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Ozapft is!

von

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Frühstück

Leise vor sich hin summend wendete Bavaria die langsam farbegewinnenden Rühreier in der Pfanne. Gab eine Prise Salz und Pfeffer hinzu, ein wenig Schnittlauch und Speckwürfel. Ein kurzer Blick über die Schulter veriet ihr, dass Ludwig noch immer vor dem Kamin saß und an seinem Kakao nippte. So a liaba Bua.... dachte sie und wunderte sich gleichzeitig über diese Tatsache, denn immerhin hatte niemand anderes als Gilbert Beilschmidt, alias Preußen, den Bub bis jetzt erzogen.
 

Als sie die Eier aus der Pfanne auf zwei Teller verteilte und anschließend zum Tisch trug, konnte sie beobachten, wie er das braune Holzpferd, das sie ihm am Vortag auf einem Markt gekauft hatte, an sich drückte und mit diesem flüsterte. "Buale, des Ess´n is fertig."
 

"Ich komme Bayern." antwortete er auf ihre unausgesprochene Aufforderung und stand auf. In einer Mischung aus hüpfen und laufen, die nur Kinder in der Lage waren auszuüben, ohne sich dabei völlig lächerlich zu machen, eilte er zu ihr.
 

Während der kleine Junge auf seinem Stuhl kletterte, setzte sich Bayern auf den Stuhl ihm gegenüber und lächelte ihm sanft zu, als er das Holzpfer achtsam nebensich auf den Tisch stellte. "An guaden!" sprachen beide gleichzeitig, was Bayern zum Grinsenbrachte. Es würde Preußen wahnsinnig machen wenn er erfuhr, wie viel sein ´kleiner Bruder´ bereits von ihr gelernt und übernommen hatte.
 

Ihren Teller beriets geleert, sah Bavaria Ludwig dabei zu wie er mit mal mehr, mal weniger Erfolg sein Ei von der Gabel in den Mund schauftelte. Überall um seinen Mund herum bedeckten Eierreste sein Gesicht und ließen ihn nur umso liebenswerter aussehen.
 

Einige Zeit später begegneten ihrem Blick zwei himmelblaue Augen. Das letzte bisschen Eiermasse wurde geschluckt und ein langgezogenes "Duuuuuu?" beendete die Stille.
 

"Woas denn kloana Saubär?", entgegnete sie im lächelnd, während sie sich zu ihm beugte, um mit einer Serviette sein Gesicht zu reinigen. "Warum magst du Gilbert nicht?"
 

Zu kurz, als dass der Junge vor ihr es bemerkt hätte, kam ihre Hand bei dieser Frage ins Stocken. "Mia hamma heujlt unsre Probleme g`habt ... " Von traurigen Erinnerungen überrannt, die ihre Augen für einen Moment verdunkelten, bemerkte sie nicht den plötzlich ernsten Ausdruck aud dem kleinen Gesicht vor ihr.
 

Bedächtig wurde zuvor noch benutztes Besteck zu Seit gelegt und der grüblerisch gewordene Gesichtsausdruck von einem Lächeln ersetzt.
 

"Dann musst ihr euch küssen!"
 

Zuerst schockiert von dieser Aussage reagierte Bayern instinktiv: "Naaa! Des müss´ma ned! Den Saupraiß dat i do ned küssa ... "
 

"Max sagt aber immer, dass wenn Menschen sich küssen, sie sich auch lieb haben!"
 

Was sollte man auf so viel Kinderlogik schon antworten? Außer vielleicht, dass "Max" - wer auch immer er war - nichts zu lachen haben würde, sollte Bayern ihn je begegnen.
 

Und weil sie nichts geantwortet hatte, um ihn zu korrigieren, legte Ludwig auch gleich weiterhin los: "Bitte! Dann könntet ihr heiraten!"
 

Gerade hatte Bavaria einen Holzbecher an die Lippen gehoben, um sich so noch etwas Zeit für ihre Antwort zu erkaufen, als sie sich aufgrund des jüngsten Satzes ihres kleinen "Ziehkindes" gleich beim ersten Nippen verschluckt hatte.
 

Ein kurzes Räuspern dann: "Aia ned ... bloß ... ned ... " Dann dachte sie einen Augenblick nach. "Warum frogst mi des, Buale?"
 

"Na, weil ich dich dann öfter sehen würde... und Gilbert wäre dann nicht mehr so einsam ...!"

Ein Schimmer von Tränen verglaste die großen, blauen Augen bei diesem Geständnis.

"I find`s zwoar liab, dass du mi öfters seng mechst, aba i ko ned mim Gilbert zamkemma ... "

Sie musterte seinen nun gesenkten Kopf. "Sei ned traurig!"
 

Einige Zeit war nur das leise Schniefen des jungen Landes zu hören, bis dieser ruckartig den Kopf hob und mit einer überraschenden Entschlossenheit verkündete: "Dann heirate ich dich!"
 

"Woas? Mi? Warum mechst mi heirat´n?"

Ein rosa Schimmer bildete sich auf den runden Wangen "Weil ich dich so immer beschützen könnte!"
 

"Mei ..." Zärtlich wuschelte sie ihm durchs Haar. Gerührt legte sie ihre Hand an seine Wange und streichelte mit dem Daumen langsam darüber. "Woas soll i no dageg`n sog`n? Du bist so liab ..." - sie zog ihre Hand zurück und schenkte ihm eines ihrer seltenen sanften Lächeln.
 

Ihre Antwort ein wenig fehlinterpretierend sprang Ludwig vom Stuhl, umrundete den Tisch und kletterte auf ihren Schoß.
 

Seine kleinen Hände schöpften ihre Wangen und ein kurzes, nasses Bussal wurde auf ihren Mund gedrückt. Als er seinen Kopf zurückzog, strahlte er sie an. "Dann herate ich dich, wenn ich groß bin!"
 

Leise schmunzelnd drückte Bavaria Ludwig an sich und tätschelte ihm den Kopf. "Schau ´ma mal." Freudestrahlend schmiegte er sein Gesicht an ihren Hals und flüsterte gegen ihre Haut: "Ich liebe dich, Bavaria! Ganz doll!"
 

Ihn noch ein wenig fester an sich drückend, legte sie ihren Kopf auf seinen.

"Ich liebe dich auch, mein kleiner Ludwig!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  dasy
2022-09-03T15:31:57+00:00 03.09.2022 17:31
Niedlich.!!! Absolut niedliche Geschichten, die Du uns da hingezaubert hast.
Auch wenn sie schon uralt sind und Deine Interessen inzwischen in andere Richtungen gehen:

Vielen Dank fürs Veröffentlichen dieser so niedlichen Gedanken!


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