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Yajuu 2

-beyond redemption-
von

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Der Zorn einer Chimäre

Es war befreiend, wie der Schmerz der Wunden praktisch verpuffte, als er seiner Macht endlich erlaubte sich des Problems anzunehmen. Auch die Gesichter der Exile gaben ihm eine gewisse Genugtuung. Aber das änderte trotzdem nichts an der Tatsache, dass er gerade sein größtes Geheimnis vor jenen preisgeben musste, die es unter keinen Umständen hätten erfahren sollen.

Allerdings verbat er sich für den Moment, sich darüber Gedanken zu machen. Nun konzentrierte er sich voll und ganz darauf diese Exile zu vernichten.
 

Erst jetzt bemerkte er, wie ausgehungert die Chimäre in ihm eigentlich war. Das barg eine gewisse Gefahr in sich, denn er durfte sich davon nicht mitreißen lassen. Ansonsten konnte er nicht mehr für die Sicherheit derer garantieren, die er doch eigentlich schützten wollte. Doch die Chimäre dürstete wie die Bestien die er jagte, nach Blut und Verzweiflung. Logisch, wenn man bedachte, dass sie ja denselben Ursprung hatten.

Luca packte einen der Exile blitzschnell und riss ihn in die Luft. Jetzt waren sie seine Spielzeuge. Während er auf den Hinterpfoten stand, rammte er dem anderen Exile mit voller Wucht die Klauen seiner vorderen Pranke durch die Brust und auch, wenn die Wunden wieder zu heilen begannen, so war das dennoch keine Wunde, die einfach zu regenerieren war. Gleichzeitig taumelte besagter Exile von der Wucht des Aufpralls. Luca hatte die zweite Hälfte dieses Wesen noch zwischen seinen Zähnen gefangen, da setzte er der taumelnden Hälfte nach und rammte ihm, wie ein zorniger Stier, seine Hörner durch den Körper und spießte den Exile auf. Nun wirbelte er wild herum, so wie es Haie oder Krokodile taten, um ihre Beute zu erlegen. Der Exile auf seinen Hörnern fiel schließlich ab und landete einige Meter entfernt auf dem Boden. Der andere Exile kam jedoch nicht so einfach frei. Erst als Luca sein Maul öffnete, flog er durch den Schwung heraus und landete dicht neben seiner anderen Hälfte. Beide Hälften waren schwer verletzt und hatten sichtbar Mühe ihre Wunden zu heilen. Wobei man dazu natürlich noch sagen musste, dass Luca auch Gebrauch von seinem Gift machte und Selbiges die beiden gerade von innen zerfraßen.
 

Die zwei Exile verbanden sich nun wieder zu einem. Möglicherweise konnte er sich so besser wieder zusammenflicken. Wenn er denn die Gelegenheit dazu bekommen würde.

Luca leckte sich das Blut von den Zähnen. Die Exile schmeckten merkwürdig, aber irgendwie auch vertraut. Und irgendwie auch unglaublich lecker.

Allerdings kam Luca nicht darauf, woran ihn das erinnerte. Dies war im Moment aber auch nebensächlich.

Der Exile hatte es zuweilen wieder auf die Beine geschafft. Zornig, aber auch eingeschüchtert blickte er Luca an. Seine Wunden schlossen sich fast gar nicht, was Lucas Werk war.

„Lass mich gehen. Ich gebe auf.“, krächzte es plötzlich in Lucas Gedanken. Er knurrte als Erwiderung: „Wieso sollte ich das zulassen? Du hast meine Familie bedroht, jetzt musst du den Preis dafür zahlen.“

„Ich habe lediglich gejagt!“, regte er sich nun auf, „Die Menschen jagen doch auch oder sie halten ihre Beute gefangen, nur um sie dann zu töten, wenn die Zeit dafür reif ist. Du bist da doch auch nicht anders. Du jagst uns. Eigentlich bist du ja noch viel schlimmer, denn wenn du uns nicht bekommst, jagst du auch die Menschen, die du angeblich zu beschützen versuchst!“
 

Diese Worte waren nicht besonders klug gewählt, denn Luca gefielen sie gar nicht: „Vergleich mich nicht mit euch! Ich jage keine Menschen!“
 

Da verzerrte der Exile das Gesicht zu einer grotesken Fratze. Er lachte. „Euch Chimären sollte es gar nicht geben. Du denkst vielleicht, dass du dich unter Kontrolle hast, aber das ist eine Lüge. In Wahrheit seid ihr viel mehr Bestie, als wir es sind. Hör meine Warnung. Selbst wenn du mich tötest, wird es nichts daran ändern, dass du dich irgendwann nicht mehr gegen den Jagdtrieb wehren kannst. Das zeichnet eure Rasse aus. Ihr verliert euch bei der Jagd viel mehr in euren Instinkten als die Yajuu, nur dass ihr natürlich um einiges stärker seid, als diese und damit viel gefährlicher. Auch du wirst irgendwann von ganz allein aufhören deine wahre Gestalt in die Gestalt der Menschen zwängen zu wollen.“

„Sei still!“, grollte Luca den Exile an, sodass dieser leicht zusammenzuckte.

Da fiel Lucas Blick im Augenwinkel auf Tiara und die Zwillinge, die noch immer kreidebleich und fassungslos dastanden. Allerdings sah er in ihren Blicken noch etwas anderes: Furcht. Doch diese war ganz und gar nicht gegen den Exile gerichtet, sondern nur gegen Luca, der noch immer aufgebäumt und blutbefleckt mit gefletschten Zähnen dastand und hin und wieder knurrte, da seine Worte ja nur in den Gedanken seines Gegners zu hören waren. Die Erkenntnis war bitter für ihn. Sie fürchteten sich vor ihm, dabei wollte er sie doch nur beschützen.

Luca zwang sich, sich ein wenig zu beruhigen, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Exile. „Du wirst doch den Nächstbesten jagen, sollte ich dich gehen lassen. Wieso sollte ich das zulassen?“, fragte er nun.

Der Exile wusste, dass er Recht hatte. „Wir könnten einen Pakt schließen. Ich schwöre, dass ich keine Menschen jage und dafür bekomme ich mein Leben.“
 

Konnte man denn einem Exile trauen? Auch wenn Luca die Gedanken nicht mit dem Exile geteilt hatte, so hatte dieser trotzdem verstanden, wie er dachte und reagierte daraufhin leicht verärgert. „Nur weil ich kein Mensch bin, heißt das nicht, dass ich nicht auch so etwas wie Ehre besitze!“ Jetzt hatte Luca schon fast Schuldgefühle, weil er so voreingenommen war. Noch einmal zügelte er sein Temperament und meinte dann genervt: „In Ordnung. Ich nehme dich beim Wort. Sollte mir aber zu Ohren bekommen, dass du es gebrochen hast, so werde ich dich höchst persönlich zerfetzen. Deine Aura werde ich ganz sicher nicht vergessen. Und noch etwas. Ich mache das nicht deinetwegen, sondern nur, weil ich nicht möchte, dass die drei dort hinten mit ansehen müssen, wie ich dich zerreiße.“

Der Exile schien erleichtert zu sein, auch wenn ihm die Drohung nicht entgangen war. „Ich danke dir.“, meinte er schlicht und verschwand dann schwerfällig. Luca hatte ihm doch mehr zugesetzt, als er gedacht hatte. Langsam verschwand der Exile aus seinem Sichtfeld. Luca beobachtete aufmerksam, ob er nicht doch sofort ein nächstes Opfer suchen würde, aber tatsächlich schien sich der Exile an sein Wort zu halten.
 

Die Minuten vergingen und Luca traute sich nicht mehr sich zu rühren. Er wusste, dass Tiara und die Zwillinge noch immer hinter ihm standen und auch sie wagten es nicht, sich zu rühren. Am liebsten wäre er jetzt geflohen. Egal wohin, einfach nur weg von hier. Er konnte ihnen einfach nicht ins Gesicht sehen. Aber es nützte ja nichts. Unendlich langsam drehte er sich um und ging langsam und bedächtig zu den Dreien herüber. Er konnte ihre Blicke nicht so recht deuten. Sie schienen schockiert, eingeschüchtert, aber trotzdem flohen sie nicht vor ihm. Etwa zwei Meter von ihnen entfernt, blieb Luca schließlich stehen. Er überragte sie um ein ganzes Stück und von ihrer Perspektive aus musste er wirklich furchteinflößend wirken. Luca setzte sich hin und dann schwiegen sie sich weiterhin an. Es war schwer zu sagen, wie lange das nun so ging, aber schließlich war es ausgerechnet Tiara, die das Wort ergriff.
 

„Du hast uns gerettet… Danke Luca.“, meinte sie kleinlaut und blickte mit ihren Rehaugen zu ihm auf. Innerlich seufzte Luca. Er hatte nie gewollt, dass ausgerechnet sie Angst vor ihm haben musste. Natürlich würde er ihnen nie etwas tun, aber wie sollte man ihm das nun glauben.

„Ich würde nie zulassen, dass man euch verletzt.“, meinte Luca schließlich und er sah wie die Drei kurz zusammenzuckten, als sie seine Stimme in ihren Köpfen hörten.

„Wie… Wie lange bist du denn schon so?“, fragte Tiara nun weiter.

„Ein paar Monate.“, gab er zurück.
 

Dann folgte wieder Stille.
 

„Vielleicht sollte ich wohl für eine Weile verschwinden. Ich kann verstehen, dass ihr euch in meiner Gegenwart nicht gerade wohl fühlt.“, seufzte Luca. Dann erhob er sich wieder und machte Anstalten zu verschwinden. Er war schon einige Meter gekommen, als Yara plötzlich „Halt!“, schrie.

Luca blieb sofort stehen und drehte seinen Kopf zurück. Die Zwillinge kamen ihm hinterher und in einiger Entfernung auch Tiara. Verwundert blickte Luca die Drei an. Yara und sein Bruder Seth bauten sich vor Luca auf. Sie reichten ihm gerade mal bis zu den Schultern, aber ihre Blicke waren ernst, so als wäre es ihnen egal, dass da vor ihnen eine riesige Chimäre stand. Kurz tauschten die beiden Blicke aus, die nur sie verstehen konnten und dann verpassten sie Luca gemeinschaftlich einen gekonnten Kinnhaken. Nicht das das wehtat, aber Luca war so überrascht, dass sein Kopf trotzdem ein Stück nach oben schnellte.

„Das ist dafür, dass du uns angelogen hast.“, schrie ihn Seth nun an. Dann verschränkten die Zwillinge beide die Arme vor der Brust.
 

„Wie jetzt?“, wunderte sich Luca laut.

Da tauschten die Zwillinge einen weiteren Blick und begannen dann zu feiern. „Man, wer hätte gedacht, dass du so dämlich aus der Wäsche schauen kannst. Hätte der Exile von eben das gesehen, hätte er sich dir sicher nicht ergeben.“ Luca begriff noch immer nichts. Was bitte geschah hier gerade. Nun drückte Tiara die beiden zur Seite und stand nun auch vor Luca.

„Du darfst nicht gehen. Was sollen wir denn machen, wenn du auch noch verschwindest?“ Da begann sie zu schluchzen und auch die Zwillinge hörten auf zu lachen und blickten betrübt drein.

„Aber… ich dachte, ihr würdet euch vor mir fürchten…“ Luca war hin und her gerissen. Er konnte es nicht ertragen, sie so zu sehen.

„Bitte versprich mir, dass du bleibst.“, schluchzte Tiara nun noch lauter und Tränen liefen ihr in Bächen über das Gesicht. Damit war Luca überfordert. Es war ihm nicht klar, wieso sie noch immer so an ihm hingen, obwohl sie gerade gesehen hatten, was er wirklich war. Allerdings konnte er sich nicht gegen sie durchsetzen. Er mochte ein erstklassiger Kämpfer sein, aber gegen Tiara und die Zwillinge war er machtlos. Lua war es da nie anders ergangen.

„Wenn ihr es wirklich wollt… dann bleibe ich.“, gab er nach einer Weile zurück. Tiara schluchzte noch lauter und kam noch näher. Sie krallte sich in das Fell seiner Mähne und weinte hinein.
 

„Wir hatten solche Angst, dass du stirbst.“, verstand er zwischen ihrem Schluchzen, was ihn tief bewegte. Sie hatten Angst, dass er stirbt? Was für eine verdrehte Welt es doch war, wunderte er sich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BlackSpark
2016-09-21T07:46:14+00:00 21.09.2016 09:46
Awwwww *.*
Eine bessere Reaktion als befürchtet, aber schön das sie ihn noch lieb haben. Das ist echte Geschwisterliebe, dafür muss man eben nicht blutsverwand sein 😇😙


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