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Abbygails Abenteuer

Road to Lavandia
von

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Steinerner Beistand (Blick in die Vergangenheit)

Das Waldesufer entpuppt sich als seicht abfallender Hain, der von Lichtungen und zahlreichen kleinen Bächen durchzogen ist. Ein leiser Wind weht und ich fröstele, als wir in den Schatten der Bäume treten. Das Moos federt unter unseren Schuhen und der Gesang eines einzelnen Pummeluffs schwebt zu uns herüber und macht uns schläfrig.

„Auf welche Pokémon hast du es hier abgesehen?“, frage ich Louis, um die betörende Melodie auszublenden.

„Es soll hier Dratini geben“, sagt er, aber das klingt nicht so, als rechne er wirklich damit, eines zu Gesicht zu bekommen. „Ein Zwirrlicht wäre auch cool.“

„Dafür müssten wir nachts herkommen“, sagt Holger. „Ich habe noch nie davon gehört, dass ein Zwirrlicht tagsüber gesichtet wurde.“

„Schade.“

Auch wenn Louis keine große Auswahl an Pokémon findet, genießen wir den Spaziergang. Der weiche Waldboden ist sehr viel fußfreundlicher als die Steine und Felsbrocken der anderen Areale und ich merke, wie meine Energie langsam zurückkehrt.

Manchmal glaube ich, ein Geräusch hinter uns zu hören, aber außer den Steinen, die verstreut zwischen den Wurzeln liegen, kann ich nichts ausmachen.

Während wir durch den Wald laufen, begegnen wir einem Pachirisu, das über das Geäst über unseren Köpfen klettert und finden ein Kramurx, das Louis vorsichtshalber fängt.

Auch wenn er kein Stollunior oder Rihorn gefangen hat, über zu wenige Neuzugänge kann er sich nicht beklagen.

Plötzlich ertönt vor uns im Gebüsch ein Rascheln. Ich kneife die Augen zusammen, kann aber nichts erkennen. Der Strauch bewegt sich erneut – und dieses Mal fallen einige welke Blätter zu Boden. Zwischen den nun kahlen Zweigen erkenne ich eine Farbe.

Gelb.

Mein Herz setzt einen Schlag aus, als das Hypno sich langsam aus dem Gebüsch bewegt und mit trägen Schritten in unsere Richtung kommt.

„Was hältst du davon, Louis?“, fragt Holger. „Ein Psychotyp wäre doch… Louis?“

Ich drehe den Kopf in seine Richtung.

Louis Gesicht ist aschfahl, seine Hände zittern und er macht einen Schritt nach hinten, bevor er stolpert und auf den Hintern fällt.

„Mach es weg…“, flüstert er, so leise, dass ich ihn fast nicht verstehe. „Bitte, mach es weg…“

„Was hat er?“, fragt Holger und schaut panisch zu Louis.

„Trauma“, sage ich, ohne darüber nachzudenken. Es ist das einzige Wort, das mir so schnell einfällt, und im Grunde ziemlich passend.

Holgers Hand schießt automatisch zu seinem Safariball, in dem sich sein Nidoking befindet, doch noch bevor es rufen kann, rollt ein Stein an uns vorbei, nimmt Fahrt auf und trifft das Hypno mit voller Wucht. Es stolpert zurück, mehr verwirrt als ernsthaft verletzt und betrachtet den weiter rollenden Stein argwöhnisch.

Ich gehe neben Louis auf die Knie und halte beruhigend seine Schultern fest. Wo meine Hände seine nackte Haut streifen, ist er schweißgebadet und eiskalt.

Der Stein wird schneller und kullert erneut auf das Hypno zu, dieses Mal macht die Attacke mehr Schaden und das Psychopokémon kontert mit einem einzelnen Schlag seiner flachen Hand, der das Steinpokémon jedoch nicht mal aus der Bahn wirft.

Holgers Hand ist gesunken und genau wie wir beobachtet er gebannt den Kampf der beiden wilden Pokémon.

Als die Steinkugel jetzt auf das Hypno zuschießt, spritzen Grasbüschel und kleine Steinchen zu beiden Seiten weg und das gelbe Pokémon hebt abwehrend sein Pendel zu einer Konfusion. Sein kugeliger Gegner wird langsamer, scheint gegen eine unsichtbare Barriere anzukämpfen und mit jeder Sekunde weiter geschwächt zu werden, bricht aber plötzlich durch die Psychoattacke hindurch, wird durch den Schwung in die Höhe katapultiert und trifft Hypno mit seiner Walzerattacke mitten ins rüsselige Gesicht.

Wie von einem Schlaghammer getroffen, reißt die Attacke das Hypno fast zwei Meter nach hinten, bis es mit dem Rücken gegen einen Baum prallt und ein Stöhnen von sich gibt. Es klappt regungslos in sich zusammen.

Das Steinpokémon nimmt unterdessen immer mehr Fahrt auf und bohrt sich nahezu in den Waldboden, bevor es sich mit Schwung rückwärts katapultiert, sich im Fall dreht und seine Arme ausbreitet.

Das Kleinstein landet vor unseren Füßen und hebt eine seiner Fäuste triumphierend in die Höhe, dann krabbelt es zu Louis und macht es sich auf seinem Schoß gemütlich.

Louis starrt das besiegt Hypno an und senkt dann seinen Blick auf das Kleinstein auf seinen Beinen.

Als er spricht, ist seine Stimme noch ein wenig zittrig, aber er wirkt entspannter als zuvor. „Bist du das Kleinstein von vorhin?“, fragt er. Das Kleinstein hebt eine drohende Faust, dann gibt es ein Keckern von sich und klopft Louis mit der steinernen Hand auf die Schulter.

„Danke“, sagt Louis, sichtlich überrumpelt. „Du warst ziemlich gut.“

„Er war genial“, sage ich und tätschele den Kopf (oder Körper?) des Kleinsteins. Es badet sich in meinem Lob. „Gegen ein entwickeltes Psychopokémon zu gewinnen ist nicht leicht. Hast du Einigler benutzt?“

Das Kleinstein zuckt die Achseln, aber anders kann ich mir den Sieg des Gesteinpokémon nicht erklären. Es muss uns als Stein getarnt den gesamten Weg gefolgt sein.

„So etwas habe ich auch noch nicht erlebt“, verkündet Holger und kommt zu uns herüber. „Geht es dir gut, Louis? Soll ich den Notdienst kontaktieren?“

„Nein, alles in Ordnung.“ Er kratzt sich verlegen an der Nase. „Ich hab ein paar schlechte Erfahrungen mit einem Hypno gemacht, das ist alles.“ Er wirft mir einen Blick zu und ich nicke wissend. Ich musste gegen Hypno kämpfen, aber es war Louis, der verschleppt und mit Alpträumen geplagt wurde.

„Kriegen wir jetzt Ärger?“, frage ich und deute in Richtung Hypno.

Er schüttelt den Kopf. „Das war ein Kampf zwischen wilden Pokémon. Ihr hattet keinen Einfluss darauf. Allerdings muss ich das Kleinstein in sein Areal zurückbringen. Wir dürfen keine Vermischung der Lebensräume erlauben.“

Das Kleinstein zuckt zusammen und hangelt sich an Louis entlang, bis es über seinen Schultern hervorlugt.

„Ich schulde dir wohl was“, sagt Louis und schielt zu dem Pokémon. „Irgendwelche Wünsche?“

Das Kleinstein gibt ein zustimmendes Grummeln von sich, dann greift es nach einem von Louis noch nicht benutzten Safaribällen und lässt ihn in seinen Schoß fallen. Sehr subtil.

Louis zögert. Seit wir uns auf den Weg gemacht haben, hat er mehrmals beteuert, auf keinen Fall ein Kleinstein haben zu wollen. Ich schmunzele und muss an Hunter denken. Manchmal wird einem die Entscheidung eben auch abgenommen.

„Ich finde, du solltest ihm eine Chance geben“, sage ich. „Er hat dich immerhin verteidigt und ist uns die ganze Zeit gefolgt.“

„Immer diese Stalker…“, murrt Louis, ringt sich aber zu einem breiten Grinsen durch und hebt den Safariball in die Höhe. Das Kleinstein ballt eine steinerne Faust und drückt sie dagegen, dann umschließt ihn rotes Licht und er verschwindet in dem Ball.

„Das war Nummer sechs“, sage ich und helfe Louis auf. „Glückwunsch zum vollständigen Team.“

„Tatsächlich?“, fragt Holger begeistert. „Dann auch von mir Glückwünsche. Du musst dich toll fühlen!“

„Ja.“ Louis schaut auf das besiegte Hypno und erschaudert. „Ganz toll.“

 

Am Ausgang überreicht Holger mir eine Plastiktüte, die zugeschweißt ist. Ich schaue ihn verwundert an.

„Ein Maulkorb für dein Igelavar“, sagt er. „Ich weiß, dass dir das befremdlich vorkommen muss, aber dein Pokémon wird es dir sicher danken. Wenn du Angst hast, ihn zu rufen, wird ihn das nicht glücklicher machen.“

Nachdenklich betrachte ich die Tüte, dann nehme ich sie entgegen. „Kostenlos?“, frage ich vorsichtshalber nach. Er nickt.

„Wir haben hunderte davon im Lager.“

Wir verabschieden uns und machen uns im dämmrigen Abendlicht auf den Rückweg zum Pokécenter.

Während Louis am Computer arbeitet und sich von Schwester Joy erklären lässt, wie er Zugriff auf gelagerte Pokémon bekommt, setze ich mich an einen der Tische und schreibe Raphael eine SMS.

Bin mit Louis in der Safari-Zone in Johto. Der Ranger hat mir einen Maulkorb für Gott gegeben. Sinnvoll???

Keine fünf Minuten später erreicht mich seine Antwort.

Ist er so bissig? Vielleicht keine schlechte Idee, sprich aber mit Gott darüber, damit er nicht glaubt, du vertraust ihm nicht. Ich werde auch bald die Safari-Zone in Fuchsania City besuchen. Zumindest, wenn ich gegen Claire gewinne.

Ich drehe nachdenklich den versiegelten Beutel in meinen Händen. Vielleicht hat Raphael Recht und ich sollte mit Gott darüber reden. Wenn er die Alternative kennt, hält er sich ja vielleicht doch zurück. Aber wenn ich so darüber nachdenke, hat er nie jemanden gebissen, der mich nicht vorher angegriffen hat.

Halte nach einer Elizabeth Ausschau, schreibe ich schnell zurück. Die soll eine verdammt gute Rangerin sein. Drücke dir alle Daumen für Donnerstag. Du schaffst das!

Ich packe mein Handy wieder ein und warte geduldig, bis Louis schließlich mit einem Teller Sandwiches zu unserem Tisch zurückkommt.

„Die gehen auf mich“, sagt er und schiebt den Teller in die Mitte. „Dieses Lagerungszeug ist ja mal total kompliziert. Aber ich habe Mama das Knospi zugesendet, das ist schon Mal was.“

„Da wird sie sich  freuen“, sage ich und bediene mich an dem gesponserten Abendessen. „Wen hast du jetzt in deinem Team?“

„Winry, Ethan und Harley, dann Girafarig, Kleinstein und das Makuhita.“

Ich grinse breit. „Klaus?“

„Er heißt nicht Klaus, Abby!“, sagt Louis genervt und wirft einen Brotkrümel nach mir. Er prallt von meiner Stirn ab und rutscht unter meinen Pulli. Louis grinst mich unverschämt an.

„So willst du also spielen, ja?“, frage ich bedrohlich. „Dann mach dich auf was gefasst.“

 

„Das war lustig“, sagt Louis, als wir gemeinsam Richtung Route 48 schlendern und uns gegenseitig Brotstücke und Salatfetzen aus den Haaren pflücken. „Sinnlos, kindisch und verschwenderisch, aber lustig.“

„Ich muss eine Krisensitzung mit Gott abhalten“, sage ich. „Kommst du mit deinen Neueinsteigern für ein paar Minuten alleine klar?“

„Was glaubst du denn?“

Wir erreichen die Wiese etwa zehn Minuten später. Inzwischen ist es dunkel, aber der Himmel ist wolkenlos und so hoch auf der Insel sind die Sterne und der Mond gut sichtbar und spenden kühles Licht.

Ich lasse mich auf der kleinen Brücke nieder und beobachte Louis, der ein Stück weiter geht und dort sein erstes neues Pokémon zur Begrüßung ruft, gefolgt von seinen Startern.

Ich lege den verpackten Maulkorb neben mich und wiege Gotts Finsterball nachdenklich in den Händen, dann gebe ich mir einen Ruck und rufe ihn.

Gott materialisiert sich in einem gleißend roten Lichtschauer und schaut sich misstrauisch um. Als er außer mir und Louis niemanden in der Nähe wahrnimmt, entspannt er sich sichtlich und setzt sich auf die Hinterläufe.

„Wir müssen reden“, sage ich. Er legt den Kopf schief. Ich hole tief Luft und zeige ihm den Maulkorb. Augenblicklich legt er seine Ohren an und knurrt.

„Ich will ihn dir auch nicht anziehen“, sage ich. „Aber wenn du weiterhin so aggressiv bist, habe ich keine Wahl. Du hast schon mehrmals Menschen gebissen.“

Gott schaut mich vorwurfsvoll an und für einen Moment habe ich das gleiche Gefühl wie mit Sku. Als könnte ich seine Gedanken erahnen.

Ich habe dich beschützt, scheint er zu sagen.

„Ich weiß“, stimme ich zu. „Aber du bist nicht unbedingt umgänglich, nicht Mal mit meinen Freunden. Und ich habe Angst, wie du dich nach deiner Entwicklung verhalten wirst.“

Gott legt sich flach auf den Bauch und schielt zu Louis hinüber, der sich allem Anschein nach zu einem Armdrückwettbewerb mit Kleinstein hat breitschlagen lassen. Seine Rückenflamme erlischt zu einem sachten Glühen und er reibt seinen Kopf an mein Bein.

„Mach es mir nicht so schwer…“, stöhne ich und kraule ihn hinter den Ohren. „Ich weiß, dass du mich immer beschützt hast, aber vielleicht können wir den Maulkorb benutzen, wenn wir mit vielen Menschen unterwegs sind. Wäre das in Ordnung?“

Gott winselt und schaut zu mir auf.

„Schau mich nicht so an“, sage ich. „Heute hast du es schon wieder gemacht. Holger ist der netteste Mensch, der mir seit langem untergekommen ist und du hast ihn behandelt wie einen Schwerverbrecher!“

Gott legt den Kopf schief, dann fletscht er die Zähne und schaut zurück in Richtung Safari-Zone.

„Da, schon wieder. Nur der Gedanke an ihn macht dich rasend.“

Gott nickt und scheint sich dabei nicht im Geringsten irgendeiner Schuld bewusst zu sein.

„Was mache ich nur mit dir…“, murmele ich und schaue Gott lange an. Dann kommt mir ein Gedanke. „Du beißt nur, um mich oder meinen Besitz zu schützen, richtig?“, frage ich nach. Gott nickt.

„Hättest du Holger gebissen, wenn ich dich nicht zurück gerufen hätte?“

Gott knurrt leise. Wahrscheinlich war er kurz davor.

„Aber warum?“, überlege ich laut. „Warum wolltest du ihn beißen? Er wollte mir schließlich nicht schaden, im Gegenteil.“

Gott schüttelt den Kopf.

„Nicht? Er wollte mir schaden?“ Sein Rücken lodert auf.

„Ich verstehe dich nicht. Mann, warum gibt es keine Pokémon-Dolmetscher!“ Wütend schaue ich zu Louis hinüber, der immer noch mit Kleinstein beschäftigt ist und sich vor Lachen beinahe kugelt. Ich schmunzele. Da haben sich wohl wirklich zwei gefunden.

Gott kratzt an meinem Bein und ich wende meine Aufmerksamkeit wieder ihm zu.

„Wenn ich wüsste, nach welchen Kriterien du vorgehst, wäre mir schon sehr geholfen. Also gut, spielen wir ein Spiel.“ Ich setze mich im Schneidersitz hin und stelle Gott vor mich. „Ich bin Abby. Wie reagierst du?“

Gott legt sich auf seinen Bauch und gibt ein wohliges Grummeln von sich. Er ist völlig entspannt. Als ich meine Hand ausstrecke, lehnt er sich dagegen und lässt sich streicheln. Zufrieden nicke ich.

„Ich bin ein guter Freund von Abby. Wie reagierst du?“

Gott setzt sich auf und schaut mich misstrauisch an, knurrt leise, gibt aber sonst kein Zeichen der Feindseligkeit von sich. Als ich meine Hand ausstrecke, weicht er zwar zurück, greift aber nicht an und lässt den Hautkontakt sogar zu.

„Okay. Jetzt bin ich ein Fremder.“

Gott faucht leise und sein Rückenfeuer lodert auf. Als ich meine Hand ausstrecke, schnappt er danach, lässt aber ab, sobald ich mich zurückziehe.

„Okay, wir kommen der Sache näher“, sage ich, glücklich über den Erfolg des Experiments. Wenn ich lerne, wie Gott auf Menschen reagiert, wird mir das nicht nur helfen, ihn besser zu verstehen, er könnte auch wie eine Art Frühwarnsystem fungieren.

„Ich bin ein Feind, oder ein Mitglied von Team Rocket und tue Abby vorerst nichts.“

Gotts Rückenflamme lodert zu voller Kraft auf, er bleckt seine Zähne, zieht seine Lefzen hoch und geht in Angriffsstellung. Sein Knurren ist beängstigend. Dieses Mal wage ich nicht mal, meine Hand nach ihm auszustrecken.

„Ich will Abby weh tun oder habe ihr bereits weh getan“, sage ich tonlos. Ich habe den Satz kaum zu Ende gebracht, da springt Gott mir an die Kehle.

Für eine Sekunde glaube ich wirklich, er wird mich umbringen, aber ich spüre keinen Schmerz, nur ein leichtes Ziepen. Seine Krallen sind in meinen Pulli gebohrt, sein Maul geöffnet und seine Zähne streifen meinen Hals, aber er beißt nicht zu. Schließlich lässt er ab und rollt sich entschuldigend in meinem Schoß ein.

Nachdenklich streiche ich über Gotts Kopf, den Maulkorb für´s erste vergessen. Ich weiß nicht, was mich mehr beunruhigt.

Dass Gott bereit ist, zu töten, um mich zu verteidigen oder dass er auf Holger nicht wie auf einen Fremden reagiert hat, sondern wie auf einen Feind.

 

Nach dem Gespräch geselle ich mich zu Louis, um dessen Hals Kleinstein hängt und leise schnarcht.

„Glen ist cool“, sagt Louis auf meinen fragenden Blick hin. „Ich bin diese ganze Sache ziemlich falsch angegangen, glaube ich. Es kommt nicht auf die Pokémonart an, sondern auf das einzelne Pokémon.“ Er seufzt und kratzt sich an der Nase. „Ich hab mich wie ein ziemlicher Idiot benommen, oder? Tut mir leid.“

„Ja, hast du“, gebe ich grinsend zu. „Willkommen zurück.“ Dann deute ich auf die beiden verbliebenen Bälle in seinen Händen. „Wer ist als nächstes dran?“

Louis schweigt und schaut Winry und Harley hinterher, die etwas abseits Pirouetten drehen und zu tanzen scheinen. Ethan liegt in einem losen Halbkreis um uns herum, die großen Augen geschlossen.

„Ich denke, Makuhita ist die sicherere Wahl.“ Er ruft das pummelige gelbe Pokémon, das einen Kampfschrei von sich gibt und sich auf den Bauch trommelt.

„Hallo, Klaus“, sage ich fröhlich und gehe vor ihm in die Knie. „Pass gut auf Louis auf, ja?“

„Abby, hör auf mit dem Klaus-Zeug!“, ruft Louis panisch. „Was, wenn er denkt, so heißt er?“

„Aber so heißt er. Klaus Klaus Klaus Klaus Kla-“

Louis presst eine Hand auf meinen Mund, aber es ist zu spät. Das Makuhita nickt einmal energisch und gibt ein Geräusch von sich, das wie ein Osu klingt und verbeugt sich. Louis lässt seine Hand sinken.

„Komm her, Klaus“, sage ich und das Pokémon läuft freudig in meine Richtung. Ich grinse Louis schadenfroh an. „Ich gewinne.“

 

Nachdem sich alle von Louis´ Pokémon untereinander vertraut gemacht haben, machen wir uns auf den Rückweg. Nur das Girafarig, das Louis schon im Ball Gina getauft hat, wagt er nicht, zu rufen.

„Ich sollte ein paar von den Pokémon wieder freilassen, jetzt wo ich weiß, wer in meinem Team bleibt“, sagt er, als wir das Pokécenter betreten. „Aber das Kramurx behalte ich. Für den Fall, dass es mir Gina nichts wird.“

„Wie du meinst“, sage ich, insgeheim glücklich, dass er sich wieder gefangen hat. Der Louis in der Safari-Zone war mir ein bisschen unangenehm.

„Ah, Abby, da bist du ja“, ruft Schwester Joy mir zu. „Der Junge, Percy, hat dir eine Nachricht hinterlegt, bevor er abgereist ist.“

Ich nehme den Brief entgegen und öffne ihn, solange Louis noch mit dem Computer beschäftigt ist und die Pokémon zur Auswilderung freigibt.

 

Liebste Abby,

leider ruft meine Pflicht, daher kann ich nicht länger bleiben. Ich hoffe, du hast mich und dein Versprechen noch nicht vergessen. Ich lade dich zu unserem Date am 5. Dezember ein, um 12:00 Uhr vor dem Café.

Wenn du Sehnsucht nach mir hast, meiner Familie gehört die Apotheke in Anemonia City. Es ist die einzige weit und breit, du wirst keine Probleme haben, mich zu finden.

In ewiger Zuneigung, dein Percy

 

„In ewiger Zuneigung?“, fragt Louis, der in dem Moment neben mir auftaucht. „Wenn du auf sowas stehst…“

Ich strecke ihm die Zunge raus und stehe auf. „Wir sollten schlafen“, sage ich. „Morgen geht es zurück und ich will wenigstens den Kampf von Genevieve gegen Claire mitkriegen.“

 

Als wir frierend unser Lager unter den Nadelbäumen aufschlagen, legt Louis seinen Schlafsack direkt neben meinen.

„Was wir das, wenn´s fertig ist?“, frage ich belustigt.

„Körperwärme, Abby“, sagt er grinsend. „Es wird kalt heute Nacht.“

„Sicher…“

Ich rufe Sku und Gott und kuschele mich in meinen Schlafsack. Neben mir tut Louis das gleiche mit Winry, wodurch er den Reisverschluss kaum zu bekommt. Schließlich liegen wir dicht nebeneinander auf dem weichen Waldboden und atmen leise und regelmäßig. Bis Louis die Stille bricht, natürlich.

„Schläfst du schon?“

Ich gebe ein undefinierbares Murmeln von mir, öffne aber ein Auge und drehe den Kopf in seine Richtung.

„Weißt du, was mir aufgefallen ist?“, fragt er leise und dreht ebenfalls den Kopf. In Gotts flackerndem Feuerschein ist seine Haut fast orange, nur seine Augen sind blau wie immer. Mein Herz schlägt ein bisschen schneller.

„Was?“, frage ich heiser.

„Wenn ich eifersüchtig bin, werde ich unausstehlich.“

„Nur wenn du eifersüchtig bist?“, frage ich neckend und er lacht leise. Dann robbt er noch ein Stück näher, bis unsere Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt sind.

„Ich werde dich jetzt küssen“, sagt er, wie damals, auf Ethans Rücken, und wie damals setzt mein Herz einen Schlag aus. Hitze breitet sich in meinen Wangen und meiner Brust aus. Ich werde mich nie an dieses Gefühl gewöhnen.

„Du hast gesagt, dass es nicht funktionieren wird“, flüstere ich. „Du hast gesagt, du willst dich nicht weiter in mich verlieben.“

Er lächelt traurig. „Ich weiß.“

Dann küsst er mich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Kerstin-san
2017-04-15T12:53:57+00:00 15.04.2017 14:53
Hallo,
 
Pummeluffs! Ich muss spontan an den Anime denken, wo Pummeluff immer alle mit seinem schwarzen Edding angemalt hat, weil alle immer eingeschlafen sind und seine Gesangkünste gar nicht richtig gewürdigt haben xD Kramurx ist auch nicht schlecht schätze ich, Unlichtpokémon hatte ich zwar nie im Team, aber es sieht auf jeden Fall cool aus^^
 
Nein, nicht noch mehr Hypnos. Die müssten doch eigentlich super selten sein, aber bei dir scheint es die überproportional oft zu geben. Fand es jedenfalls sehr gut beschrieben, wie Louis auf seinen größten Alptraum reagiert und wie unsicher auch Abby auf einmal ist. Und dann das Kleinstein. Tja, jetzt kommt Louis nicht mehr drum herum den Racker in sein Team aufzunehmen. (würde mir nach der beherzten Rettungsaktion aber ähnlich gehen, schätze ich)
 
Hu, Louis hat jetzt schon seine 6 Pokémon fest zusammen? Nachdem er die halbe Safarizone eingefangen hat, hab ich gar nicht drauf geachtet, wen er fest in seinem Team behalten will. Muss allerdings sagen, dass ich es von der Kombination her nicht besonders ausgewogen finde. Mir fehlt da eindeutig ein Flugpokémon, weil er gegen Pflanzenpokémon gar nichts in petto hat.
 
Hmm, ist Gott paranoid oder ist Holger wirklich einer von den Bösen? Fragen über Fragen... Die Sache mit dem Maulkorb tut mir jedenfalls in der Seele weh. Gott kann ja gar nicht anders, als das falsch zu verstehen, aber andererseits muss Abby dafür gerade stehen, wenn irgendwann mal was schief geht. Man, ne richtig schwierige Entscheidung :(
 
Oh Gott, das Makuhita ist jetzt wirklich Klaus, ich schmeiß mich weg xD
 
Ahaaaa, jetzt wissen wir auch, wer Abby in aller Herrgottsfrühe aus der Apotheke raus beobachtet hat. Percy ist wirklich gruselig. Man kann nur hoffen, dass Abby bald abreist und ihn nie wieder sehen muss. Bin auf jeden Fall neugierig, wie sie das Date übersteht.
 
Ach Louis :(  Er kommt von Abby einfach nicht los, aber ich weiß nicht, ich hab nach wie vor nicht das Gefühl, dass Abbys Gefühle ihm gegenüber ähnlich stark sind, wie das umgekehrt der Fall ist.
 
Liebe Grüße
Kerstin
Von:  _Risa_
2015-09-04T01:21:50+00:00 04.09.2015 03:21
>Während wir durch den Wald laufen, begegnen wir einem Pachirisu, das über das Geäst über unseren Köpfen klettert und finden ein Kramurx, das Louis vorsichtshalber fängt.
Kramurx fängt man nicht vorsichtshalber, die sind badass! >=(

>Mein Herz setzt einen Schlag aus, als das Hypno sich langsam aus dem Gebüsch bewegt und mit trägen Schritten in unsere Richtung kommt.<
>.< WIESOOO!?

>„Mach es weg…“, flüstert er, so leise, dass ich ihn fast nicht verstehe. „Bitte, mach es weg…“<
Er sagt es… *hust*

>Ich finde, du solltest ihm eine Chance geben“, sage ich. „Er hat dich immerhin verteidigt und ist uns die ganze Zeit gefolgt.“
„Immer diese Stalker…“, murrt Louis, ringt sich aber zu einem breiten Grinsen durch und hebt den Safariball in die Höhe. Das Kleinstein ballt eine steinerne Faust und drückt sie dagegen, dann umschließt ihn rotes Licht und er verschwindet in dem Ball.<
Ich find das btw mit den unterschiedlichen Härtegraden wegen den Mineralien cool :D
Und Kleinstein ist doch okay.

>Ist er so bissig? Vielleicht keine schlechte Idee, sprich aber mit Gott darüber, damit er nicht glaubt, du vertraust ihm nicht.
Hat ihr Vertrauen in Gott verloren :(
Aber wie kann man einem Pokemon vertrauen UND ihm einen Maulkorb geben? Das schließt sich doch aus. XD

>Schau mich nicht so an“, sage ich. „Heute hast du es schon wieder gemacht. Holger ist der netteste Mensch, der mir seit langem untergekommen ist und du hast ihn behandelt wie einen Schwerverbrecher!“<
Da gibt's noch was..>.<

>Dass Gott bereit ist, zu töten, um mich zu verteidigen oder dass er auf Holger nicht wie auf einen Fremden reagiert hat, sondern wie auf einen Feind.
Denk nach, Mädchen :o

>„Hallo, Klaus“, sage ich fröhlich und gehe vor ihm in die Knie. „Pass gut auf Louis auf, ja?“
„Abby, hör auf mit dem Klaus-Zeug!“, ruft Louis panisch. „Was, wenn er denkt, so heißt er?“
„Aber so heißt er. Klaus Klaus Klaus Klaus Kla-“<
Thaha :D

>„Aber das Kramurx behalte ich. Für den Fall, dass es mir Gina nichts wird.“<
Kramurx sind keine zweite Wahl, Junge! :(

>Liebste Abby,
leider ruft meine Pflicht, daher kann ich nicht länger bleiben. Ich hoffe, du hast mich und dein Versprechen noch nicht vergessen. Ich lade dich zu unserem Date am 5. Dezember ein, um 12:00 Uhr vor dem Café.
Wenn du Sehnsucht nach mir hast, meiner Familie gehört die Apotheke in Anemonia City. Es ist die einzige weit und breit, du wirst keine Probleme haben, mich zu finden.
In ewiger Zuneigung, dein Percy<
In ewiger Zuneigung. ='D DU CREEP!!!

>„Was wir das, wenn´s fertig ist?“, frage ich belustigt.
„Körperwärme, Abby“, sagt er grinsend. „Es wird kalt heute Nacht.“<
Alteeer, Kinder, ihr kriegt schon mit, dass es Dezember ist? XD

>Dann robbt er noch ein Stück näher, bis unsere Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt sind.
„Ich werde dich jetzt küssen“, sagt er, wie damals, auf Ethans Rücken, und wie damals setzt mein Herz einen Schlag aus. Hitze breitet sich in meinen Wangen und meiner Brust aus. Ich werde mich nie an dieses Gefühl gewöhnen.
„Du hast gesagt, dass es nicht funktionieren wird“, flüstere ich. „Du hast gesagt, du willst dich nicht weiter in mich verlieben.“
Er lächelt traurig. „Ich weiß.“
Dann küsst er mich.<
Es ist *o*
Aber es ist auch ;_;
Was machst du mit mir? Einerseits könnte ich vor Freude quieken, andererseits fürchte ich, dass es hier bald noch ein Drama gibt. :(
Antwort von:  yazumi-chan
04.09.2015 14:42
Es ist mir tatsächlich vorher nicht aufgefallen, aber ich scheine viele Hypnos zu benutzen xDD Ich mag sie ja irgendwie. Auf eine creepige Art und Weise.
Oh je, das Gott und Abby Drama wird und noch lange begleiten ;)
Klaus ist der beste. Punkt.
Kyaa, es tut mir leid, dass ich deine Gefühle verwirre xDD Also, nicht wirklich. Aber stell dir vor, ich hätte Mitleid :>
Von: abgemeldet
2015-05-08T18:41:12+00:00 08.05.2015 20:41
Darf ich dir was sagen? Ich hasse dich xD So langsam halte ich an der Theorie fest, dass du heimlich alle Kapitel überarbeitest und überall, wo noch Platz ist, ein Hypno einbaust, nur um mich zu ärgern! :(

Mein Gedanke, dass sich Holger (das ist glaube der dritte Holger, den du in die Story einbringst ;) ) ein unfreiwilliger Helfer ist, fundiert sich weiter. Ich glaube nicht daran, dass er ein richtiger Böser ist.
Dass Louis das Kleinstein fangen würde, war mir auch schon klar, passt aber ganz gut^^ Ich kann sein anfängliches Zweifeln aber verstehen - ich würde auch nie einen Gestein-Boden-Typ nutzen.
Hach ja, Louis ^_^ Kleiner Schwerenöter^^
Antwort von:  yazumi-chan
08.05.2015 21:00
Die waren schon vorher drin :P Und ich musste dem Kleinstein doch die Möglichkeit geben, Louis zu retten, und das ließ sich so am besten bewerkstelligen^^ Das war aber glaube ich das letzte Hypno in der nächsten Zeit. Hypnos sind wie Holger, die nehme ich andauernd, weil ich im Kopf habe, dass die bestimmt noch nicht vorkamen und Boom, sie sind überall xD
Ja ja, Louis und Abby xD Ich gebe zu, ich habe mit dem Gedanken gespielt, sie vorerst getrennt zu lassen, als ich in Teak City fertig war, aber Louis kann sich beim Flirten nicht zurückhalten. Casanova...
Von:  Kalliope
2015-04-14T16:07:08+00:00 14.04.2015 18:07
Juchu, Kleinstein! :) Glen ist dann Kleinstein, ja? Kramurx hätte ich auch behalten, da hat er zumindest einen Plan B und dass er die anderen freilassen will, finde ich auch gut.
Bei Holger denke ich noch immer, dass er für Team Rocket arbeitet und die Nachtlieferung nicht legal ist. Er könnte ihnen weitere Kleinstein und Voltobal besorgen.
Antwort von:  yazumi-chan
14.04.2015 18:13
Davon ist Gott zumindest überzeugt :) Ich mag Kleinstein auch sehr gerne xD
Von:  Hexenhund
2014-10-24T23:08:56+00:00 25.10.2014 01:08
och jehchen... Mit den beiden wird es auvh wirklich nicht einfacher... Das Kleinstein finde ich super... Endlich hat Louis auch ein Pokemon was ihn ausgesucht hat! Ich finde erstaubnlich dass Abby mit Gott nivht mehr darauf eingeht wieso er Holger als Feind ansieht...Mich würde das nicht in Ruhe lassen!
Ich hoffe bloß, dass es nicht zu einer Szene kommt wo sie Gott den Maulkorb anzwingt und ihr dann was passiert.. Das HOlger ein Bösewicht ist steht für mich jedenfalls fest, Gotts instinkt vertraue ich.
Ich freue mich schon auf das Date mit Percy, das wird garantiert lustig...

Ach ja bloss noch ne Anmerkung zu den rewrites der ersten Kapitel:
Ich finde sie nicht schlecht, und das Alter finde ich auch angemessener. Aber ich finde schade, dass du Abbys und Skus FReundschaft um 4 Jahre verkürzt hast. . Das war ja eigentlich immer ihr Vorsprung anderen Trainer gegenüber: sie trainiert zwar nicht, aber ist schon so lange mit sku zusammen, dass sku ziemlich hoch gelevelt ist...
Antwort von:  yazumi-chan
25.10.2014 01:31
Warten wir mal ab, wie Abby mit der Geschichte umgeht. Vielleicht braucht sie noch ein paar mehr Beweise ;) Ja, Kleinstein :D
Zum Thema Zeitverkürzung: Abby hat Sku in der Originalversion mit 6 jahren bekommen und ist mit 13 losgezogen, wodurch sie 7 Jahre zusammen hatten. Die neue Version gibt Abby Sku mit 10 Jahren, dafür zieht Abby aber auch erst mit 15 los, also sind es nur zwei Jahre Verkürzung, die kann man denke ich verkraften ;) Und 5 Jahre sollten reichen, um Sku so hoch zu leveln :D
Antwort von:  Hexenhund
25.10.2014 08:42
hmmm... aber in dem Fall müssten doch alle anderen auch 5 Jahre gehabt haben... oder? Also zumindest Ruth müsste ihre Pokemon auch mit zehn bekommen haben, da das das Standartalter ist, und in dem Fall wäre sie auf gleichem NIveau wie Abby... Das wiederum hiesse wenn diese ein höheres Level hat ( und immerhin ist sku ja schon fast auf Level 40... da ist sie den Favoriten schon ziehmlich nah) Und dafür hätte sie ein ziemlich hartes Training haben müssen, was nicht mit zu ihr passt
Antwort von:  yazumi-chan
25.10.2014 12:56
Vielleicht habe ich das falsch ausgedrückt. Das Mindestalter, um ein eigenes Pokémon zu besitzen, ist zehn Jahre. Das heißt aber nicht, dass Trainer alle mit zehn Jahren ein Pokémon bekommen. Aber du hast Recht, so könnte man das auffassen. Ich schaue mal, ob ich das besser formulieren kann ;)
Antwort von:  yazumi-chan
25.10.2014 13:19
Okay, ich habe die Erklärung ein bisschen überarbeitet. Findest du es so besser? :)


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