Schneeflug
„Mama, Mama … Wie ist die Erde so? Ist es dort schön? Hat man da Spaß?“ Eine Frage nach der anderen schoss Flocke durch den Kopf. Dabei sah sie ihre Mama neugierig an. Flocke war furchtbar aufgeregt. Bald sollte sie mit ihren Geschwistern das erste Mal die Erde besuchen. Die Vorbereitungen für den Schneeflug liefen bereits seit Tagen auf Hochtouren. Mama Flocke lächelte und drückte ihre Tochter kurz an sich. Sie war damals genauso nervös gewesen. „Keine Angst, die Erde ist ein wirklich schöner Ort. Dort gibt es viele Blumen, Bäume und Tiere. Oh, und ganz viele Menschen. Besonders die Kleinen von ihnen freuen sich über uns.“ Flocke nickte. Das klang interessant. Freude macht sich in ihr breit.
„Ich weiß Mama, also von den Kindern. Der Lehrer hat davon erzählt.“ Flocke war besonders auf sie gespannt. Bisher kannte die kleine Schneeflocke nur ihre eigenen Geschwister und die anderen Flöckchen. Es klopfte. Wenig später winkte einer von Flockes Freunden den beiden durchs Fenster zu. „Ah, du wirst erwartet. Geh doch noch ein wenig spielen. Ich kümmere mich inzwischen um den Rest.“ Flocke nickte und stürmte aus dem Haus. Draußen wurde sie bereits ungeduldig erwartet. All ihre Freunde waren da. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Wolkenspielplatz. Dort angekommen trafen sie auf weitere Kristalle. Glücklich umarmte Flocke jedes von ihnen. Kurz darauf kullerten die Kleinen über die Wolke, spielten Wolkenball oder übten ihren Flug. Helles Lachen erfüllte die Luft und sorgte für eine festliche Stimmung.
Die Stunden vergingen auf diese Weise wie im Flug. Eine Glocke ertönte und ließ alle aufhorchen. Es wurde Zeit sich für den Schneeflug fertigzumachen. Schnell rannten alle zu ihren Eltern. Völlig außer Atem kam Flocke bei ihrer Mama an. Mama Flocke putzte bereits ihre Geschwister heraus. Jeder wollte besonders hübsch leuchten. Flocke kam als letzte dran, strahlte am Ende aber genauso hübsch. „Lasst uns gehen.“ Gemeinsam verließ die kleine Familie ihr gemütliches Heim und machte sich auf den Weg zum großen Festplatz. Dort tummelten sich bereits viele andere Familien. Flocke und ihre Geschwister rannten gleich zu den anderen Erstlingen. Gespannt wartete sie auf ihr Signal. Erst mal aber sprach der Älteste noch ein paar Worte. „Meine lieben Kleinen, ihr begebt euch heute auf eine große Reise. Ihr werdet die Erde entdecken. Ihr werdet sie mit all ihren Überraschungen erleben. Wir wünschen euch viel Spaß dabei und sind jetzt schon stolz auf euch.“
Leiser Applaus ertönte und alle Erstlinge gingen an den Rand des Festplatzes. Dort warteten bereits Wolken, welche sie mitnehmen würden. Kichernd stiegen sie in die diese, winkten ihren Eltern noch mal. Dabei sanken die Wolken langsam nach unten und ließen die kleinen Kristalle wieder frei. Sacht rieselten Flocke und ihre Freunde auf die Erde. Sie bedeckten all die Blumen und zogen der Welt ein weißes Kleid an. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Kinder kamen und sich an ihren erfreuten. Lachend formten die Kinder Schneebälle, bauten Schneeengel und rodelten.
Flocke, die gerade Teil eines Schneemannes wurde verstand nun, was die Mama gemeint hatte. Sie verstand, wieso der erste Schnee für die Menschen etwas Besonderes war. Derweil schneite es immer noch. Nun rieselten auch die Eltern der Erstlingsflieger nach unten und trugen ihren Teil bei. Die Welt war nun endgültig verwandelt und der Winter eingekehrt. Eine besondere Zeit hatte ihren Anfang genommen. Eine Zeit, deren Zauber gerade erst erblühte.
By Jemo Kohiri
