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25 Days of Christmas

von

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8. Dezember: Mistelhafte Verzweigung

8. Dezember : Mistelhafte Verzweigung
 

Ron schwenkte seinen Zauberstab und ließ die sauberen Gläser in den Schränken verschwinden. Sein Blick fiel auf die Uhr an der Wand, die ihm vergegenwärtigte, dass er in etwa einer Stunde bei Harry und Ginny zum Abendessen eingeladen war. Er seufzte. Sie würden viele Fragen haben, auf die er keine Antwort wusste. Jedenfalls noch nicht.
 

Eine Bewegung vor ihm ließ ihn aufschauen. Jesus setzte sich soeben an den Tresen und schenkte sich mit einem Schlenker seines Zauberstabs selbst einen Kaffee ein, während er Ron, wie schon am Tag zuvor, unentwegt musterte. Was diesen unentwegt nervte. Dieser Typ war doch einfach…

„Ich werde gehen. Ich denke, ich war lange genug hier…“, unterbrach die weiche Stimme des Schönlings vor ihm seine Wut.

„Ja, super, dann mach doch endlich.“, rutschte es ihm, ohne darüber nachzudenken, über die Lippen, wofür er ein Lachen erntete, dass ihn seine Worte realisieren und aufblicken ließ.
 

„Äh, sorry, war nicht so gemeint.“, stammelte Ron leicht betreten.

„Doch, war es.“, erkannte der Fremde grinsend. „Aber das ist okay. Ich bin selbst schuld…“

„Schuld? Wie meinst du das?“, wollte der einstige Griffindor verwirrt wissen.

„Na ja, ich konnte mich einfach nicht festlegen, wollte Abenteuer und so weiter. Ich dachte immer, dass ich noch Zeit hätte… Aber jetzt ist es wohl zu spät…“, erklärte Jesus mit einem kapitulierenden Lächeln. Ron verstand irgendwie kein Wort.
 

„Pass gut auf Dray auf, ja?“, bat der schöne junge Mann, während er seine Jacke überzog, seine Tasche schulterte und sich erhob.

„Äh, ich…du gehst? Willst du dich denn nicht von ihm verabschieden?“, fragte Ron, immer noch völlig perplex, während er ebenfalls aufstand.

„Nein. Sag ihm einfach, gern geschehen… Er wird es schon verstehen…“ Mit einem Augenzwinkern drehte er sich um und ging ohne ein weiteres Wort oder jegliche Erklärung aus der Pension, wobei er den Rotschopf absolut durcheinander zurückließ. Was war das denn bitte eben? Er sollte aufpassen? Auf Draco? Draco Malfoy? Gern geschehen? Mann, er hatte echt keinen Schimmer, was das bedeutete.
 

Als besagter Draco plötzlich aus der Küche kam, wäre Ron vor Schreck beinahe einfach rücklings umgekippt. Er sollte wirklich etwas an seinen Reflexen arbeiten…

„Hey Weasley, alles klar? Hast du Jes gesehen?“ Jes… Wer? Unter den roten Haaren arbeitete es. Dann schaltete er endlich. Jesus!

„Äh, also, der ist irgendwie…gegangen…“, erläuterte er leicht stockend und gleichzeitig entschuldigend.
 

Der junge Malfoy verharrte in seiner Bewegung und nickte nachdenklich. „Hat er noch irgendwas gesagt?“

„Nur…na ja…gern geschehen. Er meinte, du wüsstest, was das heißt…“, antwortete Ron, immer noch sichtlich verwirrt.

Draco biss sich überlegend auf die Unterlippe, dann fuhren seine Finger durch das blonde Haar, während er tief seufzte. „Wie auch immer… Könntest du mir hinten im Lager kurz zur Hand gehen? Irgendwas blockiert da die Magie…“
 

Ron nickte und folgte dem anderen nachdenklich. „Sag mal, Malfoy, macht dir das gar nichts aus? Dass der einfach so gegangen ist? Ohne sich zu verabschieden, meine ich…“

Draco hielt inne und schaute eine Weile einfach nur in die blauen Augen vor ihm, dann lächelte er leicht. „Nein, so ist er eben. Er wird schon seine Gründe haben. Mach dir keine Gedanken, Weasley.“

Ron wollte schon einwerfen, dass er das ja gar nicht machen würde, doch er merkte selbst, wie ausnahmslos gelogen das wäre.
 

Im Lager angekommen räumten sie mit den Händen einige Kisten beiseite, um eventuell den Ursprung zu finden, warum ihre Magie in diesem Raum nicht so recht funktionierte.

„Hey Malfoy, was ist das eigentlich für ein Zweig über der Hintertür? Hast du den angebracht? Schmückst du auch das Lager?“, wollte Ron ungläubig wissen.

„Was? Was denn für ein Zweig?“, fragte der junge Slytherin ebenfalls verwundert. Beide begaben sich zur Hintertür und begutachteten das unbekannte Grünzeug, und als Draco seine Hand danach ausstreckte, um es zu entfernen, sprossen plötzlich mehrere Verzweigungen heraus und verflochten die beiden verdutzten Zauberer miteinander.
 

„Was ist denn jetzt los?“, fragte der ehemalige Griffindor mehr sich selbst als den anderen. Dann erst registrierte er die Wärme, die ihm deutlich machte, wie nah sie auf einmal beieinander standen. Kaum zwei Finger passten noch zwischen sie. Ron fiel auf, dass sein Gegenüber wenige Zentimeter größer war, wenn auch kaum merklich. Dann hörte er Draco seufzen. „Es ist ein Zauber, Weasley.“

„Du wirst es wahrscheinlich nicht glauben, aber das hab ich mir schon gedacht…“, antwortete der Griffindor für seine Verhältnisse äußerst zynisch, was auch dem blonden Pensionsbesitzer nicht entging.
 

„Wow, Weasley, Sarkasmus? Aus deinem Mund? Ich bin beeindruckt.“, erwiderte Draco dem anderen belustigt. „Aber wenn mich nicht alles täuscht, dann ist das eine ganz bestimmte Magie. Gerade du müsstest sie besonders gut kennen.“

Ron betrachtete den Zweig einen Moment lang, dann weiteten sich seine Augen. „Mann! Nein!“, brach es einfach aus ihm heraus.

„Also hab ich Recht? Du kennst es?“, fragte Draco seufzend.

„Ja…verdammt…“ Der Griffindor verzog missmutig das Gesicht. „Das ist ein verzauberter…Mistelzweig…“ Eine leichte Röte legte sich auf seine Nase, als er dies erkannte.
 

„Von Weasleys Zauberhafte Zauberscherze, nehme ich an?“ Rons Nicken ließ Draco aufseufzen. Erneut. „Da dein Bruder aber keine Ahnung hat, dass du hier bist, jedenfalls gehe ich davon aus, wird das wohl Jesus gewesen sein.“, schlussfolgerte der Slytherin. „Wie können wir den Zauber lösen, Weasley? Ich vermute mal ganz stark, dass Magie nicht hilft…“
 

„Nein. Ich…also…“ Die Röte auf Rons Wangen nahm weiter zu. Am liebsten würde er die Hände über dem Gesicht zusammenschlagen, aber aufgrund der Zweige konnte er sie nicht so weit heben…

„Okay, Weasley“, seufzte Draco, „aus deinem rot angelaufenen Gesicht, dem Gestammel und der Tatsache, dass es aus dem Laden deines Bruders kommt und ein Mistelzweig ist, schließe ich jetzt einfach mal, dass wir uns küssen müssen, um den Zauber aufzuheben.“
 

Ron nickte, wobei er versuchte, dem anderen nicht in die Augen sehen zu müssen. Er konnte nicht sagen warum, aber er war verdammt nervös. Wieso war er denn nur nervös? Sollte er nicht eher wütend sein? Aber nein, keine Wut, nur Unruhe und Herzklopfen. Und irgendwie war ihm auch schlecht.

Als ihn plötzlich warme Finger am Arm berührten, schaute er ruckartig auf und blickte im nächsten Moment in tiefgrauen Nebel, der ihn irgendwie einhüllte.
 

„Hey Weasley, jetzt beruhige dich mal, okay? Es ist nur ein Kuss. Der nichts zu bedeuten hat. Wir müssen nur irgendwie hier raus. Also…“ Dracos Stimme brach, als die Zweige dafür sorgten, dass kein Blatt mehr zwischen sie passte. Ihre Arme lagen nun so, dass sie sich beinahe wie von selbst umarmten. Jeder konnte den Atem des anderen auf seiner Haut spüren. Ihre Lippen trennten nur wenige Zentimeter. Ron schluckte.

„Bereit, Weasley?“, wollte Draco mit schwacher Stimme wissen. Der Angesprochene nickte nur, da er den Worten in seinem Hals schon eine Weile nicht mehr traute.
 

Dann senkten sich die Lippen des anderen auf seine. Weich… Rons Augen schlossen sich flatternd, während er den leichten Druck zaghaft erwiderte. Ihre Lippen berührten sich eine Zeit lang sanft und vorsichtig, suchend, forschend. Ein wohliges Gefühl durchströmte seinen Körper, das von einer Welle der Erregung abgelöst wurde, als eine warme Zunge Einlass forderte. Mit einem leichten Keuchen öffnete sich Rons Mund, dessen Gedanken schon vor der ersten Berührung ihrer Lippen das Weite gesucht hatten. Ihr Kuss wurde verlangender, glühender, intensiver. Jeder Versuch, die fremde Gegend zu erkunden, mündete in einen süßen Kampf, der keinen Sieger kannte.
 

Sie merkten nicht, dass die Zweige sich bereits zurückgezogen hatten, dass sich wie von selbst Finger in Haaren verflochten. Sie wollten, obwohl sie die Luft dringend nötig hatten, nur noch einen Augenblick länger atemlos sein.
 

Als sie sich schließlich doch keuchend voneinander lösten, verharrten sie noch einen Moment im Gefühl der Nähe, versanken in den Augen des anderen, um beim nächsten Wimpernschlag verwirrt Abstand zwischen sich zu bringen.
 

„Also, ich werd das mal…entsorgen…“, erklärte Draco stockend, während er den Mistelzweig an sich nahm, „…und…arbeiten. Bis später…“ Schließlich entfernte er sich, nicht fluchtartig, aber dennoch verhältnismäßig schnell aus dem Lager und ließ einen aufgewühlten Griffindor zurück, der sich schwer atmend durch die Haare fuhr. Kurz darauf trat Ron durch die Hintertür ans Freie und holte ein paar Mal tief Luft, um seine Gedanken zu ordnen.
 

Unterschwellig wusste er, dass er zum Essen verabredet war und aufbrechen musste, doch für einige Momente blieb er einfach an die Tür gelehnt stehen und blickte in den Himmel. Seine Finger fuhren abwesend über seine geröteten Lippen. Ihm war, als fühlte er noch immer den Kuss des anderen. Ein unglaublicher Kuss. Aber…nur ein Kuss. Der nichts zu bedeuten hatte. Nichts zu bedeuten…

Nein…

Nichts…

Und doch konnte er ihn immer noch spüren. Mit jeder Faser. Den Kuss, der nichts zu bedeuten hatte…

Vielleicht, wenn er es sich lange genug einredete…
 

Kopfschüttelnd versuchte er den Gedanken zu vertreiben. Er musste los, zum Essen, mit Ginny und Harry. Er würde definitiv zu spät kommen. Aber Apparieren hielt er einfach für keine gute Idee. Er konnte sich irgendwie nicht…konzentrieren… Seufzend lief er los.
 

Zur gleichen Zeit lehnte Draco in der Küche der Pension an einer Wand und lachte kopfschüttelnd. Dieser verdammte Jesus. Gern geschehen. Draco hatte eigentlich immer gedacht, dass er nicht so leicht zu durchschauen wäre. Dieser verfluchte…

Abwesend fuhren seine Finger über die geröteten Lippen. Er seufzte. Er musste sich das wirklich aus dem Kopf schlagen.
 

Nachdenklich betrachtete er den Mistelzweig, den er immer noch in seiner Hand hielt. Eigentlich sollte er ihn wegschmeißen, doch irgendwie konnte er es nicht. Daher ließ er ihn einfach in seine Tasche gleiten. Und machte sich wieder an die Arbeit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  demona1984
2013-12-08T11:27:07+00:00 08.12.2013 12:27
Praktisch, so ein Mistelzweig und scheinbar ist Jesus doch kein so übler Kerl. :)

Mal sehen wie lange sie es sich einreden können, dass der Kuss nichts bedeutet hat. ;)

Lg Demona


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