.2013 17:02
Medieval
Freut mich, dass das Kapi dir gefallen hat. :D


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