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Yajuu 2

-beyond redemption-
von

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Klartext

„Sie rettet dir das Leben und so bedankst du dich?“, fragte Vale mit mühsam unterdrückter Wut.
 

„Wer bist du denn? Etwa ihr Komplize oder was?“, fragte unser Gegenüber gereizt.
 

„Komplize?“ Da begann Vale zu lachen. „Um Himmels willen was ist denn mit dir kaputt? Nein, ich bin ihr Beschützer.“

„Beschützer? Seit wann braucht sie denn den?“, fragte der Fremde nun etwas gezügelter, „Wir haben eigentlich auch immer gut auf sie aufgepasst. Natürlich bis sie entschlossen hat, einfach abzuhauen.“

Da tauschten Vale und ich einige Blicke, woraufhin Vale laut seufzte.
 

„Ok, Pause. Kann ich mit dir mal unter vier Augen reden?“, fragte er unseren Gast ruhig und etwas widerwillig stimmte dieser schließlich zu. Ich sah zu, wie die beiden in einiger Entfernung hinter ein paar Bäumen verschwanden. Sie waren außer meiner Hörweite und so blieb mir nichts anderes übrig, als zu warten.

„Also, was willst du?“, fragte Pik genervt. Er traute dem Fremden, der offensichtlich ein Exile war, nicht über den Weg.

„Das du dich wieder einkriegst, du Idiot. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie sehr du Lua damit gerade verletzt hast.“, schimpfte Vale und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Wieso? Sie ist mir eindeutig ein paar Antworten schuldig. Das ist alles.“, verteidigte sich Pik, als Vale ihm am Kragen packte und an den Baum tackerte.

„Jetzt hör mir mal gut zu, Kleiner. Du hast doch eben noch behauptet, dass ihr auf sie aufgepasst habt, wer auch immer das sein soll. Nun, offenbar habt ihr da auf ganzer Linie versagt, denn als ich sie aus dem Labor rausgeschleppt habe und sie mir noch in den Armen blutüberströmt weggestorben ist, da hatte ich nicht den Eindruck, dass man sie beschützt hat.“, knurrte Vale sodass seine braungrünen Augen ebenfalls zu glühen begannen und sich zur Hälfte rot färbten.
 

„Seraphis hat sie beinahe nicht mehr zurückholen können und jetzt erzählt mir so ein Pimpf wie du, dass ihr sie beschützt habt und sie einfach abgehauen ist?! Nenn mir nur einen guten Grund, wieso ich dich für dein Benehmen nicht aufschlitzen sollte!“

Jetzt war Pik auf einmal ganz ruhig. „Lua… ist gestorben?“, fragte er mit einem Hauch Entsetzen in der Stimme. „Aber wie?“
 

„Woher soll ich das wissen? Ihr habt doch das Labor überfallen und wurdet von ihr getrennt. Fakt ist, hätte mich Seraphis nicht rechtzeitig gerufen, dann würde sie noch immer auf dieser Laborliege liegen.“

Jetzt schämte Pik sich. Er hatte überreagiert und hätte ihr zuhören sollen. Er war einfach noch zu gereizt von den Ereignissen des Tages, dass er es auf sie übertragen hatte. Er atmete einmal tief durch und fragte dann: „Ist sie deswegen so anders? Ihre ganze Aura und die Sache mit ihren Kräften?“

Vale hatte scheinbar beschlossen Pik wieder zu Boden zu lassen und beruhigte sich ebenfalls wieder ein ganzes Stück. „Wie gesagt, sie war schon sehr weit drüben. Als Seraphis sie endlich zurückholen konnte, ging das auf Kosten vieler Erinnerungen.“
 

„Wie viele Jahre fehlen ihr denn?“
 

„Um die 12.“, erklärte Vale und sah, wie sich Piks Gesichtsausdruck zu Entsetzen änderte. „Doch sie kann sich dafür daran erinnern, wer sie ursprünglich mal war. Ich nehme an, dass sie sich vorher nur noch einen Bruchteil ihrer Kräfte bewusst war, was sie für dich wohl so schwach erscheinen ließ. Aber das ist sie ganz und gar nicht, das kannst du mir glauben.“
 

Pik schüttelte ungläubig den Kopf und runzelte die Stirn. „12 Jahre… sie hat also keine Ahnung mehr, dass sie sich eine Familie aufgebaut hat. Keine Ahnung, dass es viele Leute gibt, die sie suchen. Kommen die Erinnerungen denn zurück?“

„Werden sie, aber es wird dauern. Mitunter Jahre, wenn sie Pech hat.“

„Ich könnte ihr doch erzählen, was ich über ihr Leben weiß. Ich kenne sie zwar verhältnismäßig noch nicht so lange… aber es ist doch besser als nichts oder?“, dachte Pik nun laut nach. Doch Vale wirkte skeptisch.

„Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee wäre. Ich habe mit Seraphis auch schon darüber gesprochen, was man machen könnte, wenn ich jemanden fände, der sie kennt. Aber sie meinte, dass es wohl besser wäre, wenn sie sich von selbst erinnert.“

„Wieso das?“, fragte Pik verwundert.
 

„Nun, wie würdest du reagieren, wenn ich dir jetzt erzählen würde, dass du… sagen wir, der Vater von 3 Kindern bist, die hier in dieser Stadt auf dich warten. Und dann hättest du noch eine Frau, die scheinbar psychisch instabil ist und von mir aus noch Eltern, die vor dem Bankrott stehen. Was würdest du da machen?“

„Nun, zunächst mal… Wow, was für ein übertriebenes Beispiel, aber ich versteh schon, worauf du hinaus willst. Man könnte es ihr erzählen, aber es hätte in dem Sinne keine Bedeutung, da sie sich an diese Menschen nicht erinnert. Und selbst wenn sie deswegen zu diesen Leuten zurückkehren würde… es wäre nicht dasselbe. Ich fürchte besonders Luca käme damit wohl nicht klar, wenn sie nicht mehr wüsste, wer er ist und sie würde wohl an den Schuldgefühlen deswegen zu Grunde gehen. Ok… ich halte meine Klappe über ihre Vergangenheit…“

Pik knirschte wieder mit den Zähnen. „Verdammt noch mal. Was für ein Scheiß Tag. Was mach ich denn jetzt…“

„Was uns zu der Frage bringt, wer du eigentlich bist.“, bohrte Vale nach.

„Ich bin Pik und ich bin… war bis heute ein Informant unter van Serenberg…“ Vale entging nicht, wie sich dabei sein Gesicht vor Wut und Hass verzog. „Sagen wir es so… ich wurde reingelegt und habe mich zu rächen versucht. Dafür habe ich mit meinem Leben bezahlt. Tja hatte nicht damit gerechnet wieder aufzuwachen…“

Pik war hin und her gerissen. Einerseits spürte er die neue Macht in sich und da war die Verlockung groß sofort zu Lucius zu marschieren und ihm den Kopf abzureißen. Dann war da noch Luca, der jetzt Gott weiß was machte und sicherlich nicht in bester Verfassung war. Immerhin war Pik nicht entgangen wie labil die Psyche seines besten Freundes war, speziell nach der Sache mit Lua. Aber dann war da natürlich noch Lua selbst. Sie hatte ihm das Leben gerettet und jetzt stand er so tief in ihrer Schuld, dass er das nie wieder gutmachen würde können. Es war offensichtlich, dass sie seine Hilfe gebrauchen konnte und irgendwo betrachtete er sie mittlerweile auch als wirklich gute Freundin. Es war schon komisch. In den letzten Jahren waren ihm so viele Leute ans Herz gewachsen, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Natürlich hatte auch genau das letztlich zu seinem Tode geführt und Yaris Tod…

Vale beobachtete Piks inneren Monolog eine Weile schweigend, bis Pik wieder das Wort erhob.
 

„Was habt ihr denn eigentlich jetzt vor?“, fragte er nachdenklich.

„Wir sind bald im Auftrag von Seraphis unterwegs. Da gibt es etwas, was wir verhindern müssen, aber ins Detail werde ich dazu nicht gehen, solange ich dir nicht trauen kann.“, meinte Vale und Pik konnte ihn verstehen. Ein Auftrag von dem Geistermädchen also. Musste ja wirklich wichtig sein, wenn sonst niemand was davon erfahren durfte.

Und da fällte Pik seine Entscheidung. Er hatte abgewogen und letztlich kam er zu dem Schluss, dass er Lua helfen wollte. Was auch immer sie suchten, ein ehemaliger Informant war da sicher hilfreich und außerdem wollte er seine Dankbarkeit zeigen, nachdem er sich eben schon so daneben benommen hatte. Was van Serenberg anging, beschloss er, dass er es irgendwann zu Ende bringen würde. Aber das hatte keine Eile. Selbst wenn es noch 20 Jahre dauern sollte. Pik würde zurückkommen und Lucius seiner gerechten Strafe zukommen lassen.
 

Das größere Problem war da Luca. Pik machte sich wirklich Sorgen, wie es seinem besten Freund wohl ergehen würde ohne ihn und Lua. Ihm war jetzt klar, dass er Lua niemals würde finden können. Pik kannte den Bericht von Joker selbst und wusste, dass sie Recht hatte. Er hoffte einfach, dass Kyria und der Rest seiner Familie genug Halt bieten würde, um ihn vor größeren seelischen Abgründen zu bewahren. Er hoffte wirklich auf das Beste.

„Also gut.“, sagte Pik schließlich, „Ich werde euch helfen. Was auch immer ihr vorhabt, ich bin dabei.“
 

Da begann Vale zu grinsen und schlug Pik auf die Schulter. Dieser zuckte zusammen, weil er das nicht hatte kommen sehen. „Das wollte ich hören.“, grinste Vale und meinte dann: „Lua wird es sicher auch freuen. Sie hat zwar keine Ahnung mehr, wer du bist, aber trotzdem hat sie dich gerettet, weil sie irgendwie gespürt hat, dass du ihr mal wichtig warst. Ich bin froh, dass sie nicht gleich so enttäuscht wird. Sie wurde schon zu oft enttäuscht.“

Pik wusste nicht, was Vale meinte. Immerhin kannte er kaum etwas aus ihrer Vergangenheit, was ja auch daran lag, dass sie sich bisher nie wirklich daran erinnert hatte.

Zusammen kehrten die beiden nun zu Lua zurück, die noch immer geduldig wartete. Pik hockte sich vor sie auf die Decke und lächelte etwas verlegen.
 

„Es tut mir Leid.“, begann er, „Ich habe vorschnell geurteilt eben und ich wollte dich damit echt nicht verletzen. Tatsächlich werde ich wohl nie wieder gut machen können, was du heute für mich getan hast und ich schwöre dir, dass ich alles tun werde, was ich kann, um dir bei deiner Mission zu helfen. Egal wie lange es dauert.“

Lua bekam leichte Tränen in den Augen, als sie das hörte. „Ist das dein ernst? Und ich dachte schon, du hasst mich.“, schluchzte sie leise.
 

„Um Himmels Willen, nein!“, unterbrach Pik sie schnell, „Das habe ich noch nie. Ich hatte nur einen… beschissenen Tag und war etwas gereizt. Hab das leider an dir ausgelassen, aber das hat nichts mit dir zu tun. Ehrlich.“

„Was ist denn geschehen… wenn ich fragen darf.“, fragte Lua vorsichtig und Pik sah ihr an, dass sie diese Frage sogleich bereute.
 

Pik seufzte und erzählte ihr letztlich von den Ereignissen des heutigen Tages. Er erzählte ihr von Yari, von seiner Arbeit und der Tatsache, dass man Yari wegen ihm hatte umbringen lassen. Dann erklärte er, dass er jedoch die Wahrheit über die Vorfälle erfahren hatte und sich dafür hatte rächen wollen, was letztlich in seinem Tod geendet hatte. Während er redete, hörte Lua ihm aufmerksam zu und blickte traurig drein. Sie hatte echt zu viel Empathie, dachte er und schmunzelte bei dem Gedanken innerlich.

Als er geendet hatte, überraschte sie ihn jedoch mit der Nachricht, dass neben ihm eine weitere Leiche gelegen hatte. Ein Mann mit Mantel, auf dem ein Kreuz gewesen war. Das verschaffte Pik eine gewisse Genugtuung und beruhigte seine Seele etwas. Luca hatte sich also für ihn gerächt. Kreuz hatte wenigstens bekommen, was er verdiente. Irgendwann würde sich Pik dafür bedanken, aber das musste noch warten. Jetzt war Lua erst einmal wichtiger.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  BlackSpark
2016-12-07T21:23:03+00:00 07.12.2016 22:23
Hach, Pik. Wenn du wüsstest was mit Luca ist/anfängt vor zu gehen....


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