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Eine Sammlung.

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Januar 1540

Mit einem tiefen Gähnen ließ ein Teenager seine trägen Hände auf eine Tastatur fallen. Müde stierte er auf den flackernden Bildschirm vor sich, der ein Forum zeigte. Der aufgerufene Beitrag zeigte eine große Bilddatei, mit der Aufschrift „Schlaft nicht so lange!“, darunter ein Troll-face und alle Funktionen, waren deaktiviert. Der Teenager trieb sich für gewöhnlich oft in diesem Forum herum, ein paar Stunden pro Tag, aber seit kurzem trieb ein Hacker sein Unwesen und legte Funktionen lahm. Außerdem terrorisierte er die User. Seit dem verbrachte unser Teenager wesentlich weniger Zeit in diesem Forum und hatte auch immer weniger Spaß daran. Er wählte also die letzte aktive Funktion, „ausloggen“.

Mit einem Ruck erhob er sich von seinem Schreibtischstuhl und wandte den Blick zum Bett, auf dem jemand lag. Ein Freund von ihm. Dieser hielt einen Manga in der Hand und blickte auf. »Was denn, schon fertig? Oder ist es wieder dieser Frühaufsteher?« Damit gemeint war der Hacker. Er nannte sich „Slept_so_long“, und mit dem Namen wurden viele Spielchen getrieben. Unser Teenager nickte also. »Jah, dieser Freak verdirbt einem den ganzen Spaß. Was will der überhaupt?« Er ließ sich auf dem Bett nieder und stierte nun aus dem Fenster.

Draußen regnete es leicht, außerdem war es schon recht dunkel, sonst wäre er sicher nach draußen gegangen. Er wollte seiner schlechten Laune irgendwie Luft machen.

Neben ihm legte sein bester Freund den Manga beiseite. »Das ist doch scheiße.« Beide schauten sich an, unser Teenager aus roten, der Freund aus grünen Augen. »Hey, ich bin zwar perfekt, aber ich kann's auch nicht ändern!« verschränkte der rotäugige die Arme und betrachtete seinen Freund. Benjamin hieß er und wohnte hier. Der Andere, Ryuusaki, war vor Kurzem bei ihm untergekommen. Er hatte zwar eine eigene Wohnung gehabt, jedoch allein gewohnt und Gesellschaft gesucht. Jetzt wohnte er bei seinem Freund und belegte seinen Computer, um in Foren zu stöbern. Die von einem Hacker geblockt wurden, um auf das eigentliche Thema zurück zu kommen. »Ich finde, wir sollten Sleepy das Handwerk legen!« Stellte Benjamin fest. »Du hast doch diesen Kumpel, der auch hacken und programmieren kann, oder? Der hat uns mal diese niedliche tanzende Figur animiert. Kann der nicht was tun?«

Schulternzuckend musste Ryuusaki abweisen. »Ereich ich nich. Forum is geblockt.« Missmutig schlug Benjamin mit der Faust auf die Matratze.
 

Als Benjamin am nächsten morgen die Augen aufschlug, sah er seinen Freund schon wieder vor dem Computer sitzen. »Nah, funktioniert das Forum wieder?« Der Angesprochene hob eine Hand, ohne sich ihm zuzuwenden, um ihm das Schweigen zu symbolisieren. »Warte mal. Unser Frühaufsteher schreibt hier was. „Sie hatte braunes Haar und silberne Augen, strahlender als Diamanten. Zwei Sterne auf der Stirn und breitete nachts ihre Flügel aus, um dem Mond entgegen zu schweben“.«

Benjamin runzelte die Stirn. »Ich versteh kein Wort. Warum schreibt unser Hacker auf einmal Liebesgedichte? Und was will er damit bezwecken? Ich mein, versucht er jemandes Aufmerksamkeit zu erregen, oder so?« Ryuusaki las noch ein wenig weiter, und murmelte dabei nachdenklich ein »Jah, das will er. Und ich weiß darüber was, aber das sollte ich ihm wohl nicht mitteilen, huh? Haben ja nicht schon genug Stress.« Damit loggte er sich aus und fuhr den Rechner herunter. Dann erhob er sich und wurde verständnislos von seinem Freund angesehen.
 

Kurze zeit später betrachtete er seine roten Augen im Badezimmerspiegel. Ebenso die tiefen dunklen Ringe darunter. Er konnte nicht anders, als mit einem Finger die Narben, einer sichtbaren Hauttransplantation, unter seinen Lippen nachzuziehen. Was war nur aus ihm geworden...? Aus dem Augenwinkel erblickte er eine Person im Spiegel. Braune Haare, silberne Augen- Wie von der Tarantel gestochen fuhr er herum... Aber da war niemand. Seufzend lehnte er sich an die Wand, und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Er erinnerte sich...
 

Januar 1540. Schneeflocken wirbelten durch die Luft und der Wind zerzauste eine lange braune Mähne, die eben noch eine ordentliche Frisur gewesen war. Erschrocken versuchte die junge Frau, sich die wirren haare aus dem Gesicht zu wischen. Vor ihr stand ein junger Mann, mit schwarzen schulterlangen Haaren. Er hatte sich zu ihr herunter gebeugt, sie grade küssen wollen, als ihm die Haare entgegen flogen und ihn fast erstickten. »Tut mir leid!« Rief die Frau besorgt aus und bändigte ihre Haare, als der kleine Windstoß sich legte. Nun schaute sie aus großen kristallklaren Augen zu dem jungen Mann auf. Ihre Augen waren Farblos. Grade ein wenig dunkler als der Schnee, und glitzerten wie Eiszapfen im Sonnenlicht. Er konnte nicht anders, als warm zu lächeln, die Arme um ihre Hüfte zu legen, sie zu sich zu ziehen und ihr die Lippen aufzulegen. Auch wenn das nicht ganz einfach war, denn die Frau trug gefühlte zweihundert Lagen gerüschten weißen Stoff. Aber nichts desto Trotz- ihr Hochzeitskleid war das schönste von Allen.
 

Langsam sank Ryuusaki an der Wand herab, zu Boden. Er zog die Knie an und schlug die Hände über den Kopf. Vergrub die Finger in seiner schwarzen Mähne. Warum?! Warum mussten Menschen sterben, und er weiterleben?



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