Zum Inhalt der Seite

Choppers Vorweihnachtsfreuden

ein kleiner Adventskalender
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

23. Dezember - Zu kalt für Weihnachten

Die Tür der Jungenkajüte wurde geöffnet und ein gähnender und sich streckender Koch lief gemächlich in Richtung Bad um in seine alltägliche Routine einzusteigen.

Die See gluckerte ruhig unter der dicken Eisdecke, welche die Sunny schon einige Zeit fest im Griff hielt. Der Schnee von gestern war über Nacht kurz angetaut und dann tief gefroren, so dass jeder Schritt auf noch unberührten Stellen knackte.

Weder der blonde Koch noch die noch schlummernde Crew konnten erahnen, dass dies die Ruhe vor dem Sturm war.
 

Geschickt bereitete der Smutje das Essen für die Mannschaft vor, während sich ein grünhaariger Schwertkämpfer mit einem mulmigen Gefühl im Krähennest reckte und streckte. Stirn runzelnd ließ er seinen Blick ringsum schweifen. Doch egal wie genau er auch die Gegend nach Gefahren absuchte, er fand nichts was sein mulmiges Gefühl rechtfertigte.

Ob sich die Gefahr bereits auf dem Schiff befand?

Er schloss die Augen und dehnte seine Aura aus. Doch außer den Herzschlägen seiner Freunde konnte er auch hier nichts Ungewöhnliches feststellen.

Vielleicht brauchte er ja einfach nur etwas Sake. Der half bestimmt.

Er schwang die Falltür auf und setzte den ersten Fuß auf die erste Stufe der Leiter. Dann zog er den zweiten Fuß hinterher, bevor er die erste Hand folgen ließ.

Er bemerkte sofort die ungewöhnliche Kälte des Holzes. Da musste er dringend aufpassen keinen falschen Schritt zu tun. Doch noch bevor er diesen Gedanken zu ende gebracht hatte, rutschten beide Füße seitwärts weg und er verlor den Halt.
 

Ein gedehnter Schrei und ein stumpfes Krachen weckten den Rest der Crew.

Erschrocken machte der kleine Schiffsarzt einen solchen Sprung aus seinem Bett, dass er mit seinem Hinterkopf unsanfte Bekanntschaft mit einem Holzbalken machte und bewusstlos wieder zurück ins weiche Bett fiel.

Während der Kapitän nur gegen Lysops Koje stieß und ohne, dass er es selbst bemerkte diesen aus einem mollig warmen Bettzeug warf.

Schnell eilten alle an Deck.

Alle bis auf einen.

An Deck versammelten sich die Jungs um das grüne Häufchen Elend, welches unter dem Krähennest lag.

Nami, Robin und Sanji folgten kurz darauf etwas gemächlicher.

Irgendetwas war doch immer bei diesen Chaoten.

„Was ist denn jetzt schon wieder los?“, fragte Nami säuerlich als sie vor dem Störenfried stand.

„Zoro ist aus dem Krähennest gefallen. YOHOHOHO“, klärte Brook sie lachend auf.

Sanji ging vorm Grünhaarigen in die Hocke und stützte lässig seine Arme auf seinen Knien ab.

„Ach Marimo, ich hätte dir schon ein bisschen was vom Frühstück überbehalten, wenn du nicht rechtzeitig in die Kombüse gefunden hättest“, grinste er hämisch.

Doch Zoro stöhnte nur schmerzerfüllt zur Antwort.

„Wartet mal, ich glaube er hat sich verletzt“, warf Robin ein, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ ein paar helfende Hände wachsen um den Schwertkämpfer zu entknoten.

Gequält stöhnte er auf als sie an seinem linken Fuß ankam.

Sofort ließ sie von ihm ab.

„Soll der so merkwürdig abstehen?“

Zoro schloss die Augen und ließ den Kopf nach hinten sinken. Mal abgesehen von dem stechenden Schmerz in seinem Fußknöchel machte ihm Lysops Frage gerade klar, dass er sein Liegestütze Training heute wohl vergessen konnte.

„Oh nein! Wir brauchen einen Arzt!“

„Aber du bist doch selbst einer! Nee… Moment mal. Ruffy?!“ Verwirrt kratzte sich Franky am Hinterkopf und sah auf seinen Käptn hinab, der vor seinem Schwertkämpfer kniete, ihn aus großen runden Augen ansah und die Lippen aufeinander presste.

„Wo ist denn Chopper?“, wunderte sich nun auch Nami.
 

In seiner Koje fanden sie den Gesuchten schließlich.

„Tja, sieht nicht so aus als wäre er für die nächsten Stunden einsatzfähig“, seufzte die Navigatorin.

Robin hatte sich zu Chopper an die Koje gesetzt und streichelte ihm vorsichtig übers Kopffell.

Eine große Beule hatte sich an seiner Stirn gebildet und der Blick des Blaunasigen war leicht abwesend.

„Und was machen wir jetzt mit Zoro?“, stellte Franky die Frage in den Raum. Sie hatten Zoro vorsorglich draußen liegen lassen.

Doch Sanji zuckte nur mit den Schultern.

„Normalerweise werden Verstauchungen und so was doch gekühlt, oder? Dann lassen wir ihn einfach genau dort liegen. Der Schnee wird schon für Kühlung sorgen und der Marimo kann eh überall pennen.“

Brook, Lysop und Ruffy verschränkten die Arme vor der Brust und legten nachdenklich die Köpfe schief.

„Hmmm. Stimmt“; befanden sie schließlich einheitlich.

Doch Nami schlug sich stöhnend die Hand gegen die Stirn.

„Wir haben da draußen Minusgrade bei denen auch der Marimo, nein ich meine natürlich Zoro, erfrieren würde, wenn er dort einschläft“, klärte sie die Truppe auf. Nur Robin kicherte leise.

„Sanji, bring ihn in die Kombüse und mach ihm einen Eisbeutel für seinen Fußknöchel fertig!“

„Ich?“

Entsetzt starrte der Smutje sie an.

„Natürlich du! Die Kombüse ist ja schließlich dein Revier.“

Mit diesen Worten drehte sie sich um und überließ die anderen sich selbst.
 

Die Crew hatte sich inzwischen am Frühstückstisch versammelt und ließ es sich schmecken. Zoro saß auf der langen Bank an der Wand. Das geschädigte Bein hoch gelegt und mit ordentlich Eis versorgt.

Breit grinsend kippte er bereits die zweite Sakeflasche in sich hinein.

Nachdem der Kochlöffel ihn mehr oder eher weniger sanft auf seinen Platz bugsiert hatte wurde ihm von seiner ach so geliebten Navigatorin aufgetragen, dass er ruhig den einen oder anderen Sake springen lassen sollte.

Zähneknirschend tat der Blonde dies natürlich auch.

„Wir müssen nach dem Essen den Baum reinholen, damit er sich hier drinnen entfalten kann“, begann Franky das Gespräch.

„Ihr werdet staunen, wenn ihr unseren Weihnachtsbaumschmuck seht!“, grinste Lysop mit stolz geschwellter Brust.

„Oh du hast es tatsächlich noch geschafft ihn fertig zu bekommen, trotz der Kälte?“, freute sich Brook.

„Bitte?“, wunderte sich Nami und sah zwischen den beiden hin und her.

„Ich hatte mir schon vor einiger Zeit ein paar Baumkugeln in mattem Rot zugelegt und sie bemalt! Und ich dachte mir, dass ich sie euch allen dann zum Weihnachtsgeschenk machen könnte. Das mit dem Bemalen hat sich bei der Kälte nur etwas schwierig gestaltet, wegen dem Schlottern. Aber von so etwas lässt sich der große Käptn Lysop ja nicht aufhalten. Ich bin allerdings noch nicht ganz fertig“, grinste er noch breiter.

„Das ist eine wirklich hübsche Idee“, lächelte Robin ihn an.

Augenblicklich lief Lysop rot an und begann sich verlegen lachend am Kopf zu kratzen.

Währenddessen war Franky aufgestanden um den Baum von draußen in die Kombüse zu holen. Doch als die Kombüsentür wieder auf ging und der Blauhaarige herein trat wurde die gute Laune schlagartig gedämpft.

„Ähm Leute“, begann er „wir haben ein Problem.“ Mit diesen Worten präsentierte er einen unförmigen, dunkelgrünen und dicklichen Stab, der mit einem Seil umwickelt war, damit die Äste nicht zu viel Platz weg nahmen.

„Ist das… der Baum?“ Namis Entsetzen schwang von Überraschung zur Verzweiflung. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, aber sie hatte sich wahnsinnig auf den Weihnachtbaum gefreut. Ohne ihn war Weihnachten einfach nicht Weihnachten.

„Was ist denn damit passiert? Der sieht ja aus wie eine missglückte Kohlroulade!“

Lysop zuckte auf seinem Stuhl zusammen. Namis Stimme war gefährlich hoch gegangen. Kein gutes Zeichen. Alle anderen schienen ebenso zweifelnd zu schauen nur auf Ruffys Augen hatte sich bei der Erwähnung eines Gerichts wieder der hungrige Glanz gelegt.

„Nun ich denke, er ist schlicht und einfach über Nacht eingefroren“, grübelte Franky.

„Aber die Tannen draußen im Wald sind doch auch nicht so steif gefroren!“

Mit ausgestrecktem Arm deutete Nami zum Fenster hinaus auf die schneebedeckten Bäume.

„Aber diese Bäume wurden auch nicht extra gewässert.“

Robins Stimme war wie eh und je sachlich als sie auf den kleinen Eimer am Fuße der Tanne deutete. Merkwürdigerweise munterte ausgerechnet diese Sachlichkeit den Kanonier wieder etwas auf.

„Verdammt wer macht denn so etwas? Ist doch klar, dass die Tanne bei diesen Temperaturen hier einfriert“, regte sich Nami auf und stemmte ihre Fäuste in die Hüften.

„Das war nicht nur Wasser!“

Plötzlich richteten sich alle Augen auf den Sprecher. Schnaubend ließ er die halb leere Sakeflasche neben sich aufs Holz knallen.

„Ich hab da extra viel Alkohol rein getan.“

Nami wusste nicht ob sich lachen oder heulen sollte. Ihr rechter Mundwinkel zuckte nervös in beide Richtungen.

„Warum?“, fragte sie mit aller Mühe ruhig zu bleiben.

„Na Alkohol ist doch ein Frostschutzmittel! Der wärmt doch ordentlich von Innen heraus!“

Bei diesen Worten rückten die anderen möglichst unauffällig vom Grünhaarigen weg.

„Hey ganz ruhig, ich hab dafür nicht den guten Sake genommen“, verteidigte er sich als ihm bewusst wurde warum sich die anderen außer Reichweite brachten. „Ich hab nur das Zeug aus den dunklen Flaschen ohne Etikett genommen und-“

„Was hast du?“, wurde er plötzlich von Sanji unterbrochen.

Augenblicklich rutschte Lysop bis zur Nasenspitze unter den Tisch. Jetzt hatte Zoro es nicht nur geschafft Nami in Kopfnusslaune zu versetzen, sondern auch noch Sanji auf sich selbst angesetzt.

Der Blonde hasste es. Wenn Nahrungsmittel verschwendet wurden. Doch anstatt den Grünhaarigen mit einem geübten Kick nach draußen an den Mast zu treten, drehte er sich um und riss die Tür zur Speisekammer auf.

Eine Sekunde später stand er leichenblass wieder vor ihnen.

„Sie sind weg.“ Das war alles was er sagte. Keine Wut, keine Trittgefahr. Doch irgendwie waren Sanjis schockgeweiteten Augen noch schwerer zu ertragen.

„Alle weg“, murmelte er vor sich hin und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Die anderen starrten ihn fragend an. Normalerweise würde er in Rage geraten und mit dem einen oder anderen Tritt seiner Wut Luft machen, doch jetzt sah er aus als wäre die komplette Speisekammer leer.

„Dieser Wein war die Basis für unser Weihnachtsessen. Nur für den Salat als Vorspeise bräuchte ich ihn nicht. Damit ist das komplette Menü hinfällig.“

Auf diese Worte erwiderte keiner mehr etwas.

Sanji hatte sich in den letzten Tagen viel Mühe gegeben das perfekte Menü zusammen zu stellen. Allein das Chaos mit den ganzen gefüllten Gänsen wären viele Köche nicht eingegangen.

So ganz allmählich wurde dem Schwertkämpfer bitter bewusst was er da aus der Speisekammer entwendet hatte. Seine Kehle schnürte sich unangenehm zu und den Appetit auf Sake hatte er seltsamerweise auch verloren.

„Heißt das etwa es gibt jetzt kein Weihnachtsessen?“, fragte Ruffy verwundert in die Runde.

Langsam ließ der Koch seinen Oberkörper nach vorn sinken bis seine Stirn an der Tischplatte hängen blieb.

„Naja, Salat scheint ja schon noch drin zu sein“, murmelte Lysop.

„Aber Salat ist kein Fleisch!“

Ruffys Empörung entlockte dem Smutje nur einen gequälten Laut.

Ein kleiner stechender Schmerz durchfuhr Namis Kopf. Genervt rieb sie sich die Schläfen. Verdammt. Kopfschmerzen hatten ihr jetzt gerade noch gefehlt. Der Weihnachtsbaum war tief gefroren, das Abendessen über den Haufen geworfen. Zoro am Fuß verletzt und Chopper lag mit einer Kopfverletzung im Bett. Wenigstens musste der Kleine so nicht mitbekommen wie der morgige Tag so langsam den Bach runter ging.

Das waren wirklich tolle Aussichten. Okay okay. Sie war die Navigatorin und musste das Schiff auf Kurs halten. Jetzt war ihr Improvisationstalent gefragt.

„Franky!“

Der Angesprochene stand sofort gerade.

„Du wickelst das Seil von dem Baum dort ab und versuchst ihn mit dem Föhn auf zu tauen!"

Gehorsam nickte er und verschwand aus der Kombüse.

„Lysop“, wandte sie sich an den Nächsten „du wirst dich um den Weichnachtsschmuck kümmern! Und du, Brook wirst den Abwasch übernehmen und hier drinnen alles sauber machen!“

„Aye aye!“, kam es synchron von den beiden.

„Sanji-kun“, sprach sie zuckersüß den Blonden an. Doch dieser rührte sich nicht und gab ihr nur mit einem gequälten Brummen zu verstehen, dass er ihr zuhörte.

„Du wirst dir jetzt ein neues Menü ausdenken. Oder willst du tatsächlich das Robin und ich ausgerechnet zu Weihnachten Hungern müssen?“

Schuldbewusst schaute er auf und schüttelte den Kopf.

„Robin, schau doch bitte mal nach Chopper.“

Die Archäologin nickte lächelnd.

„Ach Robin, bei dir als Krankenschwester hätte ich auch gerne eine Gehirnerschütterung bekommen!“, säuselte der Smutje verträumt.

Eine Sekunde später hatte Namis Kopfnuss ihm diesen Wunsch in abgeänderter Form beinahe erfüllt. Nur Robin als Krankenschwester würde er nicht bekommen.

Aber immerhin hieß dieses Süßholzgeraspel, dass es ihm schon wieder besser ging.

„Und du Zoro, wirst Lysop helfen.“

„Bitte? Wie soll ich ihm denn helfen?“

Er deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf sein Bein und den Sitzplatz an dem er gefesselt war.

„Lysop wird mit Sicherheit noch Hilfe brauchen. Beim Servierten falten oder so“

Nachdenklich begann Lysop zu nicken bei Namis Vorschlag.

„Ich soll WAS?“

„Alternativ dazu könnten wir dich auch einfach als Ersatzweihnachtsbaum dort in die Ecke stellen und schmücken, wenn der Herr außer dumm rum sitzen und saufen eh nichts anderes kann“, zischte Nami und setzte einen Blick auf, der keinen Widerspruch zuließ. Zoro biss sich auf die Unterlippe und schluckte seinen Ärger runter. Wenn er jetzt doch nur keinen verletzten Fuß gehabt hätte.

„Und für dich Ruffy habe ich die wichtigste Aufgabe überhaupt!“, verkündete Nami breit lächelnd.

„Ach ja? Was denn?“

„Du wirst absolut niemanden hier stören!“

Ruffys anfängliche Freude verflog augenblicklich. Doch Nami würde sich hier nicht erweichen lassen. Es war schon zu viel schief gegangen. Einen Katastrophen anziehenden Kapitän konnten sie nun wirklich nicht auch noch gebrauchen.
 

Chopper erwachte als er das leise Knarren, der sich schließenden Tür der Jungenkajüte vernahm.

Aus irgendeinem Grund blitzten Sternchen vor seinen Augen auf und drehten sich im Kreis. Aber was hatten Sternchen hier an der Decke der Kajüte zu suchen? Und warum waren seine Augenlider so unglaublich schwer? Er fühlte sich als hätte er stundenlange geschlafen, ohne sich zu erholen. Ihm brummte der Schädel, ihm war übel und an einer Stelle an seinem Kopf pochte ein dumpfer Schmerz.

„Du bist ja wach.“

Chopper erschrak als er Robins leise Stimme direkt neben sich hörte.

„Robin!“, quiekte er, setzte sich abrupt auf und fiel sofort wieder zurück ins Bett, weil sich plötzlich der ganze Raum wie wild drehte.

„Pscht, ganz ruhig. Es ist alles gut“, beruhigte die Archäologin ihn und zog ihm sanft die Bettdecke wieder hoch bis unters Kinn. Dann sammelte sie den Waschlappen wieder auf und tränkte ihn in einer Schüssel mit kaltem Wasser. Vorsichtig legte sie dem kleinen Rentier dann den ausgewrungenen Lappen wieder auf die verletzte Stirn.

„Vermutlich hast du dir eine leichte Gehirnerschütterung geholt“, murmelte sie.

Gehirnerschütterung? Wie sollte er denn da dran gekommen sein? Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass diese Aussage stimmen konnte. Doch was war denn eigentlich passiert? Hatte Zoro nicht geschrieen? Entsetzt bei diesem Einfall riss er die Augen wieder auf und sah Robin fragend an.

Doch sie schüttelte nur milde den Kopf und lächelte ihn an.

„Du bist verletzt und musst dich ausruhen. Danach kannst du dich dann um andere sorgen“, sagte sie.

Vorsichtig um Chopper ja nicht weh zu tun legte sie ihre Hand auf Choppers Wange und streckte ihre langen Finger aus um ihm hinterm Ohr zu kraulen.

Chopper schmiegte sich an die angenehm kühle Hand und genoss die Berührung.

Robin war klug. Sie hatte immer Recht. Warum sollte er sich also Sorgen machen, wenn sie da war und auf ihn aufpasste?

Gerade jetzt wo er so schlecht geträumt hatte.

„Du Robin“, murmelte er mit geschlossenen Augen „ich bin froh, dass du da bist.“

Robin lächelte.

„Ich hatte nämlich einen schrecklichen Albtraum. Da war gerade Heilig Abend und wir saßen alle beisammen in der Kombüse, als plötzlich der Weihnachtsbaum umfiel und in Brand geriet. Als dann das ganze Schiff brannte mussten wir flüchten und unsere Weihnachtsgeschenke dort lassen. Und …“, er musste schwer schlucken, bevor er fortfuhr „dann waren plötzlich alle wütend aufeinander und gerieten in so heftigen Streit, dass sie alle nur noch weg wollten … Robin, ich will nicht dass ihr alle geht“, schluchzte er. Kleine Tränen lösten sich und rannen seine Wangen hinab. Mit dem Daumen rieb Robin sie ihm schnell weg. „Das war nur ein Traum. Wir feiern erst morgen Heilig Abend und glaub mir, alle werden ihr Bestes geben um den Abend noch soi schön wie möglich zu machen“, versuchte sie ihn zu beruhigen. „Ich hoffe du hast Recht, Robin. Weißt du, ich…“ Doch weiter kam er nicht. Das stete Kraulen lullte ihn ganz allmählich ein und ließ ihn wieder ins Land der Träume entschweben.

„Ich hoffe nicht, dass dies ein Omen ist“, antwortete sie leise und musste schief lächeln. Bei dieser Crew wäre es allerdings auch nicht sonderlich abwegig. Aber sie konnte nachvollziehen, das der kleine Doktor sich vor solchen Streitereien fürchtete. Sie selbst hatte ebenso wie er eine echte Familie in ihren Freunden gefunden und würde sie um nichts in der Welt wieder aufgeben wollen.

Ein paar stille Minuten später in denen sie nur Choppers leisem Atem gelauscht hatte, drang plötzlich ein lautes Krachen und Klirren, gefolgt von einem Aufschrei und wütenden Rufen zu ihnen durch.

Womöglich war es am Ende doch ein Omen.
 

Nami riss die Kombüsentür auf. Der Lärm hatte ihr schon böses schwanen lassen, doch jetzt bot sich ihr ein Bild des Grauens. Sie wusste nicht wieso Zoro komplett mit Lametta behangen war und sie nun mit großen Augen ansah. Sie wollte es auch eigentlich nicht wissen. Sie wusste nicht warum Brook einen Putzeimer auf seinem Afro trug aus welchem sich der gesamte Inhalt entleert hatte und sich nun über Tisch, Boden und Brooks Kleidung verteilte. Und auch das wollte sie nicht wissen. Und sie wusste nicht wieso Lysop am Boden lag, einen scheinbar leeren großen Pappkarton krampfhaft mit beiden Händen festhielt, so dass er vor Anstrengung zitterte. Seine Augen glänzten verdächtig und seine Lippen waren zu schmalen Schlitzen zusammen gezogen.

Und all überall glitzerten und blinkten die Scherben ihres komplettes Weihnachtsbaumschmuckes.

Bei bestem Willen sie wollte es nicht wissen. Aber sie ahnte es. Doch was noch viel schlimmer war, war die sich langsam einschleichende Erkenntnis, dass sie kein einziges Schmuckstück mehr hatten um einen eigentlich sowieso nicht vorhandenen Tannenbaum zu schmücken um in dessen Kerzenlicht ein ebenso wenig weihnachtliches Eingangmenü zu verspeisen und dabei eventuell sogar zu betrauern, dass einer ihrer Freunde nicht einmal mehr mit ihnen am Tisch sitzen konnte.

Kraftlos ließ Nami die Schultern hängen und sah mit leerem Blick die gegenüberliegende Wand an.

Plötzlich wurde sie von einem grünen Busch weiter in die Küche gedrückt.

Erschrocken machte die Navigatorin Franky Platz.

Hoch erfreut stellte der Schiffszimmermann einen leicht lädiert wirkenden Tannenbaum mit Fuß auf den Boden.

„Tadaaa!“

Mit einer eleganten Handbewegung präsentierte er das Resultat seiner Mühen.

„Ich hab es geschafft! Der Baum ist so gut wie neu! Er hat vielleicht ein paar Nadeln gelassen und der Föhn scheint auch leichte Ermüdungserscheinungen zu haben, aber immerhin ist er von dem ganzen Alkohol nicht blau angelaufen“, lachte er.

Doch dann bemerkte auch er die angespannte Situation.

„Was habt ihr denn alle? Wart ihr denn nicht ganz scharf darauf den Baum zu schmücken?“

Pfeilschnell schoss Lysop an ihm vorbei ohne ein Wort zu sagen.

„Was hat er denn?“

„Nichts, Franky. Nichts“, murmelte Nami bedrückt und verließ die Kombüse.

Vor der Tür begegnete sie ihrem Kapitän.

„Ich war ganz brav“, meinte er unschuldig.

Nami musste unwillkürlich lächeln.

„Ich weiß, Ruffy.“

„Nami.“

Sie wandte sich noch einmal ihm zu.

„Vertrau uns. Wir machen das schon.“

Ein merkwürdiges Gefühl ließ ihren verkrampften Magen wieder etwas entspannen. Wenn Ruffy so einen ernsten Ton anschlug war dies normalerweise von einer nicht zu unterschätzenden Bedeutung.

Er ging in die Kombüse und zog die Tür hinter sich zu.

Einen Moment lang verharrte sie noch dort wo sie stand.

Dann jedoch kroch ihr die Kälte durch die warme Kleidung und schnell machte sie sich auf den Weg zu Chopper.

Es war eindeutig zu kalt für Weihnachten!

An der Tür der Jungenkajüte kam ihr Robin plötzlich entgegen.

„Du willst nicht wissen was passiert ist“, informierte sie Nami bitter.

Doch Robin lächelte nur in ihrer bekannten geheimnisvollen Art.

„Das muss ich auch nicht“, sagte sie.

„Wichtig ist jetzt nur zu wissen, was noch passieren soll.“

Schon wieder schaute sie einem ihrer Freunde verdutzt hinterher, als Robin in Richtung Kombüse ging.

Doch dann schlüpfte sei schnell in die mollige Wärme der Jungenkajüte.

Chopper schlief seelenruhig und hatte sein Kopfkissen in fester Umarmung und lächelte.

Sie setzte sich neben ihn.

Wie gut das Chopper von dem ganzen Chaos da oben nichts mitbekam.

Nun immerhin war sein Weihnachtsgeschenk gerade noch fertig geworden.

Sie hatte sich viel Mühe gegeben das passende Geschenk für den Kleinen zu finden und es doch nicht gefunden. Stattdessen hatte sie sich das Material besorgt und häufig in Zusammenarbeit mit Robin dieses Geschenk zusammengenäht. Sie war gerade fertig geworden, als der Lärm in der Kombüse los ging.

Langsam sank ihr Kopf auf Choppers Bett. Sie fühlte sich so unendlich müde.

Die ganze Arbeit und die Freude auf ein wundervolles Weihnachtsfest mit ihren Freunden hatte sie geschlaucht. Und jetzt kurz vor dem Höhepunkt war alles irgendwie nichtig.

Leise suchten sich die ersten heißen Tränen den Weg auf Choppers Bettdecke.

Sie wusste nicht wie lange sie schon so da lag, als sie plötzlich einen Huf auf ihrem Hinterkopf spürte.

„Nami?“

Hörte sie Choppers schwache Stimme. Sie blickte auf und sah in seine noch müden Augen.

„Ich freue mich, dass du da bist“, flüsterte er. Sie lächelte ihn an.

„Vorhin habe ich noch schlecht geträumt. Ihr hattet euch alle gestritten und jeder ist daraufhin weggegangen. Aber in meinem Traum jetzt seid ihr alle wieder gekommen.“

Das seelige Grinsen, welches er bereits vorhin im Schlaf hatte, zog sich wieder über seine Lippen.

„Ich bin wirklich froh, dass ich euch alle habe. Ich freue mich schon wahnsinnig auf Weihnachten.“

Namis Hals schnürte sich unwillkürlich zu.

Choppers Augenlider flackerten.

„… wo wir alle zusammen sind…“

Dann schlossem sich seine Augen wieder und er schlief erneut.

Wie gut, dass er nicht mitbekommen hatte, was momentan auf diesem Schiff so alles passierte.

Sie blieb noch lange bei ihm und beobachtete ihn beim Schlafen. Es ermunterte sie ebenso sehr wie es sie schmerzte, wenn er im Schlaf grinste oder kicherte. Sicherlich träumte er wieder von einem perfekten Weihnachten. Wie gerne hätte sie ihm dies gegönnt und seine strahlenden Augen gesehen. Doch inzwischen war sie an einem Punkt angelangt, wo sie nicht mehr weiter wusste.

Nach einiger Zeit jedoch stand sie auf, deckte Chopper, der sich frei gestrampelt hatte, wieder zu und ging hinaus.
 

Nami rieb sich die Schläfen.

Ein Tag vor Heilig Abend ging alles schief. Das versprach ja ein tolles Fest zu werden.

Seufzend betrat sie die Kombüse und blieb erstaunt im Türrahmen stehen.

In der Ecke stand ein reichlich geschmückter Baum.

Die Crew stand oder saß davor. Nur Chopper und Lysop fehlten.

In der Kombüse waren die Lichter aus. Lediglich die Kerzen am Baum brannten als Nami näher trat und das Wunder ebenso bestaunte wie alle anderen.

Doch als sie sah was dort als Baumschmuck verwendet wurde verzog sie ihr Gesicht. Sie wusste nicht ob sie wütend, angewidert, belustigt oder doch nur einfach erfreut sein sollte.

Aber sie hatten es tatsächlich geschafft den Weihnachtsbaum zu schmücken.

Sanji musste seinen kompletten Vorrat an Alufolie geopfert haben. In ungleichmäßige und viel zu breite Streifen geschnittene Stücke davon hingen in Büscheln als Lamettaersatz am Baum. Zahlreiche kleinere und größere Kugel aus zusammengeknüllter Alufolie glitzerten im Licht der Kerzen. An verschieden farbigen Geschenkbändern mit gekräuselten Enden hingen allerlei essbare Dinge. Haselnüsse, Erdnüsse, Walnüsse, Plätzchen, Äpfel und „Kartoffeln?“, fragend sah sie den Smutje von der Seite aus an. Wie kamen diese Chaoten den nur darauf Kartoffeln aufzuhängen?

Doch Sanji lächelte sie an. „Solange ich nach dem Abschmücken alles weiter verwenden kann ist es okay.“

Einen Moment lang versuchte Nami ihre Gedanken zu sortieren. Dann wandte sie sich wieder den anderen zu.

„Na gut, bei den vielen Zahnrädern, Schrauben und Muttern zieh ich noch mit. Die funkeln wenigstens. Aber was sollen denn die ganzen Knochen und Gräten? Das ist doch widerlich!“

„Hey!“, empörte sich Brook.

„Entschuldige Brook. Aber mal ehrlich. Was soll das?“

„Sie waren so hübsch weiß und sehen doch fast so aus wie Schneeflocken“, grinste sie ihr Kapitän an.

Er hatte sich direkt vor den Baum im Schneidersitz positioniert und bis eben noch zu ihm aufgeblickt.

Nami besah sich die Gebilde aus Knochen und Gräten genauer. Die Einzelteile waren tatsächlich kunstvoll zusammen geknotet und wirkten aus einiger Entfernung wirklich irgendwie wie Schneeflocken. Unwillkürlich musste sie lächeln.

Auch Ruffy grinste noch breiter.

„Außerdem durfte ich sie vorm Basteln abnagen!“

Die Navigatorin seufzte. War ja mal wieder klar.

Doch dann fielen ihr die gelblichen Sterne auf. Anfangs dachte sie, dass die Jungs noch irgendwo ein paar Strohsterne hergezaubert hatten. Doch jetzt von Nahem sahen sie irgendwie anders aus.

„Das sind Spagetti“, antwortete Robin ihr auf die unausgesprochene Frage. „Wir haben sie gekocht und im weichen Zustand verwoben und verknotet, bevor sie wieder ausgehärtet sind“

„Genial“, entfuhr es ihr bewundernd.

„Und das sind ja Engelchen!“

„Origamis aus Zeitungspapier. Meine bescheidene Kreation. YOHOHOHO!“

„Ich wusste gar nicht, dass du so gut falten kannst.“

„Öhm… ja…“

Brook kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Du willst nicht wissen woher er es kann“, flüsterte Sanji ihr ins Ohr.

Nami fragte nicht weiter. Der Baum sah wirklich wundervoll aus.

Plötzlich flog die Tür auf. Verwundert sahen sich die anderen um.

Lysop strahlte übers ganze Gesicht.

„Ich habe es geschafft!“, grinste er glücklich.

„Cool! Zeig sie uns!“

Ruffy hüpfte wie ein Flummi vorm Kanonier auf und ab. Doch Lysop schüttelte bestimmt mit dem Kopf und hielt die Schachtel außer Reichweite.

„Erst Morgen!“

Sofort sackt Ruffy zusammen und zog einen Schmollmund.

„Menno.“

Geschickt verteilte Lysop seine Kugeln am Baum in direkter Sichtweite.

Die Kugeln waren mit blauem Seidenpapier umwickelt.

Was sie wohl umhüllten?

Wie gebannt starrte Ruffy auf sie ein. Er spürte, dass dieser Baumschmuck an sie alle ein wirklich tolles Geschenk war und er konnte es kaum noch erwarten es zu öffnen. Zusammen mit seinen Freunden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  NightcoreZorro
2014-06-05T20:04:09+00:00 05.06.2014 22:04
süß^^
und armes zorro D:
sanji muss ihn gesund pflegen xP
na mal gucken, wie der 24. abläuft ;)
Antwort von:  Duchess
06.06.2014 21:42
XD ja armer Zoro. Nachdem er dem Baum doch so viel "Gutes" zukommen ließ...
Von:  fahnm
2014-05-26T21:35:45+00:00 26.05.2014 23:35
Klasse Kapi^^
Antwort von:  Duchess
26.05.2014 23:40
Thanks ^^


Zurück