Zum Inhalt der Seite

25 Days of Christmas

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

5. Dezember : Gruselige Schneeflocken

5. Dezember : Gruselige Schneeflocken
 

Ron stieg aus der Dusche und rubbelte sich mit einem Handtuch durch die roten Haare, bevor er sich abtrocknete und anzog. Er hatte sich für Jeans und einen warmen Pullover entschieden, den er mal von seiner Mutter zu Weihnachten geschenkt bekam. Mit Schneeflocken drauf. Er seufzte.
 

Als er aus dem Fenster blickte, sah er, dass es schneite. Kleine Eiskristalle trafen auf die Scheibe und liefen schließlich als Wasserperlen an ihr herunter. Eine Weile beobachtete er das zarte Spiel der Schneeflocken, bis er vom Knurren seines Magens unterbrochen wurde. Er brauchte definitiv Frühstück.
 

Nachdem er einen Blick in sein Portemonnaie geworfen hatte, entglitt ihm ein tieferer Seufzer. Er musste auf jeden Fall zu Gringotts, und das bedeutete zwangsläufig auch, dass er gezwungen sein würde, mit Hermine wegen ihrer gemeinsamen Finanzen zu sprechen. Sich freizunehmen war vielleicht doch keine so gute Idee gewesen. Aber für ein karges Frühstück würden seine paar Taler wohl noch reichen. Daher machte er sich erstmal auf den Weg ins Untergeschoss.
 

Als er den gemütlichen Speiseraum mit angeschlossener Bar betrat, die sich morgens anscheinend in einen Büffettresen verwandelte, war er erstaunt über die vielen Leute. Zwischen den Tischchen erblickte er auch sogleich Malfoy, der gut gelaunt seine Gäste versorgte und sich trotz des Trubels immer wieder freundlich auf kleine Unterhaltungen einließ. Ron musste zugeben, dass er das nie erwartet hätte. Der Draco Malfoy dort vor ihm war ein ganz anderer als das Frettchen, für das er ihn früher immer gehalten hatte.
 

„Na Weasley, im Gehen eingeschlafen?“, holte ihn auch sogleich die altbekannte Stimme mit deutlicher Belustigung zurück in die Realität. Und doch, irgendetwas fehlte. Etwas war anders. Denn er verspürte gar nicht den Drang, seinem Gegenüber eine wütende Antwort zu geben. Daher sagte er einfach gar nichts, sondern ließ sich lediglich von Malfoy zu einem Einzeltisch gleich in der Nähe der Theke führen.

„Okay, also wo du dein Frühstück findest, dürfte ja wohl offensichtlich sein.“, verkündete der ehemalige Slytherin mit einem Wink in Richtung Buffet. „Was kann ich dir zu trinken bringen? Kaffee?“

„Äh, Kaffee, ja…aber…“ Ron spürte bereits, wie er leicht rot um die Nase wurde.

„Aber?“, versuchte der junge Malfoy ihn auch sogleich zum Weitersprechen anzuspornen.
 

„Äh, ich glaube nicht, dass ich mir dein Buffet im Moment leisten kann. Hast du nichts…Kleineres?“, nuschelte der Griffindor, sichtlich mit sich zaudernd. Und als er das Grinsen auf den Zügen des anderen sah, wäre er am liebsten aufgestanden und gegangen.

„Wenn du die letzten Tage auch nur einmal zum Frühstück erschienen wärst, dann wüsstest du bereits, dass es im Zimmerpreis inklusive ist. Es kostet nichts, also bedien dich, Weasley.“ Damit verschwand er durch eine Tür, in die Küche, wie Ron vermutete, und ließ ihn allein mit seinen Gedanken. Inklusive also…
 

Nach einigen Momenten des Zögerns erhob der Griffindor sich schließlich und bediente sich am reichlichen Buffet. Als er zum Tisch zurückkehrte, stand dort schon eine dampfende Tasse Kaffee und wartete auf ihn. Genüsslich verspeiste er die verdammt schmackhaften Speisen und kam nicht umhin zu bemerken, dass die Atmosphäre des Raumes ihn sichtlich entspannte.
 

Nachdem sich der Trubel etwas gelichtet hatte, trat Malfoy wieder an seinen Tisch und setzte sich mit einer Tasse Kaffee völlig selbstverständlich zu ihm.

„Und? wie ist das Essen, Weasley?“ Die Frage an sich klang völlig beiläufig, doch Ron hatte irgendwie das Gefühl, er hörte Neugierde. Aber wahrscheinlich bildete er sich das nur ein.

„Auch wenn ich es nicht gern zugebe, aber…“ Er seufzte. Er gab es wirklich nicht gern zu. Doch es war nun einmal die Wahrheit.
 

„Aber es ist echt fantastisch…“ Es war nur ein Flüstern. Allerdings hatte Malfoy ihn dennoch verstanden.

„Ja, ich weiß, wie soll es auch anders sein? Ich hab es schließlich überwiegend selbst zubereitet, aber trotzdem, danke…“

Rons Augen weiteten sich überrascht. Dann konnte er nicht verhindern, dass sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen schlich. „Wow, das ist irgendwie echt gruselig, wenn du dich bei mir bedankst.“

„Ja, oder? Ich hab gerade das Gleiche gedacht.“, gab Malfoy mit einem schiefen Grinsen zu.
 

Eine Weile saßen sie einfach nur da und schwiegen. Und Ron musste sich eingestehen, dass ihm diese Situation hier gefiel. Er hatte nur nicht die geringste Ahnung warum eigentlich. Als er den Blick des anderen auf sich spürte, wandte er sich um und schaute in ein ruhiges Meer aus undurchsichtigem Grau.

„Wie geht’s dir, Weasley?“ Der Griffindor schluckte, während er versuchte, in den Augen des einstigen Rivalen irgendetwas zu lesen. Doch er fand…keine Antwort. Die Frage verriet so gar nichts über den Grund, aus dem sie gestellt wurde. Und Ron hätte gern gewusst, warum ausgerechnet Draco Malfoy sie aussprach.
 

„Willst du das wirklich wissen? Ich meine, was interessiert es dich?“ Und er konnte nicht sagen, woher dieses Gefühl plötzlich kam, doch er hoffte, es würde den anderen tatsächlich interessieren. Dann sah er den ehemaligen Slytherin seufzen.

„Ich weiß, ich war manchmal ein echtes Arschloch, bin ich heute auch noch, teilweise sogar ganz gern, zugegeben. Aber wir sind nicht mehr in der Schule, Weasley. Und wir müssen auch keine Gegner mehr sein. Jedenfalls nicht, soweit es mich betrifft. Und du müsstest mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich keine Fragen stelle, auf die ich die Antwort nicht wissen will.“, erklärte ihm Malfoy ruhig, ohne den Blickkontakt abzubrechen.
 

Ron schluckte abermals. Verdammt. Er konnte spüren, wie sich ein Kloß in seinem Hals zu bilden begann. Sich abwendend schloss er die Augen und atmete ein paar Mal tief durch. Die Worte des anderen fegten immer wieder durch sein Gedächtnis. Keine Gegner mehr. Natürlich wusste Ron, dass sie nicht mehr in der Schule waren, aber… Er atmete erneut tief durch. Dann sah er wieder auf.

„Ist das dein Ernst?“ Malfoy nickte nur.

„Okay, also…was mich betrifft…müssen wir…auch…keine Gegner mehr sein…“. Die letzten Worte waren nur ein Flüstern. Erst als er das sanfte Lächeln auf den Lippen des anderen sah, entspannte er sich, erleichtert, die Worte ausgesprochen zu haben. Und schließlich konnte er es nicht verhindern, ebenfalls leicht zu lächeln.
 

Doch dann wurde der Ausdruck Malfoys wieder ernster. „Also Weasley, wie geht’s dir?“ Ron seufzte lautlos.

„Ganz gut soweit, denke ich. Ich hab mich heute mit…Harry ausgesprochen. Und den Rest des Monats erstmal auf Arbeit freigenommen. Was ich mir eigentlich gar nichts leisten kann.“, gab er schließlich kleinlaut zu.
 

„Und was willst du jetzt machen?“, fragte Malfoy weiter. Doch Ron wusste nicht so recht, was er antworten sollte. Letztendlich entschied er sich für die Wahrheit. Leugnen brachte ja doch nichts.

„Um ehrlich zu sein, keine Ahnung.“ Und als er es sich selbst sagen hörte, da wurde ihm erst so richtig klar, dass er echt keinen Schimmer hatte, was er eigentlich mit seinem Leben anfangen sollte, was definitiv ein miserables Gefühl war.

„Okay, ich mach dir einen Vorschlag, aber ich will nichts hören von wegen Almosen und dem ganzen Bla Bla Bla, also verkneif es dir, verstanden?“ Malfoy hatte diesen Ton in seiner Stimme, der Ron beinahe sofort einfach nur nicken ließ. Wie machte der Typ das bloß?
 

„In Ordnung. Also, ich weiß, du hast nicht viel Geld, Auror oder nicht….“

„Moment, ich…“, wollte Ron schon einwerfen, kam aber nicht weit.

„Halt die Klappe, Weasley, ich bin noch nicht fertig. Also, ich mach dir ein Angebot. Zur Weihnachtszeit ist hier ziemlich viel los, da kann ich Hilfe gut gebrauchen. Vor allem auch, damit ich mich ein wenig mehr um „Potiones Draconis“, meinen Tränkeladen, kümmern kann. Du hilfst mir hier aus, dafür brauchst du dir keine Gedanken um das Zimmer und die Verpflegung machen und kannst sonst erstmal deine Angelegenheit regeln. Was meinst du?“
 

Ron rang einen Moment mit sich, dann schüttelte er den Kopf.

„Ich will deinen Mitleidsdienst nicht, Malfoy.“ Was nicht wirklich stimmte. Eigentlich würde er dieses Angebot gern annehmen, nur stand sein Stolz ihm im Weg.

„Ja ja, dein verdammter Stolz, was?“, durchschaute ihn der ehemalige Slytherin beängstigend schnell. „Aber wieso meinst du, dass dich die Arbeit für mich deine Selbstachtung kosten wird?“
 

„Äh, Erfahrung?“, floss es leicht unsicher über Rons Lippen. Doch als er den verärgerten Blick des anderen bemerkte, biss er sich verwirrt auf die Unterlippe.

„Wie du meinst, Weasley. Aber glaub ja nicht, dass ich auch nur noch einen Penny von dir annehmen werde…“ Mit diesen Worten erhob sich Malfoy und verschwand hinter der Theke. Und erst da wusste Ron den Blick des anderen richtig zu deuten. Er hatte den Slytherin nicht verärgert, sondern gekränkt. Seit wann war er denn bitte dazu in der Lage? Eine neue Zauberkraft vielleicht? Doch schon dieser Gedanke ließ ihn sich schuldig fühlen. Verdammt. Dieser Typ machte ihn noch fertig.
 

Er trat an die Bar, die wieder eine war. Malfoy musste längst bemerkt haben, dass Ron nun vor ihm stand, ignorierte ihn aber völlig. Der Griffindor seufzte. „Malfoy?“

„Was?“, blaffte ihm dieser entgegen. Ron rang mit sich um die richtigen Worte. Er hatte wirklich ein schlechtes Gewissen.

„Ich…ich wollte nicht…es…es tut mir….“ Doch bevor er sein Gestammel zu Ende bringen konnte, unterbrach ihn der andere.

„Lass gut sein, Weasley, ich bin schließlich nicht aus Zucker…“ Ron nickte verhalten. „Also, wirst du mein Angebot annehmen?“
 

„Warum, Malfoy? Ich versteh es nicht. Wir wissen beide, dass du das nicht machen musst. Also warum solltest du mir diesen Gefallen tun? Ich kapier das einfach nicht…“

„Ich hab meine Gründe…“, war alles, was er als Antwort erhielt. Doch das wollte dem Griffindor nicht reichen. „Aber welche?“

„Weasley, ist es denn wirklich so wichtig, dass du es verstehst? Kannst du es nicht einfach akzeptieren? Nur dieses eine Mal deinen verdammten Stolz hintanstellen?“
 

Der Klang in Dracos Stimme war so…ja, wie eigentlich? Fordernd? Befehlend? Endgültig? Schon. Irgendwie. Aber auch warm, weich, beschwichtigend. Irgendwie. Und er wusste, dass sich gerade etwas geändert hatte. Zwischen ihnen. Vor allem auch, weil er den anderen - zumindest gedanklich - das erste Mal überhaupt beim Vornamen nennen wollte. Und mit den folgenden Worten akzeptierte er die Veränderung. „Okay, Malfoy…danke…“
 

Dieser nickte erst, dann schlich sich ein Grinsen auf seine Lippen.

„Mann, ein Danke…aus deinem Mund…du hattest völlig recht…gruselig ist das richtige Wort dafür… Ach und…ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber dieser Pullover mit Schneeflocken, der ist auch gruselig, du brauchst dringend neue Klamotten, Weasley.“
 

Ron wollte schon widersprechen, musste aber, als er an sich heruntersah, betrübt feststellen, dass der andere leider Recht hatte.

„Ich weiß.“, seufzte er murmelnd, während er den Blick des Slytherins suchte.
 

Und wie aus dem Nichts fingen sie beide an zu lachen…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  demona1984
2013-12-05T17:25:10+00:00 05.12.2013 18:25
Warum habe ich mir sowas nur gedacht? ;)

Mal sehen wie sich Ron als Angestellter des `Frettchens` macht.

Wieder sehr schön geschrieben. Danke Schön.

Lg Demona


Zurück