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Bleibt doch alles in der Familie

von

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Mama und Papa

„… und das nennt ihr ordentlich? Seht ihr diese Schlieren? Und den Staub unter den Büchern?! Das ist alles, aber nicht ordentlich! Und das werdet ihr jetzt sofort beheben und wehe euch, wenn ich wiederkomme und das nicht pikobello ist!“

Damit drehte er sich auf den Hacken um, war mit wenigen leicht stampfenden Schritten aus der Tür und schlug diese fest zu.

Zwei Sekunden lang war es still, während alle Anwesenden wie erstarrt und noch immer im militärischen Salut dastanden, dann, beinahe zeitgleich atmeten alle aus und gaben die steife Haltung auf.

Als hätte ihnen jemand einen geheimen Befehl gegeben kam es aus dem Mund der fünf erneut wie im Chor: „Ja, Mama…“

Dann, endlich liefen sie auseinander, um sich erneut den Putzeimer und ein paar Besen zu holen.

„Ehrlich, der Typ ist schlimmer als meine Mutter.“, grummelte Jean mürrisch, während er sich zwei der Eimer schnappte und nach draußen lief. Mit einem leichten Augenverdrehen folgte Eren seinem Beispiel, nahm den verbliebenen Holzbottich und steuerte ebenfalls auf den Brunnen im Innenhof zu. „Und du hast ihn noch nicht in Hochform erlebt…“, murmelte er ein wenig unwillig, stellte den Bottich ab und begann an dem Seil des Brunnens zu ziehen.

Jean warf ihm kurz einen zweifelnden Blick zu, doch als er Erens missmutigen auffing schwieg er für den Moment und nahm diese Information alles andere als glücklich auf.

„Oh je, Mama Levi unglücklich gemacht?“, fragte eine neue Stimme auf einmal mitfühlend und ließ beide herumfahren.

Dort standen gerade drei ältere Mitglieder der Einheit vor dem Stall gegenüber und versorgten scheinbar gerade die Pferde.

Einer der Männer nickte ihnen aufmunternd zu. „Keine Sorge, es wird besser, wenn ihr euch daran gewöhnt, er sieht es nur als anfänglich notwendige Erziehungsmaßnahme so streng zu sein…“

 

Erwin musterte gerade wenig begeistert den Bericht in seiner Hand, während Levi ihm Stuhl ihm gegenüber zurückgelehnt saß und in seine längst leere Teetasse starrte, als würde er darin irgendetwas erkennen können.

Erwin seufzte schließlich und legte das Papier auf den Tisch. „Weißt du, ich finde es ja wirklich erfreulich, dass du so eine saubere Handschrift hast, aber es wäre das nächste Mal sehr… ähm, wünschenswert, wenn du auf Ausdrücke wie „scheiße“ in deinen Berichten verzichten könntest…“, setzte er an, als es klopfte und die Tür zeitgleich mit Schwung aufgerissen wurde und Hanji hereinstürmte.

Sie grinste breit, sah beide kurz an und erklärte dann freudig: „Tut mir leid, dass ich eure Zweisamkeit stören muss, aber ich brauch ganz dringend eine Unterschrift von Papa unter dem Antrag, sonst endet unsere nächste Expedition vor den Toren der Mauer, weil wir sie nicht öffnen dürfen.“

Mit ein paar Schritten war sie neben Erwin und ließ einen kleinen Stapel zusammengehefteter Papiere vor ihm auf den Tisch fallen. Erwin wiederum griff zwar danach, sah sie aber verwundert an. „Papa?“, wiederholte er zweifelnd, „Habe ich da etwas verpasst?“

Levi schnaubte nur amüsiert von seinem Stuhl aus.

„Du hast echt noch nicht mitgekriegt, wie die halbe Einheit dich nennt?“, fragte er spöttisch, „Ich hatte mehr von dir erwartet.“

Erwin runzelte leicht die Stirn, ehe sich langsam ein doch etwas süffisantes Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. „An deiner Stelle wäre ich lieber still, oder weißt du, wie sie dich nennen?“

Levi hob nur desinteressiert eine Augenbraue. Etwa drei Sekunden später hallte ein lautes „Verarsch mich nicht!“ durch den Raum.

 

Die Generalversammlung war zum Glück wie üblich recht kurz ausgefallen und näherte sich bereits ihrem Ende, als Erwin wie üblich die Aufgabenverteilungen für die nächste Woche durchgab: „…Squad 4 kümmert sich um die Pferde und Squad 6 steht auf Stand-by. Außerdem möchte ich noch eine Strategiebesprechung in drei Tagen ausrufen, zu der alle Squad Leader, sowie die Soldaten Ackerman, Arlert, Jäger und Kirschstein geladen sind. Da unser Besprechungsraum seit Hanjis… Teeunfall gestern nicht benutzbar ist, brauchen wir einen Ersatz.“ Er hielt kurz inne sah in die Runde, überlegte dann und erklärte: „Armin, du hast den Überblick über den Papierkram, nicht? Kannst du bitte morgen mit Mama rüber zum Hauptquartier gehen und uns einen Ersatz reservieren?“

Armin blinzelte kurz verdutzt, salutierte dann aber gehorsam und antwortete: „Jawohl.“

Erwin nickte zufrieden und ließ seinen Notizzettel sinken. „Wunderbar, dann sind wir für heute durch, alle eben genannten Mitglieder der Besprechung bitte noch kurz hierbleiben, alle anderen: Weggetreten!“

Ein allgemeiner Salut folgte, dann zerstreuten sich die Soldaten recht schnell in verschiedene Richtungen.

Nach außen hin zeigte niemand eine Reaktion, doch kaum, dass sie sich weggedreht und ein paar Schritte entfernt waren, wären einem aufmerksamen Beobachter aufgefallen, wie sich ein paar Gruppen verwundert sammelten und Getuschel laut wurde.

„Oh je… wer hat ihm die Mama gesteckt?“

„Meinst du, wir kriegen Ärger?“

„Der Captain sah nicht sehr überrascht aus…“

„Ob er es wusste?“

„Psst! Lasst euch ja nichts anmerken!“

Derweil konnte sich auf dem kleinen Podium auch Erwin das Grinsen nicht mehr verkneifen. „Sie haben nicht mal nachgefragt.“, merkte er Levis Gesichtsausdruck nach nicht gerade hilfreicherweise an.

„Ja, ist mir aufgefallen.“, erwiderte Levi trocken und verschränkte die Arme, ehe sich auf einmal Hanji strahlend zwischen die beiden drängte.

„Hey, hey, wenn ihr die Eltern seid, was bin ich dann?“

Levi schnaubte. „Die durchgeknallte Tante? Ach, nee, warte, das bist du ja sowieso schon…“

Erwin schmunzelte. „Aber, aber. Kein Streit, wir sind doch eine glückliche Familie.“, er legte lachend einen Arm um Hanji, während er sich zu Levi herunterbeugte und verschwörerisch, aber nicht wirklich leise flüsterte: „Und die Erziehung deiner Tochter kriegen wir auch noch hin.“

Levi sagte einen Moment lang nichts dazu, starrte ihn nur herausfordernd an, während sich ungefragt ein Bild in seine Gedanken schob.

Er stand in einer Küchenschürze an einem Herd und rührte in einer leicht undefinierbaren, grau-grünen Maße herum, als die Tür sich öffnete und Erwin eintrat und seinen Hut an den Ständer legte.

„Ah, Schatz, wie war die Arbeit?“, rief er gewohnheitsgemäß, woraufhin ein Lachen antwortete.

„Bisschen anstrengend, wie immer, und bei dir?“, fragte Erwin, als er sich an den Tisch sinken ließ und die Zeitung griff, die dort lag.

„Ach, eigentlich ein guter Tag. Ich musste niemanden übers Knie legen. Jean hat Eren einen Zahn ausgehauen, aber das war sowieso ein Wackelzahn. Mikasa hat dafür Jean zwei ausgeschlagen, aber die mussten eh raus.“

Erwin lächelte gedankenversunken. „Sie werden so schnell groß…“

Levi verdrehte nur die Augen und klatschte liebevoll eine Ladung „Essen“ auf einen Teller und schob ihn Erwin hin.

Ehe dieser aber einen Löffel voll nehmen konnte, kam Hanji angelaufen. „Mama, Papa, guckt mal, ich habe einen Frosch seziert!“

„Das ist aber schön, Liebling.“, dann hielt Erwin inne und blickte Levi verwundert an. „Hast du ihr das Wort beigebracht?“

Levi schauderte bei dem Gedanken innerlich, versuchte aber sich nichts anmerken zu lassen. „Wieso meine? Wenn überhaupt ist das ja wohl deine!“

Erwin schmunzelte nur. „Von mir aus, dann ist es eben unsere Tochter…“

Zum Glück waren sie zu abgelenkt, sonst wäre ihnen aufgefallen, dass die vier Soldaten immer noch vor ihnen standen und sich grade etwas verwundert anblickten.

„Hanji ist die Tochter vom Commander und Captain?“, fragte Eren irritiert, „Wie geht das?“

Sein Blick wanderte zu Armin, der sofort abwehrend die Arme hob. „Gar nicht… denke ich.“ Auch Armins Blick wanderte kurz hoch aufs Podium und blieb an Levi hängen. „Es sei denn… der Captain wäre eigentlich…ähm…“

 

Als Levi zwei Tage später auf dem Weg zu Erwins Büro durch die Mannschaftsquartiere lief (da der Haupteingang aufgrund eines kleinen Unfalls mit einem Pferd am frühen Morgen, das seltsamerweise die Tür eingetreten hatte, nicht benutzbar war), fiel ihm auf, wie unüblich unruhig es war.

An beinahe jeder Ecke hörte er Geflüster, das augenblicklich verstummte, wenn sie ihn sahen. Nicht, dass er normal groß etwas auf Gerüchte oder die dämlichen Saufgespräche der Soldaten gab, aber… das wurde langsam auffällig.

Mit einem unwilligen Stirnrunzeln verlangsamte er seine Schritte automatisch und trat möglichst sacht auf, damit sie ihn nicht sofort bemerkten, während er die Ohren spitzte. Leider waren die Soldaten doch etwas aufmerksamer, als er ihnen zugestand, zumindest bei derart dämlichen Betätigungen und so schaffte er es nur einige Satzfetzen aufzufangen.

„… hätte es mir eigentlich denken können bei dem Hintern.“

„…erklärt seinen Gang…“

„Deshalb sind sie immer zusamm…“

„...sahen letztens beide so fertig aus…“

„… deswegen so klein?“

„…ob es schwer ist, die ganze Zeit die Stimme zu verstellen?“

Sie waren also der Meinung, er war ständig mit jemandem zusammen (konnte sich also vermutlich nur um Erwin handeln), irgendwas war mit seinem Hintern und seiner Art zu laufen… oh…

Langsam aber sich gefiel ihm nicht, was er sich aus diesen und ein paar sehr ähnlichen Andeutungen zusammenreimen konnte.

Entsprechend schlecht gelaunt war er, als er ohne anzuklopfen in Erwins Büro platzte und direkt zu seinem Tisch marschierte.

„Erwin, ich habe eine wichtige Frage.“, erklärte er und stützte sich mit den Händen auf dem Schreibtisch ab, während er Erwins Blick traf und ihn genau bei jeder Regung im Auge behielt.

„Die da wäre?“, fragte Erwin ruhig und wenn er überrascht war, ließ er es sich zumindest nicht anmerken.

„Ich habe Gerüchte im Quartier aufgeschnappt…“, setzte er an, zögerte dann doch kurz, doch als Erwin fragend die Augenbrauen hob, ehe sie sich langsam angesichts der zu langen Pause wieder herunterzogen.

„Haben wir zusammen geschlafen?“

Erwin blinzelte. Und noch einmal. Dann wanderte sein Blick für einen Moment nach oben als er ernsthaft zu überlegen schien. „Nicht, dass ich wüsste? Ich meine… okay, auf Pixis‘ 50. Geburtstagsfeier bin ich hinterher halb nackt im Stroh aufgewacht und wusste nicht, wie ich da hingekommen bin…“

Levi starrte ihn einen Moment lang fassungslos an. „Im Stroh und… nein, sag nichts, ich will es gar nicht wissen. Aber ich habe auf dem Billardtisch geschlafen, also waren wir wohl räumlich getrennt und…“, er brach ab, was redete er da eigentlich??

„Das ist doch fast drei Jahre her, das können doch unsere Neuzugänge doch gar nicht wissen!“

Erwin zuckte nur die Schultern. „Sonst weiß ich es auch nicht…“, warum klang er eigentlich fast schon amüsiert??, „Wann warst du denn das letzte Mal dicht?“, dann hielt er nochmal an, „Warte, hast du etwa heute was getrunken? Du weißt doch, dass ich Alkohol im Dienst nicht erlaube!“

Aber Levi verdrehte nur die Augen. Gott, das durfte doch nicht wahr sein. Die Einheit dachte also, er hätte mit Erwin geschlafen – und scheinbar waren sie sich sogar über die Stellung einig – und Erwin fand das ganze offenbar auch noch ungeheuer lustig…

 

Am nächsten Morgen gab er sich alle Mühe nicht zu mürrisch auszusehen, als er in aller Frühe erneut durch die Quartiere hindurch musste, zu einer Besprechung, auf die er sich auch nicht eben freute.

Auf halbem Weg lief er den Kids über den Weg, die sich scheinbar gerade aufgebracht unterhielten – er ahnte viel zu gut worüber, als er näher kam und ihre Worte aufschnappte.

„… wie soll das denn bitte gehen, Jean?“

„Keine Ahnung, aber das haben fast alle gesagt, ich mein, schau doch mal hin, dann siehst du es doch auch…“

„Ich weiß nicht. Okay, ja, ein wenig vielleicht, aber das heißt doch noch gar nichts.“, widersprach Eren und schüttelte den Kopf, während er die Arme verschränkte, „Ich mein, müssten Mädchen nicht obenherum…“

Er unterbrach sich, als er Levi scheinbar entdeckte, was kein Wunder war, da er als einziges in seine Richtung sah.

„Ah, Captain!“, rief er und kam auf ihn zu. Hinter ihm stöhnte Armin gerade auf. „Eren, du kannst doch nicht…!“

Doch wie üblich hörte Eren nicht auf die Stimme der Vernunft und kam näher. Na hoffentlich war das jetzt wichtig, sonst konnte der Bengel sich auf was gefasst machen…!

„Guten Morgen, Captain, ich habe da eine Frage…“

Levi hob nur langsam eine Augenbraue. Bringen wir es hinter uns…

„Sind Sie echt eine Frau?“

Levi starrte ihn ein paar Herzschläge lang nur an, blinzelte einmal, dann weiteten sich seine Augen leicht.

„Eren, wir… sollten gehen, komm.“, drängte Armin und war auf einmal neben ihm, um an Erens Arm zu ziehen, während Jean ein paar Schritte zurückwich und nun scheinbar auch Eren angesichts der mangelnden Antwort unruhig wurde und leicht besorgt das Gesicht verzog.

„Oh, das erklärt einiges...“, murmelte Levi nur, ehe er die vollkommen verwirrten und geschockten Kinder einfach stehen ließ und mit beschleunigten Schritten zum Büro lief.

Dort lief er wie immer direkt in den Raum, unterbrach damit Erwins und Hanjis Unterhaltung und knallte ihm nicht gerade leise hin: „Erwin, ich weiß des Rätsels Lösung! Ich bin eine Frau!“

Ehe Erwin etwas dazu erwidern konnte, stand Hanji direkt vor ihm und musterte ihn. „Das erklärt deinen Arsch… und deine Größe… aber du Arme bist ganz schön flach… mmmh…“

Ehe er etwas tun oder sagen konnte, landete ihre Hand auf seiner Brust und wanderte dort herum.

Zu verdutzt, um zu reagieren starrte er sie nur an, als sie endlich fertig war. Allerdings wanderte ihr Blick nun eine Region tiefer und als ihm klar wurde, was sie vorhatte, wich er automatisch einen Schritt zurück und zischte: „Wag es ja nicht, Hanji!“

Doch sie lachte nur. „Bleibt doch alles in der Familie, oder, Mama?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  KarasuTsubasa
2016-01-11T18:43:50+00:00 11.01.2016 19:43
Genialer OS ^ ^
Antwort von:  Felicity
11.01.2016 22:16
Oh, ich hätte nicht gedacht, dass diese Geschichte noch jemand liest, danke, das freut mich sehr! :D
Von:  KiraNear
2013-12-17T20:48:16+00:00 17.12.2013 21:48
Oh Mann, ich hab mich fast nicht mehr zurückhalten können mit lachen XD
Besonders "Mamas" Vorstellung hat mir sehr gutgefallen - das würde ich nur zu gerne als Fanart sehen^^

Und auch ihre Mutmaßungen, was er denn jetzt nun wirklich ist ... herrlich, einfach herrlich XD
Ich konnte teilweise echt nicht weiterlesen vor lachen und vor lauter Tränen.
Von:  Pibu-san
2013-12-04T22:03:25+00:00 04.12.2013 23:03
eine echt lockere coole story ! ich mag mama levi!


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