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Dragon - Drachen lieben gefährlich

von

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Kapitel 47

Kapitel 47
 

Ich rief sie jetzt schon zum zehnten Mal an, aber immer wurde ich weggedrückt. Irgendwas stimmte da nicht und das Sven, Jamie und Marina mich am Bett fest gekettet hatten, half mir auch nicht wirklich. Ich war nie alleine, sodass ich mal schnell aufstehen konnte, nein, ich musste im Bett liegen bleiben.

Ich hatte auch schon mit Mom telefoniert, die sich mit Basti zusammen getan hatte. Sie hatten in jedem Kino nach Dejna gefragt, aber keiner hatte sie gesehen. Und dadurch, dass sie bei keinem von uns dreien ans Telefon ging, war nur eine Bestätigung, dass ihr etwas passiert war. Mom war vollkommen ausgerastet, als sie gehört hatte, was mit mir passiert war und dazu kam noch, dass sie sich riesige Sorgen um Dejna machte. Ich wusste allerdings nicht warum. Also ich fand es schon gut, dass die zwei sich so gut verstanden, aber Mom schrie am Telefon immer herum und brabbelte immer irgendetwas vor sich her. Das war schon etwas merkwürdig, vor allem wenn ich sie danach fragte, sagte sie immer, dass ich nicht so Neugierig sein sollte. Da war irgendetwas und das machte mich noch hibbeliger. Ich musste Dejna finden, sofort.

Mom war auf dem Weg hier her, aber um ehrlich zu sein, wollte ich nicht auf sie warten. Ich hatte die Nummer von diesen Typen, wäre ich nicht ausgeflippt und hätte beinahe dieses Wesen freien lauf gelassen, dann hätte ich diese Typen angerufen und mich mit ihnen getroffen. Es gab keinen, der Dejna etwas tun wollte, nur diese Typen, die schon mal versucht hatten, mich mit ihr zu erpressen. Aber je länger ich darüber nachdachte, fiel mir auf, dass sie beim ersten Mal Dejna gar nicht wirklich haben wollten. Sonst hätten sie mir keinen Hinweis gegeben. Sie wollten mich verunsichern und sie wollten, dass ich beim zweiten Mal genau wusste, dass sie sie hatten. Das war das einzige Ziel gewesen.

Ich sah neben mich zu Marina, die auf einem Stuhl saß.

„Alles okay?“, fragte sie mich.

„Nein, nichts ist okay. Ich würde gerne aufstehen.“

„Alec du hast ...“

„Überlebt“, unterbrach ich sie. „Ich will nur aufstehen, Marina.“ Sie seufzte und nickte. Ich schwang meine Beine vom Bett und stand auf. Ich schwankte, aber dann ging es wieder. Ich hob die Hand, als Marina auf mich zukam. „Lass es. Ich würde gerne runter gehen und etwas essen.“ Sie nickte, lief mir aber hinter her, nur um aufzupassen, dass ich auch wirklich in die Küche ging.

Gerade als wir in der Eingangshalle ankamen kam Jamie aus meinem Büro gestürzt.

„Gut das du hier bist, Caleb ist am Telefon, es ist etwas schlimmes passiert“, sagte Jamie hastig. Ich ahne schreckliches. Wir folgten Jamie in mein Büro und ich ließ mich auf dem Stuhl nieder. Jamie stellte auf Lautsprecher und stellte sich dann etwas abseits hin.

„Caleb, was kann ich für dich tun?“, fragte ich.

„Was du für mich tun kannst? Wir sind angegriffen worden.“ Marina zog die Luft ein.

„Wann?“

„Gestern, als wir nach der Beerdigung von Charlie und Rosé zurück gefahren sind. Wir hatten noch ein Meeting und da ging das ganze Haus in die Luft.“

„Geht es allen gut?“, fragte ich und stand auf, meine Hände stütze ich auf dem Tisch ab.

„Keith, Clea und Mac sind tot. Samt Partner.“

„Oh mein Gott“, hauchte Marina und taumelte zurück. Ich ballte die Hände zu Fäusten.

„Was ist mit den anderen?“

„Reneé und Thomas liegen im Koma. Katleen, Mira, Bec und mir ist nichts passiert. Bec und Mira hingen in einem Stau fest. Sie waren erst gar nicht hier gewesen, als die Bombe hoch ging.“ Ich fluchte und stieß mich vom Tisch ab. Ich musste etwas herum gehen, um das zu verkraften.

„Wo seid ihr, Caleb?“

„Noch im Krankenhaus. Ian wird bald hier sein, ich hab ihn sofort angerufen.“ Ich fuhr mir durchs Gesicht.

„Ihr braucht Schutz, Caleb. Mit diesen Leuten ist nicht zu spaßen und um ehrlich zu sein, glaube ich, es sind die gleichen Leute, die etwas gegen mich haben. Das kann kein Zufall sein.“

„Ich denke auch nicht mehr, dass es zwei verschiedene Sachen sind.“

„Ist mein Onkel auch noch im Krankenhaus?“

„Er hat darauf bestanden Mira nach Hause zu bringen, damit ihr nichts passiert.“

„Ich komme zu dir.“

„Nein, mach dir keine Umstände, Alec.“

„Das geht uns alle etwas an und wenn wir nicht schleunigst etwas gegen diese Leute tun, dann werden noch mehr sterben.“ Da stimmte Caleb mir zu.

„Aber du solltest nicht extra her kommen.“

„Stimmt, ich werde etwas anderes tun.“

„Nein“, meldete sich nun auch Marina. „Das kannst du nicht tun, Alec. Das ist viel zu gefährlich.“ Ich überhörte sie einfach und verabschiedete mich von Caleb. Auch als er noch etwas sagen wollte, beendete ich das Telefonat einfach. „Alec, das ist Selbstmord.“ Sie hielt mich am Arm fest.

„Anders geht es nicht, Marina. Der halbe Rat ist ausgeschaltet.“

„Ja, dann lass es von Leuten machen, die qualifizierter sind, als du.“

„Sie haben Dejna, da bin ich mir sicher und ich werde keinem Wachmann ihre Sicherheit anvertrauen, weil ich weiß, dass sie mich haben wollen.“

„Bitte“, flehte sie. „Tu es nicht.“ Ich riss mich von ihr los und ging aus dem Büro, als plötzlich mein Handy klingelte. Ich blieb stehen und holte es aus meiner Tasche. Es war eine MMS … von Dejna. Ich machte sie sofort auf und ein Video öffnete sich … und was ich sah, gefiel mir kein bisschen. Dejna saß gefesselt auf einem Stuhl, vor ihr ein großer Typ mit Glatze. Er stand mit dem Rücken zu der Kamera und dadurch starrte seine Drachentätowierung direkt in die Kamera. Und im nächsten Moment schlug er zu. Dejnas Kopf flog zur Seite und sie schrie auf. Erst schlug er immer zu und wartete dann ein wenig ab, aber je länger es dauerte, desto öfter und härter schlug er zu. Nach drei Minuten lief Dejna schon Blut aus der Nase. Sie flehte, dass der Typ aufhörte, aber er schlug weiter zu. Ein letzter Schlag und Dejna sackte in sich zusammen. Der Typ drehte sich um und kam auf die Kamera zu.

„Ich hoffe, dir hat gefallen, was du gesehen hast. Das hier war nämlich deine Einladung. Kommst du zu spät, dann wird sie sterben und nicht nur sie, sondern auch dein ungeborenes Kind“, grinste der Typ mit der Glatze. Ungeborenes Kind? … Da traf es mich wie ein Schlag: Moms Gebrabbel, die Sorge um Dejna. Schwanger … sie war schwanger.

„Alec komm nicht, komm nicht her!“, schrie Dejna von hinten und riss mich aus meinem Schock. Der Typ drehte sich um und schlug sie noch einmal, sodass sie mit dem gesamten Stuhl umfiel.

„Beeil dich lieber, sonst wird es zu spät sein.“ Damit war das Video zu ende. Dann vibrierte mein Handy ein weiteres Mal mit der Sms und der Adresse.

„Alec“, hauchte Marina und legte eine Hand auf meine Schulter. Aus Reflex schlug ich sie weg und knurrte bestialisch. „Alec, bitte.“

„Nein!“ Mit schnellen Schritten war ich oben in meinem Zimmer und zog mich an. Ich durfte keine Minute verlieren. Als ich angezogen war, war ich innerhalb von Sekunden wieder unten und aus der Tür raus.

„Alec, warte. Ich komme mit dir“, rief Sven aber ich hielt ihn auf.

„Ich muss da allein hin.“

„Das ist Unsinn, auch wenn du stark bist, du wirst gegen die alle nicht ankommen.“

„Bleib hier“, bellte ich und Sven blieb sofort stehen. Ich stieg in meinen Lotus und raste sofort los. Die Adresse war eine alte Lagerhalle, etwas außerhalb von London. Also brauchte ich etwas länger bis dahin. Allerdings drückte ich auf die Tube und scherte mich einen Dreck um Ampeln und sonst irgendetwas. Ich schlängelte mich durch die ganzen Autos und gab richtig Gas. Ich musste sie retten, ich musste sie da raus holen. Ich musste es schaffen!
 


 


 

Ich hing in dem Stuhl in dem Drago mich zurück gelassen hatte, nachdem er das Video für Alec gedreht hatte. Mir tat das ganze Gesicht weh und das Blut, was mir eben aus der Nase gelaufen war, war jetzt leicht getrocknet. Das einzig gute daran war, dass Drago mir nicht in den Bauch geschlagen hatte, weil ich nicht wusste, ob es dem Baby schon schadete. Er hatte mich nach dem Video wieder mit dem Stuhl aufgestellt.

Jetzt zuckte ich immer zusammen, wenn jemand vor der Tür ein Geräusch machte. Die Ungewissheit war schrecklich. Ich hatte immer Angst, dass Drago zurück kehrte und da weiter machte, wo er aufgehört hatte. Er hatte mir noch mal gesagt, dass er wieder kommen würde und dann war ich dran. Und Alec war auch schon auf dem Weg. Entweder war das gut, denn dann kam ich hier vielleicht unbeschadet raus oder es war schlecht und wir beide starben. Und jetzt wusste er von dem Baby. Ich hätte es ihm sagen müssen, das ist doch krank, von einem Entführer gesagt zu bekommen, dass die Freundin schwanger war. Es lief alles so schief, zwischen mir und Alec. Ich wollte jetzt einfach in unserem Bett aufwachen und einfach sagen können: es war nur ein Traum. Aber so war es nicht und das würde ich jetzt auch zu spüren bekommen.

Denn im nächsten Moment ging dir Türe auf und ich machte mich so klein ich nur konnte, auf meinem Stuhl.

„Jetzt geh´s ab zu deinem Romeo“, meinte Drago. Er blieb an der Tür stehen und ließ mich von einem seiner Lakaien holen. Dieser band mich von dem Stuhl ab und band mir sofort die Hände hinter den Rücken. Dann packte er mich am Arm und zerrte mich aus dem Zimmer. Drago schloss hinter mir die Türe und packte mich dann. Sein Lakai verbeugte sich und ging schon mal vor. Drago packte mich fester und warf mich dann über seine Schulter. Ich strampelte und wehrte mich, aber so wie es aussah, interessierte das Drago überhaupt nicht. Er trug mich einfach in den Keller und in die Garage, wo er mich dann in eine Limousine auf den Rücksitz warf. Ich stieg mir den Kopf und blieb einfach regungslos liegen. Vielleicht ließen sie mich dann in Ruhe. Ich sah nicht, wo wir hinfuhren und ich wusste auch nicht, wie lange wir fuhren, weil ich das Zeitgefühl verloren hatte. Ich wusste erst das wir da waren, als Drago ausstieg und mich wieder aus dem Auto zerrte. Diesmal durfte ich laufen und wurde nicht getragen. Dafür musste ich mit Dragos langen Schritten mithalten und das war gar nicht so einfach. Er hatte mich fest am Arm gepackt, sodass ich mich echt anstrengen musste, neben ihm zulaufen, sonst hätte er mich hinter sich her geschleift und mir bestimmt den Arm ausgekugelt.

Wir standen vor einer großen Lagerhalle in die Drago mich hinein schubste. Ich stolperte vorwärts, konnte mich aber noch fassen, aber was ich da sah raubte mir den Atem.

„Ach, Dejna, schön das du da bist“, lächelte mich Bec an. Ich konnte es nicht fassen, das er hier war. War er auch ein Gefangener? Aber danach sah es nicht aus. Er trug einen Designeranzug und sah nicht wirklich danach aus, als wenn er hier ohne seinen Willen war.

„Du warst das die ganze Zeit?“, fragte ich ungläubig. Das konnte nicht sein, er hatte Alec vor einer Kugel bewahrt, er hätte dabei sterben können.

„Wie leicht es ist, euch im Glauben zu lassen, ich sei kein Bösewicht. Ich musste mir nur eine Kugel für den kleinen süßes Alec einfangen und schon würde keiner auch nur daran denken, dass ich hinter der ganzen Sache stecke.“ Er lächelte und zog mir einen Stuhl heran, auf dem er gerade eben noch gesessen hatte. In der Lagerhalle stand nur ein Tisch, der für zwei Personen gedeckt war. Was total lächerlich aussah. „Nimm doch platz, meine Liebe.“ Drago stieß mich von hinten an und brachte mich dann zu dem Stuhl.

„Ist sie endlich da?“, ertönte nun eine weitere Stimme … eine Frauen Stimme, die mir auch sehr bekannt vorkam. Zum Eingang kam Mira herein. Die Hexe des Rates. Sie steckte mit Bec unter einer Decke? Das glaube ich nicht.

Bec streckte eine Hand nach ihr aus und lächelte.

„Euch muss ich ja nicht mehr vorstellen“, meinte er. Mira nahm seine Hand an und kam zu uns.

„Ihr habt das zusammen gemacht?“, fragte ich ungläubig. Ich hatte nicht gedacht, dass Mira so etwas hinterhältiges planen konnte. Bec lachte und setzte sich auf den anderen Stuhl.

„Mira gab mir nur ein paar ihrer Leute“, meinte er dann und nickte. Ich dachte erst, es sei nur eine Geste, aber dann begriff ich, dass es ein Zeichen für Drago gewesen war. Blitzschnell stand er hinter Mira und brach ihr das Genick. Ich schrie vor erschrecken auf und presste die Augen zusammen. „Schafft sie hier weg“, meinte Bec nur abfällig. Ich sah ihn sofort an. „Schau nicht so, meine Liebe. Für dich habe ich auch noch etwas schönes vorbereitet. Na ja, für dein Baby hab ich jetzt nichts, aber ich denke es wird mit dir sterben, also brauche ich mir keine Sorgen zu machen.“

„Warum tust du das? Alec ist dein Neffe.“ Bec schlug die Beine übereinander und betrachtete seine Fingernägel.

„Also läuft es doch so ab, wie in alten Filmen? Ich erzähle dir meine Leidensgeschichte, verplempere Zeit und verliere später?“ Er lachte auf und sah mich an. „Wir sind hier in keinem Liebesroman, wo der Held das Mädchen rettet und sie dann glücklich bis an ihr Lebensende zusammen sind.“

„Du wirst Alec nicht besiegen, er ist größer, als alle Drachen.“

„Weißt du überhaupt, was er ist?“

„Ein Drache, klar.“ Bec lachte wieder und stand auf. Er ging um den Tisch und blieb dann neben mir stehen.

„Arme, arme Dejna. Na ja, du bist ja noch nicht lange Teil unserer Welt. Lass es mich so sagen, in Alec schlummert eine Macht, die ich gerne haben möchte. Er ist kein gewöhnlicher Drache. Er ist ein viel mächtigeres Wesen, ein Urwesen, was unter uns weilt. Es wechselt immer den Besitzer, wenn dieser stirbt. Vor 550 Jahren war es in einem Werwolf und seit dessen Tod ist es in Alec. Dieses Wesen, könnte eigentlich über die ganze Anderswelt herrschen, aber die Zeiten haben sich geändert und man hat sich darauf geeinigt, dass die stärksten Familien einen Rat gründen und gemeinsam entscheiden. Sehr idiotisch, wenn du mich fragst und genau deswegen werde ich mir Alecs Stärke einverleiben und der Herrscher der Anderswelt werden … und vielleicht werde ich auch noch die Menschen unterwerfen, das mache ich glaube ich, aus einer Laune heraus.“ Er grinste. „Und dadurch, dass Alec diese Kraft besitzt, kam ich nie an ihn heran, aber dann bist du aufgetaucht und ich konnte endlich meinen Plan richtig in die Tat umsetzten. Du wirst dafür sorgen, dass er zerbricht. Also muss ich dir danken, dass du so süß bist, dass du Alecs kleines Herz aufgetaut hast. Selbst Marina konnte das nicht.“ Meine Augen wurden größer.

„Marina steckt auch dahinter?“

„Ach, das weißt du ja auch noch nicht“, lachte er. „Ich hatte ihre Eltern, aber nachdem Maidame Alec erzählen musste, dass wir sie erpressen, musste ich diese leider eliminieren.“ Oh mein Gott.

„Und Mira hast du im Glauben gelassen, dass ihr Partner seid, nur um sie auch zu töten, weil du auch den Rat und seine Familien beseitigen musst.“

„Du bist ein schlaues Köpfchen.“ Kranker Irrer. Er wird nie gegen Alec ankommen. Wenn Alec wirklich außergewöhnlich stark war, dann wird er nur noch stärker, wenn er sieht, was Bec mit mir tut … wenn Alec mich wirklich lieben sollte. Becs Plan konnte gar nicht aufgehen, wenn Alec sauer war, würde er zum Tier werden und noch stärker sein, als irgendetwas sonst … aber vielleicht war das auch der Plan. Vielleicht musste Alec so ausrasten, damit Bec ihm seine Kraft stehlen konnte. Ich musste mir etwas überlegen, wie ich das verhindern konnte. Ich konnte nicht zulassen, dass Alec von Bec getötet wird. Aber wie konnte ich das verhindern, wenn ich an einen Stuhl gefesselt war und sein Lockvogel war. Nur wegen mir tappt Alec in diese Falle und ich hatte keine Chance ihn zu warnen … was bestimmt auch nicht geklappt hätte, weil Alec mich so oder so retten würde. Es war also aussichtslos … und dabei hatte ich mich so langsam an den Gedanken gewöhnt mit Alec ein Kind zuhaben.

„Na dann, ich glaube, wir haben genug gewartet“, meinte Bec und stand auf. Auf dem gedeckten Tisch stand in der Mitte ein Tablett mit einer silbernen Haube, die Bec jetzt herunter nahm. „Das Essen ist serviert“, lächelte er. Ich sah auf das Tablett und sofort wurde ich nervös. Auf dem Tablett war eine Spritze mit einer rosa Flüssigkeit. „Darf ich dir vorstellen, dein Todesurteil. Es hat lange gebraucht, bis ich es fertig hatte. Es ist eigentlich auf Alecs Größe angelegt, aber meine Pläne haben sich dank dir ein bisschen geändert, also musst du mit einer Überdosis leben.“

„Das kannst du nicht tun.“

„Nein? Ich glaube schon.“ Er nahm sich die Spritze und spritze ein bisschen von der Flüssigkeit heraus. Ich zog an meinen Fesseln und wollte gerade aufstehen, aber Drago stand schon hinter mir und drückte mich zurück auf den Stuhl. Und das war nicht gerade sanft. Er drückte mich feste herunter und ich dachte, er würde mir die Schultern brechen.

„Nicht, bitte. Ich bin schwanger, du kannst doch kein ungeborenes Kind töten“, versuchte ich Bec davon abzuhalten, mir dieses Serum zu spritzen. Drago holte ein weiteres Seil hervor und band mich an dem Stuhl fest, das hieß aber nicht, dass ich mich nicht gegen ihn wehrte. Allerdings nütze das gar nichts. Er band mich fest, damit ich auf dem Stuhl sitzen blieb und er meine Arme, an den Stuhllehmen befestigen konnte. Meinen Arm drehte er so herum, sodass Bec perfekt an meinen Oberarm kam. Ich wurde immer hibbeliger, aber Drago packte nur meine Schulter und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Bec spielte jetzt auch nicht mehr mit der Spritze herum, sondern packte meinen Arm und stach sie mir in den Arm. Ich versuchte trotzdem, mich zu wehren, aber es nützte nichts. Bec injizierte mir das Serum. Ich spürte, wie die Flüssigkeit durch meine Adern floss, dann holte Bec die Nadel wieder aus meinem Arm heraus und warf sie auf den Tisch.

„Dir könnte in den nächsten Minuten etwas heiß werden und vielleicht auch schwindelig. Was noch, Drago?“ Dieser zuckte die Schultern. „Ich weiß es auch nicht mehr, für mich ist es ja nicht wichtig.“

„Mieses Schwein“, knurrte ich. Bec lachte nur und setzte sich auf seinen Stuhl.

„Mach sie los, ich glaube, jetzt wird sie keine Bedrohung mehr sein. Ich möchte sehen, wie sie sich gegen das Serum wehrt.“ Drago gehorchte sofort und machte mich von dem Stuhl los. Ich sah meine Chance, sprang auf und wollte weg rennen, aber da hatte ich die Rechnung ohne das Serum gemacht. Mir wurde sofort schwindelig und ich strauchelte etwas. Ich schloss die Augen und hoffte, dass mir nur schwindlig war, weil ich so schnell aufgestanden war, aber so war es nicht. Mein Körper fing an, zu zittern. Ich wollte, dass er aufhörte, aber das tat er nicht. Einen Schritt ging es gut, aber dann knickte ich ein und landete vor Becs Füßen. Mein Körper zitterte immer unkontrollierter.

Hör auf, bitte. Bitte, bitte, bitte! Aber all das Flehen half überhaupt nichts. Ich rappelte mich auf meine Knie auf, aber ich klappte sofort wieder zusammen.

Jetzt wurde mir auch langsam warm und ich fing an, zu schwitzen. Ich wollte vor Bec nicht am Boden liegen, aber ich konnte mich kaum bewegen oder ich hatte eher nicht die Kraft dazu, mich aufrecht zuhalten. Deswegen lag ich auf dem Rücken, vor Becs Füßen, und atmete schwer. Mein ganzer Körper wehrte sich gegen die Flüssigkeit, die Bec mir gespritzt hatte, aber ich hatte einfach keine Chance.

„Also so langsam könnte Alec ja auch auftauchen“, meinte Bec, stand auf und stupste mich mit seinem Fuß an. „Du siehst nicht gut aus, Dejna. Willst du vielleicht etwas trinken?“ Ich überhörte ihn einfach. Er würde mir eh nichts geben. „Oh stimmt, ich hatte vergessen, dass du ein schlaues Mädchen bist, du weißt, dass ich dir nichts geben würde.“ Ich hörte ihm nicht zu, weil die einzige Sorge galt meinem ungeborenen Kind und Alec. Ich war mir egal, aber ich wollte nicht, das beiden etwas passierte.
 

Ich lag jetzt schon länger auf dem Boden und versuchte einfach meine Atmung zu kontrollieren, aber es nützte alles nichts. Mein ganzer Körper sagte mir, dass es nicht mehr lange dauerte und dann war ich tot. Ich hatte von Anfang an keine Chance gehabt und trotzdem habe ich mich daran festgehalten, dass ich es vielleicht doch noch schaffte. Nicht nur, weil ich mit Alec noch etwas Zeit verbringen wollte, auch weil ich unserem Baby eine Chance geben wollte. Aber jetzt würde beides in weite ferne rücken … in ganz weite ferne. Ich hatte nur einen Wunsch, ich wollte Alec noch einmal in die Augen sehen, nur noch einmal.

„Hast du ihm auch sicher das Video geschickt?“, wurde Bec langsam ungeduldig. Drago wollte gerade antworten, da hörte man Autoreifen quietschen. Ich schloss erschöpft die Augen. Er war hier, er war hier. Ich driftete langsam dahin, aber da wurde ich geschlagen und sofort riss ich meine Augen auf. „Jetzt wird nicht geschlafen, Prinzessin“, meinte Dragos unheimliche Stimme nur und im nächsten Moment stand ich wieder auf meinen Füßen. Drago gab mich Bec, der mich schützend vor seinen Körper hielt. Meine Sicht war verschwommen und ich war sehr wackelig auf den Beinen, Bec musste mich richtig fest halten, damit ich nicht umkippte.

„Mal sehen, wie Alec wohl reagiert“, flüsterte Bec mir ins Ohr.

„Er wird dich töten“, keuchte ich, aber Bec lachte nur.

„Das werden wir mal sehen.“ Er gab mir einen Schubs und ich fiel vor ihm auf die Knie, dadurch, dass ich keine Kraft mehr hatte, knickte ich um und lag wieder auf dem Boden. Dieses Aufstehen und wieder hinfallen, machte mich total kaputt. Ich keuchte und rollte mich auf den Boden. Bec kniete sich neben mich.

Plötzlich wurde die Türe aufgerissen und Alec kam hinein gestürmt. Bec lächelte mich nur an.

„Dann lass uns anfangen“, flüsterte er so leise, dass nur ich es verstehen konnte. Ich wollte mir nicht den Kopf zerbrechen, was er vor hatte. Ich wollte nur noch Alec warnen. Aber dann ging das Schauspiel los. „Oh mein Gott, Alec. Zum Glück, du bist hier“, sagte Bec erleichtert und nahm meine Hand. Was? Das tat er doch jetzt nicht wirklich? Dieser hinterhältige …

„Bec? Was ist hier los?“, fragte Alec gereizt. Ich merkte an seiner Stimme, dass er auf Hundert achtzig war.

„Es … es war schrecklich. Gestern wurde ein Anschlag auf den Rat verübt. Mira und ich waren zum Glück nicht da gewesen, aber als ich sie nach Hause fahren wollte, wurden wir überfallen. Meine ganzen Bodyguards sind getötet worden. Wir sind hier her geschleppt worden und heute Morgen schafften sie dann auch noch Dejna her.“ Bec spielte Alec etwas vor … und ich musste sagen, das machte er nicht schlecht. Er gab seiner Stimme einen verletzten Ton und dabei tat er dann auch noch, als würde er sich um mich sorgen. Ich wollte Alec ein Zeichen geben, aber ich konnte mich kaum bewegen. Bec zeigte auf Miras Leiche und machte ein trauriges Gesicht.

„Du kanntest Mira, sie hatte versucht zu entkommen und dann haben sie sie einfach umgebracht“, erklärte Bec weiter. „Und Dejna … sie schafft es nicht mehr, Alec. Sie haben ihr irgendwas gegeben … ich hab keine Ahnung was es war, aber es hat sie sofort ausgenockt.“

„Warum seid ihr jetzt alleine?“, fragte Alec und kam zu uns. Er kniete sich hin und ich versuchte meine Hand zu heben, aber es klappte nicht. Ich musste ihm ein Zeichen geben, irgendetwas musste ich doch tun können.

„Alec“, keuchte ich angestrengt, aber für mehr hatte ich keine Kraft.

„Sie sind abgehauen, als sie dein Auto hörten. Ich hab sofort nach Dejna gesehen und nur gehofft, dass es jemand von uns ist und dann bist du herein gekommen.“ Bec spielte ein böses Spiel und er kam sogar damit durch. Ich konnte nichts tun, als steif da zuliegen und mir das Schauspiel an zugucken.

Hinter Alec sah ich einen Schatten. Drago! Nicht! Ich musste das verhindern.

„Hinter ...“, versuchte ich, aber Bec hielt mir den Mund zu … aber ich hatte es geschafft. Alec reagierte sofort. Er drehte sich um und packte Dragos Hand, in der ein Messer war. Dieses stoppte kurz vor Alecs Herzen.
 


 


 

Das war knapp. Ich wusste, das hier etwas faul war, aber ich hatte es nicht glauben wollen. Bec zu sehen, war ein Schock. Ich hatte ihm erst seine kleine Geschichte geglaubt, weil ich zu sehr auf Dejna fixiert gewesen war. Sie lag still und um Atem ringend auf dem Boden. Sie war leichenblass und zitterte an ihrem ganzen Körper. Ich hatte nur an sie denken können, als ich auf dem Weg hier her war … an sie und das Baby. Deswegen hatte ich sofort die Wölbung ihres kleinen Bauches gesehen. Ich hatte Bec erzählen lassen, weil es mir nur um Dejna ging, aber jetzt musste ich sie hier weg bringen. Denn das was Bec über dieses Serum gesagt hatte, war Wahr. Sie hatte etwas bekommen, er hatte ihr etwas gespritzt.

Aber jetzt musste ich erst einmal, diesen Typen los werden, der mir immer noch sein Messer an die Brust hielt. Ich konzentrierte mich und griff auf meine Drachenkraft zurück. Ich hatte schon längst gemerkt, dass auch er seine Kraft benutzte, aber ich war nun mal stärker als er. Also packte ich seine Hand fester und brach ihm das Handgelenk. Er gab keinen Mucks von sich; ließ das Messer einfach los und sprang nach hinten. Ich hielt jetzt das Messer in der Hand und wollte mich zu Bec umdrehen, aber er packte sich Dejna und hielt sie vor sich, wie ein Schutzschild.

„Ich hätte sie schon töten sollen, bevor du hier aufgetaucht bist, aber ich dachte mir, dass ich dich gerne noch etwas leiden sehen möchte … mit ihr zusammen, aber das wird wohl nichts“, meinte Bec und zuckte die Schultern.

„Was soll das Bec? Das alles hier ist doch vollkommener Schwachsinn“, meinte ich.

„Ist es das, Alec? Ich habe alles so geplant, vielleicht nicht alles von Anfang an, aber so in etwa.“

„Und wofür? Für den Platz im Rat? Und nur weil du ihn nicht haben konntest, bringst du jetzt alle um?“

„Es ging mir nicht nur um den Rat, Alec. Ich wollte das sein, was du bist. Erst kam mein Bruder mir in den Weg und dann du.“ Und erst jetzt dämmerte es mir. Das konnte nicht sein, es konnte doch nicht wahr sein. Bec hatte ihn umgebracht? „Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, meinem Bruder den Holzpflock ins Herz zu rammen und ihn dann kümmerlich daran sterben zu lassen. Es hat lange gedauert, bis er endlich den Geist aufgegeben hat.“

Das konnte ich nicht fassen, ich hatte Bec nicht immer gemocht, das muss ich zugeben, aber er war mein Onkel. So etwas hätte ich ihm nie zugetraut. Aber jetzt musste ich einen kühlen Kopf bewahren. Ich musste so schnell es ging handeln. Ich musste den Typen hinter mir ausschalten und dann Bec von Dejna weg bringen … und das wohl wichtigste war, ich musste Dejna in ein Krankenhaus bringen. Sie wurde immer blasser und immer schlapper in Becs Armen. Sie war am sterben und wenn ich nicht schnell machte, dann würde ich sie verlieren. Und genau das, brachte mich zum rasen. Aber ich konnte diesem Verlangen nicht nachgeben. Ich hatte mich gerade erst erholt, ich hatte gerade erst gegen das Wesen in mir gewonnen, da konnte ich es nicht einfach heraus lassen, vor allem, wenn Dejna in der Nähe war.

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie sich der Typ, den ich von dem Video wiedererkannt hatte, sich bewegte. Ich hatte eh schon einen Hass auf ihn, weil er Dejna geschlagen hatte. Ich würde ihm am liebsten die Kehle raus reißen und ihn jämmerlich ersticken lassen. Bei Bec war es nicht anders. Er hatte gewusst, das Dejna noch nicht lange von uns wusste und trotzdem brachte er unschuldige in seinen Plan mit ein. Und wofür das ganze? Um eine Kraft zu besitzen, die er nie bekommen wird.

„Du weißt, dass du das Wesen in mir nie bekommen kannst, Bec“, meinte ich und behielt seine Freund im Blick.

„Alec, ich habe jetzt 550 Jahre geforscht, um eine Lösung für dieses Problem zu finden. Ich werde den ganzen Rat vernichten und dann als alleiniger Herrscher über die Anderswelt regieren. Selbst die Menschen werde ich versklaven.“ Er grinste mich an und umfasste Dejnas Kinn. Ihre Augen flatterten und sie sah mich aus müden Augen an. „Und weißt du, warum ich mir so sicher bin? Weil ich nur Dejna brauche, um dich zu besiegen.“ Er drückte ihre Wangen zusammen und das machte mich noch wütender, als ich eh schon war. Er spielte mit ihr, denn sie war für ihn nur ein Mittel zum Zweck.

Die Wut in mir war Riesen groß und ich musste mich richtig anstrengen, nicht auszuflippen. Ich könnte Dejna dabei verletzten und das war das Letzte was ich wollte. Sie war schon vergiftet, da brauchte sie nicht noch mehr Wunden, die es ihr schwerer machten am Leben zu bleiben. Tatsache war aber, dass ich sie hier raus holen musste, so schnell es ging. Das Wesen in mir drängte mich, es heraus zulassen, aber ich war anderer Meinung. Ich hatte zwar das Messer dieses Typen, aber damit würde ich nichts ausreichen können.

Lass mich raus!

Nein! Du bist unberechenbar, du wirst alles töten, selbst Dejna und das kann ich nicht zulassen.

Lass mich helfen.

Du und helfen? Auf keinen Fall, eher sterbe ich.

Aber ich kann helfen.

Auf keinen Fall. Ich unterdrückte die Stimme in meinem Kopf. Ich musste einen anderen Weg finden, um Dejna hier heraus zu holen.

„Mir wird das hier zu langweilig“, meinte Bec und holte mich aus meinen Überlegungen heraus. Ich sah ihn sofort an und sah ein Messer aufblitzen … aber ich sah es zu spät. Kaum hatte ich einen Schritt nach vorne gemacht, hatte Bec schon ausgeholt und Dejna das Messer in den Bauch gerammt. Sie schrie auf. Dieses Geräusch zerriss mein Herz und sofort sah ich rot. Es gab keinen Widerstand mehr, ich wollte Bec nur noch töten und Dejna so schnell es ging in ein Krankenhaus bringen.

Jetzt passierte alles so schnell. Mein Körper explodierte und innerhalb von Sekunden war ich ein Drache. Sofort schleuderte ich Becs Komplizen mit meinem Schwanz gegen die Wand, sodass er Ohnmächtig wurde. Ich hatte ihn extra mit voller Wucht mit dem Kopf zuerst gegen die Wand geschleudert, damit er mich bloß nicht davon abhalten konnte Bec zu töten. Ich wollte ihm den Kopf abreißen, seine Gedärme überall verstreuen und am besten noch drauf treten.

„Na endlich“, hörte ich Bec wie durch einen Nebel sagen. Ich war nicht mehr ich selbst, denn das Wesen hatte die Kontrolle übernommen. Knurrend ging ich auf Bec und Dejna zu und dann hörte ich, was das Wesen vor hatte. Es wollte Dejna einfach wegschleudern. Das konnte ich nicht zulassen, aber ich hatte keine Kontrolle mehr. Es war Zwecklos. Sie würde diesen Sturz nicht überleben.

Und schon holte ich mit einer Klaue aus und schnappte mir Dejna … aber ich schleuderte sie nicht weg. Zwar packten wir sie etwas fester, aber nicht dass es ihr wehtun konnte. Das war unglaublich. Wir legten sie auf den Boden und fixierten dann Bec.

Können wir anfangen?

Auf jeden Fall!

Wir brüllten und dann holten wir aus; die Klauen waren ausgefahren. Wir erwischten Bec und schleuderten ihn gegen eine Wand. Langsam gingen wir auf ihn zu und machten uns bereit ihn mit unseren Krallen auf zureißen. Wir hatten ihm schon eine große Wunde im Gesicht zugefügt. Aber jetzt stand Bec wieder auf und verwandelte sich auch in einen Drachen. Er war nicht so eisblau wie ich, er war nur ein bisschen dunkler. Allerdings war er nicht so groß wie ich. Bec flog auf uns zu, aber wir schleuderten ihn einfach mit unserem Schwanz weg. Das Wesen und ich hatten die gleichen Ideen, deswegen war es nicht schwer, Bec zu verletzten. Wir arbeiteten zusammen und das war Becs Untergang.

Er rappelte sich wieder auf und sammelte dann Feuer in seiner Schnauze. Sofort breiteten wir unsere Flügel aus, um Dejna vor dem Feuer zu schützen.

„Alec“, hörte ich Dejna wispern. Ihr blieb nicht mehr viel Zeit. Ich musste sie endlich zu einem Arzt bringen. Schnell!

Wird gemacht.

Ich ließ meine Flügel ausgebreitet, aber stürzte auf Bec zu. Wir gaben ihm noch nicht mal die Zeit sein Feuer zu speien. Wir packten ihn und wollten ihm den Hals brechen, aber er schlug zu und verletzte eine unserer Hände. Wir mussten ihn loslassen. Bec kam auf dem Boden auf und sprintete auf uns zu. Seine Schnauze riss er weit auf und biss uns dann in den Arm. Seine Zähne verhakten sich in unserem Fleisch und rissen es auf. Wir brüllten und schleuderten ihn weg. Bec lachte nur und spie dann sein Feuer in unser Gesicht. Sofort verbrannte die eine Hälfte unseres Gesichtes, aber wir hielten die Schmerzen aus. Ich konnte nur an Dejna denken. Ich hörte wie langsam ihr Atem ging und das spornte uns noch mehr an. Ich brüllte, packte Bec und riss ihn auseinander. Ich sah nur noch rot und es war mir egal, wie ich Bec tötete, Hauptsache er war es. Es war mir egal, wie ich es anstellte, Hauptsache es klappte.

Es war so, als wenn ich daneben stehen würde und zusehen würde, wie mein Drachenkörper Bec auseinander riss. Erste seine Arme und Beine, dann seinen Kopf. Es war wie ein Rausch und erst ein paar Minuten später war mir klar, was ich getan hatte. Das Wesen hatte mich überrannt und Bec einfach brutal getötet … so wie ich es eigentlich auch haben wollte … aber ohne es, hätte ich es nie gemacht. Langsam realisierte ich, was passiert war und starrte auf Becs Einzelteile vor mir. Ich war voll mit seinem Blut und ich schmeckte es auch ein bisschen in meinem Mund.

Aber es dauerte nicht lange, bis ich wieder klare Gedanken hatte. Ich musste Dejna hier weg bringen. Ich musste sie retten, das war das einzige, was ich tun wollte. Schnell verwandelte ich mich wieder zurück und lief zu Dejnas leblosen Körper. Ihre Atmung war noch flacher geworden und auch ihre Augen waren geschlossen. Ihre Haut war blass und lief schon leicht blau an. Ich musste sie hier weg bringen.

„Alec“, hauchte sie mit letzter Kraft.

„Ich bin hier, ich lasse dich nicht mehr alleine.“ Ich nahm ihre Hand und drückte sie. „Ich liebe dich, okay? Halte durch, ich bringe dich hier weg.“
 


 


 

Schon wieder Krankenhaus. Schon wieder warten. Schon wieder nicht wissen, wie es ihr geht.

Ich war jetzt schon zwei Stunden hier und wartete auf ein Ergebnis, dass es Dejna gut ging. Zum Glück war Ian da gewesen, als ich Jamie angerufen hatte. Er war gerade gelandet und war so schnell er konnte ins Krankenhaus gekommen. Er operierte sie jetzt schon zwei Stunden und ich konnte die ganze Zeit nur an sie und das Kind denken. Es war noch keiner zu uns gekommen und hatte uns irgendetwas gesagt. Wir warteten zwei Stunden ohne irgendeine Information. Selbst als eine Krankenschwester sich um mich gekümmert hatte. Mein halbes Gesicht war verbrannt, an meiner Seite hatte eine riesen Wunde geprangt und auch mein Arm war aufgerissen. Ich hatte darüber nicht wirklich nachgedacht, da ich nur an Dejna denken konnte. Ich hatte sie nur ins Krankenhaus bringen wollen und alles andere war egal gewesen. Bis die Krankenschwester zu mir gekommen war, um mich zu verarzten. Die Wunde an meiner Seite und auch die an meinem Arm hatte sie genäht, aber ich spürte schon, wie sie heilten. Mein Gesicht allerdings brauchte etwas länger und ich war mir auch nicht sicher, ob noch Brandnarben oder generell Narbem zurück blieben.

Mom lief im Warteraum hin und her, sie hatte schon fast eine Spur in den Boden gelaufen. Sven und Chad waren nicht hier, sie waren in der Lagerhalle und räumten auf. Ich hatte keine Sekunde mehr an Bec gedacht, es war unwichtig. Er würde keine Gefahr mehr für uns sein und deswegen konnte ich mich auf Dejna konzentrieren … auf Dejna und unser Baby.

Ich saß einfach nur auf einem der Stühle, vorgebeugt, auf meine Knie gestützt. Mein Gesicht hatte ich in meinen Händen vergraben und hoffte die ganze Zeit, dass Ian in den Warteraum kam und mir sagte, dass Dejna wach war und wieder gesund war. Ich würde mir das nie verzeihen, wenn sie tot war. Das alles war meine Schuld gewesen, ich hätte das mit ihr langsam angehen sollen und sie nicht sofort in der Öffentlichkeit küssen sollen, damit sie ins Kreuzfeuer geriet. Nur so hatte Bec von ihr erfahren … ich hätte mich ganz von ihr fernhalten sollen. Ich fuhr mir durchs Gesicht und verschränkte meine Finger in meinen Haaren. Sie musste wieder gesund werden, sie musste einfach.

Es verging noch eine weitere Stunde.

Und noch eine.

Und noch eine.

Es passierte einfach nichts. Und ich drehte hier fast schon durch. Inzwischen war ich auch schon aufgestanden und lief im Warteraum herum. Ich brauchte endlich ein Zeichen von ihr. Irgendeins, aber ich brauchte etwas. Meine Hände waren schon seit einer Stunde geballt, weil ich einfach so eine Wut in mir hatte. Ich musste irgendwo rein schlagen, aber ich hielt mich schon die ganze Zeit zurück. Ich konnte hier nicht alles kaputt machen. Aber langsam konnte ich es nicht mehr zurück halten.

„Alec?“, ertönte Moms Stimme und dann legte sie mir ihre zarte Hand auf die Schulter. „Sie schafft das.“

„Ja, ich hoffe es.“

Meine Fingerknochen knacksten schon, so fest drückte ich sie zusammen, damit ich bloß nichts kaputt schlug. Mom sah mich besorgt hat und strich federleicht über meine Wange. Die Verbrennung ging mit jeder weiteren Stunde weiter weg.

Wieder war eine halbe Stunde vergangen und wir hatten immer noch nichts von Dejna gehört. Ich war so wütend, dass ich Dejna weg geschickt hatte. Ich hätte mit ihr nach Miami fliegen sollen und auf sie aufpassen …

„Alec?“ Ian kam in den Warteraum und sofort waren meine Gedanken dahin. Ich ging mit schnellen Schritten auf ihn zu.

„Was ist? Geht es ihr gut?“, fragte ich schnell. Ian sah mich an und ich erwartete schon das schlimmste.

„Sie war schwer verletzt, Alec. Nicht nur das sie diese Stichwunde am Bauch hatte, sondern auch das Gift, was in ihrem Körper war. Es war wirklich kritisch.“

„Aber du hast es hinbekommen. Sag mir, dass du es hinbekommen hast!“, schrie ich ihn fast an. Mom legte mir eine Hand auf den Arm.

„Alec, bitte“, flüsterte sie.

„Ich musste ihr Blut austauschen, Alec, und sie dann in ein künstliches Koma versetzten. Jetzt müssen wir hoffen, dass sie das Blut annimmt und sich wieder erholt“, erklärte Ian langsam. Das hieß, ich musste noch weiter warten, bis sie aufwachte … und das würde sie, das musste sie.

„Was ist mit dem Baby?“, fragte Mom mit leicht zittriger Stimme. Ian seufzte und sah erst mich und dann Mom an.

„Ich versuche mein Bestes, Jillian. Ich hab mir noch mal die Ultraschallbilder angesehen, von vor drei Tagen. Es war eigentlich eindeutig gewesen“, fing er an, aber Mutter unterbrach ihn.

„Heißt das, sie war doch nicht schwanger?“

„Doch, aber das Baby war weiter entwickelter als ich angenommen hatte. Manchmal passiert es, dass man eine unentdeckte Schwangerschaft durchläuft. Dadurch, dass du gedacht hast, dass Dejna schwanger sein könnte, habe ich den Fötus erkennen können, allerdings war er schon viel größer als ich angenommen habe.“ Was?

„Warte, stopp mal. Was bedeutet das denn jetzt?“, fragte ich.

„Bei Drachen dauert es nicht lange, bis man Schwanger wird, es kann schon fünf Tagen nach dem Sex passieren und anscheinend war das bei euch der Fall. Allerdings bildete sich der Bauch nicht nach außen, sondern nach innen. Dejna hatte so viel Stress, seit sie dich kennt, dass sie es einfach verdrängt hat. So etwas kommt manchmal vor, davon mal abgesehen, das das Baby immer noch in seinem Ei ist.“ Oh man. Mir wird richtig schwindelig. Schwangerschaften waren nicht wirklich mein Thema, allerdings weiß ich, dass wenn ein Drache und sein Gefährte ein Baby haben wollen, das es normal gezeugt wird. Allerdings entwickelt sich das Kind nicht normal. Am Anfang war der Fötus in einem Ei, das sich innerhalb der Schwangerschaft auflöste und das Baby dann normal zur Welt kam. Mir war das alles zu kompliziert und ich hatte wirklich gehofft, dass ich dieses Wissen nicht abrufen musste.

„Was heißt das jetzt genau?“, fragte Mom.

„Ich musste das Ei mit einem Kaiserschnitt heraus holen, sonst hätte ich Dejna nicht operieren können und ihr auch nicht neues Blut geben können. Zudem kommt noch hinzu, dass sie Dejna vielleicht gerettet hat. Es war unglaublich, so etwas habe ich noch nie gesehen. Es kann sein, dass sie, dadurch das Alec das Wesen in sich trägt größere Heilungskräfte besitzt und sich auch schneller entwickelt, als andere Babys. Es ist noch nie vorgekommen, dass der Wirt des Wesens Kinder hatte. Ich hab sie in einen speziellen Brutkasten gelegt, damit sie in Ruhe schlüpfen kann, danach geht der Überlebenskampf weiter.“ Ich war total überfordert. Ich verstand gar nicht was Ian da sagte. Es war ja schon ein Schock für mich gewesen, dass Dejna überhaupt Schwanger war.

„Lebt es also?“

„Im Moment ja, aber sie ist noch nicht aus Lebensgefahr.“ Mom schrie auf.

„Du hast es schon wieder gesagt! Sie! Ist es ein Mädchen?“ Ian schüttelte den Kopf und lächelte leicht.

„Ja, ein Mädchen. Ich hab mit einem Spezialgerärt durch die Schale gesehen und schon leichte Entwicklungen gesehen. Ich kann nichts richtiges sagen, aber es sah aus, wie ein Mädchen.“ Mein Gehirn verabschiedete sich. Das war zu viel für mich. Langsam taumelte ich zurück und ließ mich auf ein Stuhl sinken. Das alles war doch surreal.

„Alles in Ordnung?“, fragte Ian mich. Mom setzte sich neben mich und nahm meine Hand.

„Ich glaube, er braucht etwas Zeit, um sich daran zu gewöhnen, dass er Vater ist“, grinste Mom. Das wars. Mir wurde schwarz vor Augen und ich kippte vom Stuhl.

Ich war Vater! 



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