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Alaska

von

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Wie wir uns zum ersten Mal trafen

Das Blut pumpte Kaskae durch den Kopf als sie endlich vor dem Haus ihrer Herrchen ankam. Hm, mal sehen… Der Zaun war etwa zweieinhalb Meter hoch, würde sie es da hoch schaffen? Okay, sie sollte es erst mal mit dem Tor versuchen.

Unsicher stellte die Hündin sich auf die Hinterbeine und versuchte die Klinke mit den Vorderpfoten herunterzudrücken, wobei sie jedoch scheiterte. Sie machte noch ein paar Anläufe, benutzte nun auch ihr Maul, doch diese verdammte Klinke schien wie verhext!

„Verdammt!“, zischte sie und sah verzweifelt den Zaun hoch. Wenn sie sich einfach stellen würde? Einfach kurz aufbellen, Miss Morris mit einem unschuldigen, engelsgleichen Blick anschauen… Würde das nicht reichen?

Nein.

Definitiv nicht, Miss Morris war zu konsequent.

Okay, dann musste Kaskae eben über den Zaun kommen… Irgendwie… Aber wie, das war Maschendraht! Sie würde sich die Beine verdrehen!

Egal, lieber ein verdrehtes Bein als Ärger von der Haushälterin zu bekommen.

„Okay, dann mal los…“ Kaskae atmete tief durch und holte Anlauf. Doch kurz vor dem Zaun zögerte sie und bekam schließlich doch weiche Knie. Sie konnte das nicht, der Zaun war zu hoch, verdammt!

Aber was sollte sie tun, ihr rannte die Zeit davon! Sie brauchte es einfach nicht zustande über diesen verdammten Zaun zu kommen, geschwiege denn durch das Tor, aber gab es denn keinen anderen Weg?

Verzweifelt tigerte Kaskae vor dem Tor herum, suchte fieberhaft nach einem anderen Weg hinein, sie buddelte sogar den Schnee weg, doch durch den schmalen Schlitz zwischen Boden und Gitter passte sie nicht durch.

„Oh Gott, ich bin geliefert, ich bin am Ende! Mein Leben ist vorbei… Die werden mich kochen und aus meinem Fell Handschuhe machen und wenn Jane fragt wo ich bin sagen sie, ich wäre abgehauen! Oh verdammt, mein Leben ist am Ende – Definitiv, total und absolut am Ende… Kaskae mach dich beriet zu sterben…“

„Mit wem redest du?“

Kaskae fuhr augenblicklich herum und starrte erschrocken zu Steele, der plötzlich hinter ihr aufgetaucht war.

„Wo… was, wie, wo kommst du denn her?!“, rief sie erschrocken und versuchte ihr rasendes Herz zu beruhigen. Der Rüde hatte ihr gerade den wahrscheinlich größten Schreck ihres Lebens eingejagt.

„Sagtest du nicht du hättest es eilig?“, fragte Steele vielsagend.

„Nah, hab ich auch! Die Haushälterin wird jeden Moment kommen um mir mein Futter zu geben und ich bin NICHT auf dem Grundstück!“

Steele zuckte die Schultern und sah unbeeindruckt zu ihr. „Und?“

„UND?! Sag mal, ich bin nicht so ein Hund wie ihr! Ich mach nicht jeden Tag irgendwelche Spaziergänge auf eigene Faust, ich hab genug Erziehung, dass ich zu Hause bleibe! Zudem würden meine Herrchen mir herumstreunen nie erlauben, dass dir das klar ist.“

Steele konnte sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen und kicherte. „Du bist ja so süß wenn du dich aufregst, lass dir das klar sein.“

„Na danke auch! Helf‘ mir jetzt oder geh, ich will nicht noch mehr Ärger bekommen.“

„Also gut, also gut, wie kann ich dir denn helfen?“, fragte Steele nun und stellte sich neben sie.

Kaskae sah ihn misstrauisch aus den Augenwinkeln an, dann meinte sie jedoch: „Ich muss da rüber kommen, aber wie?“

„Warum versuchst du’s nicht einfach durch die Tür?“, schlug Steele mit einem überlegenen Grinsen vor.

Kaskae verdrehte jedoch nur genervt die Augen. „SO schlau war ich auch schon, da geht nichts, die Klinke steckt fest oder so.“

„Lass mich da mal ran Kleines.“ Steele lief selbstsicher auf das Tor zu und sah es sich erst mal prüfend an.

„Hey! Ich bin kein hilfloses Baby, lass dir das klar sein“, fuhr Kaskae ihn an, doch der hatte im nächsten Moment bereits das Tor geöffnet „Ähhhh… Wie… wie hast… Es hat doch geklemmt, ich meine wie hast du…“

„Da ist ein Riegel den du zuerst zurückschieben musst. Als du gegangen bist und das Tor zugeknallt hast ist der Regel wohl zurückgeschoben worden.“

„Oh… äh…“ Völlig perplex starrte Kaskae zu Steele, der jedoch noch immer triumphal grinste und mit dem Kopf in Richtung des Tors zeigte.

„Hattest du es nicht eilig?“

„Oh, genau! Danke noch mal, du hast was gut bei mir!“, rief Kaskae ihm im vorbeirennen hinterher.

„Glaub mir Kaskae… Das merk ich mir…“ Über Steeles Gesicht huschte ein lüsternes Grinsen, jedoch nur für einen kurzen Augenblick, dann verschwand er eilig, da sich die Tür öffnete, Miss Morris der Hündin ihr Futter hin stellte und, als sie Steele erblickte, auf das Tor zukam und dieses laut fluchend schloss.

„Diese verdammten Streuner, wenn einer von denen dich verletzt oder mit irgendeiner Krankheit infiziert, deine Besitzer würden ausrasten! Oder stell dir um Himmels Willen mal vor du würdest von denen trächtig werden… Um Himmels Willen, das wäre das schlimmste was passieren könnte“ Miss Morris schloss das Tor und fuhr dann fort: „Aber du bist so eine gute Hündin, obwohl das Tor offen war bist du hier geblieben! Janny wird so stolz auf dich sein, dafür bekommst du eine besondere Belohnung.“

Miss Morris tätschelte Kaskae den Kopf, verschwand im Haus und kam ein paar Augenblicke später mit einem Steak in der Hand zurück. Filetsteak! Okay, nicht viel, aber ein wenig.

„Hier, für dich.“

Gierig schnappte Kaskae Miss Morris das Futter aus der Hand und begann es gierig in sich rein zu schlingen, doch im selben Moment bekam sie fast schon so was wie ein schlechtes Gewissen. Sie hatte sich ganz und gar nicht an diese Regel gehalten und das genaue Gegenteil getan und dennoch bekam sie ihre Belohnung. Ach, egal, solange sie eine Belohnung bekam war es ihr eigentlich mehr als egal.

Und so ein Filetsteak… Hm, das war doch mal was, nicht?
 

Als die Sonne sich dem Westen neigte und langsam unter ging, kroch Kaskae langsam ein bekannter Geruch in die Nase.

Jane!

Mit einem erfreuten Bellen sprang die Hündin auf und sprang aufgeregt am Zaun herum. Obwohl Jane noch nicht zu sehen war so hatte sie sie bereits gewittert.

„Kaskae, beruhig dich! Hey, meine Kleine, ganz ruhig, ich bin zurück!“, begrüßte Jane sie schließlich. Sie öffnete mit einem breiten Grinsen das Tor und ging in die Knie, als Kaskae an ihr hochsprang.

„Jaaa, ich bin ja da, komm runter!“

Kaskae schleckte ihr wie wild über das Gesicht und rieb den Kopf energisch an ihrem Frauchen, bis diese wieder aufstand und ihr den Kopf tätschelte.

„Als ob sie dich seit Ewigkeiten nicht gesehen hätte“ Miss Morris öffnete Jane die Tür „Sie hat sich heute übrigens sehr gut benommen! Das Tor stand offen und sie ist nicht abgehauen! Ach, und Jane, du solltest wirklich wegen den Streunern hier aufpassen.“

Als Jane mit Kaskae das Haus betrat und ihren Mantel im Flur an den Ständer hing sah sie verwundert auf.

„Was für Streuner? In der Schule sagte man mir dass die Hunde eigentlich alle einen Besitzer haben und nur durch die Gegend streunen. Aber Sie haben schon Recht, das ist wirklich extrem wie viele Hunde hier einfach allein durch die Gegend laufen. Aber warum warnen sie mich vor denen? Die sind doch harmlos.“

„Ja, vielleicht, aber ich rede über den Hund“ Miss Morris zeigte auf Kaskae, welche sich im Wohnzimmer auf den Teppich, vor den Kamin gelegt hatte und neugierig ihrem Gespräch lauschte „Du führst sie doch immer mit Leine aus, oder?“

„Äh… Ja, meistens… Manchmal darf sie auch mal frei rumrennen, warum?“, fragte Jane verwirrt und zog sich nun die Schuhe aus.

„Ach, es geht um die Rüden, ich hab heute einen großen vor dem Tor gesehen, als die Tür offen war. Und na ja… Du weißt genau was passieren würde wenn Kaskae Junge bekommen würde…“

„Ich weiß, mein Vater hat mir klar und deutlich gesagt dass er sie ertränken würde…“ Jane war sichtlich genervt von diesem Thema und wollte sich so schnell wie möglich ins Wohnzimmer verkrümeln, doch Miss Morris schien da hartnäckiger zu sein.

„Janny, ich weiß dass du dieses Thema hasst, aber mach dir bitte die Ernsthaftigkeit dieses Falls klar: Dass du Kaskae bekommen hast ist an sich bereits ein Wunder. Deine Eltern wollten dir eigentlich keinen Hund kaufen und wenn dann nur einen kleinen. Wenn sie Junge bekommen würde, dann wäre dass das schlimmste was dir, ihr und den Jungen passieren könnte.“

„Ich weiß, ich weiß! Ist ja gut, ich werd‘ auf sie beim Spazieren gehen aufpassen! Kann ich jetzt bitte was essen?“

„Ja, sobald deine Eltern da sind.“

„Okay, ich geh auf mein Zimmer. Komm Kaskae.“

Mit angelegten Ohren folgte sie Jane und warf Miss Morris einen wütenden Blick zu.

Es war weniger die Tatsache, dass sie nicht trächtig werden durfte, sondern viel mehr das, was Janes Vater mit den Jungen machen würde. Das war grausam und es erinnerte sie an… Damals.

Mit schnellen Schritten folgte Kaskae Jane in ihr Zimmer und sprang ohne Umwege auf deren Bett.

„Nein! Ach, geh da runter!“, rief Jane aus, ließ es jedoch sein. Die Decke war nun sowieso verknittert und in ein paar Stunden würde Jane auch wieder im Bett liegen – Oh Gott, wie sehr sie sich doch aufs Wochenende freute.

„Na du Flohsack, freust du dich auch schon aufs Wochenende? Dann bin ich von morgens bis abends für dich da und wir können Spazieren gehen und wenn du willst können wir auch mal in den Wald gehen und alles Mögliche… Oh Mann, weißt du noch, der Tag an dem ich bekommen hab? Das war der mit Abstand dunkelste Tag in der Geschichte der Wetteraufzeichnung… Finde ich zumindest.“, erzählte Jane, holte ihren Zeichenblock und einen Bleistift hervor, legte sich der Länge nach, neben Kaskae, in ihr Bett und begann die Hündin abzuzeichnen, worin Jane ziemlich gut war.

Aber um auf ihre Frage zu antworten: Ja, Kaskae erinnerte sich…
 

Es war ein verdammt dunkler Tag gewesen, ein Tag im Sommer. Kaskae war gut ein Jahr alt gewesen und war wie jeden Tag schon früh wach und leckte sich die Pfoten sauber. Es hing noch Blut dran, ihr Blut, vom gestrigen Training. Sie war immer noch in den dunkleren Zwingern hinter dem Haus und ganz langsam da… gab sie auf. Welpen wurden geboren, wurden trainiert, wurden gebrochen, wurden in die Zwinger, weiter vorne, wo die Hunde waren die zum Verkauf standen, gebracht und Kaskae sah sie nie wieder. Sie hoffte nur das Beste für sie.

Und dann gab es noch DIE Hunde – Die Hunde die NIE in die vorderen Zwinger kommen würden. Sie waren einfach nicht dazu bestimmt. Aber vielleicht war es auch gut so, dass sie nicht all diese Schmerzen ertragen mussten.

Es war eine traurige Sache. Kaskaes Zwingernachbar hatte ihr mal davon erzählt, er war dabei gewesen: Er hatte gesagt dass einer der Hunde, ein junger Rüde, mit einer angeborenen Muskelschwäche, während des Trainings einfach zusammengebrochen und auch nach unzähligen Hieben nicht wieder aufgestanden war.

Und deshalb hatte man ihn einfach erschossen.

Es gab unzählige andere Gründe warum manche Hunde nie das Glück hatten zum Verkauf zu stehen. Manchmal waren es auch äußerliche Fehler. Doch diese Hunde hatten meist noch Glück und wurden runtergesetzt zum Verkauf gestellt. Nicht jedoch wenn sie Fehlbildungen hatten.

Dann ging es schnell und prozesslos.

Oder wenn sich erst später ein Geburtsfehler herausstellte.

Was das anging waren diese Menschen Monster.

Was das Training anging, waren diese Menschen Monster.

Eigentlich fiel Kaskae nichts ein, wo sich diese Menschen nicht wie Monster benahmen. Wenn man das unter „Humanität“ verstand, dann wollte sie nie an irgendwelche derartige Leute geraten.

Geknickt sah Kaskae auf ihren leeren Futternapf und schnappte nach ein paar Fliegen die darum schwirrten und ihre Eier ablegen wollten.

Doch plötzlich zuckte sie zusammen und starrte mit weit aufgerissenen Augen zu dem Mann, der an ihrem Zwinger vorbei lief und zwei Hunde an die Leine nahm und mit ihnen nach vorne lief.

Die glücklichen – Entweder sie wurden jetzt verkauft oder sie mussten Trainieren. Manchmal da waren die Schlitten fürs Training auch weiter vorne gelagert.

Aber Kaskae war sich ziemlich sicher dass die beiden Glück hatten und verkauft wurden. Der Mann hatte nämlich keinen Schlagstock oder Peitsche oder ähnliches dabei. Diese Leute waren so hinterhältig wie schlangen: Immer wenn es um den Verkauf der Hunde ging, waren diese Männer plötzlich sogar sehr nett. Sie hatten keine Waffen bei sich und waren scheinbar total freundlich zu den Hunden – Aber eben auch nur solange, bis keine Kunden mehr da waren.

Und das Geschäft schien wohl sehr gut zu laufen. Manche Hunde waren schneller verkauft als Kaskae überhaupt realisieren konnte.

Vor allem junge Hunde. Manche Hunde wurden nämlich bereits im Welpenalter verkauft, wenn sie noch klein und knuffelig waren, das waren meist die Hunde die irgendwelche Fehler hatten.

Kaskae hingegen erfüllte alle Rassevoraussetzungen und sollte deswegen anscheinend als Schlittenhund dienen. Hatten diese Männer vor.

Was erlaubten sie sich eigentlich über das Schicksal eins Hundes zu bestimmen? Wer sagte denn dass sie das überhaupt WOLLTE?!

Sobald sie hier raus war würde sie alles machen außer Schlitten ziehen.

Falls sie hier je heraus kam.

Was wollten die denn noch alle von ihr? Was hatte sie denn noch zu tun, dass man sie endlich verkaufen würde? Oder war sie gar nicht zum sofortigen Verkauf bestimmt sondern sollte erst mal ein paar Junge gebären?

Oh Gott, bitte nicht! Alles, ALLES nur das nicht! Sie wollte das nicht, sie wollte sich nicht mit irgendeinem Rüden paaren den sie überhaupt nicht kannte, der in ihr nur irgendeine Hündin in ihr sah.

Allein der Gedanke daran ließ ihr das Fell zu Berge stehen!

„He, komm, du bist dran.“

Die Stimme eines Mannes riss sie aus ihren Gedanken und sie schreckte auf. Ein Mann öffnete die Zwingertür und zerrte sie unsanft am Halsband heraus. Inzwischen hatte sie gelernt nicht mehr so wehrhaft zu sein, er ersparte ihr Schmerzen.

Als sie hinter dem Haus hervorkamen und an den Zwingern vorbeiliegen, horchte Kaskae jedoch auf und wand neugierig den Kopf um. Da waren Leute.

Zwei Erwachsene, ein Mann und eine Frau. Die Frau hatte ihre blonden Haare hochgesteckt und trug ein Knielanges Kleid und eine Strumpfhose. Ihr Mann trug einen Anzug und hatte die Haare elegant zur Seite gekämmt. Eigentlich waren die Klamotten weniger für eine so abgeschiedene Gegend wie hier gedacht, doch die beiden schienen da wohl anders darüber zu denken.

Und sie hatten eine Tochter, vielleicht zwölf, dreizehn Jahre alt.

Das Mädchen hatte lange, braune Haare, welche in Locken über ihre Schultern hingen. Sie trug ein ähnliches Kleid wie ihre Mutter, jedoch war es länger.

Kaskae war wie gelähmt als sie die Leute sah und blieb plötzlich einfach stehen. Das Mädchen gefiel ihr irgendwie…

Man sagte zwar immer dass die Menschen sich ihre Hunde aussuchen würden, doch eigentlich war es anders herum: Die Hunde suchten sich ihre Herrchen aus.

Und aus irgendeinem Grund gefiel Kaskae dieses Mädchen. Es war ihre Ausstrahlung, die sie so mochte.

Doch das Mädchen suchte sich schon einen anderen Hund aus.

Für einen Moment wollte Kaskae aufgeben und weiterlaufen, doch dann gab sie sich einen Ruck. Warum sollte sie es nicht zumindest versuchen? Vielleicht war das die einzige Möglichkeit hier weg zu kommen...

Sie bellte auf.

„He, komm schon.“ Der Mann zerrte an Kaskaes Halsband und wollte sie zum weiterlaufen bewegen, doch plötzlich drang eine Stimme an ihr Ohr.

„Mutter, seh mal! Die da ist hübsch, darf ich sie mal ansehen?“

„Ach ist weiß nicht Jane, ist die nicht ein bisschen zu groß?“

„Bitte! Vater, Mutter, bitte, ich möchte sie nur einmal anschauen, vielleicht ist sie ja was für mich.“, bettelte das Mädchen und sah ihre Eltern flehend an.

„Also gut, aber nur ganz kurz“, meinte ihr Vater schließlich „Entschuldigen sie, Sir, der Hund, könnte meine Tochter ihn kurz ansehen?“

Der Mann der Kaskae am Halsband hielt sah auf. „Äh… äh... Also… Ja sicher, kommen sie… Aber ich, ich weiß nicht ob sie zum Verkauf steht… Wahrscheinlich nicht, sonst wäre sie bei den Verkaufszwingern.“

„Oh bitte Sir, ich will sie mir nur ein bisschen ansehen“ Jane stand bereits vor Kaskae und sah der Hündin freudig in die braunen Augen. „Ohhhh, du bist wirklich ein hübscher Hund.“ Sie kicherte und ging in die Knie.

„Ah… Sie, sie ist aber noch nicht fertig was ihre Schlittenhundausbildung ausgeht und Muskeln muss sie auch noch ansetzten.“, versuchte der Mann Jane weiter abzuwimmeln.

„Nein, nein, schon okay! Mutter, Vater, kommt mal her, was haltet ihr von der? Ich find sie toll.“

Jane war ganz verzückt von Kaskae und wollte gar nicht mehr von ihrer Seite weichen.

Kaskae rieb wie wild den Kopf an Janes Hals und hechelte aufgeregt. Sie blickte immer mit einer gewissen Nervosität zu Janes Eltern, versuchte jedoch genau jetzt keinen einzigen Fehler zu machen. Das würde das Ende bedeuten und diese Chance musste sie unter allen Bedingungen nutzen! Jane schien von Kaskae begeistert zu sein und andersherum – Jane war der allererste Mensch der Kaskae so was wie Zuneigung entgegenbrachte, auch wenn es nur streicheln war.

Bisher war Kaskae von den Männern nur Schläge gewohnt gewesen und die plötzliche Sanftheit dieses Mädchens war ein völlig neues Erlebnis für sie. Menschen waren für die Hündin immer nur böse, gewalttätige Monster gewesen, umso positiver überrascht war sie hiervon.

„Hm, also auf mich scheint sie einen guten Eindruck zu machen… Was sagst du Charles?“

Der Mann musterte Kaskae misstrauisch, doch als er den flehenden Blick seiner Tochter sah schien auch er weich zu werden.

„Also gut… Meinetwegen kannst du sie nehmen. Wie heißt sie eigentlich?“, fragte er an den Mann gewandt, der Kaskae aus dem Zwinger geholt hatte.

„Äh… Wir geben den Hunden hier keine Namen, das dürfen sich die neuen Besitzer selber aussuchen.“, antwortete der Mann stockend.

„Okay… Na kommt schon, kaufen wir sie? Sie ist so zutraulich, bitte!“

„In Ordnung, dann nehmen wir den Hund.“

„Ja! Danke Vater, vielen, vielen dank!“, jubelte Jane und umarmte ihren Vater überglücklich.
 

Nur wenige Minuten später saß Kaskae in dem Auto ihres neuen Frauchens und ließ genießerisch die Streicheleinheiten über sich ergehen.

Der Mann hatte Kaskae zwar nur sehr zögerlich verkauft, doch jetzt, wo sie tatsächlich in dem Auto ihrer neuen, ihrer eigenen Herrchen saß, konnte sie ihr Glück kaum fassen! Sie war weg, sie war endlich weg von diesem furchtbaren Ort, endlich würde alles gut werden.

„Weißt du was, Hündin“, fragte Jane nun an sie gewandt „Ich glaub ich nenn‘ dich Kaskae, einfach weil’s mir gefällt.“

Jane wuschelte ihr durchs Fell und band ihr dann spaßeshalber eine rote Schleife um den Hals.

„So, jetzt siehst du wirklich aus wie ein Geschenk. Ich hab heute Geburtstag, weißt du?“

Kaskae schaute zwar nur verständnislos drein, doch als Jane sie wieder am Rücken kraulte, ließ sie den Kopf wieder zur Seite sinken und genoss einfach nur die Liebe die Jane ihr entgegenbrachte.
 

„Jane, komm essen, deine Eltern sind zurück!“, riss Miss Morris‘ Stimme Kaskae aus ihren Gedanken.

„Oh! Ich komme“ Jane legte den Block mit der Zeichnung von Kaskae zur Seite und stand auf „Na komm Mädchen, ab mit dir nach draußen, du weißt dass du zum Essen nicht im Haus sein darfst.“

„Jaja, immer das gleiche mit euch…“, murrte Kaskae und erhob sich.



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