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Möchtest du?

von

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Ein weißes Zimmer. Weiße Wände, ein Bett, das Piepen der Geräte, Kabel, Verbindungen. Ein kalter Fußboden, grau-grün gesprenkelt. Ein Zimmer, wie viele andere Zimmer. Weiße Bettwäsche, ein Kissen. Ein Stuhl vor dem Bett.
 

Piep. Piep. Piep.
 

Ein regelmäßiges Geräusch, in immer denselben Abständen. Anzeigend, das noch alles in Ordnung war, alles genauso, wie es sein sollte. Ein Geräusch, das man in zu vielen Arztsendungen gehört hatte, in zu vielen Schwesternserien und zu vielen Hollywoodfilmen. Ein Geräusch, das jeder kennt und niemals je wirklich gehört hat. Und die, die es jemals gehört hatten, die gehört hatten, was mit diesem Geräusch geschah, wenn nichts mehr so lief, wie es sollte, die würden es niemals vergessen. Ihr Leben lang nicht. Es würde sie in ihren Alpträumen erreichen, würde dort anzeigen, wie alles sich langsam in die falsche Richtung bewegte und würde auch nach dem Aufwachen noch in ihren Ohren klingen und durch die Stille ihrer Schlafzimmer und Häuser, Wohnungen und Küchen hallen. Es würde die Stille unmöglich machen. Es war stärker als die Stille.
 

In dem weißen Krankenhausbett, steril, weiße Decke, weißes Kissen, hart und unbequem, lag jemand, schlafend, scheinbar, vielleicht wirklich schlafend und träumend, einen wunderschönen Traum.
 

Vor dem Bett, auf einem Stuhl - hart und unbequem, nichts konnte hier bequem sein - eine andere Gestalt, hingekauert auf das Bett, den Kopf verborgen, im Halbdunkel schluchzend.
 

Vor dem Fenster war der Vollmond aufgegangen, hing im Mitternachtsblauen Himmel, umgeben von Sternen. Wenige Wolken nahmen sich weiß gegen den Himmel aus. Dunkelblauer Samt. Faltenlos.
 

"Was.. was möchtest du? Möchtest du irgendwas..?"
 

Es war eine laue Sommernacht. Das Fenster war einen Spalt gekippt, und die Geräusche der schlafenden Stadt drangen gedämpft in das Zimmer, das Geräusch fahrender Autos, ganz, ganz leise das Geräusch von Absätzen auf dem Pflaster - klippklapp - und noch leiser, noch weiter entfernt, das Geräusch eines Singvogels, dem die Nachtruhe egal war.
 

"Bitte.. irgendwas.. du kannst doch nicht einfach.. was.. was soll ich.. was soll ich tun?"
 

Irgendwie gelang es dem Wind, durch das Fenster zu schlüpfen und in Form einer leichten, ganz leichten Sommerbrise durch das Zimmer zu tanzen. Der Lufthauch war kühl.
 

"Sag.. egal.. ich tue es.. nur..bleib..was möchtest du?"
 

Über den makellosen Nachthimmel stahlen sich die Lichter eines Flugzeuges, zwei weiß, eines Rot. Blink, blink, blink. Dann verschwanden sie hinter einer Wolke.
 

"Weil.. irgendwas.. irgendwas muss doch.. "
 

Die großen Bäume in Garten rauschten leise hin und her, und wenn jemand zugehört hätte, hätte man sie flüstern gehört, ganz leise, in einer alten, längst vergessenen Sprache, die man in seinen Träumen noch versteht. Aber niemand hörte zu.
 

"Denn weißt du.. ich.. ich möchte etwas... nur.. weißt du.. weißt du, was ich.. was ich möchte..so sehr?"
 

Das Flugzeug tauchte wieder aus der Wolke auf, drei Lichter, blink, blink, blink, immer wieder, regelmäßig. An Bord hörte jemand die fünfte Symphonie von Beethoven. Aber das wusste niemand am Boden.
 

"Ich möchte.. ich möchte dich.. "
 

Irgendwo fiel eine Sternschnuppe vom Himmel und verblasste in der kleinen Unendlichkeit des Nachthimmels. Es war niemand da, der sich etwas hätte wünschen können.
 


 


 

"Möchtest du?"
 

Bitte, stirb nicht,

Sonst müsste ich auch.

Du kommst natürlich sofort in den Himmel,

Und ich denke nicht, dass ich dort lande.

Möchtest du süße Orangen?

Möchtest du, dass ich dir lange Geschichten vorlese?

Möchtest du, dass ich die Sterne explodieren lasse,

Die dich am Schlafen hindern?
 

Bitte, leb weiter,

Du siehst doch, ich lebe durch dich.

Meine riesige Liebe

Ist ausreichend für uns beide.

Möchtest du ins Meer mit weißen Segeln?

Möchtest du die neuste Musik?

Möchtest du, dass ich die Nachbarn töte,

Die dich am Schlafen hindern?
 

Möchtest du die Sonne statt der Lampe?

Möchtest du hinter dem Fenster Alpen?

Möchtest du, das ich alle Lieder weggebe?

All Lieder über dich weggebe?
 

( Zemfira )
 

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22.06.2003

Ataya Kimoku
 

Songtext by Zemfira.

Danke an Aduial, meine Übersetzerin.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2005-07-05T10:43:06+00:00 05.07.2005 12:43
Wow...nicht schlecht....das ist sehr bedrückend. Aber gut geschrieben.
Von: abgemeldet
2003-09-08T12:33:00+00:00 08.09.2003 14:33
Muss mir sofort das Lied besorgen...
Von: abgemeldet
2003-06-25T08:01:36+00:00 25.06.2003 10:01
Nachträgliche Erklärung:
Zemfira ist eine russische Sängern. Habe ich unter der Geschichte vergessen.
Von: abgemeldet
2003-06-23T09:14:26+00:00 23.06.2003 11:14
Oh Gott.


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