Die Klänge des Friedens
Kurz untern den Wipfeln verbanden Stege und Hängebrücken die Plattformen der rund um die Stämme gebauten Baumhäuser. Die sonst so technisierte Welt schien hier schon vor vielen hunderten Jahren stehen geblieben zu sein. Nadja lehnte sich zurück, legte die Füße auf das Geländer der Plattform, auf der sie gerade in einem Stuhl saß, und ließ die Klänge des Waldes ihren Geist durchströmen. Ihr sonst so chaotisches Gemüt schien sich in den Klang des Waldes einzuklinken und passte sich an dessen klares Tempo an.
Um sie herum herrschte Reges Leben, die Bewohner des Waldes waren alle damit beschäftigt das Große Fest vorzubereiten, doch Nadja kümmerte das nicht. Zum ersten Mal, seit langer Zeit, fühlte sie sich erfüllt und wohl in ihrer Haut.
Eine Person trat an sie heran, woraufhin sie sich hinsetzte und die Augen öffnete. Vor ihr stand Keiji, ein junger Avier, der ihr im Korps unterstellt war, und schaute sie ungläubig an.
„Aber Colonel. Wir sollten aufbrechen. Die Rebellen die in den Wäldern ihre Nester aufgeschlagen haben, sind sicher schon in ihre Bunker gekrochen und haben sich verschanzt. Wir sind immerhin mit einem 'Ma MK II' gelandet.“
Er trug die Leichte Rüstung der Kundschaftertrupps, die zumeist aus Aviern und den amphibienähnlichen Meriden bestanden. An seinen Schulterblättern spross ein langes Paar Flügel, das ihn vorraussichtlich in einem Jahr komplett befähigen würde eigenständig zu fliegen. Aktuell war er damit nur kurzstreckig dazu fähig, konnte jedoch große Strecken gleiten. Als Waffe trug er lediglich die leichte, am Unterarm angebrachte Version des Feldgewehres sowie ein Armeemesser
Nun stand Nadja auf, verwuschelte ihre kurzen Haare und zog dann das Barett auf, das sie als Colonel des '7. Infanterie Korps auf Capra' auszeichnete.
„Nagut. Sie haben ja recht, Lieutenant. Bitte verständigen sie das Korps, damit alles glatt läuft. Wegtreten.“
Damit lief sie schnurstracks auf eine der Brücken zu, die von der Plattform führten und verschwand somit aus dem Blickfeld des Aviers.
Dieser drehte sich um, spannte die Flügel und hüpfte behände über die Absperrung, um schon einige Meter weiter in einen sanften Gleitflug über zu gehen, der ihn auf Grund der mehr als 200 Schritt hohen Bäume bis zu dem 'Marinham MK-II ' tragen würde, das in einer Lichtung des Waldes gelandet worden war. Das von Bug bis Heck gerade einmal 200 Meter messende Schiff war zwar nicht für Kriegszwecke gebaut, doch hatte es ganz andere Vorteile. Es hatte Stealthgeneratoren, die es erlaubten, 90% der Sensoren zu unterlaufen sowie einen Reaktor, der Geschwindigkeiten von über 7 Quin zuließen.
Ein perfektes Aufklärungsschiff, für eines der besten Scoutkorps des bekannten Imperiums.
Kurz vor der Laderampe des Schiffes landete der Avier, aktivierte seinen Codierer und neben besagter Rampe öffnete sich eine Luke, durch die er mit einem kräftigen Flügelschlag hindurchglitt.
Im Inneren war es gerade so geräumig genug, das er seine Flügel nicht eng anliegend an den Körper pressen musste, um eine weiter Person passieren zu lassen.
Kurz darauf kam auch Colonel Nadja O'Stern an dem Gefährt an.
Vor sie landete mit einem kleinen Gleiter auf der Oberseite des Schiffes, genauer gesagt in einem kleinen Hangar, in dem zwei dieser Gleiter bereit standen.
Mit langen Schritten durchquerte sie die Gänge des Schiffes auf dem Weg zur Brücke. Wer ihr begegnete grüßte förmlich und ging dann weiter seiner Arbeit nach. Nadja genoss es immer, wenn trotz dem rauen Ton des Militärs, eine geschäftige Ruhe einkehrte, in der alle Taten was nötig war um die Mission gelingen zu lassen.
