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Ein Leben an deiner Seite...

KagoxInu
von

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The Cut

The Cut

 

 

 

Meine Schuhe erzeugen ein lautes und einsames Geräusch, als ich in einem gleichmäßigen Tempo über meinen Empfangshallenboden schreite. Etwas abseits steht mein Personal und versucht akribisch unauffällig zu bleiben.

Gut so.

Denn obwohl ich hier anscheinend gemütlich hin und her laufe, koche ich innerlich.

Sesshoumaru und diese Miko füllen meine Gedanken mit Hass und Wut. Allein die Vorstellung die Beiden unter meinen Füßen zu zertreten und dann auseinander zu reißen betäubt meine aufgewühlten Gedanken ein wenig. Die Ideen, wie ich dieses Pack umbringe überfallen mich und ich bin überrascht, so viel Fantasie beim Töten meiner Feinde zu entdecken.

Ich habe beschlossen Sesshoumaru ebenfalls umzubringen. Mir bleibt unter den Bedingungen keine andere Wahl. Er will dieses Menschenweib beschützen? Dann soll er es mal versuchen! Ich bin kein leichter Gegner, aber ihn darf ich auch unter gar keinen Umständen unterschätzen. Das macht die Sache gerade so kompliziert.

Ein hoher typisch vogelartiger Laut entringt meiner Kehle und ich gebe meinem Personal die Anweisung zu gehen.

Meine Wut schäumt wieder stärker auf und ungezügelt schnappe ich mir eine Vase und schmeiße sie gegen die nächste Wand. Splitter schießen mir entgegen und ich betrachte meine Tat.

Ich will die Beiden endlich tot sehen! Doch ohne einen guten Plan wird das schwer.

Seufzend wende ich mich an meinen falschen Arm und löse ihn aus der Verankerung.

Der Stumpf ist vollständig verheilt doch regeneriert sich nicht, wie ich zunächst gehofft haben. Meine eigenen körperlichen Grenzen musste ich nie soweit testen. Ich hatte keine Ahnung, ob sich mein Körper wieder vervollständigt oder lediglich die Wunden heilen. Nun habe ich meine Antwort und sie gefällt mir nicht.

Ich denke an das Vergangene zurück und meine Gedanken schweifen unweigerlich zu dem Hanyou. Er war stark für seine Art. Eindeutig habe ich vor allem seinen Kampfwillen unterschätz, der ihn so unglaublich gefährlich gemacht hat. Damit war seine wirkliche Stärke kaum richtig einzuschätzen. Mein Zwillingsbruder hat ihn wahrscheinlich, ebenso wie ich schlichtweg falsch gedeutet.

Mein Bruder war schon immer der etwas Leichtsinnigere von uns beiden, was jedoch nicht hieß, dass wir uns nicht verstanden. Seine Entscheidung damals zu gehen, nachdem ich zum Lord ernannt worden bin, konnte ich ihn in manchen Hinsichten verstehen. Ich hätte es wahrscheinlich ebenso gehandelt. Teilweise beneidete ich ihn um sein ungezwungenes Leben. Er hat sich vergnügt, Spaß gehabt, das getan, was er wollte. Nicht, dass ich mich nah diesem ehrenloses Leben wirklich gesehnt habe, doch ich hätte gerne seine Weltansicht nach seinem Verlassen nachvollziehen wollen. Schon bald kam mir zu Ohren, dass er sich eine menschliche Räuberbande gesucht hat und sie unter seine Kontrolle gebracht hat. Ab da an hörte unser Kontakt auf. Selbst wenn er sie nur benutzen wollte, so war dieses Verhalten für mich kein Verhalten was ich dulden konnte. Ich konzentrierte mich auf meine Herrschaft, ließ es mir jedoch nicht nehmen ihn im Auge zu behalten. Seine Vorliebe für unschuldige Mikos versetzte mich in Skepsis, doch ich ließ ihn. Er war schon immer anders. Ein klein wenig davon wusste auch unser verehrter Vater, weswegen er wahrscheinlich mir den Thron überlassen hat. Natürlich erst nachdem ich ein Duell mit meinem Bruder geführt hatte und siegreich aus diesem hervorging.

Nun nachdem er aus eigenen Stücken sein Reich hinter sich gelassen hatte, konnte er tun was er wollte. Dennoch musste ich aufpassen, dass er unser Erbe nicht zunehmend in den Schmutz zieht. Doch da draußen bei den Menschen hat er sich ein gutes Versteck gesucht.

Dort kannte ihn niemand, wusste nichts von seiner wahren Herkunft.

Dort war er sicher.

Abermals nehme ich blitzartig eine Töpferei und knalle sie gegen die Wand. Ich bin wütend auf mich, wütend auf Sesshoumaru und die Miko, und wütend auf meinen unvorsichtigen, leichtsinnigen Bruder.

 

 

 

Ein Schrei, der weder Ursprung meiner selbst ist, noch dessen meines Alptraum zu sein scheint lässt mich hoch schrecken.

"Rin!"

Doch statt ihrer hellbraunen erfassen mich stechend grüne Seelenspiegel und mir scheint als wenn mein Herz zu schlagen aufhört.

"Heute ist es soweit, Miko!"

Seine Pranke packt und schleudert mich gegen die nächste Wand. Das Holz knackt bedrohlich unter meiner Last. Seine Schritte durchqueren langsam den kleinen Raum und geben mir Zeit um mich zu sammeln. Abwehrend hebe ich die Hände und erschaffe einen Bannkreis. Gleichzeitig wandert mein Blick panisch durch den Raum.

"Deine kleine Freundin habe ich verschleppen lassen. Sesshoumaru wird somit leider keine Zeit haben dir zu Hilfe zu eilen. Wir sind also ungestört..."

Er deutet hinter sich, wo sich mein rettender Ausgang befindet.

Draußen höre ich Schreie.

„Und das Dorf greife ich auch an.“

Sein leuchtender Blick ist erfüllt von Wahnsinn und Vorfreude. Keine gute Mischung. Im scheint dieser andauernde Kampf ebenfalls an die Nieren zu gehen. Im fast erloschenen Lagerfeuerlicht sieht seine Haut matt und glanzlos aus. Seine Haare eine Spur zu wild und sein Gesicht ziehen mehr Fältchen als vor ein paar Tagen noch.

"Du scheint nach zu lassen, Menschenweib."

Ohne weiteres durchschlägt er meine Barriere.

Ungern gebe ich ihm Recht. Meine Umstände zerren zunehmend an meiner Energie.

"Miko."

Mein Blick schweift vorsichtig hinauf.

"Heute wird meine Rache vollendet sein!"

Ich schlucke, als er daraufhin ein verrücktes Lachen von sich gibt.

Noch ist nichts verloren. Ich muss die Sache nur richtig angehen und Sesshoumaru Zeit verschaffen.

"Dir scheint der Tod deines Bruder ja sehr nahe zu gehen..."

Zum Ende teilweise mit einer fragenden Betonung versehen versuche ich ihn zum Reden zu animierten.

Er stockt, scheint kurz zu überlegen, ehe er eines seiner verrückten Lachen durchblitzen lässt, welches mich so sehr an seinen Bruder erinnert.

"Du weist nichts über mich und meine Beziehung zu Henji."

Henji

Ich wollte es vermeiden diesem Gesicht einen Namen zuzuordnen, doch angesichts der Umstände ging es wohl nicht anders.

Erhabenen Schrittes kommt er auf mich zu und kniet sich zu mir herab. Seinen Übermut ist ihm nahezu ins Gesicht geschrieben und ich kann nicht anders als darauf hin ein trotziges Schnauben von mir zu geben. Mein Fehler wird sofort gestraft.

Abermals packt er mich an der Kehle und drückt zu. Fast augenblicklich fehlt mir die Luft zum atmen und die Kraft mich zu wehren.

Kurz vor der schwarzen Ohnmacht schleudert er mich abermals durch den Raum. Mein Rücken oder das Holz der Wände knacken gefährlich. Kaum möglich in dieser Situation es zu unterscheiden.

Ich röchle im selben Moment, in dem ich auf dem Boden aufschlage und sauge dabei die lebensnotwendige Substanz in meine Lungen.

"Deine Herauszögerungstaktik wird nichts bringen. Sesshoumaru ist noch Meilen entfernt."

Schwungvoll hebt er das Schwert und grinst mich an.

"Du wirst sterben, kleine Miko!"

Abermals blitzt es in seinen Augen erfreut auf als ich durch den Schleier meines Ponys blicke. Mir fehlt die Kraft zum Antworten fast würde ich sagen mir fehlt die Kraft zum Weitermachen. Aber ihm den Sieg zu überlassen würde ich mit meinem Stolz nicht vereinbaren können. Mir gleitet ein Lächeln über meine Lippen. Anscheinend hatte Inuyasha mehr Einfluss auf mich als ich dachte. Nachdem ich noch zweimal kräftig huste richte ich meinen Kopf zu ihm empor mein Blick triff fest den Seinen. Wir beide wissen, dass dieser Moment entscheidend ist. Entweder ich hab noch was im Hinterärmel oder aber es ist vorbei.

Erholt aus und ich falte instinktiv die Hände zum Gebet und richte sie ihm dann entgegen. Es knallt und zischt heftig als ein Schwert auf meine Barriere trifft.

Sofort weiß ich mein Schicksal ist besiegelt meine Kräfte reichen in keinster Weise mehr aus. Inuyashas Tod hat mich in ein Tief gesogen. Mein ganzer Zustand schwächt mich. Ich hätte wissen müssen dass es darauf hinausläuft. Ich werde sterben und ich sehe diese Erkenntnis ebenfalls in seinen Augen leuchten.

Wir blicken uns an und ich sehe, wie ernst es ihm ist. Keine Spielchen, keine Quälereien, nur noch die endgültige blanke Wut blitzen in seinen Irden, wie kleine Filmchen, die seine Vorstellungen preis geben.

Ich weiß: Das ist mein Ende.

Es gibt Nichts mehr was ich noch tun kann, geschweige den will. Ich habe keine Kraft mehr, auch wenn es falsch ist. Mein Körper ist ausgelaugt, müde, schwach. Ich bin nichts als ein Frack meiner selbst. In allerlei Hinsicht.

Dumpf dringen Schreie an mein Ohr, Getose und Explosionen und unwillkürlich gleitet mir Kaedes Bild vor Augen. Die letzten Sekunden ihres Lebens. Ich frage mich, was ihr in dem Moment ihres Todes durch den Kopf geschossen ist. Hatte sie die absolute Angst und der brennende Schmerz betäubt? Ging sie noch einmal ihre Träume und ihr möglichst anders gekommene Zukunft durch und fragt sich:

Wieso ich?

Oder aber starb sie mit den schönsten und bedeutendsten Momenten in ihrem Leben, die sich, wie schon häufig von vielen erzählt wie ein kleiner Rückblick vor ihrem inneren Auge abspielte?

Egal was sie davon in ihrem letzten Atemzug zu berühren schien, mir passiert nichts von alldem.

Allein ein mir unerträgliches Piepen in der schon fast unnatürlichen Stille meines Ablebens sagt mir, dass ich noch lebe. Keine Bilder sehe ich vor mir, keine Fragen stehen noch offen.

Da sind nur Gefühle und Adrenalin, die meinen Körper schon fast zum explodieren bringen, noch ehe mich das Schwert treffen würde.

Zweifel

Hierbei ist Realität und Fiktion kaum noch zu unterscheiden.

Trauer

Meine Freunde... es tut mir leid und danke für alles.

Wut

Ich bin immer noch zu schwach, um mich selbst zu retten.

Hoffung

Inu Yasha. Wir werden uns im nächsten Leben wiederfinden.

Ich weiß es.

 

 

 

Dann schließ ich die Augen und die Barriere zerbricht.

 

Plötzlich ein Luftzug. Unnatürlich, nicht in die Situation passend, jedoch real.

Dann ein hoher metallender Knall und ich öffne instinktiv die Augen. Silbernes wehendes Haar versperrt mir den Blick auf meinen Feind. Sesshoumaru. Er hat es noch geschafft.

„Aber wie? Du bist...“

Doch seine schier vor Wahnsinn werdende Stimmer bringt den Satz nicht zu Ende. Stattdessen wechselt sie zu einem wilden Gebrüll und der Dämon hebt abermals kampfbereit sein Schwert.

 

Und auf einmal ist alles vorbei.

 

Der Inudaiyoukai hat so schnell und rücksichtslos ausgeholt, dass erst wenige Sekunden später Shou in Zwei fällt und sich in Staub auflöst.

Ich kann kaum meinen Augen trauen, will ihnen nicht trauen, denn zuviel Angst hat sich bisher angesammelt, als dass ich dieser Situation jetzt meinen Glauben schenken könnte. Zu Irreal, zu einfach war das ganze hier, als wenn ich mich auch nur wagen würde die Wahrheit seines Todes laut auszusprechen. All das Leid, all der Schmerz und der Verlust. Und dennoch. Selbst nach einer geschlagenen Ewigkeit ist nichts anderes passiert, als dass der leichte Wind der mich sanft im Rücken streift, die Asche vor mir lautlos weg weht. Die dabei erzeugte Gänsehaut passt zu meiner aufgewühlten Seele.

Sesshoumaru vor mir bleibt ebenfalls reglos. Weder ein Laut noch das Erleuchten seiner Aura gibt überhaupt Anschein darauf, dass er wirklich hier ist. Die immer noch angespannte Atmosphäre will sich einfach nicht legen.

Ich schüttle abwehrend den Kopf um mich aus meiner Starre zu lösen, ehe ich bemerke, dass mein Retter immer noch keine Anstalten macht, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.

Ich komm nicht drum rum die merkwürdige Stille um und zu brechen.

"Sesshoumaru, das..."

Ich zöger noch ehe ich begreife wieso. Ich weiß nur dass etwas nicht stimmt. Etwas ist anders. Eine minimale Bewegung der Gestalt vor mir und mein Körper reagiert von selbst. Sein Kopf dreht sich geringfügig und seine leuchtend roten Augen starren mich an. Schier sofort bilden sich Schweißperlen auf meiner Stirn, das Atmen wird schwerer und mein Leib fängt an zu beben. Stützend stemme ich mich haltesuchend auf dem Boden ab. Das kalte Holz bildet einen fast schmerzhaften Kontrast zu meiner glühenden Haut.

Mein Verstand scheint seine Arbeit eingestellt zu haben, denn selbst jetzt ergibt sich mir nicht genau welcher dieser Umstände mich so aus der Fassung reist. Werde die Tatsache, dass er seine Aufgabe mich zu beschützen richtig ernst genommen hat, noch die, dass seine Augen in der Höllenfarbe gerade zu erstrahlen gibt genug Grund zu dieser Ausartung meiner selbst. Nein, es ist viel mehr etwas anders. Und dieses anderen wird mir erst mit einem Schlag bewusst, als mein Gegenüber mir sein Halbprofil zuwendet und den Kopf schon fast scheu zu mir nach unten neigt.

Ich japse aufgebracht.

Mein Blut schießt mit unnatürlich schnell durch den Körper und hinter lässt ein kribbeln unter Meiner haut. Mir wir schlecht und schwindelig zugleich und ich weiß nicht ob diese Tatsache mich dazu bewegen mir schützend die Hand vor den Mund zu legen oder es am Schock liegt.

Unmöglich!

Er dreht sich gänzlich zu mir, während sich seine Augenfarbe schon fast beschwichtigend langsam zu einem goldenen Ton wandelt.

Jede seiner Bewegungen sauge ich wie ein Schwamm in mich auf, wobei ich mir selbst einrede, dass es danach um so schmerzhafter wird.

Denn eins ist klar: Das dort vor mir ist eine Täuschung, ein Hirngespinst, eine Illusion, die mich gefangen hält. Viel zu süß ist dieser Alptraum, den ich so realistisch leben darf.

Seine Lippen öffnen sich plötzlich und er macht einen unsicheren Schritt auf mich zu.

"Kagome..."

Er hält inne, als ich erschrocken den Kopf schüttle und von ihm zurück weiche. Die ersten Tränen fließen meine Wangen hinab und meine Sicht verschwimmt.

Das hier ist nicht echt! Das kann es gar nicht. Und dennoch ist mein Name aus seinem Mund das schönste was ich die letzte Zeit wahrgenommen habe. So echt und dennoch irreal. Seine Stimme hat mir so gefehlt und es gab unzählige Momente in denen ich Angst hatte sie zu vergessen. Dieser dunkle Unterton, geprägt aus einer Zeit ohne Liebe und Freunde. Sein herber und kastaniger Geruch, der mich damals wie ein heftiger Herbststurm umfangen hatte. Und das Gefühl seiner Haut auf meiner. Rau und kratzig und dennoch auf eine seltene Art so sanft.

Das hier ist zu perfekt um wahr zu sein.

 

Er öffnet gerade seine himmlisches Lippen um mich mit seiner Stimme ein weiteres mal aus dem Konzept zu bringen, da stürmen Sango und Miroku die Hütte.

"Kagome wir.."

Abermals geschockte Stille.

Das darauf folgende laute Atmen der Beiden ist wenn dann eine Folge dessen, dass sie gerannt sind oder sie die Situation genauso wie mich umhaut.

"Inu Yasha? Bist du es wirklich?"

Noch immer geht von dem Hanyou keinerlei Aura aus, wodurch die Frage nur allzu berechtigt ist.

"Nein! Inu Yasha ist Tod, wir haben ihn begraben. Das hier ist nicht echt. Das ist ..."

Kaum nehmen ich ihre Worte mehr wahr, als sich plötzlich Inu Yashas Aura wie ein Schleier um uns legt und die alt bekannte Wärme in mir erweckt. Abermals eine woge salziger Flüssigkeit über meinen Wangen und ein kurzes Schluchzen.

"Ich war nie Tod gewesen."

Meine Lippen beben unnatürlich stark, als ich ihn wieder sprechen hören. Die Ohren gespitzt, sauge ich jede Silbe ein, um sie nie wieder zu vergessen, während mich die Bedeutung seiner Worte schon innerlich aufzuwühlen beginnen.

"Ich wusste, dass Shou und ich uns bis in alle Zeiten bekämpfen würden. Wir waren gleich stark und besaßen einen starken Willen. Er hätte nie aufgehört das Dorf und euch anzugreifen. Ich brauchte einen Plan. Also bin ich zum alten Giftmeister gegangen. Er hat mir etwas gegeben was mich Scheintod aussehen ließ. Sesshoumaru hat mir beigebracht, meine Aura zu verbergen. Es war schon fast zu leicht und ich hatte Angst dass es auffliegen würde. Doch anscheinend hat wirklich keiner auch nur meinen Tod angezweifelt."

Ich weis nicht ob Enttäuschung oder Stolz in seiner Stimme mitschwingen. Mein Blut schießt mir so rasend schnell durch die Ohren dass ich überhaupt froh bin ihn verstehen zu können.

 

 

 

 

 

 

 

 

Selten habe ich mehr Gefühle empfunden, wie in diesem Moment. Monate habe ich meine Freunde nur aus der Ferne betrachten können. Ich hab sie gehört, gerochen und jeden einzelnen Schritt von ihnen beobachtet. All das hat mir absolut missfallen. Ihre derartige Verwandlung, verursacht durch meinen Tod hat mich auf eine tiefe Art berührt und gleichzeitig Taubheit verspüren lassen. Denn ich konnte nichts dagegen tun. Das einzige was ich tun konnte war warten. Und darin war ich nicht sonderlich gut. Ich verachtete in den ersten Monaten meinen Plan und mich selbst. Doch allein Sesshoumarus Einwilligung zeigte mit, dass es keine schlechte Idee war. Er sollte auf sie aufpassen. Sie würde es am schwierigsten haben. Als meine Augen über Kagomes Statur fahren bestätigt sich meine Vermutung. Die Miko ist abgemagert, hat eine ungesunde fahle Haut mit eingefallenen Wangenknochen. Sie sieht so veränderten aus, dass man sie glatt nicht wiedererkennen würde und innerlich bete ich, dass ich sie mit meinem Schauspiel nicht zerstört habe. Ihre Augen blicken mich so verstört und ängstlich an, dass ich kaum dem Drang wieder stehen kann sie an mich zu drücken. Doch so zerbrechlich wie sie sowohl seelisch, als auch körperlich erscheint muss ich mich mehr denn je beherrschen sie nicht zu überfallen. Ich rieche deutlich dass die Schwarzhaarige der Sache noch nicht traut.

 

Sango löst sich als erstes aus ihrer Starre.

"Wie kannst du es nur wagen, uns so etwas an zu tun? Wir haben wirklich gelitten!"

Dennoch kommt sie auf mich zu und schließt mich in ihre Arme.

"Es tut mir leid!"

Wie selbstverständlich verlässt diese Entschuldigung meine Kehle, wobei ich früher nie auch nur an so etwas wie Schuldeingeständnis gedacht hätte.

Miroku rührt sich als Zweiter. Sein Stab klimpert, als er ebenfalls auf mich zu kommt und mir seine Hand auf die Schulter legt.

„Mein Freund, wir sind froh, dass du wieder unter uns weilst.“

Ich nicke ihm danken zu, dann blicke ich zu Kagome, die noch leicht skeptisch drein schaut, ehe ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht erscheint.

Behutsam setz sie einen Fuß nach vorne als sich plötzlich der Geruch im Raum verändert. Ihre Augen weiten sich, ihre Lippen beben, dann verzieht sie das Gesicht schmerzerfüllt und bricht zusammen. Instinktiv sprinte ich zu ihr und fangen Sie rechtzeitig auf. Im gleichen Moment frage ich mich ob es richtig war ihr plötzlich so nah zu kommen.

"Kagome?"

Sie zieht zischend die Luft zwischen den Zehen ein und ich spüre instinktiv dass sich ihr Körper gegen etwas wert.

"Nein, bitte nicht."

Ihre Worte sind kaum wahrzunehmen.

Dennoch scheint sie genau zu wissen was los ist.

"Kagome, sprich mit mir! Was ist passiert?"

Im gleichen Moment rieche ich Blut sehe aber keine Wunde.

Kagome stöhnt gequält.

"Ich..."

Sie schluckt kräftig und im gleichen Moment öffnet sie abermals ihre Augen weit auf und blickt über ihre Schulter.

Rin kommt panisch auf sie zu gerannt. Hinter ihr steht Sesshoumaru. Ich habe ihn gar nicht kommen bemerkt.

Skeptisch blickt er auf das Schauspiel vor sich und zieht dann zu meiner Verwunderung sein heilendes Schwert. Die Reaktion der Miko überrascht mich daraufhin noch mehr.

„Sesshoumaru ich flehe dich an!“

Ihre Hände verkrampfen sich dabei fast schmerzhaft in meinem Oberteil, doch allem Anschein nach gilt Ihre Aufmerksamkeit nur dem Daiyoukai.

"Tse... Du schuldest mir was."

Dann holt er aus und lässt sein Schwert über die Miko gleiten. Für einen kurzen Moment halten alle die Luft an. Keiner atmet. Allein mein unregelmäßiger Herzschlag ist wahrzunehmen, der schon benahe schmerzhaft in meinen Ohren pocht.

Auch wenn ich immer noch ihr Blut wahrnehmen kann entspannt sie sich deutlich in meinen Armen. Gleichzeitig fängt sie an zu weinen und schier tausendmal leise „Danke“ zu murmeln. Der blutige Geruch und ihr so verstörendes Erscheinungsbild lassen mich unsicher ihren Rücken streicheln und verwirrt blicke ich zu meinen Freunden über die Schulter. Doch auch in ihren Gesichtern sehe ich nur Unklarheit und Neugier. Kagome drückt ihr tränenverschmiertes Gesicht an mein Feuerrattenfell und fährt mit ihren Fingern über meine Brust.

Ich erschaudere bei der Berührung. Abermals wird mir bewusst, wie lange mein Körper sich nach ihr gesehnt hat. Mein Blick wandert hinauf und wird mit abwerten schauenden Augen meines Bruders gestraft. Allein er ist sich im Bilde über die aktuelle Situation, auch wenn mir unklar ist wieso. Schon diese Tatsache bringt mein Blut zum brodeln. Ein abfälliges Schnauben seinerseits und ich bin auf den Beinen.

„Sag mir sofort was los ist!“

Sango tritt an meine Seite und beugt sich zu Kagome hinunter. Ein erschrockenes Luftholen von ihr und sie scheint die Tatsachen ebenfalls analysiert zu haben. Sie zieht die junge Miko an Ihre Brust und streicht ihr beruhigend über den Rücken.

Allmählich zweifel ich an meinem Verstand.

„Sango?“ Woher?

„Nach all dem Training nimmt du es nicht wahr?“

Mein Kopf schießt nach oben und mir wird schwindelig vor Wut.

Sein Blick trifft mich noch härter als zuvor.

„Deine Gefühle verwirren deine Sinne.

Oder dein Halbblut ist schwächer als ich gedacht habe.“

Meine Schultern beben gefährlich und mein Blut reagiert automatisch. Das bereits vertraute Kribbeln in meinen Augen ist nur ein Nebeneffekt von meiner dämonischen Umwandlung und lässt meinen Gegenüber in einer schon fast schier unerträglichen Klarheit erstrahlen. Gleichzeitig schärfen sich meine anderen Sinne ebenso und ich nehme meine Umgebung mit einer Deutlichkeit bewusst, die ich vor einigen Jahren noch gar nicht kannte.

Und dann begreif ich.

Irritiert wende ich mich zu Kagome und ziehe ihren Duft mit voller Intensität ein. Mein Nase sagt mir deutlich: Das dort ist Kagome, aber irgendwie auch nicht. Zu mindestens nicht allein.

„Na, begreifst du es endlich, du Idiot!“

Sango grinst, doch das nehme ich nur am Rande wahr. Kagomes Augen strahlen mich mit einen intensiven tränenschimmernden Braun an und zeigen somit all die Liebe, die in diesem Augenblick steckt. Auch wenn ich längst diesen Moment begriffen habe, so bin ich immer noch dabei ihn auch zu verarbeiten und eine, wenn überhaupt irgend eine Reaktion darauf zu zeigen, was gerade in mir vorgeht. Doch augenblicklich tut sich nichts, außer dass meine Beine anscheinend mein Gewicht nicht mehr tragen können und mich ziemlich langsam und vorsichtig zu Boden gleiten lassen, als hätte mein Körper von selbst verstanden, dass die Standposition momentan ziemlich riskant zu seinen scheint. Meine Lippen bewegen sich sinnlos und suchen die Worten, die sie dem Empfänger senden sollen. Doch auch der Versuch scheitert kläglich. Kagome sieht mir die Sprachlosigkeit wohl deutlich an und lächelt zutiefst glücklich. Selten habe ich sie so schön gesehen, trotz ihres mageren Erscheinungsbildes. Behutsam legt sie sich die Hand auf ihren Bauch und fährt mit dem Daumen liebevoll darüber.

„Inu Yasha, du wirst Vater.“

Die Worte zaubern mir automatisch ein sehr seltenes Lächeln in mein Gesicht und meine Ohren zucken wie wild hin und her. Ich höre die Dämonenjägerin und den Mönchen verräterisch hinter mir glucksen. Doch derzeit ist mir das absolut egal. Allein diese magischen Worte aus den vollen Lippen der Miko zählen in diesem Moment.

Ich lache.

Komisch und unecht hört es sich in meinen Ohren an, so selten habe ich dieses Handeln ausgeübt.

Dennoch scheint es für die Schwarzhaarige alles zu bedeuten, denn schier im selben Zeitpunkt laufen ihr die Tränen aus den Augen.

Ich schließe sie in die Armen und halte sie so dicht es geht fest, küsse sie auf ihr Ohr und sag ihr wie glücklich sie mich macht. Dann höre ich sie lachen und kurze Zeit später laut schluchzen. Beruhigend streichle ich sie und lasse bereits meine Fantasie meine Zukunft gestalten. Dann erfasse ich abermals die Situation und schwelle in meinem Glück. Und dann wird mir noch etwas klar...

Ich rücke etwas weg von meiner schwangeren Liebe und blicke sie noch einmal glücklich an, ehe ich meinen Bruder in Augenschein nehme und mich aufrichte.

„Ich danke dir. Für alles!“

Er nickt, blickt zur Miko hinab und kassiert abermals Dankesrufe. Dann verlässt er still die Hütte.

Ich beuge mich abermals zu der Miko hinab und streichle schon fast ehrfürchtig ihren Unterleib. Dieses neu erweckte Glück will ich unter keinen Umständen missen.

Kagome wischt sich die Tränen weg und legt anschließend ihre Hand auf meine. Ihre Hand ist kalt, nass und viel zu mager und weckt in mir meinen alt bekannten Beschützerinstinkt. Ich ziehe ihr mein Feuerrattenfell über die Schultern und mustere ihre hervorstehenden Wangenknochen mit einem hoffentlich strengen Blick.

„Du wirst mehr essen und dich warm halten!“

Sie lächelt entschuldigend.

 

 

„Ich wusste es von Anfang an!“

Rin springt auf Kagome zu und drückt sie soweit es mit ihren kurzen Armen geht, bevor sie ihr Kinn stolz in die Luft hebt.

Kagome lacht leise.

„Das hätte ich auch von dir erwartet, schließlich musst du mich doch als Miko vertreten, wenn ich es in meiner Situation nicht mehr schaffe.“

Sie zwinkert Rin zu und diese schluckt lautstark.

Dann erfüllt abermals Gelächter die Hütte und lässt die grässlichen Geschehnisse von vor wenigen Minuten in einem weit entfernten Schein dastehen

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Am Anfang unserer Geschichte, die sich als ein „Ich“ und „Du“ präsentierte waren wir uns fremd und uneins.

Ich konnte dich nicht leiden. So ungehobelt und stur habe ich noch nie Jemanden erlebt.

Dein Gesicht warf mich in eine Zeit zurück, in der ich eine Frau kennen lernte, die mir zum ersten Mal einen Weg außerhalb eines „Ichs“ zeigte. Plötzlich gab es auch ein „Du“ in meinem Leben.

Deine Geschichte ließ mich Einblick in dein Leben haben und ich konnte nicht anderes, als Mitleid zu empfinden.

 

Bis zu dem Zeitpunkt als diese Frau plötzlich und unvorhergesehen wieder in dieses Dasein trat, habe ich dich nie richtig wahrgenommen.

Allein deine Augen sahen mich an und es versetze mir unwillkürlich einen Stich, da ich wusste, du sahst nicht mich sondern wen anders.

Alte Gefühle kamen hoch, doch das hielt mich nicht von meinem Ziel ab das Juwel zusammen zu setzen und das Spinnenmonster zu vernichten.

Uns wurde einen Aufgabe zugeteilt und wir mussten diese bewältigen.

Und während dieser Reise lernte ich dich auf eine Art kennen, die meine Vergangenheit so überhaupt nicht glich.

Da waren auf einmal andere Seiten, die ich bei dir nie vermutet hätte.

Plötzlich war da ein „Du und Ich“.

 

Ich stellte dich vor mir, wollte dich in Sicherheit wissen und wollte dich mit meinem Leben beschützen.

Ich wollte für dich da sein, dir deutlich machen, was es heißt zu leben.

Du zeigtest mir, was Freundschaft, Zuversicht und Vertrauen bedeutet. „Kameraden“, „Gefährten“, „Freunde“. Wieder bereicherst du mich in meinem Leben um so viel mehr.

Gefühle, die ich bis zu einem gewissen Grad so gut es ging ignoriert habe waren mir jetzt so unausweichlich geworden.

Und dann kamen Augenblicke des Zweifelns, der Qual, der Trauer. Zeiten in den Schmerz und Verlust an der Tagesordnung standen.

Nie sonst war mein Leben so voller Liebe und gleichzeitig so schmerzvoll.

Du bliebst an meiner Seite. Hast mir gezeigt wie man wieder aufsteht. Und dann in der Stunde kurz vor unserem Ziel war da plötzlich ein „Wir“.

Oder kam es bereits viel früher?

 

Mein Leben drehte sich um dich und bekam das in Zeiten langer Trennungen erst so richtig zu spüren.

Es war eine unerträgliche Qual nicht in deiner nähe sein zu können. Dennoch brauchte ich diese Pausen.

Doch egal wie lang ich auch warten musste,

Egal wie schlecht es mir auch ging

bei dir wurde ich immer dafür belohnt.

 

Nie würde ich auch nur denken, dass es nicht wert sein würde für dich eine Ewigkeit zu warten, bis ich dich wieder in die Arme schließen kann.

Und schon sehr bald wirst du mir wieder etwas neues im Leben schenken.

 

 

 

Es nennt sich: „Familie


Nachwort zu diesem Kapitel:
So es ist vollbracht.
Ja das ist endlich das offizielle Ende, wie ich es vor Jahren versprochen habe.
Tut mir leid, dass es sooooo lange gedauert hat. Ich bin so schrecklich undiszipliniert :(

Ich hoffe dennoch das ihr meine Story im großen und ganzen schön fandet.
Bald gibt es mehr von mir.
Dieses mal wieder KagoxSessy.

Bis Bald;) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kagome2010
2018-10-15T06:16:56+00:00 15.10.2018 08:16
omg wie schön ich liebe einfach Inuyasha und Kagome die Geschichte war einfach nur wundervoll
Von:  InuFan
2016-03-05T22:12:40+00:00 05.03.2016 23:12
Tolles Kapitel ich find das Ende gut. Ich würde aber gerne eine Fortsetzung lesen.


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