Prolog
„Du hast mich enttäuscht, Sanji…“ Ein Seufzen war zu hören. „Du weißt doch, dass ich es nicht mag, wenn man mich enttäuscht, oder?“
Ein zaghaftes Nicken.
„Und warum hast du das dann getan? Dich einfach so gegen mich aufgelehnt? Schon wieder?“
Der Angesprochene antwortete nicht, blickte lieber weiterhin gen Boden und wartete darauf, dass er bestraft werden würde. So wie jedes Mal, wenn er etwas tat, das seinem Boss nicht gefiel. Dieses Mal würde die Strafe etwas härter ausfallen als sonst, das war ihm bewusst, aber trotzdem bereute er seine Tat nicht. Er hatte immerhin einer unschuldigen Frau damit geholfen … Naja, ob diese Frau so unschuldig war? Daran zweifelte er eigentlich…
Dennoch: Sie war eine Frau und sie hätte furchtbare Schmerzen erleiden müssen, hätte Sanji ihr nicht geholfen. Diese Frau war aber auch wirklich zu dumm gewesen, einfach so Don Quichotte de Flamingo anzugreifen. Und weshalb? Weil er ihren Verlobten hatte umbringen lassen. Eigentlich hätte sie doch damit rechnen müssen. Don Flamingo gefiel es eben nicht, wenn seine Arbeiter durch irgendetwas oder irgendjemanden abgelenkt wurden. Es war keine Seltenheit, dass er jemanden aus so einem oder einem ähnlich Grund umbringen ließ. Sanji selbst hatte dies ja schon vor einigen Jahren mit eigenen Augen gesehen.
„Antworte mir doch, Sanji.“ Der Blonde spürte wieder einmal wie das bekannte Messer seine nackte Haut entlang fuhr, auf dem Brustkorb somit eine feine, rote Spur hinterließ.
„Es tut mir leid“, brachte er hervor, „Es wird nicht wieder vorkommen, Meister.“
Ein erneutes Seufzen verließ den Mund des großen Mannes vor ihm, auch wenn dieser gleichzeitig immer noch grinste. „Weißt du, Sanji, du gibst mir jedes Mal dieselbe Antwort und doch hältst du niemals deine Versprechen ein.“
Der Blonde keuchte auf, als er wieder den Schmerz spürte, welchen die Klinge des Messers verursachte, während sie nun seinen linken Unterarm entlangfuhr.
„Verrate mir eines, mein Lieber…“, begann Don Flamingo säuselnd, während die kalte Klinge der linken Hand des Jungen immer näher kam.
‚Nein!‘, schoss es Sanji durch den Kopf und seine Augen, so tiefblau wie der klare Nachthimmel, weiteten sich. Nicht die Hand! Er brauchte seine Hände!
Im selben Moment aber war ihm auch klar, dass er seine Angst nicht zeigen durfte. Don Flamingo wusste, wie wertvoll ihm seine Hände waren. Jeder Ausdruck von Angst, davor, seine Hände zu verlieren, würde diesen widerlichen Kerl nur noch mehr anstacheln, würde die ganze Sache noch reizvoller für ihn machen.
„Verrate mir, Sanji…“, wiederholte Don Flamingo grinsend, „Was nützt mir ein untreuer Arbeiter?“
Mit diesen Worten wurde durch Sanjis Arm ein rasender Schmerz gejagt, genauso wie das Messer, welches im selben Moment durch seine Handfläche gejagt wurde. Der Schmerz ließ den Jungen gequält aufschreien, ließ ihn für einen Moment nur schwarz sehen, während ihm gleichzeitig übel wurde, als er seinen Kopf zur Seite drehte, um einen Blick auf das erhaschen zu können, was einmal seine Hand gewesen war.
„Bitte…“, es war kaum mehr als ein Wimmern, das er herausbrachte.
„Du hast dich schon so einige Male als sehr nützlich erwiesen … deshalb … werde ich dir noch eine allerletzte Chance geben. Sei schön brav und gehorch mir, solange, bis du deine Schulden bei mir bezahlt hast. Ansonsten…“ Ein weiterer Schrei ertönte, als Don Flamingo grinsend das Messer in der Wunde drehte. „… wirst du für mich nutzlos werden“, beendete er seine kleine Rede und dafür war das Thema für ihn erledigt.
Sanji kniff die Augen fest zusammen und biss sich auf die Unterlippe, bis er meinte Blut schmecken zu können. Die Stimme seines Bosses nahm er wie durch einen dichten Nebel wahr. Weit weg … und das obwohl er leider doch so nah war, viel zu nah. Der Typ sollte weggehen, ihn einfach in Ruhe lassen.
Schließlich brachte er nicht mehr zu Stande als ein leichtes Nicken, doch dies genügte Don Flamingo vollkommen. Sein widerliches Grinsen zog sich noch etwas mehr in die Breite. „Gut.“