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Tray Johnson

Der Baum der Ewigkeit
von

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Kapitel 1

Erinnerungslücke
 

Er setzte sich auf und sah sich um. Dieser Ort war ruhig und in der Nähe befand sich ein Wald. Er selbst lag auf einer Wiese, nicht unweit entfernt stand ein kleines Haus. Er fuhr sich mit einer Hand über die Stirn, wo war er hier?

Er wusste auch nicht wie er dorthin gekommen war, doch das Gefühl angekommen zu sein, verunsicherte ihn zusehends. Die Luft war frisch und die Sonne wärmte sein Gesicht. Angekommen, doch wo angekommen? Allmählich wurde ihm bewusst das es noch sehr viele andere Dinge gab die er nicht wusste. Er fragte sich wie sein Name war doch es fiel ihm nicht ein. Wenn er „angekommen“ war, dann war er doch von irgendwo „abgereist“? Doch von wo, das wusste er auch nicht mehr.

Er stand auf und klopfte sich den Dreck von der ausgeblichenen Jeans. Da kam ihm eine andere Idee und er stülpte die Hosentaschen um, doch lediglich ein kleiner Fussel war darin zu finden.

Vielleicht sollte er bei dem Haus klopfen und fragen wo er sich befände überlegte er und fragte sich dann noch, ob es den Bewohnern des Hauses nicht komisch vorkommen würde, das ein Fremder in der Pampa nicht weiß wo er sich befindet.

Wind kam auf und die Bäume des Waldes rauschten. Unwillkürlich blickte er sich zum Wald um, aus dem gerade eine Gestalt heraus kam. Jemand den er fragen könnte.

Er kehrte dem Haus den Rücken zu und ging auf die Gestalt zu, die ihn zu bemerken schien und nun auch geradewegs auf ihn zu steuerte.

Die Gestalt hatte langes weißes Haar das vom Wind zerzaust wurde, sie war großgewachsen und die Gesichtszüge waren sehr fein und irgendwie schön. Fast schon feminin.

„Ähm… Entschuldigen Sie?“

Die weißhaarige Person blieb stehen und lächelte ihn an. „Verlaufen?“

Die Stimme des Weißhaarigen war dunkel, zu dunkel für eine Frau, dachte er beschämt bei sich.

„Ja irgendwie schon…“ antwortete er.

„Wie heißt du?“ fragte der Fremde.

„Tray.“ Sagte er und er wusste, dass dies stimmte. Das war sein Name.

„Also Tray, du siehst nicht aus, als wärst du von hier.“

Das war er auch nicht, denn er war ja „angekommen“ aber wie sollte er das dem Fremden erklären? Tray fühlte sich zunehmend beklommener als ihm die seltsame Kleidung des Fremden auffiel. Das auffälligste Merkmal war das lange Schwert auf seinem Rücken. Er trug eine Aladinhose und spitze flache Schuhe, außerdem ein weißes Hemd und darüber einen schwarzen Mantel, der in Trompetenärmeln auslief.

Tray trug eine ausgeblichene Jeans durchgelaufene Turnschuhe und ein Shirt auf dem in Comic Schrift „Boom“ Stand.

„Könnten Sie mir sagen, wo ich hier bin?“ fragte Tray unsicher. Der Fremde hob argwöhnisch die Augenbrauen.

„Wenn du von der anderen Seite kommst, dann solltest du doch wissen, wo du hier bist. Denn du bist in diesem Fall mit dem Ziel hier zu sein, her gekommen.“

„Mister, ich verstehe kein Wort von dem was sie da gerade gesagt haben. Ich ähm… Ich kann mich nicht erinnern wie ich her gekommen bin.“ Gab Tray ehrlich zu.

Der Fremde lächelte auf einmal mitleidig. „Das passiert wohl manchmal wenn man es nicht richtig macht.“

Nicht richtig? Was nicht richtig? Tray verstand absolut gar nichts mehr. An diesem Ort zu landen schien mit irgendwas verbunden zu sein, was er falsch gemacht hatte, weswegen er seine Erinnerungen verloren hatte. Doch was sollte das bedeuten?

„Soll ich dir helfen?“ fragte der Fremde lächelnd und Tray überlegte was seine Optionen waren. Er konnte gewiss mit dem fremden Mann mitgehen und die oberste Regel missachten die man sehr früh lernt. Oder er konnte wie ein Trottel in der Gegend umherlaufen und hoffen das seine Erinnerungen zurückkehren.

„Wie wollen Sie mir denn helfen?“ fragte Tray misstrauisch der mit der zweiten Option auch nicht recht zufrieden war.

„Dich zu jemand bringen, der deinen Kopf in Ordnung bringt, halte ich für die beste Möglichkeit.“

„Sie glauben ich habe etwas auf den Kopf bekommen?“ fragte Tray, denn er fühlte sich weder benommen noch spürte er Schmerzen. Dennoch fuhr er mit einer Hand über seine Stirn und seinen Hinterkopf, vielleicht war da ja eine Beule? Doch er fühlte nichts. „Selbst wenn, dann weiß ich es jetzt wohl nicht mehr…“

„Tray, ich kenne da eine Spezialistin für so etwas.“ Der Fremde deutete in den Wald und Tray beschloss vorerst mit zu laufen. Im Zweifelsfall würde er eben weg rennen.
 

Der Fremde schlug den Weg ein, den er gekommen war, schnurstracks zurück in den Wald. Tray musterte ihn von der Seite. Nicht die Kleidung ließ ihn seltsam erscheinen. Es war viel eher die Art wie er sich bewegte. Man hörte keinen Laut von seinen Schritten, obwohl der Waldboden mit Ästen und Laub bedeckt war und Trays Füße immer eines davon zum Rascheln oder Knacken brachten. Fast, als würde er schweben. Dann war da noch die Sache mit seinem Kopf. Zugegeben, er war bewusstlos gewesen, zweifellos. Doch da war etwas in seiner Bewusstlosigkeit an das er sich nicht erinnern konnte, obwohl es ihm irgendwie wichtig erschien. Doch jede Erinnerung an was auch immer, war ihm nun von Bedeutung.

Der Wald um sie herum war sehr dicht. Tray bemerkte, das die Bäume zum Teil weit in den Himmel wuchsen und das ihre Stämme dick und ausladend waren. Der gesamte Wald wirkte sehr alt und irgendwie mystisch. So etwas hatte er noch nie gesehen, etwas derart naturbelassenes.

Der Pfad auf dem sie schritten schien auch nicht mehr zu sein, als ein Pfad, der durch viele Füße geformt wurde. Es gab weder Asphalt noch verfolgte er einem geraden Lauf. Er schlang sich mal hier herum, mal da herum, wenn ein Baum oder Stein den gerade Lauf störte. Ebenso war der Weg hügelig und zum Teil mit Laub und Ästen bedeckt.

„Sie haben mir ihren Namen nicht verraten.“ Unterbrach Tray die unangenehme Stille.

„Sag Sharow zu mir. Das sagen alle.“

Sharow war ein sehr ungewöhnlicher Name. „Dann haben Sie viele Namen?“

Sharow lächelte ihn an, „Ich duze dich, also habe ich nichts dagegen wenn du dasselbe tust.“

„Hmm Das ist nett, aber Sie sind älter…“

„Aber es wäre doch höflicher wenn wir dieselben Anreden füreinander nutzen, respektvoller, findest du nicht? Sonst müsste ich dich auch siezen und ich mag das Siezen nicht besonders“

Tray stutzte, er hatte Recht. „Na gut…“

„Zu deiner Frage, ja ich habe viele Namen, so viele dass ich inzwischen nicht mehr so recht weiß, welchen ich als erstes trug.“

„Schon komisch, mein Name ist alles was ich weiß und du hast gleich mehrere davon.“

„Ich bin zuversichtlich das wir deine Erinnerungen wieder bekommen.“ meinte Sharow.

Der Wald lichtete sich etwas und Tray hoffte das Sharows Optimismus berechtigt war. Zu wissen wo er war und vor allem warum, wünschte er sich inzwischen sehnlichst. Das Gespräch mit diesem Typen wurde von Sekunde zu Sekunde seltsamer und Tray hoffte das er ihm wirklich helfen wollte. Vor ihnen breitete sich bald schon eine Lichtung aus. Der Pfad verlief sich in eine Wiese in dessen Zentrum ein großer Baum stand. Tray klappte der Mund auf. Der Baum hatte dunkelrote Blätter und seine Krone war gewaltig, ebenso wie sein Stamm. Riesige Wurzeln waren an manchen Stellen hervorgebrochen, bewachsen mit grünem Moos. Sharow hielt direkt auf den Baum zu und erst da bemerkte Tray, dass jemand am Fuß des Baumes saß. Die Person war verglichen mit dem Baum kaum deutlicher erkennbar als eine Ameise.

Tray folgte Sharow und als sie der Person näher kamen erkannte Tray das es sich diese Mal zweifellos um eine Sie handelte. Sie hatte rotbraunes wirres Haar mit wilden Wellen und Locken und trug ebenso ungewöhnliche Kleidung wie Sharow. Einen längeren schwarzen Rock mit unzähligen Taschen, spitze Stiefel und ein blusenähnliches braunes Oberteil. In ihrem Ausschnitt blinkte eine silberne Kette mit einem feuerroten Stein als Anhänger. Als Trays Blick auf den Anhänger fiel spürte er einen stechenden Schmerz im Kopf. Etwas rotes, da war etwas Rotes gewesen!

„Du bist schon zurück?“ sagte sie schnippisch und warf einen misstrauischen Blick zu Tray der seine Stirn rieb.

„Ich habe jemanden aufgegabelt den du dir ansehen solltest. Ich fürchte er hat bei seiner Reise einen Fehler gemacht und kann sich nun an nichts erinnern.“ Erklärte Sharow Trays missliche Lage, welcher das Mädchen nun hoffnungsvoll anblickte. Wenn sie ihm wirklich helfen konnte, dann wüsste er ja bald was es mit dem roten Etwas auf sich hatte.

„Das passiert vielen.“ Sagte sie und lächelte Tray an. Er kam sich immer mehr wie ein Trottel vor, der alles Mitleid der Welt verdient hatte. Ein angenehmes Gefühl war das nicht gerade. „Setz dich, dann schau ich mir das mal an.“ Sie klopfte auf den moosigen Untergrund und Tray tat wie ihm geheißen. Was würde sie wohl tun um seine Erinnerungen wieder zu holen?

„Schließ deine Augen.“ Bat sie sanft und legte ihre Hände an seine Schläfen. Ihre Hände waren sehr warm und weich. Tray bezweifelte das dieses Handauflegen etwas ändern würde, aber er schloss gehorsam seine Augen. Dann kribbelte es an den Stellen, wo ihre Hände auflagen. Tray blickte immer noch auf die dunkle Rückseite seiner Augenlider und fing an zu glauben, das die Beiden ihn veräppeln wollten, da geschah es. Eine flammende Blume im dunklen Nichts und da war noch etwas anderes. Etwas fremdes, doch vertraut-
 

„…Kommt eigentlich nicht so oft vor. Für gewöhnlich ist es nur eine Barriere die man nieder reißt und dann ist alles wieder wie vorher.“ Sprach eine helle Stimme und klang dabei ziemlich genervt.

„Vielleicht hast du aber doch etwas falsch gemacht. Sonst wäre er nicht bewusstlos geworden.“

„Nicht ohnmächtig, schlafend!“ wehrte sich die helle Stimme.

Doch wo war er, wer sprach da? Was ging hier vor? Da war etwas Rotes gewesen, es brannte lichterloh und jemand rief seinen Namen.

„Tray! Er wacht auf!“ raunte eine dunkle Stimme und Tray setzte sich auf, sein Kopf schmerzte fürchterlich und vor seinen Augen blitzte es. Die Bilder verschwanden und er versuchte verzweifelt sie fest zu halten, doch wie bei einem Traum, lösten sie sich auf, als wären sie Sand in seiner Hand.

„Ich bin hier.“ antwortete er niemand bestimmten und er hielt sich den Kopf. Die Augen zu öffnen viel ihm sehr schwer und er blinzelte. Da waren zwei Gestalten die auf ihn herunter sahen. Eine war größer und heller als die andere. Sie waren verschwommen und nahm nur zäh klarere Formen an. Doch er wusste etwas. Sein Name war Tray Johnson. Etwas war geschehen und deswegen sollte er auf die andere Seite gehen, damit er lernte damit umzugehen.

„Erinnerst du dich an etwas?“ fragte die größere Gestalt mit dunkler Stimme. Tray sah ihn an. Er hatte sehr feine Gesichtszüge, sein Name war- „Sharow.“

„Zumindest hast du nicht noch mehr vergessen.“

„Sharow, ich weiß was ich tue!“ zischte das Mädchen an seiner Seite.

„Und das Mädchen aus dem Wald.“ Tray hatte das Gefühl das er sich wirklich an mehr erinnerte, aber das konnte noch längst nicht alles sein. „Ich erinnere mich zwar an etwas aber, es ist unvollständig.“

Das Mädchen seufzte und kehrte ihm den Rücken zu. Was hatte er gesagt? War sie etwa sauer? Als ob er etwas dafür konnte das sein Gedächtnis immer noch ein Leck hatte.

Erst jetzt bemerkte er, das sie nicht mehr im Wald waren. Sie befanden sich in einer sehr kleinen Hütte, ähnlich einer Gartenlaube. Er lag auf einer beigen Couch, die einen Geruch nach Staub und nie benutzt absonderte. Die Hütte war spartanisch eingerichtet. Neben der Couch, gab es eine lange Theke aus dunklem Holz, auf der sich Körbe stapelten. An der Holzwand dahinter hingen getrocknete Pflanzen und eine kleine Sichel.

„An was erinnerst du dich denn jetzt?“ fragte Sharow und setzte sich zu Tray auf die Couch.

„An meinem vollen Namen und das ich hergekommen bin um… Tja, irgendwas ist geschehen, deswegen musste ich auf die ‚andere Seite‘, was auch immer das heißt. Jemand sagte mir wie ich herkommen kann und ich hielt diesen jemand für verrückt. Aber ich hatte nix zu verlieren.“ Faselte Tray und obwohl die Worte aus ihm heraus sprudelten waren sie neu für ihn. Das war es also was ihm wiederfuhr? „Ich habe gejobbt… Ich schmiss die Schule um zu jobben, weil ich Geld brauchte und das Geld reichte nie…“

„Ist das alles?“ fragte sie und hob skeptisch die Augenbrauen. Ich zuckte mit den Schultern.

„Das war schon gut so. Du bist kein gewöhnlicher junger Mann…“ sagte Sharow und warf dem Mädchen einen bösen Blick zu. „Deine Erinnerungen wurde verschlossen und zwar auf eine Art, das wir nicht an sie herankommen.“

Erinnerungen verschlossen? „Aber wie ist das möglich?“ fragte Tray fassungslos, der glaubte nicht richtig gehört zu haben. Wie konnte man denn Erinnerungen wegsperren? Wenn so etwas wirklich funktionieren würde, dann hätte man das doch hören müssen. Es wäre ein Verkaufsschlager, dort, wo er herkam. Die große Stadt….

„Das… Es gibt da so einiges… Also…“ Sharow rang um Worte und sah dabei grüblerisch an die Decke.

„Spuck’s schon aus, Sharow.“ feuerte das Mädchen ihn sarkastisch an, „Das wird richtig spannend, vielleicht lerne ich auch noch was dabei!“

„Dann solltest du dich auch setzten, meine Liebe!“ entgegnete Sharow bissig und seufzte. „Was ich jetzt erzähle, klingt völlig verrückt und seltsam. Darum möchte ich, das du es dir bis zum Schluss anhörst. Keine Fragen, keine Unterbrechungen. Du lauschst meinen Worten bis ich geendet habe, dann beantworten wir deine Fragen entweder ich, oder das ‚Mädchen aus dem Wald‘. Ist das in Ordnung für dich?“

Was hatte er zu verlieren, zuhören und sonst nichts? „Gut, dann leg los!“



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