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Der Feuerkönig

Hao Asakura x OC
von

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Ein unerbittlicher Sturm tobte und verschleierte die Umgebung vor meinen Augen. Weit und breit war nichts Anderes als Sand zu sehen. Ich kämpfte meinen müden und lädierten Körper immer weiter voran. Ich wusste nicht wohin es mich zog, doch meine Beine trugen mich gnadenlos weiter. Die sengende Hitze brannte auf meiner Haut und meine Lunge ächzte nach frischer Luft. Plötzlich eine schneidende Stimme und der Sturm brach ab. „Oneko!“ Ich wirbelte um meine eigene Achse und jedes Haar auf meinem Körper begann sich senkrecht in die Luft zu stellen. Ich fühlte seine Macht in jeder einzelnen Faser meiner Seele. Seine langen braunen Haare wehten im lauen Luftzug, der von dem Sturm übrig geblieben war. Seine kalten Augen fixierten mich und obwohl ich mich fürchtete hielt ich seinem überheblichen Blick stand. „Hier werden wir uns begegnen. Hier wird es beginnen. Folge mir.“

Ich zuckte erschrocken zusammen und öffnete die Augen. Alles um mich herum war noch in tiefste Dunkelheit getaucht. Vermutlich war es noch mitten in der Nacht. Vorsichtig setzte ich mich auf und fuhr mir mit den Händen durch das müde Gesicht. Die Bettdecke, die mich zuvor schützend eingehüllt hatte rutschte hinab zur Hüfte. Mit einem Mal fröstelte ich und schüttelte verwundert den Kopf. Schon wieder eine Vision von ihm. Das konnte doch kein Zufall sein. Welches schicksalhafte Band hielt mich an ihn fest? Was wollte er von mir? Seine Augen hatten verraten, dass er sicherlich keinen Tee mit mir trinken wollte. Er hatte Böses im Schilde, was nicht weiter verwunderlich war, wenn man bedachte, dass er mal wieder alles daran setzte Schamanenkönig zu werden. Ich seufzte halbherzig und spürte bereits wieder einen mitleidigen Blick auf mir liegen. Ruka wusste mehr, als sie zugab, auch wenn sie es mir nicht verraten würde. Noch nicht. Ich erwiderte ihren Blick und schenkte ihr erneut ein aufmunterndes Lächeln. „Kaori.“, flüsterte sie trübe. Auch, wenn ich genau wusste, dass sie meine Fassade durchblickte, so wollte ich ihr doch nicht zeigen, wie sehr mich diese Visionen belasteten. Wieder einmal schien ein Stück meiner Seele an dem Ort zurückgeblieben zu sein. Mit dem Ärmel meines Kimonos fuhr ich mir über die Schweiß getränkte Stirn und erhob mich mit zitternden Knien. „Es wird langsam Zeit.“, meinte ich schlicht, als ich an meinen Schutzgeist vorbei schlenderte. „Ja, ich fühle es.“, antwortete mir Ruka ehrlich, nicht ohne mich noch einmal mit einem besorgten Blick zu strafen.
 

Die Sonne blinzelte gerade über den weiten grünen Horizont direkt in mein Gesicht, als ich schweren Herzens die Augen kurz schloss und den Moment auf mich wirken ließ. Ich schulterte meinen kleinen Rucksack über meinem Mantel und öffnete die Türe zur Straße hinaus. Hinter mir, wie immer, meine treue Gefährtin mit ihrem Sorgenvollen Blick. Erschrocken hielt ich kurz inne, als ich die Gestalt an meinem Gartentor lehnen sah. Er stand mit dem Rücken zu mir und doch wusste ich, dass er mich bereits bemerkt hatte. „Ich…“, begann ich vorsichtig, wurde aber von seiner Stimme unterbrochen. „Glaubst doch wohl nicht, dass du ohne dich zu verabschieden, einfach so weggehen kannst.“ Betreten senkte ich meinen Blick zu Boden und ballte unterbewusst die Hände zu Fäusten. In dieser Situation tat er mir schrecklich Leid, doch ich dachte es sei das Beste. Ich schritt vorsichtig auf den Jungen zu und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Es tut mir Leid.“, brachte ich hervor, doch als ich meinen Blick hob sah ich, dass er wie immer ein breites Grinsen auf den Lippen hatte. „Ich wünsche dir, bei was auch immer, viel Glück. Ich weiß, dass du nicht drüber reden willst, oder kannst und es ist mir auch völlig egal, warum du einfach gehst. Ich bin hier, weil ich dich nicht gehen lasse, ohne mich von dir zu verabschieden. Ich wünsche dir, dass du heil deinen Weg bestreitest und dass alles, was du dir vorgenommen hast auch klappt. Bald sehen wir uns wieder, nicht?“ Kurz stand mein Herz komplett still, als Yos Worte zu meinem Kopf vordrangen, ehe auch mein Lächeln wieder erschien. „Ich wünsche dir, dass der Weg zum Schamanenkönig nicht all zu steil ist und dass du gesund bleibst, Yo. Achte auf dich und Anna.“, gab ich zurück. Er stieß sich vom Zaun ab und nahm mich fest in die Arme. „Achte auch auf dich Kaori.“, meinte er betont ruhig. Ich nickte nur, unfähig irgendetwas zu sagen, da mir die ersten Abschiedstränen in den Augen standen. Ich hasste solche Situationen. Nach einiger Zeit entließ er mich wieder aus seinem Griff und lächelte. „Bis bald, Yo.“, meinte ich noch schnell, als ich mich schon abwandte und alleine den Kieselweg hinab schritt.
 

„Sieh genau hin, kleiner Opacho. Gleich siehst du die Macht, weswegen ich sie ausgewählt habe.“, drang eine raue Stimme an die Ohren des kleinen afrikanischen Jungen. Er blickte seinem Meister ins Gesicht, welcher den Blick mit einem Schmunzeln erwiderte. Dann wendete der Junge seine Augen wieder auf die Wüste, wo drei Schamanen sich vor einer vermummten Gestalt gesammelt hatten.

„Du wagst es unser Angebot auszuschlagen?“, fauchte der Mann in der Mitte gefährlich. Seine Augen glühten vor Verachtung, während er lässig sein langes Schwert auf seine Schulter abstützte. Seine beiden kleinen rundlichen Begleiter begannen gleichzeitig zu lachen. „Sie wird schon sehen, was sie davon hat.“, knurrte der Rechte. „Davon hat!“, stimmte der Linke zu. Seufzend zog ich meine Kapuze vom Kopf und blickte den Dreien stur entgegen. „Wenn ihr entschuldigen würdet, ich habe es eilig.“, brummte ich. Die Hitze der Wüste machte mir schon sehr zu schaffen. Das Lachen verstummte abrupt und drei, zu schlitzen verengte, Augenpaare forschten in meinem Blick, ob ich diese Aussage vielleicht bereuen würde. Ich zog nur die rechte Braue etwas in die Höhe und wartete, dass sie mir den Weg frei machen würden, doch wie sollte es auch anders sein, stattdessen richtete der Mittlere sein Schwert auf mich. „Wenn du dich uns nicht anschließt, dann müssen wir dich leider aus dem Weg räumen.“, knurrte er gefährlich. Ein glockenhelles Lachen erfüllte die Stille der endlos scheinenden Wüste. „Das ist nicht euer Ernst. Ihr seid zu Dritt und ich bin alleine.“, presste ich keuchend hervor. „Deswegen überlege dir genau, was du tust.“, forderte er mich auf. Mein Gesicht wurde schlagartig ernst. „Ich wiederhole mich ungern. Ich habe es eilig.“, nun war meine Stimme nur noch ein gefährliches Zischen geworden und wie auf Kommando fuhr ein starker Windzug durch die drei Schamanen hindurch. Der Linke verzog das Gesicht und blickte zu seinem Anführer. „Sie will wohl nicht.“, brummte er. Schon erschienen die drei Schutzgeister hinter ihnen. „Man nennt uns nicht umsonst die Schlächter.“, lachte der Mittlere verächtlich. Wieder entkam mir nur ein Seufzer, ehe ich meinen Rucksack von der Schulter nahm und meinen Mantel auf den Boden legte. „Na gut. Dann möchte ich aber, dass dies ein offizieller Schamanenkampf wird. Sollte ich euch besiegen fliegt ihr aus dem Turnier.“, meinte ich schulterzuckend. Wieder begannen die beiden kleinen zu lachen. „Sie denkt sie kann uns schlagen.“ „Uns schlagen.“ Ich rollte entnervt mit den Augen. „Akzeptiert.“, fauchte der Mittlere. Ein Schmunzeln breitete sich auf meinen Lippen aus, als ich die Schultern straffte. „Der Kampf ist eröffnet.“, drang die Stimme eines der vielen Patchee Schiedsrichter an meine Ohren. Es war kein Anderer als Silver, der am Himmel über unseren Köpfen schwebte und das Signal gab. ‚Sehr zuverlässig.‘, bedachte ich, als schon der erste Schamane auf mich zugerast kam. Sein Schutzgeist hatte sich zu einer riesenhaften Schildkröte verwandelt, die mit einer Leichtigkeit zwei Kanonen auf dem Rücken trug. Schnell wich ich dem Angriff aus und rollte mich im Staub der Wüste ab, ehe ich wieder auf die Beine kam. „Wehr dich gefälligst.“, brüllte der Anführer, der mit seinem Ninjameister Schutzgeist auf mich zugeflogen kam. Wieder wich ich nur aus und rollte mich im Staub ab. „Noch habt ihr die Gelegenheit aufzugeben.“, erhob ich meine Stimme. Ich hasste kämpfen. „Niemals!“, grölte einer der beiden Handlanger. „Genau niemals.“, wiederholte der Zweite und kam nun seinerseits mit seinem Warzenschwein Schutzgeist, ebenfalls mit zwei riesenhaften Kanonen auf dem Rücken auf mich zu. Seufzend trat ich nur einige Schritte zur Seite und spürte einen scharfen Luftzug, als das Tier an mir vorbei preschte. „Der Kampf scheint einfacher zu sein, als wir uns dachten. Lasst sie uns vernichten.“, brüllte der Anführer und seine Augen funkelten wahnsinnig. „Ja, wir vernichten sie.“, stimmte der eine Handlanger zu. „Vernichten sie.“, wiederholte der Zweite. Ich schielte auf meine rechte Seite, wo Ruka mich fragend anblickte. Wie auf ein stummes Kommando hin zog ich blitzschnell meine beiden schwarzen Fächer aus der Gürtelhalterung. „Ruka! Geistform.“, beschwor ich. Mein Schutzgeist begann zu leuchten und erschien als gleißend helle Kugel neben mir. „In die Fächer.“, forderte ich sie auf. Das Leuchten ihres Geistes übertrug sich auf die Fächer und sofort wuchsen sie zu doppelter Größe. An den Enden der Stäbe bildeten sich Rasiermesserscharfe Dornen, die wie Klauen einer Raubkatze, nach vorne hin gebogen waren. „Sieh einer an, sie will unsere Giganten mit einer lächerlichen Geisterform besiegen.“, schmunzelte der Anführer, woraufhin seine beiden Gefährten wieder schallend zu lachen begannen. Seufzend rollte ich erneut mit den Augen. „Ruka?“, forschte ich. „Ich bin bereit.“, gab sie mir zu verstehen. „Dann, worauf wartet ihr, greift an.“, erhob ich meine Stimme. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen und sofort machten sich dieses Mal alle Drei zu mir auf. Ich spürte, wie die Erde unter den Beinen der Giganten erzitterte. Mit einem Ruck stieß ich mich vom Boden ab und beförderte meinen Körper weit über ihre Köpfe empor. „Danzo! Kanonenschlag!“ „Akari, ebenfalls Kanonenschlag.“ Ein bösartiges Grinsen huschte über das Gesicht des Anführers, ehe er auf mich zeigte. „Katsu, finaler Schlag.“, grölte er. Die drei Angriffe vermengten sich in der Luft zu einem tödlichen Schlag. Ich spürte, wie die Luft erzitterte, ehe ich beide Fächer von meinem Körper abhob und mein Furiyoku sammelte. „Wir müssen das schnell hinter uns bringen, ich habe keine Zeit für sowas.“, fauchte ich gehetzt. „Ruka. Doppeltes Medium.“ Mein Furiyoku erhellte die gesamte Umgebung mit seinem grellen Schein, als meine beiden Fächer zu einem verschmolzen und statt den vielen Dornen, nur noch eine einzelne Klinge daraus hervorging. „Schneidender Wirbelsturm.“, entkam es meinen Lippen und schon senkte sich meine Macht auf den Angriff der Schutzgeister herab. Mit Leichtigkeit durchbrach mein Angriff die Geisterkontrollen der Gegner, die alle Drei benommen zu Boden gingen. „Die Siegerin ist Kaori Oneko.“, erschallte Silvers Stimme hinter mir. Ich fixierte die völlig perplexen Gesichter meiner Gegner mit einem heiteren Blick meinerseits. Schnell löste ich meine Geisterkontrolle und fuhr mir mit dem Ärmel über die nasse Stirn. Die gnadenlose Hitze dieser Wüste machte mir mehr zu schaffen, als jeder Kampf. Das hatte mich alles schon wieder so viel Zeit gekostet. „Wir wurden besiegt.“ „Besiegt.“ Der Anführer hob seinen Blick zu mir empor und neigte leicht den Kopf. „Du hast zu Recht gewonnen. Wir werden das Turnier verlassen.“ Ein festes Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. „Ich wünsche euch alles Gute.“, gab ich zurück.

„Sie hat die Gegner am Leben gelassen.“, kam es entsetzt von dem kleinen Jungen. Ein kaltes Schmunzeln kam von seinem Begleiter. „Das ist eine Eigenschaft, die man bei Zeiten loswerden muss. Nimmt man einem Menschen alles, was er liebt, so wird auch er skrupellos.“ „Los Meister, lass sie uns mitnehmen, solange sie von dem Kampf noch geschwächt ist.“, drängte Opacho, doch sein Meister wandte dem Schauplatz den Rücken zu. „Nein, mein Kleiner. Sie wird uns aufsuchen, wenn die Zeit gekommen ist.“, rätselte er und die beiden Beobachter verschwanden so schnell, wie sie aufgetaucht waren.

Das Gefühl beobachtet zu werden ließ von mir ab. Schnell wandte ich mich in alle Himmelsrichtungen um, doch wie erwartet, war nichts zu sehen. Doch noch immer lag der bittere Beigeschmack der Macht in der Luft, die gerade eben noch an diesem Ort verweilt hatte. Und es war nicht meine Eigene. Silver landete neben mir auf dem staubigen Boden und schenkte mir ein feines Lächeln. „Hallo Silver.“, leicht neigte ich meinen Kopf vor meinem ehemaligen Meister. „Schön dich zu sehen, Kaori. Du bist sehr stark geworden. Deine Eltern wären stolz auf deine Fortschritte.“, gab er bestimmt zurück kam auf mich zu und nahm mich fest in die Arme, ehe er wieder von mir abließ und mich stolz betrachtete. Ich senkte den Blick bei den Gedanken an meine Eltern. Ob sie wirklich stolz gewesen wären? Noch machte ich nicht den Anschein einer Reinkarnation, geschweige denn, dass ich dieselbe Macht besaß. „Hast du bereits Erinnerungen gesammelt?“, riss mich Silver aus meinen Gedanken. „Ich muss dich leider enttäuschen, Meister. Ich habe keinerlei Bezug zu meinem vorherigen Leben. Seid ihr wirklich sicher, dass ich Ayume bin?“, hakte ich sicherheitshalber nach. Ruka wirkte etwas beleidigt. „Das fragst du am Besten deinen Schutzgeist.“, meinte Silver schlicht. „Ich erkenne sie in dir wieder. In jeder einzelnen Faser deines Seins.“, gab Ruka von sich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich zweifle nicht an euren Worten, an keinem. Aber ich zweifle an meinen Fähigkeiten.“, versuchte ich meine Situation zu erklären. „Kaori, du bist im zarten Alter von fünfzehn Jahren. Deine Erinnerung wird dir die nötigen Fähigkeiten zurück bringen.“, erklärte mir der schwarzhaarige Patchee, wie er es schon so oft getan hatte, doch die Zweifel blieben weiterhin. „Warum kann sich Hao an seine vorherigen Leben erinnern und ich mich nicht?“, flüsterte ich nur noch. „Das kann mehrere Ursachen haben. Hao ist wie besessen von seinem Traum die Menschheit zu vernichten und eine Welt voller starker Schamanen zu gründen. Dieser Wahn kann den Tod überdauern.“ Ruka nickte zustimmend und legte mir besänftigend die Hand auf die Schulter. „Auch dein Traum hat die Zeit überdauert.“, bemerkte sie schlicht. Silver nickte und lächelte erneut. „Es bleibt keinerlei Zweifel, dass du Ayume Oneko bist. Das Schicksalskind.“ Silver griff sich in die Hemdtasche. „Bevor ich es vergesse.“, murmelte er und kramte darin herum. Mit einer ausführlichen Handbewegung zog er eine silberne Kette hervor. „Dies ist ein Erbstück deiner Mutter. Sie sagte mir damals, ich soll es dir geben, wenn deine Macht stark genug ist. Das ist die Kette der klaren Sicht, die einst Ayume getragen hatte.“ Nun legte er mir das kalte Schmuckstück um den Hals und verschloss es. Der riesenhafte Anhänger, der mich mit einem kalten Auge anstarrte, baumelte in meinem Dekolletee. „Ich danke dir, Meister.“, verneigte ich mich leicht vor dem Patchee. Er lächelte väterlich und legte mir zum Abschied noch einmal seine Hand auf die Schulter. „Ich muss nun los. Ich habe dich im Auge. Wir sehen uns in Dobie Village wieder.“ Schon war er verschwunden und noch immer starrte ich auf den seltsamen Anhänger der silbernen Kette.
 

Mit angezogenen Beinen saß er auf einen Felsen direkt vor einem kleinen See. Die Oase zu finden hatte sich, als nicht sonderlich schwer herausgestellt, wie er bemerkt hatte. Opachos Fähigkeiten waren sehr nützlich. Mit einem wissenden Lächeln stützte er sein Kinn auf seine rechte Faust und starrte auf die glatte Oberfläche des Wassers. Vor seinen Augen tobte immer noch der Schamanenkampf, als das Mädchen, das Ayume bis auf das letzte Haar glich, das doppelte Medium erschaffen hatte. Sie wusste noch nichts von ihren vielfertigen Fähigkeiten, die sie besaß, denn ihre Erinnerung an ihr früheres Leben war noch nicht zu ihr zurück gekehrt. Hao versank in den Erinnerungen an sein erstes Treffen mit Ayume Oneko.
 

Flashback:

„Wage es nicht dich mir weiterhin zu nähern.“, fauchte die Frau vor Hao kühl. Sie hatte ihm den Rücken gekehrt und stand direkt vor der großen Schlucht. Ihre viel zu langen seidigen Haaren wehten leicht im sachten Wind des heran nähernden Abends. Ihre schlanke Figur wurde von einem weichen schlicht schwarzen Kimono umrahmt, der ihre langen Beine zur Geltung brachte. Das Kleidungsstück war nicht sonderlich lang, für eine Frau ihres zarten unschuldigen Alters. Der Duft ihrer Haut lag in der Luft, genauso wie der feine Hauch ihrer Macht, die sie, auch ohne es zu wollen, verströmte. Hätte er sie töten wollen, so gäbe es kein Entrinnen, doch noch hatte er nicht vor ihr etwas zuleide zu tun. „Ich hege keine schlechten Absichten.“, erwiderte Hao sachlich. „Alles an euch widerspricht euren Worten. Die Macht, die von euch ausgeht ist dunkel und kalt. Haltet mich nicht zum Narren. Ich kenne euch bereits Hao Asakura.“, bei den letzten Worten zuckte Hao kurz zusammen. Wie konnte es sein, dass eine Frau, die er gerade eben nur durch Zufall getroffen hatte solche Einzelheiten von ihm wusste? Immerhin war es schon seine zweite Reinkarnation. „Woher?“, knurrte er nur leise. Er wusste, dass sie ihn auch ohne große Worte verstand. Sie warf einen schnellen Blick über ihre Schulter und er konnte zu seiner Verwunderung ein festes Grinsen auf ihren Lippen erkennen. Ein Auge war strahlend blau, glänzend und versprach unglaubliche Freiheit, das zweite war Sturmgrau, kalt und zeugte von Melancholie und Tristheit. „Ich sehe Dinge, die euch eure ganzen Leben lange verborgen bleiben werden und deshalb werdet ihr, solange ich aus meiner Asche wieder erwache, niemals Schamanenkönig werden.“, gab sie mutig zurück. Hao lachte verächtlich. „Was wollt ihr tun?“ Nun wandte sie sich herum und nahm ihre Perlenkette ab, sodass ihre Macht, wie ein dichter Nebel, Hao direkt ins Gesicht schlug. „Ihr seid vielleicht ein mächtiger Onmyoji Schamane, aber ich habe das Blut der Millenniumsmedien in mir und zusätzlich beherrsche ich ebenfalls die Macht der Reinkarnation. Ich werde euch in jedem Leben verfolgen und irgendwann werde ich eure Seele in meinen Perlen gefangen nehmen und in die Hölle verbannen.“, meinte sie schlicht. Hao fuhr sich durch die langen schwarzen Patcheehaare und schenkte der hübschen jungen Frau vor ihm, die so schlagfertig und furchtlos war, ein leichtes Schmunzeln. Ihre Gedanken waren stumm. Entweder dachte sie in seiner Gegenwart nicht, oder sie konnte ihren Geist vor fremden Einfluss schützen, dennoch schaffte es die Frau, wie auch immer, Haos Interesse immer mehr für sich zu gewinnen. Sie war die ideale Partnerin um die Welt seinen Vorstellungen entsprechend anzupassen. Sie war eine mächtige Schamanin und gleichzeitig ein starkes Medium. Diese Fähigkeiten beherrschte sie beide, wie keine Andere vor ihr. Kurz blickte die junge Frau verwirrt, ehe sie wieder eine undurchschaubare Maske aufsetzte. Sie fühlte also, was er fühlte, wenn es nur stark genug war. Ob man das auch gegen sie verwenden konnte? Hao machte einen zögerlichen Schritt auf sie zu und ließ die Bewunderung, die er für seine Gegenüber empfand, zu. Sie zog ihre rechte Braue in die Höhe und hob abwehrend die Hände in die Luft. „Selbst nachdem ihr mir gegenüber keinen Hass empfindet, traue ich euch nicht über den Weg. Verschwindet jetzt. Bald werden wir uns wiedersehen.“, sagte sie mit fester Stimme und ihr Sturmgraues Auge wandelte sich zu ihrer ursprünglichen blauen Farbe zurück. Hao besann sich, auch wenn er in solchen Dingen sehr ungeduldig war, dass er dieses Mal einige Zeit brauchen würde, ehe er die junge Frau soweit hatte, dass sie ihm folgen würde. Zumindest schwor er sich, nichts unversucht zu lassen, selbst wenn er sie töten musste. Schließlich war sie die einzige Kriegerin, seines Wissens, die ihm annähernd gefährlich werden konnte. Er neigte leicht den Kopf vor ihr, wandte sich um und verschwand in einem heißen Feuerwirbel.



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