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Ein unerträglicher, nicht enden wollender Schmerz

von

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Love the one you hold

Rin Nohara hatte, seit sie sich erinnern konnte, einen besten Freund. Und immer, wenn sie daran dachte, wie sie Freunde geworden waren, musste sie lächeln. Sie war noch sehr, sehr klein gewesen und hatte draußen vor dem Haus ihrer Eltern gespielt, als plötzlich ein weinender Junge vor ihr stand. Er war mit seiner Mutter im Dorfzentrum gewesen, presste er zwischen all seinen großen Schluchzern heraus und hatte dabei eine der wichtigsten Eltern-Regeln nicht beachtet: Geh bloß nicht zu weit weg. Aber irgendetwas hatte seine Aufmerksamkeit gewonnen und bevor er wusste, was passiert war, hatte er seine Mutter aus den Augen verloren und sich verlaufen. Rin war wahrscheinlich das verantwortungsvollste und empathischste kleine Mädchen der Welt, denn sie beruhigte ihn und versprach ihm ihre Hilfe. Sie lachte sogar, als der Junge in ihr ordentliches, rosafarbenes und mit Blumenmuster besticktes Taschentuch schnäuzte, welches sie ihm gegeben hatte, damit er sich die Tränen aus dem Gesicht wischen konnte. Daraufhin schleppte sie ihn zu ihrer Mutter, erklärte ihr, was geschehen war und mit einem kurzen Blick auf das Fächersymbol auf der Rückseite seines Hemdes war die Sache für Rins Mutter schon klar: „Ach, du bist ein Uchiha? Moment, bist du nicht der Kleine, von dem sie sagen, dass er ständig verloren geht? Obito, oder so?“

Als sie älter wurden, leugnete Obito, dass er sich jemals so oft verlaufen habe. Gut, vielleicht war dies das ein oder andere Mal schon vorgekommen, aber so etwas Blödes würde ihm heute nicht mehr passieren. Er wäre ja nicht vollkommen dämlich. Meistens fiel er nach solchen Aussagen irgendwo herunter, lief irgendwo gegen oder stolperte über etwas. Rin war immer da gewesen, hatte ihm aufgeholfen und ihn zu mehr Vorsicht ermahnt. Obito kratzte sich daraufhin stets verlegen am Hinterkopf und lachte.

Irgendwann, als sie bereits auf der Akademie waren, fasste Obito zwei Entschlüsse: Erstens wollte er versuchen, vor Rin nicht ständig wie ein Idiot dazustehen und zweitens würde er sie irgendwann heiraten. Ja, sicher, für Letzteres gab es noch ein paar Zwischenschritte, die er zu beachten hatte, aber letztlich zählte nur, dass er sie glücklich machen und beschützen wollte. So wie sie es immer für ihn tat.

Obito hatte nicht eingeplant gehabt, dass ihm dabei eine Störung dazwischen kommen könnte. Die Störung stand aber eines Tages plötzlich vor ihm, hatte silbergraues Haar, trug eine Maske über Nase und Mund und war bestimmt drei, wenn nicht sogar vier, Zentimeter kleiner als er. Obito fand keine Erklärung dafür, warum Rin ihn so mochte. Er war arrogant, besserwisserisch, unfreundlich, stur, ganz und gar humorlos, so sympathisch wie ein Stromausfall und... hatte er arrogant schon gehabt? Ja, vielleicht war Kakashi ein besserer Shinobi als er. Noch.

Der Großteil der Zeit, die sie als Team unter der Führung von Minato Namikaze verbrachten, bestand daraus, dass einer der beiden etwas sagte oder machte und der andere daraufhin explodierte. Vielleicht wurde die Situation nur schlimmer, nachdem Obito beschlossen hatte, Kakashi so schnell wie möglich zu übertreffen. Ganz sicher war, dass Minato auf verlorenem Posten gestanden hätte, wenn er sich mit diesen beiden besonderen Jungen alleine hätte herumschlagen müssen. Aber er hatte ja seine Wunderwaffe, welche die beiden in den meisten Fällen wieder beschwichtigen konnte. Minato hätte zu gerne gewusst, wie Rin dies immer anstellte.

Rin fand die beiden ohne Frage anstrengend, aber sie wollte keinen von ihnen missen. Sie wollte gar nicht daran denken, dass einem ihrer Jungs etwas passieren könnte. Und auch, wenn sie sich manchmal mehr Sorgen um den übermütigen Tollpatsch Obito machte, war sie auch stets besorgt, was das unnahbare Genie Kakashi anbelangte. Kakashi war stark, überaus intelligent und konnte sicher auf sich alleine aufpassen, aber auf seine eigene Art war auch er übermütig. Es war als wollte er der Welt etwas beweisen und dies beunruhigte Rin. Dies und das Gefühl, dass Kakashi etwas Trauriges umgab. Als spürte sie in ihm eine verletzte Seele. Und sie war eine Heilerin. Mit der Aufmerksamkeit, die sie ihm schenkte, kam noch etwas anderes auf: Sie verliebte sich in ihn.

Sie hatte nicht vor, ihm das allzu bald zu sagen. Rin wusste, dass er dies noch nicht erwidern würde. Und bis der richtige Zeitpunkt gekommen war, würde sie ihm ihre Gefühle einfach auf subtilere Art mitteilen. Bis zu diesem Zeitpunkt würde sie auch daran arbeiten, dass Obito sich besser mit Kakashi verstand. Obito war ihr bester Freund und es war ihr sehr wichtig, dass er auch Freundschaft mit Kakashi schloss.

Als Rin ihren besten Freund zerquetscht unter einem riesigen Felsen erblickte, wusste sie, dass dieser Zeitpunkt niemals kommen würde. Dass es nie wieder einen Zeitpunkt geben würde, an dem ihr bester Freund an ihrer Seite sein würde. Und sie kam sich so schrecklich nutzlos vor, selbst während sie Obitos letzten Wunsch erfüllte und Kakashi sein Auge gab.

Eine Welt ohne Obito war leer, düster und kalt. Wochenlang weinte sie und hoffte darauf, dass alles nur ein schlimmer Traum gewesen war und Obito jede Sekunde mit einer breiten Grinsen im Gesicht vor ihr auftauchen würde. Das Bewusstsein darüber, dass dies nicht geschehen würde, trieb ihr von neuem die Tränen in die Augen. Doch dann, als sie wieder einmal das Foto ihres Teams betrachtete, kam es plötzlich über sie.

Obito würde dies nicht wollen.

Er würde nicht wollen, dass sie alleine in ihrem Zimmer saß und in Depressionen versank. Obito würde nicht einmal wollen, dass Kakashi dies tat. Sie wusste, dass es diesem noch viel schlimmer ging als ihr. Daher sprang sie plötzlich auf, rannte aus ihrem Zimmer und lief, als würde sie um ihr Leben laufen, zu Kakashi. Dieser wusste nicht, wie ihm geschah, als er die Tür öffnete und Rin ihm um den Hals fiel. Sie klammerte sich regelrecht an ihn, so als könnte einer von ihnen fallen, wenn sie losließe.

„Ich weiß noch nicht wie,“ sagte sie, während sie versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten, „aber wir werden das schaffen. Irgendwie werden wir das zusammen schaffen.“

Kakashi antwortete ihr nicht. Er blieb wortlos in Rins fester Umarmung stehen, während ihm Tränen die Wangen hinab liefen. Dann, ganz langsam und zögerlich, erwiderte er ihre Umarmung.

Er hatte Obito sein Wort gegeben. Er würde Rin beschützen.

Egal, um welchen Preis.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sensenmann
2014-05-24T11:02:06+00:00 24.05.2014 13:02
Das Kapitel ist zwar etwas kürzer als sonst, aber dennoch sehr gut geowrden! Ich find es schön, das Rin auch mal im Zentrum der Geschichte steht und die Idee wie sie und Obito sich kennen gelernt haben ist auch sehr, sehr süß :3. Ich stell es mir gerade bildlich vor, wie Obito völlig aufgelöst, weinend auf der Straße steht xD
Obitos Vergleich mit Kakashi und einem Stromkasten fand ich auch genial xD Da musste ich sogar lachen :) Rin ist wirklich sehr fürsorglich und kann sich gut in andere Personen hineinversetzen. Schade nur, dass sie zwar erkannt hat wie traurig und einsam Kakashi ist, aber nicht, dass Obito in sie verliebt war :(


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