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Rise of an eagle

von

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Staunend waren ihre Augen weit geöffnet, als sie den hell erleuchteten Piazza Della Signora erreichten. An der Loggia Dei Lanzi waren vielerlei sonnige Banner und Fackeln angebracht und auch die Kathedrale Santa Maria Del Fiore erstrahlte in gleißend hellem Licht. Obwohl es schon dunkel war, wirkte dieser öffentliche Platz, wie in goldenes Sonnenlicht getaucht. Die Luft erzitterte vor fröhlichen Klängen. Überall waren hölzerne Stände aufgebaut, die ihre Waren an die Menschen brachten. Spaßbuden und Glücksspiele befanden sich inmitten darunter. Die vorbei eilenden Menschen hatten freudige Gesichter aufgesetzt, während die Musikanten abenteuerliche Lieder zum Besten gaben. Die Stimmung war ausgelassen und unbeschwert. An einigen Stellen tanzten die Leute vergnügt miteinander, unterhielten sich angeregt, oder standen vor einem, der vielen Stände.

Adrianna setzte einen zögerlichen Schritt vor den Nächsten, wobei ihre Augen durch die Umgebung zuckten. An jeder Ecke schien etwas anderes Aufregendes zu lauern, das in ihr den Wunsch entdeckt zu werden, weckte. Sie schenkte Maria einen schnellen Seitenblick, welchen diese lächelnd erwiderte.

„Nun geht schon.“, kicherte die Haushälterin. Sofort nahm Adrianna ihre Beine in die Hand und flüchtete einmal quer über den Platz. Sie huschte zu einem Kleiderstand, wo sie den Stoff mit den Händen befühlte, weiter zu einem Schmuckstand, der mit seinen glitzernden Juwelen ihr direkt entgegen funkelte. Überall begrüßten sie freundliche Gesichter, selbst, wenn sie nichts kaufte. Ihr Herz raste erregt, während sie sich jedes Detail genau einprägen wollte. Sie konnte ihren Tatendrang kaum in Zaun halten.

„Ein Spiel, Signora?“, bemerkte der Mann hinter einer Spielbude. Mit funkelnden Augen kam Adrianna näher und besah die vielen Spielzeuge, die an den Wänden hingen.

„Der erste Wurf ist für euch umsonst.“, gab der Mann von sich und zwinkerte ihr ermutigend zu.

Sie konnte nicht anders, als nur zu nickten. Sie trat an die Theke heran und stellte sich auf die kleine Holzkiste, um besser sehen zu können.

„Ihr müsst nur diesen Ball in den Ring werfen, das ist alles.“, gab der Mann zu verstehen. Adrianna kniff verstehend die Augen zusammen und nahm den Ball entgegen. Sie biss sich konzentriert auf die Unterlippe, als sie die Puffärmel ihres Kleides höher schob. Sie wog das Gewicht des Balles in der Hand, als würde sie nie etwas anderes tun. Ihr rechtes Auge kniff sie fest zusammen. Kurz ruderte sie unentschlossen mit dem linken Arm, dann warf sie.

„Zu Schade.“, kam es von dem großen bärtigen Mann, als er ein mitleidiges Gesicht zog.

„Das war doch geschummelt!“, rief eine jugendliche Stimme hinter Adrianna, als sie von ihrem Podest geschoben wurde und sich ihrerseits ein fremder Junge drauf stellte. Etwas vor den Kopf gestoßen verschränkte Adrianna die Arme vor der Brust. Als ob er es besser könnte, murrte sie in Gedanken.

Er schnappte sich einfach einen der Bälle, bog sich leicht über die Theke und warf. Der Ball blieb tatsächlich direkt im Reifen stecken. Etwas überrascht hoben sich Adriannas Augenbrauen, als sie näher trat.

„Gauner.“, murrte der Junge und streckte dem Budenbesitzer die Zunge raus, während dieser einige Flüche losließ. Behände schnappte sich der Rotzlöffel ein Plüschtier von der Seite und sprang galant von der Kiste. Ehe Adrianna reagieren konnte, packte er sie an der Hand und zog sie mit sich. Inmitten der Menschenmenge hielt er erst inne. Das Mädchen riss sich aus seinem Griff und keuchte angestrengt. Ihr Körper verkraftete die Anstrengung noch nicht.

„Der hätte euch das letzte Geld aus der Tasche gezogen.“, wandte er sich an seine unfreiwillige Begleitung. Diese verschränkte erneut nur die Arme vor der Brust und wandte sich ab.

„Aspetta! (Warte!)“, rief er aus. Ehe sie sich versah stand er schon wieder neben ihr.

„Wie ist euer Name?“, hinterfragte er mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen, als er ihr den Plüschbär in die Hand drückte. Seine mittellangen braunen Haare waren im Nacken zusammengebunden und sein Körper steckte in förmlicher Kleidung. Wohl ein Junge aus höherem Hause. Dementsprechend mangelte es ihm wohl an guter Erziehung.

Adrianna blickte auf das Plüschtier und wieder zurück zu dem Jungen, ehe sie sich schlicht abwandte und weiterging. Sie durfte ihren Namen schließlich nicht verraten. Als er aufzuholen versuchte nahm auch das Mädchen ihre Beine in die Hände. Sie raufte sich den Rock und schnellte zwischen den vielen Menschen hindurch. Vor einem hölzernen Stand bog sie scharf rechts ab und verschwand in einer dunkleren Seitengasse. Wäre doch gelacht, wenn er sie hier noch finden würde.

Ihr Blick fiel wieder auf den Plüschbären, der sie mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck musterte.

„Guck nicht so vorwurfsvoll. Ich habe dich immerhin nicht gestohlen.“, brummte sie, ehe sie einen zweiten Weg aus der Gasse hinaus suchte. Sie folgte den Klängen der Geigen und Flöten, als sie ein paar Straßen weiter wieder auf den Piazza Della Signora trat und sofort in einen tanzenden Mob geriet. Jemand packte sie unerwartet am Unterarm und zwang sie sich mit der Musik im Kreis zu drehen. Die kleine Runde, die sich um die tanzenden Paare gebildet hatte klatschte und lachte aufgeregt. Adrianna drehte ihren Kopf, um ihren Tanzpartner zu erkennen und seufzte erleichtert auf, dass es nicht der Junge von eben war. Fröhlich griff der Fremde nach ihrer zweiten Hand und wirbelte sie im Kreis, wobei sie mehrere Male beinahe über ihre Füße gestolpert wäre. Erst, als der letzte fröhliche Klang der Violinen verhallte, entließ sie der Junge aus seinem Griff und verneigte sich mit schelmischen Lächeln. Auf seinem Kopf thronte ein schiefer Hut und auch er war in feinste Kleider gehüllt. Seine kinnlangen Haare trug er offen.

„Mein Name ist Vieri de Pazzi.“, begann er das Gespräch. Adrianna wusste natürlich sofort worauf er hinaus wollte. Sie hob beiläufig den Bär vom Boden auf und klopfte ihm den Staub aus dem Fell.

„Sehr erfreut, Vieri de Pazzi.“, bemerkte sie schlicht, als sie sich schon abwandte.

„Und wer seid ihr?“, rief er ihr nach, doch sie war schon eilig zwischen den Menschen verschwunden. Vielleicht war es an der Zeit Maria zu suchen und nach Hause zurück zu kehren. Sie verharrte inmitten der Menschenmenge und sondierte suchend den Platz mit ihren sturmgrauen Augen. Es konnte doch nicht so schwer sein eine einzelne kleine pummelige Frau inmitten der Menschenmenge zu finden? Resigniert seufzend kämpfte sie sich voran, doch Maria war nirgends zu entdecken. Adrianna legte die Stirn in tiefe Denkfalten. Ohne die Hilfe ihrer Haushälterin würde sie wohl auch den Weg nach Hause nicht wieder finden und sie wollte sich bei bestem Willen nicht ausmalen, wie Antonio auf ihr Verschwinden reagieren würde. Plötzlich, völlig in Gedanken, prallte sie gegen einen harten Gegenstand, der sie hinterrücks von den Beinen riss. Sie schüttelte verwirrt den Kopf, als sie hart auf dem Hosenboden aufkam. Das schelmische Lächeln von Vieri drang sofort in ihr Sichtfeld, als sie die Augen anhob.

„Wo wollt ihr hin? Gleich lassen sie die Laternen steigen.“, meinte er freudig. Sein Blick blieb auffällig lange an ihren Augen hängen.

„Laternen?“, hakte Adrianna verwundert nach, als sie nach seiner ausgestreckten Hand griff und sich auf die Beine ziehen ließ.

„Ja, die Laternen. Man könnte meinen ihr seid zum ersten Mal auf dem Sommerfest. Die Laternen werden kurz vor Mitternacht entzündet und steigen in die Luft.“, erklärte er ihr altklug. Sie nickte verstehend, während Vieri schnell einer vorbeieilenden Frau zwei Laternen aus dem Korb angelte und eine davon an Adrianna weiterreichte.

„Kommt mit. Meine Familie hat den besten Platz auf dem Piazza.“, bemerkte er stolz, als er sie schon um das Handgelenk ergriff und sie hinter sich her zog.

Langsam, aber sicher, fühlte sie sich, wie eine Aufziehpuppe, die von Einem zum Nächsten wanderte. An der gezerrt und gezogen wurde. Dabei wollte sie doch nur Maria ausfindig machen. Ihre Augen zuckten über das Gebilde aus Papier, in dessen Mitte sich eine kleine Vorrichtung befand, die mit Feuer ausgelöst werden musste. Und damit konnte die Laterne in die Luft steigen?

Auf einem kleinen Podest standen die Pazzis. Der Vater, die wunderschöne Mutter und wohl die jüngere Schwester. Adrianna wurde flau im Magen, als sie ihnen immer näher kam. Ihre Ausstrahlung wirkte relativ distanziert und kalt, während sie ihren Blick durch die Menge schweifen ließen.

„Ah, Vieri. Wir haben schon auf dich gewartet. Eine Freundin von dir?“, hinterfragte der Mann mit hochgezogener Augenbraue schlicht.

„Si Padre. (Ja, Vater)“, gab Vieri nur zurück, positionierte Adrianna etwas abseits seiner Familie und trat an den Rand des Plateaus. Er schwoll leicht die Brust, während sein überheblicher Blick durch die Menge schnitt.

„Den besten Platz auf den Piazza, dass ich nicht lache. Psst.“, hörte das Mädchen eine bekannte Stimme rufen, als sie sich verwundert umwandte. Suchend glitten ihre Augen durch die Gassen, doch nirgends war der Sprecher zu sehen, bis ein erneutes Zischen ihre Aufmerksamkeit auf das Dach der Loggia dei Lanzi zog. Ihr klappte der Mund auf, als sie den Jungen von der Spaßbude und einen weiteren, der ihm sehr ähnlich sah, mit baumelnden Beinen am Rand des Daches sitzen sah.

"Wisst ihr, meine Familie ist sehr einflussreich. Sie führt die Geschäfte von zwei Drittel dieser Stadt.", bemerkte Vieri, der noch immer mit dem Rücken zu Adrianna stand. Währendessen machten sich die Jungen auf dem Dach lustig über ihn.

"Willst du wirklich bei diesem Trottel bleiben? Komm hoch. Hier kannst du über ganz Firenze blicken.", rief ihr der Braunhaarige zu. Mit einem letzten entschuldigenden Blick über ihre Schulter, sprang sie vom Podest und blickte die hohe Wand der Loggia empor. Zeitgleich kam der Junge ihr entgegen und nahm ihr Laterne und Plüschtier ab. Unglaublich, wie leichtfüßig er die steile Wand herab geklettert war.

"Na los.", schmunzelte er auffordernd.

Sie schritt das massive Mauerwerk entlang, ehe sie den ersten Vorsprung ergriff und sich daran empor zog. Irgendetwas in ihrem Inneren regte sich. Es schien ihr, als kenne sie dieses Gefühl. Wie geübt fanden ihre Finger die schmalen Spalten der Mauerwerke und binnen Sekunden ergriff sie die Hand des Älteren, der sie über den Rand auf das flache Dach zog. Ein stolzes Lächeln wanderte über ihre Züge, als sie hinter sich über den Rand hinab blickte und sich eingestand, dass es wirklich leichter war, als sie zunächst angenommen hatte.

"Sehr beeindruckend, Signora.", befand der Ältere, als er ihre Hand zu seinen Lippen führte und einen flüchtigen Kuss hauchte. Seine Augen musterten das ausgezerrte Gesicht seiner Gegenüber und kurz blieben sie an dem Sturmgrau hängen, ehe er ein schiefes Grinsen aufsetzte. Auch seine Kleidung war sehr förmlich gehalten. Sein ganzes Auftreten sprach dafür, dass er ein unbeschwerliches Leben führte.

Direkt neben ihm kam auch der Jüngere aufs Dach zurück, wo er sich behände auf den Rücken drehte und schmunzelnd mit dem Gesicht zu den Sternen gewandt einfach liegen blieb.

"Verratet ihr uns nun euren Namen?", hinterfragte er schelmisch. Sie warf ihm einen schlichten Seitenblick zu, ehe sich ihre staunenden Augen auf Firenze legten. Langsam, aber sicher begannen die ersten scheinenden Laternen in die Luft zu steigen. Erst nach und nach. Zögerlich kämpften sie sich empor, ehe viele Weitere ihrem Beispiel folgten. Adrianna trat näher an den Rand des Daches und legte sich ihre rechte Hand an die Lippen, wobei sie beinahe vergaß zu atmen. Tausende Lichter überfluteten ganz Firenze, aus den einzelnen Stimmen hatte sich ein einheitlicher Gesang gebildet, der von den Musikanten begleitet wurde. Ihr Herz schlug aufgeregt gegen ihre Brust. Beide Brüder traten rechts und links neben sie, wobei der jüngere ihr die entzündete Laterne in die Hand drückte.

"Wünscht euch was.", belächelte er. Adrianna grübelte einen kurzen Augenblick, ehe sie die Laterne entgegen nahm und die Augen schloss. Sie wünschte sich im Moment nichts sehnlicher, als dass ihr Onkel Antonio und sie eine richtige Familie werden würden. Mit diesem Gedanken gab sie der Laterne einen Schubs und entließ sie dem nächtlichen Firmament. Die beiden Brüder taten es ihr gleich. Ihre Augen folgten den funkelnden Lichtern, ehe sie nicht mehr unter den Anderen herauszukennen waren. Ganz Firenze war ein Lichtermeer. Alles funkelte und erstrahlte. Sie fühlte sich befreit von jeglichen düsteren Gedanken und Zweifeln, die sich in ihrem Hinterkopf befanden. Ein letztes Mal zog sie die frische Nachtluft tief in ihre Lunge ein.

"Adrianna.", flüsterte sie, noch immer mit dem Blick zum Himmel gerichtet.

"Ein schöner Name.", lachte er auf. "Mein Name ist Ezio Auditore und das ist mein Bruder Frederico."

Adrianna nickte leicht mit dem Kopf, als ihr Blick auf die Turmuhr der Kathedrale fiel. Einen Augenblick lang blieb ihr beinahe das Herz stehen. Wenige Minuten vor dem zwölften Glockenschlag, stellte sie erschrocken fest. Suchend glitten ihre Augen durch die Menschenmenge, als sie die aufgescheuchte Maria ausmachte. Sie zwängte sich an Ezio vorbei, balancierte das Dach entlang bis zu einer geeigneten Stelle, an der ein Stoffhandel sein Restelager aufgeschlagen hatte. Sie überlegte nicht lange und obgleich ihr bei dieser Höhe etwas mulmig war, stieß sie sich vom Rand ab und sauste durch die Luft. Das Gefühl der Schwerelosigkeit durchdrang ihren gesamten Körper, ehe sie in die Leinen plumpste. Aufgescheucht sprang der Verkäufer zur Seite, als sich das Mädchen herauskämpfte und eilig das Weite suchte. Völlig außer Atem kam sie bei der Haushälterin an, die sie mit einem besorgten Blick musterte.

"Adrianna! Um Himmels Willen. Ich habe euch überall gesucht!", herrschte die alte Dame. Schuldig senkte das Mädchen den Blick.

"Verzeiht mir.", brachte sie hervor. Maria rieb sich kurz über die Stirn, dann erschien schon wieder das typische Lächeln auf ihren Zügen.

"Schon gut. Es ist soweit, wir müssen nach Hause. Hattet ihr Spaß?.", hinterfragte sie fürsorglich, als sie das Mädchen mit einer führenden Hand am Rücken durch die Menge manövrierte.

"Ja, ich hatte Spaß.", gab sie fein zurück. Auf ihren Lippen war ein feines Lächeln. Dies würde ein Tag werden, den sie in ihrem Leben so schnell nicht wieder vergessen würde. Das Sommerfest in Firenze, die Begegnung mit Ezio und Frederico Auditore, wobei ihr beim Gedanken an die Pazzifamilie etwas mulmig wurde. Nichts desto trotz hatte sich dieser Ausflug gelohnt.



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