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Mauerblume

oder: Wie es kommt, dass Außenseiter die Schule erobern
von

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Kapitel 3

Zwei Tage waren daraufhin vergangen und wie sonst saß Riri wieder auf der Bank unter den schattenspendenden Baum. Seit dem peinlichen Vorfall wollte sie absichtlich von niemanden wahrgenommen werden. Sicher war sicher, auch wenn sie augenscheinlich schon übersehbar war. Ihre Kleidung war langweilig, eben von der Stange, ohne Motive, Löcher oder auffällige Flecken. Ihre Haare waren nicht gestylt, weder voluminös noch zu lang. Makeup benutzte sie nicht, Schmuck trug sie auch keinen. Insgesamt glich sie eher einem kleinen Moosklumpen zwischen den Steinplatten eines Bürgersteigs. Niemand beachtete diesen, er störte ja auch gar nicht.
 

Andernorts hielten sich die gut aussehenden Leute auf. In großen Kreisen standen sie und unterhielten sich mit ihren Kumpels. Direkt dahinter waren die schwärmenden Mädchen, die noch weitere Kreise um sie bildeten, allerdings nicht mit in die Gespräche mit eingebunden wurden. Diesmal hielt sich die, von den Mädchen als „Akatsuki“ bezeichnete, Gruppe auf dem Schulhof auf. Darunter befand sich auch der blonde Deidara, der unauffällig die Umgebung mit seinen Blicken absuchte. Seit geschlagenen zwei Tagen tat er das schon.

„Deidara, was ist los mit dir?“, sprach ihn ein Rothaariger an, fernab der, von den Anderen geführten Diskussion.

„Hm? Oh, ich äh, habe etwas verloren und suche nur danach.“- „Ahja. Und du glaubst, du kannst es einfach mit deinen Augen finden?“ Sein Freund kratzte sich auf diese Aussage nur grinsend am Kopf, „Ist es denn wichtig, dass du es findest?“- „Ähm.. eigentlich nicht so wirklich.“, erwiderte Deidara ein wenig nervös daher und band sich sofort in das Gespräch der Anderen ein. Sein Freund verengte seine Augen nur zu Schlitzen und beäugte ihn misstrauisch. Wenn es ihm nicht so wichtig war, wieso suchte er schon seit zwei Tagen danach? Sonst blieb er nie lange bei etwas und machte sich sofort an neuen Sachen zu schaffen. Doch dieses Mal hatte er ihn wohl angelogen.

Der Blondschopf hingegen war erleichtert diesem Gespräch gerade so entkommen zu sein. Es wunderte ihn selbst, wieso er immer noch nach ihr Ausschau hielt, aber seine Entschuldigung stand ja noch aus. Außerdem wollte er sie schon irgendwie kennen lernen.
 

Es klingelte und die Schüler gingen eher schleppend in ihren Unterricht. Heute musste Riri allerdings nicht ins Gebäude, sondern auf den Sportplatz. Es war angenehm warm an diesem Herbsttag und das hieß: Draußensport, also Laufen.

Begeistert waren nur die Sportverrückten. Alle anderen quälten sich hindurch, so auch Riri, nur zeigte sie dies nicht nach außen hin. Es war ihr egal, Hauptsache es war schnell beendet.

Vom Sportlichen gesehen befand sie sich im Durchschnitt. So wie die Mehrheit des Kurses.

Der Ablauf war wie erwartet 10 Minuten umziehen, eine Runde warm laufen, dehnen, Ausdauerlaufen, umziehen und früh entlassen werden.

Aber als sie auf das Tor zusteuerte, betrat durch dieses auch der blonde Junge mit einigen anderen Freunden den Platz und bemerkte sie ziemlich rasch. Kurz hielt sie ihren Atem an und wurde nervös, denn jetzt würde es peinlich werden und das auch noch vor einem älteren Kurs.

Hilflos ging sie gedanklich ihre Auswege durch, derweil näherte er sich ihr und wurde überflüssiger Weise von Einigen angefeuert.

„Hey. Ähm.. tut mir Leid, dass ich dich vorgestern so umgerannt hab. Ich hatte es ziemlich eilig und hab nicht richtig aufgepasst.“ Während seiner Aussage hielt er sich verlegen seine Hand im Nacken und sah sie verunsichert an. Nun wartete er auf eine Antwort, die aber bloß ein kurzes Nicken war. Ohne es überhaupt realisiert zu haben, ging sie hastig an ihm vorbei und eilte zum Ausgang, mit seinem und den von Anderen verwunderten Blick im Rücken.

„Man, Deidara! Du hast es wohl verbockt, was?“, brüllte ein Typ aus der Gruppe zu ihm rüber, was er aber überging und sich zu den Umkleiden aufmachte. Sie war ja schon seltsam. Entweder war sie total verschüchtert oder eine Austauschschülerin, die seine Sprache nicht konnte. Auf jeden Fall wollte er der Sache nachgehen. Schließlich kannte er von jedem hier den Namen, auch wenn nur beiläufig herausgefunden. Dieses mysteriöse Geheimnis um sie musste er einfach lüften, zu neugierig war er.

„Aber der ganz große Fang war sie ja schließlich auch nicht.“ Tröstend klopfte ihn sein Kumpel auf die Schulter und holte ihn aus seinen Überlegungen. „Trotzdem hat sie dir voll den Korb gegeben!“, lachte ein Anderer neben ihm, was er außer mit einem bösen Blick, unkommentiert ließ.
 

Schon wieder war sie auf den Typen gestoßen und wieder hatte er sie in einen unangenehmen Moment gedrängt. Wieso konnte er sie nicht einfach ignorieren, wie die Anderen es taten? In solchen Momenten wollte sie einfach nicht beachtet werden. Doch er hatte immer noch nach zwei Tagen daran gedacht, was passiert war, also könnte es bei anderen auch der Fall sein. Innerlich fing sie schon an, sich zu beschimpfen, wieso sie an dem Tag nur so passend genau dort gestanden hatte und losgegangen war. Ohne diesen Vorfall, wäre alles wieder so wie es vorher die ganzen Jahre lang war. Niemand hätte sie beachtet, sich sogar für sie interessiert. Sie wäre wieder für sich und müsste sich nicht mit solchen ungewohnten Umständen auseinandersetzen. Vielleicht litt sie an der weitverbreiteten Methatesiophobie, also der Angst vor Veränderungen. Und vielleicht auch an Anthropophobie (Angst vor Menschen & der Gesellschaft), dachte sie sich und musste bedrückt schmunzeln.

Sogleich aufmerksam, als auch ein wenig abwesend schritt sie durch die kaum bevölkerten Flure und hielt kurz vor einer roten Metallflügeltür an. Dahinter befand sich die Bibliothek, in der es immer schön ruhig und menschenleer war. Dort blieb sie, wenn sie Lust hatte etwas zu lesen oder recherchieren musste. Da sie aber mit dem Referat schon fertig war, so wie auch mit dem Plakat und dem Handout und das Alles ohne ihren faulen Partner, wollte sie heute in ihrer Freistunde mal lieber in den Kunstraum. Dieser war an gewissen Tagen immer offen, da die Kunstlehrer ziemlich zuversichtlich waren, dass die Schüler schon genug Hirnschmalz inne hatten, um den Raum nicht mehr verwüsten zu wollen.

Zu ihrem Glück war gerade keiner im Raum und es sah auch nicht so aus, als wäre bis vor Kurzem einer hier gewesen, der eventuell gleich wieder kommen könnte. Also genug Ruhe um ihr Motiv auf die Leinwand zu bringen.

Nachdem sie sich alles geholt hatte, fing sie an mit der Skizze. Danach malte sie die am meisten vorkommenden Farben aus und ging über zu den Feinheiten, wie Schatten, Licht und so weiter.
 

Sie tat gerade ihren letzten Pinselstrich und besah sich ihr Werk. Es waren sechs rosarot farbige Lilien an einem grünen Stängel, wobei oben noch zwei ungeöffnete Lilien thronten. Der Hintergrund war einfach beigefarben gehalten mit einem Hauch Rosa drin. Lilien waren ihre Lieblingsblumen. Egal welche Farbe, Riri liebte den exotischen, besonderen Eindruck den man von ihnen bekam. Dazu sah sie elegant und edel aus und war zumeist ziemlich robust, was das Wetter anging.

Leise wurde die Türklinke hinunter gedrückt und ein roter Schopf lugte ins Zimmer, ehe sich die ganze Gestalt hineinbewegte. Genauso leise schloss sich wieder die Tür, nur dieses Mal bemerkte Riri irgendetwas und sah kurz zur Tür.

Vor Schreck zuckte sie heftig zusammen, was zur Folge hatte, dass die Farbe auf der Palette in ihrer Hand gegen das Bild spritzte und unschöne, bunte Flecken hinterließ. Jedoch achtete sie darauf nicht, sondern starrte unentwegt den rothaarigen, jungen Mann an, bei dem sie nicht wusste, wie lange er da schon stand.

Sasori hingegen sah sie nur fragend an. Sie wirkte nervös, fast hilflos und das nicht nur, weil er sie aus Versehen erschreckt hatte. Nein, sie schien schon fast Angst vor ihm zu haben, so wie sie zitterte. Er konnte förmlich in ihren Augen lesen, dass sie am liebsten abhauen würde.

Nach einer schieren Ewigkeit wandte er seinen Blick von ihr ab und ging nach hinten in den Raum an einen Tisch mit einigen Utensilien. Prompt vernahm er schon ihre flüchtenden Schritte und das Zuknallen der Tür, ehe er sich umdrehte und das Bild in Augenschein nahm.

Rosarote Lilien, an einem Blätterbewachsenen Stängel, vor einem schlichten beige-rosa Hintergrund. Vereinzelt bemerkte er frische Farbtupfer, die die Farbharmonie in diesem Bild erheblich störten. Sie gehörten ganz offensichtlich nicht dahin. Aber wenn man davon absehen konnte, befand sich vor ihm ein gut gelungenes Werk, was sich durchaus gut in einer Galerie machen würde. Einzig und allein fehlte noch die Unterschrift und natürlich die Beseitigung der Flecken. Nur war sie gerade vor ihm geflüchtet, was er immer noch nicht verstand. Aber er hätte es schade gefunden, wenn das Bild weiterhin mit diesen unpassenden Farbflecken beschmutzt wäre und schnappte sich kurzerhand einen Pinsel und Farben, um die Stellen auszubessern.
 

Der Tag konnte nicht noch schlimmer werden, fand Riri, die sich an ihren Lieblingsort zurückgezogen hatte. Mit einem Seufzen ließ sie sich auf der Steinbank nieder und schaute auf ihre unruhigen Füße.

Zuerst die erneute Begegnung mit diesem Typen und dann noch ein Anderer, der sie beim Malen beobachtet hatte. Dabei war ihr Bild doch schon fertig gewesen und wäre er etwas später gekommen, hätte sie es noch unbemerkt mitnehmen können, aber nein. Heute musste alles den Bach runtergehen.

Da kam ihr ein netter Gedanke. Kurz sah sie auf die Uhr und hatte glücklicher Weise noch etwas Zeit. Kurz darauf erhob sie sich, ging an dem Magnolien-Baum vorbei und lief querfeldein zum Bach in der Nähe. Sein Wasser plätscherte die kleinen Erhebungen hinunter, während das Sonnenlicht darauf reflektiert wurde und es zum Glitzern brachte. Das braunhaarige Mädchen setzte sich ans Ufer auf einen mittelgroßen Stein, zog ihre schlichten, schwarzen Schuhe aus und ließ ihre Füße das kühle Nass spüren. Ein zufriedenes, erheitertes Seufzen kam nur noch von ihr, bis sie auf die Geräusche um sie herum achtete. Es war wie eine Symphonie. Das Plätschern könnte der Takt sein, während das Zwitschern der Vögel, das Rauschen des Windes und das Rascheln der Blätter zusammen die Melodie ergaben.

Jetzt fühlte sie sich wohl. Es schien, als ob ihre Sorgen von der geringen Strömung ebenso friedlich davon getragen wurden, wie sie es in ihrem Inneren war.

Noch eine Weile saß sie dort und genoss dieses Gefühl, ehe sie wieder auf ihre Uhr schaute, sich ihre Schuhe anzog und den wunderbaren Ort verließ.
 

„Hey, Sasori.“, begrüßte Deidara seinen Freund, als er nach der Sportstunde in den Kunstraum kam. Es war schon fast wie abgesprochen, dass sie sich hier trafen. Sasori hatte immer eine Freistunde, wenn Deidara Sport hatte und dementsprechend kam der Blonde nach der frühzeitigen Entlassung direkt hierher, um sich zu unterhalten oder sonst was zu tun.

Sein Kumpel aber schien sich viel mehr auf die Leinwand vor ihm zu konzentrieren, was ihn dazu bewegte, das Werk in Augenschein zu nehmen.

„Seit wann malst du denn rosarote Lilien?“, fragte er belustigt nach und sah skeptisch zum Rothaarigen. „Das ist nicht mein Bild.“- „Aha. Und von wem ist es dann?“- „Von so einem ziemlich schüchternen Mädchen.“ Deidaras Blick änderte sich schlagartig. „Hatte sie vielleicht braune Haare und grüne Augen?“- „Ja. Warum?“ Er bekam keine Antwort. Sein Freund musste sich selbst erst mal alles zusammen basteln. Dann malte sie also, hatte vor ihm Sport und mit Sasori zusammen eine Freistunde. Vielleicht könnte er sie ja noch erwischen, bevor sie wegging. Ein paar Minuten verblieb er noch in seinen Gedanken, bis er sich wieder etwas fragte. „Wieso malst du denn an ihrem Bild rum?“- „Da waren kleine Flecken, die ich gerade bereinige.“ Es kam nur ein skeptisches „Aha.“ zurück, denn danach klingelte es. Rasant räumten sie auf und brachten das Bild in Sicherheit. Wer wusste denn schon, wer hier sonst noch in den Raum kam. Anschließend machten sie sich zu ihrem Unterricht auf.



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