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Abbygails Abenteuer

Road to Lavandia
von

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Neuigkeiten (Viele kleine Kinder)

Mit grauer Hoodie und einem Rucksack voller Snacks bewaffnet, mache ich mich am nächsten Morgen zur Pokémonschule auf. Louis schläft noch, deswegen gehe ich ohne ihn vor. Er weiß schließlich, wo ich zu finden bin und von dem Hügel aus hat er einen guten Überblick über die gesamte Route.

Gott läuft neben mir her. In den letzten Tagen ist er gewachsen und hat an Gewicht zugelegt. Ich weiß nicht, inwiefern das mit unserem Training zusammen hängt, aber wenn er so weiter macht, wird er in Rekordtempo seinen halben Meter erreichen. Dann war es das mit auf die Schulter setzen.

Als ich um 7:55 Uhr den Schulhof erreiche, ist ein Großteil der Klasse bereits versammelt. Eine Frau mittleren Alters mit Pferdeschwanz und eckiger Stahlbrille hakt Namen auf ihrem Klemmbrett ab. Als sie mich sieht, rümpft sie die Nase, winkt mich aber zu sich.

„Du bist dann also Abbygail“, stellt sie fest und ich nicke. Als ich Oliver aus dem Augenwinkel entdecke, winke ich ihm zu und er winkt schüchtern zurück. „Ich bin die Klassenlehrern, Maria Lock. Ich werde dir nichts vormachen“, sagt sie dann. „Deine Hilfe wird nicht benötigt und ich finde, dass deine Anstellung nur rausgeworfenes Geld ist. Aber da du nur zwei Wochen hier bist, können wir es genauso gut zivilisiert hinter uns bringen.“

„Klingt vernünftig“, sage ich kühl und sie nickt.

„Wir gehen pünktlich um acht Uhr los. Ich führe die Gruppe, du passt bitte darauf auf, dass keiner der Schüler zurückfällt. Wenn wir den Trainingsplatz erreichen, werden wir die Schüler in zwei Gruppen unterteilen und ihnen Kampftechniken vorführen, dann betreuen wir ihr Training. Um 10:00 Uhr ist eine kurze Pause von fünfzehn Minuten, um 12:00 Uhr ist Mittagspause bis 12:45 Uhr. Um 13:45 verlassen wir die Route und kehren hier her zurück.“

„Alles klar.“

„Gut.“ Sie schaut auf ihre Uhr. „Okay, bitte in einer Zweierreihe aufstellen!“

Es dauert eine Weile, bis jeder der Schüler einen Partner gefunden hat, aber schließlich steht die Gruppe vor uns, jeweils zwei nebeneinander, insgesamt ungefähr zwanzig Schüler. Es scheint eine der jüngeren Klassen zu sein, Oliver ist nach Heikes Angaben sieben Jahre alt.

Maria stellt sich vor den leise tuschelnden Schülern auf, ich bleibe seitlich hinter ihr.

„Wir haben heute ein neues Gesicht dabei“, sagt sie und die Schüler verstummen augenblicklich. Zwanzig Augenpaare richten sich auf mich. „Das ist Abbygail, sie wird für die nächsten zwei Wochen die Trainingsausflüge der Klassen begleiten. Ihr werdet sie also nur zweimal sehen. Sie ist dennoch eine Autoritätsperson, also verhaltet euch entsprechend.“

Sie klatscht in die Hände.

„Also dann, wir gehen. Bleibt in der Reihe und fallt nicht zurück.“

Und so geht es los.

Mit einer so großen Gruppe geht es langsam voran, trotzdem erreichen wir nach etwa fünfzehn Minuten das Durchganshäuschen. Maria zählt durch, dann begeben wir uns auf Route 31 und folgen ihr bis zu einem flachen Stück Wiese am Fuße des Hügels.

Maria zählt auf ihrer Liste die Namen ab, dann richtet sie sich an die Schüler. „Arens bis Hort zu mir, Klith bis Worring zu Abby.“

Hier und da höre ich ein genervtes Stöhnen, als Freunde sich trennen müssen, aber zehn der Schüler kommen gehorsam in meine Richtung. Oliver und seine Freundin sind glücklicherweise mit von der Partie.

Als die Kinder um mich herum stehen, lächle ich sie aufmunternd an. „Also gut, warum stellt ihr euch nicht alle kurz vor? Name, euer Pokémon und wie alt ihr seid.“

Die Kinder schauen sich kurz an, dann hebt einer der Jungen seine Hand.

„Ich bin Mike“, sagt er. „Ich bin sieben und ich habe ein Taubsi.“

Olivers Freundin ist die nächste, die sich vorstellt. „Ich heiße Zoe, ich bin auch sieben und ich habe ein Quapsel.“

Nacheinander stellen sich alle Kinder vor, Oliver zuletzt, der ein Voltilamm besitzt.

Ich bemühe mich, alle Namen zu behalten und hake in meinem Kopf die Pokémon ab, mit denen ich arbeiten muss. Die meisten der Kinder haben lokal auffindbare Pokémon, Olivers Voltilamm ist noch eins der ausgefallensten. Taubsi, Hoothoot, Knofensa und Käferpokémon sind am stärksten vertreten. Nicht überraschend.

Keins der Kinder besitzt einen der typischen Starter und ich bemerke, dass Gott genau beobachtet wird. Er scheint die Kinder immerhin nicht als Gefahr wahrzunehmen, denn er wirkt relativ friedlich, auch wenn er einmal leise knurrt, als ein Junge ihn streicheln will.

„Dann legen wir mal los“, sage ich fröhlich und gehe tiefer ins hohe Gras, auf der Suche nach einem wilden Pokémon.

Das Training verläuft besser als gedacht. Die Kinder sind neugierig und verlieren schnell ihre Angst vor mir. Bereits bei der ersten Frühstückspause, in der wir in einem Kreis sitzen und Sandwiches essen, berichten sie mir aufgeregt von ihren Kämpfen, von der strengen Frau Lock und fragen mich nach meinen Reisen und anderen Pokémon.

Als wir uns wieder an die Arbeit machen, lasse ich die Kinder selbst gegen Pokémon kämpfen, gebe ihnen Tipps und laufe zwischen ihnen hin und her. Irgendwann gegen elf Uhr taucht Louis auf und ich stelle ihn meinen Schülern vor. Als er mit seinem Knofensa in ihren Reihen mitkämpft, sehe ich zu meinem großen Vergnügen, wie sie ihm nun ihrerseits Hinweise geben.

Der Junge, der sich als Mike vorgestellt hat, scheint großen Gefallen daran zu finden, denn er klebt an Louis Hacken und weist ihn auf alle Dinge auf, die ich ihnen vor wenigen Stunden erklärt habe.

Als Louis mit hochgezogenen Augenbrauen zu mir schaut, zwinkere ich ihm zu.

Mein Training mit Gott verläuft langsamer als alleine, aber das ist in Ordnung. Er sammelt weiterhin EVs und macht große Fortschritte. Seine Schnelligkeit nimmt mit jedem Kampf zu und als ich während der großen Mittagspause mit den Kindern und Louis im Gras sitze, überprüfe ich seinen Level.

„Level 12“, stelle ich zufrieden fest und Louis nickt anerkennend. Harley hat inzwischen Level 13 erreicht und Schlafpuder erlernt. „Noch ein Level und er lernt Ruckzuckhieb. Aber Glut ist schon ein Riesenfortschritt.“

„Wird er sich bald entwickeln?“, fragt John, ein dicklicher Junge mit roten Wangen und einem stattlichen Ledyba.

„In zwei Leveln“, erkläre ich. „Und welches Pokémon wird er dann?“ frage ich in die Runde.

Acht der zehn Hände schnellen in die Höhe und ich grinse zufrieden. „Sophie?“

„Ein Igelavar!“, sagt sie stolz und ich nicke.

„Und welchen Typ hat Igelavar?“

„Feuer“, kommt die Antwort zurück geschossen.

„Gut, jetzt eine schwere Frage“, sage ich. „Gegen welche Pokémon sind Feuerpokémon anfällig und gegen welche effektiv?“

Die Hände sinken langsam. Ich schaue in die Runde. „Mike?“, frage ich und er legt nachdenklich den Kopf schief.

„Feuer ist gegen Wasser anfällig“, sagt er schließlich langsam. „Und Pflanze gegen Feuer.“

„Stimmt, aber das ist noch nicht alles.“

Die Kinder schweigen. Schließlich hebt Oliver vorsichtig eine Hand.

Froh, ihn aus der Reserve gelockt zu haben, nicke ich ihm zu.

„Feuer hat Schwächen gegen Wasser, Boden und Gestein“, sagt er und ich nicke. „Es ist effektiv gegen Pflanze, Eis, Käfer und Stahl.“

„Ganz genau“, sage ich und lächle. „Gut gemacht.“

Die letzte Stunde des Trainings verfliegt und ich nutze die Zeit, um die Fortschritte mit den Kinders zu besprechen und ihre Pokémon mit meinem Pokédex zu analysieren. Pünktlich um viertel vor zwei klatscht Maria laut in die Hände und die Schüler stellen sich geordnet in Zweierreihen auf. Danach treten wir den Rückweg an.

An der Hauptstraße trennen Louis und ich uns von der Gruppe und machen uns auf den Weg in die Stadt. Louis kauft einen roten Wollschall von den lokalen Voltilammherden und begleitet mich danach in den Elektroladen.

Ich gehe schnurstracks in Richtung der Radios und setze mich im Schneidersitz vor eins der laufenden Geräte. Louis nimmt neben mir Platz und gemeinsam lauschen wir der Musik, bis eine Tonfolge die 15:00 Uhr Nachrichten ankündigt.

 

„Willkommen zu den 15:00 Uhr Nachrichten, liebe Zuhörer! Hier spricht ihr Lieblingsradiosprecher, Daniel, und ich habe gleich gute Neuigkeiten: Einige Team Rocket-Mitglieder sind nahe des Felstunnels in Kanto von Noah und der Rockey Spezialeinheit besiegt und verhaftet worden. Die Verhöre weisen allerdings auf eine weit gestreute Organisation hin, deren Pläne noch lange nicht durchkreuzt sind. Die in Azalea City gesichteten Mitglieder sind weiterhin auf freiem Fuß, wurden aber ein zweites Mal in den Alph-Ruinen nahe Viola City-“

 

Ich schaue hysterisch zu Louis, dessen Mund offen steht. Er hat Holly wie angekündigt wegen Ruths Telefonnummer kontaktiert und ihr bei der Gelegenheit von Mel und Teal berichtet, aber ich habe nicht erwartet, dass diese Informationen so schnell an die Öffentlichkeit gelangen würden.

Während Daniel über die wachsenden Bikerprobleme westlich von Teak City und die im November anstehenden Pokémon-Ausstellung auf der M.S. Love berichtet, unterdrücke ich ein Zittern.

Wenn Mel und Teal die Nachrichten hören, werden sie wissen, dass wir überlebt haben. Niemand sonst weiß von ihrem Auftauchen an den Ruinen, außer Prof. Stein.

„Sie werden uns suchen“, flüstere ich und Louis stöhnt.

„Ich hätte Holly nichts sagen sollen…“, knurrt er frustriert und fährt sich durchs Haar. „Sie hat mich ausgequetscht, Abby, ich schwöre es!“

„Es ist nicht deine Schuld“, erwidere ich und schaue zurück zum Radio. „Holly hätte die Informationen nicht rausgeben dürfen. Hoffen wir, dass sie immerhin Ruth erreicht hat.“

 

„-stürmischer. Der Sommer ist nun endgültig vorbei, aber ab Oktober werden die Kältefronten wieder von mehr Sonnenschein begleitet sein. Bis dahin heißt es: Ausharren. Das war das Wetter, aber schalten sie noch nicht ab, denn nach den diesjährigen Sommerhits erwartet sie PCN´s Live Podcast mit Alfred Phirello und Jessy Hawk und der lohnt sich dieses Mal für alle Pokémonfans, die es kaum noch bis zur Championship erwarten können!“

 

Louis steht auf und macht Anstalten zu gehen, aber als ich mich nicht vom Fleck rühre, hält er inne. „Kommst du?“

„Machst du Witze?“, frage ich. „Alfred und Jessy sind gleich Live, das lasse ich mir doch nicht entgehen!“

Pflichtbewusst setzt Louis sich wieder zu mir auf den Fußboden. Aus dem Radio klimpern die beliebtesten Lieder der vergangenen Saison und ich denke wehmütig an die sonnigen Tage im August zurück. Hoffentlich wird es nicht zu kalt, bevor ich mein erstes Gehalt bekomme. Ich muss mir noch zu viele Dinge kaufen, die nicht warten können.

Gegen halb vier verklingt die Musik und ein breites Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht. Ich schaue aufgeregt zu Louis hinüber, der nur verständnislos den Kopf schüttelt, dann geht es los.

 

„3. 2. 1. Go! Hallo, meine lieben Zuhörer! Ich bin Alfred…“

„…und ich bin Jessy. Willkommen bei unserem Live Podcast am Montagnachmittag. Ich kann es gar nicht mehr erwarten, du, Alfred?“

„Oh nein, ich bin schon ganz außer mir vor Aufregung!“

„Was steht heute auf unserem Programm?“

„Eine hervorragende Frage, die ich sofort beantworten werde, sobald wir diese ausgewählten Radiobriefe vorgelesen haben. So wie jeden Montag werden wir drei Briefe verlesen, die uns zugesendet wurden und hoffen, dass sie den oder die Richtige erreichen. Jessy, wärst du so gut?“

„Natürlich. Unser erster Brief ist von Natascha aus Ebenholz City. »Liebes PCN-Team, ich wohne in Ebenholz City und kann aus beruflichen Gründen kein Dragonir fangen. Ich möchte aber unbedingt eines haben und würde dafür gerne mein Dodri eintauschen. Bitte verlest meine Nachricht, damit ich mir endlich meinen Traum erfüllen kann.« Na, das nenne ich Leidenschaft!“

„Also ihr Trainer da draußen, wenn ihr zufällig ein Dragonir übrig habt und auf der Suche nach einem Dodri seid, dann stattet Natascha in Ebenholz City doch mal einen Besuch ab.“

„Was haben wir noch, Alfred?“

„Der zweite Brief kommt von Natalie aus Orania City. Sie schreibt: »Sehr geehrtes PCN, meine Tochter ist vor etwa einem Monat von zu Hause abgehauen und ich weiß nicht, wo sie ist. Bitte helft mir, meine Abbygail zu finden, ich bin schon ganz krank vor Sorge.« Tja, liebe Natalie, so ist das mit den Kindern, sie machen, was sie wollen. Ich glaube aber, ihre Tochter wird sich durchschlagen, wo immer sie ist. Und an Abby, denn ich bin sicher, dass du zuhörst, melde dich doch etwas öfter bei deiner armen Mama.“

„Der dritte Brief ist von-“

 

Ich stöhne laut und reibe mir die Schläfen. „Das ist nicht ihr Ernst…“, murmele ich verzweifelt, dann raufe ich mir durchs Haar und stoße ein wütendes Argh aus. „Das ist das Peinlichste, was mir je in meinem Leben passiert ist.“

Louis grinst nur schamlos und ich schlage nach ihm. Er weicht geschickt aus. „Ich find´s niedlich“, sagt er und ich schüttele fassungslos den Kopf.

 

„-geholfen. Aber nun zu unserem eigentlichen Thema des Tages. Sie haben gewählt, liebe Zuhörer und das Thema, für das ganze 74% von Ihnen gevotet haben, heißt…“

„Vorbereitung der Favoriten!“

„Ein wundervolles Thema, Jessy, ich bin gerührt. Als hätte man meine Gedanken gelesen.“

„Fangen wir an! Richard Lark unterwirft sich gerade einem frostigen Training in den Seeschauminseln, will aber gleich nach der diesjährigen Championship die achte Arenaleiterin Claire herausfordern und seinen letzten Orden erringen. Genevieve Kellers Aufenthaltsort ist derzeit nicht bekannt, sie scheint aber in Johtos Kampfzone gesichtet worden zu sein, so wie auch nahe der Siegesstraße.“

„Wie sieht es mit Raphael Berni aus, Jessy?“

„Raphael hat sich klammheimlich aus dem Staub gemacht, aber inzwischen haben wir Informationen erhalten, laut derer er in Hoenn sein Team trainiert. Auch er will jedoch pünktlich zur Championship zurück sein.“

„Sie können es sich wahrscheinlich denken, liebe Zuhörer, aber von Zacharias Stray fehlt jede Spur. Wenn sie ihn zufällig sichten, melden sie sich bei uns, wir sind für alle Hinweise dankbar.“

„Sein Name macht ihm alle Ehre, nicht wahr, Alfred?“

„Allerdings. Dabei sollte er leicht zu erkennen sein. Pechschwarzes Haar, eisblaue Augen, blasse Haut, das Gesicht eines Gotts, sie können ihn nicht übersehen!“

 

Wir lauschen auch dem Rest des Podcasts, aber mehr Informationen über die derzeitigen Aufenthaltsorte werden nicht preisgegeben und ich frage mich, ob Raphael sich jetzt auch in Hoenn verkleiden muss, um nicht von Reportern belästigt zu werden.

Aber ich bin lieber der Jäger als der Gejagte. Ich muss nur noch einen Einstieg ins Business finden, dann kann es losgehen.

Als ich schließlich aufstehe, sind meine Beine steif und mein Po platt gesessen. Louis geht es nicht besser, er stöhnt und schimpft und massiert seine eingeschlafenen Waden.

Ich lache.

 
 

ooo

 

„Alle mal aufpassen!“, rufe ich am Dienstagmittag und winke meine Kleingruppe von elf Schülern zu mir. Klasse B ist älter als Olivers, aber als sie Gott sehen, laufen sie aufgeregt zu mir.

Eine Entwicklung sieht man eben nicht jeden Tag.

Gott greift seinen Gegner, ein kleines Taubsi, mit einem kraftvollen Ruckzuckhieb an, sein kleiner blaugrüner Körper schießt durchs hohe Gras, nur um einen Sekundenbruchteil später gegen Taubsi zu prallen.

Das Taubsi wimmert und fiept, dann sackt es bewusstlos ins Gras und ich laufe aufgeregt zu Gott hinüber, der sich auf seine Hinterbeine gesetzt hat und mich anschaut. Seine Rückenflamme lodert auf, dann beginnt er, zu leuchten.

Sein Körper streckt sich, die Gliedmaßen wachsen und die lange Schnauze verkürzt sich. Als das Licht in feinen Schuppen von Gott abfällt, steht ein frisch entwickeltes Igelavar vor mir.

Seine Größe hat sich verdoppelt und er schaut mich mit Augen wie schwarze Kohlen an.

Ich gehe neben ihm auf die Knie und streiche ihm über den Kopf. „Gut gemacht, Partner“, flüstere ich und Gott fiept, seine Stimme jetzt etwas tiefer. Er klingt sehr zufrieden.

 

Nachdem ich mich um zwei Uhr von Frau Lock und der Schulklasse trenne, um Louis zu suchen, klingelt plötzlich mein Handy. Immer noch auf der Straße stehend, lege ich das Telefon schnell an mein Ohr und lehne mich gegen eine Hauswand.

„Hallo?“, frage ich misstrauisch.

„Hi Abby“, begrüßt Maya mich knapp.

„Was gibt´s?“

„Ich dachte, es interessiert dich vielleicht, dass Team Rocket wieder gesichtet worden ist“, sagt sie kühl und ich packe mein Handy automatisch fester.

„Wo? Wann?“

„Gestern, hier in Marmoria. Du warst letztens ziemlich scharf auf die Details, deswegen dachte ich, ich sage Bescheid, bevor du mich wieder täglich ausquetschst. Wahrscheinlich kommt es bald in den Nachrichten.“

„Was ist passiert?“, frage ich und lehne mich gegen eine kalte Hausfassade. Gott setzt sich auf seine Hinterbeine und schaut mich fragend an.

„Ich bin nicht sicher“, gesteht Maya. „Ich war mit meinem Team im Mondberg Fossilien ausgraben und habe in einem der Hauptgänge Pause gemacht. Dann habe ich ein Geräusch gehört, mich umgedreht und einen Jungen ganz in Schwarz gesehen. Er ist sofort hinter der nächsten Ecke verschwunden. Ich habe die Polizei gerufen, aber außer neuen Löchern haben die nichts gefunden.“

„Ein Junge…“, murmele ich nachdenklich. „Wie alt, was schätzt du?“

„Du fragst Sachen, Abby, ohne Mist.“ Maya schweigt einen Moment. „Keine Ahnung, vielleicht so fünfzehn, sechzehn? Ich hab ihn nicht gut gesehen, aber für einen Erwachsenen war er zu klein. Könnte dieser ominöse Jugendliche sein.“

Fünfzehn.

Ich habe immer noch niemandem von der Identität des jungen Rocket Mitglieds berichtet, aber vielleicht ist das meine Chance. Wenn ich mehr über diesen Dark erfahre, werde ich vielleicht eine richtig gute Story kriegen. Immerhin scheint er der Sohn dieses Atlas zu sein.

„Danke für die Information“, sage ich. Dass Maya sich freiwillig bei mir meldet, hätte ich nie erwartet, aber ich bin sehr froh über diese neue Quelle.

„Was auch immer“, erwidert Maya mürrisch. „Ich melde mich, wenn etwas passiert, also erkundige dich bitte nicht mehr dauernd bei mir, okay?“

„Versprochen“, sage ich grinsend, dann legt Maya auf.

Ich stecke mein Handy wieder ein und mache mich auf den Weg zu Louis, der mit Harley zurück auf Route 32 gegangen ist. Seit sie Giftpuder erlernt hat, fällt ihm das Training auf Route 31 zu leicht.

 

Ich finde Louis nicht weit von der Stadt entfernt, nahe der Stelle, wo er von dem Trainer mit Lederjacke in den Boden gestampft wurde.

Harley windet sich im Wind, die Wurzeln in der Erde verankert und weicht den Attacken des gegnerischen Rattfratz mühelos aus. Louis sitzt zwei Meter entfernt auf einem breiten Stein und beobachtet gelangweilt das Geschehen.

„Hey!“, rufe ich ihm zu und als er den Kopf hebt, wird seine griesgrämige Miene durch ein breites Lächeln mit Zahnlücke ersetzt und er rutscht zur Seite, um mir auf dem Stein Platz zu machen.

„Glückwunsch“, sagt er und nickt in Richtung Gott, der mit angelegten Ohren am Fuß des Steins sitzen bleibt und ihn misstrauisch beobachtet. Er ist wirklich nicht gut auf andere Menschen zu sprechen. Gestern Nacht haben er und Sku sich wieder angefaucht, bis Sku den Dominanzkampf mit einem abgeschwächten Schlitzer beendet hat. Noch ist sie stärker, aber Gotts Training geht zügig voran und ich bezweifle nicht, dass er schon bald eines meiner stärksten Pokémon sein wird.

„Wie läuft das Training?“, frage ich Louis und er zuckt die Achseln.

„Harley ist nicht wirklich schnell, aber ihre Attacken sind ziemlich stark und sie weicht gut 50% aller gegnerischen Angriffe aus. Aber außer neuen Pudern hat sie noch nichts gelernt.“

„Welcher Level ist sie?“

„Keine Ahnung, du hast den Pokédex“, erwidert Louis und erteilt Harley den Befehl zu einem Rankenhieb.

 

Laut Pokédex ist Harley inzwischen auf Level 16 und bis wir uns am späten Nachmittag auf den Rückweg zu Heikes Haus machen, erreicht sie Level 17 und erlernt Stachelspore. Jetzt mit drei Statusattacken ausgestattet, ist sie nicht zu unterschätzen.

„Du könntest den Knofensaturm herausfordern“, meine ich, als wir an diesem Abend in unseren Schlafsäcken liegen und leise miteinander reden. „Harley würde alle platt machen.“

„Wahrscheinlich“, erwidert Louis, aber seine Stimme klingt nachdenklich. „Was denkst du ist dieses Item, von dem Mathilda geredet hat?“

„Wenn du mich fragst, weiß sie das selber auch noch nicht“, sage ich und Louis gluckst.

„Kann gut sein.“

„Aber wenn du gegen diesen Weisesten gewinnst, wirst du es erfahren.“ Ich drehe den Kopf und schaue zu ihm hinüber. Eins von Louis´ Augen ist bereits geschlossen. „Danach kannst du immer noch weiter trainieren.“

Louis nickt müde und gähnt. „Vielleicht hast du Recht…“, murmelt er schlaftrunken.

Ich schaue wieder an die Decke.

Ich öffne den Mund, um noch etwas zu sagen, da höre ich Louis´ leises Schnarchen und verstumme. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Kerstin-san
2017-04-08T14:26:08+00:00 08.04.2017 16:26
Hallo,
 
Alter, was ist das denn für ne unfreundliche Lehrerin? Ist ja nicht ihr Geld, mit dem Abby bezahlt wird. Hm, vielleicht empfindet sie Abbys Einstellung aber auch als Kritik an ihren eigenen Fähigkeiten, immerhin bringt die Direktorin ja damit zum Ausdruck, dass sie es alleine wohl nicht auf die Reihe bekommt. Unter dem Gesichtspunkt kann ich ihre Abneigung schon eher verstehen.
 
Ahhh, Oliver hat ein Voltilamm! *-* Ich will auch eins! Ich werd gerade echt nostalgisch. In der Wiese hab ich zu Beginn der Spiele auch imemr fleißig trainiert.^^
 
Hu, dass die Rockets aus der Berichterstattung schließen werden, dass Abby und Co überlebt haben ist sehr logisch. Bin gespannt wie Mel bei der nächsten Begegnung drauf sein wird. Die Sache mit den Leserbriefen fand ich witzig, auch wenn ich fand, dass der Brief von Abbys Mutter sehr flapsig (weiß nicht, ob das wirklich das richtige Wort ist). Aber dieses "abgehauen" empfand ich als sprachlich eher unschön. Abbys Mutter drückt sich ja eigentlich eher gewählt aus und "abgehauen" ist eben eher so Teenagersprache.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  _Risa_
2015-08-13T14:00:44+00:00 13.08.2015 16:00
>Neuigkeiten (Viele kleine Kinder)
Treffen Sie Abby nun endgültig bei "Junge Trainerinnen werden Mütter" wieder :o

>Gott läuft neben mir her.
Göttlicher Beistand!

>„Willkommen zu den 15:00 Uhr Nachrichten, liebe Zuhörer! Hier spricht ihr Lieblingsradiosprecher, Daniel, und ich habe gleich gute Neuigkeiten: Einige Team Rocket-Mitglieder sind nahe des Felstunnels in Kanto von Noah und der Rockey Spezialeinheit besiegt und verhaftet worden. Die Verhöre weisen allerdings auf eine weit gestreute Organisation hin, deren Pläne noch lange nicht durchkreuzt sind. Die in Azalea City gesichteten Mitglieder sind weiterhin auf freiem Fuß, wurden aber ein zweites Mal in den Alph-Ruinen nahe Viola City-“<
Ihr werdet berühmt! :D
Hm… TR steh ich jetzt doch irgendwie zwiegespalten gegenüber. Sie wirken zwar gefährlich, vor allem vergleichshalber zum Spiel, aber sie wirken doch nicht gefährlich genug, als dass jemand wirklich gefährdet wurde. *Hust* sie hätten ja Ruth doch umbringen können. XD

>Keins der Kinder besitzt einen der typischen Starter und ich bemerke, dass Gott genau beobachtet wird.
Du solltest beobachten, Gott. :o

>Ich stöhne laut und reibe mir die Schläfen. „Das ist nicht ihr Ernst…“, murmele ich verzweifelt, dann raufe ich mir durchs Haar und stoße ein wütendes Argh aus. „Das ist das Peinlichste, was mir je in meinem Leben passiert ist.“<
Das hast du davon! :D
Ich finde es gut, dass wir wieder etwas von ihrer Mutter hören. Die macht sich wirklich Sorgen, Abby, hab Erbarmen! ;(

Die Trainingssaison war ganz okay, im Sinne von gut geschrieben, aber leider interessiert mich sein Knofensa leider doch nicht genug xD

Antwort von:  yazumi-chan
13.08.2015 16:42
Abby hat das mit Absicht gemacht, damit sie immer göttlichen Beistand hat ;)
Von ihrer Mutter gibt es noch viel zu hören, keine Sorge xD Ich sagte ja bereits, dass Viola leider etwas dahindümpelt :/ Ich werde einige Sachen kürzen, wenn ich die ganze Fanfiction abgeschlossen habe.
Von:  ZombieBabyHitlar
2015-07-20T23:03:18+00:00 21.07.2015 01:03
Das ist so ziemlich die erste Story, die ich lese, wo Gott an Gewicht zulegt und das noch i-wie Sinn macht

Wie immer viel Kleinkram, positiv zu erwähnen sind die random Nachricht ihrer Mutter im Radio (da hab ich sogar kurz grinsen müssen) und die Lehrerin, die (wie ich auch) findet dass Abbys Einstellung die reinste Geldverschwendung des Systems ist

Ansonsten wunder ich mich, ob nicht jemand anderes dem Fernsehsender von ihrer Alph-Ruinen-Aktion erzählt hatte. Holly wirkt nämlich nicht wirklich wie der Mensch, der seine Arbeit nicht ernst nimmt. Maisy vllt (omg, die Idee das sie plotrelevant sein könnte... my mind would be blown)

Achja und Training... Juhu xD

Antwort von:  yazumi-chan
21.07.2015 01:05
Holly hat es an andere Polizisten weitergegeben und die haben sich dann verplappert. Maisy war es ganz sicher nicht xD
Von: abgemeldet
2015-04-24T05:16:45+00:00 24.04.2015 07:16
"verhaftet worden.Die Verhöre" -> Du solltest ein ernstes Wörtchen mit deiner Leertaste führen xD

"Arenaleiterin Claire herausfordern" Öhm ... o.o Hat Sandra ihren Posten abgegeben oder hast du ausversehen ihren englischen Namen benutzt? (Wobei sie da trotz allem nur "Clair" heißt, glaub ich)
"dass [Gott] schon bald eines meiner stärksten Pokémon sein wird." Vermutlich wird er einer der stärksten drei sein ;)

He he, kleinen Kindern beibringen, wie man unschuldige Tiere verprügelt xD Das ist Schulunterricht nach meinem Geschmack XD Find's cool, dass Feurigel sich schon entwickelt hat :) Die Entwicklungsreihe gehört zu meinen Lieblingen in Pokémon, auch wenn ich es schade finde, dass Tornupto keinen Zweittypen hat. Boden hätte ihm wirklich gut gestanden - dann wäre er zwar megaanfällig gegen Wasser, aber sein Erdbeben würde noch viel mehr reinhauen :D
Antwort von:  yazumi-chan
24.04.2015 18:27
Ja, Tornupto mit Erdbeben Stab... Puh xD Das wär natürlich super :D Nein, Sandra ist Sandra und Claire ist Claire :) Sie wurde in Kapitel 6 als die neue 8. Arenaleiterin von Kanto vorgestellt, wo sie Blue ersetzt hat, weil der lieber forscht, als kleinen Kindern ihre Träume zu zerstören ;D
Antwort von: abgemeldet
24.04.2015 20:16
Ah, okay XD Vergessen^^'' Ich glaub ich hab damals schon an Clair =|= Claire gedacht xD
Von:  Kalliope
2015-02-20T16:48:00+00:00 20.02.2015 17:48
Ich bin ehrlich: Ich finde Feurigels Spitznamen sooo furchtbar! Kann mich einfach nicht dran gewöhnen.
Antwort von:  yazumi-chan
20.02.2015 18:44
xDD Bei mir hat das auch eine Weile gedauert. Ich hoffe, du gewöhnst dich irgendwann an ihn, ich benutze in dieser Fanfic nämlich gerne schlimme/ungewöhnliche Spitznamen :D


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