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Yajuu 2

-beyond redemption-
von

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Katzenjammer

Daheim angekommen, schleppte Yara seinen Bruder auf die Couch in der Stube. Er hatte Recht gehabt und verwundert sah ich zu, wie Tiara die beiden geradezu fachmännisch versorgte. Nur wenig später schlief Seth erschöpft und einbandagiert ein. Zum Glück sahen die Verletzungen schlimmer aus, als sie eigentlich gewesen waren.

Wir zogen uns unterdessen in die Küche zurück. Nun fragte mich auch Yara über meine Abwesenheit aus, aber viele Fragen konnte Tiara für mich beantworten. Einiges schmückte sie dabei aus und machte es viel aufregender als ich es ihr eigentlich erklärt hatte, aber es war schön ihr wieder zuhören zu können. Schon damals hatte ich gerne ihren Geschichten gelauscht, da sie alles immer so erzählen konnte, als wäre es das tollste auf der Welt, selbst wenn sie nur ein Nudelbild gebastelt hatten.

Irgendwann fiel mein Blick auf die Uhr. Die Sonne war bereits vor einiger Zeit untergegangen und es wurde höchste Zeit, dass ich zu Kyria zurückkehrte. Außerdem konnte Luca jeden Moment zurückkommen und um alles in der Welt wollte ich verhindern, dass ich ihm gegenüber stand.
 

„Was? Du willst wieder gehen? Aber wieso kannst du denn nicht bleiben. Das ist doch dein zu Hause!“, protestierte Tiara aufgebracht und trotzig. Es fiel mir schwer ihr standzuhalten.
 

„Naja ich kann leider nicht bleiben, denn ich hatte heute nur… Urlaub, genau und ich muss wieder weiter.“, versuchte ich ihr zu erklären.

„Das ist doch ein blöder Boss, wenn der dich sooft fort schickt. Kannst du nicht was anderes machen und hier bleiben?“, hielt sie mir entgegen.

„Das geht leider nicht so einfach.“, sagte ich mit einem Anflug von Verzweiflung.

„Kommst du uns dann wenigstens öfter besuchen?“, fragte nun Yara, um das Gespräch zu meinen Gunsten zu lenken. Er war zum Glück schon alt genug, um solche Dinge zu verstehen, auch wenn er die wahren Hintergründe nicht kannte.

„Ganz bestimmt.“, log ich, denn ich hielt es für keine gute Idee hier wieder aufzutauchen.

Tiara war noch immer trotzig, aber sie konnte nichts mehr entgegensetzen. „Du hast ja Luca gar nicht wieder gesehen. Er wäre bestimmt auch froh, dich zu sehen.“ Das glaube ich allerdings nicht, dachte ich unterdessen.

„Das nächste Mal klappt es bestimmt.“, erzählte ich ihr, um sie zu beruhigen. Das dieser Gedanke in mir in Wahrheit Panik ohne gleichen hervorrief, überspielte ich natürlich bewusst.
 

Ich hatte mich mittlerweile bis zum Flur durchgekämpft, als ich nun schon zum zweiten Mal heute zur Salzsäule wurde. An die Eingangstür gelehnt und mit dem üblich kühlen Blick, den er scheinbar in der Zwischenzeit perfektioniert zu haben schien, schaute er mich an. Was hätte ich in diesem Moment nicht dafür gegeben ein paar Yajuu zu verdreschen, anstatt dies ertragen zu müssen. Wäre ich nicht eh schon blass gewesen, wäre ich nun glaub ich als Geist durchgegangen.
 

Luca hatte sich mehr verändert als die anderen drei alle zusammen. Er trug einen Undercut, aber die oberen Haare waren noch lang genug, dass sie durcheinander wuschelten. Das Ganze hatte er ein bisschen stachelig nach hinten gegelt.

Seine Ohren waren je mehrfach gepierct, der Ohrring, den ich ihm geschenkt hatte, war auch dabei.

Einen Dreitagebart, der sich das Kinn entlang zog, trug er auch.

Dann stellte ich erschrocken fest, dass eine lange, schmale Narbe sich von seinem rechten Unterkiefer über die Nase bis kurz vor sein linkes Auge zog. Musste schon länger her sein, aber die Tatsache, dass er sich so verletzt hatte, ließ etwas in mir zusammenzucken.

Dann wanderte mein Blick weiter. Luca war ziemlich muskulös und durchtrainiert. Sein schwarzes Hemd lag recht eng an und so konnte ich sehen, dass er seine Muskeln angespannt hatte. Allgemein trug er nur schwarze Sachen, wie mir auffiel.
 

Luca hatte nichts gesagt, während ich ihn beobachtet hatte, doch nun erhob er endlich das Wort. „Scheint als hättest du den Zwillingen wohl aus der Patsche geholfen.“, sagte er kühl. Es war schmerzlich mit welcher Distanz er mit mir sprach, nachdem die anderen mich so liebevoll aufgenommen hatten. Aber was erwartete ich auch. Was ich ihm angetan hatte, konnte ich nie wieder gutmachen.

„Luca, Luca! Ist es nicht toll, dass sie wieder da ist.“, rief Tiara fröhlich auf. Unmerklich verengten sich seine Augen ein Stück, aber die anderen sahen dies nicht.

„Äh, ich muss jetzt wirklich los.“, stotterte ich und setzte mich in Bewegung. Luca rückte keinen Zentimeter zur Seite und so musste ich genau an ihm vorbei. Seine Nähe war mir unerträglich. Ich wurde rot, doch zum Glück war es bereits zu dunkel, um Menschenaugen das noch sehen zu lassen. Die kühle Nachtluft klärte meinen Verstand wieder ein wenig. Unwillig drehte ich mich noch einmal um. „Auf wieder sehen.“, sagte ich so fröhlich wie möglich.

„Tschühüs!“, rief Tiara mir mit ehrlicher Freude hinterher, „Und komm bitte bald wieder.“ Auch Yara winkte mir, nur Luca sah mich weiterhin vernichtend an. Eilig drehte ich mich um und ging meines Weges.
 


 

„Nie wieder!“, rief ich laut aus, als ich schon etliche Straßen weiter war und mich auf zu dem Treffpunkt mit Kyria machte. Das Ganze war mir so unangenehm. Wieso nur, hatte ich auch solange meine Zeit dort verbracht? Das wovor ich die meiste Angst gehabt hatte, war eingetreten. Ich glaubte, Luca´s Blick würde ich so schnell nicht wieder vergessen können.
 

In meinen Gedanken versunken, bog ich in die nächste Gasse ein. Ich seufzte und blieb stehen. Meine Arme in die Luft gestreckt, versuchte ich endlich einen kühleren Kopf zu bekommen. Als das nichts half, gab ich auf und ließ sie einfach zurück schwingen.

„Meine Güte, wer hätte gedacht, dass du dich kein Stück verändert hast.“, ertönte es plötzlich hinter mir und ich erstarrte blitzartig. Seit über fünf Jahren war es niemanden mehr gelungen sich an mich heran zu schleichen, doch da war er. Genau jetzt und ich hatte nicht einmal eine Sekunde den Verdacht geschöpft, dass er mir gefolgt war.

Langsam drehte ich mich um und war abermals gezwungen in diese tiefblauen Augen zu blicken. Mir fehlten die Worte.

„Du bist also wieder in der Stadt. Eine kleine Memo wäre vielleicht angebracht gewesen, meinst du nicht?“, fragte er mich. Dieser beißende Sarkasmus war neu für mich.

„Entschuldige… ich hatte eigentlich nicht vor wiederzukommen.“, gab ich zu. Seine Miene regte sich keinen Zentimeter. Er war so schwer einzuschätzen, wie eh und je. Und trotzdem war er anders. Seine ganze Aura schien verändert, nicht dass ich vorher seine Aura hatte lesen können, aber meine Intuition sagte es mir und diese irrte sich selten.

„Da du noch lebst, nehme ich an, dass du ein Exile geworden bist.“, stellte er nüchtern fest. Ich zögerte. „Was macht dich da so sicher? Ich könnte auch ein Yajuu sein…“
 

Luca atmete aus und dabei entfuhr in ein kurzes Lachen. Es kam nicht von Herzen, sondern klang fast schon deprimiert. „Ich weiß die beiden gut zu unterscheiden, Lua. Das kannst du mir glauben.“ Und ich glaubte ihm. Da kam zum ersten Mal die Frage in mir auf, was er genau tat, um Geld zu verdienen, jedoch traute ich mich nicht, ihn das zu fragen.

„Außerdem, wärst du eine Yajuu, dann würde sich vor mir nur noch ein grotesker Schatten deines ehemaligen Antlitzes zeigen, doch du hast dich kein bisschen verändert.“, fügte er plötzlich hinzu. Ich wusste nicht, wie ich mit seinen Worten umgehen, wie ich sie interpretieren sollte.
 

„Wie lange wirst du bleiben?“, riss er mich aus den Gedanken.

„Das weiß ich noch nicht.“, antwortete ich wahrheitsgemäß, wenn auch unsicher. „Ähm… Ich sollte jetzt wirklich verschwinden. Ich habe dir wirklich schon genug Unannehmlichkeiten bereitet.“, stotterte ich und wandte mich zum gehen um. Wieso brachte er mich nur so aus der Fassung?

Plötzlich spürte ich einen Druck an meinem Arm und bevor ich es realisierte, wurde ich herumgerissen und gegen eine Wand gedrückt. Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf ging, wieso zum Teufel konnte mich ein Mensch so leicht herumschubsen? Luca musste um einiges stärker sein, als ich bis jetzt angenommen hatte. Meine Gedanken wurden jedoch jäh zerstreut, als ich seine Lippen auf meinen spürte. Ich spürte regelrecht, wie die Röte sich in meinem Gesicht ausbreitete und mich zum Hydranten werden ließ. Luca´s Geruch umnebelte meine Sinne und ließ mein Herz plötzlich höher schlagen.
 

Schließlich löste er sich von mir und trat einen Schritt zurück. Sein Blick war unverändert kalt, was mir einen Stich ins Herz versetzte.

„Was sollte das?“, fauchte ich verwirrt. Wieso war ich jetzt wütend? Ich verstand mich selbst nicht mehr.

Luca durchbohrte mich noch immer mit seinen Augen, als würde er in mir lesen wie in einem offenen Buch. Ich begann mich ernsthaft zu fragen, was für ein Bild er von mir hatte, aber er würde mir sowieso keine Antwort geben.

„Wolltest du nicht gehen?“, fragte er mich plötzlich und meine Gesichtszüge entglitten mir. „Was ist nur los mit dir?“, entfuhr es mir plötzlich. Sollte er mich doch ignorieren, aber das was er da gerade abzog, ließ meinen Zorn ganz schön aufflackern.

Wie üblich antwortete er mir nicht. Das reichte nun aber wirklich. Ich machte auf der Stelle kehrt und stapfte Richtung Park davon. Ich glaubte, dass er mir nicht folgte. Irgendwann konnte ich nicht mehr länger und blieb stehen. Ich krallte die Hände in meine Haare und seufzte entnervt gen Himmel. Was war das nur für ein Tag gewesen? Was zum Geier stimmte mit Luca nicht und wieso um alles in der Welt war ich sowieso nach Hause zurückgekehrt? Ich schüttelte den Kopf wild umher und versuchte mich endlich zu beruhigen. So konnte ich doch nicht zu Kyria zurück, sie würde mich doch als völlig durchgeknallt einstufen.
 

Meine Sinne klärten sich schlagartig, als etwas auf mich zuraste. Ich wollte ausweichen, doch der Brunnen, an dem ich stand, hinderte mich daran. So fiel ich halb ins Wasser, entkam aber einer größeren Verletzung.

„Was zum Teufel war das?“, entfuhr es mir lauter als ich wollte.

Die Frage beantwortete sich von selbst, als vier Katzenyajuu vor mir landeten.

„Wir haben die Order die Exile zu eliminieren, die mit der Nummer 2 der schwarzen Liste, Kyria, die Stadt betreten hat.“, rasselte einer von ihnen seinen Text hinunter. Sayo wusste also bereits, dass wir da waren. Das konnte ja nur bedeuten, dass auch Kyria gerade in einen Kampf verwickelt wurde. Ich musste so schnell wie möglich hier fertig werden und ihr helfen. Ich ließ einen Teil meiner Aura frei, meine Augen begannen zu glühen und meine Haare wogten fast schon lebendig umher.

„Dann kommt doch!“, forderte ich sie auf.
 

Die Katzen sprangen los und auch ich startete meinen Angriff. Ich sah zu, wie sie mitten in der Luft stehen blieben und wütend fauchten. Im faden Mondlicht konnte man auch den Grund dafür erkennen. Ich war in der Lage einzelne Haare ähnlich wie hauchdünnen Drahtfäden zu spannen. Sie konnten fast alles durchtrennen, was ich wollte und gehorchten meinen Befehlen. Eigentlich hatte ich geplant, dass die Drähte die Katzen einfach bewusstlos würgen sollten, doch ich hatte mich verrechnet. Es gab kaum Dinge, die meine Haare durchtrennen konnten, denn sie hielten, ähnlich Spinnenfäden, ein Vielfaches meines Gewichtes aus. Die Krallen der Katzen vermochten es jedoch die Fäden zu durchtrennen, als sie bemerkt hatten, worin sie sich verfangen hatten.

Ich knirschte mit den Zähnen. Jetzt hatte ich wohl doch ein kleines Problem.

Der nächste Angriff folgte sofort. Dieses Mal konnte ich aber ausweichen. Ich sprang in die Luft und landete auf der Spitze des Brunnens. Zum Glück war das Teil stabil genug, um mich auszuhalten. Ich wurde dazu gezwungen wieder zur Seite auszuweichen, als die nächste Katze auf mich zu sprang. Sie waren wie eine gut abgestimmte Maschine. Immer wenn ich auswich, griff eine andere sofort die neu entstandene Lücke an und zwang mich so immer weiter in die Defensive.
 

Das machte mich zornig, zumal mir die Zeit davon lief. Ich befand mich gerade in der Luft, als sie mich auf einmal von allen Seiten attackierten. Irgendwie fehlte mir hier eindeutig der Fluchtweg.

In letzter Sekunde gelang es mir, mich von der Katze vor mir abzustoßen und ein Stück weiter zu kommen, doch zwei andere Katzen folgten meinem Beispiel und so war ich sofort wieder unter Beschuss. Lange konnte ich diesen Tanz unmöglich noch weiterführen.

Ich hätte mich zwar verwandeln können, aber ein Gefühl in mir sagte mir, dass dies nur noch mehr schaden würde.
 

Nun benutzte ich eines der Haare und stieß mich von diesem ab, um dem nächsten Angriff auszuweichen. Dies funktionierte einige Male bis die Katzen abermals ihre Taktik wechselten. Schlau waren sie, dass musste ich zugeben. Ich landete gerade auf einem Draht, so nannte ich die gespannten Haare meist, als dieser zerriss und ich unsanft auf den Boden knallte.

Die Katzen kappten nun alles, was ich als Hilfe benutzen konnte. Mir gingen die Optionen aus.

Ungeschickt tappte ich einige Schritte nach hinten, als die Katze vor mir mich beinahe mit ihren Klauen erwischt hätte, nur um festzustellen, dass auch hinter mir eine stand. Es war echt schwer die einzeln zu orten, da ihre Auren irgendwie das gesamte Areal einnahmen. Ich sah die Klaue auf mich zurasen, doch ich hatte mein Gleichgewicht noch nicht wieder gefunden und daher war auch ausweichen unmöglich. In Gedanken nahm ich die Verletzung schon hin. Umbringen würde sie mich eh nicht.
 

Auf einmal zog mich etwas mit Leichtigkeit zur Seite weg und fing mich dann auf, als ich zu fallen drohte. Noch bevor ich ihn sah, erkannte ich, wer mir da geholfen hatte. Ich stieß mich reflexartig von ihm ab und starrte ihn fassungslos an. „Luca, was machst du hier! Du musst hier abhauen, die haben keine Skrupel auch Menschen zu töten.“, versuchte ich ihm klarzumachen, doch er blickte die Katzen nur eiskalt an. Er analysierte die Lage.

„Dein Glück, dass du dich nicht verwandelt hast, Lua. Sonst hättest du hier weitaus mehr Probleme als nur vier von denen. Eine Horde ist nämlich grad Richtung Brücke aufgebrochen.“, sagte er plötzlich. Meine Intuition hatte mich also wirklich nicht getäuscht.

„Da du hier im Moment recht nutzlos bist, werde ich mich mal um die hier kümmern.“, erklärte er mir beifällig. Ich wollte gerade protestieren, da schob er mich schon nach hinten weg.
 

Die Katzen griffen ihn, wie ich erwartet hatte, ohne darüber nachzudenken an, auch wenn er ein Mensch war. Die Sorge um ihn brachte mich fast um und ich plante schon, wie ich ihn retten könnte, doch dann bot sich mir ein Schauspiel, sodass mir jegliche Mimik entglitt.
 

Luca ging auf direkten Konfrontationskurs mit den Katzen. Als er genau vor der Nase der einen Katze stand, hielt er plötzlich an. Ein kaltes Lächeln zog sich durch sein Gesicht, welches ich so noch nie zuvor gesehen hatte.

Die Provokation wirkte und die Katze baute sich vor ihm auf. Sie streckte den Hals und fletschte die Zähne, da glitt aus seinem Ärmel blitzschnell ein Wurfmesser in seine Hand und bevor ich blinzeln konnte, hatte er die Kehle der Katze durchtrennt. Entsetzt röchelte jene, denn auch die Luftröhre war hinüber. Am Rand begann die Wunde zwar zu heilen, doch Luca ließ ihr nicht die Zeit dazu.

Zunächst schlug er gegen das Kinn der Katze und beförderte sie somit auf die Hinterpfoten. Dann rammte er das Messer in dessen Brust. Die Katze taumelte einige Schritte zurück, aber das Messer war nicht tief genug, um es zu töten. Das setzte Luca einen gekonnten Tritt nach und ich sah nur noch, wie das Messer vollkommen in der Brust der Katze versenkt wurde. Leblos knallte die Katze zu Boden.
 

„Nummer 1.“, zählte Luca eiskalt.



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