Zum Inhalt der Seite

Songfiction - Melody meets Emotion

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dies ist das andere Kapitel um den Protagonisten Isaac, der eine Gesinnung durchmacht.
Hört euch bitte das Lied beim lesen an.

Coldplay - Atlas Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Hauch des Lebens

»Liebst du mich?«

Keine Reaktion.

»Bitte, sag etwas.«

Ein schniefen ertönt, etwas schleift, dann das scheppern des Kristallbechers als dieser zu Boden fällt.

»Du hast gar keine Ahnung was du deiner Familie antust!«

Ein Schrei ertönt, wie eine verzweifelte Hyäne, welche in der Falle sitzt.

»Immer möchtest du recht haben, immer muss alles nach deiner Pfeife tanzen, doch jetzt ist es anders.«

Zwei blaue Augen blicken mich verzweifelt an, doch ich fixiere einen Punkt den ich nicht genau definieren kann.

»Ach verdammt!« Ihre Finger greifen nach meiner Kleidung, sie schnieft und als sie ihr Gesicht an mich drückt, ist es feucht von ihren Tränen. Sie reibt sich an mir und schluchzt wie ein verletztes Tier.

»Bitte, komm doch wieder.«

Dann lässt sie ihren Kopf hängen.

»Ich weiß warum du dies tust«, flüstert sie rau.

Weil?

»Jetzt zahlst du es mir heim, all die Jahre in denen ich dich gequält habe, der Tod deiner Mutter, der Unfall unserer Tochter und all die Jahre -«, erneut bricht sie in Tränen aus.

Ich möchte nach ihr greifen, sie in meine Arme nehmen, ihr tausend Küsse geben und dieses wohlige Gefühl bei uns auslösen. Ich liebe sie, auch wenn sie grauenvoll ist … weil sie so nahe am Wasser gebaut ist, so zart und verletzlich und weil der Verlust … zu hart war.

Ich spüre ihren feuchten Kuss, höre die Absätze ihrer Schuhe klackern – und weine innerlich. Wie gerne würde ich dies tun, aber es geht nicht. Ich bin in mir selbst gefangen ...

Dann ist es plötzlich still. »Liebend gern würde ich dich retten, Isaac.«
 

Damit ist der Spuk allerdings nicht beendet, denn als nächstes betritt mein Sohn den Raum.

Wann hat die Quälerei ein Ende?

Es quietscht, als der Stuhl quer durch den Raum gezogen wird, Scherben werden beiseite gedrängt, es klingt unnatürlich und dröhnt in meinen Ohren.

»Niemand hätte das mal je angenommen.« Seine Finger berühren meine Haare, streichen dadurch, dann zieht er daran, mein Kopf gibt nach und sackt leicht nach vorne, somit bleiben mir seine Blicke erspart.

»Wie oft habe ich mir vorgestellt dich sterben zu sehen, du weißt gar nicht wie oft.«

Es schmerzt.

»Ich habe mich immer zusammen gerissen, hab das gemacht was du wolltest, hab sogar Bettina dieses Miststück geheiratet und dann enterbst du mich, nur weil ich Erik liebe?!«

Seine Stimme wird zittrig, er schluckt hörbar.

»Verdammt Vater! Wie oft habe ich mir nur gewünscht – das du, mich akzeptierst …das du mich einfach liebst!«

Seine Stimme bricht, er schluchzt hörbar und hebt meinen Kopf an.

Eine Träne fließt meiner Wange hinunter, ich kann es nicht steuern, aber sie ist das einzige was von meinen Gefühlen nach außen dringen kann.

Woher hätte ich wissen sollen das es jemals so kommen würde? Nie im Leben hätte ich mir dies erträumt und nun kann ich lediglich zwinkern, alles andere ist mir nahezu unmöglich.

Warum konnte ich ihm nicht eher sagen das ich ihn liebe? Das ich doch nur Enkel wollte, ich wollte doch nur sein bestes, hatte Angst darum was er durchmachen würde weil er schwul ist … dabei war ich es selbst der ihn schrecklich verletzt hat.

»Diese Träne, - ich hoffe ich deute die Zeichen richtig.«

Mein Gesicht in seinen Händen, küsst er mich auf die Stirn und verlässt dann Fluchtartig das Zimmer.

Lässt mich weinend zurück. Welch schrecklicher Mensch war ich?
 

Erneut öffnet sich die Tür und ich weiß wer es betritt. Meine älteste Tochter hat ihre kupfernen Haare zu einem Dutt geflochten, ihr Gesicht ist verquollen, sie sieht mich nicht an, kommt näher, an der Hand ist Ary.

Regungslos sitzt sie auf dem Stuhl.

Stille.

Ich spüre die Anspannung im Raum, doch ich kann sie nicht lösen.

»Opa sieht traurig aus«, sagt meine Enkeltochter verunsichert.

Es ist das erste mal das meine Tochter mir direkt ins Gesicht blickt, alle Emotionen kann ich in ihrem Gesicht lesen, aber auch nichts.

»Ich bin nicht hier um Absolution zu erbitten, Vater.« Ihre Stimme ist eisig.

»Ich möchte mich nur von dir verabschieden. Jetzt da du ein Krüppel bist, werden wir endgültig abreisen, das wollte ich dir nur sagen.«

Mein Herz gefriert. Wann ist das passiert? Seid wann hasst sie mich?

Ich möchte ihr sagen das es mir leid tut, doch die Stille im Raum zeugt von meiner Unfähigkeit.

Dann steht sie auf, blickt einen Moment zurück, und geht.

Ary bleibt stehen. Ihre Mutter ist fort.

Sie kommt zu mir – und umarmt mich.

»Nimms Mama nicht übel, sie ist traurig, hat die ganze Nacht geweint. Alle sind irgendwie sauer.« Sie küsst mich auf die Wange.

»Ich glaube an dich Opa, wenn ich das nächste mal komme, geht’s dir bestimmt besser, denn Oma macht das schon, vielleicht hat sie auch einen Zaubertrank für dich.«

Sie lacht, ihre Augen strahlen.

Ich liebe sie und sie rettet mich.

Als Ary fort ist hallt die Stille im Raum wieder.

Es bringt mich um.

Nun ist es zu spät.
 

Schreiend wache ich auf. Ich sitze, kerzengerade im Bett, mein Herz schlägt so schnell und laut das es schmerzt. Ich halte meine Hand auf die Brust und kann mir die Tränen nicht erwehren. Neben mir sitzt meine Frau , die mich entgeistert ansieht, ich blende ihre Fragen aus, sie erscheint so besorgt. Besorgt. Voll von Sorge.

Wieso sieht sie mich so entgeistert an? Ist etwas passiert?

Ich hebe meine Hände an, bewege die Finger, schlage die Decke beiseite und Winkel mein Bein an. Es geht, alles funktioniert.

Jetzt wende ich mich bewusst an meine Frau: »Agnes? Ist etwas passiert? Was ist mit den Kindern?« Abrupt erhebe ich mich und laufe hinunter ins Wohnzimmer. Ich kann sie hinter mir schreien hören, sie schaltet das Licht an, während ich aus dem Fenster blicke und den bunten Schneemann betrachte.

Anscheinend habe ich meine gesamte Familie geweckt. Mein Sohn und meine Tochter betreten den Raum, zuerst sticht mir ihr runder Bauch ins Auge, dann kommt die Erinnerung an den Traum zurück und die Geschehnisse von gestern Abend. Bald gesellt sich Erik zu uns, er war ein Schulfreund meines Sohn's und – geschockt blicke ich ihn an. Meine Blicke wandern von Magerites Babybauch, zu Erik und Jonas.

»Hey, was ist los?«

»Alles in Ordnung?«

»Es ist kein Krieg mehr Vater, beruhige dich.«

Alles stürzt auf mich ein und ich beginne an mir selbst zu zweifeln. Ich brauche Gewissheit.

»Margerite, hast du schon einen Namen für dein Kind?«

Sie scheint überrascht und ich kann ihr den inneren Kampf ansehen, ich glaube mich zu erinnern dass wir gestern ausführlich darüber gesprochen hatten.

»Papa, ist alles in Ordnung? Wir haben gestern darüber gesprochen, ich werde sie Arya nennen, du weißt schon nach dem Mädchen in der Serie.« Sie lächelt aufmunternd, wobei dies wahrscheinlich mehr ihr selbst gilt.

Aber Arya ist auch Ary abgekürzt, weshalb – ich schlage die Hände vor mein Gesicht und lasse mich zu Boden gleiten. Die panischen Ausrufe meiner Familie blende ich fast aus, ich spüre sie an mir und lasse mich zum Sofa führen, nehme das Glas Wasser entgegen und – weine.

»Es ist der Krieg, er hat schreckliches mitgemacht, manchmal ist er ganz neben der Spur, es wird posttraumatische Belastungsstörung genannt.«

Ich blicke auf, in die Augen meines Sohnes, der Erik es eben erklärt hat und es war mir peinlich.

»Wir müssen morgen miteinander reden, Erik, Jonas.«

Ich stehe unter den Blicken meiner Familie auf und gehe hinauf ins Bett. War dies vielleicht eine Möglichkeit für mich? Eine Möglichkeit etwas zu ändern?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück