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Old Friends

Nur gemeinsam sind wir unbesiegbar
von

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Die Mission in Ägypten Teil 2

Nein, noch nie ist ein Akuma jemals geflohen, ihn würde so oder so der Tod erwarten. Entweder würde er von ihnen besiegt werden, oder der Earl würde ihn wegen Verrats vernichten, dachte sie.

Ehe sie sich versah spürte sie eine unangenehme Präsenz hinter sich und sah zögernd zurück.

„Da bist du also.“, murmelte sie mit einem angespannten Lächeln. Würde sie sich jetzt wegbewegen, würde sie damit ihren Zauber unterbrechen und das konnte sie nicht zulassen. Aber würde sie hier stehen bleiben und nichts tun, würde sie definitiv sterben.

Der Dämon lenkte all seine Kanonen auf sie und feuerte eine enorme Energiekugel ab.
 

Gerade als Kanda einen weiteren Akuma tötete, hörte er hinter sich eine Explosion und blickte erschrocken zurück.

„Kaede!“, rief er nach ihr und wollte gerade zu ihr springen, als er seine Bewegung unterbrach. Diese seltsamen Geisterhände klebten immer noch an ihm und er sah genau hin, als sich der Rauch verzog.

„Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass du dich an mich schleichen kannst.“, flüsterte sie drohend und setzte nun ein teuflisches Grinsen auf, als sie ihn einfach mit der Hand von sich drückte.

Ein rotes Licht umgab sie und wurde immer dichter. Zwei Energieringe um ihre Handgelenke, die die Stoffbänder um diese aufrissen und dem jungen Mann freie Sicht auf diese gewährte. Blut strömte in großer Menge aus diesen und ließ die verdichtete Energie um sie in einem gleißenden Licht explodieren. Kanda hielt sich den Arm schützend vors Gesicht, da das Licht ihn blendete und sah wieder zu ihr, als es nachließ. Von dem Akuma war nichts mehr übrig, während die Dunkelhaarige mit ihrem üblichen Lächeln zu ihm blickte.

Ein, von einem Schild abgeblockter, Angriff der Akuma riss ihn wieder aus den Gedanken und er widmete sich den Gegnern wieder zu. Er griff diese mit seinem zweiten beschworenen Schwert an und wich dabei geschickt ihren Angriffen aus. Der Schwertkämpfer holte gerade wieder zum Schlag aus, als sich das helle Licht um seine Waffen verstärkte und ein zusätzlich weißer Schein um diese erschien. Er erinnerte sich an diesen Schein, diesen hatte sie letzte Woche bei ihrem Trainingskampf um ihr Schwert beschworen und lächelte.

Damit besiegte er die Akuma innerhalb kürzester Zeit und landete neben dem Mädchen. Als Kaede ihren Zauber auflöste, packte er ihre Handgelenke und erschrak über ihren blutigen Anblick. Auf diesen waren zwei Stigmata, die sie davor mit Stoffbändern verdeckt hatte und sah sie verärgert an.

„Was hat dieser Bak dir angetan?“, fragte er wütend.

„Er hat mir gar nichts angetan, sondern mir sogar damit geholfen. Ich werde es dir später erklären, lass uns lieber weiter gehen.“, erwiderte sie und riss sich von seinem Griff los. Es war ihr schon unangenehm diese überhaupt zu haben, aber sie erleichterten ihr das kämpfen einfach ungemein.
 

Gemeinsam vernichteten sie alle Akuma und konnten erfolgreich, das Innocence-Fragment an sich nehmen, das sich in einer Figur befand und von einem Mann behütet wurde.

Erschöpft saßen sie im Bus nach Kairo und schwiegen sich an. Kaede hasste das, konnte aber nicht wirklich viel dazu beitragen diese Stille zwischen ihnen zu unterbrechen. Sie war so müde, dass sie am liebsten auf der Stelle eingeschlafen wäre.
 

Im Hotel angekommen eilte sie als Erste ins Bad und warf sich danach direkt ins Bett.

„Kaede.“, rief er nach ihr, sie schuldete ihm noch eine Erklärung. Als nach einem kurzen Moment nichts von ihr zu hören war, sah er verärgert zu ihr und erkannte, dass sie eingeschlafen war. Seufzend ging er zu ihr und deckte sie noch zu. Kanda wollte gerade wieder gehen, als ihm diese Stigmata wieder ins Auge fielen, er hatte so welche schon mal irgendwo gesehen. Aber wo?

Er erinnerte sich wieder, Linali hatte dieselben an ihren Beinen, weil sich ihr Innocence verändert hatte. Seine Finger fuhren über diese und er spürte die Unebenheiten in ihrer Haut.
 

Müde schlenderte er ins Badezimmer und duschte sich ebenfalls erstmal ausgiebig den ganzen Dreck vom Körper. Während das angenehm warme Wasser auf ihn hinab prasselte, dachte er wieder über diese Stigmata nach.

Sie scheinen ihr wirklich zu helfen, denn bei ihrem letzten Kampf, war sie nicht mehr ganz so fit, als sie diese seltsamen Geisterhände benutzte. Jetzt war Kaede wohl nur extrem müde und ein wenig blass, wahrscheinlich durch den hohen Blutverlust, den sie bei dem einen Zauber hatte. Aber es lagen Welten zwischen ihrem jetzigen und damaligen Zustand und er freute sich auch etwas darüber.

Nun kann sie richtig mitkämpfen, ohne sich Sorgen über ihr Innocence machen zu müssen.

Kanda legte sich in sein Bett und blickte wieder aus dem Fenster hinaus. Vielleicht tat er Bak wirklich unrecht, dachte er noch kurz und schloss seine Augen.
 

Am nächsten Morgen wurde er von den ersten Sonnenstrahlen aufgeweckt, die in sein Gesicht schienen und warf einen Blick zu dem Mädchen neben sich, nachdem er sich streckte. Sie war schon wach und schrieb gerade irgendwas in ein kleines Notizbüchlein.

„Du bist ja schon wach.“, hörte sie seine Stimme und sah zu ihm rüber.

„Guten Morgen, Yuu.“, sagte sie mit einem kleinen Lächeln und widmete sich gleich wieder ihren Notizen, als sie es zur Seite legte und in ihrer Tasche wühlte. Kaede holte ein kleines Täschchen hervor und nahm daraus ein Haarband, mit dem sie zu dem Spiegel neben der Tür lief und ihre Haare zu einem Pferdeschwanz hochband.

„Ich war vorhin bei einem Bäcker und habe uns etwas zum frühstücken geholt.“, sagte das Mädchen und legte ihm einen Becher und ein leicht gesüßtes Brötchen auf seine Kommode. Mit ihrem Kaffee und einen Apfelstrudel setzte sie sich auf ihr Bett und aß dort.

Verwundert über ihren plötzlichen Stimmungswechsel, setzte er sich auf und griff zu dem Heißgetränk. Er blickte kurz zu ihr, als sie gerade in den Kuchen biss und wieder in ihr Notizbuch schrieb.

Die Stille, die von ihr ausging, machte ihn nervös und er blickte immer wieder kurz zu der Dunkelhaarigen. Irgendetwas stimmte nicht, dachte er und überlegte, ob er sie wohl darauf ansprechen sollte.

„Ach, da fällt mir ein. Der nächste Bus fährt in einer Stunde, wir sollten ihn nicht verpassen.“, hörte er sie noch sagen und verschluckte sich beinahe an dem Tee.

„Was ist los?“, fragte Kanda schließlich, das Mädchen sah ihn fragend an.

„Was soll los sein?“, fragte sie zurück.

„Wieso verhältst du dich so seltsam?“, erklärte er nun seine Frage und sah sie verärgert an.

„Tue ich doch gar nicht.“, erwiderte sie und blickte wieder zu ihrem Notizbuch.

„Verkauf mich nicht für blöd, was ist los?“, wiederholte er ungeduldig, setzte sich zu ihr und nahm ihr das Büchlein weg, auf das sie demonstrierend starrte. Kaede sah ihn verärgert an.

„Egal was ich auch mache, dir ist es nie Recht. Du sagst mir, ich soll mich erwachsener benehmen, jetzt tue ich es und es ist auch falsch.“, erklärte sie und sah zur Seite.
 

„Tche.“, zischte er wütend, packte ihren Arm und zog sie zu sich.

„Das habe ich nicht so gemeint, Idiot. Es ist einfach furchtbar nervig, dich früh wach zu bekommen, wenn der Alte nicht da ist. Natürlich sollst du erwachsen werden, wir sind schließlich keine Kinder mehr. Aber du sollst dich auch nicht verstellen.“, erklärte Kanda.

„Ich dachte, du würdest glücklicher sein, wenn ich mich erwachsener verhalte. Stattdessen stört es dich auch.“, schmollte sie.

„Weil ich mir eine Kaede, die mal nicht nervt oder klammert, nicht vorstellen kann.“, erwiderte er und schnippte ihr gegen die Stirn. Sie hielt sich die Hand an der schmerzenden Stelle und blickte verärgert hinauf, als sie kurz inne hielt. Er lächelte sie wehmütig an.

„Du bist mir auch noch eine Erklärung schuldig.“, erinnerte er das Mädchen, an ihr Wort. Kaede blickte bedrückt auf ihr Handgelenk und reichte ihm schließlich das Notizbuch von vorhin.

„Bak, hat diese Stigmata geöffnet. Beziehungsweise hat er meine Pulsadern geöffnet, damit das Blut einen besseren Durchfluss hat, wenn ich mein Innocence benutze und er hat mir erklärt, warum ich früher verblutet bin.“, fing sie an. Kanda blätterte durch das Büchlein und sah die ganzen Einträge, die entweder sie oder wahrscheinlich Bak hineingeschrieben haben. Kaedes Schrift erkannte er, die andere war ihm unbekannt.

„Jedes Mal wenn ich mehr Kraft aufwandte, als mir möglich war, erhöhte sich meine Blutflussgeschwindigkeit. Während mein Herz mit seiner Pumpleistung nicht mehr hinterherkam, staute sich das Blut und dementsprechend rissen meine inneren Organe ständig auf. Im Normalfall bräuchte ich einige Wochen, um diese Schäden zu regenerieren. Deswegen verpasste er mir diese Stigmata und erhöhte meine Synchronisationsrate damit und wenn mein Herz im Notfall wieder nicht hinterherkommt, würde das Blut einfach hinaus fließen.“, erklärte das Mädchen schließlich.

„Zudem ist es viel praktischer mir nicht ständig die Finger aufbeißen zu müssen.“, fügte sie noch scherzend hinzu.
 

Kanda sah sie besorgt an. Es schockierte ihn etwas, so wenig über ihr Innocence zu wissen, obwohl sie sich so lange kennen und so lange gemeinsam gekämpft haben.

Er erinnerte sich an ihren ersten Zusammenbruch im Labor und verstand nun das System dahinter.

„M-Mach dir bitte keine Sorgen. Meine Synchronisations-Rate liegt jetzt bei Sechsundachtzig Prozent, damit kann ich viel, viel länger kämpfen und dich mit stärkeren Zaubern unterstützen.“, erklärte sie, als sie ihm die Sorge ansah. Da sie direkt vor ihm saß und er ein ärmelloses Oberteil trug, fiel Kaede erst jetzt die seltsamen Linien an seiner Schulter auf. Normalerweise blickte sie immer in sein Gesicht, weil sie seine Augen so sehr mochte, aber jetzt schweifte ihr Blick kurz ab und blieb an seiner linken Schulter hängen.

„Was sind das für schwarze Linien an deiner Schulter, Yuu? Die waren doch früher nicht dort.“, fragte sie erschrocken und öffnete den Reißverschluss des Oberteils, um freie Sicht darauf zu haben.

Schwarze krakelige Linien umrahmten nun die Tätowierung auf seiner Brust, sie wollte diese gerade berühren, als Kanda sein Oberteil aus ihren Händen riss und es wieder zumachte.

„Nichts schlimmes.“, erwiderte er und stand wieder auf.

„Du würdest mir doch sagen, wenn etwas mit dir wäre. Oder?“, fragte Kaede und stand nun ebenfalls auf.

Er antwortete nicht und packte seine Sachen zusammen.

„Wir sollten langsam losgehen.“, antwortete er nur knapp.

„Lenk nicht ab!“, schimpfte sie wütend.

„Nein, weil es dich nichts angeht.“, murmelte der junge Mann schließlich. Die Dunkelhaarige sah ihn zuerst erschrocken, dann wütend an. Sie packte ihre Tasche, stürmte aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
 

Am Bahnhof angekommen, nahm sie den nächsten Bus zum Hafen und warf sich auf einen der Sitze im hintersten Bereich des Busses.

Er vertraute ihr immer noch nicht, dachte Kaede und konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten.
 

Nach einer halben Stunde war sie nun in Suez und sah zahlreiche bunte Geschäfte dort. Sie wollte Bak ja noch etwas mitbringen, dachte sie und betrat eines der Shops.

Etwas gedankenverloren sah sie sich nach einem schönen Mitbringsel um, als ihr ein hübsches Armband ins Auge fiel. Kanda hatte ja Geburtstag während sie in China war und blickte bedrückt auf das Schmuckstück. Sie wurde direkt wieder wütend, als sie an seine Worte dachte und lief weiter.

„Entschuldigen Sie, wo kann ich hier denn gut Muschelschalen sammeln?“, fragte sie schließlich den Verkäufer.

„Hm, Muschelschalen? Da fahren Sie am besten nach Port Fuad, Fräulein. Der nächste Bus dorthin sollte in wenigen Minuten kommen.“, antwortete der alte Mann lächelnd.

„Vielen Dank!“, erwiderte sie und verließ das Geschäft. Wie er es gesagt hatte, kam auch nur kurze Zeit später der Bus und fuhr damit nach Port Fuad.
 

Es war nur eine kleine Stadt, aber mit einem richtig langen Strand. Kaede zog sich die Stiefel und ihre Kniestrümpfe aus und betrat das angenehm kühle Wasser. Hier waren die Temperaturen weitaus höher als in England oder China, aber das schön kühle Meer war eine willkommene Abwechslung. Sie krempelte ihre Ärmel hoch und machte sich nun auf die Suche nach hübschen Muschelschalen.
 

Nach vielen Stunden setzte sie sich erschöpft in den Sand und begutachtete ihren Fund. In der kleinen Tüte waren zahlreiche Schalen, in allerlei bunten Farben und sie legte sich damit in den Sand zurück. Die Sandkörner die an ihrer Haut klebten, kitzelten sie leicht und sie fuhr mit ihren Fingern durch den Sand. Hier könnte sie sich ein schönes Leben vorstellen, jeden Tag schwimmen, Sandburgen bauen, das Essen hier ist auch sehr lecker und die Einwohner richtig nett. Nur die Temperaturen könnten etwas niedriger sein, dachte sie noch und lachte.

Plötzlich schreckte sie auf, sie hat die Zeit vollkommen vergessen, dabei musste sie doch das nächste Schiff bekommen. Sie würde nicht nach England zurückfahren, sondern direkt nach China und Kanda könnte ihr gestohlen bleiben, dachte sie noch wütend, als sie bedrückt auf das Meer blickte. Durch die Sonne glitzerte es wie tausend Juwelen, wie gerne würde sie das dem jungen Mann zeigen und stand schließlich auf. Mit dem Meerwasser wusch sie sich den Sand von der Haut, zog ihre Sachen wieder an und lief los, als sie nach einigen Metern stehen blieb.

Eine bekannte Gestalt, mit langen blauen Haaren und grimmigen Blick saß nicht weit von ihrem Standort.

Kaede ignorierte ihn und lief weiter.

„Was soll das werden, Kaede?“, hörte sie ihn verärgert rufen. Wütend blickte sie zurück, als er nur kurze Zeit später hinter ihr stand und sie am Arm packte.

„Wie kommst du auf die Idee, einfach so abzuhauen?! Du weißt nicht, wie lang ich nach dir suchen musste.“, schimpfte er.

„Es geht dich nichts an, wohin ich gehe.“, antwortete das Mädchen knapp, riss sich von seinem Griff los und lief weiter. Das was er konnte, konnte sie schon lange.

„Bleib jetzt stehen.“, hörte sie ihn wieder hinter sich und er zog sie nun zu ihm.

„Es tut mir leid. Aber ich will dich nicht damit belasten.“, erklärte Kanda und wich ihrem Blick aus.

„Nein. Es liegt nur daran, dass du mir immer noch nicht vertraust.“.

„Idiot. Natürlich vertraue ich dir. Deswegen will ich auch nicht, dass du dir unnötig Sorgen machst.“, antwortete der junge Mann.

„Woher kommen diese krakeligen Linien dann?“, fragte sie wieder.

„Es hat etwas mit meiner Technik zu tun, aber es ist nichts schlimmes.“, erklärte er zumindest den einen Teil. Dass es zusätzlich mit seinem Leben zusammenhängt, muss sie trotzdem nicht wissen. So wie er sie kannte, würde sie ihn im Kampf nur zurückhalten, wenn er die Kraft seiner Tätowierung aktivieren würde.

Kaede blickte besorgt zu ihm hoch, sie musste ihm wohl oder übel glauben.

„Das nächste mal, antwortest du mir direkt so. Anstatt unnötig aus der Haut zu fahren.“, schmollte sie und blickte wieder zu seiner Brust, die sich praktischerweise auf ihrer Augenhöhe befand.

Schließlich nahm sie seine linke Hand und band ihm etwas um sein Handgelenk. Fragend blickte er dorthin und erkannte ein kleines grau-blau-schwarzes Perlenarmband.

„Dein verspätetes Geburtstagsgeschenk.“, erklärte sie. Kaede ist nach dem Verlassen des Geschäfts doch wieder hineingegangen und kaufte das Armband. Er hielt seine Hand hoch und begutachtete das Perlenarmband, es war schlicht gehalten, aber dennoch hübsch.

Sie hielt ihre linke Hand neben seiner, als er an ihrem Handgelenk dasselbe Armband sah und in ihr lächelndes Gesicht blickte.

„Danke.“, erwiderte er knapp, das Geschenk bedeutete ihm viel. Wenn es um Akuma ging, waren sie schon immer ein unschlagbares Team gewesen und nun konnte das auch jeder sehen. Das zumindest dachte Kanda, während Kaede eher anderes im Sinn hatte.
 

Das Mädchen sah ihn noch kurz an, als sie aufschreckte und seinen Golem packte, da dieser eine eingebaute Uhr hatte.

„M-Mein Schiff! Das Letzte hat eben abgelegt.“, kreischte sie und blickte zum Hafen. Mit einer großen langen Dampfwolke verließ das Schiff den Hafen von Port Fuad.

Sie blickte dem Dampfer niedergeschlagen nach, nicht dass sie nicht mehr bei Kanda bleiben wollte, aber sie vermisste Bak allmählich. Und das nur nach einer Woche, dachte sie erschrocken.

„Bak wird schon nicht weglaufen, wenn du erst das morgige Schiff nimmst.“, hörte sie ihn sagen und spürte seine Hand auf ihren Kopf. Er wuschelte durch ihre schwarzen Haare.

Wenn er die Chance hätte Alma wiederzusehen, würde er wohl nicht anders reagieren als das Mädchen vor sich. Er war schon fast wie ein älterer Bruder für ihn geworden, wenn er diese schreckliche Sache nicht begangen hätte. Kaede hätte er wohl auch getötet, wenn er sie in die Finger bekommen hätte, dachte er noch wütend.

Die Exorzistin blickte fragend zu ihm hinauf, als seine Hand auf ihrem Kopf anfing zu zittern und sah seinen wütenden Blick.

„Yuu? Was ist denn?“, fragte sie besorgt und nahm seine Hand in ihre, ihre graublauen Augen blickte in seine dunkelbraunen.

„Alma.“, antwortete Kanda nur knapp, aber für sie mehr als verständlich. Das Mädchen stellte sich auf die Zehenspitzen und legte ihre Arme um ihn.

„Er kann keinen Schaden mehr anrichten.“, flüsterte sie und erschrak fast, als er seine Arme um sie legte und sie wieder so fest an sich drückte.

„Du erdrückst mich, Yuu.“, sagte Kaede noch und lachte gequält. Er lockerte die Umarmung direkt und lächelte leicht.
 

Kaede drückte sich von ihm, öffnete sein Oberteil wieder und zog es ihm aus. Danach knöpfte sie ihr Oberteil auf und wollte es gerade ebenfalls ausziehen, als Kanda es ihr zuhielt und sie erschrocken ansah.

„W-Was tust du da?“, fragte er entsetzt.

„Mich ausziehen? Ich kann wohl schlecht mit meinen Sachen ins Wasser. Außerdem sollst du auch da rein, es ist wirklich schön.“, erklärte sie mit einem breiten Lächeln und warf ihre Bluse zu Boden, ehe sie noch ihre kurze Hose und die Stiefel auszog und dann ins Meer lief.

„Komm schon, Yuu! Das Wasser ist richtig angenehm.“, rief Kaede ihm freudig zu.

„Ich werde da ganz bestimmt nicht hineingehen!“, brüllte der junge Mann und zog genervt sein Oberteil an, ehe es ihm wieder weggenommen wurde, als sie zu ihm lief.

„Es kann nichts passieren, vertrau mir doch.“, sagte sie noch, nahm seine Hand und zog ihn hinter sich her.

„Leg deine Sachen ab und komm ins Wasser.“, bat sie und spritzte ihn mit dem Wasser voll.

„Tche.“, gab er knapp von sich, zog noch Hose und Stiefel aus und lief zu ihr hin. Das würde sie büßen ihn mit dem Wasser vollgespritzt zu haben und jagte das Mädchen.

Doch weit konnte er nicht kommen, sie schwamm von ihm weg, während er nun bis zum Hals im Wasser stand und nicht mehr weiterkam.

„Ewig kannst du auch nicht dort bleiben. Früher oder später hast du keine Kraft mehr, um dich über Wasser zu halten.“, sagte er mit einem teuflischen Grinsen. Kaede tauchte mit ihrem Kopf unter und damit verlor er sie aus den Augen. Das Wasser war zu tief und damit zu dunkel um sie irgendwie noch zu sehen, als er einige Meter neben sich ein Platschen vernahm.

„So etwa?“, rief sie ihm zu und lachte über seinen verärgerten Gesichtsausdruck. Grummelnd sah er wieder zum Horizont und beobachtete die kleinen Schiffe, die in der Ferne über das Meer fuhren. Für einen Moment verlor er sich in der Weite des Himmels und des Meeres, als das Mädchen neben ihm auftauchte.

„Siehst du? Es ist doch richtig schön.“, wiederholte sie ihre Worte und blickte zu ihm.

„Hm.“, erwiderte er nur knapp und entlockte ihr dabei ein heiteres Lachen. Keinen Moment später hörte er sie keuchen und wollte gerade zu ihr sehen, als sich ihre Arme um seinen Hals schlangen und ihn fast würgten.

„Kaede?“, fragte er verwundert und drückte ihre Arme etwas von sich.

„Ich habe einen Krampf im Bein.“, erklärte sie und klammerte sich enger an ihn, als der junge Mann erstarrte. Er spürte wie sie ihre Brust gegen seinen Rücken drückte, ihm schossen so viele Gedanken durch den Kopf, sie aber darauf ansprechen konnte er auch nicht wirklich.

„L-Lass mich los.“, stammelte er leise, zum Glück konnte sie so sein rot glühendes Gesicht nicht sehen.

„Ich sagte doch, dass ich einen Krampf habe. So kann ich nicht schwimmen.“, erwiderte Kaede etwas verzweifelt.

„Du erwürgst mich aber, ich trage dich auf den Armen.“, erklärte der Asiate und versuchte sich zusammenzureißen. Das Mädchen lockerte ihre Umklammerung, drehte sich zu ihm und lag nun in seinen Armen. Kanda trug sie aus dem Wasser hinaus, legte sie neben ihren Sachen ab und lief direkt zu seinen Klamotten.

„Danke!“, rief sie ihm freudig zu.
 

„Das hat doch jetzt richtig gut getan.“, sprach sie mehr zu sich selbst und zog ihre Kleidung wieder an, ehe sie sich zu dem fertig angezogenen Schwertkämpfer stellte.

„Was ist los, Yuu? Dein Gesicht ist so rot, du hast doch nicht etwa einen Sonnenbrand abbekommen?“, fragte sie besorgt, als sie die Röte seiner Wangen bemerkte.

„Tche.“, gab er nur knapp von sich und lief los. Immer noch verwundert folgte sie dem jungen Mann, der beim nächstbesten Hotel ein Zimmer buchte und er direkt bei ihrer Ankunft ins Badezimmer verschwand.

„Ist alles in Ordnung? Du bist doch nicht sauer, oder?“, rief sie etwas besorgt.

„Ja und Nein.“, hörte sie Kandas genervte Stimme, der gleich beide Fragen beantwortete. Erleichtert und gut gelaunt warf sie sich in das große weiche Bett. Vielleicht war es doch ganz gut, dass sie das Schiff verpasste, anders hätte sie diesen schönen Nachmittag nicht mit ihm gehabt, dachte Kaede und lächelte wie ein Honigkuchenpferd.
 

Eine halbe Stunde später verließ Kanda das Bad und steuerte direkt sein Bett an, ohne ein Blick auf das Mädchen zu riskieren.

„Ich hab eine Kleinigkeit zu essen besorgt, mit leerem Magen schlafen zu gehen, ist auch nicht gut. Fang ruhig schon an.“, hörte er ihre helle Stimme und wie sie noch das Badezimmer betrat.

Er stieß einen lauten Seufzer aus und nahm sich etwas von der Speise, die auf dem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes stand.

Als Kaede wieder das Zimmer betrat, blickte sie zu dem Schwertkämpfer. Er war von ihr abgewandt, aber wenn die Nachttischlampe ausgeschaltet war, schien er wohl bereits zu schlafen. Leise packte sie das Sandwich aus, kletterte auf ihr Bett und ging, während sie aß, ihre ganzen Notizen durch. Sie war furchtbar stolz auf ihren Fortschritt und legte das Büchlein beiseite, als sie noch einmal zu dem jungen Mann blickte.

„Schlaf gut, Yuu.“, flüsterte sie und legte sich ebenfalls schlafen, nachdem sie die Lampe neben ihr abschaltete.
 

Kaede konnte nicht wirklich gut schlafen, aufgrund der Vorfreude Bak bald wieder zu sehen und war dementsprechend früh wach. Während sie noch im Bett lag, musterte sie den jungen Mann im benachbarten Bett.

Sie liebte sein friedliches Gesicht, dass sie nur zu Gesicht bekam, wenn sie auf einer Mission waren und irgendwo übernachten mussten. Manchmal wünschte sie sich, ihn so zu sehen, wenn er wach war. Obwohl seine verärgerten oder genervten Gesichtsausdrücke auch ganz witzig waren. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie sich allmählich auf dem Weg machen sollte und betrat das Bad. Als sie soweit fertig war, schlief Kanda immer noch, aber aufwecken wollte sie ihn auch nicht.

Leise riss sie ein Blatt aus ihrem Notizbuch und schrieb ihm eine Nachricht, obwohl sie es hasste, sich so verabschieden zu müssen. Sie drückte ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer.
 

Kanda wachte auf, als die aufgehende Sonne in sein Gesicht schien und rieb sich müde die Augen. Er blickte zu seinem Golem und sah, dass es bereits nach sechs Uhr war.

„Kaede, wach auf! Du hast dein-.“, fing er ächzend an, unterbrach sich aber, als er zu dem leeren Bett neben sich blickte und stand auf.

„Kaede? Idiot, hast du etwa verpennt?“, rief er durch die Badezimmertür, doch es kam keine Antwort. Vorsichtig drückte er die Türklinke hinunter und blickte in den dunklen Raum hinein. Allmählich machte er sich Sorgen und lief zu seinen Sachen, als er auf seiner Jacke einen Zettel erblickte.
 

Yuu, verzeih mir! Du hast noch geschlafen und ich wollte dich nicht aufwecken >_<;

Ich hab das erste Schiff genommen und sollte zirka in einer Woche in China sein, natürlich werde ich direkt einen Brief an die europäische Abteilung schreiben.

Außerdem wollte ich mich noch für den schönen Nachmittag bedanken, mit dir zu reisen ist spannender als mit Papa ^3^

Besuch mich doch auch mal, dann kann ich dir den tollen Wasserfall und den wunderschönen See zeigen! ^_^
 

Kaede ♥
 

Der Schwertkämpfer konnte nicht glauben, dass dieser Dummkopf tatsächlich Smileys in einem Brief benutzte und starrte im ersten Moment entsetzt auf diesen. Aber nach einem kurzen Augenblick bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen, was anderes hätte er auch nicht erwartet und drückte die Notiz an sich.

Auch wenn er etwas enttäuscht war, dass sie sich nicht persönlich verabschiedete und konnte sich ein weiteres Grinsen nicht verkneifen, als er auf wieder die Notiz blickte.
 

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Damals kannten sie nicht solche Smileys, also stellt euch einfach lachende Gesichter vor, die sie im Brief gezeichnet hat xD



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